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Nr. 222. 35. Jahrg.

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.Sozialdemokrat Berlin  ".

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3..

Fernivrecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 14. August 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Werniprecher: Amt Morisplat, Mr. 151 90-151 97.

Angriffe zwifchen Hvre und Oife.

Der Kampf der russischen Parteien.

Bei der allgemeinen Unklarheit über die russischen Verhält­nisse ist ein Bericht des Moskauer   Korrespondenten der ,, Frank­furter Beitung" aus den ersten Augusttagen über die Par­teiengliederung von großem Interesse. Er stellt fest, daß alle Parteien deutschfeindlich sind. Die Deutschfreund­lichkeit der Bolschewisten sei nur als sehr relativ zu betrachten. Lenin und Tropki haben ja auch in der Tat aus ihren Gefühlen gegen Deutschland   niemals einen Hehl gemacht und nur erklärt, daß sie auch in dem ungünstigen Frieden von Brest- Litowsk  hätten willigen müssen, um die internationale Revolution vor dem allgemeinen Zusammenbruch der diversen Imperialismen nicht ersticken zu lassen. Das ist der Sinn der berühmten Atempause", mit der Lenin   seine Freunde über alle Schmerzen und Wunden des Brester Friedens hinwegtröstet.

Ueber die Beziehungen zwischen den Bolschewisten und den Sozialrevolutionären und der verschiedenen Gruppen der Sozialrevolutionären untereinander sagt der Bericht der " Frankfurter Zeitung  ":

" Sawintoff gehört zum rechten Flügel der Sozial­revolutionäre, der mit der Entente in offener Verbin= dung steht.. Was den rechten Flügel mit dem linken einigt, ist ihr Programm des Terrorismus. Was ste hauptsächlich trennt, ist das Fußen der rechtsstehenden Gruppen auf dem Boden der tonstituierenden Versammlungen. Der Tinte Flügel hat sich da­gegen seit der Auflösung der Konstituante   den Bolschewisten an­geschlossen und billigt deren Widerstand gegen jeden Versuch zur Bildung eines Parlaments. Diktatur und Terrorismus find ver­wandte Begriffe.

Von den Tinken Sozialrevolutionären ist bisher behauptet worden, daß sie mit der Entente nichts zu tun hätten. Die Führer der rechten Sozialrevolutionäre, vor allem Sawintoff, stehen dagegen mit der Entente, besonders mit dem puritanischen Geschäftsmann Robbins, den Wilson als Vertreter des amerika­nischen Roten Kreuzes nach Rußland   entsandte, in enger Ver­bindung. Den Bann der Indifferenz der linken Sozialrevolutio näre gegen die Entente hat deren Parteimitglied Wosnesensti durch seine Zusammenkünfte mit Noulens und Francis in Wologda   gebrochen."

Nach einem Briefe des baltischen. Barons Molde  , der in der riglischen Kadettenpartei eine Rolle spielt, an die Bossische Zeitung" entwickelte sich unter den Kadetten ein Gegensat zwischen der ententefreundlichen Moskauer   Richtung und der Petersburger Gruppe, die russisch   und nichts als rus­fisch sein wollte und der auch Miljukow zugezählt wird. Wie ein neueres Telegramm aber mitteilt, hat sich auch die Pe­tersburger Gruppe wieder zur, Entente ge= neigt und Miljukows Annäherungsversuche an Deutschland  desabouiert, was mindestens als Symptom zu werten ist. Neben Bolschewisten und Sozialrevolutionären scheinen die Ka­detten heute freilich in den Hintergrund gedrängt zu sein. Der Kampf der Sowjetarmeen mit den Tschechoslowaken.

Moskau  , 7. August.  ( P. T. A.  ) Die Kräfte der Weißen Gar­disten, Tschecho- Slowaten und Kosaten auf der Mittel- Wolgafront beziffern sich auf 80 000 Mann. Die Zusammenziehung der Sowjet­armeen ist beendet und erreicht die Zahl von 150 000 Mann. Der begonnene Angriff. entwickelt sich erfolgreich. Die Sowjettruppen zogen bereits unter Kämpfen in die Vorstadt von Simbirsk   ein.

