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Nr. 229. 35. Jahrg.

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Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SWw. 68, Lindenstraße 3.

Fernivrecher: Amt Moritvlas, Nr. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 21. August 1918.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplat, Str. 151 90-151 97.

Solfs Friedensrede wider Balfour  .

In der flugen und trefflich stilisierten Rede, die der wohn nicht abzubringen wären, ja, wäre es denn eine kolonialen Zukunft nicht allein als das Ziel unserer Regierung. Staatssekretär Dr. So If gestern abend bei einem Schande, wenn man in Deutschland   aus Erfahrungen ge- und bestimmter Interessengruppen gilt, sondern, daß es ein deui­Empfang von Barlamentariern und Journalisten gehalten lernt hätte!. Wenn jetzt das ganze Volf bis zu den Maß- ches Bolksziel geworden ist. Bis tief in die Arbeiterfreise hat, findet sich neben vielen anderen auch die gute Bemer- gebenden" hinauf begreift, daß ein Frieden ehrlicher Völker- hinein ist heute das Bewußtsein lebendig, daß die Erhaltung un­seres folonialen Besizes eine Ehren- und Lebensfrage für Deutsch­fung: wenn die feindlichen Diplomaten bor   vier Jahren eben- verständigung sein Biel sein muß, bietet fich da nicht eine Ge- land als Großmacht ist, daß das koloniale Kriegsziel an nationaler fobiel getan hätten, um den drohenden Krieg zu vermeiden, legenheit für alle, die guten Willens find? Oder müssen die Bedeutung keinem anderen Kriegsziel nachsteht. Diese Einigkeit wie sie jest tun, um den drohenden Frieden abzu- Bölfer drüben auch erst noch einmal die Erfahrung machen, ist besonders wohltuend angesichts der Pläne unserer Feinde, die mehren, so wäre der Krieg nie ausgebrochen. Das mag gel- daß die Träume ihrer Jingos und Chauvinisten von einem in den lebten Tagen so deutlich enthüllt worden sind, wie nie zubor. ten mit dem Hinzufügen, daß nicht nur die feind- Gewaltfrieden über Deutschland   unerfüllbar sind, müssen sie Meine Herren, es liegt heute eine der bedeutsamsten Aeuße­lichen Diplomaten im Willen zur Friedenserhaltung nicht den Zusammenbruch dieser Illusionen noch einmal mit Strö rungen der englischen Politik vor, die Rede des Herrn Balfour im start, in der Wahl ihrer Mittel nicht geschickt genug gewesen men ihres Blutes bezahlen? Unterhaus. Der Staatssekretär des Auswärtigen meldet in aller Form find. Man kann aber auch weiter sagen: Wenn von deutscher berantwortlicher Stelle immer so gesprochen worden wäre, wie Solf gestern gesprochen hat, und mehr noch, wenn der Geist, der diese Rede erfüllt, auch alle Taten der deutschen   Re­gierung gelenkt hätte, stünde vielleicht heute schon manches für das deutsche   Volk und die ganze Welt besser, als es in diesem Augenblick leider noch steht..

Die Rede Solfs fann ein Stüd eines guten Werkes wer­den. Nur eine Waffe muß man denen, die es wieder zer­schlagen wollen, aus der Hand winden, nämlich die Behaup­tung, daß Neden wie diese keine Bedeutung hätten, daß es den Ministern wohl erlaubt sei, die Politik anderer mit muntern Reden zu begleiten, daß aber zwischen Worten und Handlungen die Aluft offen bleibe. Solf feiert das wieder­erwachende unausbleibliche Vertrauen von Volk zu Volt. Wer um Vertrauen wirbt, darf Vertrauen nicht versagen und muß zeigen, daß er selbst Vertrauen verdient. Wenn wir das Vertrauen nicht der Jingos und Chauvinisten drüben- aber das Vertrauen der Völker draußen wiedererobern, so ist das die schwerste, größte aber auch die wertvollste Er­oberung, die wir heimbringen können. Doch dazu ist noch mancherlei zu tun!

