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Nr. 226. 35. Jahrg. na ald

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Sozialdemokrat Berlin".

Vorwärts

Berliner   Dolksblatt.

10 Pfennig

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 18. August 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisvias, Nr. 151 90-151 97.

Vergeblicher Feindesanfturm an der Hvre.

Polen  .

Ueber das Ergebnis der Beratungen im Großen Haupt­ quartier   liegt noch keine amtliche Meldung vor, so daß Umfang und Bedeutung der dort gefaßten Beschlüsse nicht vollkommen zu übersehen sind. Obwohl die verwickelte polnische Frage nicht den einzigen Beratungsgegenstand gebildet hat, steht sie im Vordergrund des Interesses. Aber sonderbar: dieses Interesse scheint sich auf die Anwartschaft eines Erzherzogs auf den polni­schen Thron zu konzentrieren und auch darin zu erschöpfen, ob­wohl es eigentlich viel wichtiger wäre, die Grenzen des neuen Staates als seinen fünftigen König zu kennen.

Doch dürfte die Annahme nicht fehl gehen, daß die Polen  bei dieser Lösung nicht allzu schlecht davonkommen. Ein öster­reichischer Erzherzog wird kaum das Szepter eines verstümmelten Landes führen wollen. Die Absichten deutscher Annerionisten auf das Land bis zum Narew und das Oberschlesien   benachbarte Kohlenbecken dürften aufgegeben sein. Wie die Grenzen aber gegen Litauen  , Rußland   und die Ukraine   verlaufen werden, ist ganz unbekannt. Doch das Gespenst einer vierten Zeilung Bolens, das die galizischen Bolen zu so rücksichtsloser Oppo­fition aufgeregt hatte, dürfte gebannt sein.

Die polnische Frage ist deshalb so schwer lösbar, weil ein polnischer Nationalstaat von zwei Mächten gegründet wird, die selbst einen nicht unerheblichen Prozentsaz geschlossen siedelnder Bolen zu ihren Bürgern zählen und sie aus ihrem Staatsver­and nicht entlassen wollen. Die polnische Politik der Mittel­mächte ist dadurch von einem Widerspruch in sich selbst belastet.

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Starke Feindesangriffe beiderseits Rohe von der Armee Hutier   zum Scheitern gebracht Schwere Kämpfe nordwestlich Laffigny Beiderseits der Avre unsere Linie gegen Massenanstürme gehalten Fliegerangriff auf Darmstadt  .

Berlin  , 17. August 1918, a b ends. Amtlich. Beiderseits der Avre sind wiederum mehrfach wiederholte Angriffe des Feindes völlig gescheitert; zahlreiche Panzerwagen wurden zerschoffen. Zwischen Dise und Aisne   am frühen Morgen starker Fenerkampf; feindliche Teilangriffe wurden abge­wiesen.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 17. August 1918.( W. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Zwischen ser und Anere nahm die Gefechtstätigkeit während der Nacht in einzelnen Abschnitten zu. Lebhafte Erkundungs­tätigkeit. Erneute Vorstöße des Feindes bei Bieur Berquin und nördlich der Ancre wurden abgewiesen.

Heeresgruppe   General   oberst v. Bochn. Beiderseits von Roye   seste der Feind von neuem zu starken Angriffen an. Sie dehnten sich am Nachmittage nach Norden bis südwestlich von Chaulnes, nach Süden bis nordwestlich von Laffigny aus. Franzosen   und Kanadier   versuchten hier in immer wieder erneutem Ansturme bis in die späten Abendstunden den Durchbruch durch unsere Stellungen zu erzwingen. Die Armee des Generals von Hutier   brachte ihre Angriffe völlig zum Scheitern. Franzosen  , die die Hauptlast des Kampfes trugen, er­litten wiederum schwerste Verluste.

Bei und füdlich von Hallu traf unser zusammengefaßtes Ar­tilleriefeuer Bereitstellungen des Feindes und Ansammlungen von Panzerwagen. Feindliche Angriffe, die hier in den Abend­stunden zur Durchführung famen, brachen vor unseren Linien zu­fammen.

