Nr. 204. 35. Jahrg.
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„ Sozialdemokrat Berlin".
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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3.
Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.
Sonnabend, den 27. Juli 1918.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplag, Nr. 151 90-151 97.
Vertagung der öfterreichischen Krife.
Hussarek im Glück.
Budget und Kredite angenommen.
Wien , 26. Juli. Das Abgeordnetenhaus hat nach länge. rer Debatte in namentlicher Abstimmung mit 215 gegen 196 Stimmen ein sechsmonatiges Budgetprovisorium, sowie in einfacher Abstimmung den Sechs milliarden. kredit angenommen. Die Mehrheit, die für die Vorlage gestimmt hat, setzte sich zusammen aus den Christlichsozalen, den deutschnationalen Parteien, auch den Deutschradikalen, den Rumänen, dem Bolenklub und einem Teile der Italiener . Das Haus hat sodann die Sommerferien angetreten.
Die burze Tätigkeit des Abgeordnetenhauses hat in der Hauptsoche sich darauf beschränkt, eine Regierung, die etwas zu wollen schien, davonzujagen und einer Regierung, die sich von dem Verdacht politische Absichten zu haben, glänzend gereinigt hatte, die " Staatsnotwendigkeiten" zu bewilligen. So ist das von Seidler gestörte Gleichgewicht der Ingewißheit auf allen Seiten wiederhergestellt und damit der einzige Zustand, in dem Desterreich noch so einigermaßen leben kann! Da niemand weiß, was wird, fann jeder hoffen, es werde sich ihm zum besten wenden. Ueber der Gegenwart liegt das Dunkel der Krankenstube, über der Zufunft erst recht.
Wie es heißt, hat es große Mühe gekostet, die rabiaten Allbeutschen, die sich Deutschradikale nennen, zur Annahme der -Staatsnotwendigkeiten" zu bewegen und damit den antiparlamentarischen Kladderadatsch zu vermeiden. Der Sieg, soweit von einem solchen gesprochen werden kann, gehört den Bolen. Daß man gegen die Deutschen nicht regieren kann, wurde gesagt, aber daß man es gegen die Polen nicht kann, wurde bewiesen!
Hussareks Programmrede.
Wien , 26. Juli. ( Meldung des Wiener R. A. Tel.- Rorr.Bur.) Abgeordnetenhaus. Vor vollbeseztem Hause und dichtgefüllten Tribünen hielt Ministerpräsident Freiherr von Hussarek feine Programmrede, in der er ausführte:
Der gewaltige Arieg drückt allem öffentlichen Geschehen den Etempel auf und steckt dem politischen Wirken gebieterisch seine Biele. Es gilt, in fester Gemeinschaft mit dem altverbündeten Deutschen Reiche, mit dem uns stets hochgehaltene, im Feuer des Kampfes gehärtete und nun in noch innigerer Verknüpfung für die fünftigen Zeiten unzerreißbare Bande der Freundschaft und Treue umschlingen( Lebhafter Beifall links), sowie mit den tapferen Waffen= gefährten, die uns dieser Krieg gewonnen hat, das erfolgreiche Ende des furchtbaren Ringens zu erzwingen. Es gilt, nach Jahren harter Prüfung kraft der unvergleichlichen Heldentaten unserer tapferen Heere zu einem ehrenvollen Frieden zu ge= langen, hinsichtlich dessen die berufenen Staatsmänner der Mittelmächte ihre niemand bedrohenden und auf die
allgemeine Bölkerverföhnung
gerichteten Absichten( Beifall) öfters unzweideutig feffgelegt haben. Die Regierung wird ihre ganze Kraft dafür einsehen, um, soweit es an ihr liegt, zur Erreichung dieses heiß ersehnten Zieles beizutragen ( Beifall), für das die Macht entfaltung nach außen allein nicht gemügt, sondern das nicht minder auch innere Stärke und Geschlossenheit voraussetzt.( Bustimmung.)
rung
Des
Kämpfe beiderseits des Ourcq, bei Vin: Geld her zur Bekämpfung der
celles und Vrigny Französischer Angriff zwischen Suippes- Tal und Sonain.
