Einzelbild herunterladen
 
  

Nr. 209. 35. Jahrg.

Bezugspreis:

Bierteljährl. 4,50 t, monatl, 1,50 ML. fret ins Haus, vorauszahlbar.Einzelne Nummern 10 Pfennig. Poftbezug: Monatlich, vom Bostschalter abzuholen 1,50 M., bom Briefträger ins Haus ge bracht 1,64 Mt. Unter Kreuzband für Deutschlard und Desterreich- Ungarn 3,- Mt, für das übrige Ausland 4,50 ML. monatlich. Berland ins Feld bei diretter Bestellung monatl. 1,80 WH Bostbestellungen nehmen an Däne mart, Holland , Luxemburg , Schweden und die Schweiz . Eingetragen in die Bost- Zeitungs- Breisliste. Ericheint täglich.

Telegramm- Adreffe:

Sozialdemokrat Berlin".

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

10 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die flebengespaltene Solonelzeile foflet 80 Bfg. Kleine Anzeigen", das fettgedrudte Wort 30 Bfg.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 15 Pfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Wort 20 Big, jedes meitere Wort 10 Bfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für awei Borte. Teuerungszuschlag 20%- Familien- Anzeigen, politische und gewerkschaftliche Vereins Anzeigen 60 Bfg. die Beile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhe nachmittags im Hauptgeschäft. Berlin SW. 68, Lindenstraße 8, ab regeben werden. Geöffnet von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends.

6

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. fernfbrecher: Amt Morinviat, Str. 151 90-151 97.

Donnerstag, den 1. August 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. fernfbrecher: Amt Moritplat, Nr. 151 90-151 97.

Der politische Mord von Kiew .

Die deutsche Politik bat in Rußland abwechselnd mit So. Das Ende des vierten Kriegs­

Kiew, 30. Juli. Feldmarschall von Eichhorn ist heute abend 10 Uhr seinen Verlegungen erlegen, kurz vor ihm zialrevolutionären, Bolschewifi und Kadetten zu operieren ver­desgleichen Hauptmann von Drekler.

Kiew , 30. Juli. Der 23 Jahre alte Täter erklärte bei seiner Vernehmung, aus dem Gouvernement Rjäsan in Rußland zu stammen und gestern aus Moskau im Auf­trage eines kommunistischen Ausschusses in Kiew eingetroffen zu sein, um den Feldmarschall zu ermorden.

jahres.

Von Richard Gädke.

Am letzten Tage des dritten Kriegsjahres begann der englische Feldherr die Schlacht in Flandern , die die Ent­scheidung des Weltkrieges bringen sollte, aber nach monate­langen riesigen Anstrengungen und unerhörten Blutopfern im November mit einem ausgesprochenen Mißerfolge endete. am Ende des vierten Kriegsjahres hat der französische Oberfeldherr Foch noch einmal den Bersuch gemacht, den deut­Geschid in Anlage und Durchführung hat er am 18. Juli ichen Herren die Vorhand des Handelns zu entreißen und eine große Schlachtentscheidung herbeizuführen. Nicht ohne einen starken Flankenstoß von Westen her gegen die füdwärts gewandte Front angesezt. Ihm gelang die Ueberraschung, auf jede Borbereitung durch sein Geschützfeuer verzichtete. die auch dadurch gesichert wurde, daß der Angreifer diesmal Dafür ließ er vor der Front seines Fußvoltes Panzerwagen deutschen Verteidigers durchbrechen, seine Maschinengewehre in großen Geschwadern vorwärtsrollen, die die Linien des

