eine wahrhast gerechte Aufklärung der Sache eintritt sich bestreben, in gleicher Weise mit ihren unklaren Jnfor r ationell zurückzuhalten, so lange wir nicht auch hier das Signal zum Avauciren aus der gangen Linie geben. Und so weiter— leider ohne Grazie! Wir können dem Herrn v. Kotze unser tiefes Mitgefühl nicht versagen. Nicht wegen der anscheinend unschuldig erlittenen Untersuchungshaft; das ist ein Pech, das im Reich der Gottesfurcht und frommen Sitte auch den Ehrenwerlhesten treffen kann. Wohl aber thut er uns leid wegen seiner..... Kammer knechte. Welch ein Gefühl des Ekels muß ein Mann empfinden der derartig von Wanze» gepeinigt wird, dessen Nase den Duft solch widerwärtigen Geschmeißes einathmen muß. Wie es scheint, ist der arme Zeremoniennleister nicht einmal im Stande, das häßliche Ungeziefer von sich abzuschütteln. Eine furchtbar pein liche Situation! Roch eine elektrische Bahnverbindung zwischen Berlin und dem 1896 er Ausstellungsterrain ist, wie eine Lokalkomspom denz meldet, seitens eines englischen Konsortiums geplant. Das selbe beabsichtigt von einem Grundstück in der Nähe des Görlitzer Bahnhofes aus eine elektrische Bahn anzulegen, die sich kurz vor Treptow in eine Tunnelbahn verwandelt, unter der Spree hin weggeführt wird und dann auf der Herrn Zenner gehörigen Rohrinsel, die jetzt„Neu-Spreeland'' getauft worden ist, die Passagiere mittels Elevators wieder an die Oberfläche befördern will. Bon hier aus sollen die Besucher mittels einer eisernen Brücke auf das Festland zurückgelangen. Ein Franenmord ist am Sonnabend Nachmittag in Schöne berg begangen worden. Ein Tischler aus Groß-Lichterfelde be- merkte in der Nähe eines Roggenfeldes am Priesterweg bei der Potsdamer Bahn zwischen Friedenau und Schöneberg eine große Blutlache, einige Meter entfernt eine zweite und eine dritte in dem Roggenfelde selbst. Es fand sich die Leiche einer etwa 30jährigen Frau mit zwei Messerstichen in der rechten Seite des Halses. Das Opfer trug einen rothen Rock und weiße Unterkleider. Ein verrostetes Taschenmesser mit einem Horngriff und ein Tischmeffer fanden sich in der Nähe des Tbatorles. Bei der Leiche wurde ein weißes Taschentuch mit einem Monogramm V.L. vorgesunden, ferner eine Rechnung von der Firma Galland u. Gallewski, Berlin , Spandauerstr. 39, aus den Namen B. Lange lautend. Ein Packet mit Bettzeug und anderem Stoff lag auf der Leiche. Bei den Sachen befand sich ein Portemonnaie mit etwas kleinem Gelde und ein Zettel mit einer sechs stelligen Zahl, wobl einer Lotterienummer. Der Kriminal kommissar Wolff und Polizeirath von Grave sowie der Ver. treter des Amksvorstehers von Schöneberg trafen bald nach 6 Uhr am Thatorte ein. Die Leiche wurde nach dem Schau- Hause in Schöneberg geschafft. Die Ermordete ist die i» Schöne- berg, sedanstr. 52, wohnhafte 35jährige Ehefrau Bertha Lange Der Mann war arbeitslos und die Frau betrieb seit längeren Jahren einen'HausirHandel mit Blousen, Schürzen und dergl., die sie bei der oben angegebenen Firma kaufte. Am Sonnabend hatte sie kurz nach 3 Uhr das Geschäft verlassen, um nach ihrer Wohnung zu gehen. Diese liegt nur 5 Minuten von dem That orte entfernt. Kinder hatte die Ermordete nicht. Sofort nach Ermittelung des Namens der Tobten begab sich der Kriminah kommissar Wolff mit Schöneberger Polizeibeamten nach der Lange'schen Wohnung, wo nach kurzer Untersuchung zur Ver- Haftung des Malers Lange