Moskau  , 6. Auguft.( P. T. A.  ) In Moskau   trafen Vertreter der Sowjets aus Ostsibirien ein und erklärten, daß die Tschecho­Slowaken nur bis zum Baikal   gekommen seien. Weiter östlich vom Baikal   sei ganz Sibirien   in den Händen der Sowjetregierung. Ueber den Städten und Dörfern Ostsibiriens weht nach wie vor die rote Flagge der sozialistischen Republik. Ostsibirien ist keineswegs der Sammelpunkt der englisch  - französischen Truppen, denn weder solche, noch amerikanische oder japanische Abteilungen befinden sich Moskau  , 6. August.  ( P. T. A.  ) Uralgebiet: Eine unserer

dort.

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Zwischen Ancre und Avre ruhiger Tag Zwischen Avre und Sise neu eingesetzte Feindesdivifionen abgewiesen. Fünf­maliger Ansturm bei Tilloloy gebrochen. Berlin  , 13. August 1918, ab ends. Amtlich. Von der Anere bis zur Avre ruhiger Tag. Zwischen Avre und Dise sind Teilangriffe des Feindes gescheitert.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 13. August 1918.( W. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprina Rupprecht, Südwestlich von Ypern am frühen Morgen heftiger Artillerie­kampf. Feindliche Angriffe kamen in unserem Feuer nicht zur Entwicklung. Südlich von Merris wurden mehrfach wiederholte englische   Teilangriffe abgewiesen. Borfeldkämpfe beiderseits des La Bassée  - Kanals und zwischen Scarpe und Aucre.

an.

An der Schlachtfrout ruhiger Vormittag zwischen Ancre und Avre. Südlich der Somme griff der Feind am Nachmittage zu beiden Seiten der Römerstraße Foucaucourt- Villers Bretonncug Er wurde abgewiesen. Nördlich der Straße Amiens- Roye schlugen wir am Abend starte feindliche Angriffe ab. Zwischen More und Dise tagsüber heftiger Kampf mit teilweise nen ein­Starte Kräfte griffen im gesetzten franzöfifchen Divifioneu, Morgennebel dicht südlich der Avre sowie zwischen Zilloloy und nördlich von Elincourt an. Sie brachen vor unseren Linien zusammen; an einzelnen Stellen warfen wir sie in Gegenstoß zurück. Zwischen Tilloloy und Canny, westlich und südwestlich von Lassigny sette der Feind seine Angriffe bis zum späten Abend, südlich von Zilloloy bis zu fünf Malen fort; aus dem Maz- Grunde heraus stießen schwächere Kräfte vor. Wir schlugen den Feind zurück; vielfach blieben seine Angriffe schon in unserem zusammengefaßten Artilleriefener liegen.

Heeresgruppe Deutscher Kronprins. Nördlich und östlich von Fismes   hatten örtliche Angriffs­unternehmungen Erfolg und brachten Gefangene ein.

Gestern wurden 29 feindliche Flugzenge abgeschoffen. Leutnant Idet errang seinen 53., Hauptmann Berthold seinen 43. und 44., Leutnant Freiherr   v. Richthofen   seinen 39. und 40., Leutnant Roennefe seinen 29., Bizefeldwebel Thom seinen 28., Leutnant Laumann feinen 24., Oberleutnant Freiherr   v. Boenigt seinen 21., die Bizefeldwebel Doerr und Mai ihren 20. Luftficg. Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der österreichische Bericht. 2ien, 13. August. Amtlich wird verlautbart:

An der Tiroler Gebirgsfront haben Sturmpatrouillen des Schützen- Regiments Nr. 37 einen gelungenen, für den Gegner verluftreichen Ucberfall auf die feindlichen Stellungen auf dem Monte Dormo ausgeführt.

Die fortgesetten Fliegerangriffe auf den Raum von Feltre  fordern unter der italienischen Zivilbevölkerung zahlreiche Opfer. Auf dem albanischen Kriegsschauplah nichts von Belang. Der Chef des Generalstabes.

Die Geltung des Brester Friedens

Der Kaiser von Oesterreich trifft heute im Großen Hauptquartier   ein. In seiner Begleitung befinden sich der Minister des Auswärtigen Graf Burian   und der österreichisch- ungarische Botschafter in Berlin   Prinz Hohenlohe  . Auch Graf Wedel, der deutsche   Botschafter in Wien  , nimmt an den Be­sprechungen teil. Weiter sind Prinz Radziwill und Graf Nonifier als Vertreter der polnischen Regierung anwesend. Es sollen alle schwebenden Fragen unter besonderer Berücksichtigung der pol uischen Frage besprochen werden.

Heute trifft Kaiser Karl   mit großent politischen Ge­folge im Großen Hauptquartier   ein, wo sich alle leitenden Männer der Reichsregierung, mit Ausnahme des Vizekanzlers wenigstens wurde seine Abreise nicht gemeldet ein Stell­dichein gegeben haben.

Ein solches Massenaufgebot berühmter Zeitgenossen deutet auf großes Geschehen. Die Annahme ist wohl richtig, daß im Often feste Verhältnisse" geschaffen werden sollen.

Das Streben ist an sich löblich. Jede politische und wirt­schaftliche Arbeit wird im bejetten Gebiete durch die Unsicher­heit über ihre Zukunft gelähmt. Aber schaffen die jetzigen Ver­handlungen. wirklich feste Verhältnisse, bringen sie endgültige Entscheidungen, schaffen sie jene eindeutige Selarheit, die die Voraussetzung einer großzügigen, aufbauenden Arbeit ist?

Die Lösung der Ostfragen fußt auf dem Brester Frieden. Die Erwartung, daß die jezt zu einem gewissen" Abschluß ge­führten Verhandlungen in Berlin   mehr als die Ausführungs­bestimmungen des Brester Friedens zum Ziele hatten, dürften irrig sein. Der Inhalt dieser ergänzenden Abmachungen ist nicht bekannt. Aber der Umstand, daß der Vertreter der Sowjet­republik Joffe persönlich mündlichen Bericht erstatten till, läßt doch schließen, daß ihre Annahme durch die Näteregierung, wenn sie auch sehr wahrscheinlich sein mag, doch keine glatte Selbst­verständlichkeit ist. Auch das spricht dagegen, daß jetzt unter dem Titel von Ausführungsbestimmungen" cine tatsächliche Ne­vision des Brester Vertrages erfolgt ist. Die deutsche Regie­rung hält an diesem Schwertfrieden fest und vermeidet jeden Anschein, als könnte sie sich durch die Tagesereignisse im Westen irritieren lassen.

Aber ist der Brester Frieden eine wirklich tragfähige Grundlage, auf der dauernde Verhältnisse mit gutem Gewissen aufgebaut werden können? Ist er der passende Hintergrund, von dem sich Königswahlen, Thronbesteigungen und andere frohe Kriegsfeste wirkungsvoll und glanzvoll abheben?

Vor allem eine Tatsache, die der deutschen   Oeffentlichkeit aus dem Gedächtnis entschwunden oder richtiger, überhaupt nie zum Bewußtsein gekommen zu sein scheint: der Frieden bon Brest Ritomst ist bon feiner Großmacht anerkannt.

Die Anerkennung des Brester Friedens muß erst gegen alle Großmächte der Welt erstritten werden! Und jedermann sei sich darüber klar, daß er nicht minder unverföhnlicher Feindschaft begegnet als die offene oder versteckte Beherrschung Belgiens  . Es ist ein törichtes Bogel- Strauß- Spiel, den Brester Frieden so­lange in der deutschen   Presse als schlichte Selbstverständlichkeit zu behandeln, bis ihn auch die anderen selbstverständlich finden. nicht umsonst in jeder seiner Reden von dem Brester Schwert­frieden, wie ein guter Frieden nicht aussehen dürfe.

