1. Mugust. Ter Schweizer Major Tann er schreibt uns: Am 1. August 1291 versammelten sich die Vertreter der Landleute des Tales Hrst der Gemeinde des Tales von Schwyz und der Gemeinden der Landleute des unteren Tales von llnterwalden,„in Betracht der bösen Zeit, auf daß sie sich und das Ihrige besser zu schützen vermögen... gelte es Per- sonen oder Sachen... gegen alle und einen jeden... er- neuerten und stärkten den uralten Bund mit heiligem Eide ... gelobten, niemalen einen fremden oder bezahlten Richter anzunehmen.. und drückten unter das im Namen des Herrn und in ihrem Auftrage und Sinne von einem schreib- kundigen Pfaffen verfaßte Wort des ältesten Bundesbriefs die Siegel von Uri, Schwvz und Unterwalden. Sollte unter eint oder andern der Verbündeten ein Zerwürfnis entstehen, so sollen die Einsichtigeren aus den Verbündeten zusammen- treten, um den Streit zwischen den Parteien gütlich beizulegen, so wie es ihnen am zuträglichsten scheinen mag, und welche Partei ihrem Spruche sich nicht fügen wollte, gegen die sollen die übrigen Verbündeten sich stellen f., wider den sul ent die andern zemengesworne alle sin"). Im selben Jahre verbünden sich die Urkantone gegen außen mit dem Rat und den gesamten Bürgern von Zürich . Wenn einer in ihr Land wollte fahren, dem sollen und wollen sie es wehren mit aller Macht; und wenn sie es nicht der- wehren möchten, so wolle sie ihn dessentwillen(an seinen Be- sitzungen) angreisen mit Raub, mit Brand und mit allem, was sie hierfür zu tun vermögen. Sechshundertsiebenundzwanzig Jahre sind seither in die Geschichte geflossen. Starb mit den alten Eidgenossen auch der Geist des Rütlischwurs? Weht nicht vielmehr Höhenluft auch durch unsere Zeit? Aus den drei Urkantonen ist ein V ö l k e r st a a t von fünfundzwanzig Ständen geworden, mehrfältig in Rasse und Religion, vielartig in Sprache und Dialekt, einig im Heimat- gefühl. Die Größten aller Länder haben sie besungen in Farbe, Wort und Ton, die schöne freie Schweiz . Des Deut- schen und des Lateiners Tell sind gleicherweise Weltgut. Kein Land der Erde, in dem sich keiner nach einer idealen Schweiz - sehnte. Trotzdem bescherte uns das zwanzigste Jahrhundert die Ungeheuerlichkeit eines Weltkriegs. Keiner hat ihn ollein verschuldet, niemand ist unschuldig an ihm. Am 1. August, wann die ganze Menschheit mit der Schweiz den Freiheitbrief der Alpensöhne feiern sollte, jährt sich zum fünften Male der Schreckenstag, an dem die Furien ihr wüstes Kriegsgeschrei rund um den Erdball trugen. Europa ist verarmt an körperlichen und seelischen Gütern. Krank bis in die Knochen. Längst sind sie sich der unheimlichen Wahr - beit bewußt, die Streitenden unseres Weltteils. Alle möchten sie umkehren auf dem glitschigen Pfad am Rande des Ver- derbens. Jedoch keiner vermag es mehr allein, jeder ist zu schwach dazu; und so erraffen sie ihre letzten Kräfte, um wenigstens dem Feind noch möglichst zu schaden. Sie spähen Hinsiber nach dem Land Neutralien, ob kein Wunder geschehe, und rufen die entferntesten Völker um Hilfe an. Zlber die Schweiz ist winzig klein geblieben. Zu den Fünfundzwanzig ist schon sehr lange kein neuer gekommen. Und die Helfer in West und Ost sind des Zauberlehrlings unerwünscht waltende Geister. Wäre es nicht hoch