Nr. 226 35. Jahrgang
Groß- Berlin
Beilage des Vorwärts
Erweiterung der Befugnisse der Mieteinigungsämter. Auf Anregung des Verbandes der Beamten- und Lehrervereine für Groß- Berlin fanden jüngst Besprechungen mit Vertretern GroßBerliner Organisationen verschiedener Berufsklassen über die herrschenden Wohnungsverhältnisse innerhalb Groß- Berlins statt. An den Beratungen beteiligten sich der Allgemeine Eisenbahnerverband, der Arbeitsausschuß der Berliner . städtischen Beamten und Lehrer, der Verband der Beamten- und Lehrervereine für Groß- Berlin, die Gewerkschaften, die kaufmännischen und technischen Verbände, der Mieterbund Groß- Berlin und der Werfmeisterbund. Als erste praftische Arbeit des gemeinsamen zusammenwirkens haben die beteiligten Verbände nachstehende Eingabe an das Oberkommando in den Marken gerichtet:
Sonntag, 18. August 1918
Obst hereinzubekommen. Es leuchtet ohne weiteres ein, daß, je Kriminalpolizei noch einen Hammer gefunden, der von dem Mörder meniger Obst in die Marmeladenfabriken wandert, entsprechend bei der Ausführung der Tat ohne Zweifel mit benutzt und dann meniger Marmelade hergestellt werden kann. Das sollten sich alle weggeworfen worden ist. Es steht fest, daß er Bennewitz nicht gediejenigen vor Augen halten, die Obst noch immer als ein Ge- hörte. Es ist ein schon gebrauchter Hammer, dessen Stiel aus einem nußmittel betrachten, während es tatsächlich heute in Form von Stüd eines früheren Spazierstockes besteht. Der Stiel ist rotbraun Marmelade ein wichtiges Nahrungsmittel geworden ist. Bei den gestrichen. Unten zeigt er eine Brandstelle. In den Hammer ein im allgemeinen wenig günstigen Aussichten der Obsternte muß geschlagen ist ein Herz mit den Buchstaben K. S. Wer über diesen jeder Erzeuger sowie jeder Konsument strengstens darauf bedacht Hammer und seinen früheren Eigentümer irgend etwas mitzuteilen sein, die Allgemeinheit nicht durch ungerechtfertigte Anhäufungen weiß, wird ersucht, sich im Zimmer 186 des Polizeipräsidiums bei 3 schädigen. Wer heute im Hamſtern einen Höchsterfolg zu er- Kommissar Kunze zu melden. zielen versucht, handelt mit Rücksicht auf die schlechte Obsternte leichtfertig an der Allgemeinheit. Nicht minder wichig ist die Mahnung: 2aßt das Obst ausreifen und vermeidet den Unfug durch frühzeitiges Abreißen den Ernteertrag zu mindern.
