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Nr. 227. 35. Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin".

Vorwärts

Berliner Dolksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morikhlas, Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 19. August 1918.

Expedition: GSW. 68, Lindenstraße 3. Fernfprecher: Amt Morinplas, Nr. 151 90-151 97.

Verteidigungserfolg an der Hvre.

Die Lage in Rußland .

Die Times" tritt umentwegt für eine fräftige Verstärkung der von der Entente in Rußland begonnenen Intervention ein. Sie gibt folgenden anschaulichen Ueberblick über die bisherigen Operationen der Alliierten auf russischem Boden: Die Alliier­ten haben an sieben Bunften des russischen Gebietes Trup­pen gelandet, die zum größten Teil aber an Zahl schwach sind. Die erste Abteilung steht an der Murman füste längs der Eisenbahn nach em an der Küste des Weißen Meeres vor. Dann stehen drei Abteilungen auf der anderen Seite des Weißen Meeres . Einer dieser Truppenteile besetze Archangelsk und zieht in der Richtung der Eisenbahn nach Wologda , der zweite marschiert längs des Onega Sees. Der dritte Teil befindet sich an der Dina. Die Erpeditions­Armee, die in Wladiwostoft ausgeschifft wird, um in Si birien einzugreifen, ist die einzige Truppenmacht, die im Augenblick über eine genügende Stärfe verfügt und einigen militärischen Einfluß auf die Lage in Rußland ausüben kann. Aber wir glauben, daß auch diese Expedition nicht der schwie­rigen Aufgabe gewachsen ist, mit der sie betraut wurde.

Sonst sei noch hervorgehoben, daß nach sich mehrenden Meldungen die Rosaken mit den Tschechoslowaken brechen.

Helfferichs letzte Phase.

Es tommt die tröstliche Runde, daß Staatsminister Dr. Selfferich nicht wieder an die Spitze der deutschen Botschaft in Rußland treten wird. Damit hat der Ausflug dieses viel­gemandelten Mannes ins Diplomatenleben sein vorläufiges Ende gefunden. Er hat fast ebenso viel Berufe durchlaufen wie ein fali­fornischer Goldgräber oder Rinobefizer. Er war Universitäte­professor, Direftor der Anatolijchen Eisenbahnen, Direktor der Teut­schen Bant, Staatssekretär im Reichsschabamt, Staatsjefretär im Reichsamt des Innern, Vizekanzler, Botschafter.

Die deutsche Botschaft in Rußland wird vorläufig nicht nach Blestau Pitow verlegt. Dr. Riegler bleibt vorläufig in Reval .

Spanien bleibt neutral.

Auch Spanien leidet schwer unter den Kriegsfolgen. Die Schwierigkeiten der Seeschiffahrt haben Rohstoffmangel, Arbeitslosigkeit, Steigerung aller Lebensmittelpreise zur Folge gehabt. So ist es kein Wunder, daß sich, wie eine offiziöse Note der spanischen Regierung mitteilt, der Ministerrat mit der pre­fären Lage des Landes eingehend befaßt hat. Es wird mitge­teilt, daß die spanische äußere Politif insofern feine Menderung erleide, als für die Regierung die Aufrechter. haltung der Neutralität der Grundsatz sei, dem jedoch sicher nicht die energische Verteidigung der großen natio­nalen Interessen, deren Zeitung und Ueberwachung der Regie­rung anvertraut jei, entgegenstehe.

Zu dieser Note schreibt" ABC":

Die Aufrechterhaltung der spanischen Neutralität bleibt jo­mit weiter die Grundlage für die äußere Politik des Rabinette Maura. Unserer Meinung nach ist dies das einzig richtige Kri­terium und der einzige Weg, der einzuschlagen ist. Die geringste Abweichung hiervon würde sofort die heilige Union zwischen der Regierung und der großen Mehrheit der öffentlichen Meinung durchbrechen. Bruch der Neutralität und eine Intervention im Weltkriege wäre für Spanien eine Katastrophe und der Ruin. Die förichten Hoffnungen der Ententefreunde und Interventionisten sind neuerlich zunichte geworden.

