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Nr. 183. 35. Jahrg.

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.Sozialdemokrat Berlin ".

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

10 Pfennig

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Die fiebengespaltene Rolonelzeiletoftet 80 Pfg. leine Anzeigen", das fettgebrudte 2ort 30 Bfg.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Bort 15 Pfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Mort 20 Big., jedes weitere Wort 10 Pfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Zeuerungszuschlag 20% Familien- Anzeigen, politische und gemertschaftliche Bereins Anzeigen 60 Pfg. die Zeile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 1hr nachmittags im Hauptgeschäft. Berlin SW. 68, Lindenstraße 3, abgegeben werden. Geöffnet von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 6. Juli 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplek, str. 151 90-151 97.

Ruffen marschieren gegen Engländer

Ententetruppen an der Murman- Englische Angriffe beiderseits der Somme, Die Protestbewegung der Börse.

küste.

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Die Sowjetregierung entfendet Truppen. Reine finnischen Transporte.

Maskan, 3. Juli. Die Preffe veröffentlicht folgenden Be­fehl Troskis: Jm Murman ist fremdes Militär gelan. bet worden, trotz des ausdrücklichen Protestes des Kommissars für auswärtige Angelegenheiten. Der Sowjet der Volkskommiffare schreibt mir vor,

dorthin die nötigen Streitkräfte zu entsenden, um die Küste des Weißen Meeres vor der Befibergreifung durch ausländische Imperialisten 3 fchen, daher befehle ich folgendes:

1. Wer dem auswärtigen Militär Hilfe leiftet, ob direkt oder indirekt, wird als Landesverräter betrachtet und nach Kriegsgeseh hingerichtet.

2. Der Transport nach Archangelsk von Kriegsgefangenen, ob in bewaffneten oder unbewaffneten Abteilungen oder einzelner Leute, ist unbedingt verboten, jeder, der hiergegen verstößt, wird nach dem Kriegsgefe gerichtet.

3. Zur Fahrt an die Weißmeerküfte benötigen russische wie ausländische Bürger unbedingt die Erlaubnis des nächsten Kreiskriegskommissariats. Passagiere, welche ohne eine derartige Erlaubnis an die genannte Küste reisen, sind zu berhaften.

Woo Juh. Der Nat der Volkskommtsfare hat folgende Belanntmachung erlassen: Der Vorsitzende des Murmanschen Sowjets Jurjem, welcher zu den anglo- franzöfifchen Imperialisten über­gegangen und an den feindlichen Handlungen gegen die Sowjet­republik teilgenommen hat, wird als Feind derselben erklärt und als außerhalb des Gefehes stehend betrachtet. Wie die Presse meldet, ist über Archangelst der Kriegszustand ver­hängt worden.

Kopenhagen , 5. Juli. Zu der Meldung von finnischen Truppen­transporten nach der Murmanküste und Russisch- Starelien und der Ausweisung englischer Untertanen aus Finnland fann die hiesige finnische Gesandtschaft erklären, daß diese Meldungen jeder Grundlage entbehren.

Um Baku .

Republik Nordafcrbeidschan.

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auf dem Nordufer, östlich von Hamel und Villers Bretonneng zurückgewiesen Erhöhte Gefechtstätigkeit an Avre und Aisne Fortdauer der Piaveschlacht - Erbittertes Ringen um die Mündungs­infel Italienische Angriffe auf den Monte Solarolo abgeschlagen. Berlin , 5. Juli 1918, a bends. Amflig. Von den Kampffronten nichts Neues. Amtlich. Großes Hauptquartier, 5. Juli 1918.( 2. Z. B.)

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Weftlicher Kriegsschauplatz. Seeresgruppe Kronprinz Ruppre& t Deftlich von Ypern wurden stärkere Borstöße des Feindes ab­gewiesen. Beiderseits der Somme sind gestern früh dem starken englischen Feuer Infanterieangriffe des Feindes gefolgt. Auf dem Nordufer des Flusses brachen fic vor unseren Linien blutig zufammen. Südlich der Somme drang der Feind in Dorf und Wald Hamel ein. Auf der Höhe östlich von Hamel wurde sein Angriff durch unseren Gegenßeß zum Scheitern gebracht. Deftlich von Billers Bretonneng warfen wir den Feind in feine Ausgangs­stellungen zurüd.