sucht, sie hat aber in allen Schichten ein Volk gefunden, das mit dem Frieden von Brest- Litowsk nicht zufrieden ist und gegen ihn revoltiert. Zu den übrigen falschen Prophezeiungen der Andeutschen kann man auch diese legen: die Russen seien teine Franzosen, tennten feinen Revanchepatriotismus, ihr weicher Charakter beuge sich vor der Macht des Siegers, fie Berlin , 31. Juli. Die Untersuchung hat bisher müßten nur tüchtig geprügelt werden, dann würden sie schon folgendes ergeben: Der Attentäter nennt sich Boris Donskio, wieder artig. Jetzt empfiehlt die alldeutsche Presse abermals 23 Jahre alt, Vertrauensmann der linken sozialrevolu- schärfste Machtentfaltung, ohne zu bedenken, daß zur Macht­tionären Partei in Moskau . Er will erst vor einigen entfaltung Kräfte notwendig sind, die man heute vielleicht auch Tagen von dort nach Kiew gekommen sein, nachdem er von anderswo zweckmäßig brauchen könnte. Auch in Friedenszeiten den Generalfeldmarschall zu töten. Er sei zu dem Zwed mit Ozean die Rolle des Gendarmen zu übernehmen, vielleicht dem Zentralkomitee seiner Partei den Auftrag erhalten habe, wäre die Aufgabe, für das ganze Russenreich bis zum Stillen einer runden Bombe, einem Revolver und Geld ausgestattet etwas groß. worden. Die alldeutsche Preffe hat auch immer gefagt, fie wolle In der gestrigen amtlichen Meldung ist gesagt worden, keinen" faulen", feinen hinkenden" Frieden, sondern einen In der gestrigen amtlichen Meldung ist gefagt worden, Sieg- und Machtfrieden. Aber, welcher Frieden kann fauler daß die Spuren des politischen Mordes von Kiew auf die fein, welcher fann mehr hinten als der Sieg- und Machtfrieden Entente wiesen. Die heutigen Nachrichten weisen aber nur von Brest- Litowsk ? auf die linke sozialrevolutionäre Partei. Weiteres wird man Wie die deutsche Politik der Schwierigkeiten im Often gespannt erwarten dürfen. Wäre es möglich, den Nachweis da­für zu erbringen, daß der Wille der Entente die Hand der Herr werden soll, ist nicht leicht zu sagen. Desto flarer zeigt unschädlich machen sollten. Mörder von Moskau und Kiew geführt hat, so wäre das eine fich, was ihr notwendiges Hauptziel ist: den falschen Sonder­Mörder von Moskau und Kiew geführt hat, so wäre das eine frieden von Brest- Litowsk baldmöglicht durch einen ehr Tatsache von ungeheurer Bedeutung, mit einem solchen Nachlichen, dauernden Weltfrieden zu ersetzen. meis wäre der Sache der Gegner ein schwerer Schaden zuge­fügt. Beweislose Behauptungen in dieser Richtung aufzu­stellen, wäre dagegen ein grober Fehler, eine politische Un­flugheit ersten Ranges.

Die Blätter, die das Thema von der Schuld der Entente weiterspinnen, zeigen nur, wie sehr die steigende Verwirrung im Osten, der feindselige Gegensatz zwischen der einheimischen Bevölkerung und der deutschen Besatzung der Entente zugute fommt. Damit haben sie zweifellos recht. Wie aber, wenn diese Zustände im Osten durch eine verfehlte deutsche Politik mitverschuldet wären? Dann hätte eben diese Politik wider Willen der Entente in die Hände gearbeitet.

Die kurze Geschichte der Ukraine wird stets eines der denk­würdigsten Kapitel der Weltkriegsgeschichte bleiben. Mit den Sozialrevolutionären, die jezt gegen Deutschland den Guerilla­frieg der Bombe und der Handgranate führen, hat die deutsche Regierung den ersten Frieden von Brest - Litows f, den deutsch - ukrainischen Frieden, geschlossen. Von den Sozial­revolutionären ließ sich die deutsche Regierung- trot ernst lichsten Abratens der deutschen Sozialdemokratie dazu ver­leiten, ihnen Hilfe gegen die Bolschewiki angedeihen zu laffen. Seitdem hat sich das Blatt wieder gewendet, und die deutsche Politik steht zu den Bolschewitis gegen die Sozial­revolutionäre.

Aber nur der Form nach blieb die Ukraine ein souveräner Staat, der sich zur Festigung seiner Stellung fremder Soldaten bediente, in Wirklichkeit wurde sie besetztes Gebiet", obwohl die Besegung gar nicht im Krieg, sondern im Frieden statt­gefunden hatte. Das war eine schwere Enttäuschung für die ukrainische Regierung und besonders für die ukrainische Be­völkerung, die sich den Frieden mit Deutschland ganz anders borgestellt hatte, als er nun in Wirklichkeit aussah.