an der Zeit und für Europa verdienst- lich, an diesem 1. August zu einem allgemeinen pater poccavi anzutreten? Oder soll Europa ganz in Fetzen gehen? Schon hat sich die Neue Welt rings um die.Alte eingenistet und ver- ankert. Immer enger zieht sie die Schlingen. Hat Europa noch zu wählen? Ist es nicht äußerst dringend, den nutzlosen inneren Hader zu begraben, Hand in Hand zum Rütli zu wallen und mit heiligem Eide sich zu verbünden,„in Betracht der� bösen Zeit, auf daß sie sich und das Ihrige besser zu schützen vermögen, gelte es Personen oder Sachen, gegen alle und einen jeden", zu geloben, innere Zerwürfnisse g ü t l i ch b e i z u l e g e n, als Zusammengeschworene gegen dre Partei, die sich ihrem Spruche nicht fügen wollte? Die bisherigen Gewaltmittel versagten. Sie bilden keine Grundlage für wahren Frieden. Dafür stärken sie die gemeinsamen Feinde in Ost und West. Völker Europas , gedenkst der alten Eidgenosien am 1. August! Wie ihnen werden sich Eurem Bund zahlreiche anders anschließen und Eure Stärke wird den ewigen Frieden sichern. » Eine Sondernummer des Armeeverordnuugsblattes've" öffentlicht einen kaiserlichen Erlaß an Heer und Flotte, worin eS heißt: ..Ihr steht mitton im schwersten Kampf, verzweifslte Kraftanstrengung dcS Feindes wird wie bisher an Eurer Tapfer- !eit zunichte. Des bin Ich sicher und mit Mir das ganze Vater- l<md. Uns schrecken nicht amerikanische Heere, nicht zahlenmäßige Ued ermacht. es ist kr Geist, der die Ent- schcidung bringt. Das lehrt die preußische und deutsche Geschichte. da» lehrt der bisherige Verlauf des Fetdzuges. In treuer Kameradschaft mit Meinem Heere steht Meine Marine in unerschütterlichem Siegeswillen im Kampfe mit dem vielfach überlegenen Gegner. Den vereinten Anstren- gungen der größten Seemächte der Welt zum Trotz führen Meine Unterseeboote zäh und des Erfolges gewiß den An- grift gegen di« dem Feind über die See zu- strömende Kampf- und Lebenskraft. Durchdrungen bon der Sorge für die Brüder im Felde stellt die Bevölkerung daheim ihre ganze Kraft in entsogung«- voller Hingabe in km Dienst unserer großen Sache. Wir müssen und werden weiterkämpfen, bis der BerniihtungS- wille des Feindes gebrochen ist. Wir werden dafür jedes Opfer bringen und jede Kraftanstrengung vollführen. In diesem Geiste sind Heer und Heimat unzertrennlich verknüpft. Ihr einmütiges Zusammenstehen, ihr unbeugsamer Will« wird den Sieg im Kampfe für Deutschlands Freiheit bringen. Das walte Gott ." Ferner wird folciendcr kaiserlicher Aufruf„An das deutsche Volk!" veröffentlicht, den wir als geschichtliches Dokument wiedergeben: Vier Jahre schweren Kampfe sind dahingegangen, ewig denk- würdiger Taten voll. Für alle Zeiten ist«in Beispiel gegeben, was ein Volk vermag, das für die gerechteste Sache, für die B e h a u p- tung seines Daseins, im Felde steht. Dankbar die g ö t t- l i ch e Hand verehrend, die gnädig über Deutschland waltete, dürfen wir stolz bekennen, daß wir nicht unwert der gewaltigen Aufgabe erfunden wurden, vor die uns die Vorsehung gestellt hat. Wenn unserem Volke in feinem Kampfe Führer, zum höchsten Voll- bringen befähigt, gegeben waren, so hat eS täglich in Treue be- währt, daß es verdienw, solche Führer zu haben. Wie hätte die Wehrmacht draußen ihre gewaltigen Taten verrichten können, wenn nicht daheim die gesamt« Arbeit auf daS Höchstmaß Persönlicher Leistung eingestellt worden wäre? Dank
