Sr. 196-1918
waren.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Im Bahnwärterhäuschen.
Es waren Sommertage, die wie ein einziges Lächeln Gottes Wochen und Monate hatte ich über meiner Arbeit gesessen und fein Auge für die Schönheit des Sommers gehabt. Der alte Birnbaum unter meinem Fenster rauschte vorwurfsvoll im Winde, und die Wolfen wanderten unter dem Himmel hin, hell und licht wie felige Geister.
Aber die Nächte! Jene hellen Sommernachte, die voll von tausend Geheimnissen durch Gassen und Gärten gehen und in uns eine Sehnsucht weden, die ruželos und schwebend ist wie der Flügelschlag eines Reihers.
Und eines Morgens, das erste Sonnenlicht spielte seinen brausenden Morgenchoral, hielt mich's nicht länger. Ich mußte
hinaus und fort. Aber wohin nur? Wohin?
Meine Träume schweiften bis in die nordischen Fjorde, kreisten mit sehnsüchtigen Flügeln um die Berge Tirols. Denn Träume und ungestilte Wünsche sind eigensinnig wie Kinder und wollen ihre Freiheit und ungehemmten Flug. Aber sie werden auch müde wie Kinder und kommen von selbst zurück.
So wurde es wiederum nur eine kurze Fahrt in die Heide, eine Wanderung an schweigenden Föhrenwäldern entlang, durch summende Einsamkeiten, wahllos ins Blaue hinein. Aber mit mir die Wolfen, mit mir die Sonne, mit mir der Wind.
In einem einsamen Bahnwärterhäuschen blieb ich nach einigen Zagen zur Nacht. Ein Giebelzimmer, drei Schritt im Gebiert, Kammer und Stube zugletch. Ein Fenster, bequem mit den Schultern auszufüllen, darunter, der Garten: ein bunter Zipfel im braunen Kleide der Heide, ein grüner, leuchtender Wimpel. Unter dem Bahndamm Sonnenblumen, Rittersporn und Feuerlilien in unerhörter Bracht. Daneben die Schienenstränge wie ein Paar gleißender Schlangen und dahinter Wald, dunkel und ernst. Ueber allem aber der leuchtende, blaue Sommerhimmel und Wolfen, lauter und schimmernd weiß wie die Ewigkeit. Hier den Abend verleben, wie der schmale Mond hinter den Föhren aufkommt und die Nacht ihre Lampen anzündet. Unten framt die Frau noch mit ihren Milchschüsseln, medert die Ziege im Stall. Und dann die große heilige Stille, in der alles um einen verfinkt. Nur das Summen der Telegraphendrähte. Wie Sterne hängen die Signallampen in der blauen Luft. Langsam friecht von weitem ein Bug heran, wächst mählich ins Große, rattert und stampft, daß das Haus erbebt und das Wasserglas auf dem Tisch hinter mir flirrt.
Nun ist er vorbei und eine blasse Wolfe von Dampf, die er hinter sich gelaffen, hängt unschlüssig in den Wipfeln, weiß nicht, wohin, und zergeht darüber in dem zagen Winde.
Um Mitternacht kommt der lezte D- Zug. Er rast unter meinem Fenster vorbei, als müsse er das Dunkel, das auf den Schienen Iaftet, zerschmettern und gerstampfen. Fliehende Lichter unter meiner Zimmerdecke wie huschende Arme, mit denen er ins Dunkel langt. Dann, langfam wie die Ringe eines Wassers verebben, in das jemand einen Stein geschleudert, fehrt die Stille zurück, schwingen
die Stunden wieder ihren lautlosen Reigen.
Und je länger die Stille dauert, um so tiefer wird ihre Sehnsucht nach dem, was ihr Erfüllung gibt. Denn alle Stille will Klang, will Rhythmus, will Gesang.
Aber hier ist niemand, der ihre Sehnsucht stillte. Der Klang einer Flöte fönnte es bielleicht, eine dunkle, weiche Melodie... Aber die Natur weiß beffer, was in diese Stille pakt. Ein Ziegenmeller beginnt zu spinnen, faft wehmütig flingt's, immer die kleine Terz, geheimnisvoll, als hätte die Stille selbst Stimme bekommen und fänge ins Dunkel.
Da, über mir, plöglich ein filberner Streif. Eine Sternschnuppe.
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Als löste die Nacht einen der Sterne aus der Flut ihres dunklen Haares und würfe ihn ins Uferlose hinab. Wieder eine mehr - jetzt dort schon wieder eine eine tönigliche Verschwendung an Schönheit und schimmernder Bracht und doch nur ein Brosamen von dem Ueberfluß an Licht und Glanz da oben. Wie die Blätter von dem Blütenmeer des Himmels, das auf den dunklen Fluten freist.
