Nr. 230. 35. Jahrg.
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„ Sozialdemokrat Berlin".
Vorwärts
Berliner Volksblatt.
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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsvrecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.
Donnerstag, den 22. August 1918.
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 15190-151 97.
Englische Vorstöße bei Neuf Berquin und Merville Zwischen Avre und Oise feindliche Angriffe gescheitert- Seit 8. August über 500 feindliche Tanks zerstört Französischer Großangriff auf 25 Kilometer Breite zwischen Oise und Aisne Der Durchbruchsversuch trok rücksichtslosem Kräfteeinsatzes in unseren vordersten Linien gescheitert.
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Berlin , 21. August 1918, a bends. Amtlich. In Flandern Teilkämpfe weftlich des Kemmel. Nördlich der Ancre brachen starke auf breiter Front in Richtung Bapaume geführte Angriffe der Engländer unter schweren Verlusten zusammen. Erneuter Durchbruchsversuch der Franzosen zwischen Dise und Aisne ist gescheitert.
Amtlich. Großes Hauptquartier, 21. August 1918.( W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht
Bei Neuf Berquin, Merville und südlich der Lys schlugen die im Borgelände unserer neuen Linien belassenen Infanterieabteilungen mehrfach englische Borstöße und Teilangriffe zurück. Maschinengewehre und Artillerie fügten dem Feinde hierbei empfindliche Verluste zu. Infanteriegefechte beiderseits der Scarpe und nördlich der Ancre.
Heeresgruppe Generalobert v. Boehn.
Nordwestlich von Roye schlug eine seit dem 9. August an Brennpunkten des Kampfes fechtende aus Garde- und niedersächsischen Reserveregimentern bestehende Division erneute starte Angriffe des Feindes ab. Jm eigenen Borstoß in die feindlichen Linien machte sie Gefangene. Zwischen Avre und Dise steigerte sich der Artilleriekampf am Nachmittage zu großer Stärke.
Die Kämpfe der Sowjet- Regierung.
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Beiderseit& von Crapeausmesnil, nördlich und südlich von Lassigny und auf den Höhen füdwestlich von Noyon stieß der Feind mehrmals zu starken Angriffen vor; sie brachen in unserem Feuer oder im Gegenstoß zusammen. Auf dem Schlachtfelde zwischen Ancre und Avre wurden nach Meldung der Truppen seit dem 8. August bisher mehr als. 500 feindliche Panzerwagen durch unsere Waffenwirkung zerstört.
Zwischen Dise und Aisne hat gestern der seit einigen Tagen erwartete, am 18. und 19. August durch starke Angriffe eingeNach leitete erneute Durchbruchsversuch des Feindes begonnen. stärkster Feuersteigerung griffen weiße und schwarze Franzosen am frühen Morgen in tiefer Gliederung, unterstützt durch zahlreiche Panzerwagen auf 25 Kilometer breiter Front an. Sie brangen stellenweise in unsere vorderen Linien ein. Gegen Mittag war der erste Ansturm des Feindes in unsere Infanteriekampfstellungen in der Linie Carlepont südlich von BlerancourtBezaponin- Pommiers gebrochen. Kraftvoller Gegenangriff deutscher Jägerregimenter warf den vorübergehend auf dem Juvignyrücken vorstoßenden Feind auf Bieury zurück. Bis in die späten Abendstunden hinein setzte der Franzose seine er= bitterten Angriffe fort. Sie brachen an der ganzen Front im Feuer unserer Artillerie, teilweise in unseren Gegenstößen zusammen.
Die Durchbruchsversuche des Feindes find trotz rücksichtslosen Kräfteeinsatzes und unter schwersten Verlusten am ersten Schlachttage gescheitert.
Schlachtflieger hatten an der Abwehr der Angriffe wirksamen Anteil. In nächtlichen Flügen griffen unsere Bombengeschwader den im Angriffsgebiet dicht gedrängten Gegner in Ortschaften, auf Bahnen und Straßen erfolgreich mit Bomben- und Maschinengewehrfener an. Der Erfte Generalquartiermeister.