Obst kommt auf den Markt
Nach einer neuen Verordnung soll nun doch noch Obst auf den " Die Wohnungsnot wird von Tag zu Tag brennender. Die Markt kommen. Leider nicht in dem bisher gewöhnten Zustand. bestehende außerordentliche Knappheit an Klein- und mittleren Es sollen nämlich nicht die Früchte, sondern nur die Blätter größe Wohnungen gibt den Vermietern eine Handhabe zu Massenkündi- ren Streisen der Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Auch ist gungen und unausgesetzten Mietsteigerungen. Da die Bundesrats- die neue Verwendungsart in erster Linie nur für das männliche verordnung vom 26. Juli 1917 die Anrufung des Mieteinigungs- tion der Frau gesagt haben wollen. Es heißt: Der Bundesrat hat Geschlecht gedacht, wobei wir durchaus nichts gegen die Gmanzipafind die Mieter vollkommen schußlos in allen Fällen, in denen auto- unterm 15. August genehmigt, daß den Herstellern bon matisch ablaufende Mietverträge abgeschlossen wurden und beim Tabakerzeugnissen auch die Verwendung von BirAbschluß neuer Mietverträge, bei denen der sonst für alle Gegen- nen-, Aepfel-, Walnuß-, Haselnuß- und Topistände des täglichen Bedarfs bestehende Schuh durch Höchstpreise, nam burblättern als Erfahstoffe bei der Herstellung von Gewinnbeschränkungen und dergleichen fehlt. Bahlreiche Gemeinden Tabakerzeugnissen und tabakähnlichen Waren unter den bekannten im Bezirk des Oberkommandos in den Marken befizen überhaupt Bedingungen gestattet werden darf. Hersteller von Tabakerzeugnoch feine Mieteinigungsämter, da deren Errichtung nicht obliga- nissen, die diese Ersatzstoffe zu den genannten Zweden verwenden torisch ist und vielfach der durch die Verordnung vorgeschriebene wollen, haben vorher die Genehmigung des zuständigen Hauptjuristische Vorsitzende nicht zur Verfügung steht. Angesichts der amtes einzuholen. dringenden Notlage, in welcher durch die unhaltbar gewordenen Also Obsttanaster ist der nächste Ersatz. Verhältnisse auf dem Wohnungsmarkt die Arbeiter, Angestellten und Beamten geraten sind, haben bereits verschiedene Generaltommandos für ihren Bezirf Notverordnungen zum Schußte der Mieter erlassen.( 1., 2., 7., 18. und 20. Armeekorps.)
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Für die Woche vom 18. bis 24. August werden in Berlin berausgabt: 1 Pfund Fische gegen Hergabe des Abschnitts Gg, je Die unterzeichneten Verbände von 366 000 Beamten, Angestellten/ Pfund Räucherwaren gegen Hergabe der Abschnitte Ee und Ji und Arbeitern aus dem Bezirk des Oberkommandos richten deshalb und Pfund Heringe nach Voranmeldung und Hergabe von Hh. an das Oberkommando in den Marken das dringende Ersuchen: Auf Abschnitt 58 der Lebensmittelfarte der Stadt Berlin entfällt Das Oberfommando in den Marken wolle auf Grund des Pfund Kunsthonig. Der Preis beträgt 37 Bf. für Pfund, Belagerungszustandsgesetzes verordnen, daß im Bereich des Ober- 73 Bf. für ein Pfund im Ausstich und 75 Pf. für ein Pfund in tommandos jede Wohnungskündigung, sowie jede fertigen Pfundpackungen. Der Bestellabschnitt 58 darf nur in dems Aenderung bestehender Mietverträge und jeder jenigen Geschäft, in dem der Verbraucher zum Zuckerbezug einAbschluß neuer, sowie die Erneuerung ohne getragen ist, abgeliefert werden, und zwar vom Montag, den 19., Kündigung abgelaufener Mietverträge dem bis einschließlich Mittwoch, den 21. August. Auf Abschnitt 50 der Mieteinigungsamt zur Genehmigung bav. zur Fest- Gierfarte fann vom 19. bis 31. August ein Ei entnommen werden. jebung neuer Vertragsbedingungen vorzulegen ist. Bis zur Bis Donnerstag, den 22. August, wird an diejenigen Kunden, die Entscheidung des Mieteinigungsamts ist die Ausschreibung oder in die Speifefetifundenlisten der in den Bezirken der 35., 48., 174., Weitervermietung besetter Wohnungen zu verbieten. In Ge- 197. und 239. Brotkommission gelegenen Geschäfte eingetragen find, meinden, die kein Mieteinigungsamt besiben, ist die schleunige Gr- pro Stopf 125 Gramm Käse verteilt. richtung solcher nötigenfalls ohne Bestellung eines juristischen Vorsitzenden zu berordnen.
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Gleichzeitig ersuchen wir das Generalfommando in den Marken,
eine Abordnung der Verbände zu einer mündlichen Darlegung der Berhältnisse und Begründung unserer Wünsche zu empfangen." Auch in anderen Fragen, die das Gebiet des Wohnungswesens berühren, haben sich die Verbände Groß- Berlins ein weiteres gemeinschaftliches Zusammenwirken vorbehalten.