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Roman von W. St. Reymont.
Der Mond ist höher gekommen. Deutlich erkennt man in seinem blassen Licht den Weg durch die Föhren, die lautlos im Dunkel stehen.
Schöner kann der Himmel auch über den Tiroler Bergen nicht fein, schöner nicht über den Fjorden des Nordens, tiefer nirgends die Stille, geheimnisvoller nicht der Wald und demütiger nirgends
die Nacht.
Plöglich singende Stimmen, Gitarrenflänge, Gleichschrift von Füßen. Wandervögel, die eine Nachtfahrt machen und auf der fernen Landstraße vorbeiziehen.
Und dann ist alles wieder mein: Licht und Weite, Himmel und Erde, die Stunde jetzt und die Stille, die wie ein ruhender Glockenhammer wieder schweigend unter der Kuppel des Himmels hängt.
Wie die Schienen im Dunkel gleißen.
Denken, daß sie durch das Dunkel der Nacht bis in die Berge gehen, an Wäldern und Hängen vorbei, an Gletschern und Strömen, über rauschende Schluchten hinweg und mondlichterfüllte Wasser stürze, von einer Einsamkeit in die andere reichen, die alle das Land schweigend in feinen Armen hält, fest nnd ruhig, wie eine Mutter Und rings an den Grenzen brennt der Krieg.
ihre Kinder.
Auf dem linken Marne- Ufer.
Da, wo die Armee des Generalobersten von Boehn nach dem Ueberschreiten der Marne das linte Flußufer gewonnen hat, liegt eine Landschafe, die der Franzose als„ Laufe- Brie"( Brie Pouilleuse) bezeichnet. Während an der Nordfeite des Flusses die günstigen, nach Süden schauenden Hänge dem Weinbau dienen, findet sich auf dem Südufer in dem schwach gewellten Hügellande zwischen der Marne und dem Kleinen Morin vorwiegend Acker, Wiese und Wald, felten Wein, aber stellenweise viel Obstbau. Der Hauptverkehrsweg der die Landschaft nach Süden durchzieht, ist die Eisenbahn, die etwas westlich von Jaulgonne von der Marnetalbahn abzweigt; man erreicht sie, wenn man sich von Jaulgonne aus südwärts wendet, in der Gegend von Crézanch; hier beginnt die eigentliche Lausebrie, und Crézanch ist einer ihrer Hauptorte. Es ist ein großer Flecken, an dem wenig Bemerkenswertes ist, abgesehen von der landwirtschaftlichen Schule. Hier erreicht die von der Marne kommende Bahn auch den Surmelin, deffen Tal fie ein Stück folgt. Es ist ein verhältnismäßig stattliches Flüßchen, denn der Surmelin nimmt beinahe alle Wasserläufe auf, die aus der Lausebrie nach Norden abfließen. Man braucht dem Flüßchen nur ein Stück weiter aufwärts zu folgen, so tommt man nach Condé- en- Brie. Er bedeutet dasselbe, wie das deutsche Koblenz , nämlich Zusammenfluß. Hier nimmt der Surmelin den Dhuis und zwei andere Bäche auf. Condé ist ein schmudes, recht altes Städtchen; der Lauf des Dhuis durchzieht es; unmittelbar an seinem Ufer liegt ein Schloß mit einem reizenden Park; allenthalben wird das Wasser des Dhuis fünstlich verteilt, denn Condé baut in großem Maßstabe die Stresse an, die vielen Wassers bedarf. Auch der Dhuis ist hier verhältnismäßig wasserreich, denn die Flüßchen, die nicht dem Surmelin selbst auftrömen, vereinigen sich mit ihm. Es fließt in einem Bette mit zahlreichen Windungen durch eine Wiesenlandschaft dahin; wenig weiter aufwärts aber findet man wohl noch das Flußbett, aber es wird dann erstaunlich wasserarm, und tper den Zusammenhang nicht fennt, fragt sich verwundert, wie es möglich ist, daß der Fluß im Unterlaufe so viel breiter und wasserreicher ist, als dem Oberlaufe entspricht. Des Rätsels Lösung findet man bei Bargny, einem kleinen Dorfe: der Dhuis ist es, der die Stadt Paris mit Wasser versorgt. Das reine Wasser aus den Hügeln der Lausebrie wird gesammelt und in einer kunstvollen Wasserleitung, die im ganzen eine Länge von 131 Stilometern hat, nach Paris geleitet. Seit dem 15. August 1865 ist diese Wasserleitung in Betrieb. So weit es sich um die Wassermengen handelte, hat sie nie versagt, ja ein Teil des Wassers strömt von Pargny aus nordwärts im Bette des Dhuis der Marne zu, und nur ein Teil wird nach Paris geleitet. Während des Deutsch - Französischen Krieges mußten die Pariser das Wasser der Lausebrie freilich entbehren. Im September 1870 leiteten die deutschen Truppen das Wasser aus dem Sammelbecken in das eigentliche Bette des Dhuis, und bis zum 18. April nächsten Jahres führte der Bach die Wassermenge, die ihm von Natur zugemessen ist.