Berlin , 26. Juli 1918, a bends. Amtlich. An der Schlachtfront ein ruhiger Tag. Amtlich. Großes Hauptquartier, 26. Juli 1918.( W. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah. Seeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Südlich von Albert schlugen wir einen englischen Teilangriff zurück und machten im Nachstoß Gefangene. Erfolgreiche Vorstöße unserer Erkundungsabteilungen an vielen Stellen der Front.
Heeresgruppe Deutscher Kronprins.
Auf dem Schlachtfelde zwischen Aisne und Marne wurden heftige Teilangriffe des Feindes teils vor, teils in unserem Kampfgelände abgewiesen. Beiderseits des Ourcq dauerten die Kämpfe bis zum Abend an. Hier warfen wir nördlich von Oulchy le Chateau den Feind aus seinen vorderen Linien. Deftlich des Ortes und südlich des Durcq schlugen wir im Gegenstoß die feindlichen Angriffe ab. Auch westlich von Vincelles( a. d. Marne ) wurde der Feind im Walde von Ris nach heftigen Kämpfen vor unseren Linien abgewiesen.
Südwestlich von Reims säuberten wir das Waldgelände westlich von Brigny und schlugen heftige Gegenangriffe weißer und schwarzer Franzosen zurück. In der Champagne griff der Feind zwischen dem Snippes Tale und Souain am frühen Morgen an. Er wurde im Gegenstoß abgewiesen.
In 2uftkämpfen verlor der Feind gestern 28 Flugzeuge und 1 Fesselballon.
Leutnant Freiherr von Richthofen errang seinen 30., das Jagdgeschwader Richthofen damit seinen 500. Luftsieg. Leutnant Loewenhardt schoß seinen 44., Leutnant Billik seinen 27., Leutnant Bolle seinen 26. und Vizefeldwebel Thom seinen 25. Gegner ab. Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
Der österreichische Bericht. Wien , 26. Juli 1918. Amtlich wird verlautbart: Italienischer Kriegsschauplatz.
Bei Canove in den Sieben Gemeinden scheiterte ein feindlicher Vorstoß. Sonst keine besonderen Ereignisse. Albanien .
Zwischen Kuci und dem Meere sind wir an mehreren Stellen bis an den Semeni gelangt. Unser Vordringen löst heftige Gegenstöße des Feindes aus.
Der Chef des Generalstabes.
Um diese aber zu erzielen, ist ein stetiges verfassungsmäßiges besitzen. Von der richtigen, energischen und raschen Lösung dieses Zusammenwirken mit den ersten gesetzlich berufenen Vertretungs Problems hängt das Schicksal aller Schichten der Gesellschaft und Körpern unbedingte Voraussetzung, an der die Regierung unver- das Los jedes einzelnen ab.( Zustimmung.) Ebenso wird die Mitbrüchlich festhalten wird.( Beifall.) Die nächste und unmittelbare Aufgabe ist die Botie- arbeit des Reichsrates erheischt für das große Werk des wirtschaftlichen Wiederaufbaues auf breitester Basis. Budgetprovisoriums. Darüber hinaus wird es sich für die nächste Zukunft darum handeln, Vorberei- Zukunft unseres Staatswesens, bringen den festen Willen mit, seine Wir bringen den unerschütterlichen Glauben an die glorreiche tungen für die Klärung und Ordnung jener großen Fragen zu reichen Kräfte für den Dienst seiner edelsten Zukunftszwede zu treffen, welche sich der ruhigen und wohlgeregelten Kontinuität unseres Verfassungslebens schon seit langem entgegenstellen, während des Krieges aber die Unaufschiebbarkeit ihrer Lösung schärfstens dargetan haben. Ich meine die großen Gestaltungsprobleme nationalen Lebens im Staate, die nur innerhalb der Monarchie und durch ihre berufenen Gewalten zur Entscheidung gebracht werden können. Die Regierung erachtet es zunächst für ihre Pflicht, une ablässig an der Erwedung einer
