reit, cm ihren eigenen Völkern, die, wenn sie wirklich unterdrückt sind, unter den Folgen der Kriegsverlängerung doppelt leiden, eben weil sie unterdrückt sind. Wilson hat bisher das unwürdige Spiel, die kleinen Völler alz Schachfiguren im Kampf der Großen zu mißbrauchen, nicht mit- gemacht. Nur eine polnische Nationalvertretung ist von ihm anerkannt worden, wobei wohl die alte polenfreundliche Erinnerung an ihre Freiheitskriege und der gesellschaftliche Einfluß hervor- ragender Polen in den Vereinigten Staaten eine Rolle spielte. Die tschechische und südslawische Nationalvertretung ist von ihm noch nicht anerkannt. Er hat selbst die Einmischung in die inneren Verhältnisse der Staaten als kriegverlängernd verpönt. Man darf also wohl mit Spannung zusehen, ob es den englischen Prvpagan- disten gelingen wird, ihn in eine Linie mit dem britischen Kabinett zu bringen.
Kabinettsbilüung mit �inöermj?en. Holland auf der Ministersuche. Amsterdam , 21. August. Wie ein hiesiges Blatt aus Apeldoorn vom 20. erfährt, empfing gestern die Königin den ftüheren Minister C o l i j n in Audienz. Der Minister hat sich bisher nicht g e- äußert, ob er die Kabinettsbildung auf sich nehmen wird oder nicht. Dieses ist nun schon der Dritte, der nicht Ministerpräsident in Holland werden will. Amsterdam , 21. August. Die Tatsache, daß es nicht gelungen ist, ein Ministerium zu bilden, gibt einem Teil der holländischen Presse Veranlassung zu einer mehr oder weniger scharfen Kritik. Das Streben des als KabinettsformatorS zurückgetretenen Mon- fignore N o l e n s war darauf gerichtet, ein Ministerium der Rech- ten zu bilden. Es scheint, daß auch die von der Königin zu Rate ge- zogenen Mitglieder der� Linken der Königin zur Bildung eines Kabinetts der Rechten geraten haben, obwohl die Rechte in der neuen Kammer keine Mehrheit hat. Wenigstens hat die Königin in den letzten Tagen ausschließlich mit Staatsmännern der Rechten über das neu zu bildende Kabinett konferiert.
Die Versenkung des Dupctit-Thonars. Berlin . 20. August. Der nach feindlicher Meldung versenkte französische Panzerkreuzer Dupetit-ThouarS wurde durch eins unserer U-Boote am 7. August im Atlantischen Ozean vernichtet, während er als Führer schiff einen starken Transport von Amerika nach Frankreich geleitete. Der Chef des AdmiralstabeS der Marine. Oesterreichifch-italicnische KriegSgefangenen-Konfereuz. Bern . 20. August. Nach einer Meldung der Schweizerischen Depeschen- Agentur wurde hier in Anwesenheit des Bundespräsidenten und de? Vizepräsidenten Müller eine Konferenz über Kriegs« gefangenenfragen zwischen Vertretern Oesterreich-UngarnS und Italiens eröffnet.
Die Parteiführer beim Vizekanzler. Keine Einberufung des Reichstags. Berlin , 21. August. Amtlich. Der Stellvertreter des Reichskanzlers hat heute im Beisein des Staats- sekretärS v. H i n tz e die Führer der Reichstagsfraktionen zu einer mehrstündigen Beratung empfangen. f s wurden zunächst die deutsch -russischen Z u s a tz v e r- e zum Brest er Friedensschluß und deren geschäftliche Behandlung erörtert. Die Mehrheit der Ab- geordneten vertrat dabei die Anstcht, daß auch nach dem Ab- schluß der zurzeit noch schwebenden Verhandlungen mit Ruß- land von einer sofortigen Einberufung des Reichstags abgesehen werden könnte. Ter Staatssekretär des Auswärtigen Amtes gab im An- schluß daran nähere Auskunft über die außenpolitische Lage und über die Ergebnisse d e r B e r a t u n g e n, die vor kürzem im Beisein österreichisch-ungarischer Staatsmänner und nach Anhörung von Vertretern Polens im großen Haupt- quartier stattgefunden haben.