Er wollte seiner Stimme einen weicheren Klang und seinem Gesicht den Ausdruck eines großen Glückes verleihen, aber es gelang ihm nicht recht, denn seine Schuhe waren ganz durchnäßt, die Gummischuhe voll Wasser und Schmuß, und übrigens hatte er heute noch sehr viel zu tun. Eine Stunde blieben sie beisammen. Sie entschloß sich
Freitag, 19. Juli
Kriegsfürsorge im Altertum.
Die Fürsorge zur Unterstützung de Angehörigen der Eingezogenen, der Kriegsbeschädigten und der Hinterbliebenen der Gefallenen, die im heutigen Staat organisiert ist, war bis vor einem Jahrhundert unbekannt. Noch die Invaliden aus den Kriegen Friedrichs II, zogen mit Leierfästen umher, und auch nach den Befreiungstriegen wurde für die Kinder der Gebliebenen noch wenig getan. Eine solche Fürsorge kann sich nur bei einem Volksheer ent. wickeln, und deshalb ist auch das einzige geschichtliche Vorbild für die heutige Kriegsfürsorge im griechischen Altertum zu finden, wo ebenfalls Bürgerheere für die Freiheit des Vaterlandes kämpften. Die wichtigsten Beweisstellen für diese. Kriegsunterstübung im Klassischen Altertum stellt Dr. J. Merr in der„ Desterreichischen Rundschau" zusammen.
Der erste entscheidende Hinweis findet sich in der berühmten Rede des Perikles , die dieser bei der Totenfeier für die Gefallenen des ersten Jahres des Peloponnesischen Stricges hielt. Am Schluß dieser Rede heißt es nach der Wiedergabe bei Thutydides: shre Kinder aber wird von nun an bis zur ihrer Volljährigkeit die Stadt
auf ihre Kosten erhalten." Als Demosthenes die Trauerrede für die bei Chäroneia Gefallenen hielt, brachte er denselben Gedanken zum Ausdruck. Zwar ist die ihm von der Ueberlieferung zuge= schriebene Grabrede bestimmt unecht, doch ist an der Richtigkeit dieser Worte in dem Schlußteil nicht zu zweifeln. An Stelle des kurzen Lebens", heißt es da, das sie geopfert, ist der Ruhm, den sie für die ganze Folgegeit hinterlassen, unverweltlich. Jm Glanze dieses Ruhms werden ihre Kinder als Grben eines geachteten Namens vom Staat auferzogen werden, ebenso wie ihre Eltern, allgemein geehrt, ihr Altenteil genießen werden." Auch der Nedner Jsokrates führt in einer, Rede interessante Einzelheiten über die staatliche Waisenfürsorge in Athen an, indem er erzählt, wie bei den Festen des Dionysos die Kinder der im Kriege Gefallenen ins Theater geführt und dort von den andern Zuschauern geehrt wurden.
Solche Kriegsfürsorgegefete müssen bereits sehr früh im athenischen Staat erlassen worden sein. Sie scheinen weit über die Berserkriege bis ins 6. Jahrhundert hinein zurückzureichen, denn ernste Forscher stritten sich darüber, ob Pifistratos oder Solon zuerst ein solches Gesetz durchbrachten, nach dem die Kriegsbeschädigten und die Kinder der Gefallenen vom Staate erhalten werden sollten. Bon dem etwa um 450 in Milet lebenden Berfassungstheoretiker Hippo damos berichtet Aristoteles , er habe ein Gesez vorgeschlagen, nach dem die Erziehung der Kinder der im Kriege Gefallenen dem Staat obliege, gleich als ob dies Gesetz noch nicht bei andern Staaten bestehe, während es in Wirklichkeit sowohl in Athen wie in andern Staaten bereits vorhanden ist." Mit dem Ende der Bürgerheere und der griechischen Freiheit hörte auch diese Fürsorge auf. Der Staat Rom kümmerte sich nicht um das Schicksal seiner Söldnerheere, bis schließlich während des Kaiserreiches die Wut und Empörung der Legionen die Regierung zwang, den Invaliden und Ausgedienten große Ländereien zuzuweisen. Auf diese Weise entstanden die Militärkolonien, ein Ansiedlungsverfahren, das auch jetzt wieder für Kriegsbeschädigte und die Angehörigen der Gefallenen durchgeführt werden soll.