Atmosphäre des Vertrauens
sammeln. Wir müssen bestrebt sein, die Grundlagen gemeinsamer vertrauensvoller Arbeit zu schaffen, die nicht ohne gegenseitige Offenheit und Gradheit vollbracht werden kann. In dieser Richtung wenden wir uns zunächst an jene Gruppen, die im schwersten Kampfe ringenden Staates gestanden sind und halten nach ihrer grundsätzlichen Stellung schon früher an der Seite des uns die Pflichten dieses erprobten Verhältnisses auch unsererseits gegenwärtig. Wir möchten aber auch bei jenen, die eine ablehnende Haltung einnehmen, wenigstens jenes Maß von Vertrauen errinzu wirken, in welcher dann unter ihrer Führung an die schrittweise gen, wie es loyale Gegner einander zollen können. Die GerechtigBewältigung der zahlreichen komplizierten einschlägigen Aufgaben keit gegen alfe, gegen jeden Volksstamm und jede soziale Schicht mit Bürgschaft für ihre Dauer herangetreten werden kann. In muß aber der oberste Leitsatz sein und bleiben.( Zwischenrufe der inniger Wechselwirkung mit diesen stedt das Problem der zeit Abgeordneten Bank und Teufel: Wo ist der deutsche Kurs?- gemäßen Verwaltungsreform, welche wir uns im Wege Lebhafte Gegenrufe der Tschechen.) Wir würden uns glücklich einer ausgedehnteren Heranziehung der Interessenten zu den Auf- schäben, wenn es uns vergönnt wäre, ein Stück der Riesenarbeit, gaben der Verwaltung denken. Hierdurch würden zugleich die Vor- die die Zeit von unserem Vaterlande verlangt, gut und gediegen aussetzungen geschaffen, um auch für so manches Gebiet eine Ent- zu leisten.( Lebhafter Beifall.) spannung zu erzielen, modurch die vorerwähnten Fragen unvoreingenommen einer ruhigeren Behandlung zugänglich und schließlich lösbar gemacht würden. Nicht minder muß eine ständige Mitwirkung des Reichsrates in Angelegenheiten des Ernäh= rungswesens gesichert bleiben. Es handelt sich hier um eine Existenzfrage der ganzen Bevölkerung. Eine ganz besondere und unaufschiebbare Bedeutung wird die Ordnung der Finanzen
Sozialdemokratie!
Der Reichsverband macht mobil. Der Reichsverband zur Bekämpfung der Sozialdemofratie erläßt soeben folgenden Aufruf:
Die Hochstimmung des ersten Augusttages des Jahres 1914 ist bei der langen Dauer des Krieges verflogen, Verbitterung herrscht in weiten Schichten des deutschen Volkes. Der Gedanke, die sozialdemokratische Arbeiterschaft, die doch mit uns um Leben und Sein tämpft wie alle übrigen Volksglieder, durch fortwäh= rende Zugeständnisse bei guter Laune zu erhalten und sie für die Erfüllung ihrer einfachen Pflicht zu belohnen, trägt unheilbelle Früchte.
Das deutsche Wirtschaftsleben, das durch verfehlte staatssozialistische Maßnahmen schon genug geschädigt ist, geht nach dem Frieden schweren Erschütterungen entgegen. Heftige Lohnkämpfe nach dem Kriege sind zu erwarten. Die Befürchtung ist nicht von der Hand zu weisen, daß der nächste Reichstag die Durch führung des bewährten Bismarckschen Grundsatzes des Schutzes der nationalen Arbeit in Stadt und Land" nicht mehr gewähren wird. Dann würden Reichstagsauflösungen sich häufen, wenn die bürgerlichen Parteien, die auf dem Boden obigen Grundsabes stehen, sich nicht erfolgreich zusammenschließen, um der roten Flut einen Damm entgegenzusehen.
