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Enzland zu r<§c«ön scheint, die aus der Rede Balfiours deutlich spricht, oder die Gesinnung, die uns m dem Prozeß des Pemberton Billing entgegentritt, wenn ich glauben müßte, daß diese Gesin- nung für alle Ewigkeit die Oberhand in England hätte, dann würde auch ich dafür eintreten, daß der Kampf auf Leben und Tod aus- gefochten werden muß. Ich bin aber der festen Neberzeugung, daß vor Kriegsende überall eine geistige Auflehnung gegen diese Knock- out-Gefinuung kommen muß und kommen wird. Sonst bleibt die Verwirklichung der Völkerliga«in utopisches Kriegsziel. Ich wende mich jetzt zu den einzelnen Punkten der Rede des Herrn Balfo-ur. Balfour spricht zuerst von Belgien  . Der Herr Reichskanzler hat im vorigen Monat im Reichstag für jeden, der hören wollte, erklärt, daß wir nicht beabsichtigen, Belgien   in irgendeiner Form zu behalten. Belgien  solle nach dem Kriege als selbständiges Staatswesen, keinem als Vasall unterworfen, wiedererstehen. Mein« Herren, der Wiederherstellung Belgiens   steht nichts im Wege als der Kriegswillc unserer Feinde! Eine wie geringe Rolle aber die Rücksicht auf Belgien   heute in den Rechnungen der Entente spielt, zeigt am deutlichsten ein Jitat aus der amerikanischen   Presse, das Englands Propaganda- Min ister, Lord Northcliffe  , in einem seiner Blätter mit �begeisterter Zustim- mung abdruckt. Die ,.New Uork Times" schreibt: .Deutschlands   Beteuerung, daß es nicht die Absicht hat, Belgien   zu behalten, hat weder Interesse noch Wert. Die Alliier- tcn werden Deutschland   aus Belgien   und Frankreich   vertreiben." Hierzu sagt Lord Northcliffe  (.Evening News" vom 16. Juli 1918): Wir sind hocherfreut, eine so klare und klingende Stimme aus Amerika   zu vernehmen. So soll man sprechen: Deutschland  soll vernichtet werden, im Sinn« derNew Dort Times". Wir meinen vernichtet durch blutige und absolut unheilvolle Nieder- läge auf den: Schlachtfelde, so daß von Deutschlands   nichts übrig bleibt, als die Knochen seiner toten Soldaten in Frankreich   und Belgien  . Es gibt keinen anderen.Weg." So sprechen die Beschützer, die um Belgiens   willen das Schwert ergriffen Hadem Die zweite Anklage BalfourS geht gegen unsere Ostpolitik. Ich antworte ihm darauf: Der Brest  -Litowsker Friede kam zustande auf Grund der einen großen Ueber«instim- mung zwischen der russischen und der deutschen   Regierung, daß die jahrhundertelang unterdrückten Fremdvölker Rußlands   das von ihnen erstrebte nationale Eigendasein erhalten sollten. Diese Hebe rein st immung über das Schicksal der Rcmdvölker ist eine wcltbedeutende Tatsache, die sich aus der Geschichte nicht mehr auslöschen läßt. Nicht über das Ziel, wohl aber über die Methoden und Wege, die zum Eigendasein der Völker führen sollten, gingen die russische und deutsche   Auffassung auseinander. Unsere Auf- fassung ist nach wie vor. daß der Weg zur Freiheit nicht über Anarchie und Massenmord führen darf. Zwischen der ersten Sprengung der Fesseln und der vollen SelbsthestimmungS- fähigkeit der Randvölker liegt ein natürliches Uebergangsstadium. Bis sich die ordnenden Kräfte in den verschiedenen� Ländern zu- sammenfinden, fühlt sich Deutschland   zum Schutz dieser Gemein- wesen berufen, im eigenen wie im allgemeinen Interesse, wie denn auch tatsächlich Deutschland   von nationalen Mehrheiten und natro- nalen Minderheiten gerufen worden ist. Der Brest  -Litowsker Frieden ist ein Rahmen; das Bild, da? darin entstehen wird, ist erst in seinen ersten Anfängen ent- warfen. Die deutsche   Regierung ist entschlossen, den erbetenen und