tzunüert Jahre basischer Verfassung. Eine Kundgebung des Grotzherzogs. Das Großherzogtum Baden feiert heute den hundertsten Gedenktag seiner Verfassung. Der regierend« Großherzog Friedrich erläßt zu diesem Tage ein« Kundgebung, in der es heißt: tzckite vor 100 Jahren hat mein Vorfahre Grohherzog Karl dem badischen Volke die Verfassung gegeben. Vertrauen und Liebe zum Volke waren Quelle und Seele dieses Gesetz- gebungswerkes. Mit dankbarer Freude iig Lande selbst entgegen- genommen, mit Anerkennung gewürdigt im weiteren Vaterlande, galt die Verfassung damals als Beginn und Grundlage eines neuen staatlichen Lebens. Fürst und Volk waren entschlossen, nach schwerer Kricgszeit zum Wiederaufbau und zur Fortcnwicklung des vom Großherzog Karl Friedrich gesegneten Andenkens gebildeten Staates in inniger Gemeinschaft zusammen zu wirken. In dem seither verflossenen Jahrhundert wurden diese Hofsnungen nicht enttäuscht. Die zur Mitarbeit berufenen Voltskräfte haben sich tüchtig ge- regt und kraftvoll entfaltet. Der badische Staat ist zu einer festgefügten Einheit, das badische Volk zu einem geschlossenen Ganzen von besonderer Eigenart geworden, die von Mir und von jedem Badenser hoch gewertet wird. In guten wie in schlimmen Tagen hat das VerfassungSwer? sich bewährt als Grundfeste ba- bischer Freiheit und Ordnung. So weit die Verfassung Badens von unseren demokrati- scheu Zielen noch entfernt bleibt, so ist doch anzuerkennen, daß sie sich organisch weiterentwickelt hat, bis sie im Jahre 1904 zum allgemeinen gleichen Wahlrecht gedieh. Von liberaler Seite ist diese Entwicklung oft und mit Recht Preußen als Muster vorgehalten worden. In Preußen blieb das Verfossungsvcrsprechen der Freiheitskriege uncingelöst. bis das Jahr 1848 seine Erfüllung erzwang, in der Gegenrevo- lution wurde das Wahlrecht zurückgeschraubt mit dem Er- folge, daß wir jetzt noch im schwersten aller Kriege um das gleiche Wahlrecht m Preußen zu ringen haben. Auch Baden hat feine sozialen und politischen Kämpfe, aber viel über- flüssige Bitterkeit, die wir in Preußen bis zum Grund aus- zukosten haben, ist ihm erspart geblieben. Ter Aufruf des Großherzogs von Baden bildet daher eine Kritik an Preuß e'n. eine ungewollte zwar, darum aber nur eine desto schärferei
Die Not öer unteren Seamten. Ter Ruf nach Teuerungszulage. Der geschäftsführende Ausschuß der unteren Beamten, der 3000«) Mitglieder vereinigt, hat soeben folgende Ent- schließung gesaßt:
.Die in der Sozialen Arbeitsgemeinschaft ver» einigten Verbände dev unteren Beamten im Reichs-, Staats- und Kommunaldienst erwarten, daß angesichts der gewaltigen Preis- steigerungen auf allen Gebieten der Lebenshaltung und in An- betracht des unablässigen Sinkens des Geldwertes auch den Be- amten eine sofort zahlbare einmalige Teuerungszulage in ausreichender Höhe gewährt werde, um dringend notwendige, unaufschiebbare Bedürfnisse zu befriedigen und eingegangene Ver- bindlichkeiten lösen zu können. Die Soziale Arbeitsgemeinschaft betont dabei nachdrücklich, daß bei der Festsetzung der Höhe der einmaligen Zulage'der Grad der Bedürftigkeit ausichlag- gebend sein muß, da die geringstbesoldeten Beamtenklassen am schärfsten von der Preissteigerung betroffen werden, indem ihre ge- ringen Vorräte am ehesten verbraucht waren. Bestrebungen, die auch die einmaligen Teuerungszulagen mit der Höhe de» Gehalts ansteigen lassen wollen, müssen auS sozialen Gründen auf daS entschiedenste zurückgewiesen werden. Baldigste Auszahlung der verheißenen Beträge ist unerläßlich.�
llm Kaempfs Nachfolge. Als Kandidat für die im nächsten Monat anberaumte ReichStagSersatzwahl im ersten Berliner Reichstags- Wahlkreis an Stelle des verstorbenen ReichStagsprSsidenten Dr. I. Kaempf wird von einer Berliner Lokalkorrespondenz der Fabrik« besitzer Kommerzienrat Dr. C. L. Netter in Firma Wolf Netter u. Jacob genannt. Dr. Netter ist Mitglied der Aeltesten der Kauf- mannichafl, der Handelskammer und Mitbegründer der Metallbörse in Berlin . Ein majcstätsbeleidigender Amtsrichter. Der Amtsrichter Eich- Horn in Sleinach fsachsen-MeiningenZ wurde, wie das„B. T.* meldet, wegen Beleidigung seines ihm angestammten Herzog? zu einem Monat Gefängnis verurteilt.
