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Nr. 199. 35. Jahrg.

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.Sozialdemokrat Berlin ".

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 22. Juli 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Werniprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.

Пeue Kämpfe zwifchen Aisne und Ourcq .

Vergebliche Durchbruchsanftürme nördlich und südlich des Ourcq

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Die Deutsche Verteidigung hinter Chateau- Thierry zurückverlegt Neue feindliche Angriffe südwestlich von Reims Englische An­griffe an der Aucre.

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Berlin , 21. Juli 1918, a bends. Amtlich. An der Schlachtfront zwischen Aisne und Marne sind französische Angriffe ge­scheitert. Am Abend haben sich zwischen Aisne und Ourcq neue Kämpfe entwickelt.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 21. Juli 1918.( 2. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah.

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Heftigem Artilleriekampf an der Ancre folgten zwischen Beaumont und Hamel englische Infantericangriffe, die unter großen Verlusten für den Feind abgewiesen wurden. Ebenso scheiterten am Abend Angriffe der Engländer öftlich und südöstlich von Gebuternes. Die tagsüber sonst mäßige Ge­fechtstätigkeit lebte am Abend wieder auf.

Heeresgruppe Deutscher Kronprina. Nördlich der Aisne führte der Feind örtliche An­griffe zwischen Nouvron und Fontenoy, die wir im Gegenstoß abwehrten.

zwischen Aisne und Marne suchte der Feind gestern unter Einsatz neuer Divisionen die Entscheidung der Schlacht zu erzwingen. Der Feind wurde zurückgeschlagen. Er hat große Einbuße erlitten. Hilfsvölker der Franzosen , Al­gerier, Tunesier, Marokkaner und Senegalneger trugen an den Brennpunkten die Hauptlast des Kampfes. Senegalbataillone, als Sturmböde auf französische Divisionen verteilt, stürmten hinter den Panzerwagen den weißen Franzosen voran. Ameri­faner auch schwarze Amerikaner, Engländer und Italiener tämpften zwischen den Franzosen.

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Nach zwei schweren Kampftagen tam gestern die Angriffs. traft unserer Truppen in Gegenstößen wieder voll zur Gel­tung. Sie hat sich dem unter Verzicht auf Artillerievorberei tung, auf den Masseneinsab von Panzerwagen gegründeten Angriffsverfahren des Gegners, das am Anfang überraschte, angepaßt. Der gestrige Schlachttag reiht sich in seinen Leistun gen von Führung, und Truppe und in seinem siegreichen Aus­gang ebenbürtig den in diesem Kampfgelände früher errunge­nen großen Schlachterfolgen an.

An den Höhen füdwestlich von Soissons brachen die gegen die Stadt nach stärkstem Trommelfeuer gerichteten Angriffe

des Feindes zusammen. stieß feindliche Infanterie bis zu siebenmal gegen die Straße Soissons­Chateau- Thierry

Unter Führung von Panzerwagen

nördlich des Ourcq zum Angriffe vor. Nordwestlich von Hartennes brach der feindliche Ansturm meist schon vor unferen Linien völlig zusammen. Südwestlich von Har­tennes warfen wir im Gegenangriff den anstürmenden Feind zurüd. Seine hier in dichten Haufen zurüdflutende Infanterie wurde vom vernichtenden Feuer unserer Artillerie, Infanterie und Maschinengewehre wirksam gefaßt und zusammengeschossen. Auch südlich des Ourcq brach unser Gegenangriff den feindlichen Ansturm. Nordwestlich von

Chateau- Thierry

haben sich die in den letzten Wochen immer wieder vergeblich angegriffenen Regimenter auch gestern gegen mehrfache starte Angriffe der Amerikaner fiegreich behauptet. Der Amerikaner erlitt hier besonders hohe Berluste. In der Nacht legten wir, vom Feinde ungestört, die Berteidigung in das Ge= lände nördlich und nordöstlich von Chateau­Thierry zurüd.