Wenn man bedenkt, daß Solf gestern Interpret von Aeußerungen sein mußte, die weniger verständig sind als feine eigenen, und Advokat von Handlungen, die hinter feinen eigenen idealen Forderungen weit zurückbleiben, so wird man zugeben müssen, daß er seine Aufgabe mit außer ordentlichem Geschid gelöst hat. Der geistig sonst hochstehende englische   Minister Balfour  , der in die Arena einer ziemlich unbedenklichen Kriegsbege herabgestiegen ist, findet in Soff einen Gegner, der den umgekehrten Weg geht und der aus dent Getümmel niedriger Leidenschaften zur Berlin  , 20. Auguft. Bei einem Empfang in der Deut­Höhe der Idee hinaufschreitet. schen Gesellschaft, hielt heute abend der Staatssekretär des Solf   hat der Ehre des englischen Volkes fein Leid getan. Er hat zu den Engländern als Mensch zu Menschen gesprochen, Reichskolonialamts, Dr. Solf, eine Ansprache, in der er fagte: und es ist nur zu wünschen, daß recht viele von ihnen bereit fein mögen, auch als Menschen ihn anzuhören. Er hat aber fehr richtig bemerkt, daß für manche der regierenden Engländer die hohe Moral, die sie predigen, nur die Jdeo­Togie ist, hinter der sich ein sehr robuster Weltbeherrschungs­und Eroberungsdrang berbirgt.

Gibt es aber von dem, was an England zu tadeln ist, in Deutschland   gar nichts? Der Staatssekretär des Reichstolonialamts hat sich bemüht, gerecht zu sein, er hat zugestanden, daß es Chauvinisten und Fingos, Welteroberer auf dem Bapier und Berherrlicher des Anodout, des nieder­schmetternden Boxerstoßes, ben wie drüben gibt. Das ist aus dem Munde eines Staatssekretärs schon viel, und eine Fleine Gruppe, die Ursache hat, sich getroffen zu fühlen, mag nicht mit Unrecht in Solf   einen neuen Ropf der Hydra ent­decken, der sie foeben erst einen namens Rühlmann abgeschla­gen hat. Aber hat diese Gruppe wirklich keinen Einfluß? Rühmt sie sich nicht soeben, im Innern eine Schlacht ge­wonnen zu haben, deren Gewinn sie die Schlappen im Westen leicht verschmerzen läßt?

Wohl uns, wenn sich die deutsche Politik von den Ein­flüssen dieser fleinen Gruppe stets ferngehalten hätte! Aber da kommt der Staatssekretär auf Brest  - 2itowsk zu sprechen und man muß wieder aufrichtig die Geschicklichkeit bewundern, mit der er das tut. Ja, Solf   hat die deutsche Politik von Brest  - Litower viel geschickter verteidigt, als Bal­ four   Sie sicht Englands, die deutschen Kolonien in die Taschen zu steden. Ueberzeugend fann er aber nicht wirken, meil Tatsachen immer stärker als Morte sind. Wo war denn die große Uebereinstimmung" zwischen der deutschen   und der russischen Regierung? Sie schien sich wohl anzubahnen, aber sie wurde durch einen Faustschlag zerstört. Das Wort: ,, Wir sind die Sieger" und alle Folgerungen, die aus ihm gezogen wurden, zerschlugen sie bis in den Grund. Nur über die Methoden der Nandvölker- Befreiung sollen Mei­nungsverschiedenheiten bestanden haben, da die deutsche Ne­gierung den Weg der Anarchie und des Massenmordes" nicht gewollt hätte! Ja, aber es gibt noch einen anderen Weg, den einzigen, der zum Ziele führt, und das ist der Weg einer geordneten Demokratie. Rann Herr Solf behaupten, daß die deutsche Politik im Osten diesen Weg ge­gangen ist?

Ja, gegen Tatsachen kann auch Herr Solf nicht. Sonst aber war seine Rede so gut, wie sie ein Mann an seinem Plage nur immer halten fonnte. Schärfer als er es getan hat, fonnte eine Bolitik des Knockout( das englische Wort ist fnapper und eindrucksvoller als das umständliche deutsche: ,, nur militärische Entscheidung") nicht abgelehnt werden. Bauter und deutlicher fonnte nicht ausgesprochen werden, daß die deutsche Politik nicht auf Raub und Ruhm" ausgehen soll, sondern auf Weltfrieden und Völkerversöhnung.