Notizen.
Die Statistik der Treptow- Sternwarte weist die Vorträge von 91 600 Personen besucht, mit dem großen Fern ständig eine Zunahme der Besucher auf; so wurden im letzten Jahre rohr beobachteten 13 700 Personen und den Führungen durch das Astronomische Museum wohnten 7700 Personen bei. Die Gesamtbesucherzahl beträgt demnach 113000 Personen im Jahre 1917 ( gegen 81'500 Personen im Jahre 1916).
- Raukasischer Tee. In einer englischen Zeitschritt kommt nach einer Mitteilung des Neuen Oriente" die Besorgnis zum Ausdruck, daß die Deutschen sich wieder im Bezug eines wichtigen Bedarfsstoffs, nämlich des Tees, vom Weltmarkt und insbesondere vom Ueberieehandel unabhängig machen fönnten. Die Hauptteeländer, China , Jaba und Indien , befinden sich freilich vorläufig in sicherer Abgeschlossenheit, aber im südlichen Worland des Kaukasus hat sich längs der Küste des Schwarzen Meeres ein Landstrich gefunden, der für den Anbau des Teestrauchs trefflich geeignet zu sein scheint. Schon vor dem Krieg waren dort einige hundert Hektar erfolgreich mit Tee bepflanzt worden.
Federhalter, wickelte sie in ein Stück Papier und steckte fie in die Tasche.
Er tat das alles ganz langsam und blickte auf Borowiecki, der über sein Benehmen und diesen unglaublichen Streit bestürzt nicht wußte, was er mit sich anfangen sollte. Horns Partei konnte er nicht ergreifen, weil er nicht wußte, worum denn Buchholz ging ihn mehr an. Verärgert blickte er auf Horn, der ganz ruhig die Gummischuhe anzog und mit den vor Erregung blauen Lippen lächelte.
Borowiecki glitt über den Schmutz und den Schnee, erst zur Umkehr, als ihr Gesicht und ihre Hände so durch es sich handelte, übrigens hätte er es sowieso nicht getan, stolperte über Baumwurzeln, ging immer weiter und konnte froren waren, daß Karl sie mit Stüssen erwärmen mußte. nirgends Luch entdecken. Als er Luch beim Abschied fragte, ob sie wirklich ein so wichtiges Anliegen gehabt hätte, wie sie es telephonisch behauptete, warf sie sich ihm stürmisch um den Hals.
Durch das fruchtlose Suchen, die Kälte und die durchdringliche Feuchtigkeit aufgereizt, wollte er schon zum Wagen zurückkehren, als hinter einem dicken Baumistamm Lucy, die ihm dort aufgelauert hatte, die Hände um seinen Hals schlang, mit solcher Heftigkeit, daß ihm der Hut herabfiel.
" Ich liebe dich, Karl!" flüsterte sie, ihn leidenschaftlich füssend.
Er erwiderte den Kuß, sagte aber nichts; eigentlich hatte er Lust, vor Wut zu fluchen.
Ich liebe dich, ich wollte es dir bloß fagen, ich wollte dich bloß sehen."
Endlich ging fie, kehrte aber ein paarmal zurück, um sich nochmal zu verabschieden, ihn nochmals ihrer Liebe zu versichern und ihn zu bitten, er möchte den Wald erst verlassen, wenn sie in den Wagen gestiegen sei, der auf sie in einer von allen Seiten umzäunten Gasse wartete.
Die Mittagspfeifen begannen schon die Luft von allen Seiten zu zerreißen, als Borowiecki zu seinem Wagen gelangt war und fast im Galopp ins Kontor fuhr.
Sie nahm seinen Arm; und so gingen sie zwischen den Bäumen über die schlüpfrige Erde. Der Wald braufte traurig und dumpf und überschüttete sie mit den Nadeln trockener Fichten und Regentropfen, die mit immer lauterem Geräusch Er traf bloß Buchholz und Horn, die anderen waren auf die Zweige plätscherten.
Luch sprach unermüdlich.
Wie ein Kind plapperte sie über alles, sprang von einem Gegenstand zum andern über und begann, ohne einen Satz zu Ende gesprochen zu haben, den nächsten mit einem Stuß.