Auf dem Südufer der Marne führte der Beind gegen die von uns in vergangener Nacht geräumten Stellungen gestern vormittag nach vierstündiger Artillerievorbereitung un= ter dichtem Feuerschuh und mit zahlreichen Panzerwagen ein­heitliche Angriffe, die an leeren Stellungen verpufften. Unser vom Nordufer teilweise flankierend geleitetes Artilleriefeuer fügte dem Feind Verluste zu.

Auch südwestlich von Reims setzte der Feind starte Kräfte zum Angriff gegen die von uns eroberten Stellungen zwischen Marne und nördlich der Ardre ein. Eng­länder waren hier den Ftanzosen und Italienern zu Hilfe ge­kommen. In unserem Feuer und an unseren Gegenstößen sind sie unter schweren Berlusten für den Feind gescheitert.

Schlachtflieger griffen wiederholt mit Maschinengewehren und Bomben in den Kampf gegen angreifende Infanterie und Versammlungen von Panzerwagen und Kolonnen erfolgreich ein. Wir schoffen gestern 24 feindliche Flugzeuge und 3 Fessel­ballone ab. Hauptmann Berthold errang seinen 39., Oberleut­nant Loerzer seinen 28. und Leutnant Biller seinen 24. Luft­ficg. In der Champagne entwickelten sich zeitweilig örtliche Infanteriegefechte. Der Erfte Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der österreichische Bericht.

Wien , 21. Juli 1918. Amtlich wird verlautbart: Auf dem 3 ugna Rüden wurden feindliche Sturm­truppen durch Feuer, teils im Handgranatenkampf zurückge­trieben. Bei Asiago scheiterten englische Vorstöße. Die Kämpfe in Albanien dehnen sich allmählich auf den ganzen Abschnitt zwischen dem oberen Devoli- Tal und dem Meer aus. Der Chef des Generalstabes.

Die Getränkesteuern.

Von Hermann Müller- Reichenbach.

Der Reichstag hat über 4 Milliarden neue Steu­ern bewilligt, davon entfallen 1200 Millionen Mart auf neue oder auf Erhöhung bestehender Ge­tränfesteuern. Im vorliegenden Artikel soll dargestellt werden, in welcher Form die Bier-, Wein-, Schaumwein- und Mineralwasser usw.- Steuergeseßentwürfe den Reichstag ver­lassen haben.

Vorausbemerkt werden kann, daß das Reichsschay­amt seinen Willen durchgesezt hat. Die Getränke sind fast so vollständig erfaßt, wie es die Regierung beabsichtigte. Nur Kakao und Schokolade sollen von einer Zollerhöhung zu­nächst verschont bleiben. Im Beharrungszustand der fünftigen Friedenszeit toerden die Getränke den Mehrbetrag von 1200 Millionen Mark bringen, den die verbündeten Regierungen aus ihnen ziehen wollten. Während des Krieges und in der Zeit der Uebergangswirtschaft werden die Erträge allerdings bei den meisten Getränken niedriger sein. Die Stoffe zur Bier- und Branntweinbereitung werden zum großen Teil zunächst noch für Nahrungsmittelzwecke gebraucht werden. Die Regie­rung rechnet ferner zunächst mit einem Kon­sumrüdgang von 25 Broz. beim Bier, 15 Pro­zent beim Wein und 50 Proz beim Brannt­vein! Beint Wein und den weinähnlichen Getränken wird aber allgemein angenommen, daß die Ertragsbe­rechnung von 103 Millionen Mark viel zu niedrig ge­schätzt ist und daß in Anbetracht der gestiegenen Weinpreise die Weinsteuer in der nächsten Zeit mindestens das Doppelte des geschäßten Betrages ein­bringen wird. Wenn die Getränkesteuern in der gefor­derten Höhe schließlich eine Mehrheit fanden, so nicht zuletzt deshalb, weil die Regierung ihre Zustimmung zu dem im Hauptausschuß berhandelten Besiz­steuerantrag davon abhängig machte, daß die Getränkesteuern ohne wesentliche Ertrags­minderung Annahme fänden.

