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Nr. 221. 35. Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin".

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernibrecher: Amt Moritplas, Rr. 151 90-151 97.

Dienstag, den 13. August 1918.

Expedition: GW. 68, Zindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Worispins, Nr. 151 90-151 97.

Englischer Flottenvoritoss zur deutichen Bucht

Seeflieger gegen Kriegsschiffe.

Sechs englische Schnellboote vernichtet. Berlin , 12. August. Amtlich. Am 11. August vormittags fichteten unsere auf den friesischen Inseln stationierten Aufklä­rungsflugzeuge, sowie ein in See befindliches Luftschiff im Sec­gebiete nördlich Vlieland starke englische Seestreit. kräfte, die sich aus mindestens 25 Linienschiffen, 6 Panzer­freuzern und zahlreichen Zerstörer- und Torpedobootsflotillen zusammensetzten. Sie führten außerdem 6 Schnellboote mit, die zusammen mit den Torpedofahrzeugen anscheinend zum Minen­legen in größerem Umfange bestimmt waren. Die englischen Flotteuteile waren im Vormarsch nach der deutschen Bucht begriffen. Unsere Flugzeuge sowie das Luftschiff griffen sofort mit Bomben und Maschinengewehren die Schnellboote und Torpedofahrzeuge an. Es gelang ihnen drei Schnell­bonte zu vernichten und den Rest der Schnellbootc bewegungsunfähig zu machen. Außerdem wurden auf einem Banzerfreuzer und einem Torpedoboot Bombentreffer erzielt. Das Torpedoboot wurde so schwer beschädigt, daß es zuletzt in sinkendem Zustande gesehen wurde. Sofort auf dem Kampfplak vorstoßende eigene Seestreitkräfte konnten den bereits abziehenden Gegner nicht mehr stellen. Unsere Verluste betragen ein Luftschiff, Rommandant Kor­vettenkapitän d. Ref. Proelß und ein Flugzeug. Besonders hervorgetan haben sich bei Abwehr und Angriff die Kampf­Staffeln Borkum und Norderney unter Führung der Leutnants zur See Freudenberg und Hammer.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

*

London , 12. August. Reuter. Die Admiralität teilt mit: Eng­Iische leichte Sceftreitfräfte und Flugzeuge unternahmen am 11. August eine Erkundungsstreife an die westfriesische Küste. Von deutschen Luftstreitkräften heftig angegriffen, gelang es sechs Motorbooten nicht, zurückzukehren. Englische Flug­zeuge vernichteten nördlich Areland ein Luftschiff; dieses fiel aus großer Höhe in Flammen gehüllt ins Meer.

Der englisch - französische Gegenschlag.

( Telegramm unseres Kriegsberichterstatters.) Westfront, 11. Auguft. Genau an der kritischen Frontstelle, wo vor vier Monaten die erste deutsche Offensive einsetzte, nämlich am Nahtpunkt der englisch - französischen Front, hat Marschall Haig am 8. d. M. zum Gegenfchlag ausgeholt. Gemeinsam mit den Franzosen fiel den seit dem Frühling etwas in Miskredit geratenen Engländern die Auf­gabe zu, die Bedrohung von Amiens aus der Welt zu schaffen und den wichtigsten Bahnknotenpunkt hinter der Verbands­front dem deutschen Feuer zu entrücken. Das ist zunächst er­reicht durch den Angriff, dessen Vorbereitungen fast völlig nach dem Muster des deutschen Frühlingsangriffs aufgebaut

waren.

Uebersicht man die bisherige Entwicklung der Schlacht, so lag der Hauptdruck des feindlichen Stoßes von Anfang an in der Mitte der Augriffsfront,

die beiderseits des Lucebaches auf Rozieres- Chaulnes strebte. Hier waren die Hauptkräfte eingesest, hier wuchs der Gelände­gewinn am schnellsten in die Tiefe, hier tauchten schon am zweiten Tage frisch nachstoßende Reserven auf.