Sie sah reizend aus in dem englischen Frühjahrskostüm und dem großen, schwarzen Belzumbang mit einem Medicis fragen aus Straußfedern und dem großen, schwarzen Hut, unter dem ihre wunderbaren Augen wie zwei Saphire herborleuchteten.
Diese romantische Begegnung mit dem Geliebten berauschte sie. Sie wollte ihn nicht in der Stadt treffen, denn sie wollte etwas Außergewöhnliches haben und sie lechzte nach einer schauernden Erregung. Deshalb hatte sie Borowiecki nach dem Wald bestellt und ergözte sich jetzt mit ihrer ganzen von Langweile erfüllten Seele und achtete gar nicht darauf, daß Karl schwieg, nur einfilbig antwortete und oft auf die Uhr schaute.
schon zum Mittagessen gegangen.
„ Sie afzentuieren Ihre Worte zu scharf"; sprach Buchholz leise, sich im Fauteuil streckend.
" Ich verstehe nicht anders zu sprechen", knurrte Horn. " Dann müssen Sie's lernen, ich dnlde das nicht." " Das ist mir schnuppe, Herr Rat", erwiderte jener fast ruhig, bloß die Lippen zuckten ihm nervös, und die blauen Augen verdunkelten sich plötzlich.
" Zu wem sprechen Sie so?" Er erhob die Stimme. " Zum Herrn Rat."
„ Herr Horn, ich warne Sie, ich habe nicht zu viel Geduld, ich werde Sie
„ Es interessiert mich nicht, ob Sie Geduld haben oder nicht.". ,, Unterbrechen Sie mich nicht, wenn ich spreche, wenn Buchholz spricht!"
,, Sie sind nicht mehr bei mir angestellt, ich schmeiße Sieraus," flüsterte Buchholz.
Ich pfeif' auf Sie und Ihre Stelle."
Horn zog den zweiten Gummischuh an.
Außerdem laß ich dich zur Tür rausschmeißen."
ziehend.
"
"
Versuch's mal, Nüpel!" schrie jenet, den Mantel an
Budel, raus mit ihm!" flüsterte Buchholz noch leiser, nervös hen Stock festhaltend.
" Laß es bleiben, August, versuch' es nicht, sonst brech' ich dir und deinem Herrn ein paar Rippen." „ Verflucht! Raus mit ihm!"
"
Schweig, Dieb!" brüllte Horn, nach einem schweren Hocker greifend. Er hätte zugeschlagen, sobald ihn jemand
berührt hätte.„ Schweig, halt's Maul, du Schwab'! Du Schakal!" Er warf den Hocker unter den Schreibtisch und ging hinaus, die Tür hinter sich so fest zuwerfend, daß die Scheiben zersprangen.
Borowiecki hatte sich schon vorher hinausgeschlichen. Stöhnend fiel Buchholz in den Fauteuil zurück, fast bewußtlos vor Wut. Er hatte bloß so viel Straft, daß er auf den elektrischen Knopf drücken und mit erstickter, heiserer Stimme flüstern konnte Polizei".
Eine tiefe Stille breitete sich in dem leeren Stontor aus. Der erschreckte Lakai stand bewegungslos da und wußte nicht, was er tun sollte. Er blickte auf das blaue Gesicht seines Herrn und auf die vor Schmerz berzerrten Lippen. " Ich sehe den Grund nicht ein, warum nicht Buchholz Endlich kam jener zur Besinnung, machte die Augen auf, schweigen soll, wenn Horn spricht." schaute sich in den leeren Kontor um, setzte sich in dem Buchholz wollte aufspringen, zischte aber vor Schmerz Fauteuil zurecht und rief nach einer Weile mit fanster Was ging sie das alles an, war er doch bei ihr und auf, streichelte eine Weile die umwickelten Beine und atmete Stimme: gab ihr manchmal einen Stuß so leidenschaftlich zurück, daß tief. Die Augen bedeckte er mit den Lidern. But schüttelte ,, August!" es sich wie weiße Rebel vor ihre Augen legte. Sie fonnte ihn, aber er schwieg, er wollte sich beherrschen. ihm von ihrer Liebe sprechen, sie fonnte sich ihm in die Arme Horn, der ihn mit vollem Bewußtsein und sogar mit werfen und diese füße Erregung spüren, in die sich Angst einer gewissen Methode immer mehr reizte, schloß die Bücher, mischte, jemand könnte sie sehen. nahm mit größter Ruhe seine Bleistifte, Radiergummi und
Angstvoll trat der Lakai heran, denn am fürchterlichsten war Buchholz dann, wenn er seinen Diener bloß mit dem Vornamen rief und den Sanften spielte.
Corti, folgt.)