gebührt allen, die unter schwierigsten Verhältnissen an den Auf- gaben insbesondere unserer treuen unermüdlichen Beamtenschaft, Dank dem Landmann wie dem Städter, Dank auch den Fraurn, auf denen so viel in dieser Kricgszeit lastet. Das fünfte Kriegsjahr, das heute heraufsteigt, wird dem deutschen Volke auch weitere Entbehrungen und Prüfungen nicht ersparen. Aber was auch kommen mag, wir wissen daß das Härteste hinter uns liegt. Was im Osten durch unsere Waffen erreicht und durch Friedensschlüsse gesichert ist, was im Westen sich bollendet, das gibt uns die feste Gewißheit, daß Deutschland aus diesem Völkersturm, der so manchen mächtigen Stamm zu Boden warf, stark und kraftvoll hervorgehen wird. An diesem Tage der Erinnerung gedenken wir Alle mit Schmerz der schweren Opfer, die dem Vaterlande gebracht werden mußten. Tiefe Lücken sind in unsere Familien gerissen. Das Leid dieses furchtbaren Krieges hat kein deutsches Haus verschont. Die als Knaben in junger Begeisterung die ersten Truppen hin- ausziehen sahen, stehen heute neben den Vätern und Brüdern selbst als Kämpfer in der Front. Heilig« Pflicht gebietet, alles zu tun, daß dieses kostbare Blut nicht unnütz fließt. Nichts ist von uns ver- absäumt worden, um den Friekn in die zerstörte Welt zurück- zusühren. Noch aber findet imseindlichen Lager die Stimme der Menschlichkeit kein Gehör. So oft wir Worte der Versöhnlichkeit sprachen, schlug uns Hohn und Haß ent- gegen. Noch wollen die Feinde den Frieden nicht. Ohne Scham besudeln sie mit immer neuen Verleumdungen den reinen deutschen Namen. Immer wieder verkünden ihre Wortführer, daß Deutschland vernichtet werden soll. Darum heißt es weiter kämpfen und wirken, bis die Feinde bereit sind, unser Lebensecht anzuerkennen, wie wir es gegen ihren übermächtigen Anstunrnchegreich verfochten und erstritten haben. Gott mit uns!
die franMsch-amerikamschen Anstürme. Berlin , 31. Juli. lW. T. B.l In den letzten Tagen sind wiederholt fünf- und sechsmalige starke Angriffe des Feindes ge- scheitert. Am 30. Jnli griff der Gegner wiederum beiderseits Fero-rn-Tardcnois in dichten Wellen an und richtete auch an der südöstlich anschliessenden Front bis zum Meuniere-Walde hin nach heftiger Artillerievorbereitung wiederholte starke Teil- angriffe gegen die deutsche Front. Hier waren rS französische und amerikanische Verbände, die bis zu 15 Welle» tief anliefen. Nnter schwersten Verlusten wurde« sie abge- wiesen. Hinter dem zurückflutenden Gegner nachstoßend, setzte sich unsere Infanterie teilweise im Borgcländc vor den bisherige» Stellungen fest. Am Ofirande dcö M e u n i e r e- W a l d e s brachen ebenfalls sechsmalige feindliche Angriffe zusammen. Hier schlug unser zusammrngefasitcs Artillerie- und Maschinengewehr- feuer verheerend in die anstürmenden Feinde und dezimierte eine Angriffswelle nach der anderrn. Tie erfolgreiche Abwehr der gestrigen Fcindangrifse an der Front von westlich Fere-en-Tarde- noiS bis östlich des Mcunicre-Waldes erhöht aufS neue die vom Feinde vergeblich gebrachten Blutopfer, die bei dem so oft wieder- holten Ansturm ganz anßerordcntllch schwer waren.