ganz die durchschlagende Straft wie im Bewegungskriege. Im Stellungskriege hat aber ein Flankenangriff nicht Einmal pflegen die Flanken recht ausgedehnt zu sein, und dann fehlt die Möglichkeit, die äußersten Flügel des Gegners in Breslau zur Welt. Sein Vater war Regierungspräsident, die nichtangegriffenen Stellungsteile finden. So wird auch Generalfeldmarschall b. Eichhorn lam am 18. Februar 1848 böllig zu umfassen und einzuwideln, weil sie Anlehnung an minister war. Als junger Offizier machte er die Falbzüge von Foch , die Deutschen bei Soissons- Chateau- Thierry zurück­während der Großvater unter Friedrich Wilhelm IV. Staats- der Flankenangriff zum Frontalangriff. Trotzdem gelang es 1866 und 1870/71 mit und brachte es in der Friedensbarriere is zudrängen. Am meisten räumlichen Erfolg hatte sein Angriff zum Generalobersben. Bei Beginn des Weltkrieges litt er an den dort, wo die beiden Schenkel seiner Schlachtlinie zusammen­Folgen eines Sturzes vom Pferde, wiederhergestellt übernahm er stoßen, nordwestlich Chateau- Thierry. Hier konnte der Druck die 10. Armee. An ihrer Spike befehligte er in der Winterschlacht von beiden Seiten fich gegenseitig unterstüben. an den Masurischen Seen den Nordflügel der deutschen Heere. Später nahm er Rowno und Wilna , im Sommer 1916 schlug er Stevensti- Offensive im Sommer 1917. Geit Dezember 1917 war er Bousfilows Offensive am Narocz- See zurück und ebenso die Generalfeldmarschall, seit bem 18. April d. J. Oberbefehlshaber in der Ukraine .

Der Matin bom 29. Juli schreibt: Auf die Stöpfe bon Mumm und Eichhorn sind von dem Geheimbund der ukrainis schen Patrioten Preise gefeßt worden." In der Redaktion dieses französischen Blattes hat man also die Absichten des Geheimbundes gekannt!

Die Entscheidung der französischen Sozialistentagung.

Sie ver­

Eine von Renaubel eingebrachte Tagesordnung, bie einen Rompromis herbeiführen soll, blieb mit 1172 Stimmen in ber Minderheit.

war in glücklichem, mit raschem Zugreifen ausgenutzten An­Die deutsche Stellung zwischen Aisne , Marne und Reims der Vorbewegung nach verschiedenen Richtungen hin erweitert griff gewonnen worden. Sie fonnte bei einer Erneuerung werden. Für die Verteidigung war sie weniger geeignet und nahm erhebliche Streitkräfte in Anspruch. Es war an fich vorteilhaft, einen Teil von ihnen zur freien Verwendung der Heeresleitung ausscheiden oder wenigstens den Einsatz neuer Kräfte, die Verausgabung verfügbarer Reserven ver­meiden zu können. Manöverierarmee" Fochs entstehen ließ, ist ja an sich eine Der Gedanke, der die berühmte durchaus gesunde Lehre und keineswegs Erfindung der Gegner. Der ganze Verlauf des vierjährigen Krieges ist ein fortlaufender Beweis, mit welcher Kunst und Tatkraft sich die deutsche Heeresleitung dauernd freie Reserven zu sichern wußte, und fie gerade dort zu verwenden, wo der Gegner eine uns niederschmetternde Entscheidung zu gewinnen hoffte. Ich Rumänien , Flitsch- Tolmein zu nennen. Nur so haben wir brauche nur den Feldzug in Polen , Gorlice , Serbien , den Krieg bisher fiegreich führen, den Osten unserem Schwert gefügig machen können.