geschritten wurde. Die sofort vor- genommene gründliche Haussuchung förderte jedoch kein Resultat; als belastend für den Ehemann wird angesehen, daß derselbe sich um 9 Uhr zu einer Nachbarin Frau Franz geäußert: »meine Frau bleibt so lange, der ist ein Unglück passirl. Lange ist ein nüchterner, solider Mensch, und dasselbe gilt von der Ermordeten. Frau L. hatte noch eine Stelle als Wirlh schasterin bei einer Frau Lehmann in der Sedanstraße; dorthin Halle sich L. am Sonnabend Nachmittag begeben, um seine Frau zu vertreten. Um 6 Uhr war er in seiner Wohnung gesehen worden, und von 7—9 Uhr Abends stand der Mann auf der Straße und sprach mit Bewohnern des Hauses darüber, daß ihn das Ausbleiben seiner Frau sehr beunruhige. Um 19 Uhr ver- ließ L. die Wohnung, indem er die merkwürdige Aeußerung that: »Jetzt muß ich meine Frau suchen, gleichviel ob ich gehe oder fahre." Um 11 Uhr kam der Mann wieder nach Hause; eine halbe Stunde später erfolgte die Verhaftung. L. leugnet die That energisch; eine Vernehmung, welche der Vertreter der Staatsanwaltschaft beim Landgericht II mit Lange anstellte, blieb ohne Resultat. Tagegen wurde festgestellt, daß Frau Lange bei ihrem Hausirhandel stets einen Korb bei sich hatte, in welchem sie die verkäuflichen Waaren trug. Dieser Korb ist bei der Leiche nicht vorgesunden worden, ebenso wenig diejenigen Gegenstände, welche Frau L. den Sonnabend Nachmittag bei Galland u. Gallewski gekauft hatte. Ob die Hausirerin den Korb etwa bei Bekannten abgestellt hat und dadurch veranlaßt worden, von der Hauptstraße abzuweichen und den„Priesterweg" zu passiren, ist noch nicht festgestellt. Der Vorgang muß sich nach Annahme der Behörde folgender- maßen abgespielt haben: Es hat sich nach dem ersten Angriff des Mörders zwischen diesem und seinem Opfer ein Ringkampf entsponnen, im Verlaufe dessen der Thäter die L. niit dem linken Arm an sich preßte, während er mit der rechten das Taschen- meffer zog. Er schlug dann mit der Waffe zweimal zu, und die von oben nach unten geführten Stiche durchschnitten die Schlag- «der. Frau L. hat nicht um Hilfe gerufen, sie ist sofort zu- sammengebrochen, erhob sich, taumelte einige Schritte weiter und wurde dann von dem Verbrecher ins Kornfeld geschleudert. Die ganze Szene muß sich innerhalb drei Minuten abgespielt haben. Nach dieser allerdings durch den Thatbestand bestätigten Dar- stellung erscheint es zweifelhaft, ob die Absicht eines Mordes vorlag.— Mehrere Verhaftungen, die vorgenommen wurden, blieben ohne Resultat. Erwähnt sei, daß auch ein Händler fest- genommen wurde, der eine blaue Blouse trug, an der sich ziem- lich frische Blutflecke befanden. Der Jnhaslirte giebt an, daß die Flecke von einer noch an der Hand befindlichen Verletzung herrühren; bisher war er nicht in der Lage, sein Alibi Nachweis- lich anzugeben. Leider war die Nekognoszirung dieses Mannes durch die Zeugen, welche den muthmaßlichen Mörder fliehend ge- sehen, nicht möglich, da sich keiner die Personalien des Thäters genau gemerkt hat. " gegen ihn gehegte Verdacht in Montag aus der Hast entlassen Fahrgästen Uhr jene Und da Lange ist, da sich der keiner Weise bestätigt hat, am worden. Es wird vielfach behauptet, daß die That von eines Wannseebahnzuges, welcher zwischen 4'/- und 5 Stelle passirte. gesehen und davon erzählt worden ist. thatsächlich der Mord gerade in jener halben Stunde ausgeführt worden sein muß, weil die Frau