Die Kämpfe bei Fürs en Tärdensis
Französischer Bericht vom 30. Juli, abends. Auf dem rechten Ufer des Ourcq brachten uns örtliche Kämpfe weitere Fortschritte auf der Höhe nordöstlich von Fere en Tardenois. In der Gegend Zlergy haben wir unseren Gelänidegewinn gegen mehrere Zurückobs rungsversuche des Feindes behauptet. Südwestlich vo n R« i m s sind bei einem Angriff gegen Sie. Euphraise von zive' Seiten alle deutschen Versuche, Sie. Euphraise zu nehmen, trotz eines kleinen von ihnen westlich von diesem Dorfe erzielten Fortschrittes, gescheitert. Von der übrigen Front ist nichts besonderes zu melden. Amerikanischer Heeresbericht vom 30. Juli. Wir wiesen Gegenangriffe in schweren Kämpfen am O U r c q zurück und verbesserten unsere Stellung.
Der Prozeß Nalvp. Ter politische Kern des Prozesses.— Die französische Mobilmachung und die Revolutionäre. Paris , 31. Juli. (HavaS.) Dc-r Staatsgerichtshof hat am Dienstag Gustave H e r V e verhört. Der Zeuge billigt die Haltung Malvys gegenüber der Arbeiterklasse und erklärt, daß der gegen- wältige Prozeß ein Prozeß gegen die Rcpubsik in der Person deS Mannes sei, der in Hinsicht auf das Bol! eine wohlwollende Politik verfolgte. Auch mehrere andere Zeugen sagen für den früheren Minister günstig aus. Am 23. Juli 1918 machte der Staatsrat und frühere Letter des französischen Sicherheitsdienstes, Richard, im Prozeh Maldh folgende Aussagen von allgemeinem Interesse: •„Ich war Leiter des Sicherheitsdienstes und Mitarbeiter Nialvhs während 30 Monaten seit Mai 1914. Acht Tage vor der Mobilmachung ergriffen wir Maßregeln zur Sicherung der Ver- kehrswege. Wir beschäftigten uns lebhaft mit der Frage der An- archisten ks Registers B sdas Register B enthielt die Namen der Revolutionäre, die antimilitaristische Agitation trieben und im Ver- dacht standen, daß sie die Mobilmachung schädigen würden? es war beschlossen, dies ePersonen bei Kriegsausbruch in Schutzhaft zu nehmen. Red.?. Wir batien in dieser Beziehung große Besorg- nisse, da wir«inen vollständigen, von Anarchisten entworfenen Plan der Sabotage der Mobilmachung in unserem Besitze hatten. Acht Tage bor der Mobilmachung nahmen wir diese Individuen unter Bewachung. Ick besuchte den Kriegsminister(Millerand) und den Minister des Innern(Malvy). Herr Hennion verlangte energische Maßnahmen und Verhaftungen- Ties� wurden vorgenommen? dann aber verzichteten wir darauf. Die Ansichten des Ministers des Innern stimmten mit den meine» überein. Ich sagte, man sollte den Leuten, die im Register B verzeichnet waren. Vertrauen schenken, denn sie würden der Musik der vorbei- marsckierenden Regimenter folgen. Wir handelten demgemäß; es war gewagt, aber cS erwies sich als richtig.... Kein einziger Akt der Sabotage ist vorgekommen." Die„Internationale Korrespondenz" erinnert bei dieser Ge- legenheit daran, daß Bourderon auf dem letzten Pariser Ge- werkschaftskongreß ohne Widerspruch erklärte, daß der politische Burgfriede seit dem 28. Juli 1914 vereinbart war— also vier Tage vor der Kriegserklärung.
