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Nr. 210. 35. Jahrg.

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.Sozialdemokrat Berlin ".

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 2. August 1918.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Marisplag, Nr. 151 90-151 97.

Heftige Kämpfe bei Fère en Tardenois.

Der Sieg Longuets.

Endgültige Entscheidung durch den Nationalkongreß.

Der Steg der von Longuet geführten Rinken im National­rat der französischen Sozialisten ist zweifellos ein Ereignis von weitreichender Bedeutung. Der Sieger selbst schreibt in seinem ,, Bopulaire", es sei fein Zweifel mehr möglich, daß der ihm so günstige Beschluß des Nationalrats die Absichten der großen Arbeiter und Bauern massen des Landes zum Aus­druck bringe. Der kommende Nationalfongreß( den Renaudel in der Humanité" anruft) tönne den heißen Wunsch der Massen auf den Völkerfrieden und die Wiederher­stellung der Internationale nur mit neuer Kraft bc­stätigen..

Mittlerweile hat der Nationalrat auch wirklich beschlossen, den Nationalfongreß der Partei als legte Instanz binnen zwei Monaten einzuberufen, um die Politik ber Partei endgültig festzulegen.

Es läßt sich voraussehen, daß die Vorbereitung dieses Parteitags von heftigen Kämpfen begleitet sein wird, die die nur äußerlich und mühsam festgehaltene Einheit der französischen Partei aufs schwerste gefährden dürften.

Der Streit, der in Frankreich ausgefochten wird, dreht sich nicht um die Kreditbewilligung. Was die Minderheit fordert, das ist eine geradlinig auf den Verständigungsfrieden gerichtete, aber die Bandesverteidigung in feiner Weise in Zweifel ziehende Politik. Tarum werden imperialistische Kriegsziele verworfen, wird die Intervention der Entente in Rußland mißbilligt, wird auf der Erteilung von Auslandspässen zu einer internatio­nalen Konferenz bestanden. Das alles sind aber Dinge, die auf einem Parteitag der deutschen Sozialdemokratie gar feinen Streit hervorrufen würden. In Frankreich streitet man sich über Dinge, über die wir hier ganz einig sind, ist sich aber im wesentlichen einig über Dinge, über die wir hier streiten.

Darum ist es keine Einmischung in fremde Angelegenheiten, wenn wir unserer Hoffnung Ausdruck geben, daß der National­fongreß den Beschluß des Nationalrats bestätigen möge. Auch wir sind Gegner aller Eroberungen hüben und drüben, auch wir wollen den Verständigungsfrieden, den wir am liebsten durch eine internationale Sozialistenkonferenz vor­bereiten möchten. Wir hegen die Zuversicht, daß auf einer solchen Konferenz alle, die guten Willens sind, zu der Erkenntnis ge­bracht würden, daß die deutsche Sozialdemokratie gar nicht daran denkt, ihre alten internationalen Grundsätze zu verleugnen. Sie wird sich nie dazu mißbrauchen lassen, imperialistischen Macht­zielen der Ententebourgeoisie Vorspann zu leisten, sie ist jeden Zag bereit, sich mit den Arbeitervertretern aller Länder zu einer gemeinsamen Aftion zu vereinigen, die die Herstellung eines dauernden, die Lebensrechte aller Völker achtenden Weltfriedens zum Ziele hat.

Jean Longuet , der Sohn pon Charles Ronguet und Jenny Mary, ist ein echter Internationaler, man begreift den Schmerz der französischen Nationalistenpresse, diesen Enkel von Karĭ Marg an der Spike der sozialistischen Partei zu sehen. Aber France Libre", das Organ der national überhitten Varenne­Thomas- Gruppe, ist entschieden im Irrtum, wenn sie schreibt, die Politik der nationalen Verteidigung habe eine schwere Schlappe erlitten. Die Politik der nationalen Verteidigung ist bon der internationalen Zinken nie verleugnet worden. Diese denkt ebenso wenig daran, bedenkliche Experimente mit der Landesverteidigung zu machen, wie die deutsche Sozialdemo­

fratie.