parteinachrichten. Unabhängige gegen Friedensbewegung. Gewöhnlich erheben die Unabhängigen gegen die Sozialdemokratie den Vorwurf, daß sie sich der internationalen Friedensbewegung nicht energisch genug angenommen habe, sie bemühten sich stelS in den Augen der Masse als die radikaleren Pazifisten zu erscheinen und die Sozialdemo- kratie einer der Friedensbewegung abgeneigten Gesinnung zu ver- dächtigen. Um so mehr muß man jetzt staunen, daß ein unab- hängiges Blatt einen Artikel gegen den Genossen Stampfer ver- öffentlicht, in dem diesem gerade umgekehrt seine pazifistische Ge- sinnung zum Vorwurf gemacht und gegen den Gedanken eines Völkerbundes nach dem Kriege in heftigster Weise Sturm gelaufen wird. Da heißt es: Wenn der Völkerbund sich verwirklichen ließe, würden die Rivaliläts« und Machtfragen nicht beseitigt sein und nicht be- seitigt sein können, weil ihre Wurzeln, Kapitalismus und Imperialismus, weitergedeihen. Der Völkerbund würde zer- fallen in zwei Gruppen, deren eine— die stärkere— ihn als Förderung, deren andere— die schwächere— ihn als Hemmnis ihrer.Interessen" anspräche. Keinesfalls aber würde es zu ver- meiden sein, den.Völkerbund" auf Waffengewalt zu basieren. Auch er würde den Militarismus mitschleppen als Blei- gewicht und Fessel zugleich für das inter - nationale Proletariat, für das er wahrscheinlich eine noch üblere Bedeutung erhielte, al« er sie bisher schon hatte. Die Politik, die die Interessen des Proletariats vertreten will, kann sich weder mit dem.Völkerbund" noch mit den Seufzern des Herrn Stampfer begnügen; sie muß auf die Ver- wirklichung des Sozialismus gerichtet sein. Stampfer stellt fest: „Pazifist ist jeder Sozialist, der das Ziel, fernere Kriege durch völkerrechtliche Bindungen unmöglich zu machen, auch als das seine anerkennt." Demgegenüber muß die Frage gestellt werden: Wer Pazifist im Sinne Stampfers ist, ist der noch S o z i a l i st? Wir beantworten die Frage nach dem Gesagten mit: Nein! Ist diese« Urteil richtig, dann gibt es in der sozialistischen Welt, die bisher steis für den Bölkerbundgedanken eingetreten ist, ganz besonders aber unter den Unabhängigen selbst— von einigen mit Seltenheitswert ausgestatteten Exemplaren abgesehen— überhaupt leine Sozialisten. Kautsly, Bernstein , Haase.Ledebour, Breit- scheid usw. sind dann ganz bestimmt.keine Sozialisten". Natürlich wollen sie sich nicht mit dem Völkerbund.begnügen", sondern wollen sie darüber hinaus die Verwirklichung deS Sozialismus, aber darum dreht sich doch nicht der Streit, sondern vielmehr darum, ob der Völkerbundgedanke zu verwerfen und jedes Zusammengehen mit bürgerlichen Pazifisten Verrat am Sozialismus ist. Hier scheint eS mit der.prinzipiellen Klarheit" der Unabhängigen gar sehr im Argen zu liegen._ Einen prächtigen Verlauf nahm eine öffentliche Frauenversamm- lung, die die Sozialdemokratische Partei Hamburgs am Montag einberufen hatte. Mehr als 3 00 0 Personen, vorwiegend Frauen, folgten den eindrucksvollen Ausführungen des Reichstagsabgeordneten Heinrich Schulz über.Die Bevölkerungspolitik und die Frauen". Am Schluß der Versammlung gelangte einstimmig eine Entschließung zur Annahnie, in der sich die Versammelten gegen die beiden Gesetz- entwürfe gegen die Behinderung der Geburten erklären und in dem Gesetz selbst ein unzulässiges Eingreifen in das Selbst- bestimmungSrecht des Menschen, insbesondere der Frauen, erblicken.