Der steckengebliebene§rieöe. Hauftman» über Kühlmann. In der„Frankfurter Zeitung " schreibt der Abg. Konrad Haußmann dem verabschiedeten Staatssekvatär Kühlmann einen Nachruf, der interessante Schlaglichter auf ein Stück jüngst ver- gangener deutscher Geschichte wirft. Herr v. Kühlmann habe schon im September 1917„zu ver belgischen Frage eine sehr bestimmte und staatsmünnisch vorausschauende Haltung eingenommen, von deren Billigung cr die Beibehaltung V«S Portefeuilles abhängig machte". Er habe es freilich für richtig gehalten, die Anerkennung der vollen belgischen Unabhängigkeit als einen Trumps für die direl- ten Verhandlungen zu reservieren, über seine tatsächlichen Ziele aber loever in der Papstnote, noch in der sie begleitenden vertrau- lichen und nicht offiziellen Nebenaktion ein Hehl gemacht.„Ueber diese Nebenaktion erfuhr die Oeffentlichkeit erst Weihnachten, daß sie in Lauf gesetzt, abex durch unaufgeklärte Ungeschick. lichkeiten oder Böswilligkeiten irgendwo st ecken geblieben ist." Als die stille. Aktion der Kabinette, gescheitert war. da habe sich gezeigt, daß dip Verweigerung einer freimütigen Erklärung über Belgien ein Fehler gewesen sei, weil diese Haltung Gelegenheit gab, die Friedensentschließung des Deutschen Reichstages zu entwerten. Im Osten habe Herr v. Kühlmann den Grundgedanken der Befreiung der Randvölker ohne Unierjochung und Willenszwang hochhalten wollen. Diese Politik ist nicht durchgedrungen und wurde mit der berühmten Erklärung des Generals v. Hofsmann bon einer sehr viel schärferen Tonart abgelöst. Haußmann sagt dazu:„Herr v. Kühlmann hat diese Politik nicht befürwortet. Es wird dereinst an der Hand der geschichtlichen Akten abzuwägen sein, welche Vorteile und welche Nachteile realer und politischer Art diese Politik gezeitigt hat. Es ist zu errechnen, wieviel deutsche Divisionen in Rußland zurückgehalten werden mußten; zu er- rechnen auch, ob aus der Ukraine nicht durch polnische und jüdische' landeskundige Händler ebensoviel Getreide abgehoben werden konnte wie durch die deutschen Truppen, die dort festgelegt und für das durch Waffen unlösbare ukrainische Staatsproblem ein-- gesetzt wurden. In einer großen weltpolitischen Rechnung bildet auch das Maß unausbleibliche» Odiums der okkupierenden und requirierenden Militärmacht unk die psychologische und politisch« Nachwirkung in dem okkupierten Gebiet, mit welchem künftig freundschaftlicher Verkehr gepflegt werden will, einen ins Gewicht fallenden Posten."