Natürlich wird es draußen nicht an Stimmen fehlen, die erklären werden, die Rede Solfs sei der politische Widerhall der militärischen Ereignisse im Westen. Gegen eine solche Unterstellung wäre die deutsche Regierung viel besser ge­schützt, wenn fie immer flar und unzweideutig die Bahn ge­mandelt wäre, die der hohe Gedankenflug des Redners ihr vorzeichnet. Aber selbst wenn die Gegner von ihrem Arg­

Die große Kraftprobe an den europäischen   Fronten, das Kämpfen und Leiden unserer Bolfsgenossen so nahe von uns nimmt die ganze Aufmerksamkeit der Nation für sich in Anspruch. Darüber mochte wohl

das Schicksal unserer Kolonien

etwas in den Hintergrund treten, ja selbst das Schicksal derjenigen, die schon über vier Jahre lang einen verlorenen Posten mit sel­tenem Wagemut, mit beispiellofer Erfindungskraft und Leidens­fähigkeit verteidigen, lief Gefahr, ich will nicht fage unserem Her­gen, wohl aber unserem Bewußtsein ferner zu rüden, als es die Gerechtigkeit verlangt.

Ich darf es heute aussprechen, daß die Sicherstellung unserer

Englands Anspruch auf die Annegion unserer Kolonien an und zögert nicht, diesen Anspruch moralisch zu begründen. Das ist nun einmal notvendig in England! Zu diesem Zweck be­schäftigt er sich nicht allein mit unserer folonialen Methode, son­dern geht mit vollen Segeln in die große Politit, unternimmt ienen moralisierenden Weltspaziergang und verkündet am Schluß die englische Glaubenslehre, die darauf hinausläuft, das Recht Englands auf Weltherrschaft als etwas Selbstverständliches hinzustellen, Deutschlands   Anspruch aber, eine Groß macht zu sein, moralisch zu vernichten.

Balfour   behauptet, das intellektuelle Deutschland   sei von einer Meine Herren, hüben und moralischen Gewaltlehre beherrscht. drüben gibt es Chauvinisten und Jingos. Hüben und drüben gibt unverstand den herannahenden Morgen einer neuen Zeit erwar­es Leute, die das Ewig Gest rige anbeten und mit Angst und ten. Vor dem Kriege bildeten diese Leute bei uns eine fleine Gruppe,

M

ohne Geltung in der Politik und ohne Einfluß auf die Regierung, die sie dauernd bekämpften. Während des Krieges ist ihre Bahl in der Tat gewachsen, nicht etwa, weil das Streben nach deutscher Vorherrschaft in der Welt bei uns tiefer Wurzel geschlagen hätte, sondern weil sie zuzug bekamen aus weiten Streifen besonnener und besorgter Patrioten. Unter ihnen find viele, die vor dem Striege die Ideale der Völkerverständigung, des guten Willens und der Fairplay in den internationalen Beziehungen hoch hielten, deren politische Glaubenslehre aber durch die Erfahrungen des Krieges zusammengebrochen ist. Wer trägt die Schuld? Niemand anders als die Gesinnung unserer Feinde. Dieselbe Gesinnung, die

den großen Gedanken des Völkerbundes durch die gleichzeitige Forderung des Handelskrieges gegen Deutsch­ land   entwertet und zu einer Spottgeburt gemacht hat. Können wir Euch nicht militärisch vernichten, so vernichten wir Euch durch den Bölferbund!" Wenn ich glaubte, daß die Gesinnung, die heute

Franzöſiſcher Durchbruchsversuch zwischen Dise und Aisue.

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Gesteigerte Artillerietätigkeit bei Bailleul Merville geräumt Erfolgreiches Stoßtruppunternehmen bei Lihons- Er­bitterter Kampf zwischen Beuvreignes und der Oise Frischeingesetzte französische Divisionen zurückgeworfen Zwischen Oise   und Aisne   feindlicher Angriff ab­geschlagen.

