Nr. 220. 35. Jahrg.
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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.
Montag, den 12. August 1918.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplat, Nr. 151 90-151 97.
Heftige Feindesangriffe gefcheitert.
Der deutsche Rückzug zwischen Ausdehnung der feindlichen Angriffe zur Groß- Berlin und der Proporz.
Avre und Ancre.
( Telegramm unseres Ariegsberichterstatter&) Westfront, 10. Auguft. Daß dem französischen Angriff zwischen Aisne und Marne neue Versuche des Verbandes, an anderen Fronten eine Entscheidung herbeizuführen, folgen würden, war zu erwarten und ist an dieser Stelle am 18. Juli, dem ersten Tag des Fochschen Angriffs, offen ausgesprochen wor. den. Daß aber der zweite englisch - französische Austur m so schnell einsette, zeigt, daß der Verband Eile hat und eine Entscheidung unter allen Umständen auch ohne die mächtige amerikanische Hilfe erringen möchte.
Feldmarschall Haig hat vorgestern zweifellos einen Er. folg davongetragen, bei dem für uns nicht Geländeverlust, sondern das Ausscheiden wertvoller Menschen- und Geschützbestände zu bedauern bleibt. Die Ueberraschung der deutschen Stellungsdivisionen geschah durch den Nebel, die Tanks und das Zusammentreffen verschiedener Umstände, die diesmal dem Gegner, nicht uns zum launischen Schlachtenglüc verhalfen.
Selbstverständlich kann dieses militärische Ereignis das bisherige strategische Gesamtringen zwischen Deutschland und dem Verband, vielleicht nicht einmal den Verlauf des Sommerfeldzuges dieses Jahres entscheidend beeinflussen. Dennoch zwingt es naturgemäß die deutsche Führung zu einer gewissen Aenderung ihrer Dispositionen.
Ausgehend von dem einzigen Grundgedanken, der für Deutschlands augenblickliche Lage maßgebend sein kann, nämlich für die lette Entscheidung zwischen uns und den immer stärker werdenden Gegnern, deutsche Menschenreserven wo immer zu sparen, hat die deutsche Führung schon gestern mit der ihr eigenen Beweglichkeit rücksichtslos die
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Konsequenzen aus der neuen Lage gezogen. So bitter die augenblicklichen Bewegungen der am Südflügel angegriffenen Schlachtfront auch manchem heimi. fchen Illusionisten sein mögen, das Hauptziel der deutschen Kriegsführung kann augenblicklich nur sein: feine Schlacht anzunehmen nach dem Diktat des Gegners nur da zu Gegenangriffen zu schreiten, wo das lebendige Ziel, dem Feind schweren Abbruch zu tun, eigene Verluste Lohnt, dem Gegner auch seine Erfolge so teuer wie möglich fommen zu lassen. Nach diesem Geset wird rücksichtslos gehandelt. Die Eraktheit, mit der vor wenigen Tagen die schwierige Lage zwischen Aisne und Marne durch Truppe und Führung schnell repariert wurde, bürgt dafür, daß binnen kurzem auch südlich der Somme diejenige Situation hergestellt wird, die der deutsche Gesamtplan erfordert.
Mehr noch als der Fochsche Angriff, Mitte Juli, stellt jetzt der neueste Ansturm des ausgeruhten englischen Gegners dem deutschen Volk gewiß den
Ernst der bevorstehenden Entscheidung bor Augen, von dem an dieser Stelle schon damals gesprochen ward. Die deutsche Westfront hat nach unerhörten Siegen am 8. Auguft einen schlechten Tag gehabt. Im weltgeschichtlichen Ringen zwischen uns und dem Verband kämpft Gegner augenblicklich mit Untergriff. Wie lange, wird die Zukunft lehren. Wir erfaffen die Situation, indem wir vor feinem Einzelereignis den Kopf in den Sand stecken, aber aus der Betrachtung der Gesamtlage und den bisherigen gewaltigen Leistungen die Folgerung ziehen, daß das einzige deutsche Kriegsziel- ob in Offensive oder Defensive endlich erreicht wird: den feindlichen Kriegs- und Vernichtungswillen zu brechen.