gegebenen Schutz nicht zu einer gewaltsamen Annexion zu mißbrauchen, sondern den bisher unterdrückten. Völkern den Weg zur Freiheit, Ordnung und gegenseitigen Duldung zu öffnen. Meine Herren, England hat daI Recht verwirkt, moralisch für die russischen Randstaateu in die Schranken zu treten. In ihrer namenlosen Leidenszeit während des Krieges haben sie sich einmal über das andere an England um Unterstützung ihrer Sache ge- wandt, sie ist ihnen ständig versagt geblieben. Es gab eine Zeit, in der England das zaristische Rußland schärfer bekämpfte, als irgendeine andere Nation. Als aber während des Krieges da? za- ristiscfc Rußland im eigenen Lande unterdrückte, raubte und mor- dete, da hat England geschwiegen, ja mehr als daS, eS hat den ruf- fischen Tatbestand vor der Welt beschönigt und gefälscht. Und so mordete Rußland   dank Englands moralischer Unterstützung mit emer unerhörten, durckj das Gewissen der Welt nicht gehemmten Schwung- kraft. Der Hehler darf nicht Richter fein! Das Pro- blem der Fremdvölker, ja, das ganze russische   Problem wird von England ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der Erleichterung des englischen Krieges betrachtet. JeSe Verfassung ist England recht, die Rußland   als Kriegsmaschine tauglich erhält. Und wurde Iwan der Schreckliche   auferstehen und Rußland   zu neuem Kampfe zusammenschweißen, so würde er den Engländern ein willkKumener Bundesgenosse im Kreuzzug für Freiheit und Recht sein. Kann aber Rußland   keinen Krieg gegen Deutschland   mehr sichren, dann wenigstens einen Bürgerkrieg, damit.. keine Ruhe an Deutschlands   Ostfront- entstehen kann. Die Airerkennung der Tschecho-Slowaken, dieser landlosen Räuberbanden, als verbündete Macht ist der logische Schlußstein der eigentümlichen Form englischer Russen freundschaft. Die wirtschaftliche Notlage der von uns besetzten Gebiete ist ohne Zweifel schwer, aber es ist Zynismus im englischen Munde, davon bedauernd zu reden, denn Englands Hungerblockade richtet sich gegen die besetzten Gebiete ebenso, wie sie sich gegen uns richtet, gegen die Neutralen, gegen die ganze Welt! Balfour   bespricht unser Verhältnis zu iedem einzelnen dieser Randstaten. An erste Stelle setzt er die Behauptung, die deutsche Intervention in Finnland  hätte bezweckt. Finnland   in deutsche   Abhängigkeit zu bringen, mit anderen Worten, ein deutsches Portugal   zu schaffen. Welche uner- härte Herabwürdigung des finnischen   Unabhängigkeitskampfes, der seit Jahrzehnten alle ehrlichen Freunde kleiner Nationen begeistert hat! Aber Finnland   hat. scheint's, alle Sympathien in England verloren, seit es sich durch das englische Vorgehen in Nordrußland bedroht ftihlt und von der Verbindung mit der eisfreien Murman- küste nicht abgeschnitten werden will. Ueber unser Verhältnis zu den Ostseeproviuzen, zu Polen   und zur Ukraine   erhebt Herr Balfour   die ungeheuerliche Beschuldigung, wie seien mit diesen Ländern verfahren, sagen wir kurz, wie England mit Griechenland  , das heißt, wir hätten sie zum aktiven Heeresdienst gegen Deutschland   gepreßt. Kein e mi z« g e r  Soldat i st zum Heeresdienst aus diesen Ländern für Deutschlands   Sache gezwungen worden! Weiter, meine Herren, Balfours Anklage gegen die deutsch  - rumänische Politik: Hier ist England in der Rolle des Diebes, der ruft: Haltet den Dieb! Aber das Gedächtnis der Welt ist nicht ganz so kurz. Wer hat Rumänien   von seiner gesunden Tradition abgezogen? Glaubt Herr Balfour   nicht, daß Rumäniens   Schicksal besser gewesen wäre, wenn seine Regierung an der Neutralität treu festgehalten hätte? Im übrigen, mein« Herren, darf