Der Schwerpunkt der gestrigen Angriffe lag beiderseits der Avre. Mehrfach wiederholte stärkste Artillerievorbereitung ging

hier den tiefgegliederten Infantericangriffen voraus. Bei Goyen­court gewann der Feind vorübergehend gegen Roye etwas Boden. Unser nördlich an der Stadt vorbei vorbrechender Gegenangriff warf den Feind wieder zurück. Teile unserer vorderen Kampflinie an der Straße Amiens  - Roye  , die nach Ab­schluß der Kämpfe am Abend noch im Befis des Feindes blieben, wurden während der Nacht wiedergenommen. Südlich der Avre brachen die mehrfach wiederholten französischen   Angriffe vor unseren Kampflinien restlos zusammen. Vor allem kam hier die Wirkung unserer Maschinengewehre voll zur Geltung. Bei und südlich von Benvreignes brach unser Artilleriefeuer die Kraft des feindigen Ansturms. Nur an einigen Punkten kam es zum Artilleriekampf; wir schlugen den Feind zurück.

Starke Fliegertätigkeit über dem Kampffelde. Leutnant Udet  errang seinen 56. Luftfieg.

Zwischen Dise und Aisne   scheiterte in den Morgenstunden ein Vorstoß des Feindes südlich von Nampcel.

Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Kleinere Infanteriegefechte. An der Vesle lebte der Ar­tilleriekampf vorübergehend auf.

Heeresgruppe Herzog Albrecht.

Im Sundgau brachten Sturmabteilungen, die mit Flammen­werfern nördlich von Largitzen in französische   Gräben eindrangen, Gefangene zurück.

Unfere Jagdfräfte schoffen aus einem Geschwader, das Darmstadt   mit Bomben angriff, vier englische Großflug­zenge ab. Der Erfte Generalquartiermeister.

Ludendorff..

Der österreichische Bericht. Wien  , 17. August. Amtlich wird verlautbart:

An der Südwestfront feine nennenswerte Gefechts­tätigkeit.

Bei der Abwehr eines auf Trient   gerichteten Fliegerangriffes schoß Oberleutnant Revratil einen englischen Offizierflieger ab und errang dadurch seinen achten Luftfieg. In Albanien   wurde der Angriff mehrerer italienischer Schwadronen auf Stellungsteile im Semeni- Bogen abgewiesen. Der Chef des Generalstabes.

Der russische   Bürgerkrieg.

