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Die sozialdemokratischen Abgeordneten lionen Mark Mehrertrag bringen soll. Im Plenum hatten haben gegen die Biersteuer gestimmt. Es war im die Unabhängigen aber wieder ihr Prinzip" entdeckt. Sie übrigen bezeichnend, daß gegen die hohen Säße des Regierungs  - stimmten in dritter Lesung gegen das Gesetz. entwurfs aus Interessentenkreisen im Gegensatz zu früheren Zeiten feine energische Opposition gemacht wurde. Das rührte daher, daß das Brautapital mit noch höheren Sätzen gerechnet hatte!

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als sein 3wed erreicht war, wieder abfiel und gegen die Ordens­ritter Krieg führte, wobei sehr viele Deutsche umkamen und die Stadt Bernau   verbrannt wurde. Es ist nicht anzunehmen, daß der Herzog Wilhelm von Urach als Mindowe II. an diese Traditionen feines Namensvorgängers unmittelbar anzuknüpfen gedenkt.

Besteuerung der Mineralwässer, Limonaden und Gegen den zum erstenmal vorgelegenen Entwurf betr. einer Jin übrigen wird die Nachricht, der Herzog habe in diese histo­künstlich bereiteten Getränke sowie betr. die Er- rische Maskerade schon eingewilligt, bestritten. Wilhelm von Urach  höhung der Zölle auf Kaffee, Tee, Kakao und Scho- ist württembergischer General, Haupt einer nichtregierenden Linie Wechselvoll war der Kampf um die Weinsteuer. Hier kolade, der 51 Millionen Mark bringen soll, verhielt sich des Königshauses und mit der bayerischen Dynastie verschwägert. hatten Winzer und Weinhändler erklärt, daß der Wein aller- die sozialdemokratische Partei grundsäßlich Er weiß, daß ihm zur Uebernahme des neuen Thrones einstweilen höchstens 10 Proz. Steuer vertragen fönnte. Mit überwältigen- ablehnend. Ein ernster Kampf gegen den Alkoho- noch die Berliner   Zustimmung fehlt, und es ist unwahrscheinlich, der Mehrheit hatte die Kommission in erster Lesung auch be- Iismus ist mit der Zustimmung zu solchem Gesetz underträg- daß er ohne oder gar gegen sie einen entscheidenden Schritt unter­schlossen, die nach dem Wert zu bemessende Steuer von 20 Proz., lich. Die Besteuerung wurde von bürgerlicher Seite u. a. auch nommen hat. pie die Regierung vorschlug, auf 10 Broz. herabzusetzen. Gegen mit dem Hinweis auf die viel zu hohen Preise für die Daß diese Königsausrufung nicht im Plane der Vorsehung diesen Beschluß arbeitete die Regierung mit Hochdruck, und alkoholfreien Getränke begründet. Die im Regie- liegt, geht aus verschiedenen Preffekommentaren deutlich genug siehe da, in zweiter Resung bewilligten auf rungsentwurf vorgesehene Besteuerung nach Gefäßen wurde ab- hervor. Dort wird nämlich, wenn wir recht verstehen, ausgeführt, Grund von Fraktionsbeschlüssen die Vergelehnt und dafür eine solche nach Litern vorgesehen. Die Steuer daß Litauen   zwar zweifellos und unbedingt volles Selbstbestim treter der bürgerlichen Parteien die vorher sollte nach dem Kommissionsbeschluß bei Mineralwässern mungsrecht habe, daß jedoch der Zeitpunkt für die Ausübung fürunannehmbarerflärten 20 Broz. Die Gründe 0,085 Mt. das Liter und bei Limonaden 0,15 Mr. das Liter dieses Rechts sowie die Richtung, in der es ausgeübt werden des Umfalls waren einerseits die Verhandlungen über den Be- betragen. Das heißt, daß die Limonade noch Außerdem hätten die Litauer die versprochenen Zoll-, Münz-, Maß-, dürfe, von der vorgesetzten deutschen   Behörde zu bestimmen sei. fizsteuerkompromiß und andererseits in einzelnen Fraktionen um 3 Pf. das Liter höher besteuert werden Militär- und sonstigen Konventionen erst richtig abzuschließen, bevor Außerdem hätten die Litauer die versprochenen