Indem die deutsche Linie so südlich der Nömerstraße nach Often abfiel, gerieten die nördlich der Somme im Dreiec Albert- Sailly- Bray gegen die vierte englische Armee zäh hal­tenden Verbände in ernste Gefahr und mußten, obwohl Herren des Schlachtfeldes, zurückgerufen werden.

Am wichtigsten aber war für Haig der operative Druck, den er durch Vorprellen bis Libons auf den deutschen Süd­flügel an Avre und Dom ausübte. Die Gefährdung wichtiger Nachschubstraßen dieser Front zwang zu schnellem Handeln. Schon am Abend des zweiten Tages gerieten Teile der ersten französischen Armee( General Debemy) mit unseren Nach­huten in lose Gefechtsfühlung.

Feindesangriffe nördlich der Somme ge- Thronbarrikaden gegen Völker­

-

scheitert Schwere Kämpfe um Lihous Halln zurückerobert.

Der feindliche

Angriff zwischen Avre nud Oise völlig zufammengebrochen. Flugzeugbente im Abflauen der italienischen Offenfive.

Juli.

Berlin , 12. August 1918, abends. Amtlich). An der Schlachtfront zwischen Ancre und Avre ruhiger Tag. Zwischen Avre und Oise sind seind­liche Angriffe gescheitert.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 12. August 1918.( 2. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplatz.

Zwischen Vier und Ancre scheiterten mehrfach Zeilvorstöße des Feindes. Nördlich der Lys schlugen wir einen stärkeren eng­lischen Angriff zurück.

An der Schlachtfront führte der Feind am frühen Morgen heftige Angriffe nördlich der Somme und zwischen Somme und Lihons. Sie wurden meist im Feuer, teilweise im Gegenstoß ab­gewiesen. Bei den Kämpfen um Rihons stieß der Feind über den Ort hinaus nach Often vor. Unter Gegenangriff warf ihn bis an den Nord- und Ostrand des Dorfes wieder zurück. Heftige Teilkämpfe zwischen Lihons und der Avre. Südwestlich von Chaulnes griffen wir den Feind an und nahmen Hallu. Beider­feits der Straße Amiens- Noye wiesen wir feindliche Angriffe ab. Zwischen Avre und Dise dauerten starke Angriffe des Feindes bis zur Dunkelheit an. Sie sind völlig gescheitert. Besonders schwere Verluste erlitt der Franzose bei Tilloloy. Durch nahes Heranhalten seiner Artillerie, die den Panzerwagen dicht auffolgte, suchte er hier den Durchbruch zu erzwingen. Jufanterie und Artillerie schossen den Feind vor unseren Linien zusammen.

Gestern wurden 17 feindliche Flugzeuge und 4 Feffelballone abgeschossen. Leutnant Udet errang seinen 49., 50., 51. und 52., Leutnant Freiherr v. Richthofen seinen 38., Leutnant Veltjens feinen 26., 27. und 28. Luftficg.

Im Juli wurden an den deutschen Fronten 518 feindliche Flugzeuge, davon 69 durch unsere Flugabwehrgeschütze, und 36 Fesselballone abgeschossen. Hiervon find 239 Flugzeuge in unserem Besitz. Der Rest ist jenseits der gegnerischen Stellung erkennbar abgestürzt.

Wir haben im Kampf 129 Flugzeuge und 63 Fesselballone Der Erste Generalquartiermeister.

verloren.

Ludendorff.

Berlin , 11. August. Neue U- Boots- Erfolge im Mittel­ meer : 4 bewaffnete Dampfer von zusammen etwa 17000 B.-R.-T. Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Der österreichische Bericht. Italienischer Kriegsschauplatz. Wien , 12. Auguft. Amtlich wird verlautbart:

An der italienischen Front unterblieben gestern größere Infanterieunternehmen. Um so lebhafter waren an vielen Stellen der Artilleriekampf und die Fliegertätigkeit. Italienische Ge­schwader griffen bei ihren Flügen über Feltre und die Sieben Gemeinden aus geringer Höhe weithin sichtbar gezeichnete Feld­spitäler an, wobei Kranke und im Pflegedienst tätige Personen getötet wurden.