Bei der Biersteuer, die 339 millionen Mark Mehrertrag bringen soll, sind zwar die Staffelsäge zu­gunsten der kleinen und mittleren Brauereien etwas geändert, aber da der Höchstsaß von 12,50 mt. bestehen bleibt, wird der Biertrinker davon nicht berührt werden. Der Bierpreis richtet fich nach dem Höchstsatze. Das Liter Vollbier wird mit 12 Pf. Steuer belegt werden, das Liter Einfachbier mit 6 Bf. und Starkbier mit 18 Pf. Nach dem Regierungsentwurf sollte es dem Bundesrat überlassen bleiben, zu bestimmen, welche Biere als Einfach- und als Starkbiere zu gelten haben. Der Reichstag hat das im Gesch selbst bestimmt. Einfachbier ist Bier mit einem Stammwürzgehalt bis 4,5 Broz., Vollbier solches von 8 bis 13 Proz. und Starfbier ist Bier mit einem Stammwürz gehalt von 4,5 bis 8 Proz. darf also nicht in den Berkehr gebracht werden.

Friedensentschließung der französischen vorgestern Wertheim als Führer der Minderheit an die Kalt- gehalt von mehr als 13 Bros. Vier mit einem Stammwürz

Gewerkschaften.

Der Rongreß der Confederation Generale du Travail ( C. G. T.), das heißt der Kongreß der französischen Gewerk schaftsverbände, hat in seiner Schlußsizung eine Resolution zu den Kriegszielen angenommen, durch die er sich mit Ent­schiedenheit auf den linken Flügel der französischen Friedens­bewegung stellt. Leider liegt der genaue Wortlaut dieses wichtigen Dokuments noch nicht vor, nach einer Meldung der B. 3. a. M." ist sein Inhalt folgender:

Der Kongreß berurteilt die Fortsetzung der Geheimbiplomatie und verlangt als Bedingung einen allgemeinen demofra tischen Frieden, feine Annegionen, Selbstbesti m mungsrecht der Völker, Wiederherstellung der Unabhängig feit und territorialen Integrität der besetzten Länder, leine Kriegs­entschädigungen, Bein Wirtschaftsfrieg nach dem Striege, Freiheit der Meere und Meerengen, internationales Schiedsgericht, Gefell schaft der Nationen.

Es wurde angeregt, die Regierung nötigenfalls mit allen Mitteln zu zwingen, den Delegierten für eine internationale Konferenz die Bässe auszuhändigen, und jede Einmischung der Entente in Rußland verworfen.

Die Friedensresolution fand Annahme mit 908 gegen 253 Stimmen bei 46 Enthaltungen. Weiter wird über den Kon­greß berichtet:

In den weiteren Sizungen des Rongresses appellierte blütigkeit der Arbeiter, die jetzt, wo die Offensive sich ab­spiele und der Malvyprozeß durchgeführt werde, notwendiger sei als je. Merrheim forderte die Delegierten auf, sich mit der Mehrheit Der Reichstag hat die für die Kontingentsüberschreitung zusammenzuschließen. An die äußerste Linke gewendet, führte er aus, man dürfe nicht für einen Frieden um jeben Breis fein; aber man müsse jest flar Stellung nehmen.

Jouhaug, Sekretär des Rongresses und Führer der Mehr­heit, verteidigte sodann in mehrstündiger mit Beifall aufgenomme­ner Rede seine Amtsführung und erklärte, daß er viel dazu beige­tragen habe, ernste Stonflikte zwischen der Arbeiterschaft und der Regierung beizulegen.