Ludendorff.
Der österreichische Bericht.
28ien, 21. Auguft. Amtlich wird verlautbart:
Bei Bervesa versuchten italienische Erkundungsabteilungen auf dem Ostufer des Piave Fuß zu fassen. Sie wurden aufgerieben; sonst vielfach Artilleriekampf.
In Albanirn keine besonderen Ereignisse.
Der Chef des Generalstabes.
unferes Feindes, im Kasan - Rayon vorwärtszukommen, scheitern an der Standhaftigkeit unserer Truppen, die die Dörfer Jljinskaja und Sochonewo besetzten und zwei Geschüße und drei Maschinengewehre erbeuteten.
Der Volkskommissar Kredom bezeichnete auf seiner Durch reise nach Moskau die Lage bei Archangelsk als vollkommen sicher für die Sowjettruppen. Der Versuch des Gegners, von Onega vorrückend die Eisenbahnlinie abzuschneiden, habe mit einem vollstän
Mißerfolg der Entente im Murman . Irgendeine entscheidende Wendung haben die Kämpfe, welche die Sowjetregierung mit ihren zahlreichen Gegnern führt, auch in ben letzten Tagen nicht genommen, doch verstärkt sich der Eindruck einer wachsenden militärischen Widerstandsfähigkeit. Die schon fast verzweifelte Lage der von allen Seiten eingefreisten Räteregierung digen Mißerfolg geendet! scheint wenigstens stellenweise eine gewisse revolutionäre Energie ausgelöst zu haben. Ob diese freilich angesichts der allgemeinen Unordnung ausreichen wird, um positive Erfolge zu erzielen, muß abgewartet werden. Der Sowjetregierung fommt es zugute, daß ihre Gegner teilweise, wie die Tschechoslowaken, weißen Garden usw. wohl auch nur auf einer sehr niedrigen Stufe der militärischen Disziplin und Leistungsfähigkeit stehen, während der andere Teil ihrer Gegner, die geschulten Ententetruppen, durch schlechte Verbindungen und große Entfernungen behindert und wenig zahlreich ist. Die Petersburger Telegraphen- Agentur veröffentlicht folgenden offiziellen Kriegsbericht vom 17. August 1918:
Der neue Burgfrieden und das alte Preußen.
In der alldeutschen und der konservativen Presse ist in den letzten Tagen viel von einem neuen Burgfrieden die Rede, der angesichts des Ernstes der Lage abgeschlossen werden soll. Wir haben neulich zu einem derartigen Vorschlage bemerkt, er scheine darauf hinauszulaufen, daß nach alldeutsch - konservativen Rezepten regiert werden soll und daß die andern dazu den Mund zu halten hätten. So, fügten wir hinzu, gehe das aber nicht!
Die Kreuz- Zeitung " liest aus dieser Bemerkung das Bekenntnis heraus, daß die Linke einen Burgfrieden„ eben nicht will". Wir hingegen schließen aus der Haltung des konservativen Blattes, daß unsere Vermutung vollkommen richtig war, und daß die Rechte den von ihr vorgeschlagenen Burgfrieden an Bedingungen knüpft, die für die Linke und ganz besonders für die Arbeiterschaft ganz unannehmbar find. Die Kreuz- Zeitung " schreibt nämlich:
Tatsächlich ist er( der Burgfrieden) ja auch von Anfang an zu ihren( der Linken) Gunsten gebrochen worden, indem die Regierung über das hinaus, was zum Leben des Staates und der Kriegführung unbedingt nötig war, Veränderungen im Staatsleben nach den Wünschen der Linken in Vorschlag brachte. Der Kampf um die preußische Wahlrechtsreform 3. B. muß nun durchgefochten werden, nachdem dieser Grisapfel einmal ins Bolt hineingeschleudert worden ist. Das einzige, was geschehen kann und freilich auch geschehen müßte, wäre eine größere Zurückhaltung in der Polemit und eine größere Mäßigung in der Form, in der sie geführt wird. Aber Bemerkungen, wie die obige des Vorwärts", wie schwer auch das durchzuführen sein wird. Denn nur bei einer gewissen Gegenseitigkeit läßt sich ein einigermaßen burgfriedlicher Ton auf die Dauer aufrechterhalten.