Brotmangel
Herrscht seit Tagen an verschiedenen nördlichen und füblichen weiter entlegenen Vororten. Da in den großen Orten mit ihrem Massenverbrauch die Mehlversorgung überall geregelt arbeitet, so scheint es sich nur um Organisationsfehler zu handeln. Vielleicht werden jene fleineren Orte bei der schnellen Versorgung weniger berüdfichtigt, weil dort in der Tat viel Selbstversorger wohnen. Es gibt aber auch genügend Voltsteile, die auf die Brotlieferung durch den Bäcker angewiefen find, weswegen die Störung sehr unliebsam empfunden wird.
Von mehreren Groß- Berliner Gemeinden ist bereits ein Antrag auf Erhöhung der Brotration eingebracht worden, mit dem sich der Lebensmittelverband demnächst beschäftigen wird.
Marmelade ein wichtiges Volksnahrungsmittel. Die Reichsstelle für Gemüse und Obst schreibt: Zur Verjorgung des deutschen Heeres und der Heimat mit Brotaufstrich mitteln sind etwa 7 Millionen Zentner Marmelade erforderlich. Die Fabriken sind angewiesen, wegen des großen Bedarfs an Marmeladenobst alles zu tun, um auch die kleinsten Mengen an
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Wichtig für Kriegshinterbliebene.
Sonnabend in der Alten Leipziger Str. 20. Sie verschafften sich Für 80 000 m. Beute machten Einbrecher in der Nacht zum dort Zutritt in die Räume eines im ersten Stod gelegenen Geschäftes, indem sie eine Glasfüllung über der Eingangstür einstießen und stahlen Spizen, Seide, Blusen und dergleichen mehr. Von den Einbrechern und dem Verbleib der großen Beute hat man noch keine Spur gefunden.
Rose- Theater.„ Der andere Weg", Schauspiel in vier Atten von Paul Zoder. Der Verfasser des am Freitag zur Erstauf führung gelangten Werles sucht religiöse Konflikte zu lösen, die fich aus der Heirat des Sohnes eines orthodox gläubigen jüdischen Kleinsichten bleibt aber das Stück in den Anfägen steden; wir erleben bürgers mit einem Christenmädchen ergeben. Troß der besten Abmit den Darstellern nicht die seelischen Konflikte, sondern hören auf der Bühne nur mehr oder minder richtige Deflamationen über jüdischen und christlichen Glauben. Von den Darstellern verdienen Traute Tinius( Betty) und Rosa Schäffel( Rebekka) rühmend hervorgehoben zu werden. Auch die Herren Redwitz und Gettte boten paffable Leistungen, die sonstige Darstellung war unter dem Durchschnitt.
Johann- Strauß- Theater nennt sich ein neues Theaterunternehmen, das heute, abends 734 Uhr, Steglizer Straße 35 eröffnet wird. Als Erstaufführung kommt der Singspielzyklus Alt- Wien" von Gert Nicolai, Musik von Edgar Vogel, zur Darstellung. U. a. wurden Inga Holm, Jenny Blaschte und Karl Mundel als Hauptdarsteller verpflichtet. Die Regie führt Edgar Vogel.
Das nächste Volkskonzert des Philharmonischen Orchesters findet Montag, den 19. August, in der Bhilhormonie, Bernburger Str. 22/23, statt. Beginn des Konzerts 8 Uhr. Die im Vorverkauf nicht untergebrachten Karten werden abends an der Staffe verkauft. Der Eintrittspreis beträgt 30 Pf. Kaffeneröffnung 7 Uhr.