ich dar- an erinnern, daß die rumänische Presse selbst gerade in den letzten Tagen gegenüber den Behauptungen Braftanus und seiner Genossen betont, daß die Wahlen zu dem Parlament, auf dessen Mehrheit die Regieruna sich stützt,»rdnungSgemäß und dem VolkSempfinden entsprechend stattgefunden haben,»hne Einwirkung durch die deut- sche Regierun«. Ich komme nun zu dem, was Balfour  über die Kolonien sagt und zitiere ihn wörtlich:Wir haben unser Geksiet ausgedehnt, wir haben Teutschlands Kolonien genommen, und ich glaub« nichl, daß jemand, der deutsche kolonial« Methoden wirklich studiert hat, überrascht wird, wenn wir sagen, daß die Besserung groß ist." Dann
fährt er fort:Soll man Deutschland   die Kolomett zurückgeben und dadurch Deutschland   Unterseebasen auf allen großen Handelsstraßen der Welt, und dadurch den Welthandel zu Deutschlands   Verfügung stellen? Deutsche Herrschaft tn den Kolonien würde tyrannische Herrschaft über die Eingeborenen bedeuten und die Aufstellung großer schwarzer Armeen in Zentralafrika  ." Meine Herren, das heißt mit anderen Worten: England er- obert ein Land, behauptet, es besser regieren zu können, als sein rechtmäßiger Besitzer und leitet daraus den Anspruch ab, es zu annektieren. Mit dieser Argumentation könnte man eine englische Monroedoktrin fiir die Welt erklären. Ich möchte die folgenden Fragen stellen: Weiß der englische   Staatssekretär des Auswärtigen nichts von der Dezimierring der farbigen Bevölkerung in den verschiedenen Kolonien Afrikas   durch das Vorgehen der Entente, nichts von den iin Unterhaus zugegebenen Zwangsaushebungen in Britisch-Ost- afrika, nichts von den riesigen Arbeiter- und Soldatenheeren auS englischen und französischen   Kolonien? Hat er sich bei seinen Kol- legen vom englischen Kolonialamt erkundigt, was es bedeutet, mit Eingeborenen gegen Eingeborene Krieg zu führen? Hatereine Ahnung von dem unermeßlichen Schaden für die koloniale Sendung aller. Kulturvölker, der dar- auSentstehenmutz.daßmän Schwarze im Kampf gegen Weiße verwendet und nach Europa   bringt? Zweifelt Herr Balfour   ernstlich daran, daß das Schicksal ganz Afrikas   besser gewesen wäre, wenn England die Kongo  -Bkte nicht mißachtet hättet Hat er vergessen, daß Deutschland   die einzige kriegführende Macht ist, die die Abschaffung des Militarismus in Afrika   ausdrücklich unter ihre Kriegsziele aufgenommen hat? Ist Herr Balfour   heute berett, das Gleiche für England zu der- sprechen und mit französischen   Methoden und Churchillschen Plänen endgültig zu brechen? Meine Herren, ich erwarte keine Antwort auf diese Fragen. Die Balfoursche Rede sollte nicht der staatsmän- nischen Aufklärung diene«. Die Khaki-Wahlen werfen ihren Schat- tcn voraus! Die kurze Geschichte unserer Kolonien zeigt, daß wir weder in Afrika   noch in der Südfee aggressive Politik treiben wollten und getrieben haben. Wir erstreben keine Vorherrschaft uno kein Uebergewicht, wir wollen einen Ausgleich unter den Kolonial- stacrten..Wir wünschen eine Regelung der kolonialen Fragen nach dem Grundsatz, daß kolonialer Besitz den wirtschaftlichen Kräften der europäischen   Nationen entsprechen soll und ihrer in der Ge- schichte bewiesenen Würdigkeit, die ihnen anvertrauten farbigen Völker zu beschützen. Die wirtschaftliche Tüchtigkeit allein ist kein genügender Rechtstitel. Kolonisieren heißt Missionieren. Die- jenigen Staaten, die nach diesem Grundsatz vor dem Krieg« zu handeln bestrebt waren, die die Menschheit auch in den Farbigen achtete«, diese Nationen haben das moralische Recht erworben,.Kolonialmacht zu sein. Dieses Recht hatte