Das Organ Mauras Accion" betont, von allem Anfang an den mit Absicht verbreiteten Gerüchten über eine Aenderung des Kurses der spanischen äußeren Politif entgegengetreten zu sein, und fonstatiert mit Befriedigung, in der offiziösen Re­gierungsnote ihre Auffassung bestätigt zu finden.

Französischer Panzerkreuzer torpediert.

Fortdauer der Angriffe an der Avre Der Ansturm des Feindes gescheitert Gegen Abend erneuter heftiger Artillerie­kampf Französische Teilvorstöße nörd­lich der Aisne Erfolgreicher Handsteich

bei Blamont .

Berlin , 18. August 1918, a bends. Amtlich. Teitfämpfe nördlich der Lys. Beiderseits der Avre find Angriffe des Feindes gescheitert. Artillerie­tätigkeit zwischen Oise und Aisne . Amtlich. Großes Hauptqxartier, 18. Angust 1918.(. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprins Rupprecht. Infanteriegefechte südwestlich von Bucquoh und nördlich

der Ancre.

Heeresgruppe General oberst v. Boehn. Beiderseits der Avre sette der Feind gestern seine An­griffe fort. Mit starker Unterstügung durch Artillerie und Banzerwagen stieß er am frühen Morgen entlang den von Amiens und Montdidier auf Roye führenden Straßen vor. Seine Banzerwagen wurden zerschossen oder zur Umkehr ge= zwungen, die nachfolgende Infanterie durch Feuer und im Gegenstoß zurückgeworfen. Bei uns füblich von Beuvreignes, wo der Feind am 16. 8. nach nachträglichen Meldungen sechs­mal vergeblich angegriffen hatte, scheiterten wiederholte An­griffe des Gegners. Gegen Abend nahm der Artilleriekampf erneut große Stärke an und dehnte sich bis in die Gegend nörd­lich von Chaulnes und südwestlich von Nohon aus. Nordwest­lich von Chaulnes tamen feindliche Angriffe in unserem zu­sammengefaßten Feuer nur an wenigen Stellen zur Entwicke­lung; sie wurden abgewiesen. Beiderseits von Roye, zwischen Beuvreignes und Laffigny stieß der Feind in mehrfachen An­griffen vor; sie brachen vor unseren Linien zusammen. Vor­feldkämpfe füdwestlich von Noyon .

Nördlich der Aisne folgten heftigem Feuer Teilvorstöße der Franzosen zwischen Nampcel und Nouvron. Nördlich von Autreches feßte der Feind in unseren vordersten Linien Fuß; im übrigen wurde er durch Feuer und durch Gegenstoß ab­gewiesen.

Heeresgruppe Deutscher Kronprins. An der Besle erfolgreiche Infanteriegefechte. Zwischen Braisne und Fismes rege nächtliche Artillerietätigkeit.

Heeresgruppe Herzog Albrecht. Erfolgreicher Vorstoß in die feindlichen Gräben bei Bla­ mont . In den Vogesen wichen unsere im Fave- Grunde bis Frapelle vorgeschobenen Poften feindlichem Teifangriff befehls­gemäß aus. Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der österreichische Bericht. Wien , 18. Auguft. Amtlich wird verlautbart: An, der italienischen Front stellenweise lebhafter Artillerie­fampf. In Albanien keine besonderen Ereignisse.

Der Chef des Generalstabes.

Eine Volksabstimmung über Staats­zugehörigkeit.

Kriegswahlen in England.