der Eierkarte,
Schöneberg . Lebensmittel. Bis zum 20. August findet Bor anmeldung statt für 250 Gramm Auslandsmarmelade auf Abschnitt 56 der Groß- Berliner Lebensmittelfarte. Ohne Voran meldung werden 250 Gramm Stunstbonig auf den Doppelabschnitt 58 der Groß- Berliner Lebensmittelfarte verteilt; ferner werden ausgegeben ein Ei auf Abschnitt 50 ein halbes Pfund Heringe auf Abschnitt 28 der Schöneberger Fischkarte, 200 Gramm Suppen auf Abschnitt 51 der Großund Berliner Lebensmitteltarte als Eriazz für das fortfallende Fleisch drei Pfund Kartoffeln auf die zehn Abschnitte Nr. 34 der Schöneberger Fleischkarte; außerdem wird als FleischWolffs Bureau meldet: Den Kriegshinterbliebenen wird erneut nahegelegt, beim Tode ihres Ernährer3 sich sofort an die ört- ersatz in den durch roten Anschlag tenntlichen Geschäften Knochenliche Fürsorgestelle für Kriegshinterbliebene zu wenden. Diese extrakt zum Preise von 1,85 M. das Pfund auf den Doppelabschnitt Fürsorgestellen, die an fast allen Orten, auf dem Lande vielfach bei 3. 9. findet ohne Voranmeldung eine Sonderverteilung von KinderNr. 3 der Schöneberger Bezugskarte abgegeben. Bom 26. 8. bis den Landratsämtern, errichtet sind, stehen den Kriegshinterbliebenen maismehl, Malzertratt, Mandelspeise und Dauermilch an die Kinder unentgeltlich mit Rat und Tat bei, stellen die Anträge auf Ge- bis zum 10. Lebensjahre statt. Die Bezugscheine werden bei der währung der gesetzlichen und sonstigen Hinterbliebenenbezüge auf und helfen den Kriegshinterbliebenen im Falle der Not durch Ver- Hauptkartenverteilung vom 20.- 23. Auguft ausgegeben. mittlung von Beihilfen, oder Gewährung von Unterſtützungen. bo Wilmersdorf. Lebensmittel. Es gelangen in der Woche vom Letteres ist besonders dann von Wert, wenn ein bereits ausge- 19. bis 25. luguft zur Ausgabe: Auf Abschnitt 54 der allgemeinen offe schiedener Heeresangehöriger stirbt und seine Familie in Bedräng- Groß- Berliner Lebensmittelfarte: 1 Pfund Kunsthonig, auf Abnis hinterläßt. Die Anweisung der Versorgungsgebührnisse be- schnitt 9 der roten Haushaltungs- Bezugsfarte: 50 Gramm Knochenansprucht nämlich in solchen Fällen längere Zeit, weil erst geprüft brühertraft bezw. Knochenbrüh- Würfelmasse in den besonders bekannt werden muß, ob die Todesursache mit einer Dienstbeschädigung zu machenden Kolonialwarengeschäften sowie auf die durch die oder Kriegsdienstbeschädigung des Verstorbenen in Zusammen- Brottommissionen ausgegebenen besonderen Bezugfcheine für seinder hang steht. Um einer wirtschaftlichen Notlage vorzubeugen, wende man sich daher so bald als möglich an die Fürsorgestelle.
Zur Kleiderabgabe. Durch verschiedene Zeitungen wird die Mitteilung verbreitet, daß durch die jetzt betriebene Kleiderabgabe der Reichsbekleidungsstelle etwa der Bedarf eines halben Jahres gedeckt würde und man daher mit einer Wiederholung der Kleidersammlung zu rechnen habe. Die Reichsbekleidungsstelle erklärt demgegenüber, daß sie die Wiederholung einer derartigen Kleiderfammlung für die Arbeiter nicht beabsichtigt.
im 1. und 2. Lebensjahre: je 1 Pfund Kinder- Gerstenmehl und für Kinder im 2, 5. und 6. Lebensjahre: je 1 Dose Malzertrakt. Der Verkauf von Heringen, frischen Fischen und Räucherwaren wird fortgesetzt. Auf die Abschnitte 34a bis 34g der Kartoffeltarte dürfen 7 Pfund Kartoffeln entnommen werden.