und für neue Brauereien vorgesehene Erhöhung der Steuersäke noch gesteigert. Neue Brauereien sollen in den ersten fünf Jahren nach Infrafttreten des Gesetzes das Dreifache und in den giveiten fünf Jahren das Doppelte der normalen Steuersäge zahlen. Im Ausschuß war eine Bestimmung angenommen worden, nach welcher neue Brauereien, die von Gast­wirten auf genossenschaftlicher Grundlage errichtet werden, von diesen erhöhten Säßen Die Erregung über die Affäre Malby zittert auch durch nicht betroffen werden sollten. Die von Gast­die Spalten der französischen Presse. Die Humanité" ver- wirten gegen die Uebermacht des Braukapitals gegründeten öffentlicht einen Aufsehen erregenden Artikel Sembats, in Genossenschaften erfreuen sich aber bei den bürgerlichen Bar­welchem Clemenceau scharf angegriffen wird wegen seiner Ab- teien nicht der gleichen Beliebtheit wie z. B. die Winzer­ficht, Caillaur zusammen mit Malvy bom Senat aburteilen zu genossenschaften. Dem faver notleidenden Gastwirtsstande laffen. Der Artikel schließt mit der Bemerkung, die Geetwas Ellenbogenfreiheit zu schaffen, wäre dringend geboten, wer fichaftsverbände hätten auf dieses Regierungs- son it sind die Wirte in den zehn Jahren, für manöver die einzige richtige Antwort gegeben, die einem die die Kontingentierung gilt, auf Gnade Fußtritt gleich zu erachten sei. und Ungnade dem organisierten

Brau

Schon auf ihrem Weihnachtskongreß von 1917 haben die fapital überantwortet. Im Plenum hat die bürger­französischen Gewerkschaften eine Haltung eingenommen, die liche Mehrheit diese zugunsten der Genossenschaftsbrauereien zu Hoffnungen berechtigte. In scharfem Gegensatz zu ihr getroffene Bestimmung aber wieder beseitigt! Ebenso stand und steht das Verhalten der Rechten in der sozialistischen wurde ein sozialdemokratischer Antrag, der nach Rammerfraktion. Es fann feinem Zweifel unterliegen, daß dieser ungeheuren Erhöhung der Reichsbiersteuer wenigstens hinter den Gewerkschaften die stärkeren Bolfskräfte zu suchen die fommunalen Biersteuern abschaffen wollte, abgelehnt. find, aber auch sie sind durch den Terror der Kriegåheke ge- Ein einer Fortschritt ist, daß das von den Brauereien an bunden und haben feinen unmittelbaren Einfluß auf den ihre Angestellten und Arbeiter gegen Entgelt oder unentgeltlich Der Kongreß der Confederation Generale du Travail hat ein- Staatswillen. Den fönnten sie nur auf dem Wege über Eng- als austrunt abgegebene Bier steuerfrei bleibt. Fer­stimmig eine Entschließung angenommen, die die Empö- land und Amerika gewinnen, wo jekt die Entscheidung| ner wurde in das Gesetz auch eine Bestimmung aufgenommen, rung darüber ausdrückt, daß der Staatsgerichtshof die über Krieg und Frieden ruht und wo gerade jetzt der Kriegs- über die Entschädigung von Arbeitern und ver­Arbeiterklasse in ihrer Ehre angreife und daß die wille breiter Bevölkerungsfreise erst zum Sanatismus gesicherungspflichtigen Angestellten, die infolge Glenden, die dieses unsaubere Wert durchzuführen wagen, der diehen zu sein scheint. Die franzöfifchen Arbeiter können nur von Kontingentsübertragungen beschäftigungslos wer­öffentlichen Berachtung preiszugeben seien. Der Kongreß sei ent- dann ernstlich für den Frieden gewinnen, wenn fie in ihrem den oder eine Verminderung ihres Ver­fchloffen, eine Campagne gegen die Freiheit der Arbeiter und gegen Sinne auf die englischen und die amerikanischen Arbeiter zu dientes erfahren. Der so entstehende Einnahmeausfall die Ehre der Arbeiter nicht auzulassen. wirken imftande sind, soll auf die Dauer pon 26 Wochen ersetzt werden.