sich Deutschland   vor deR Kriege er- warben. Die Besreierjjeste, mit der die Annexion der deutschen Kolonien als«in gottgewolltes Werk plausibel. gemacht wird, ist Blasphemie. Es erscheint Balfour   als etwas Selbstverständliches, den Raubinstinkt der englischen Imperialisten moralisch zu rechtfertigen. Es ist ihm so selbstverständlich, daß er nicht merkt, wie lächerlich es wirkt, in einem Atem das Streben Deutschlands   nach der allgemeinen Vorherr- schaft zu brandmarken und für sein Land ein offenes Bekenntnis zckr nnverschleierten Annexionspolitik m Afrika   und Asien   abzu- legen. Am Schluß der Rede des englischen Staatssekretärs des Aus- wärtigen steht der Satz, der Abgrund zwischen den Zentralmächten und den Alliierten sei so tief, daß er nicht überbrückt werden könne. Herr Balfour   kann weitergehen und ftir sich in Anspruch nehmen, daß er diesen Abgrund noch vertieft hat. Lassen Sie mich Ihnen ein Zitat aus Kants   Schrift zum ewigen Frieden anführen, Worte, die wie ein schwerer Vorwurf auf der ganzen Welt lasten: »Irgendein Vertrauen auf die DeukungSart des FeinbeS muß mitten im Kriege noch übrig bleiben, weil sonst auch kein Friede abgeschlossen werden könnte und die Feindseligkeiten in einen AnS- rottungskrieg ausschlagen würben." Sehen Sie, meine Herren, die Gesinnung des AusrottungSkricgeS zu erhalten, das gerade ist der Zweck solcher Reden, wie die deS Herrn Balfour. Irgendwann muß doch einmal zwi- scheu Volk und Volk so etwas aufkeimen wie eine Regung von Vertrauen. Irgendwann mutz sich die der- geivaltigte menschliche Natur aufbäumen gegen jene Irrlehre des Hasses, die in ihr die fteftnnerfte Gemeinsamkeit der Menschen zu ersticken droht. Diese Reaktion fürchtet Balfour  , und das ist es gerade, warum er seine Anklage nickt allein gegen die deutsche Regierung richtet, sondern gegen daS deutsche   Volk selbst und sein eigenstes Wesen. Meine Herren, die psychologische Situation, aus der heraus der britische Staatsmann handelt, ist klar: DieFeindewollen keinen Frieden durch Verhandlungen. Noch einmal geht eine Welle de? Uebermutes durch ihre Völker, wie nach dem Eintritt Italiens  , wie nach dem Eintritt Rumäniens  , wie nach jedem vorübergehenden, politischen oder militärischen Erfolge, und schon sind wieder die alten Kriegsziele bei der Hand, die in den noch nicht gekündigten Geheimverträgen so deutlich festgelegt sind. Der Ententekrieg geht heute wiederum um Raub und Ruhm. Aus diesem Tatbestand ergibt sich klar die Schlußfolgerung: W i r müssen die Balfoursche Rede hinnehmen als einen Aufruf an das deutsche   Volk, im fünften KriegSjahre von neuem all« feine Kräfte des Leidens. Kämpfens und SieaenS zusammenzuraf. fen, wie in der großen Erhebung vom August 1914. Eine weitere Schlußfolgerung scheint sich zu ergeben: Sollen wir gefühlsmäßig reagieren, sollen wir uns ebenfalls auf den Boden des Bernichtungswillcns, der Knock-out-Politik stellen und mit allen icnen Zielen brechen, hinter denen der Gedanke der Bölkcrversöh- nung steht, nur deswegen, weil den Feinden die Grundlage der notwendigen Gesinnung fehlt? Meine Herren, ich lehne diese Politik ab. Sie wäre die denkbar größte Erleichterung deS feindlichen Krieges, wir würden uns die Gesetze des politischen Handelns vom Gegner diktieren lassen. Lassen wir uns durch Herrn Balfour nicht täuschen! Balfour   wehrt sich mit scharfem Blick gegen eine drohende, wenn auch noch weit entfernte Friedensmöglichkeit. Wenn die feind- lichen Diplomaten vor dem Kriege so wachsam sich gegen den drohenden Krieg gewehrt hätten, wie heute gegen den drohenden Frieden, weiß Gott  , meine