Zoll-, Münz-, Maß-, Der Wille, die Höhe der Weinsteuer in eine gewisse Relation ins- fo Ilte als das Vollbier! besondere zur Biersteuer zu bringen. Darin waren sich alle Im Plenum gelang es zum Schmerze der Braukapita- die Souveränität der litauischen Monarchie stabilisiert werden könne wie ein rocher de bronce". bürgerlichen Parteien einig, daß eine Weinsteuer angesichts der liften, die Steuer auf 5 Pf. für das Liter Mineralwasser und wie ein rocher de bronce". Es ist dies, wie man sieht, ein voll­tommen Hares Rechtsverhältnis. Finanzlage des Reiches diesmal nicht zu vermeiden fei. 1894 10 3f, für das Liter Limonade herunterzufeßen. Konzentrierte lind 1908 wurden die Weinsteuergesehentwürfe des Bundesrats Sunstlimonaden zahlen 1 Mr. das Liter und die Grundstoffe befanntlich im Reichstage abgelehnt. Die sozialdemo- zur Herstellung solcher das 20fache dieses Betrages. Von der fratischen Fraktionsmitglieder waren einer Steuer frei bleiben natürliche oder nur gefüßte Fruchtsäfte. Besteuerung der teuren Weine nicht abgeneigt. Dagegen wurde über die Regierungsvorlage hinaus der Ne­Bei den hohen Weinpreisen der Kriegszeit ist ein ein Objekt gierung das Recht eingeräumt, durch Kaiserliche Verordnung geworden, in dem Kriegsgetvinnler ein Vermögen anlegen. mit Zustimmung des Bundesrats die Steuer auch auf die Warum sollen solche Objekte dauernd der Steuer entzogen Stoffe zur Herstellung von Mineralwässert die Laugen werden können? Die Sozialdemokraten verlang- und Salze auszudehnen. Für die Packungen solcher Stoffe ten aber die Freilassung der billigen Konsum soll evtl. eine Banderolsteuer eingeführt werden können. Auch weine und der Obstweine von der Steuer. Ihr wurde beschlossen, daß der Haut strunk der bei der Her­Antrag, nach dem Wein- und Traubenmost im steuerpflichtigen stellung beschäftigten Personen steuerfrei bleibt, soweit er in Werte bis zu 4 Mart das Liter steuerfrei bleiben sollte, wurde den Räumen des Herstellungsbetriebes stattfindet. aber abgelehnt. Sie stimmten deshalb gegen den einsteuergesegentwurf, wie er jegt vorliegt. ein in zweiter Rejung angenommener Antrag, nach welchem der Bundesrat ermächtigt und auf Verlangen des Peichstags verpflichtet ist, nach Beendigung des Krieges den Steuersatz für Weine im Werte von nicht mehr als zwei Mark für das Liter auf 15 Broz. herabzusetzen, ist erstens ungenügend und für die Braris wertlos, denn erstens werden wir Beine im Werte von 2 Mark das Liter sobald nicht mehr zu trinken bekommen, und zweitens wird sich für den Steuerausfall, wenn die Steuer ein­mal besteht, nicht so leicht Ersat schaffen lassen. Die Erfah­rungen mit der Fahrkarten- und der Budersteuer haben das in den vergangenen Friedensjahren zur Genüge bewiesen. Des­halb hat es auch wenig Wert, daß das Weinsteuergesetz am 1. Juli 1923 außer Kraft treten soll. Denn wer glaubt daran, daß die Weinsteuer 1923 außer Straft treten wird?

Ein sozialdemokratischer Antrag, den ganzen Zollpara­grabhen zu streichen, fand keine Annahme. Die Erhöhung des Staffee und Teezolles fand nach der Regierungsvorlage An­nahme. Dagegen waren die Bemühungen der Regierung, auch die Erhöhung des Kakao- und Schokoladenzolles durchzubringen, vergeblich.

Die Getränkesteuergesete sollen aus Zweckmäßigkeitsgrün­den gleichzeitig verkündet und einheitlich einen Monat nach der Verkündung bereits in Kraft gesezt werden, mit Ausnahme der Biersteuer, die am 1. Oktober 1918 in Kraft tritt. Dies bedeutet für das konsumierende Publikum also, daß es noch während des Krieges die erhöhten Getränkesteuern zu zahlen hat, und für welche Sorten von Getränken vielfach!