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Das ist ganz die von uns gekennzeichnete Art des Burgfriedens, die einzig zum Vorteil der glücklichen Besitzenden gedacht ist. Die Sozialdemokratie hat das gleiche Wahlrecht in Preußen verlangt, nicht weil sie mit seiner Einführung aus innerpolitischen Gründen nicht mehr warten könnte, sondern weil sie die Wahlreform als etwas betrachtet, vas zum Leben des Staates und der Striegführung, unbedingt nötig ist." Den Gegnern war es unbenommen, trotz Burgfrieden gegen diese Meinung zu polemisieren, so lange sie nur die Meinung einer Partei war. Aber sehr rasch verbreitete sie sich mit unwiderstehlicher Straft in weite Streise, die sonst übertrieben radikaler Gesinnung durchaus nicht verdächtig sind, und schließlich bekannte sich auch die Krone und die Regierung zu ihr. Der gegenwärtige Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums Dr. Friedberg ist ein alter eingeVon der tschechoslowakischen Front meldet. P. T. A. , schworener Feind des gleichen Wahlrechts, er hat sich aber daß die Arbeiter der Werke des südlichen Urals sich wie ein Mann zu ihm bekannt aus nationalen Gründen, aus der Ergegen die Tschechoslowaken erhoben und erhebliche Erfolge errungen fenntnis heraus, daß das gleiche Wahlrecht gerade„ zum Leben hätten. Ihr Angriff entwickelte sich weiter mit großem Erfolg, da des Staates und der Kriegführung unbedingt nötig ist". die Bevölkerung ihnen beistehe. Es sei ihnen gelungen, die Tschecho- Die Konservativen haben sich durch keinerlei burgfriedslowaken von der Bjelaja zurückzudrängen. Damit sei die Haupt- liche Rücksichten davon abhalten lassen, gegen die Minister, verkehrsader für die Verschiffung des Ufagetreides nach dem Zen- die für das gleiche Wahlrecht eintraten, einen wütenden trum Rußlands wieder eröffnet. Auch von andern Stellen meldet Stampf zu eröffnen. Und auch jetzt schreibt das konservative P. T. A. ein Zurüdweichen der Tschechoslowaken. Bei diesen sind Hauptorgan:" Der Kampf um die preußische Wahlreform die Generäle Schtscherbatschet, der frühere Oberbefehlshaber an der muß durchgefochten werden." Das heißt im Munde der rumänischen Front, und General Tscheremissow, der frühere Ober- Kreuz- 3tg." doch nichts anderes, als daß die Konservativen befehlshaber der Nordfront, eingetroffen und haben ihre Dienste fortfahren werden, das von der Krone als deutsche Lebensangeboten. notwendigkeit erkannte gleiche Wahlrecht mit allen Mitteln zu bekämpfen, daß sie nicht ablassen werden von dem Versuch, das Volk um die Erfüllung eines königlichen Versprechens zu prellen und die Wahlreform zu einer Schandund Spottgeburt zu verstümmeln. Dazu aber sollen Krone, - im Interesse des Burgfriedens! Wir können nur nachdrücklich wiederholen: So geht das nicht!" Des Ernſtes der Zeit sind wir uns wohl bewußt und haben ihn hier stets gepredigt, während an anderen Stellen noch die heitersten Annerionsziele bertreten wurden. Für eine Zusammenfassung aller Kräfte zum Zwecke der Verteidigung treten wir nach wie vor ein und halten sie für notwendiger denn je. Diese Zusammenfassung aller Sträfte ist aber nur möglich. wenn die bisher Bevorrechteten einen Beweis ihrer patriotischen Opferwilligkeit erbringen, sie ist Haag, 20. Auguft.