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Nr. 202. 35. Jahrg.

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.Sozialdemokrat Berlin  ",

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

10 Pfennig

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Die flebengespaltene Rolonelzelletoftet 80 Big. Kleine Anzeigen", das fettgedrudte Wort 30 Pig.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Bort 15 Bfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Wort 20 Pfg., jedes weitere Wort 10 Bfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Teuerungszuschlag 20% Familien- Anzeigen, politische und gewerkschaftliche Vereins Anzeigen 60 Bfg. die Zeile. Anzeigen für die nächste Rummer müssen bis 5 Uhr nachmittags im Hauptgeschäft, Berlin  68.68, Lindenstraße 8, abiegeben werden. Geöffnet von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morizplas, Nr. 151 90-151 97.

Auflösung

Donnerstag, den 25. Juli 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. fernsprecher: Amt Moritplatz, Nr. 151 90-151 97.

Rubiger Tag im Weften.

oder was sonst?| Die feindlichen Maffenangriffe am Diens­

Hertlings Zusicherung.

Die Nordd. AII g. 8tg." schreibt:

tag Ringen um Villemontoire Kämpfe beiderseits der Ardre

-

Fran­

Sie Blätter beschäftigen sich mit einer Rebe, die der sozial- zöfifche Vorstöße bei Mailly abgewiesen.

Semokratische Reichstagsabgeordnete Scheidemann am Mon­tag in Kassel   gehalten und in der er sich auch mit der preußischen Wahlrechtsfrage beschäftigt hat. Wenn die Berichte, auf die sich die Blätter stüßen und die auch uns vorgelegen haben, zutreffen, hat der Abgeordnete Scheidemann   gesagt, er und sein Fraktions­tollege Ebert hätten mit dem Reichskanzler eine Sonderbesprechung gehabt, in der Graf Hertling   unter besonderer Berufung auf die der sozialdemokratischen Fraktion gemachten Zusagen des Vize­fanzlers v. Baher über die Durchführung des gleichen Wahlrechts ausdrücklich hervorhob, daß der preußische Landtag noch in diesem Jahre aufgelöst und Neuwahlen ausgeschrieben würden, da die Königliche Staatsregierung nicht gewillt sei, ihre grundfäßliche Hal tung in der Wahlrechtsfrage irgendwie zu modifizieren.

Die Worte, die hier dem Reichskanzler in den Mund gelegt werden, sind entweder mißverständlich oder beruhen auf mißverstandenen Aeußerungen des Kanglers. Wir glauben nicht, daß Graf Hertling   gesagt hat, der preußische Landtag werde noch in diesem Jahre aufgelöst. Der Ministerpräsi­dent hat vielmehr wiederholt tundgetan, daß eine Auflösung des Abgeordnetenhauses erst erfolgen werde, wenn alle verfassungs­mäßigen Mittel zur Durchführung einer der Königlichen Botschaft entsprechenden Wahlrechtsreform erschöpft worden seien. Da das Herrenhaus aber sich erst demnächst der Aufgabe zuwenden wird und die Hoffnung besteht, daß dieses Haus zu einem Ergebnis tommen wird, dem auch die preußische Staatsregierung zuzu stimmen in der Lage sein wird, kann von der Notwendigkeit oder Gewißheit einer Landtagsauflösung noch in diesem Jahre vorläufig teine Rede sein.

Dazu schreibt uns Genosse Scheidemann  :

sig

Die Versuche der Nordd. Allg. 8tg.", an den flaren Befun­dungen, die der Herr Reichskanzler Graf v. Hertling   dem Abgeord= neten Ebert und mir gegenüber in der Wahlrechtsfrage gemacht Hat, zu deuteln, givingen mich, mit aller Deutlichkeit festzustellen, was ich in meiner Casseler Rede nur beiläufig gesagt habe. Ich bin übrigens dazu berechtigt, weil der Herr Reichskanzler auf unsere Frage uns ausdrücklich anheimgestellt hat, von seinen Mitteilungen gelegentlich Gebrauch zu machen. Ich stüße mich hier auf die Notizen, die unmittelbar nach den in Betracht kommenden Unterredungen von uns gemacht worden sind, um die Fraktion so genau als möglich informieren zu können.