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Die englische Regierung hat neueren Nachrichten zufolge die schon lange angefündigten allgemeinen Parlamentswahlen für den 30. November ausgeschrieben. Zum erstenmál tritt damit wenn man von dem unnormalen Fall Rußland ab­sieht einer der friegführenden Staaten an die schwierige Aufgabe heran, sein Parlament während des Krieges zu er­neuern. Die leste Wahlreform hat mit der Demokratie Ernst gemacht, das Männerwahlrecht verallgemeinert und das Frauenwahlrecht dazugesellt, so daß am 30. November und den folgenden Tagen( in England dauert. jede Wahl mehrere Tage) etipa viermal fobiel Wähler an die Urne be­rafen werden als bei den legten Wahlen im Dezember 1910. Xuch die Millionen der Soldaten in Frankreich und an den anderen Fronten werden mitzuwählen haben. Dazu ist eine ungeheure Organisationsarbeit zu leisten, die Respekt ein­flößt wenn sie gelingt, mad

Wahlen fönnen jedoch nur Berrbilder liefern ohne dic vollständigste politische Meinungs- und Bewegungsfreiheit. Darum fann man über die Frage der Kriegswahlen geteilter Ansicht sein. Wenn es sich freilich um solche Wahlen handelt, wie sie in Preußen notwendig geworden sind, fallen diese Bedenken weg, denn in Preußen besteht ja noch gar keine wirk­liche Volksvertretung, sondern nur das Zerrbild einer solchen, das durch ein etwas weniger grotestes erjest werden soll, un damit der wirklichen Volksvertretung den Weg zu ebnen. Gegen preußische Neuwahlen bestehen nicht die Bedenken, die man gegen wirkliche Volksvertreter- Wahlen während des Kriegs erheben kann, und die organisatorischen Schwierig. feiten, die dabei zu überwinden sind, verhalten sich zu den englischen Schwierigkeiten wie ein Sandforn zu einem Chim­borasso. Die Bewegung für die Auflösung des Preußi­ schen Abgeordnetenhauses wird also durch das englische Beispiel entschieden gestärkt.

Die letten englischen Wahlen fanden, wie schon gesagt, im Dezember 1910 statt, sie waren ein vergeblicher Versuch, das unklare Ergebnis der Januarwahlen desselben Jahres zu forrigieren. Diese Januarwahlen hatten 271 fonservative Unionisten, 273 Liberale, 41 Arbeiterparteiler und 82 frische Nationalisten ins Unterhaus gebracht, die liberale Regierung Asquith- Lloyd George fonnte sich also in ihrem Kampfe gegen das Vetorecht des Oberhauses nicht mehr auf eine rein liberale Mehrheit stüzen. Nach elf Monaten vergeblichen Erperimentierens entschloß sich die Regierung zu dem Ver­such, durch Auflösung und Neuwahlen die Verfassungsreform vorwärts zu schieben. Die Dezemberwahlen von 1910 gaben jedoch ein ganz ähnliches Resultat wie die Januarwahlen, nämlich 272 Konservative, 271 Liberale, 43 Arbeiterpartei, 89 Nationalisten. Es wurden damals 2 300 000 Stimmen für die Reform zur Einschränkung des Vetorechts abgegeben und 2 424 000 Stimmen für die Konservativen.

Standen die Wahlen von 1910 auch im Zeichen der Ver­faffungsfämpfe, so spielten doch auch das Verhältnis zu Deutschland , die Flottenpolitik und der Schußzoll dabei eine sehr große Rolle. Die konservative Opposition arbeitete unter Balfours Führung mit dem deutschen Schrecken, während Lloyd George , als Hauptfämpfer eines vorgeschrit­tenen Liberalismus die Ideale der Demokratie, des Weltfrie­dens und einer radikalen Sozialreform verkündete. Dieser Gegensat fand seinen rhetorischen Höhepunkt in einer Ver­Kars, Batum, Ardahan votieren für die Türkei . fammlung in Beckham am 6. Januar 1910, in der Lloyd Ronstantinopel, 16. August.( Agentur Milli.) Die Abordnung George erklärte: Balfour habe durch seine Reden über Deutsch­von& ars, Batum und Ardahan , die kürzlich in Konstanti- land gezeigt, daß die Konservativen ernstlich gar nicht glaub. nopel angekommen ist, wurde gestern vom Großwefir empfangen, ten, daß sie an die Macht kommen fönnten, ein Mann, der telte, die mit 85 124 bon 87 018 Stimmen, welche die gesamte Be- nicht so unverantwortlich schwäben wie Balfour es getan hatte. dem sie das Ergebnis der Volksabstimmung übermit- daran denke, nächstens Premierminister zu werden, könne völkerung dieser Gebiete, vom 19. Lebensjahre angefangen, bar- Lloyd George spottete über die ängstlichen Leute, die schon den stellen, die Rückkehr dieser drei Beirke zum Mutter- Massenschritt der deutschen Bataillone auf dem Pflaster Bed­lande verlangt. Im Laufe der Besprechung trugen die Dele­gierten dem Großwesir die Bitte vor, die Förmlichkeiten der An­gliederung ihrer Länder zu beschleunigen. Der Großwefir er widerte; daß die Türkei niemals die in diesen Gegenden lebenden Rassen- und Glaubensbrüder vergessen habe, und daß alles getan werde, um ihr Wohl und Gedeihen zu sichern. Die Abordnung stattete sodann den Ministern des Innern und des Aeußern