Am Abend lebte die Gefechtstätigkeit fast an der ganzen Heeresgruppenfrent auf und blieb auch während der Nacht namentlich im gestrigen Kampfabschnitt gesteigert.

Heeresgruppe Deutscher Kronprins. Erhöhte Gefechtstätigkeit auf dem Westufer der Avre und beiderseits der Aisne .

Leutnant Menkhoff errang seinen 35., Leutnant Thuh seinen 24. Luftfieg. Der Erfte Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der österreichische Bericht. Wien , 5. Juli 1918. Amtlich wird verlautbart: Die Rämpfe auf der Piave Mündungsinsel haben auch gestern teine Unterbrechung erfahren. Die beiderseits ein­gesezten Kräfte halten einander die Wage. Starke italienische Angriffe gegen unseren Südflügel wurden durch Gegen­stöße wettgemacht. Bei Chiesa Nuova warf das altbewährte schlesische Infanterieregiment Nr. 1 durch rasches Zugreifen den in unsere Stellungen eingedrungenen Italiener wieder hinaus. Zwischen der Piave und der Brenta sekt der Feind seine Ver­fuche, die von uns am 16. Juni gewonnene Stellung zurückzu­erobern, mit Zähigkeit fort. Sein Hauptstof richtete sich gestern gegen den Raum des Monte Solarolo. Der bis in unsere Gräben vorgetragene Angriff führte zu erbitterten Nahkämpfen, in denen ein großer Teil des Feindes niedergemacht, der Rest zurückgetrieben wurde. Bon Batterien der Grazer Einser und der Krakauer 55. Feldartilleriebrigade vortrefflich unterstüt, haben sich, seit drei Wochen ununterbrochen im Kampfe stehend, wieder die Schlesier des Bataillons 120 und die Bosniaken des vierten Regiments besonders ausgezeichnet. Die Verluste des Gegners find außerordentlich hoch. Auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden und an der Tiroler Front lebhafte Artillerie­tätigkeit.

Von Wilhelm Neil.

Seit dem Bekanntwerden des Beschlusses des Hauptaus­schusses, den Stempel für den Umsatz von Dividendenpapieren während der Kriegsdauer auf 5 vom Tausend, im Frieden auf 2 vom Tausend festzusehen, wird an allen Börsenplägen eine geräuschvolle Protestbewegung inszeniert. Der Börsen­betrieb wird fünstlich eingeschränkt, die Börsenvereinigungen halten Versammlungen ab, beschließen, daß der erhöhte Stempe! den Ruin der Börse, die Gefährdung der Existenz des Bankier­gewerbes, die Bedrohung unseres ganzen Wirtschaftslebens bc­deute, richten Eingaben über Eingaben an den teichstag, tele­graphieren die einzelnen Reichstagsabgeordneten an und aro­hen mit dem Massenstreif.

Man muß gestehen: Die Börsenlesere Serstehan fich aufs Agitieren und demonstrieren. Die Arbeiter und die breite Masse der von den Verbrauchssteuern hart betroffenen Bolts­schichten könnten von ihnen etwas lernen. Die minderbemittel­ten Volksmassen werden jezt während des Krieges bereits von der dritten Serie empfindlich wirkender Verbrauchssteuern betroffen. Hätten sie dieselben Mittel zur Abwehr angewandt wie die Börsenleute, so wäre unser Wirtschaftsleben mitten im Kriege stillgelegt, der Reichstag in einem Meer von Eingaben erfäuft worden und den bürgerlichen Parteien wie der Regie­rung wäre es wohl vergangen, eine Massenbelastung auf die andere zu häufen.

Als die Regierungsvorlage, die den Stempel auf 3 vom Tausend festsetzte, Mitte April erschien, wurde sie von der Börse verhältnismäßig ruhig aufgenommen. Die besonnene Kritik, die sich auf den Boden der Provinzbanfiers stellte, bezeichnete den Steuersatz zwar als zu hoch, aber 2 vom Tausend hielten nüchtern urteilende Fachleute für durchaus erträglich. Als Be­richterstatter für das Stempelgesetz schloß ich mich bei der ersten Ausschußberatung dieser Auffassung insofern an, als ich die Be­denken gegen 3 vom Tausend für die Friedenszeit als berechtigt anerkannte. Für die Kriegszeit schien mir dieser Satz aber nicht zu hoch zu sein. Die Regierung und der Reichsbankpräsi­dent wiesen in diesen Beratungen auf das tolle Spefu­lationstreiben an der Börse hin, das immer frassere Formen annahm und das auch in der Börsenpresse nicht nur zugegeben, sondern mit zunehmender Heftigkeit gegeißelt wurde. Man konnte in dieser Presse lesen, wie die Kriegsgewinnler das Börsenspiel als Sport betrieben, wie sie die Kurse hinauf­peitschen, wie die höchste Steuer und selbst ein hoher Eintritts­preis zu den Börsensälen die Spielwut nicht einzudämmen ver­möchten. So verdichtete sich der Gedanke immer mehr, wenig­stens für die Kriegszeit eine höhere Umsatzsteuer, die man als eine ergänzende Kriegsgewinnsteuer ansehen kann, zu erheben. Die Regierung wollte bis zu 1 Broz. gehen, fand aber dafür feine Mehrheit, auch der Satz von 5 vom Tausend wurde in erster Lesung abgelehnt und auf den starken Einfluß von Ab­geordneten hin, die dem Bankfach nabestehen, beschlossen, den Steuersatz auf 1 vom Tausend herabzusetzen. Daß das, vor allem während der Kriegszeit, doch eine zuweitgehende Rücksicht mar, sah man selbst in solchen Kreisen ein, die dem Bankkapital die größten Sympathien entgegenbringen. So fam es, daß so­gar der nationalliberale Führer Stresemann namens der Mehrheit seiner Fraktion den Antrag mitunterschrieb, der nun in zweiter Ausschußlesung angenommen wurde. Und in der Tat: Wenn man der Familie des im Schüßengraben liegenden Handwerkers und Arbeiters, dessen Eristenz tatsächlich durch den Krieg ruiniert wurde, das Brot, die Kartoffel, das bißchen Fleisch und alles, was des Lebens Notdurft erfordert, mit einer Umsatzsteuer von 5 vom Tausend verteuert, die so oft er. hoben wird, als die Ware umgesetzt wird, dann fann wahrlich während des Krieges auch der spekulierende Kriegsgewinnler bei Aftienfäufen eine einmalige Umsatzsteuer Proteftattion aber nicht verschweigen, daß sie selbst von bon 5 vom Tausend zahlen. Die Börsenleute sollten bei ihrer diesem Saz gar nicht betroffen werden, denn für Ge­Als vor Monaten die Besetzung der Stadt Baku durch die schäfte zwischen Börsenbesuchern untereinander- foge­Bolschewisten gemeldet wurde, prophezeite der Borwärts" Kühlmanns Rede im englischen Unterhause. Bebntel vom Tausend! Sie sollten ferner, wenn fie auf nannte Ruliffengeschäfte beträgt der Stempel mur fünf folgendes: man würde demnächst von Silferufen hören, aus­gehend von der kaukasischen Republik, diese Silferufe würden London , 5. Juli. ( Reuter.) Unterhaus. Der Pazifist die Schonung der Börje in England hinweisen, nicht übersehen, sich zu Gesuchen an die Mittelmächte verdichten, und daran Mason fragte, was die Regierung zu unternehmen gedenke wie schonend England auch die breiten Wassen im Kriege be­würde dann das schon öfter erlebte Schauspiel des militärischen im Hinblick auf die Reichstagserklärung des steuert und wie rücksichtslos es zugreift in der Erfassung der Einmarsches wie in Finnland , Livland , Estland usw. sich an, Staatssekretärs von Kühlmann über die deutschen großen Einkommen und Vermögen. schließen. Dabei handle es sich aber nur um die Befreiung Striegsziele. Der Unterstaatssekretär für Auswärtige Ange- Von besonderem Reiz ist, daß die Protestbewegung der der Bevölkerung, die Stellung Bakus als Zentrum der ruffi- legenheiten Lord Robert Cecil antwortete, er fönne nicht ein- Börsenleute sich der kräftigsten Unterstüßung der Unab. schen Betroleumerzeugung spiele feine Rolle. fehen, daß es nüßlich wäre, auf eine so unbestimmte hängigen" erfreut. Eduard Bernstein sieht sich beran­Diese Prophezeiung ist nun eingetroffen. Nur daß nicht und unentschiedene Erklärung hin etwas zu laßt, in der unabhängigen Bresse gegen die Sozialdemokratie die inzwischen zerfallene faufafische Republik um Hilfe gerufen unternehmen. Unsere Kriegsziele, fuhr er fort, find all zu schreiben, weil sie dem erhöhten Börsenstempel zugestimmt hat. hat, sondern einer ihrer Trümmer. Aserbeidschan war bisher gemein bekannt, aber wir werten vergeblich auf eine flare und Es ist schwer, sich mit Bernstein auseinanderzusehen, denn man der Name der nördlichen Provinz Perfiens, hier aber handelt unzweideutige Feststellung der Kriegsziele unserer Feinde. weiß nie in dem Augenblid, in dem man ihm antwortet, ob er es sich um das nordwärts daran angrenzende bislang ruffische Schließlich ersuchte Mason darum, eine Erörterung der die Meinung noch vertritt, die er soeben entwickelt hat. Bern­Gebiet, das sich unter dem Namen Nord- Aserbeidschan" felb- Stühlmannschen Erklärung zu eröffnen. Aber fein einziges stein war befanntlich 1906, als die Fraktion unter Bebels ständig machen will. Das heißt ein Teil dieses Gebietes, das Mitglied des Hauses erhob sich zu seiner Unterstützung. Führung die Fantiemesteuer bevilligte, prinzipieller Gegner

Konstantinopel , 3. Juli. ( Agentur Milli.) Emin Bey, der Vorsitzende der republikanischen Nationalversammlung von Aser= beidschan, gegenwärtig in Konstantinopel in der Eigenschaft eines ersten Abgeordneten, gewährte einem Vertreter der Agentur Milli eine Unterredung über die Republik Nord- Aser­beidschan. Sie erklärte ihre Unabhängigkeit am 28. Mai und umfaßt die Provinzen Baku , Elisabethpol, einen Teil der Pro­ving Tiflis und Erivan. Dec Flächeninhalt beträgt 100 000 Quadrat filometer, die Bevölkerung beläuft sich auf ungefähr drei Mil­lionen, von denen 75 Proz. vollständig türkisch und nruselmanisch sind. Die Boltsvertretung aus 44 Abgeordneten Aserbeidschans, früheren Mitgliedern des südtaukasischen Reichs­tags, bildete unter dem Vorsiz von Fetith Ali Khan ein Kabinett von 12 Mitgliedern. Dieses Kabinett führt gegenwärtig die Re­gierung des Landes. Die gefeßgebende Versammlung wird sechs Monate später zusammentreten und Entscheidung treffen über die spätere Form der Republik Aserbeidschan. Osmanische Lehrer sind. jest damit beschäftigt, die Organisation des Heeres bor­zunehmen, Polizei und Gendarmerie werden organisiert, der Sit der Regierung Aserbeidschans ist Baku , aber da diese Stadt in Händen der Bolschewikibanden ist, befindet sich die Regierung vorläufig in Elisabethpol. Die osmanische Armee in Elisa Land um Baku und die Stadt selber wollen offenbar beim bethpol leitete mit militärischen Kräften die Operationen Ajer Bolschewistischen Rußland bleiben. Dies verstößt aber beidschans zur Befreiung Bakus ein. Die Bevölkerung Aserbeidschans ist sehr fleißig und sehr handeltreibend. Von Anfang des Welt gegen das Selbstbestimmungsrecht, wie ich es auffofse", des frieges an waren ihre Sympathien stets auf feiten der brüderlichen Waffengewalt davon überzeugt werden, daß wir im Zeichen frieges an waren ihre Sympathien stets auf seiten der brüderlichen halb sind die Arbeiter von Baku Banditen und müffen nun mit des Friedens von Brest- Litowsk leben.

Türkei und ihrer Verbündeten.

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Der Chef des Generalstabes.

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