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Nr. 201. 35. Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin ".

Vorwärts

ald

Berliner Volksblaff.

10 Pfennig

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 24. Juli 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

Zeindlicher Großangriff zwischen Soiffons und Reims gescheitert

Zwischen Aisne und Marne zeitweilig

-

Heftige Teilangriffe zwischen

Ruhe

Ourcq und Marne

-

Jaulgonne.

Gefechte bei

Berlin , 23. Juli 1918, a bends. Amtlich. Dertliche Kämpfe auf dem Westufer der Avre. Zwischen Soissons und Reims hat die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz ernenten einheitlichen Angriff starker feindlicher Waffen zum Scheitern gebracht.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 23. Juli 1918.( W. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplas. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Englische Abteilungen stießen an vielen Stellen der Front gegen unsere Linien vor. Sie wurden abgewiesen. Die Artillerie­tätigkeit lebte am Abend wieder auf.

Heeresgruppe Deutscher Kronpring. An den Kampffronten trat zeitweilig Rahe ein. Südlich der Aisne hat der Feind infolge schwerer Verluste faine Angriffe gestern nicht erneuert. Auch der Artillerie­kampf hat hier an Stärke nachgelassen. Beiderseits des Ourcq und zwischen Ourcq und Marne führte der Feind fast in allen Abschnitten heftige Teilangriffe. Sie wurden ab. gewiesen; südlich des Ourcq brachte sie unser Gegenstoß zum Scheitern. Feindliche Abteilungen, die beiderseits von Jaul­gonne in unsere Vorpostenstellungen an der Marne eindrangen, wurden im Gegenangriff an den Fluß zurückgeworfen. Dertliche Kämpfe südwestlich und östlich von Reims .

Gestern wurden 52 feindliche Flugzeuge und 4 Feffelballone abgeschossen.

Leutnant Loewenhardt errang seinen 42. und 43., Leutnant Billit seinen 26., Leutnant Bolle seinen 25. und Leutnant Pippard seinen 20. und 21. Luftsteg.

Der Erfte Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der österreichische Bericht. Wien , 23. Juli 1918. Amtlich wird verlautbart: Auf dem italienischen Kriegsschauplatz Artilleriekämpfe wech­selnder Stärke. An der albanischen Front sette der Feind seine Angriffsversuche beiderseits des oberen Devoli fort; sie wurden alle abgeschlagen. Der Chef des Generalstabes.

Jm Juni 521 000 Tonnen versenkt. Berlin , 23. Juli. Amtlich. Im Monat Juni find ins­521 000 Br.-Reg.-To.

Japans Intervention.

Dringende Fragen der Kohlen­versorgung.

Bon Otto Hue .

Eine japanisch- amerikanische Expedition. Amsterdam , 23. Juli. Nach einer Reutermeldung erfährt die ,, Times" aus Tokio vom 18 Juli, daß der Entwurf der Antwort auf die amerikanischen Vorschläge zu einer Interven- Je kürzer die Tage werden, desto näher rückt die Sorge tion in Sibirien und die Entwürfe für die an England, Frank- um die Hausbrandkohlen. Unsere heimische Kohlenförderung reich und Italien über diesen Gegenstand zu machende Mittei- scheint im ganzen genommen nicht mehr weit hinter der im lung vom diplomatischen Beirat angenommen wurden. Die letzten Friedensjahr erzielten Gewinnung( 191,5 Millionen fonstitutionelle Partei hat eine Entschließung angenommen, Tonnen Stein-, 87,11 Millionen Tonnen Braunkohlen) zurück­in der es heißt, daß es angesichts der Tatsache, daß die zubleiben. Was Gewisses weiß man nicht," weil seit zwei Interventionspläne der Regierung mit den Jahren die Veröffentlichung der Förderstatistik ein: bon Washington ausgehenden Vorschlägen gestellt ist. Dadurch wurde allen möglichen Hoffnungen, übereinstimmten, feinen anderen Weg gebe, als der Befürchtungen und smarten Spekulationen der denkbar beste amerikanischen Auffassung über die Notwendigkeit eines Bu- Spielraum geöffnet. fammengehens mit den Alliierten zuzustimmen. Die Sommermonate sind aus mehreren Gründen für die