Mariendorf . Schau, schau, der Herr Bürgermeister! In der Dienstagnummer batten wir über das Pech des dortigen Bürgermeisters berichtet, dessen Frau bekanntlich von einem KonZu dem Raubmord in der Karlstraße wird noch gemeldet: Hinter trolleur der Fettstelle Groß- Berlin angehalten wurde. Diese Ueberder Tür der Schankwirtschaft des ermordeten Bennewitz hat die schrift scheint den Herrn sehr geärgert zu haben, denn er hat uns
So sahen sie sich eine ganze Reihe von Gemälden an] oder an irgendeinen Bekannten, deren Namen du mit gleichem und gelangten bor ein großes, mythologisches Bild, das die Scharfsinn hättest nennen können, wenn du meinen Worten Hälfte der Wand einnahm und den Eingang zum Hades teinen Glauben schenktest." darstellte.
,, Das ist ein großes Stück!" rief Snaabe erstaunt. Endelmann begann das Bild zu erklären, aber Großglück ,, Das ist ein medailliertes Bild, sehen Sie, hier steht's, unterbrach ihn lebhaft. , Medaille d'or', das ist ein massives Bild und kost' schönes ,, Ach was, das ist ein einfacher Totengräber und das ist Geld, was?" ein ganz dummes Bild, wozu soll man so traurige Sachen " Wieviel?" warf Großglück leise hin und glättete mit malen! Wenn ich ein Begräbnis sehe, dann muß ich mich bin und glät dem Zeigefinger seiner linken Hand, an dem ein in Gold gleich furieren, paar Tage habe ich dann Schmerzen im Herz. gefaßter Blutstein funkelte, seinen harten, schwarzen Baden- Wer sterben soll, soll sich doch ertränken!" bart. Die zweite Nummer des Konzertprogramms! Bitte in Wieviel?" wiederholte er leise. Er sprach immer leise den Salon, meine Herren!" bat Frau Endelmann. und zog mit großem Ernst die tiefschwarzen Brauen hoch, die" Zu dieser Galerie muß man Ihnen gratulieren, gratusich in scharfen Halbkreisen von seiner vorspringenden Stirn lieren muß man," rief der Bankier. abhoben und einen träftigen Kontrast zu seinem weißen Haar und der rosigen Gesichtsfarbe bildeten.
"
"
Das weiß ich nicht, das erledigt mein Sekretär," erwiderte Endelmann nachlässig.
Sehen Sie sich diese Landschaft hier an, das lebt ja
alles, das bewegt sich."
" Sehr schöne Farben!" brummte einer.
"
"
Und noch schöneres Kapital, was?"
,, Was werden die da im Salon anstellen?"
Hier ist das Programm bitte, da steht's gedruckt." Bernhard reichte ihm einen langen Streifen aus Robseide mit Handmalerei verziert, auf dem das Programm in französischer Sprache gedruckt war.
Sie fehrten in den Salon zurück, als es drüben schon etwas ruhiger wurde. Ein Herr und eine Dame trugen
einen französischen Dialog vor. " Ah mon Dieu, mon Dieu, très joli, très joli!" schrie entzückt und ganz laut die mit Edelsteinen beladene Frau Kohn.
Entschuldige, Mela, hab' ich dir weh getan?"
" Ja, du weißt doch, daß ich nie etwas sage, was ich nicht ,, Gib mir deine Hand."
denke."
"
"
Sie streckte ihm die Hand entgegen; er tüßte sie innig. Wenn Wysocki es tun darf, darf ich's doch auch!" erflärte er, als sie ziemlich heftig die Hand zurüdzog. Aber, à propos Landau . In der Stadt erzählte man mir, daß du ihn heiratest, ist das wahr?"
,, Und was hast du denen geantwortet, die dir von meiner Heirat erzählten?"