Mindowe II., König von Litauen  . Die Weinsteuer wird. hauptsächlich in Süddeutschland   Das litauische Informationsbureau in der Schweiz   ver­böjes Blut machen, wo billige offene Weine im Frie- breitet folgende Meldung: Der litauische Landesrat hat be­den Volksgetränk waren. Dieses Umstandes wegen schlossen, die Krone des Königreichs Litauen   dem gelang es durchzusetzen, daß Wirte und Kleinverkäufer, die| Herzog von Urach   anzubieten, der ein Abkömmling der lediglich inländischen Wein vom Faß verschänken, als ehemaligen königlich- litauischen Dynastie sein soll. Eine De­Verbraucher im Sinne des Gesezes anzusehen sind. Zur Ent- legation des litauischen Landesrats hat dem Herzog von Utrach richtung der Steuer ist nach dem Gesetz verpflichtet, wer Wein Mitteilung von diesem Entschluß gemacht. Der Herzog an einen Verbraucher abgibt. hat das Anerbieten angenommen. Er wird den Namen Mindowe II. annehmen, um die Fortsetzung der ehemaligen Dynastie zu versinnbildlichen.

Hingegen werden im 3011paragrahen die Säße der Regierungsvorlage noch um 10 Mr. erhöht. Praktisch wird diefer Bollparagraph allerdings erst nach Ablauf des Handels­bertrages mit Defterreich- Ungarn   Bedeutung erlangen. Ginstimmige Zustimmung fand im Ausschuß die Erhöhung der Schaumweinsteuer, die 20 mil

Das Amulett der Russin.

Von Mar Jungnidel.

In einem dreckigen Ruffernest, das im Regentvind zusammen­gelauert zwischen zwei Hügeln saß wie ein frierendes Bettelweib, fand ich in einer Dredpfüze ettvas goldenes, schimmerndes: ein Amulett.

So groß und rufhd wie ein Talerstüc.

Auf der Vorderseite die Jungfrau Mafia mit dem Minde än der Brust; herausblickend aus sommigem Wolfengewimmel. Auf der Hinterseite einen Baum, der äſteſtart, vogelum 3tvitschert in die Bläue des Himmels steigt. Keine Schrift auf dem billigen, blechernen Amulett; nur ein lieblofer Hafen, der es hielt.

Etwas Nührendes sang um das Ding, das wie eine goldene Träne der Ewigkeit in der schwarzen Dreckpfüze gelegen hatte. Sagenlieblichkeit. Wie ein wehmütiger Akkord aus einem russischen Volkslied, das die Gefangenen fingen, wenn sie müde in den Abend hineinwandern nach ihrem Strohfad.

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Das Amulett hatte einer jungen Russenmutter gehört. Sie hatte es sich in irgendeinem Trödlerladen nach der Geburt ihres ersten Sohnes gekauft. Sie trug das Wunderschildchen immer auf ihrer Brust, damit die Fruchtbarkeit ihres Leibes nicht aufhöre. Uebers Dorf hin jagt der Wind; lauert pfeifend auf den Herb­rauch, der aus den Schornsteinen steigen soll, mit dem er sich haschen und jagen will. Aber das Dorf ist talt und fot. Heiliges Rußland!

die Herren vom litauischen Landesrat aus bloßer Narretei in ihren Indes soll nicht der Anschein hervorgerufen werden, als ob sich Mindowe II, verliebt hätten. Sie ließen sich dabei von der bestimm ten Erwägung leiten, daß der Herzog von Urach   Katholik wie sie und Württemberger ist, und als ihr König darauf bedacht sein würde, sich im Interesse seiner Nachkommen die Zuneigung der Bevölkerung zu gewinnen. Davon versprachen sie sich eine bedeutende Besserung ihrer Lage, und man kann verstehen, daß sie sehr schmerzlich getroffen sein werden, wenn aus alledem nichts wird.

Eisenbahnerstreik in der Ukraine  .