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Dr. Adolf Köster, Kriegsberichterstatter.
Ein neues Attentat. Deutsch - ruffische Kommission beschoffen. Mostau, 3. Auguft.( P. Z.-A.) Bei Orsch a wurde die deutsch russische Rommiffion sur Hestlegung der Demarkationslinie während ihrer Arbeit beschossen. Wie die
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Dise Der Hauptangriff zwischen Lihons und Avre gescheitert Nachhutgefechte zwischen Avre und Oise - Ententeangriffe an der italienischen Front zum Scheitern gebracht.
Berlin , 11. August 1918, ab ends. Amtlich. An der Schlachtfront zwischen Ancre und Oise find heftige Angriffe des Feindes gescheitert. Amtlich. Großes Hauptquartier, 11. August 1918.( 2. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Zwischen Vfer und Ancre ließ die erhöhte Gefechtstätigfeit tagsüber nach, am Abend lebte sie vielfach wieder auf. Stärkere Vorstöße des Feindes beiderseits der Lys wurden abgewiefen.
An der Schlachtfront hat der Feind seine Angriffe bis zur Dise ausgedehnt. Zwischen Ancre und Somme brachen fie vor unseren Linien zusammen. Dicht füdlich der Somme blieb die feindliche Infanterie nach ihren Mißerfolgen am 9. 8. untätig. Starke Teilangriffe des Gegners bei Rainecourt und gegen Lihons scheiterten in unserem Feuer und im Gegenstoß. Die Hauptkraft der gestrigen Angriffe war gegen unsere Front zwischen Lihons und der Avre gerichtet. Deftlich von Rozieres und beiderseits der Straße Amiens und Noye schlugen wir die mehrfach wiederholten feindlichen Angriffe ab. In dem beweglichen Kampf gegen feindliche Uebermacht nd gegen den Maffeneinfas von Panzerwagen tam auch hier wiederum die unerschütterliche Angriffstraft unserer Infauterie voll zur Geltung. Vielfach brach der Ansturm des Feindes schon im Feuer unserer Artillerie zusammen. Bor einem Divisionsabschnitt liegen allein mehr als vierzig zerstörte Banzerwagen. Zwischen Avre und Dise sette der Feind nach heftiger Artillerievorbereitung zu starken Angriffen gegen unsere alten Stellungen von Montdidier bis Autheuil an. Er vermochte unsere gestern gemeldeten neuen Kampflinien östlich von Montdidier nicht zu erreichen. Unsere Nachhuten empfingen den Feind in unseren alten Stellungen mit startem Feuer und wichen darauf kämpfend über die Linie Laboiffiere Hainvillers- Nicquebourg- Mareft aus.
Sehr rege Fliegertätigkeit über dem Schlachtfeld. Wir schoffen wiederum 23 feindliche Flugzeuge und einen Fesselballon ab. Leutnant Kroll errang feinen 33., Leutnant Beltjens seinen 24. und 25., Leutnant Laumann seinen 21., 22. und 23., Leutnant Auffart seinen 21. Luftfieg.
Heeresgruppe Deutscher Kronprina.
An der Besle wurden Angriffe des Feindes zwischen Fismes und Courlandon abgewiesen. In der Champagne westlich der Straße Somme By- Souain Teilkämpfe, in denen wir Gefangene machten. Der Erste Generalquartiermeister.
Lubendorff.
Der österreichische Bericht.