Dieser Widerspruch wird in der Kriegszeit besonders leb­haft empfunden und liefert dem national- politischen Radikalis­mus einleuchtende Argumente. Die Fälle in der Geschichte sind wohl selten, wo die Bevölkerung eines besetzten Gebiets in heißer Liebe zu den Besagungstruppen entbrennt. Und wenn es auch unerlaubt ist, zwischen dem deutschen   Volksheere und den rohen Söldnern des Dreißigjährigen Krieges oder den Abenteurern, die den Ruhmesfahnen Napoleons   folgten, einen Vergleich zu ziehen, so hat doch Polen   das Besatzungsheer zum Teil ebenso erhalten müssen, wie Deutschland   die Heere des Wallenstein   oder des großen Korsen. In einem gewissen Sinn war diese Er­haltungspflicht noch größer und umfassender. Denn in dem großen Religionskriege und den Koalitionstriegen waren die waltung zu beginnen. Manche wirtschaftliche und soziale Mo­Heere nur klein, ihr Aufwand vergleichsweise gering. Sie fan- tive könnten den Polen  , sobald erst eine freundlichere Zukunft Die Nachrichten aus Rußland   widersprechen einander tonierten jeweils auch nur in bestimmten Distrikten, so daß die die erbitternden Erinnerungen der Oftupation gemildert hat, den Lasten zeitlich verteilt waren und Erholungspausen eingeschoben Anschluß an die Mittelmächte vorteilhaft erscheinen lassen. Die und sind offenbar von bestimmten Interessen beeinflußt. Die wurden. In Polen   und den anderen befepten Ostländern war Preise für die Erzeugnisse der polnischen Landwirtschaft werden Ententepresse meldete bis vor kurzem den baldigen Nieder­das ganz anders: alle diese Länder wurden systematisch in den nicht mehr von dem Wettbewerb der russischen   Ueberschußgebiete bruch der Bolschewisten und berichtete triumphierend von den Dienst der deutschen   Kriegführung gestellt. Den Fabrikanten gedrückt, sondern den in Deutschland   geltenden start angeglichen großen Erfolgen der Tschechoslowaken. In den letzten Tagen wurden Maschinen enteignet, den Bauern Vich weggeführt und werden. Mit anderen Worten: die Grundrente steigt berfolgt sie die entgegengesette Taftit, um die Bereinigten Abgabeleistungen auferlegt. Ja noch mehr: polnische Arbeiter und mit ihr der Bodenpreis. Das deutsche Vorbild Staaten und Japan   zu einer starken Intervention in Sibirien  wurden in Deutschland   in den Dienst der heimatlichen Kriegs- und das der Posener Polen wird sicherlich zur Intensivie- 3u beranlassen. Sie hat dabei besonders den Widerstand arbeit gestellt und im Reichstag sind mehr als einmal ein- rung der Landwirtschaft anregen. Für die deutsche Wilsons zu überwinden, der in feiner, neulichen Erklärung bringende Klagen über die dadurch bewirkten überharten Bin- Sozialdemokratie und die deutschen   Gewerkschaften erwächst die an die Vertreter der amerikanischen  . Presse den Zweck der dungen erhoben worden. In jo rauhem Klima gedeiht das zarte Pflicht, mit stärkstem Nachdruck die Interessen der japanisch- amerikanischen Truppenlandungen mit der Rettung Gewächs der Völkerfreundschaft schlecht. polnischen Industriearbeiter und Sachsen  - der Tschechoslowaken begrenzte, eine eigentliche Intervention Das polnische Volf hat als solches keine Gelegenheit gehabt, gänger zu vertreten. Dadurch wird dem national- ablehnte und die Wichtigkeit der Westfront betonte. Wenn die Engländer in Nordrußland Berbindung mit sein Schicksal zu bestimmen. In seinem Namen haben Polen   irredentistischen Chauvinismus Boden entzogen und verhütet, gesprochen, von denen gesagt wird, daß sie nur eine daß deutsche und polnische Junker und Kapitalmagnaten aus den Tschechoslowaken suchen, so werden sie jetzt, vor Eintritt Minderheit vertreten und die in ihrer Stellung von den dem Menschenreservoir des Often eine einzige ungeheure Streit der kalten Jahreszeit, erhebliche Truppen festlegen müssen. Besabungsmächten abhängig sind. Die Entschließungen der brecherkolonne formieren. Die stärksten Bedenken gegen einen Bur Ausführung dieses Planes wäre es unumgänglich, galizischen Polen   find regelmäßig über die jetzigen Verträge mit Anschluß an die Mittelmächte und eine Loslösung vom russischen   Wologda  , Solwytfchegowst, Wjatka  , Perm   und Kotlaß zu be den Mittelmächten weit hinausgegangen. Aber auf der anderen Markt haben bisher die polnischen Industriellen segen und dabei im Kampfe eine Entfernung von etwa 2000 Seite kann nicht übersehen werden, daß eine vierte Teilung und Kaufleute erhoben. Diese Einwände dürften infolge erst auf Wasser- und Eisenbahnwegen oder mehr als 1000 Bolens verhindert wurde und daß das nationale Ideal der Ver- der wirtschaftlichen und sozialen Gestaltung Rußlands   sehr viel erst in gerader Richtung zurückzulegen. einigung aller Volksgenossen in einem Staate weder von an Gewicht verloren haben und durch die Möglichkeit einer Aus Deutschland   noch von Frankreich   erreicht wurde, ohne daß dieser fuhr in die Ukraine   gegenstandslos geworden sein. Verzicht in jedem Falle zu kriegerischen Verwicklungen geführt Leider ist es durchaus zweifelhaft, ob die Mittelmächte diese