Am 3. Juni hatten mein Kollege Ebert und ich eine eingehende Unterredung mit dem Herrn Vizekanzler v. Pa her. Im Laufe der Unterredung tamen wir auch auf das Verhalten der Regierung in der preußischen Wahlrechtsfrage zu sprechen. Unter deutlichem Hinweis auf eine von uns ausgesprochene Vermutung, die er aber als falsch bezeichnete, sagte Herr v. Payer dann:

Es bestehe der feste Entschluß, den Landtag aufzulösen, auch im Kriege, wenn nicht in absehbarer Zeit eine Lösung gefunden wird, die nach der Ueberzeugung des Reichskanzlers, der in dieser Frage vollkommen konform mit ihm( v. Bayer) gehe, befriedigend sei. Das Versprechen, das gleiche Wahlrecht zu schaffen, müsse ein­gelöst werden.

Auf unsere Frage, was Herr b. Bayer unter in absehbarer Zeit" verstehe, antwortete er: Bis zum Winter." Er stellte uns dann anheim, uns vom Reichskanzler selbst bestätigen zu lassen, was er uns gesagt habe. Aus politischen Gründen legten wir allerdings Wert darauf, die Bestätigung noch direkt vom Reichskanzler zu erhalten. Wir wurden dann am 5. Juni zum Herrn Reichskanzler gebeten, der uns u. a. sagte: Herr v. Bayer habe ihn über unsere Unterredung unterrichtet. Er könne nur alles bestätigen, was uns Herr v. Bayer gesagt habe. Er stehe zu dem Wahlrechtsversprechen. Er habe noch nie ein gege­benes Wort nicht gehalten. Danach werde er auch in dieser Frage handeln Er sei entschlossen, alles zu tun, um das gleiche Wahl­recht durchzusetzen. Er habe die Vollmacht zur Auflösung. Für ihr sei jetzt nur die Frage: Wann ist der richtige Augenblid zur Auflösung gekommen?"

Darüber gab es eine längere Aussprache zwischen uns. Dabei bemerkten wir schließlich: Wenn Herr v. Payer uns richtig infor­miert habe, so beabsichtige der Reichskanzler noch vor dem Winter unter allen Umständen diese Entscheidung in der Wahl­rechtsfrage herbeizuführen. Wir dürften das wohl so verstehen: Entweder ist das gleiche Wahlrecht vor dem Winter gesichert oder die Auflösung erfolgt? Der Reichskanzer antwortete: " Darauf tönnen Sie sich bestimmt berlassen. Entweder ist bis dahin eine Verständigung erzielt worden, oder der Landtag ist aufgelöst."

Berlin  , 24. Juli 1918, a bends. Amtlich. Auf dem Schlachtfelde zwischen Soissons  und Reims   im ganzen ruhiger Tag. Teil­kämpfe füdlich des Ourcq und südwestlich von Reims  .

Amtlich. Große& Hauptquartier, 24. Juli 1918.( W. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschauplatz.

Lebhafte Tätigkeit nördlich der Lys bei Arras   und bei Albert. Auf dem Westufer der Avre stieß der Franzose bei örtlichem Angriff bei und südlich von Mailly vorüber­gehend bis an die Avre vor. Unser Gegenstoß stellte die Lage wieder her und schlug am Abend aus Mailly und nördlich davon vorbrechende Teilangriffe des Gegners zurüd.

Zwischen Aisne   und Marne   sette der Feind gestern früh nach Heranführung neuer Divisionen seine Massenangriffe fort. Die Armee des Generalobersten von Boehn brachte den mehrfach wiederholten Anfturm des Feindes völlig zum Scheitern. Franzosen   und Amerikaner erlitten wiederum schwerste Verluste.

Zwischen Noyant und Hartennes stürmte der Feind fünfmal vergeblich an. Beiderseits von Villemontoire ge­wann er vorübergehend etwas Boden. Unser Gegenangriff warf ihn über seine Ausgangslinien hinaus zurüd. Villemontoire wurde dem in dichten Mengen von unserer Artillerie beschossenen zurückflutenden Feinde wieder entrissen. Nördlich des Ourcq   zerschlug unser Vernichtungsfeuer feindliche Angriffe in ihrer Bereitstellung und bei ihrem ersten Anfturm. Panzerwagen, die unsere Linien durchstießen, wurden zusammengeschossen: In­fanterie, die ihnen folgte, wurde im Gegenstoß zurückgeworfen. Auch die zwischen Ourcq   und Marne   kämpfenden Truppen wehrten starke feindliche Angriffe meist schon vor ihren Linien ab. Von der Höhe nordöstlich von Rocourt und aus dem Walde von Chatelet warfen wir den Feind im Gegens stoß wieder zurück. Am Nachmittage fanden nur noch Teiltämpfe statt; der Gegner wurde abgewiesen.