Wien , 11. Auguft. Amtlich wird verlautbart: Auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden wiederholten die Ententetruppen gestern früh ihre schlagartigen Angriffe. Das Kampffelb behnte sich von Canove bis in den Raum des Col bei Roffo aus. Der Feind wurde nach erbittertem Ringen überall zurüdgeworfen und erlitt sehr schwere Berlufte. Es wurden Engländer, Franzosen und Italiener gefangen. Unter den tapferen Verteidigern fällt den ungarischen Regimentern 82, 101 und 138 besonderer Anteil am Erfolge zu. Sonst weder an der italienischen Front noch in Albanien Ereignisse von Belang. Der Chef des Generalstabes.
Der Mörder Eichhorns hingerichtet. Riew, 11. Auguft. Am 10. Auguft wurde der Mörder des Generalfeldmarschalls von Eichhorn und feines Adjutanten, bes Hauptmanns v. Dreßler, in der Nähe des Lufianonsta- Gefängnißfes um 5 Uhr nachmittags öffentlich erhängt. Das Urteil max ben einem deutschen Feldgericht gesprochen und wurde fofort nach der Bestätigung durch den zuständigen Gerichtsherrn bolIftredt.
Untersuchung ergab, wurden die Schüsse von den Gegnern der Erhöhung des Reisebrotmarkenquantums.
Sowjetregierung abgegeben, um diefe in Schwierigkeiten zu stürzen.
Noch am Schluß seiner Tagung hat der Reichstag einen Gefeßentwurf angenommen, der für die Zukunft von großer Bedeutung sein wird. Es wird dadurch die Zahl der Reichstagsabgeordneten bon 397 auf 441 erhöht und in 26 Wahlkreisen - darunter Berlin , Teltow Beestow und Nieder barnim die Verhältniswahl eingeführt.
Dem Gesetz haften noch große Mängel an, die unsere Bertreter in den Kommissionsverhandlungen, wie auch im Plenum des Reichstages auf das schärffte kritisiert haben. Ist es doch nur eine winzige Teilreform für einige wenige, und zwar nur großstädtische Kreise. Alle weitergehenden Anträge unserer Genossen wurden von der Mehrheit des Reichstages abgelehnt, erreicht konnte nur werden, daß bei Wahlkreisen mit mehr als 300 000 Wählern automatisch eine Vermehrung der Mandate eintritt. Abgeselehnt wurde dagegen das Wahlrecht der Frauen und die Herabsetzung des Wahlalters. Und das geschah zu einer Zeit, in der das ganze Wirtschaftsleben Deutschlands nur durch die aufopfernde Tätigkeit der Frauen und der starken Anspannung aller Jugendlichen aufrechterhalten werden kann. Der Staat braucht die Arbeitskraft der Frauen dringend, aber während in England sechs Millionen Frauen das Stimmrecht erhielten, in Dänemark und in einigen anderen Ländern das gleiche Wahlrecht für Männer und Frauen eingeführt ist, bleibt die deutsche Frau nach wie vor rechtlos.
Unsere Fraktion stimmte für den Gesezentwurf, weil er immerhin einen Fortschritt gegen den jezigen Zustand bedeutet und weil wie der Genosse Landsberg in seiner Rede ausführte sie der Ueberzeugung ist, daß das neue Gesetz den Kampf um eine größere, tiefer einschneidende Wahlreform, die längst reif ist, namentlich den Kampf um das Frauenstimmrecht und die allgemeine Verhältniswahl erleichtern wird".
Die Konservativen stimmten von ihrem Standpunkt ans mit Recht gegen das Gesez, nach dem Sprichwort:„ Reicht man dem Teufel erst den kleinen Finger, nimmt er bald die ganze Hand." Aber auch die unabhängige Fraktion stimmte dagegen. Sehr unvorsichtig von ihr! Denn wäre sie mit den Konservativen im Reichstage start genug gewesen, das Gesetz zu Fall zu bringen, so wäre sie wahrscheinlich von der politischen Bildfläche verschwunden.