Da gilt es, beizeiten zu rüsten, um die drohenden politischen und wirtschaftlichen Kämpfe bestehen zu können.
Der Reichsverband gegen die Sozialdemokratie " muß abermals, wie vor den Wahlen des Jahres 1907, eine umfassende und großzügige Aufklärungsarbeit in die Hand nehmen. Dazu bedarf er erheblicher Mittel und ist am Werke, um diese Arbeit leisten zu fönnen, einen
Wahlschak
zu sammeln. Wollen wir nicht russischen Zuständen entgegensehen, wird Opferwilligkeit zur rechten Zeit unerläßlich sein, um den Zusammenbruch der bürgerlichen Gesellschaft zu verhüten. Wer die Zeichen der Zeit erkennt und dafür ist, daß mit der Fackel der Wahrheit in die weitesten Volfskreise hineingeleuchtet wird, um schwere Schädigungen des Volksganzen zu verhüten, setzt sich dem späteren Vorwurf nicht aus: Du hättest rechtzeitig das Deine dazu beitragen können, die drohende Gefahr abzuwehren.
Wir richten daher an Ew. Hochwohlgeboren die dringende Bitte, zu unserem Wahlschah nach Kräften beizusteuern, um darauf hinzuwirken, daß nicht die ödeste Gleichmacherei profetarischer Masseninstinkte auf den Trümmern der bürgerlichen Gesellschaft und unserer Wirtschaftsordnung die Welt regiert.
Wir sind im Verteidigungskrieg gegen den sozialdemokratischen Angriff. Zum Kriegführen gehört aber Geld, Geld und nochmals Geld! Wir hoffen, daß unser Appell an Ihre oft bewährte Opferwilligkeit auch diesmal nicht vergebens sein wird und zeichnen
mit vorzüglicher Hochachtung
ergebenste
Hauptstelle
des Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie. Der Vorstand des Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie. Wirkt. Geh. Rat Graf von Arnim, M. d. H., Muskau ., Oberstleutnant a. D. Graf von Blücher , Rostock . General d. Inf. z. D. von der Boeck. Wirkt. Geh. Rat von Dirksen, M. d. H., Gröditberg. Landrat a. D. Graf zu Dohna , Potsdam . Landrat a. D. Dr. von Goßlar, M. d. A., Schätz bei Guhrau . Geh. Justizrat Haarmann, M. d. A., Dortmund .
Generaldirett. Reg.- Rat a. D. Kleindorff, Schloß Waldenburg. Syndikus Hirsch, M. d. N. und A., Essen. General d. Inf. z. D. von Liebert, M. d. A.( 1. Vors.), Berlin . Fürst von PI e B, M. d. H., Fürstenstein . Direktor Dr. Ruhna u, Berlin . Landrat a. D. Rötger, M. d. A., Berlin . Geh. Regierungsrat Dr. Schmidt, Berlin . Geh. Kommerzienrat Vorster, M. d. A., Köln . Landgerichtsdirektor Dr. Wagener, Dresden . Der Aufruf erinnert rechtzeitig daran, daß nach dem Krieg der zweite Entscheidungskampf um die Zufunft Deutschlands beginnen wird.
Mit ungeheuren Mitteln wird uns der Kapitalismus entgegentreten. Wenn nur die Unterzeichner des Schriftstückes selbst die von anderen geforderte Opferwilligkeit betätigen, London , 25. Juli .( Reuter.) Unterhaus. Bonar Raw so wird eine ungeheure Summe zusammenkommen, denn die teilte mit, daß eine neue Kreditvorlage eingebracht werden würde. Herren sind fast sämtlich steinreiche Großgrundbesizer_und Bugleich werde auch eine Erklärung über die militä- Großindustrielle. Die wenden sich aber nun mit ihrem Schrei rische Lage abgegeben werden. nach Geld, Geld und nochmals Geld an ihre Klassengenossen,