Lange um 4 Uhr noch in Zehlen- dorf gewesen ist und gleich nach 5 Uhr schon als Leiche auf- gefunden wurde, so erscheinen die Angaben über Beobachtungen oom Zuge aus als der Wahrheit entsprechend. Die Polizei- behörde läßt daher diejenigen, welche die That aus dem Zuge gesehen haben, ersuchen, sich beim Berliner Polizeipräsidium oder beim Amtsvorsteher in Schöneberg zu melden. Wegen der jetzigen hohen Temperatur ist, wie gemeldet wird, den Truppentheilen aufs neue eingeschärst worden, den Vormittagsdienst und insbesondere die Ucbungen im Gelände .huulichst um 10 Uhr zu beenden und den Nachmittagsdienst .licht vor 4 Uhr zu beginnen. Hoffentlich richtet man sich aller- ,eits peinlich danach. Leicht ist es um ein Menschenleben ge- ��Uebrigens sieht in diesem Punkt die militärische Praktik churmhoch über der des Unternehmerthums. Da muß selbst die .chwächlichste Fabrikarbeiterin rastlos schaffen, mag das Thermo- metrr so viel Grad Wärme zeigen, als ausreichend ist, um dem Körper den letzten Wassertropfen abzuzapfen. In der bürgerlichen Gesellschaft hieße es natürlich nebelhafte Utopisterei treiben, wenn »an fordern»vollle, daß bei übermäßige« Temperaturverhält. niffen die Vormittagsschicht früher beendet und die Nachmittags- schicht später begonnen werden solle, selbstverständlich ohne daß dem Arbeiter daraus ein Lohnausfall erwüchse. Aber daß selbst eine solche, doch sicherlich„an sich" nur vernünslige Forderung, wozu die Natur gewissermaßen zwingt, und wofür die.Siesta' der Herren Chefs Beweis ist, nicht durchgeführt werden kann, ohne„das ganze Geschäft in Verwirrung zu bringen", wie man behaupten würde, das beweist die abgrundtiefe Jämmerlichkeit derselben bürgerlichen Gesellschaftsordnung, wofür Herr Eugen Richter bereit ist, den letzten Tropfen— Tinte zu verspritzen. Elendsstatistik. Im Männerasyl des Berliner Asylvereins für Obdachlose nächtigten im Monat Juni 9252 Personen, von denen 8239 badeten. Im Frauenasyl nächtigten 1021 Personen, von denen 72 gebadet haben. Der Verein giebt bekannt, daß sein Arbeitsnachweis für Männer Büschingstraße 4 und für Frauen Füfilierstraße 5 ist. Frau Finke, Kottbuser Damm 101, erklärt auf die kürzlich von uns gebrachte Nachricht über ihre Verhaftung, daß sie wohl am Mittwoch Abend wegen Brandstiftung sistirt, aber am Donnerstag Nachmittag wieder entlassen sei. Es habe sich nicht der geringste belastende Anhalt für ihre Schuld ergeben. Großartige Fälschungen von italienischen Werth papieren sind in Berlin entdeckt worden. Die italienische Negierung hat bei der jetzigen Konvertirnng der fünfprozentigen Rentenbriefe Werthpapiere über je 1000 Lire als gefälscht zurück- gewiesen. Dies Verfahren hat von Seiten der letzten Inhaber solcher Papiere rückwärts laufende Prozesse hervorgerufen, weil jeder Inhaber die Fälschung bestreitet und den Vorbesitzer regreß- pstichtig machen wollte. Derartige Klagen schweben jetzt bei dem hiesigen Zivilgerichte. Die Fälschungen sind in großartigem Umfange betrieben worden, und der Fälscher hat in jedem einzelnen Falle 990 Lire eingeheimst. Wo die Werkstatt zu suchen ist, darüber ist man bisher zu keinem Anhalt gekommen. Hiesige Privatleute haben großen Schaden erlitten. Expreßgnt-Beförderung. Eine der neueren Einrichtungen der preußischen und der übrigen deutschen Vahnen, die an- scheinend noch wenig bekannt ist, ist die Gepäckbeförderung ohne gleichzeitige Lösung von