günstigen Möglichkeiten langsam ausreifen lassen werden. In scharfem Gegensatz zu den Nussen, die in Bolen bewußt den Bauer gegen den Großgrundbesitzer ausspielten und dadurch der alten polnischen Revolutionsideologie das Rückgrat brachen. Die bisherige Bolitik der Mittelmächte, die eigenen Befißinteressen des neuen Königs und seine innigen Familienverbindungen mit dem polnischen Hochadel rechtfertigen die Befürchtung, daß in Bolen wie in Preußen mit den Junkern gegen die breite Masse regiert werden soll.

A

einer neuen Ostfront mit der Basis in ihrer unmittelbaren Die Finnen   dürften eine so bedrohliche Entwicklung Nachbarschaft nicht mit verschränkten Armen betrachten. Der finnische Kriegsminister erklärte nach einer Meldung aus Helsingfors   in einem Tagesbefehl, daß infolge des Vorgehens der Verbandsmächte an der Murmanbahn, die Demobil­sation des finnischen   Seeres nicht in Aussicht genommen werden könne. Es muß aber dabin­gestellt bleiben, ob sich die Ententetruppen wirklich von ihrer gestellt bleiben, ob sich die Ententetruppen wirklich von ihrer maritimen Basis, furz bevor der Hafen von Archangelsk   ver­eist, entfernen werden.

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oder auch nur politische Reizungszustände geschaffen hätte. Wenn sich die Mittelmächte einmal entschlossen haben, in Volen feste Verhältnisse zu schaffen, wobei es dahingestellt bleibe, ob der gegenwärtige Augenblick für diefes Wagnis reif geweien ist, so müssen sie den selbst gewählten Weg mit herzhafter Entschlossenheit gehen. Wenn sie sich von einem selb ständigen, von Rußland   losgelösten, mit ihnen selbst eng ver­bundenen Polen   politischen Nutzen versprochen haben, so müssen sie darauf verzichten, mit Zwang die Früchte ihrer Politik zum Reifen zu bringen, und darauf vertrauen, daß die Polen   selbst Wenn das polnische Experiment schon gewagt und die Be- 1 mit der Zeit den Nußen dieser Politik erkennen und würdigen. freiung Polens   offiziell ausgerufen worden ist, so gibt es nur Stockholm  , 17. August. Der Korrespondent der Telegraphen­Kein Nürnberger Trichter fann die propagandistische Wirkung eine Bürgschaft für den Erfolg diefer Politik: den ehr- Union erfährt: Während die Note Garde unstreitbare Vorteile eigener Erfahrung und Erkenntnis ersehen. Eine Unter- lichen Mut zur Konsequenz. Eine weit ausschauende durch ein schneidiges Vorgehen gegen die Tschechen bei Sizran und drückungsvolitik gegen die Polen   im eigenen 2ande gerechte Staatsfunft darf die Bolen nicht als Objekte der bei Berm davonzutragen vermochte, laufen in Moskau   Nachrichten treiben, hieße fortab den Irredentismus nicht nur züchten, son- Deutschen   Politik und der deutschen   Wirtschaftsbedürfnisse be- ein, die bejagen, daß Abteilungen Kosaten und Tschechoslowaken, dern auch rechtfertigen. trachten, fie muß ihren Staat und ihre Wirtschaft als Selbst- die von Bauernbanden unterstützt werden, sich bis in die Wladimir­Darum ist, soweit es die Kriegsnotwendigkeiten irgendwie zweck anerkennen und sie selbst als Träger eigener Interessen gegend vorgeschoben und die wichtige Stadt Murom  , nur 300 Stilo­gestatten, ein sofortiger Abbau der militärischen Zwangsver- lachten! meter von Moskau   gelegen, besetzt haben.

Ruffische Kriegsberichte.