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Berlin  , 20. August 1918, ab ends. Amtlich. Zwischen Oise   und Aisne   hat heute der seit einigen Tagen erwartete, am 18. und 19. August starte Angriffe eingeleitete durch Durchbruchsversuch der Franzosen   begonnen. Nach erbittertem Kampf wurde der erste Anfturm des Feindes in unseren Schlachtstellungen gebrochen.

erneute

Amtlich. Großes Hauptquartier, 20. August 1918.( 3. Z. B.)

Weftlicher Kriegeschauplaş. Qeeresgruppe Kronpring Suppret Südwestlich von Baillent steigerte sich die Artillerietätigkeit mehrfach zu großer Stärke. Auf dem Kampffelde des 18. 8. ers neuerte der Feind gestern abend feine Angriffe. Sie tamen füd­lich von Meteren in unserem zusammengefaßten Feuer nicht zur Entwicklung; nördlich von Vieux Berquin wurden sie im Nah­tampf abgewiesen. Beiderseits der Lys nahmen wir vor einigen Tagen unsere westlich von Merville weit vorgeschobenen Posten ohne Kampf in eine Linie öftlich des Ortes zurück. Merville wurde gestern nacht von feindlichen Truppen befest. Bei Lens und an der Scarpe wurden englische Borstöße abgewiesen.

Heeresgruppe   Generaloberst v. Bochn. Nördlich von Lihons griffen unsere Stoßtrupps die vorteren englischen Postenlinien an, nahmen ihre Besatzung gefangen und wehrten mehrfache Gegenangriffe des Feindes ab. Südwestlich von Chaulnes schlugen wir einen am Abend nach kurzem Feuer­fchlag verbrechenden feindlichen Angriff zurüd. Nordwestlich von

Roye griff der Franzose erneut mit Panzerwagen an; er wurde abgewiesen.

Zwischen Beuvreignes nnd der Dise tagsüber erbitterter Kampf. In breiter Front ging hier der Franzose zum Teil mit frisch eingesetzten Divisionen wiederholt zu starken Angriffen vor. Südlich von Crapeaumesnil brachen seine Angriffe vor unseren Linien zusammen. Beiderseits von Fresnieres scheiterten sie an unserem Gegenstoß. In heftigem Nahkampf wurde der Feind zwischen Lassigny und Thiescourt abgewiesen; Teile unserer vorderen Linie, in die er vorübergehend eindrang, wurden wieder gefäubert. Ebenso hielten wir unsere bis zur Oise   an­schließenden Linien gegen harnäckige Angriffe des Gegners; bis zum Abend war der Feind in seine Ausgangsstellungen zurüd­geworfen.

Zwischen Dise und Aisne   nahm der Feuerkampf am Nach­mittage wieder große Stärke an. Gegen Abend setzte der Feind feine Infanterieangriffe gegen Carlepont und Nouvron fort. Auf beiden Angriffsflügeln wurde er im Nahkampf abgewiesen; in der Mitte der Front hielt unser Artilleriefeuer die Infanterie des Feindes vor unseren Stellungen nieder.

Heeresgruppe Gallwit. Zwischen Maas   und Mosel   drangen unsere Erkundungs­abteilungen mehrfach in die feindlichen Gräben ein.

Leutnant Veltjens errang seinen 29., 30. und 31., Vize­feldwebel May feinen 31., 22. und 23., Leutnant Roeth feinen 22. Luftfieg. Der Erfte Generalquartiermeister.

Berlin  , 19. August. Amtlich.

Ludendorff.

Neue Erfolge unserer Mittelmeer  - U- Boote vier Dampfer von zusammen etwa

16 000 Br. Reg.-To.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Der österreichische Bericht.

Wien  , 20. Auguft. Amtlich wird verlautbart:

In der Nacht zum 19. vollfährten südlich des Sasso Rosso unsere Sturmtrupps einen erfolgreichen Vorstoß in die feindlichen Linien. Jm Asolone- Gebiet wurden italienische Erkundungs­abteilungen abgewiesen.

Der Chef des Generalstabes.