Herren, dann-hätte es keinen Weltkrieg gegeben. Meine Herren, in allen Ländern gibt eS heute Grup­pen und Menschen, die man als Zentren des europäischen   Ge- Wissens bezeichnen kann. Denken Sie nicht an einzelne Namen, weder bei uns, noch im Feindesland. In diesen Zentren regt sich so etwas wie eine Erkenntnis, daß der Weg ins Freie nur gefun- den werden kann, wenn die kriegführenden Nationen zu dem Be- wutztsein ihrer gemeinsamen Aufgaben»urückerwachen. Wie vermeiden wir künstige Kriege? Me erzielen wir die Wirksamkeit internationaler Abmachungen auch bei einem neuen Kriege? Wie stellen wie die Nichtkombattanten sicher? Wie ersparen wir eS den neu- tralen Staaten in Zukunft, daß sie für ihre Friedfertigkeit büßen müssen? Wie schützen wir nationale Minderheiten? Wie regeln wir unsere gemeinsame Ehrenpflicht gegenüber den minderjährigen Rassen dieser Welt? Meine Herren, das sind alles brennende M e n s ch h e i t s- fragen. Hinter ihnen steht die Stimmung von Millionen, hinter
ihnen steht ein unsägliches Leid, stehen unerhörte Erlebnisse. Gerade unter den Kämpfern, unter denen, die gefallen sind, in allen Ländern, unter denen, die Kraft, Gesundheit oder Lebensfreude, verloren haben, hat es tausende gegeben, denen das Opfer leicht fiel, weil sie den Glauben nicht verloren hatten, daß aus dem an- gesammelten Leid, aus all der Not und Oual eine bessere Welt erstehen würde, die ihren Kindern und Enkeln Ruhe und Sicherheit, den Völkern aber untereinander den guten Willen verbürgte. Meine Herren, der Siegeszug dieser gemeinsamen Ziele ist sicher. Herr Balfour   kann ihn hinausschieben, aber er kann ihn nicht ver, hindern.
Spaniens   Neutralität. Vereinbarungen zum Schutz spanischer Lebensinteressen. San Sebastian  , 19, August.(Reuter.) Dato veröffentlicht eine Erklärung, in der er nach einer scharfen Kritik an den Zeitungen, die es für zweckmäßig gehalten haben, gegen Verein- barungen zu schreiben, die von der spanischen   Regierung zum Schutze der Lrbcnsinteressen der Ration beschlossen worden seien, sagte, Spanien   wolle nicht in den Krieg eintreten, da es keinen Grund zur Teilnahme habe. Es würde sein Borgehen ans kluge und energische Bertridigung beschränken, ohne eine kriegerische Haltung einzunehmen, die niemals beabsichtigt gewesen sei. Der Sinn dieser Erklärung ist offenbar der, daß Spanien  , ohne in den Krieg einzutreten, seine Interessen als neutraler Staat der- fechten will. Welcher Art die Vereinbarungen find, die zum Schutze der spanischen   Lebensintereffen getroffen worden sein sollen, geht aus ihr nicht hervor, vielleicht beruht der Gebrauch des Wortes .Vereinbarungen" auch auf einer falschen Uebersetzung. Die Zeitungen aber, gegen die sich die Erklärung Datos richtet, sind offenbar diejenigen, welche verlangen, Spanien   möge wegen der Schädigung seiner Handelsflotte durch den un- beschränkten U-Boot-Krieg bisher etwa ein Fünftel ihres Bestandes als kriegführende Macht an die Seite der Entente treten. Die spanische Regie, ung zeigt keine Lust, solche Ratschläge, die nur zum Schaden des spanischen   Bolkes sind, zu befolgen und kann sich dabei auf die Stimmung des Volkes stützen, das trotz aller Arbeit der ententefreundlichen Kreise friedlich gesonnen ist. Sie wird dabei, um sicheren Boden unter den Füßen zu behalten, .Erfolge ihrer auf friedliche Vereinbarungen gerichteten Politik brauchen, auf die sie zur Beruhigung der oppositionellen Propa- ganda hinweisen kann. Nach einer Meldung der.Post" soll denn auch tatsächlich der spanischen   Regierung bezüglich des U-Boot-Kriegs .das weiteste Entgegenkommen bezeigt werden".