Fahrkarle», Expreß-Befördcrung genannt. Hiernach"können Güter aller Art, welche sich zur Beförderung im Packwagen eignen, auch ohne Vorzeigung einer Fahrkarte ans Gepäckscheine aufgegeben werden. Der Frachtberechnung wird die normale Gepäckfracht für mindestens 20 Kilogramm zu Grunde gelegt. Als Mindestbetrag werden bei der Be- förderung in Personenzüge» 0,50 M., in Schnellzügen 1 M. erhoben. Ter Gepäckschein wird dem Absender eingehändigt oder aus Ver- langen der Sendung beigegeben, wenn die letztere mit der vollen Adresse des Empfängers versehe» ist. Am Bestimmungsort wird die Sendung gegen Rückgabe des Gepäckscheines bezw. dem zur Abnahme sich meldenden Adressaten oder dessen Beauftragten gegen Quittung ausgeliefert. Wird das Gut von dem Adressaten innerhalb einer Stunde nach Ankunft nicht abgeholt, so wird er vom Eingangs benachrichtigt. Eine eisenbahnssitige Zuführung des Gutes in die Behausung des Empsängers findet nicht statt. Für die nach Berlin bestimmten Sendungen kommen andere Be- stimmungen in Anwendung. Die mit der Adresse des Empfängers versehenen Sendungen werden dem Adressaten durch die„Ber- liner Packetfahrt-Gesellschaft" zugestellt, sobald nicht vom Ver- sender„Selbstabholung" oder„Bahnhof lagernd" vorgeschrieben ist. Unter den gleichen Bedingungen können auch Hunde und sonstige kleine Thiers in Käfigen befördert werden. Nachdem die Abtheile der IV. Wagenklasse fast durchweg mit Bänken ausgestattet sind und dadurch die Mitnahme zu großen und umfangreichen Reisegepäcks unthunlich gemacht ist, von der Bahnverwaltung in dem früheren Maße, selbst wenn es angängig ist, auch nicht mehr geduldet wird, so ist die oben ge- schilderte Maßregel für die die alleinigen Benutzer der genannten Wagenklasse abgebenden Proletarier, die ihr Gepäck unmittelbar vor der Reise oder mit demselben Zuge befördert wissen wollen, von Wichtigkeit. Freilich, daß die Eisenbahuverwaltung es ver- standen hat, die durch die Ausstattung der IV. Klasse mit Bänken erwachsenen Kosten wieder einzubringen, beweist auch diese neue Einrichtung. Ebenfalls noch wenig bekannt ist eine im Berliner Vorort- verkehr bestehende Einrichtung, die es ermöglicht, Gepäck, u. a. auch Kinderwagen, gegen Lösung eines besonderen Passagier- billels mit demselben Zuge— auch an den Sonntagen— be- fördern zu lassen. Denjenigen Proletariern, die ihren jüngsten Nachwuchs sonst„per Achse" mit sich führen, wird hierdurch die Gelegenheit zum Besuch von Wald und Flur bedeutend er- leichtert. AnS dem B rliner Aquarium wurde vor einiger Zeit berichtet, daß dort zum ersten Male die Eiertrauben eines zehn- Tißigen Weichthieres, des auS dem Mittelmeere stammenden echten Tintenfisches(Sepia), zu sehen seien. Die Hoff- nung, sie möchten ihre Entwicklung hier vollenden, hat sich er- üllt. dieser Tage sind die ersten Jungen ausgeschlüpft. Was die Entivickelung der Tintenfische so bedeutsam macht, ist, daß sich der Embryo aus einer Keimfcheibe des großen Dotters heraus- bildet, das bis zum Ausschlüpfen, ja oft noch nach dem Ver- lassen der Eihülle, als ein unsehnlicher, vorn am Kopf unterm Munde sitzender Dottersack erscheint. Dadurch weichen die Tintensische von allen übrigen Weichthieren ab und stellen sich den höheren Wirbelthieren an die Seile. Die soeben ins Frei- leben eingetretenen kleinen Wesen, die hier und im Binnenlande überhaupt noch nicht und in den Küstenländern auch kaum bekannt sind, stellen