Albanien .

Reine besonderen Ereignisse.

Der Chef des Generalstabes.

frieden.

Die Königsmache im Often.

Mit Volldampf wird jetzt im Osten überall an der Errich tung neuer Throne gearbeitet. In Finnland soll die Königswahl Anfang September, nach andern Nachrichten sogar schon am 27. August vorgenommen werden. Auch in Litauen wird auf rasche Entscheidung gedrängt, und ähnliche Nachrichten liegen auch aus Polen vor.

Zwei Strömungen treffen hier zusammen: eine deutsche, die die rascheste Anpassung an die deutschen monarchischen Ein­richtungen als Voraussetzung für die erstrebte Anlehnung" be­trachtet, und eine einheimische, die von der Errichtung eigener Dynastien eine Erleichterung des auf jenen Län­dern lastenden Druck es erhofft. Beide wollen etwas bon einander Verschiedenes, um nicht zu sagen Entgegengesetztes, und die Frage ist nur, welcher von beiden Teilen sich als der schlauere Taktiker erweisen wird.

Die sogenannte Deutschfreundlichkeit" des Aktivismus ist weiter nichts als eine Politik, die mit den augenblicklich gegebenen Machtverhältnissen als mit etwas Ge­gebenem rechnet. Die Träger dieser Bolitik arbeiten, wenigstens äußerlich, mit den deutschen Okkupationsbehörden Hand in Hand, ohne daß sich irgendwie erkennen läßt, auf wie breite Bevölke runngskreise sie sich dabei stizen können. Republikanische, auf Neutralität oder Wiederanschluß an Rußland gerichtete Strö­mungen kommen überhaupt nicht zu Wort. Herzerfrischend wirft da z. B. wegen ihrer Offenheit die Erklärung des finnischen Agrariers Wuorimaa, die Volksstimmung sei jetzt ungefährlich). da die Sozialisten aufgerieben feien. Wie lange diese Ungefährlichkeit" der Voltsstimmung in den besetzten Rän­dern andanern wird, vermag niemand vorauszusagen ,, höchst wahrscheinlich nicht länger, als die Besetzung dauert, vielleicht nicht einmal so lange.

Auf diesen schwankenden und trügerischen Grund sollen nun neue Throne gestellt werden, die man mit Mitgliedern deut­scher Dynast i en besezen will. Wird nun die Volksstimmung wieder einmal gefährlich", so werden die deutschen Throninhaber entweder ihnen Rechnung tragen, und dann wird man mit ihnen ähnliches erleben wie mit den rumänischen Hohenzollern , oder sie werden ihnen Widerstand leisten mit dem Schutz der deut­ schen Bajonette im Rücken. Welche von beiden Möglichkeiten die angenehmere ist, läßt sich schwer sagen, aber schon jetzt kann man voraussehen, daß man in Deutschland merkwürdige Dinge erleben wird, wenn man dem deutschen Bolf einmal zumuten sollte, irgend so einen frisch gekrönten Bruder Leichtsinn mit seinem Leibe zu schützen.

Das deutsche Volk hat gar keine Lust, sich für dynastische Interessen zu schlagen, und jeder Prinz, der mit dem Ge­danken spielt, sich ein neues Krönchen aufs Haupt zu drüden, sollte dies zum mindesten ganz auf eigene Rechnung und Gefahr tun; wenn er morgen wieder davongejagt wird, wird niemand im deutschen Volk darob eine Thräne, geschweige denn einen Tropfen Blut vergießen wollen.