Wie die Central News" aus Tokio vom 17. meldet, ist Ansammlung von Hausbrandvorräten am günstigsten; vor allen eine gemeinsame japanisch- amerikanische Expedition vorge Dingen tritt dann der im Herbst in der Regel stark einsehende sehen, die wahrscheinlich von einer Hilfskommission begleitet waggonmangel am schwächsten auf, und die schiffbaren sein wird. Wasserläufe sind meistens im besten Zustande. Dennoch General Horw at hat sich am 10. d. M. zum vorläu- ist der von unserem Genossen Abg. Franz Schmitt( Würz figen Herrscher über alle russischen Länder burg ) erstattete 86. Bericht des Reichstagsausschusses für Handel ausgerufen. In seiner Proklamation wird erklärt, daß er die und Gewerbe betreffend Kohlenförderung und Kohlenverfor­Ordnung wiederherstellen und eine gesetzgebende Versammlung gung" angefüllt mit ernsten Klagen über ungenügende einberufen will. Bevorratung des Winterbedarfs besonders an Hausbrandtohlen". Es sei auf diesen Bericht verwiesen, der auch sonst noch sehr beachtliches volkswirtschaftliches Material enthält. Dem Schreiber dieses gingen in letter Seit persönlich wieder zahlreiche Klagen zu aus süddeutschen, ostelbischen und lichen Bezirken wohnhaft, über eine in jedem Betracht unzu­norddeutschen Verbraucherfreisen, namentlich in landwirtschaft­reichende Kohlenzufuhr.

Helfferich Mirbachs Nachfolger.

Amtlich gibt Wolffs Bureau bekannt: Der frühere Stell­bertreter des Reichskanzlers Staatsminister Dr. Helfferich ist zum diplomatischen Vertreter des Deutschen Reiches in

Moskau ernannt worden.

War Graf Mirbach deutscher Diplomat schlechtweg, so ift Helffe­rich ein Typ des wirtschaftlichen Imperialismus". Verständnis für die weltgeschichtlich bedeutsamen Experimente der sozialen Nevo­lution ist von diesem flug rechnenden Geschäftsmann nicht zu er warten, um so höher ist seine eindringliche Kenntnis aller kapitalisti­ schen Beziehungen, die vor dem Kriege zwischen Deutschland und Rugland bestanden haben, einzuschätzen. Gerade deshalb ist drin­gend zu wünschen, daß er sich vor dem Fehler hütet, diese kapitalisti­ schen Interessen mit den deutschen Reichsinteressen ohne weiteres gleichzusehen. Es genügt nicht für den Posten eines Botschafters in Mostau, ein tüchtiger Bankmann zu sein, es gehört auch Ver­ständnis für tiefere geschichtliche Zusammenhänge und für soziale Probleme dazu. In dieser Richtung bedarf der neue Bertreter Deutschlands bei der Moskauer Sowjetregierung noch in hohem Maße weiterer Entwidlung.

Die österreichische Krise.

+

Die Kalamität scheint demnach diesmal schon frühzeitig einzutreten. Schafft mehr Kohlen!" heißt es in jenen Zu­schriften, klingt es heraus aus den Presseberichten über die Rohlenmärkte, schallt es aus dem Munde der Zechenbetriebsleiter zu den Kohlengräbern.