polen  . Ueber die boraussichtliche Lösung des polnischen Problems sind in letzter Zeit mehrfach Meldungen von der österreichischen Presse verbreitet worden, die einer gewissen Korrektur bedür- fen. Bekanntlich hat die Politik der Mittelmächte zeitweilig stark zwischen zwei Lösungen geschwankt, deren eine als die sogenannteaustro-polnische" bezeichnet wird und den engen Anschluß Polens   an die österreichische Monarchie erstrebt. Wie die Dinge liegen, scheint dieses Projekt nicht zur Verwirklichung zu gelangen. Die Polen   worunter in diesem Falle aller- dings nur die jetzige polnische Regierung in W a r s ch a u zu verstehen ist neigen dazu, ihr junges Staats- wesen an das innerlich weniger komplizierte Deutsche Reich anzulehnen. Die polnische Regierung soll sogar bereit sein, zur Erreichung dieser LLsmrg gewisse Zuge- ständnisse an Deutschland   zu machen; wie wir hören, gehört hierzu auch daS Zugeständnis gewisser Grenzberichti- gungen. Es handelt sich dabei nach unserer Information um verhältnismäßig kleine und dünn besiedelte Gebiete, auf welche die deutsche Oberste Heeresleitung im Jnter- esse eines gesicherten Grenzschutzes nicht verzichten zu könney glaubt und die anderseits von den Polen   nicht für unumgäng- tich zum Bestand ihres Reiches notwendig gehalten werden. Man hofft in deutschen   Kreisen, über diese Regelung sowohl mit der polnischen wie mit der österreichischen   Regierung ein Einverständnis zu erzielen. Uns erscheint es allerdings besonders wichtig, mit dem polnischen Volk selber ins Einverständnis zu kommen. Gewiß ist es jetzt schwer, zu sagen, wie das polnische Volk denkt, wie z. B. die Entwicklung der Ereignisse in Rußland   auf seine staatlichen Wünsche eingewirkt hat. Wer es gibt anderer- seits Mittel, diese Meinung zu erforschen nämlich die Volksabstimmung. Sie würde sehr bald Klarheit schaffen.
die polnischen Minüestforüerungen. Wien  , 29. August. DieNeue Freie Presse" meldet aus Krakau  : Einer Warschauer   Meldung zufolge werden in informierten War- schauer Kreisen als sogenannte Mindestforderungen, welche den Ausgangspunkt der Verhandlungen zwischen dem Prinzen Radzi- will und dem Deutschen Hauptquartier bildeten, genannt: Sicherung der Erhaltung der jetzigen West grenze Polens  , Anerken- nung der B u g» L i n i e als Grenze im Osten, Zuteilung von ge- wissen litauischen Territorien an Polen   gegen eventuelle Abtrennung von drei Bezirken im Gouvernement Suwalki an Litauen  , der Zutritt zur Ostsee   durch Neutralisierung des Weichselunterlaufs und der entlang dieses Unterlaufs führenden Eisenbahnlinie, sowie die Anerkennung Danzigs   als Freihafen, die Nebergabe der Ziivlverwaltung und des Finanzwesens an die polnischen Behörden, die sofortige Erhöhung der polnischen Wehr- macht auf eine Stärke von 20 000 Mann und nach ihrer Umbildung in Kadern die sofortige Einberufung deS vollen Jahrgangs.
Zeitungsstimmen zum Oftproblem. Es bestätigt sich, daß entgegen dem ersten Eindruck über das Ergebnis der Kaiserbegegnung im Großen Hauptquartier   eine definitive Regelung der polnischen Frage nicht erfolgt ist. Graf Burian hat in einem Interview erklärt, ein Eingehen in Einzelfragen sei nicht möglich gewesen, und nur ei» Kalendarium für weitere Verhandlungen geschaffen worden. Der Wiener  Korrespondent deZ.Berliner Tageblatt" erfährt, daß das österreichische Ministerium deS Aeußeren an der austro- polnischen Lösung festhalte, ohne andere Möglichkeiten ahsolut auszuschließen. Die Kandidatur des Erzherzogs Karl Stephan   werde in Wien   nicht abgelehnt. habe aber zur Voraussetzung, daß durch den Verzicht auf die austropolnische Lösung keine Jrredenta in Galizien   entstehe. Die galizianischen Polen   müßten darum erst gehört werden. Offenbar hat auch die Reise des Prinzen Radziwill nach Wien   eine Ver- siändigung zwischen de» Warschauer und Krakauer Polen zum Zwecke. Die.«off. Ztg." schätzt' die österreichischen Widerstände oßen-