( Korrespondenz- Bureau.) Es wurde ein nur möglich im Zeichen der Freiheit. Neuere Berichte wissen namentlich von Erfolgen an der Mur Gesezentwurf zur Erhöhung des Etats der Auswärtigen Angelegen- Im Zeichen der Freiheit ist ja auch schon vor mehr als manfront zu melden. So bejagt eine Nachricht der P. T. A. vom Heiten für 1918 um 25 000 Gulden eingebracht. Aus dieser Summe hundert Jahren der Strieg gegen Napoleon zu einem guten 20. August: sollen Beiträge zu den Kosten für die Errichtung eines Ende geführt worden. Nicht für das alte Preußen, sondern Anglo- Franzosen, die sich mit den Tchechoslowaten vereinigen internationalen Vermittelungsinstituts im Haag für das neue Deutschland , das werden sollte, fetten wollten, erlitten in der Richtung auf Onega eine schwere und ein jährlicher Zuschuß an diese Stiftung geleistet werden. sich die hervorragendsten Geister des Landes an die Spitze Niederlage. Unsere Truppen schreiten vorwärts und be= Es ist sehr erfreulich, daß während des Weltkrieges auch einmal der Bewegung, nicht für Junkerprivilegien, sondern für. jetzten die Station Tichekujemo, 80 Werst vor Archangelst, zwischen Onega und Obojerst. Außerdem fiel ein Dampfschiff des Geg- Geld für den Zweck der internationalen Verständigung aufgewendet Volksrechte opferte und blutete das Volt. ners in unsere Hände. 50 Werft östlich von Oboserst ist der Feind wird. Der Skeptiker könnte hinzufügen: beinahe so viel, als eine bor dem Dorfe Seleztaja zurüdgeschlagen. Die Versuche leinzige Sekunde des Weltkrieges loftet...
Nordostfront: Unsere Abteilungen besetzten im Vormarsch längs dem Fluise Onega das Dorf Purgassowo. Südfront: In der Richtung nach Kamyschinst wiesen wir Nach Meldungen aus Stockholm ist im Gouvernement Twer den Angriff des Gegners auf das Dorf Orechowo ab. Oftfront: Richtung Alapajewst: Zusammenstöße von Er- eine Gegenrevolution gegen die Sowjetvegierung ausgebrochen, fundungsabteilungen. Die 34-35 Werst von Alapajemst ent ebenso in jatka. fernte gesprengte Eisenbahnstrecke wurde von uns wieder hergestellt. In der Richtung nach Lyswensk besetzten wir die Dörfer Der Michlewo, Krutoj Log und die Station Normowischtsche. Gegner zieht sich nach umbsch zurück. Durch Beschädigung des
Außerordentlicher spanischer Ministerrat.
San Sebastian , 20. August.( Havas.) Heute morgen fand unter Eisenbahngleises wird die Verfolgung aufgehalten. In der Rich- dem Vorsiz Mauras eine Sigung des Ministerrates statt, die nicht tung auf Krasnoufinsk gingen wir nach hartnäckigem Kampfe bis nach Alanowskoie zurüd. Bei dem Dorfe Kirigischanskaja angekündigt war. Außer dem Finanzminister Besada waren fämt wird gekämpft. Im Rayon von Kajan finden heftige Kämpfe liche Minister anwesend. statt, jedoch ohne sichtbare Ergebnisse. In der Richtung auf Simbirst entwidelt sich ein Angriff des Gegners auf Opolicha, WoTosnikosta und Sophinowych. Wir entwickelten heftiges ArtilIeriefeuer auf Wyry und das Eisenbahngleis zwischen Wyry und Ochotnitschja und drangen bis zur Station Whry vor. Auf der übrigen Front ohne Veränderung.
Errichtung eines internationalen Vermittelungsinstituts.
Regierung und Volk schweigen
Und jetzt, nach mehr als einem Jahrhundert, in dem der demokratische Gedanke seinen Siegeszug durch die ganze Welt