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Feindliche Angriffe östlich Fère en Tarde­nois und bei Perthes zurückgeschlagen Defterreichisches Vordringen bei Berat Englischer Angriffsflug gegen Saarbrücken gescheitert.

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Berlin , 1. August 1918, abends. Amtlich. Nordwestlich Fère en Tardenois heftige Kämpfe. An der übrigen Kampffront nichts Wesentliches.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 1. August 1918,( 23. 2. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Zwischen pern und Bailleul am frühen Morgen vor­übergehend lebhafter Feuerkampf. Die tagsüber mäßige Artillerie­tätigkeit lebte am Abend an vielen Stellen der Front in Ber­bindung mit Erkundungsgefechten auf.

Heeresgruppe Deutscher Kronprins.

Deftlich von Fère en Tardenois setzte der Franzose am Nachmittage wiederholt zu heftigen Teilangriffen an. Wir warfen den Feind im Gegenstoß in seine Ausgangslinien zurüd. An der übrigen Kampfront Artillericfener wechselnder Stärke; fleine Vorfeldgefechte.

Nordöstlich von Perthes versuchte der Feind nach starker Feuervorbereitung den ihm am 30. Juli entriffenen Stüßpunkt wiederzunehmen. Er wurde unter Verlusten abgewiesen. Erfolg reicher eigener Borstoß südlich vom Fichtelberge und in den Argonnen .

Heeresgruppe Herzog Albrecht Jufanteriegefechte an der Mosel und am Parroy- Walde. Wir machten hierbei Gefangene.

Der Gegner verfor gestern an der Front im Luftkampf und durch Abschuß von der Erde aus 25 Flugzeuge. Weiterhin wurde ein im Angriffsfluge gegen Saarbrüden befindliches englisches Geschwader von sechs Großkampf. flugzeugen von unseren Front- und Heimat- Jagdkräften, bevor es seine Bomben abwerjen konnte, vernichtet. Aus einem zweiten ihm folgenden Geschwader schoffen wir ein weiteres englisches Großkampfflugzeug ab.

Der Erfte Generalquartiermeister.

Ludendorf

Der österreichische Bericht. Wien , 1. Auguft. Amtlich wird verlautbart:

Italienischer Kriegsschauplak.

Geschüttampf und Erkundungstätigkeit waren gestern an ganzer Südwestfront sehr rege.

Borgestern hat ein starkes italienisches Bomben. geschwader unsere venetianischen Flugfelder angegriffen. Unsere Flieger warfen sich dem Feinde entgegen und verhinderten ihn, irgendwelchen Schaden anzurichten.

Albanien .

Die von unseren albanischen Kräften vor Wochenfrist aufs genommenen Angriffe zwangen nach vergeblichen Gegenangriffen den Italiener nordwestlich und nordöstlich von Berat feine ersten Linien und beträchtliches Gelände dahinter auf 30 kilo­meter Frontbreite preiszugeben. Unsere braven Truppen, deren Kampfleistungen um so höher zu bewerten find, als ihnen Hiße und klimatische Verhältnisse große Mühsale auferlegten, selgen dem weichenden Gegner. Der Chef des Generalstabes.

Der erste Schritt.