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Die Stimme Kiews  " meldet: Am 15. Juli brach ein Streit auf dem Eisenbahnknotenpuntt orosten aus. Die Züge nach Sarny   wurden nicht mehr durchgelassen. Ferner stellte die Strede Siew- Powurst und Kiew  - Manowitschi den Be trieb ein. Am 17. Juli schloß sich Kiew   dem Ausstand an. Rein einziger Zug fonnte Kiew   verlassen. Im Zusammenhang hiermit erließ der Verkehrsminister Butenko eine Be tanntmachung, wonach die Gehälter für Mai und Juni innerhalb der nächsten drei Tage ausbezahlt werden. Die Gehäl­ter für März und April werden in Form von Sparkassenbüchern ausbezahlt. Das Ministerium traf ferner alle Maßnahmen zur Bersorgung der Einwohner mit Lebensmitteln. Alle übrigen Forderungen der Eisenbahner werden kategorisch abgelehnt, da sie in die Gesetzgebung übergreifen. Alle Eisen­bahner sind verpflichtet, am 18. Juli früh ihren Dienst wieder an­zutreten. Wer weiter feiert, wird sofort entlassen. Wenn der Ausstand trotzdem fortdauert, sieht sich der Minister genötigt, den Betrieb der Eisenbahnen dem deutschen   Oberkom­mando zu unterstellen und alle Streifenden aus der Ukraine   auszuweisen.

Das Blatt Russische   Stimme" befürchtet, daß trotz aller Maß nahmen der Eisenbahnstreik von den Südwestbahnen auf alle ande. ren ukrainischen Bahnen übergreifen könnte.

Kiewstaja Myst" gibt neueste Meldungen über die Streiflage. Das Blatt teilt mit: Der Eisenbahnerstreit verläuft ohne jede Ausschreitungen. Am 19. Juli ist in Miew kein Zug eingetroffen bzw. abgefahren. Der Streit hat sämtliche Eisen= bahnen in der Ukraine   ergriffen. In Rowno   und eini gen Knotenpunkten sind am 19. Juli die Streiffomitees verhaftet worden.

Mindowe I. war Beherrscher des litauischen Neiches im 13. Jahrhundert und ist noch heute litauischer Nationalheld. Die Ge­fchichte berichtet von ihm, daß er, um die nötige Unterstüßung gegen mächtige Widersacher zu finden, zum Christentum übertrat, jedoch gefchaffen, sein Steirer Volf und Band mit unerhörter unnachahm-| sedierte russische Dynastie. Sind doch von den fieben Baren aus dem licher Echtheit in greifbarste Erscheinung gebracht hat. Dies allein Hause Romanow- Holstein- Gottorp nicht weniger als vier durch Mord macht seine unvergängliche dichterische Bedeutsamkeit aus. Sefun- Salingerafft worden, und auch denjenigen Reußenherrschern, die im dären Anteil hat daneben die schier märchenhafte Geschichte seines Bette gestorben sind, ist so oft nach dem Leben getrachtet worden, daß Bebens. Kienzl   steckte gerade hier manches neue Licht auf. Goethes ihr natürlicher Tod schon beinahe eine glückliche Fügung des Schick­Vierzeiler: Vom Vater hab ich die Statur, Des Lebens ernstes fals für sie bedeutete. Gleich der erste der Zaren aus dem Hause Führen; Vom Mütterchen die Frohnatur Und Lust, zu Holstein- Gottorp, Peter III. Feodocowitsch  , der Entel Peters des fabulieren" diese Selbstzeichnung gilt auch in gewisser Beziehung Großen, entsproffen aus der Che seiner Tochter Anna Petrowna  auf die Eltern Roseggers und ihn selber. Die Mutter, als Kind mit dem Herzog Karl Friedrich von Holstein, starb eines gewalt­eines armen Kohlenbrenners tief im Waldgebirge erwachsen samen Todes. Mit Peter. II. war das Haus Romanow im Mannes Stienzl hat sie noch gekannt eine sonst ungelehrte Frau, hat stamm ausgestorben, und die Kaisecin Elisabeth, Peter Feodoro doch auf seine geistige Regsamkeit und poetische Empfängnis den witschs Tante, ernannte ihn zum Thronfolger. 34 Jahre alt ges. größten Einfluß geübt. Sie war des Knaben Märchenerzählerin. langte er nach Elisabethe Tode unter dem Namen Beter III. ant Sie glaubte aber auch an ihren Sohn, als er, schon ein aufsteigender 5. Januar 1762 auf den Barenthron. Aber nur wenige Monate Stern, bom Ortspfarrer wegen seiner angeblich keberhaften Christ- dauerte seine Regentenherlichkeit. Seine Migachtung des russischen lichkeit von der Kanzel herab gestäubt wurde.