Die Reichstagskommission beschloß, den Reichskanzler zu ersuchen, mit allen Mitteln die Rohlenförderung zu steigern", dieserhalb die Bergarbeiterzahl zu erhöhen, die Ab­fuhren zu forcieren, bevor die Beförderung der neuen Ernte unsere Transportmittel in ausschlaggebender Weise in Anspruch nähme. Dieser Beschluß wäre schon gut, aber seine Durch führung steht auf einem anderen Blatte. Die Zahl der im preußischen Gesamtbergbau beschäftigten Arbeiter ist von 524 034 im Mittel 1915 auf 652 258 im 4. Quartal 1917 erhöht worden ( ohne Internierte und Kriegsgefangene), aber im 1. Quartal 1918 ging die Belegschaft auf 645 544 Röpfe zurück. Mit den Internierten und Kriegsgefangenen ist die Gesamtbelegschaft zwar wohl kopfreicher als vor dem Kriege, aber es wirken nun die Bolen ihren Rüdtritt zur Bedingung für die Bewilligung überhaupt ist der Fördereffekt wegen der unauskömm­Die Regierung Seidler hat ihre Demission gegeben, weil große Mengen bergmännisch ungeschulter Leute, und gesamt des Budgetprovisoriums gemacht hatten. Ob die Polen für die Ii chen Ernährung der Arbeiter und infolge mängelreichen Bewilligung weitere Bedingungen gestellt haben als die bloß Betriebsmaterials zurückgegangen.( Uebrigens ist auch die des für unsere Feinde nutbaren Handelsschiffsraums vernichtet negative, daß Herr v. Seidler verschwinden müsse, ist nicht be- britische Kohlenförderung 1917 um 13 Broz. geringer als fannt. Die angekündigte Bildung eines Beamtenministeriums 1913 gewesen, obschon die Arbeiterzahl nur 9 Proz. niedriger Der ihnen zur Verfügung stehende Welthandelsschiffsraum unter Führung des früheren Unterrichtsministers v. Hussaret war.) Wie hoch unsere Gesamtförderung an Stein- und Braun­ist somit allein durch kriegerische Maßnahmen seit Kriegs- sowie der Inhalt des kaiserlichen Handschreibens an Seidler fohlen ist, wie die Verbrauchszuteilung der Menge nach im In­beginn um lafsen darauf schließen, daß die Polen vorläufig nicht beab-| lande erfolgt und wie stark die Ausfuhr nach den verbündeten fichtigen, die Kraftprobe bis zu Ende fortzusetzen. Sie begnügen und neutralen Ländern ist, darüber ist der Schleier des Ge­fich damit, eine ihnen unbequeme Regierung fortgejagt zu haben, im übrigen aber bleiben alle politischen Fragen in Schwebe. Herr v. Seidler hat höchst unglücklich operiert, denn kaum allein Verluste der englischen Handelsflotte. hatte er gejagt, daß man in Oesterreich ohne die Deut­Nach inzwischen gemachten Feststellungen sind im Monat ihen nicht regieren fönne, wurde ihm handgreiflich be­Mai außer den seinerzeit bekanntgegebenen Verlusten der feind- wiesen, daß man ohne die Polen auch nicht regieren kann. Und lichen oder im Dienste unserer Gegner fahrenden Handelsschiffe jetzt sind die Tschechen daran, den Beweis zu führen, daß das noch weitere Schiffe von rund 48 000 Brutto- gleiche für sie gilt, und darum hat der Brünner Rechtsanwalt Register Tonnen durch friegerische Maßnahmen schwer Stransky im Abgeordnetenhaus eine Rede gehalten, die sich an beschädigt in feindliche Häfen eingebracht worden. Feindschaft gegen den österreichischen Staat schlechthin nicht mehr überbieten läßt.

worden.

rund 18 251 000 Br.-Reg.-To.

verringert worden. Hiervon find

rund 11 175 000 Br.-Neg.-To.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Herr Stransky hat in seiner Kriegsrede gegen den Staat bon den a cht rredenten" gesprochen, aus denen Defter­Honduras erklärt den Krieg. reich bestehe, womit er fagen wollte, daß jedes Bolt zu einem nationalen Schwerpunkt außerhalb Desterreichs tendiere: die Washington , 23. Juli. ( Reuter.). Das Staats- Deutschen zum Reich, die Polen zu Polen , die Ruthenen zur departement meldet, daß Honduras am 19. Juli Deutsch - Ukraine usw. Er hat dabei nur übersehen, daß gerade sein land den Krieg erklärt habe. Der Abbruch der diplo- Volk das einzige ist, das einen solchen Schwerpunkt nicht befibt matischen Beziehungen erfolgte am 18. Mai. und das rettungslos zu einer fleinstaatlichen Eristenz verdammt ist, wenn Desterreich zerfällt. Das ändert nichts an der Tat­sache, daß die Tschechen zu jeder Desperadotaktik bereit sind, wenn ihre nationalen Ansprüche nicht befriedigt werden, dadurch wollen sie eben beweisen, daß ein Desterreich, das ohne oder gegen fie regiert wird, unmöglich ist.

Das Wahlrecht in Polen .

Kein Frauenwahlrecht.

heimnisses gedeckt, was natürlich nicht ausschließt, daß die Lei­tungen der großen Bechen - und Händlerkartelle, also bestimmte Interessentengruppen, die betreffenden Ziffern kennen.

Jedenfalls ist es von unabsehbarer Bedeutung für unsere innerpolitische Lage, daß die Bevölkerung im kommenden fünften Kriegswinter möglichst wenig unter dem Mangel an Heiz- und Leuchtstoffen leidet. Bei weiter verschlechterter Ernährung auch noch in ungeheizten und unbeleuchteten Wohnungen hausen zu müssen, das geht schließlich über die Straft. Unserer Bevölkerung in Stadt und Land kann versichert sein, daß die Berg­arbeitermassen die Bedeutung ihrer Aufgaben begreifen und gewillt sind, ihre Pflicht gegenüber der Allgemeinheit zu erfüllen. Was die Kohlengräber heute unter sehr schwierigen Verhältnissen leisten, darüber kann erst in späterer Beit ohne Zurückhaltung berichtet werden. Gesagt muß jezt schon werden, daß diese Arbeitermassen für ihre ungemein aufreibende Tätig­feit keineswegs die allseitig gebührende Anerkennung finden. m Gegenteil, es geschieht mancherlei, was ge­eignet ist, die Arbeitslust der Bergarbeiter herabzudrücken!

Vier Jahre Krieg mit steigender materieller und seelischer Not liegen bald hinter uns. Ein Bolt von Brüdern wollen wir sein," hörten wir in wer weiß wie vielen Rundgebungen; die Warschau , 23. Juli. In der legten Sigung der Staats­innere Front" solle durch gegenseitige Verständi­catsfommission für die Landtagsverfassung wurde endgültig Alles in allem fann nicht geleugnet werden, daß die Zu- gung stark gehalten werden. Wie sieht es damit in der Berg­beschlossen, daß das Alter für das aktive abIrecht stände in Desterreich sehr ernst und in hohem Grade geeignet bauindustrie aus? Die Organisationen der Gruben­entsprechend dem Regierungsentwurf auf 25 Jahre fest- find, zur Kriegsverlängerung beizutragen. Es gibt keine Lösung, besiger stehen der Vereinigung der Berg­gesetzt werden soll. Die Zulassung von Frauen zum wenn sie nicht in dem Vorschlag unserer österreichischen Genossen, ar beiter noch genau so hochmütig ablehnend aftiven Wahlrecht wurde mit 9 gegen 8 Stimmen bei zwei Defterreich zu einem demokratischen Nationalitätenstaat umzu- gegenüber wie vor dem Kriegel Noch immer wird Enthaltungen abgelehnt. formen, zu finden ist. Sie Berfemung und zeitweilige Aussperrung unbot­