DiegNorööeutsche�gegen öie„Kaisertreuen�. „Enge und unverantwortliche L?re!se". Die„Nordd. Allg. Ztg." druckt den Aufruf der„Kaiser- treuen" und unsere Entgegnung auf ihn in dxn Hauptstellen ab, um dazu zu bemerken: So weit die Antwort des„Vorwärts". In der Tat: Das Be- kanntwerden solcher Uebertreibungen und Ent- stellungen kann nur der Sozialdemokratie Wasser auf ihre Mühlen treiben. Für die Allgemeinheit sind diese Erörterungen im höchsten Grade bedauerlich. Man wird im Volke schwerlich Verständnis dafür haben, gegen wen dieser Kampf jetzt gepredigt werden soll, ob gegen die Sozialdemokraten, die draußen an der Front stehen, ober die daheim arbeiten. Die Unterstellung, daß die in Nordamerika gesammelten Gelder denselben Zwecken dienen wie die ordnungsmäßigen Beiträge der sozialdemokratischen Arbeiter, kann nur verbitternd wirken. Derartige Aufrufe würden noch viel verhängnisvoller fem, wenn sie nicht ohne weiteres als die Kundgebungen ganz enger und unverantwortlicher Kreise betrachtet werden müßten. Nichts wäre falscher, als diese Husarenritte auf die Sozialdemokratie irgendeiner verantwortlichen Partei oder Gruppe zur Last zu legen. Die Taktik, diese Zeit des Krieges dazu zu benutzen, um Bevölkerungsteile gegeneinander auszuspielen, wird jedenfalls von allen besonnenen Elementen ob- gelehnt, gleichgültig, auf welcher- Seite man sich dieser Taktik zu bedienen versucht. So wird auch dieser Aufruf des Bundes der Kaisertreuen eine ganz andere Wirkung erzielen als beab« sichtigt war. Auch das„Verl . Tagebl." spricht von einer„hohlen Re- nomniisterei", die letzten Endes auf eine„Schnorrerei großen Stiles" hinauslaufe. Wir sind geneigt, die Sache ernster zu nehmen. Die„engen und unverantwortlichen Kreise" erinnern stark an die„kleine aber mächtige Partei", von der früher ein- mal die Rede war, und an einen„Naggoffizicr in unvcrant- licher Stellung", der später die Politik des Auswärtigen Amtes durchkreuzte und das Reich in verhängnisvolle Bahnen trieb, bis er schließlich als Vorsitzender der„Vaterlandspartei " endete. Gewiß, daß diese„engen und unverantwortlichen Kreise" Ein- fluß auf die Politik des Reiches haben könnten, ist eine beinahe entwürdigende Vorstellung. Leider aber h ab en sie ihn. und man muß mutig genug sein, dieser Tatsache ins Gesicht zu sehen. Dann wird man sich auch nicht der Erkenntnis ent- ziehen, daß es einer durchgreifenden Dcmokrati- sierung des gesamten öffentlichen Lebens bedarf, um diesen Elementen das Handwerk zu legen. Die Sache ist also ernst, so ernst, daß man ihren Humor— das Regierungsblatt muß sich gesten die„Kaiser- treuen" wenden!— nur ganz nebenbei genießen kann. Die Presse der Rechten hat bisher geschwiegen. Wir sind gespannt, ob sich für diese verfolgte Elsa ein Schwanenritter finden wird!
Die neuen Steuiv'n des 1. August. Der ReichssiSkus feiert den Eintritt ins fünfte Kricgssahr mit folgenden neuen Stenern, die am heutigen 1. August in- Kraft treten: die Umsatzsteuer, die erhöhte bzw. neue Reichsstempelabtzzabe und die erhöhte Wechsel» stempelsteuergebühr._■/
Lettte Nackrichten. Peter Nansen gestorben. Kopenhagen , 31. Juli. Der Schriftsteller Peter Nansen ist heute. 57 Jahre alt, gestorben. Nansen war am 21. Januar 1861 in Kopenhagen geboren. Er war Verfasser zahlreicher Romane und Novelle», die auch in Deutsch - laiw viel Leser und Verehrer fanden, so„Junge Menschen".„Ein Heim",„Julies Tagebuch",„Feuerprobe" u. o., in denen sick seine Kunst eines fein abgetönten Realismus offenbart. Als Vorbild noch mehr als Leiter der großen Gyldendalscken Verlagsbuchhandlung hatte er auf die dänische Literatur seiner Zeit einen nicht geringen Einfluß. Elberfeldcr Glanzstoff in München . München , 31. Juli, Hier erfolgte die Gründung der Baven» schen Glanzstosfabrik mit einem Aktienkapital von 10 Millio- nen Mark. Gegenüand des Unternehmens ist die Erzeugung künstlicher Textilfäden und Fasern nack dem Verkahren und den Patenten der vereinigten Glcmzstoffabriken Aktiengesellschaft Elberfeld, von der die neu« Gesellschaft die Fabri katümslizenz er- worden hat.