Die Befferstellung der Kriegsbeschädigten. Endlich ist ein kleiner Schritt auf dem Wege der Besser­sfellung der Kriegsbeschädigten zu verzeichnen. Wie wir in diesen Tagen schon mitteilten, ist durch eine Verordnung des Kriegsministeriums die Gewährung von widerruflichen Militärrentenzuschlägen angeordnet worden. Die Verordnung hebt hervor, daß mit Rücksicht auf die außerordentlichen Teue­rungsverhältnisse zu den nach dem Mannschaftsversorgungs­geseg vorgesehenen Renten mit Wirkung vom 1. Juli 1918 an miderrufliche in Monatsbeträgen zahlbare Zuschläge von Amts wegen ohne Prüfung der Bedürfnisfrage zu gewähren find. Wir begtigen es natürlich, daß nunmehr derer gedacht wird, die dem Vaterlande alles gegeben haben, was sie nur irgend geben konnten, Arm und Bein, Gesundheit und Er­werbsfähigkeit, die in ihrer Kraft gebrochen heimkehrten. An die Türe vieler dieser Kriegsbeschädigten hat die Not gepocht, so laut und vernehmlich, daß schließlich nun auch den Staatsbehörden die Notwendig­feit eines Eingreifens zugunsten dieser Kriegsbeschädigten offenbar geworden ist.

Schon seit langer Zeit hat namentlich die sozialdemo­Fratische Partei und ihre Presse auf die Not der Kriegs­beschädigten und Kriegshinterbliebenen hingewiesen. Den Arbeitern ist es zum größten Teile möglich gewesen, eine Er­höhung ihrer Löhne zu erzielen. Die Angestellten haben das gleiche erreicht. Den Beamten des Reiches, der einzelnen Staaten und der Kommunen sind Teuerungszulagen, den In­validen und schwer Unfallverlegten sind Zulagen zu der Rente gewährt worden. So gering diefe legteren sind, fie haben sie doch in etwas wenigstens besser gestellt. Nur der auf Grund der Kriegsversorgung Berechtigten hatte man bisher noch nicht gedacht.

Im vergangenen Jahre hat der Reichsbund der Kriegs­beschädigten und ehemaligen Kriegsteilnehmer durch eine Massenpetition eine baldige Erhöhung der Renten gefordert. Er hat sich das Verdienst erworben, die Meinung der Kriegs­beschädigten selbst einmal laut und vernehmlich werden zu laffen. Damals ist, so unglaublich es klingt, der Vorsitzende des Effener Verbandes der Kriegsbeschädigten dieser Aktion in den Rücken gefallen. Er erklärte die baldige Erhöhung der Kriegsbeschädigtenrenten für unmöglich, und er verstieg sich zu der Behauptung, daß die erhobene Forde. rung auf fofortige erhebliche Herauffezung der Renten an sich genau so erbärmlich und berdammungswürdig sei, wie die Streif­bewegung im Lande. Dann hat der Essener Verband in einer Notiz an die Tageszeitungen vor der Unterzeichnung der Petition des Reichsbundes durch die Kriegsbeschädigten gewarnt. Nun muß selbst die Heeresverwaltung nach Verständigung mit der Reichsschatzverwaltung die Notwendig­feit einer Erhöhung der Renten anerkennen und sie vor­nehmen.