Die Hilfeleistung für die Sozialrevolutionäre führte zu den merkwürdigsten völkerrechtlichen Verhältnissen, die die Welt jemals gesehen hat. Die Holubowitsch und Genossen, Der Sieg der Richtung für Verständigung. mit denen die deutsche Regierung in Brest über den Frieden Genf , 81. Juli. Im Nationalrat der franzöfifchen Sozialisten verhandelte, deren Einsicht und Intelligenz im Gegensatz zu erzielte bie Linke einen großen Sieg. Die Versammlung nahm den Bolschewifi nicht laut genug gepriesen werden konnte, und die Tagesordnung 2onguet mit 1544 Stimmen an. die heute als Verurteilte deutscher Feldgerichte im Gefängnis weigert nicht die Striegstrebite, forbert jedoch die Revision fizen, glaubten sich der Deutschen als eines Wertzeitges gegen der imperialistischen Kriegsziele, sowie die Erteilung Thierry und Reims fonnte leicht in eine schwierige Lage ge­Unsere weit vorgetriebene Südfront zwischen Chateau­ihre inneren Widersacher bedienen zu können. Sie fühlten sich von Bässen für die internationale sozialistische Stonferenz. raten, wenn es dem Gegner gelang, an der Westfront weitere als die Bertreter eines souveränen neutralen Staates und Ebenso verwirft der Nationalrat die Intervention der Fortschritte zu machen. Er hatte allerdings seine Angriffe meinten, der deutschen Mission ebenso das Ende diftieren zu Entente in Rußland . Der Nationalrat tabelte die eingestellt, konnte sie aber jeden Augenblick wieder aufnehmen können, wie sie ihren Beginn veranlaßt hatten. Thomas- Gruppe, die eine der Partei entgegengesetzte Politik und hat am 29. Juli in der Tat wieder mit starken Angriffen betreibt. denois begonnen. So entschloß sich die deutsche Heeresleitung gegen die borspringende deutsche Ecke westlich Fère en Tar­zunächst, am 19. Juli die Stellungen füdlich der Marne zu räumen, und in der Nacht vom 26./27. Juli bis hinter den Die Thomas- Gruppe brachte feine eigene Tagesordnung ein. Ourcq zurückzugehen und auch die anschließenden Linien über In der Debatte, die der Abstimmung über die Tagesordnung vor- Ville en Tardenois und beiderseits der Adre zurückzunehmen. aufgegangen war, machte eine Rede Pressemanes großen Die deutsche Schlachtenfront zwischen isne und Marne ist Einbrud. Zu den Kriegshebern um Varenne, Thomas, dadurch wesentlich verkürzt und haltbare geworden. So kam es zu den verschiedenen Vorgängen, die im Haupt- Compère- Morel gewendet, rief Pressemane aus: Morgen Wir haben etwa 20 Kilometer Raum aufgegeben, stehen aber ausschuß des Reichstages scharfe Kritik fanden. Die Minister muß ganz Frankreich wissen, daß die gesamte Partei gegen Euch ift!" immer noch 85 Kilometer füdlicher als vor dem 27. Mai an wurden berhaftet, die Nada zerstob, es wurden in dem souve­Die Tagesordnung der Gruppe Longuet enthält ein ausdrüd- der Milette. Wir haben uns so der Entscheidung in dem ränen und neutralen Staat Ukraine deutsche Feldge- liches Bedauern für das Verhaften der aus 41 Abgeordneten be- Raume entzogen, wo Foch sie zu geben wünschte, gerade so richte aufgestellt. Es fam Storopadsti, es tam die Ber - ftehenden Kriegsgruppe. urteilung der früheren Minister, es kam der Eisenbahnerstreit Auf die Resolution der Bimmerwalder entfielen 152 Stimmen. Die dieser am 15. Juli unserem Angriff in der Champagne , östlich Reims , auswich. und manches andere. Jetzt hat der Hetman Storopadski der deutschen Regierung sein Beileid ausgesprochen und damit die weiterung der Redaktion der Sumanité" im Sinne und Reims den Uebergang vom Stellungsfriege zum Be­Man hat gemeint, daß die Schlacht zwischen Soissons Nachricht widerlegt, auch er sei schon wieder regierungsmüde einer Mitarbeit aller Gruppen der Partei, die sich gegen Renaudels wegungsfriege bedeute. Das ist zuviel gejagt. Der und habe zugunsten eines österreichischen Erz- einseitige Redaktionsführung richtet. Auf allen Kriegsparteitagen Erfolg ist Foch glücklicherweise versagt geblieben, es in diesem herzogs abgedankt. Aber wie weit war es davon? der französischen Sozialisten hat dieser Antrag eine Rolle gespielt, geschickt gewählten Raume zur entscheidenden Manöverier­Auf feinen Fall fann man behaupten, durch den Moskauer aber eine Aenderung hat er nicht bewirkt. Da der Parteitag jest schlacht zu bringen; sein Manöver erstarrte an der Gegenwehr Attentäter sei die Unruhe erst ins Land getragen worden. Sie so entschieden gegen die Gruppe Renaudel- Thomas votiert hat, der Deutschen und an feinen eigenen großen Verlusten. Aber war schon zuvor da und sie gipfelte in dem Mord, dem der wird fortan eine Wenderung mehr Aussicht haben. Der Nationalrat der Stellungskrieg selber ist seit Hindenburgs Rückzug von Feldmarschall und sein Adjutant zum Opfer gefallen find. Alles war dem Vorschlag geneigt und beauftragte eine besondere Rom - der Somme im Beginne des Jahres 1917 geschmeidiger und in allem herrschen Zustände, an denen die Entente ihre reine mission mit der Ausarbeitung eines neuen Statuts des Blattes. flüssiger geworden; er flebt nicht mehr am Ortsbegriff oder Freude haben kann, aber die Frage ist noch nicht geklärt, wie Der Nationalrat beschloß, binnen zweier Monate am Schüßengraben der vorderen Linien. Um so mehr ist es weit sie auf ihre Intrigen, wie weit sie auf Fehler der deut einen neuen Rengteß abzuhalten und die Debatten über ein langfames Abringen der gegenseitigen Kräfte geworden; schen Regierung zurückzuführen find. die Politik wieder aufzunehmen. ler geht um Blut und Striegsgerät. Die deutsche Heeres

"

Der Nationalrat beriet auch wieder über den Antrag auf Er­