Zwei britische Zerstörer gesunken. Baris, 17. Auguft.( Savas.) Der alte Banzerkreuzer Du petit Thouars( 9500 Zonnen), welcher sich mit der amerita­nischen Marine an dem Schuh der Schiffahrt im Atlantischen Ozean beteiligte, wurde am 7. Auguft durch ein U- Boot versenkt. Amerikanische Zerstörer nahmen die Schiffbrüchigen auf. Dreizehn Besuche ab. Mann werden vermißt.

hams zu vernehmen glaubten, imd schloß unter tosendem Beifall mit der Prophezeiung, genau so gut wie mit seinen früheren Gegnern Frankreich und Rußland werde sich Eng­land auch mit Deutschland freundschaftlich verständigen. Lang, lang ists her!

Der damalige Schazkanzler Lloyd George ist seit dem 10. Dezember 1916 der allmächtige Premierminister Englands. Dem Kabinett Asquith , das fich nach Kriegsausbruch burg­friedlich mit einigen Konservativen verstärkt hatte, war vor­geworfen worden, daß es den Krieg zu fch I app führe. Diefen Vorwurf begreift man sehr gut aus der unionistischen

Ueber den materiellen Wert der Abstimmung können wir Der versenkte Panzerfreuzer war im Jahre 1901 von Stapel hier nicht urteilen, da uns die näheren Umstände, unter denen gelaufen und zählte bei Kriegsausbruch noch feineswegs zu den sie stattgefunden hat, nicht bekannt sind. Aber allein die for beralteten Schiffen der französischen Marine. Er war bestückt mit awei 19,4 und acht 16,4 3entimeter- fowie einer Anzahl leichten male Tatsache, daß überhaupt eine Boltsabstimmung in Seele heraus, die den englischen Liberalismus stets des Pa­den zur Türkei geschlagenen Gebieten veranstaltet worden ist, zifisms verdächtig befunden hatte. Und hatte nicht auch Geschüßen. Seine Bejagung betrug 603 Mann. London , 17. August. Reuter.) Die Admiralität teilt mit, daß hat eine nicht unwesentliche Bedeutung. Die osmanische Re- wirklich Campbell Bannerman , der spätere liberale Premier­amei britische Zerstörer ant 15. Auguft auf Minen ge- gierung hat hier verwirklicht, was sich die deutsche in den minister, während des Burenkrieges die heftigste Opposition tozen und gesunfen sind. Es werden 26 Mann vermißt, die von ihr besetzten Gebieten zu tun beharrlich to eigert. War- entfaltet? Und war nicht das Kabinett Asquith- Grey im vermutlich durch die Explosion getötet oder ertrunten sind. Ein um verfährt man nicht wie in Batum, Kars und Ardahan August 1914 nur mit starkem inneren Widerstreben in den tonn sterben seinen Berounbungen. auch in Estland , ibland, Aurland und Polen ?! l Krieg gegangen? Nur zu einem liberalen Minister hatten