Nach dem neuen Gesez werden die Mandate nach Maßgabe der für die einzelnen ist en abgegebenen Stimmen berteilt. Alle Stichwahlen fallen in Zukunft fort. Aber auch für verstorbene und ausgeschiedene Reichstagsabgeordnete finden Nachwahlen nicht mehr statt, da sofort einige Ersatzmänner mitgewählt werden. Die von den einzelnen Parteien eingereichten Listen müssen also neben dem Namen der vorgeschlagenen Abgeordneten auch die Namen einiger Ersatmänner enthalten. Eine wichtige Bestimmung ist weiter: Für die Verteilung der einem Wahlvorschlage zugeteilten Abgeordnetensize unter die einzelnen Bewerber ist die Reihenfolge der Benennungen auf den Wahlvorschlägen maßgebend." Die Barteien werden also ihre für sie besonders wichtigen Kandidaten an erster Stelle benennen müssen. Der Wahlkreis der Stadt Berlin wählt nach dem Gesez zehn Abgeordnete, TeltowBeeskow sieben, Niederbarnim drei.
Wie wird sich nun das Wahlrecht für unsere Partei gestalten? Wäre die Sozialdemokratie noch geeint, so könnten ziemlich sichere Berechnungen aufgestellt werden. So aber bleibt der fubjektiven Schäßung ein weiter Spielraum. ch nehme als sicher an, daß die Zahl der für die sozialdemokratischen Parteien insgesamt abgegebenen Stimmen nach dem Ariege mindestens in dem Maße steigt, wie bisher, und daß wir die Unabhängigen in der Stimmenzahl meit überflügeln werden. Aber auch die Bürgerlichen werden fish in Bu funft selbstverständlich mit ganz anderer Kraft für die Wahlen in Groß- Berlin einlegen, da ihnen mmmehr mit jeder Stimme größere Erfolge winfen, während bisher Berlin II bis VI, Teltow - Beeskow und Niederbarnim für sie doch eigentlich nur 8ählfandidaturen waren. Trotzdem wird die Bahl der für die fozialdemokratischen Parteien abgegebenen Stimmen steigen, da auch sie den Wahlkampf intensiver führen werden und der Krieg wohl vielen die Augen über das politische und soziale Elend in Deutschland geöffnet haben wird. In der Stadt Berlin find Stimmen abgegeben worden:
Berlin , 11. Auguft. Vom 19. August ab wird die auf Reichs. Reisebrotmarken für den Kopf und Tag entfallende Gebäckmenge Das neue Attentat steht zwar an politischer Sensation hinter von 200 Gramm auf 250 Gramm erhöht. Der Magistrat 1908 den Attentaten auf Graf Mirbach und General v. Eichhorn hat hiernach angeordnet, daß von diesem Zeitpunkt an für jeden 1907 zurüd, einmal weil ihm erfreulicherweise der blutige Erfolg ver- Reisepaß an eine Berson statt der bisherigen 4, fortan 5 Reichs 1912 Reisebrotmarken über zusammen 250 Gramm Gebäd ausgehändigt sagt blieb, sodann weil es sich gegen minderhochgestellte Bersonen werden. Wird eine Reise vor dem 19. August angetreten, dehnt e richtete. Aber als Symptom für die im Osten durch den Frieden" fich jedoch über diesen Zeitpunkt aus, so erhält der Meifende für die bon Brest - Litował geschaffenen Schwierigkeiten bleibt es bedeu- Beit bis zum 18. Auguft einschließlich tägli 4, für bie spätere Seit hungsboll täglich 5 Reichs- Reisebrotmarken
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And. Part und
835
1653
Freis. g. zersplittert 201 215 87 153 27 689 9225 160 2816 100 1015 307 762 70 159 13 194 8685 4414 2695 Die ständige Zunahme der sozialdemokratischen Erfolge veranschaulicht aber noch besser nachstehende Tabelle. Von je 100 abgegebenen gültigen Stimmen erhielt die Sozialdemo fratie: