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Nr. 224. 35. Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin".

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 16. August 1918.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Jtalienischer Misserfolg am Conale.

Das blutige Ringen an der Somme.

( Telegramme unseres Kriegsberichterstatters.)

Stellungswinkel bei Puifieng geräumt Feindliche Teilangriffe an der Avre ab­gewiesen Westfront, 13. August. Vorstoß auf das südliche Besle- Ufer Euglisches Bomben­geschwader zur Umkehr gezwungen. Berlin , 15. August 1918, a bends. Amtlich. Von der Kampffront nichts Neues. Amtlich. Großes Hauptquartier, 15. August 1918.( W. E. B.)

Nachdem seit mehreren Tagen alle feindlichen Versuche, nördlich der Avre weiter vorzukommen, blutig gescheitert find, legt der Gegner augenblicklich den Hauptdrud seines An­griffes auf den südlichen Schlachtflügel, der aus der ersten und dritten französischen Armee unter den Gene­rälen Debench und Humbert gebildet wird. Während die englischen Zeitungen mahnen, die Angriffe einzustellen, da die winzigen Erfolge die großen Verluste nicht loh. nen und gleichzeitig die englische Front immer ruhiger wird, greifen die Franzosen seit zwei Tagen unentwegt die neue Frontlinie der Armee Hutier mit starken frischen Kräften an. Tilloy- Cauny fur Mat und Lassigny find die Brennpunkte ihrer Anstürme, deren nächstes Ziel die Straße Roye- Noyon , deren weiteres und Hauptziel aber die Erschütterung unserer Bergfront südwestlich Noyon darstellt.

Bis heute sind durchweg alle diese Angriffe blutig zusammengeschossen und trotz ihrer freien Beweg­lichkeit steht die deutsche Feldlinic fest wie irgendeine alte Stellungsfront. Wo der feindliche Heeresbericht Eroberung cincs Dörfchens meldet, handelt es sich um Ruinen, in denen nur deutsche Vorposten jaßen. Auch der

ungeheuren Zanfschwärme

wird die deutsche Artillerie allmählich Herr. Nach einem fo­cben hier eingegangenen Bericht liegen vor den einzelnen deutschen Divisionsabschnitten 40-50 Tankleichen. Die Ver­Juste des Gegners an großen und kleinen Tanks gehen seit dem 8. August hoch in die Hunderte.

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Westfront, 13. August.

Die soeben beendete Zusammenstellung über den Einsat und Verlust Fuchs in Abwehr- und Angriffsschlacht im Juli ergibt folgende Ziffern: im ganzen fämpften an der Aisne und bei Reims vom 15. Juli bis zum 1. August 71 feind­liche Divisionen von denen allein bei der Gegen­offensive an der Aisue und Marne 50, darunter 10 ameri­fanische, eingesetzt waren. Der Gesamtverlust des Ver­bandes an gefunden Gefangenen beträgt 26 000. Wenn man die Aussagen dieser Gefangenen über die blutigen Verluste ihrer Verbände zugrunde legt und von dieser Zahl, die meist stark übertrieben ist, nur ein kleines Drittel ausest, kommt man auf einen Gesamtverlust der Fochschen Armeen in der zweiten Julihälfte von 150 000 Mann. Dr. A d. Köster, Kriegsberichterstatter.

Humbert, das nächste Opfer der Defaitistenhehe.

Paris , 14. Auguft.( Havas.) Der Regierungsfommiffar reichte dem Militärgouverneur von Paris einen Bericht ein, der Charles Humbert des Einverständnisses mit dem Feinde beschuldigt. Das Gesuch um Aufhebung der parlamentarischen Immunität wird dem Bureau des Senats am 17. September, dem Tage des Wiederzufammentritts, vorgelegt werden.

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Weftlicher Kriegsschauplah.

Seeresgruppe Kronprinz Rupprecht Lebhafte Erkundungstätigkeit zwischen ser und Scarpe. Südöstlich von Ayette scheiterte ein englischer Teilangriff vor unseren Linien. Nördlich der Ancre räumten wir in den letten Nächten den scharf in den Feind cinspringenden Stellungsteil bei Prifieng und Beaumont- Hamel . Er wurde gestern nach­mittag vom Feinde besetzt.

Heeresgruppe Generaloberst v. Bochn.

Keine größeren Kampfhandlungen. Am Abend nahm die Feuertätigkeit zwischen Aucre und Dise zu. Teilangriffe des Feindes zu beiden Seiten der Avre und füdlich von Lassigny wurden abgewiesen.

Seeresgruppe Deutscher Kronprinz. Bei einem Borstoß auf das füdliche Besle- lfer nahmen wir die Besazung des Bahnhofs Breuil gefangen.

Unsere Jagdkräfte stellten ein auf dem Angriffsfluge gegen das Heimatsgebiet befindliches englisches Bombengeschwader vor Erreichen des Zieles zum Kampf und zwangen es unter Ein­buße von fünf Flugzeugen zur Umkehr.

Gestern wurden 24 feindliche Flugzeuge und ein Fessel­ballon abgeschoffen. Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der österreichische Bericht.

Wien , 15. Auguft. Amtlich wird verlantbart:

Wie die letzten Unternehmungen an der venetianischen Ges birgsfront so führten auch die Angriffe gegen Tonale für den Feind zu einem vollen Mißerfolg.

Die nördlich der Paßstraße vorgehenden italienischen Kolonnen brachen schon in unserem Abwehrfeuer unter schweren Berluften zusammen. Südlich der Straße gelang es dem Feinde nach mehreren vergeblichen Versuchen, einen Stügpunkt auf dem Montecello zu gewinnen, der ihn aber von den Süd­Steirern des 26. Schützenregiments sehr bald wieder entrissen wurde.

Auch die in den Einleitungstämpfen aufgegebenen Hoch­gebirgsposten find zum großen Teil wieder von uns besetzt.

Der Feind ist in den wichtigsten Abschnitten über seine Gräben zurückgewichen. Unsere Flieger haben ihn mit Maschinen­gewehren verfolgt.

In Albanien errangen östlich des Devolitales unsere braven Truppen neuerlich Borteile.

Der Chef des Generalftabes.

Die Ostfragen.

Der Ruf nach dem Reichstag.

In jedem Sommer erlebt man es aufs neue, daß aus be­stimmten Bevölkerungsfreisen, besonders aus der Bresse der Linken, der Ruf nach schleuniger Einberufung des Reichstags oder wenigstens seiner verkleinerten Aus­gabe, des Hauptausschusses, erschallt. Wenn sich rechtsstehende Elemente von dem gleichen Verlangen fernhalten, so erflärt sich das sehr einfach daraus, daß sie ganz andere Mittel und Wege haben, auf den Gang der Reichspolitik Einfluß zu üben. Sie haben ihre Beziehungen und Verbindungen zu Hof und Hauptquartier, fönnen immer hören und sich selber Gehör ver­schaffen. Für uns gewöhnliches Volf gibt es aber überhaupt feine Möglichkeit, auf den Gang der Geschäfte, die unser Schick­sal sind, mitbestimmend einzuwirken als durch unsere gewählten Vertreter. Das bißchen Demokratie, das es in Deutschland gibt, steht und fällt, steigt und sinkt mit dem Deutschen Reichs­tag.

Mit dem Reichstag sind wir selten einverstanden und nic­mals ganz zufrieden, dennoch ist es uns, als ob wir eine Wüstenwanderung anzutreten hätten, wenn er in die Ferien geht. Denn dann gibt es überhaupt nichts als die Presse, deren Bedeutung zu unterschätzen wir die letzten wären, der es aber mur in den seltensten Fällen gegönnt ist, wirklich durch­greifend zu wirken, zumal in einer Zeit, in der ihr der Be­lagerungszustand harte Fesseln auferlegt. Dann verlangsamt sich der Puls der Politik, der in Deutschland ohnehin selten allzu stürmisch schlägt, und es tritt ein Zustand schläfriger Ser­fahrenheit ein. Dem öffentlichen Leben des Volkes fehlt das Energiezentrum.

Gerade diese Zeit pflegt aber dann für die wirklich ent­scheidenden Faktoren eine Zeit hochgespannter Tätigkeit und wichtigster Entscheidungen zu sein. Sind solche Entscheidungen einmal gefallen, was bleibt dann dem Reichstag anderes übrig, als zu ihnen Ja und Amen zu sagen? Eine opponierende Minderheit kann sich wohl den Lurus leisten, den gefaßten Ent­schlüssen, soweit sie überhaupt der Zustimmung des Reichstags bedürfen, ihre Stimmen zu versagen, eine Mehrheit wird aber faum die Verantwortung für die Krisen über­nehmen wollen, die sich aus einem solchen Gegen­einanderrennen der Erefutive und des Barlaments

ergeben müssen es wäre denn, sie hätte die. Kraft, gleich gründlich aufzuräumen und eine ganz neue Ordnung zu schaffen. Da diese Kraft bisher stets gefehlt hat, so hat der Reichstag über die Tatsachen, vor die er sich gestellt sah, zwar oft gewaltig räfonniert, sie aber doch schließlich als unabänder­lich hingenommen.

Wie kann nun diesem unerfreulichen Zustand abgeholfen werden? Auf keinen Fall dadurch, daß der Reichstag in be­stimmten Fällen von der Presse alarmiert wird, dann schlen­nigst zusammentritt und das, was nach seiner Meinung ber­fahren ist, wieder in Ordnung bringt. Denn dazu wird es ge­wöhnlich zu spät sein. Damit ist natürlich nichts gegen die Möglichkeit und Notwendigkeit gesagt, daß der Reichstag aus wichtigen Anlässen seine Ferien unterbricht oder daß der Haupt­ausschuß zusammentritt, um sich über den Stand der Dinge unterrichten zu lassen und sein Wort mit in die Wagschale zu werfen. Was aber bewiesen werden soll und sich an den Tat­sachen immer wieder von selbst beweist, das ist die Unzuläng­lichkeit dieses in die Hand des Reichstages gelegten Hilfsmittels. Es genügt nicht, daß der Reichstag seine Präsenz aus eigenemt Ermessen wiederherstellen kann, er muß dauernd präsent sein, wenn nicht als Ganzes, so doch durch seine Vertrauens­männer und Vertreter.

Man muß es Clemenceau lassen, daß er den einmal beschrittenen Weg konsequent zu Ende geht. Das Urteil gegen Malby hat in Frankreich einen Sturm der Ent­rüstung hervorgerufen, der Erinnerungen an die Dreyfus- Die durch die Kaiserbegegnung gewedte lebhafte Diskussion Affäre heraufbeschwört. Aber der alte Bis- zu- Ende- Krieger über die Ostfragen dauert an. Die" Bossische Zeitung" meldet, daß läßt sich nicht einschüchtern, er schreitet die Stufenleiter seiner sich der Vertreter der Sowjetrepublit Joffe bereits wieder auf Opfer aufwärts bis zu Caillaur. der Heimreise befindet, und glaubt, daß die Räteregierung die( Nur wenn diese Vertrauensmänner des Reichstags das Genf , 15. Auguft. Die Blätter veröffentlichen eine lange Reihe neulich abgeschlossenen Vereinbarungen mit Deutschland günstig Recht haben, stets rechtzeitig von allen politischen Vorgängen weiterer Gewerfichaftsfundgebungen gegen die aufgenommen hat, und daß die Beratungen im Hauptquartier die unterrichtet zu sein, und wenn ihre Stimme im State gehört Berurteilung Malbys, insbesondere der Arbeiter der Annahme der Zusatzverträge zum Brester Friedensvertrage durch wird und dort genau ebenso viel gilt, wie die der hinter ihr Striegswerkstätten in den Pariser Vororten und in den Provinz Rußland als feststehende Tatsache behandeln konnten. stehenden Partei, nur dann fönnen peinliche Ueberraschungen städten, wie Marseille , Lemans und Nanterre usw. vermieden, Beschlüsse, denen der Reichstag aus freiem Er­messen seine Zustimmung verweigern würde, rechtzeitig ver­hindert werden.

Der amerikanische Generalkonsul verläßt

Allgemein wird die Wichtigkeit der Grenzregulierung für das neue Königreich Polen hervorgehoben. Die Polen wollen an der jezigen deutsch - polnischen Grenze nicht rütteln lassen, ver­langen freie Weichselschiffahrt und Danzig als Freihafen, Diese Erkenntnis ist an sich nicht neu, und auf zwei ver­Moskau. fordern Festsetzung der Grenze gegen Litauen auf Grund des ethno- schiedenen Wegen hat man versucht, aus ihr praktische Folge­London, 15. Auguft.( Reuter.) Der amerikanische graphischen Prinzips und wünschen eine unmittelbare Grenze gegen ringen zu ziehen. Zunächst war es zur Zeit des Herrn Michaelis die Sub. Generalkonsul in Moskau übertrug die Vertretung der Rußland , weil sie sich im Nordosten vom Baltikum , im Südosten amerikanischen Intereffen dem schwedischen Konfulat. Er ver- visten bereit, Stonventionen über die 30II-, Militär- und tion eines festen Vindegliedes zwischen Regierung und Reichs­von der Ukraine umfassen lassen wollen. Dagegen sind die Afti- kommission des Hauptausschusses, der die Funk­nichtete sein Chiffrebuch und ersuchte um Freigeleit für Bertehrspolitik mit den Mittelmächten zu schließen. In tag zugedacht war. Sie arbeitete mit der Regierung aufammen sich und für andere, um nach den Vereinigten Staaten zuber inneren Verwaltung Bolens wird weitgehende Selbständigkeit, die Antwort auf die Note des Papstes aus. In jener Beit rüdzukehren. Dies ist die erste Nachricht, die das besonders in den Finanzen verlangt, deren Verwaltung heute in schwebten verschiedene Pläne, diese Subkommission zu einer Staatsdepartement von ihm erhielt, seitdem er am 2. Auguft den Händen der Mittelmächte liegt und von deren Betrag den dauernden Einrichtung auszugestalten, fie verfiel aber rasch um Aufklärung bat, ob er sich den alliierten Konsuln an- polnischen Ministerien nur eine bestimmte Quote autommi. Selbst wieder, weil man nach dem Sturz des Dr. Michaelis auf einem schließen sollte. Petersburg, 14. Auguft. Die Bresse von heute früh meldet berständlich soll auch die für den inneren Verkehr störende Trennung anderen, richtigeren Wege die ersten tastenden Schritte unter­einen Erfolg einer ruffisen Flottenabteilung in das deutsche und österreichisch- ungarische Verwaltungsgebiet ein nahm. über eine englische Schiffeabteilung an der Wagamündung, 200 Werft Ende finden. Den formellsten Ausdruck soll die Selbständigkeit des bon Archangelst. Die Russen haben eine von fünf gut ausgerüsteten jungen Staates in der Bildung eines polischen Seeres bewaffneten englischen Schiffen weggenommen. finden.

Die Reichstagsparteien sollten fortab ihre Vertrauens­männer in der Regierung felbst haben. Hertling für das Zentrum, Bayer für die Barteien der Linken, Friedberg