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Boltstums, seine Vorliebe für deutsches Wesen und sein Bündnis So tiefecht als merkwürdig, wie alles an ihm, ist sein mit dem von ihm bewunderten Friedrich dem Großen führten zu Heimatgefühl. Nachdem ihm ein durch die Wiener Re- einer Empörung, an deren Spitze seine eigene Gemahlin Katha­volution in den Wald" vertriebener Lehrer das notdürftige Lesen rina trat. Um den in seiner Beschränktheit und Trunksucht von und Schreiben beigebracht, kommt er zum Dechant, um die Vor- ihr verachteten Gemahl vom Throne zu stürzen, zog Katharina am bildung zum Geistlichen zu erhalten. Nach wenigen Tagen brennt 7. Juli 1762 an der Spike der Gartetruppen gegen das Luftschloß er, gepact vom Heimweh, durch, um wieder daheim die Ziegen zu Oranienbaum  , wo Peter sich aufhielt. Er wurde gefangen, erst nach hüten und zu sinnen. Dann kommt er zu einem Wanderschneider Petershof, dann auf das Landgut Ropscha gebracht und hier am in die Lehre; mit ihm zieht er arbeitend mehrere Jahre auf allen 17. Juli 1762 von Orlof und seinen Mitverschworenen erdrosselt. Bauerngehöften weit und breit umher. Während dieser Zeit ent- Aus seiner Ghe mit Katharina, die munmehr den Thron bestieg, ging stehen schon eine Anzahl Lieder, von denen manche Volkstümlichkeit Bar Paul I.   hervor, der alle schlechten Eigenschaften seines Vaters in Steiermark   erlangt haben. Auch schreibt er für die Bauern geerbt hatte, und der auch das gleiche Ende nahm wie Beter III. seinen Kalender. Weil ihm aber einmal das Bech wiederfuhr, Sein mißtrauischer Despotismus machte ihn schon bald nach seiner Pfingsten vor Ostern aufmarschieren zu lassen, war's rasch mit im Jahre 1796 erfolgten Thronbesteigung verhaßt, und es tam zu der Kalendermacherei zu Ende. Nun sollte er Lehrling in einer einer Verschwörung unter der Führung des Grafen Bahlen, an der Grazer   Buchhandlung werden. Auch diesmal entfloh er in die u. a. der General Bennigsen teilnahm. In der Nacht zum 23. März Waldheimat. Wie Robert Hamerling   sich seiner annahm, sein 1801 schritten die Verschworenen zur Tat, doangen in den Michaelow­erftes Büchlein Dialektgedichte mit einer Vorrede herausgab, wie schen Balast und überraschten den Kaiser in seinem Schlafzimmer. er bann, bereits ein Zweiundzwanzigjähriger, in Graz   zu studieren Die Verschwörer hatten sich erst bei einem Gelage Mut angetrunken, begann, das ist ja bekannt. Hier hat er auch schon seine wunder- und da der Kaiser ihnen Widerstand entgegensetzte, so fielen sie über vollen Romane" Waldschulmeister" und" Waldheimat" geschrieben, ihn her, und Bennigsen erdrosselte den Zaren mit seiner Schärpe. Dem Schußverband Deutscher   Schriftsteller kam es an, die ihn mit eins berühmt machten, während die Geschichte seines Unvergessen ist der heutigen Generation noch das Bombenattentat, und er hat, als erste Sorporation, es für seine Ehren Elternhauses in dem sozialen Roman" Jakob der Letzte  " nieder- dem am 13. März 1881 Kriser Alexander II.   in Petersburg   zum des pflicht gehalten, den Manen Ende Juni uns gelegt ist. Opfer fiel. Sein Sohn, Alexander III.  , starb zwar an einem Ein seltener Einklang besteht zwischen Noseggers Leben und Nierenleiden; aber den Grund dazu legte ein furchtbarer Stoß ins gegangenen fleirischen Dichters Peter Nosegger eine würdige Ge­Bächtnisfeier darzubringen. Wir wissen es ja, wie ihm einft allent- Dichten. Er konnte nur gestalten, was er erlebt hatte oder er- Kreuz, den der bärenstarke Rar bei der Eisenkatastrophe von Borki halben viel Herzen entgegenstürmten. So war von vornherein auf lebte. Me die Menschen, die da gehen, find ihm irgendeinmal im Jahre 1888 davongetragen hatte. Nun ist auch sein bereits ent­lebhafte Anteilnahme zu hoffen, felbft in einer Zeit, die, wie die über den Weg getreten. Alles an ihm ist wahrhaftig. Nirgends thronter Sohn, Nikolaus II.  , durch Mord aus der Welt geschafft gegenwärtige, so wenig Raum und Muße aufkommen läßt, ernsterer begegnet uns Geistreichelei oder Phrase. Er spricht schlichttiefe worden. Stunst fulturelle Fragen anzuhängen. Ein solches Problem von Weisheit aus. Er ist nicht lehrhaft, weil er den Wolfserzieher mit oberster Bedeutung stellt aber Rosegger vor; seine goldreine Priester- Vorsatz machen will; er wirft einfach in erzieherischer Weise und Bredigerpersönlichkeit, wie sein aus Boltsseelentiefe empfange- durch das vorgeführte Beispiel. nes Schrifttum sind berufen, beutschem Menschentum noch in ferne Zukunft hinein Leuchte und Pfadweiser zu sein.