„ Es ist ein Gerücht, das nie in Erfüllung gehen wird." " Ich danke dir, es wird wirklich nicht in Erfüllung gehen. Mein Wort geb' ich dir darauf, daß ich ihn nie heiraten werde," fügte fie träftiger hinzu, als sie unglauben in seinen Augen erblickte. Befriedigung strahlte aus seinem Gesicht. " Ich glaub's dir, nicht für einen Moment habe ich angenommen, du könntest ihn heiraten. Du und so ein ordinärer Ladenschwengel, ein einfacher Macher ohne Erziehung, ein dreckiger Jud'. Schlimmstenfalls wäre mir schon Wysocki für dich lieber."
Ihre Augen funkelten auf, leichte Röte bedeckte ihr Geficht, fie fenfte die Lider unter seinem prüfenden Blick, machte sich an ihrem Armband zu schaffen und flüsterte: ,, Du hast Wysocki nicht sehr gern?"
" Ja, ja! So'n Rahmen zu so'ner Landschaft kost' schon schön was," sprach ernst der dide Stnaabe und flopfte mit Sennerfinn mit seiner Zigarrenspite auf den Bronzerahmen. ,, Sie könnten sich doch sogar goldene leisten, Herr Knaabe; Was kosten sie dich, Endelmann," fragte leise Großglid. denn wer sich einen Hut leisten kann, der muß sich doch auch Hundert Rubel und das Abendessen, aber tausend find den Kopf dazu leisten können," lachte Großglück, der seine sie wert, weil sich die Gäste so glänzend amüsieren." Behauptungen immer mit Vergleichen bekräftigte. Das ist eine gute Idee, ich werde sie mir zum Namens- lich verständig ist, aber als deinen Verehrer kann ich ihn nicht Ich schäße ihn als Mensch, weil er anständig und ziemtag meiner Frau bestellen." ausstehen."
„ Das ist ein genialer Satz, Herr Großglüd," sagte Bernhard, das Lachen zurückhaltend.
Auch das kann ich mir leisten," flüsterte bescheiden der
Bankier.
"
Meine Herren, bitte, hier noch eine Madonna, eine Stopie nach Cimabue , aber besser wie's Original, mein Wort drauf, daß sie besser ist, ganze tausend Rubel kostet sie, was?" rief Endelmann, als er ein zweifelndes Lächeln auf den Lippen des Bankiers erblickte.
"
Wollen wir mal sehen, ich liebe sehr Madonnen. Meiner Marry habe ich eine Murillo Madonna gekauft, es macht ihr Spaß, so ein Bild in ihrem Zimmer zu haben, warum sollt ich ihr da teins taufen?"
"
,, Bestellen Sie sie gleich, dann bekommen Sie einen
guten Rabatt, flüsterte ihm Bernhard zu und ging zu Mela, Sie jetzt ganz einfam dasaß; Rosa hatte sich in die erste Reihe gesezt, um ja tein Wort vom Dialog zu verlieren. Wovon träumst du, Mela?"
An dich hab' ich in diesem Augenblick gedacht," flüsterte sie leise und erhob die grauen Augen zu ihm. .. ,, Nein, an Wysocki hast du gedacht!" zischte er und pflückte ärgerlich die Hyazinthenblüten, die auf dem Tischchen standen, an das er sich gesetzt hatte.
Erstaunt und wie verschüchtert blickte sie ihn an. Geradesagut hätte ich auch an L. Landau denken können,
fehr gut, daß er es am wenigsten ist," sagte sie scheinbar auf,, Du sprichst so, bloß um was zu sagen, du weißt doch richtig; sie wollte von Bernhard Näheres über Wysocki erfahren, falls er etwas wußte.
Sie nahm an, daß sie als Freunde auch vertraulich mit einander sprachen.
" Ich weiß genau, was ich sage. Er gibt sich keine richtige Rechenschaft darüber, daß er dich liebt, aber er liebt dich." Was tut's, er ist ja doch katholisch!" rief sie unwillkürlich und verriet so ihr Geheimnis.
"
Corts. folgt.)