Muromer Bezirk: Am 4. August befeßten unsere Abteilungen So dumm sind die anderen nicht! Lloyd George   eremplifiziert Issatogorka und gehen weiter vor.

Die Diskussion des Brester Vertrages auf der allgemeinen Friedenskonferenz liegt schon deshalb nahe, weil die politischen Probleme ineinander greifen wie die Fäden eines Gewebes. Wie soll über Mesopotamien   und Persien   gesprochen werden, ohne daß Russisch- Armenien, die beherrschende Hochburg Vorder­afiens, oder Turkestan erwähnt werden? Wie sollen auf dem Balkan   neue staatliche Grenzen gezogen werden, ohne daß der Busammenhang zwischen dem serbisch- bulgarischen, dem bul­garisch- rumänischen, dem rumänisch- bessarabischen Problem be­rührt wird?

Zarische Minister vor dem Revolutionstribunal. Moskau  , 5. August.  ( Meldung der P. T. A.  ) In der bebor stehenden Session des Revolutions- Tribunals werden die Verhand­lungen gegen die zarischen Minister Echtscheglowitoff, Chwotoff, Protopopoff und andere stattfinden. Engländer in Wladiwostok  . Abteilungen schlug den Gegner, bei dem Gehöft Taschilowka und London.  ( Reuter.) Das Kriegsamt meldet: Die in Wladi­drängte ihn bis nach Petropawlowka, 25 Werst südwestlich von wostot gelandeten Engländer sind an die Ussuri   front vorge Usjurifront Nowousenst, zurüd. Auf dem Wege Buinst- Simbirst mußte unsere rückt und von den Tschechoslowafen begeistert begrüßt worden. Abteilung, von der Uebermacht des Gegners gezwungen, bei der Station Naschinka zurückgehen. Im Rahon Spasst befekten wir Jekaterinowka, wobei Gewehre und Granaten in unsere Hände ge- Das Seegefecht bei Terschelling. langten. 28oronescher Distrikt: In der Richtung nach Amsterdam  , 12. Auguft. Nach den letzten Berichten von Salatschewka nahmen die Sowjettruppen Kalatsch ein und erbeuteten Die legten Ereignisje mahnen den heißblütigsten Opti­eine Menge Trophäen, deren Zahl noch festgestellt werden wird. ichelling wurde bei dem gestrigen Gefecht außer dem Zeppelin auch Ferner nahm eine unserer Rotten im Kampf Krasnopolje ein. ein deutsches Flugzeug abgescholien. Von den englischen Motor misten zur Vorsicht. Aber wir leugnen die Möglichkeit dieses booten wurden brei versenft und drei beschädigt. Gine Die Kosaken wurden hinter den Fluß Tischanka zurückgeschlagen. In der beschädigten Boote konnte mit eigener Kraft den Strand triumphalen Sieges nicht. Wir geben sie zu! Aber wir der Richtung nach Boworinsk verließen unsere Truppen die Sta- erreichen, die beiden anderen wurden von holländischen fragen die Reichsleitung, ob sie mit gutem Gewissen Deutsch­tionen Jaryshenstaja und Alereitowo. In der Schwarzmeer- Suban- Torpedo booten nad Terschelling geschleppt. Von lands Gedeih und Verderb auf diese eine Möglichkeit sepen Richtung machte die feindliche Kavallerie einen Ueberfall auf die den Besagungen der Boote wurden 18, nach einer anderen Meldung fann? Oder hält sie es nicht selbst für flüger, vor der sozu­18 Mann gerettet, darunter ein Verwundeter. Staniken Duruletaja, Jekaterinstaja und schuluſowstaja, fagen organischen Fortsetzung des Bertes bon Brest- Litewsk

Es gibt nur eine Möglichkeit, den Brester Frieden zu be­haupten, feine Korrektur von außen zu verhindern, seine Inter­nationalisierung zu vermeiden: den alles überwälti­Ter- genden deutschen   Sieg im Westen!