Rosegger- Gedächtnisfeier.

von

Der übrige Teil der Feier galt der Vorführung von gesprochenen und gefungenen Dichtungen in Vers und Prosa. Kompofitionen Roseggerscher Lieder von Wilhelm Kienzl  , bem bekannten Musiker diese besonders wirksam durch Innerlichkeit und fangbare Gin­fachheit von Georg Schumann  , Bohm und Band wurden von Bernhard Bötel   prächtig, wenn auch nicht ganz fonzertgemäß, gesungen. Außer Elsa Wagner   trug Hermann Kienzl   Dialekt­fachen vor und erwies sich als meisterhafter Interpret Rosenger­scher Dichtung wie der Sprache seiner schönen steirischen Berg­Heimat.

Diese Erkenntnis gu begründen und öffentlich auszusprechen, ist aber wohl kein zweiter so ermächtigt und berechtigt als Hermann Kienzl  . Im Hause seines Baters in Graz   sah er von zartefter Jugend auf den jenem innigst befreundeten Dichter ein- und aus­gehen. Nicht genug: er ist mit ihm zusammen oft wochenlang kreuz und quer gewandert und blieb geehrt durch seine herzliche Freund­schaft, die in Briefen bis dicht ans Grab getragen wurde. So nah sind dem Menschen und Erzähler Rosegger wenig gestanden. Das Bild, das Kienzl   von ihm in dem mit Zuhörern dicht gefüllten Meistersaal entwarf, konnte daher vollen Anspruch auf Originalität Der Zarenmord in der Geschichte. erheben. Zivei Dinge ficherten Rosegger seinen Ruhm in aller Welt. Es gibt faum ein giveites Fürstenhaus in der Geschichte, das fo Zuoberst steht, daß er in allen Erzählungen und Romanen, die er vom Fluch verfolgt gewesen ist, wie die durch die Revolution depof­

ek.

Notizen.

Das Wiener Burgtheater  , das noch immer auf einen neuen Direktor wartet, wird zunächst einen Generalinten danten erhalten. Ein einst aufgegebener Boften wird wieder hers gestellt. Dem Zivilgouverneur des von österreichischer Seite be jetzten polnischen Gebiets Freiherr   von Andrian Werburg, ist das Amt übertragen worden.

Es wird daran erinnert, daß dieser Mann einst in dem jung­romantisch- kunstaristokratischen Kreise 11m Hoffmannsthal als Lyriker und Profameißler mitgetan habe. Das war vor mehr als zwanzig Jahren. Es geht natürlich zu weit, aus dieser Grinnerung an den damaligen Leopold von Andrian   alsbald auf einen nun kommenden Aufstieg des Burgtheaters schließen zu wollen. Jmmer­hin liegt es nahe, daß von ihm als Verwaltungsmann mit ge pflegtem Kunstgeschmack Förderliches erwartet wird. Das Burg theater braucht dringend eine sichere, feinbeherrschte Hand.