sich als grauweiße, im Verhältniß zur Größe der Alten winzige, nicht einmal haselnußgroße, flache Geschöpfe dar, die bei gewöhnlicher Betrachtung von außenher wohl die beiden Augen, aber noch nicht die bei den erwachsenen Thieren so ausfallenden Körper- anhänge erkennen lassen. Meist ruhen sie am Boden des Beckens. den Kopstheil nach unten gerichtet, nur zuweilen steigen sie i» die Wasserschichten und an die Oberfläche des Behälters hinauf, wobei sie sich langsam und stetig oder aber stoßweise fortbewegen. In deniselben Becken, dem vorletzten auf der rechten Seite des oberen Grottenganges, bemerkt man eine Kolonie seltener, kleiner, grünblauer Seesterne, die mit den reichen Sendungen von der Adriastation Rovigno eingetroffen sind und sich durch die außerordentlich verkürzten fünf Arme, infolge dessen sie wie kleine Kuchen mit eingebuchteten Seilen aussehen, von allen anderen Seesternen, deren jetzt im Aquarium an zehn Arten vor- Händen sind, unterscheiden. In einem Rufall geistiger Umnachtung stürzte sich am Montag Morgen die Ehefrau des Bauunternehmers und Guts- besitzers Orth von dem Dach des Hauses Neue Schönhauferstr. 5 auf die Straße nieder. Die Frau wurde in bewußlosem Zu- stände in ein Krankenhaus gebracht. Einem Mann, der in dem llnglücksmoment vor dem Hause vorbeiging, wurde durch den allenden Körper glücklicherweise nur der Hut vom Kopf gestreift. In der städtischen Badeanstalt an der GchillingSbriicke ist am Sonntag Vormittag 8 Uhr der 20jährige Erich Passow, der dort in Gemeinschaft mit seinem Vater und seinem älteren Bruder badete, plötzlich vom Gehirnschlag befallen worden und aus der Stelle gestorben. Einen Einbruch verübte in der Nacht vom Eonnabend �um Sonntag der Arbeiter Pfaff in Schöneberg . Er stahl bei sem Restaurateur Stabenski»n Wilmersdorf, Berlinerstraße, zwei große Kruken Schnaps, ein Teschin und zwei Kisten Zi- garren. Zu seinem Unglück retirirte er über den Bahndamm und lief gerade den bei der Leiche der ermordeten Bertha Lange postirten drei Gendarmen in die Hände, welche sofort den ver- dächligen Menschen nach dem Polizei-Amt brachten; hier gestand er. die Sachen gestohlen zu haben. Anscheinend ittfolge von Hitzschlag bewußtlos geworden. wurde am Sonnabend Vormittag ein Mann, Namens Dolle, vor dem Hause Kastanien-Allee 72 aufgefunden und nach der Charitee auf Veranlassung des 61. Polizeireviers gebracht. Dort ist er an demselben Abend gegen 7 Uhr gestorben. Wahrscheinlich durch den plötzlichen Sturz zu Boden hatte er sich noch einen Schädel- bruch und eine damit verbundene Gehirnerschütterung zugezogen. DaS Opfer eines brutalen UeberfallS wurde am Sonn» abend Abend der Arbeiter Lehmann aus Britz . Derselbe hatte vor einiger Zeit einem Nachbar Namens Busse einen Spaten geliehen, den er sich am Sonnabend Abend zurückholen wollte. Ohne jede Veranlassung wurde nun Lehmann von Busse und dessen Ehefrau nach deren Wohnung, die hinter ihm verschlossen wurde, hineingezogen und dort von dem Ehepaare und einem Schlafburschen überfallen. Mit einem Gummischlauch und Stöcken wurde der bedauernswerthe L. nun dermaßen mißhandelt, daß er aus zahlreichen Wunden blutete. Dann warf man den Miß« handelten, der eben erst von einer schweren Krankheit genesen war, auf den Treppenflur, wo mitleidige Nachbaren sich seiner annahmen. Der Schlafbursche, ein äußerst gewaltthätiger Mensch, ist bereits in Haft genommen. Bähnsteig-Bureaukratie. Mit