Der

Südwestlich von Reims dauerten schwere Kämpfe tagsüber an. Zwischen Marne   und Ardre stieß der Feind mehrfach vergeblich zu heftigen Teilangriffen vor. Nördlich der Ardre warf der Franzose neben weißen und schwarzen Truppen auch Italiener und Engländer in den Kampf. Angriff der in der Bereitstellung wirksam getroffenen Italiener tam nur schwach zur Entwicklung und wurde schnell zusammen­geschoffen. Auch Franzosen   und Engländer wurden nach viel­fach erbittertem Rampf und teilweise durch Gegenstöße zurüd­geschlagen. Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der österreichische Bericht.

Wien  , 24. Juli 1918. Amtlich wird verlautbart: An der italienischen Front keine nennenswerten Kampfhand­lungen. Auf dem albanischen Kriegsschauplas haben unsere braven Truppen die anhaltenden Anstrengungen des Feindes, unsere Linien im Devoli Abschnitt zu durchbrechen, durch zähen Widerstand vereitelt.

Der Chef des Generalstabes.

Tag hingewiesen. Wir bezeichneten den Artikel Giesberts als eine ganz persönliche Schrulle, gegen die selbst die christliche Ar­beiterschaft sich wehre, von den freigewerkschaftlich und sozialdemo­fratisch organisierten Arbeitern ganz zu schweigen. Tarauf sagte uns der Reichskanzler:

Alles ist mir sehr wertvoll zu hören. Es bleibt also babei: Entweder gibt es das gleiche Wahlrecht vor dem Winter oder die Auflösung." Noch ausführlicher zu werden, scheint mir zurzeit nicht er­forderlich.

Der ukrainische Eisenbahnerstreik.

Fochs großer Flankenstoß.

Bon Richard Gädke.

Unter dem niederschmetternden Eindruck der Niederlage bon Arras- La Fère   wurde General Foch, der bis dahin nur dem Namen nach Vorsitzender des obersten Kriegsrats gewesen war, unter dem 29. März zum Oberbefehlshaber aller in Frankreich   stehenden Truppen des Vielverbandes ernannt. Die englische   Regierung Lloyd Georges überwand den Wider­stand ihrer hohen Offiziere gegen ihre Unterordnung unter einen Ausländer und gab ihre Zustimmung dazu, die Regierungen Italiens   und der Vereinigten Staaten   taten das gleiche. Mit großen Hoffnungen wurde seine Wahl in der feindlichen Presse begrüßt, und alsbald begannen die Prophezeiungen, daß er einen großen Gegenschlag gegen den deutschen   Angriff vorbereite, der einen vollkommenen Umschwung der Lage herbeiführen werde.

Als der Gang der Dinge die ungeduldigen Erwartungen nicht sofort erfüllte, beschwichtigte der stets siegessichere Cle­menceau im Heeresausschuß am 22. April: Die Gegenmaß­regeln Fochs reifen langsam und sicher heran. Aus diesem Grunde glaube auch ich, daß das Ende des Krieges in nicht mehr zu weiter Ferne liegt." An diesem Vertrauen zu seinem Er­forenen hielt der französische   Ministerpräsident auch fest, als der deutsche Sturm des 27. Mai an der Aisne   den Generalissimus in seiner Sünden Maienblüte, das heißt völlig unvorbereitet, überraschte. Seine Aufgabe war freilich im Beginn seiner Be­fehlsführung eine sehr schwierige gewesen. Von überall her famen die dringenden Hilferufe an ihn, nach den verschiedensten Punkten hin mußte er die Divisionen seines Reserveheeres eilends bersenden, um nur das äußerste, den Durchbruch, zu ver hüten. Schon am 6. Mai rechnete ihm der deutsche General­stab nach, daß er 44 Infanterie- und 5 Reiterdivisionen seiner Reserve in den Kampf geworfen habe. Sein an sich richtiges Be­streben, sie immer aufs neue zu bilden, führte denn zur über­triebenen Schwächung der Aisnefront, die nur mit abgekämpften französischen und englischen Divisionen in zu geringer Bahl be­segt war. Sein Auge starrte damals unverwandt nach Flandern   hin, verführt wohl auch durch die lärmvolle Furcht seiner englischen Verbündeten um diesen Frontabschnitt; er hielt. die Aisnefront für einen ruhigen Teil seiner Stellung.