Die neuen Throne, die im Osten errichtet werden sollen, sind aber nicht nur von innen, sondern auch von außen bedroht. Der Weltkrieg mit all den furchtbaren Erschütterungen, die er mit sich bringt, ist noch nicht zu Ende. Die neuen Monarchien beruhen auf dem brüchigen Boden des Friedens von Brest­Litowst, den keine russische Regierung als zurecht bestehend an­erfennt, den selbst die bolschewistische nur hält, weil Rußland zur­zeit zu schwach ist, um seine Revision durchsetzen zu können. In­des wird die neue Machtstellung, die sich Deutschland im Osten errungen hat, von der Entente berannt. Das Stürmen an der Westfront, die Murmanaktion, der tschecho- slowakische Aufstand und die sibirische Intervention sind gegen sie gerichtet. Die schließ­liche Entscheidung über die Gestaltung der Dinge im Osten hängt also auch wiederum von dem endgültigen Ausgang des Weltkriegs ab, und ehe die Entente nicht vollständig geschlagen ist, wird sie nicht dazu bereit sein, Deutschland im Osten freie Hand zu lassen.

Am dritten Tage fezte sich der operative Druck aus dem Norden her auch weiter füdlich auf die anschließenden Frontteile fort. Gleichzeitig suchten heftige französische An­griffe die dortine deutsche Front festzuhalten, bis der feindliche Hauptstoß im Norden über Chaulnes hinaus gedich. Dieser bedrohlichen Lage konnte General Hutier feine Truppen nur durch schleunigen Befehl zum Ausweichen entziehen. Diese Montdidier in die alte Trichterwüste der Somme zu einem Berständigungsfrieden entschließen und sich Bewegungen sind augenblicklich noch im

Gange.

Die ganze Front zwischen Albert und Nohon schwankt heute, am vierten Kampftag, noch hin und her. In welcher Ver­teidigungslinie die deutsche Führung die feindlichen Wellen endgültig abfangen will, ist völlig unbekannt.

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schwerer. Zahlreich finken die Tanks, sowohl die kleinen, mit zwei Mann besetzten Buppchen- Tanks", wie die großen mit erhöhter Geschwindigkeit im deutschen Artilleriefener dahin. Die feindlichen Mannschaften, die in drei Tagen mit aner­kennenswerter Schnelligkeit faft 20 Kilometer zurückgelegt Gelingt es nicht, den Willen der Entente vollständig zu haben, cemüden. Das Nachziehen der schweren Artillerie ver- brechen, und bleibt, wie wir als selbstverständlich voraussetzen, zögert sich, je mehr der Gegner aus dem Neuland östlich von auch die deutsche Widerstandskraft ungebrochen, so wird man sich ich I acht kommt. Dieses Totenfeld der Somme liegt augen- wohl oder übel dazu herbeilassen müssen, auch die Regelung der blicklich dicht im Rücken der deutschen Verteidigung. Zum Verhältnisse im Osten in ihn mit einzubeziehen. Von hier aus vierten Male tritt es mit seinem blutigen Namen in die Ge- läßt sich leicht übersehen, was es bedeutet, wenn im Osten chichte der Westfront. vollendete Tatsachen geschaffen werden. Deutschland kann in Dr. A d. Köster, Kriegsberichterstatter. eine neue Besprechung des Brester Friedens auf einem Welt­friedenskongreß einwilligen, oder es kann dem schon zuvorkom men, indem es eine Revision in besonderen Verhandlungen mit Rußland vornimmt. Wie aber, wenn es bis dahin schon zur Gründung neuer an Deutschland angelehnter" Königreiche Finnland , Litauen , Polen usw. gekommen ist? Dann bedeutet Sie Revision des Brester Friedens eine gar nicht zu verhüllende

Wenn sonst auch die Schlacht kaum definitiv zum Stehen v. Hinge im Hauptquartier. gekommen ist, so hat sie doch einen Charakter angenommen, der auf ein nahes Versiegen der gegnerischen Berlin , 12. August. Der Staatssekretär des Ans­Energie schließen läßt. Nach neuen Meldungen werden die wärtigen Amtes, Herr v. Hine, ist zu Besprechungen mit feindlichen Verluste durch deutsche Maschinengewehre immer dem Reichskanzler ius Große Hauptquartier abgereift.