der Frage,„bezüglich Er» Hebung von Gebühren" für das Betreten der Bahnsteige wird stch demnächst das Amtsgerichts I Hierselbst zu beschäftigen haben. Vor einigen Tagen wollte der in der Neuen Königstraße wohnende Kaufmann H. nach Lichterfelde fahren; er löste sich am Schalter des Anhalter Bahnhofes ein Billet dorthin, wobei der Cchalterbeamte äußerte:„Sie müssen sich beeilen, dann kommen Sie noch mit". H. lief schnell nach dem Bahnsteig hinauf, erreichte jedoch den Zug nicht mehr, denn derselbe fuhr grade ab. Ter Zuspätgekommene ließ nun seine Fahrkarte für einen der Nachnnttagszüge vom Stationsvorsteher bestäligen und schickte sich dann an, den Bahnsteig zu verlassen. Das gelang ihm zedoch nicht, denn H. sollte erst— 10 Pfennig für das Be- treten des Perrons bezahlen! l— Tie Gegeneinwendungen de? Kaufmanns, der erklärte, daß er doch eine Fahrkarte gelöst habe, waren vergeblich, er mußte die 10 Pfennige entrichten, weil»r den Bahnsteig betreten, ohne mit einem Zuge angekommen oder abgefahren zu sein! Herr H. will gegen die Eisenbahndirektion klagbar werden, um sestzustellen, ob die Bahnverwallung zur Erhebung einer solchen Steuer berechtigt ist oder nicht! Nebertriebener Diensteifer. Einen guten Fang glaubte der Schutzmann gemacht zu haben, welcher letzthin den Handels« mann L. zur Polizeiwache in der Muskauerstraße sisttcte. Letzterer saß auf einer Bank am Mariannenplatz mit einem anderen Parteigenossen, welchem er tm Laufe des geführten Ge- spräches ein Packet Zeitungen zeigte, welche er sich zu AgitaliouS- zwecken besorgt hatte. Ein diensteifriger Schutzmann witterte in diesen Zeitungen Kontrebaude, verbotene Druckschriften, und ühlte sich in dieser Annahme um so mehr bestärkt, als er bei näherer Besichtigung eines Exemplars nicht in der Lage war. die Druckschrist lesen zu können. Es hals kein protestiren, L. und eine Zeitungen mußte» unter der obligaten Kindergefolgschaft mit zur Polizeiwache. Hier stellte es sich denn heraus, daß der pflichteifrige Beamte einen argen Mißgriff begangen hatte. Die loufiszirten und arretirten armen Zeitungen entpuppten sich als gänzlich unverbotene Druckschriften, die der betreffende Schutz- mann nur aus dem Grunde nicht zu lesen vermochte, weil es— polnische Zeitungen waren, Nummern der„Gazeta Robotnicza", welche zur Agitation unter den Ziegeleiarbeitern der Umgegend Berlins dienen sollten. Wegen zahlreicher Unterschlagungen wurde vor einiger Zeil der Uhrmacher Johannes Scholl aus der Müllerstraße 164 in Untersuchungshaft genommen. Die Kriminalpolizei hat in seinem Geschäft eine große Anzahl von Pfandscheinen ge« funden, die meist über Uhren lauten, die Scholl zur Ausbesserung erhalten, aber nicht wieder gangbar gemacht, sondern verpfändet hat. Einige Eigenlhümer sind im Laufe der Zeit ermittelt worden und haben die Pfandscheine über ihr Eiaenthum zuWick- erhalten. Der größte Theil aber ist noch unbekannt geblieben. Die Kriminalpolizei ersucht nun alle Personen, die Scholl Uhren anvertraut haben und noch nicht in den Besitz ihres Eigenthums gelangt sind, sich im Zimmer 331 des Polizeigebäudes in den Vormittagsstunden zu melden. Bei entsprechendem Nachweis können sie dort die Pfandscheine sofort in Empfang nehmen. Wieder ist ein ungetreuer Kasstrer durchgegangen. Der Kasstrer der Kaiser Wilhelnistraßen-Baugesellschast, Wolff- sohn, hat am Sonnabend Nachmittag S1/» Uhr unter Mitnahme von 48 000 M. das Gcschäftslokal der Gesellschaft verlassen und ist nicht wieder dahin zurückgekehrt. Er hatte sich nach seiner in der Thiergartcnstraße gelegenen Wohnung begeben, dort seinen Koffer abgeholt und ist seitdem verschwunden. Wolffsohn ist etwa 45 Jahre alt, von kleiner Statur, trägt einen Henriquatre und eine Brille. Bei den Rammarbeiten an der Gertraudtenbrücke er- eignete sich am Montag Mittag ein Unfall, der leicht schlimme Folgen hätte nach sich ziehen können. Mehrere Arbeiter der Firma Meyer waren auf einem Prahm damit beschäftigt, mittels eines Rammwolfes starke Pfähle in die Spree zu treiben, um ein neues Bollwerk anzulegen. Bei diesen Arbeiten gerieth aus noch nicht ermittelter Veranlassung der große Rammblock plötzlich aus seiner Stellung, legte sich auf die Seite und stürzte mit lautem Krach gegen das Haus Oberwasserstraße 15, die Fassade des Hauses selbst dabei stark beschädigend und das Geländer der Brücke in Atome zersplitternd. Die bei dem Bau beschäftigten Arbeiter konnten sich zum Glück noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Ob dritten Personen Schuld an dem Unfall beizumessen, dürfte erst die Untersuchung ergeben. Polizeibericht. Am 7. d. M. wurde in der Potsdamer straße ei» Mann beim Ueberschreiten des Fahrdammes durch einen beladenen Steinwagen umgestoßen und am Unterleib über« fahren.— Nachmittags glitt eine Frau in der Alexandrinen, straße aus und fiel unmittelbar vor einem in der Fahrt befind« lichen Geschäftswagen hin. Obwohl der Kutscher sofort anhielt, wurde sie von dem Pferde auf den Kopf getreten und nicht un- bedenklich verletzt.— In der Kraulstraße wurde ein Knabe durch einen beladenen Steinwagen überfahren und schwer am Fuße ver- letzt.— Gegen Abend sprang ein Schloffer in der Trunkenheit von der Jannowitzbrücke in die Spree, wurde aber alsbald heraus- gezogen.—I» der Nacht zum 8. d.M stürzte sich ein Arbeiter in selbst- mörderischer Absicht aus dem Fenster seiner in der Pallisaden« straße im 4. Stock belegenen Wohnung auf den Hos hinaus und brach das Genick.— Am 8. d. M. Vormittags stürzte ein Ar- beiter in der Fluß-Badeanstalt an der Schillingbrücke beim Ver- lassen des Schwimmbassins plötzlich hin, fiel»ns Wasser zurück und war, obwohl er alsbald hervorgezogen wurde, tobt. Ein Arzt stellte Schlagfluß als Todesursache fest.— Vor dem Hause Lothringerstr. 101 wurde eine unbekannte Frau mit einer großen Wunde am Kopfe und bewußtlos aufgefunden und nach dem Krankenhause gebracht. Sie soll kurz vorher in eine Schaufenster- scheide hineingefallen sein und sich dabei die Verletzung zugezogen haben.— Gegen Mittag erhängte sich eine Frau auf dem Hänge» boden eines Hauses in der Kotlbuserstraße.— In der Reinicken« dorferslraße wurde ein Arbeiter bei einer Schlägerei durch einen Messerstich in den Rücken anscheinend nicht erheblich verletzt.— Hinler dem Jnvalidenhause wurde die Leiche eines Soldaten aus dem Schiffsahrtskanal gezogen.— Gegen Abend fiel in der Liegnitzerstraße ein dreijähriger Knabe vom Dache des ein- stöckigen Werkstattgebäudes, auf das er aus dem Fenster der elterliche» Wohnung geklettert war. herab und erlitt einen Arm- bruch und anscheinend nicht unerhebliche innere Verletzungen.— Im Laufe des 7. und 8. d. M. fanden neun unbedeutende Feuer statt. In zwei Fällen waren Preßkohlen durch Selbstentzündung in Brand gerathew
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