Die Lehre, die er damals empfing, ging nicht ungenutt an ihm vorüber. Schon bei Noyon- Lassigny ließ er sich nicht mehr überraschen, und dann noch weniger in der Champagne  . Beide Heeresleitungen, die deutsche wie die französische, bekunden übereinstimmend, daß der deutsche Angriff des 15. Juli wochenlang vorher dem Gegner bekannt gewesen sei. Darauf hin beschloß General Foch, seine Vergeltung für die Aisneschlacht zu nehmen und gründete seinen Plan auf die Gestaltung der Kampfeslinie, die aus dem Verlaufe jener Schlacht entstanden war. Die deutsche Front bildete zwischen Aisne   und Marne  einen tief nach Süden vorgetriebenen Beutel, der eine Bedrohung der Verbindungslinien von Paris   nach dem Osten und noch mehr eine Gefährdung der rückwärtigen Verbindungen von Reims  bedeutete, aber auch seinerseits dem Gegner eine Flanke bot, wenn er die nötigen Angriffskräfte aufbringen konnte. Dahin ging Fochs unablässiges Streben. Und es gelang ihm.

Freilich nur, weil allmählich die Waffenhilfe Ame­ritas wirksam zu werden begann. Anderthalb Jahre nach dem Beginn seiner Rüstungen waren Hunderttausende von Kriegern genügend ausgebildet, um in die blutige Prüfung der Schlacht geworfen zu werden. Frachtraum und Sicherungsmaßnahmen genügten, um sie in anscheinend ununterbrochener Folge über den Ozean zu führen. Dort wurde ihre Ausbildung im Uebungs­lagern mit Hilfe französischer Lehrer nach den neuesten Lehren des Krieges vervollständigt. Der Krieg selbst ist ja ein rascher und eindringlicher Lehrmeister.

In immer mehr Frontabschnitte wurden amerikanische Di­visionen eingeteilt und lernten dort allmählich auch praktisch das Kriegshandwerk kennen; andere Brigaden wurden englischen Divisionen zugewiesen, um deren Mannschaftsmangel abzuhelfen. Auch Italiener wurden nach dem Westen gerufen. So gelang es Foch  , in der Umgegend von Paris   wieder eine ansehn­liche Truppenmasse anzuhäufen. Dort standen sie geschickt zur Verteidigung, wenn sich deutsche Heere wirklich gegen die stark befestigte Hauptstadt in Bewegung sehen sollten, aber ebenso handlich, um rasch gegen Flandern   und Amiens   verschoben oder zum großen Angriff gegen den Raum Soissons- Chateau Thierry eingesetzt zu werden.

Die Stimme Kiews" vom 21. Juli meldet: Der Eisenbahner­streit verläuft weiter ohne Verwidlung. Die Streiffomitees lehnten die Aufforderung ab, über Beendigung des Streits zu berhandeln, Um sich seine Streitkräfte für diesen Stoß ungeschwächt zu indem sie erklärten, bazu keine Vollmacht zu haben. Der Streit erhalten. und sie nicht wieder zur Unterstützung einer Verteidi­hält auf allen Linien an. Die Lezten Nachrichten" berichten: Die gungsfront einsetzen zu müssen, beschloß Foch  , dem vorausge Ueber die Verständigung" sprachen wir uns dann sehr von der Eisenbahnverwaltung und den deutschen   sehenen Angriff der Deutschen   in der Champagne auszuweichen. deutlich aus. Ein Wahlrecht mit Sicherungen", wie es mehrfach Behörden getroffenen Maßnahmen zur Beendigung des Seine dort stehenden Heere erhielten den Befehl, die vordere berlangt worden sei, fönnte und würde die Arbeiterschaft nicht Streits blieben vorläufig ergebnislos. Auch die Auszahlung der Linie zu räumen und kämpfend in ihre unversehrte Haupt­als die Einlösung des feierlichen Versprechens des gleichen Wahl- Löhne hat nichts genügt. In vielen Fällen weigerten fich Beamte stellung zurückzugehen. Dort hielt man sie für stark genug, dem rechts anerkennen. Es wurde in diesem Zusammenhang vom und Arbeiter, die Löhne in Empfang zu nehmen, bevor die Forde deutschen   Angriff längere Zeit standzuhalten und ihn in eine Reichstanzler auf einen Artikel des Abgeordneten Giesberts im rungen erfüllt würden. Reihe langwieriger örtlicher Kämpfe aufzulösen, die nach allen