Es hat schwere Arbeit getoftet, sie dazu zu treiben. Immer und immer wieder ist im Reichstag auf die unge­nügende Versorgung der Kriegsteilnehmer und ihrer Hinter­bliebenen hingewiesen. Am 1. Dezember 1917 hat das Kriegs­ministerium auf eine Anfrage des Genossen Ebert bezüglich des Standes der Novellen zu den Versorgungsgefeßen die Erklärung abgegeben, daß diese Novellen fertiggestellt feien und daß schon Beratungen mit den zuständigen Behörden- Reichsschazamt, Reichswirtschaftsamt und dem Reichsamt des Der Beschluß des französischen Nationalrats ist um so Innern begonnen hätten. Aber noch sind diese Be­höher zu bewerten, da er zu einer Zeit gefaßt wurde, in der ratungen nicht beendet und mit Rücksicht darauf er­ein großer Teil der öffentlichen Meinung Frankreichs den flärte der General v. Bangermann am 22. Juni 1918 im naben Berschmetterungssieg über Deutschland prophezeien zu Reichstag , daß freiwillige 3 u I agen den friegsbeschädigten dürfen glaubte. So darf er auf keinen Fall als ein Auf­Rentenempfängern und ihren Hinterbliebenen gewährt lösungssymptom aufgefaßt werden innerhalb einer Nation, werden sollten. Allerdings sei er noch nicht in der Lage, über die nur deshalb den Frieden will, weil sie sich des Erlahmens die Höhe und den Umfang dieser Zulagen nähere Auskunft ihrer Straft bewußt ist. Siegte die Linke nicht nur in der 38 000, das heißt das Viereinhalbfache, während sich die Zahl der zu geben. Im Anfang dieses Jahres hatte auch der Reich 3- Bartei, sondern in ganz Frankreich und in der ganzen Fahrzeuge von 10 640 mit einer Erhöhung um 65 000 verfieben- ausschuß der Kriegsbeschädigten fürsorge Entente mit ihren Anschauungen, dann wäre die Zeit zu facht hat. An Panzerwagen sind, ungerechnet die vernichteten, beim preußischen Kriegsministerium die Gewährung sofortiger einem ehrlichen Verständigungsfrieden da, 365 in deutsche Hände gefallen, davon allein im letzten Jahre 300. Teuerungszulagen zu allen Militärrenten über 50 Brez. in feineswegs aber die Zeit, um die imperialistischen Früchte Dazu kommen seit dem 1. August 1917 rund 1 Million Ge- Anregung gebracht. Um stärkeren Druck hinter die Angelegen­eines deutschen Machtfriedens" zu pflücken. Es wird gut wehre, über 6 Millionen Schuß Artillerie und 200 heit zu bringen, hat dann auch der Militärausschuß fein, wenn man sich in Deutschland dessen flar bewußt ist. Millionen Schuß Infanteriemunition, rund 3000 Loko- des Reichstags am 5. Juli d. J. einstimmig eine motiven und 28 000 Eisenbahnwagen. Sozialdemokratische Resolution angenommen, in der gefordert wurde,

Die Beute nach vier Kriegsjahren. Berlin, 1. Auguft. Die Zahl der in den Lagern der Mittel­mächte befindlichen Gefangenen beträgt am Ende des vierten Kriegsjahres über 3 800 000 Mann, davon sind allein in Deutsch land rund 2 300 000 Mann. Das I este Kriegsjahr hat die Gefangenenzahl um fast 840000 Mann vermehrt.

Zahlenmäßig gar nicht festzulegen sind die durch die deut­ schen Offensiven im Westen und Often seit einem Jahre den Feinden zugefügten ungebeuren Verluste an eingebautem Material aller Art, Eisen, Beton, Draht, an Baraden, Feldlagern und Lazaretten, Pionierparks, Beklei­dungs- und Ausrüstungsmagazinen, Feldbahngerät und Brenn­stoffen. Aus all diesem ergibt sich, wie weit die deutsche Heeres­leitung ihr

Das eroberte Kriegsmaterial des vergangenen Jahres hat die bisherige Beute auf folgende ungeheure Zahlen erhöht: An Stelle Ziel, die Schwächung der Kampfkraft des Berbandes, der bis zum 2. August 1917 erbeuteten 12 156 Gefchüße sind es erreicht hat. Zugleich ist das Voltsvermögen des Bet nunmehr faft 23 000, anstatt ber 8352 Maschinengewehre fat bandes um viele Milliarden Werte berringert

1. dem Reichstag noch im Laufe dieses Jahres einen Gesetz­entwurf vorzulegen, durch den eine allgemeine Revision des Mannschaftsversorgungs- und Hinterbliebenengesetzes, durch die insbesondere die Bezüge der Kriegsbeschädigten und der Kriegshinterbliebenen, soweit der Rechtsweg in Frage tomme, herbeigeführt wird,

2. daß bis zur gefeßlichen Neuregelung zu den bisherigen Be­zügen für Kriegsbeschädigte und Hinterbliebene Zuschläge von 100 Proz. der Rente festgesetzt werden. Am gleichen Tage hatten wir auch im Vorwärts" darauf hingewiesen, daß die Gewährung von Zuschlägen