Im neuen Deutschland ! Unter diesem Titel hat der Bezirks- vorstand der sozialdemokratischen Partei für die obere Rheinprovinz eine von Konrad H a e n i s ch verfaßte Agitationsbroschüre heraus- gegeben. Die 22 Druckseilen umfassende Schrift ist im Verlag sür Sozialwiffenschaft, Berlin LIV 68, Lindenstr. 114, erschienen.
Industrie und Handel. Halbamtlicher Kettenhandel. In der„Franks. Ztg." beschwert sich ein führender beut- scher Tcxtllindustricller über die Verknüpfung privater und öffentlicher Interessen, in den für seine Industrie zuständigen Gesellschaften, welche, obwohl privatwirtschaftlicher Kon- struktion, doch öffentliche Interessen mit zu vertreten haben. Es handelt sich um eine Kombination von Gesellschaften, die schon vor längerer Zeit Aufsehen erregt hat. Hofrat Hart mann, Besitzer der von ihm unter der Firma W. Hartmann u. Co. G. m. b. H. m Berlin betriebe- neu Papierfabriken, hat mit Herrn Josef Blumenstein die Textil- Union G. m. b. H. in Berlin gegründet, die sich mit dem Einkauf van Papiergarnen in großen Mengen be- schäftigt. Tie Textil-Union begründete mit der Direktion der Diskonto-Gesellschaft die Vereingten Textilwerke G. m. b. H., in deren Auffichtsrat ebenfalls Hofrat Hartmann sitzt: Aufsichtsratsvorsitzender ist der frühere Geschäftsführer des Vereins süddeutscher Baumwollindustrieller in Augsburg , Herr Hofrat Dr. Büttner, der seit Kriegsbeginn geschäfts- führender Direktor des Kriegsausschusses der deutschen Baum- Wollindustrie und jetzt auch im Reichswirtschaftsamt tätig ist. Geschäftsführer der Vereinigten Textilwerke ist der Mitgründer der Tertil-Union Josef Blumenstem. Die Geschäfte wickeln sich nun in der Weise ab. daß die Pgp.lerfgbrlken W, Hartman» y, Co. dmiMgen Spinnereien,
Kelche ihre Garne an Textil-Union verkaufen, das zu deren Herstellung erforderliche Papier liefern. Die Textil-Union liefert dann die Garne an die den Vereinigten Textilwerken an- geschlossenen Webereien, deren Erzeugnisse cm die Vereinigten Textilwerke zum weiteren Vertriebe geliefert werden. Nach der Beschlagnahme der Vorhänge wurde die Faferstoff-Vertriebs. gesellfchast m. b. H. in Berlin von Herrn Hartmann gegründet, welche die von den Vereinigten Textilwerken übernommenen Gewebe bezieht. Vor einiger Zeit trat das Gerücht auf, die H ö ch st- preise für Papiergarn würden erheblich her- abgesetzt, um die Kauflust des Publikums für Papiergarns anzuregen. Herr Hartmann nützte diesen Zeitpunkt aus und kaufte bei den Organisationen der Papiergarnspinner große. Garnmengen Ift bis 29 Proz. unter dem Höchstpreise. Er wußte sehr wohl, daß Vorhangstoffe in absehbarer Zeit be- nötigt würden. Nachdem der große Auftrag für Garn und für die Vorhangstoffe vergeben war, brachten aber die� Zeitungen die Nachricht, daß die Höchstpreise für Papiergarn nicht herab- gesetzt würden. Das Ziel des Beschwerde führenden Industriellen ist em hoher Gewinn der Papiergarnerzeuger. Seine Zuschrift muß daher mit Vorsicht gelesen werden. Aber es kann doch nicht verkannt werden, daß die aus der Vereinigung so vieler Funk- tionen entspringende besondere Kenntnis von kommender� Aus- trägen und behördlichen Matznahmen eine Ueberlegenheft im Konkurrenzkampfe sichert, die der Außenseiter schmerzlich emp- findet. Mag auch die Dividende der verschiedenen von Hoftat Hartmann begründeten Gesellschaften begrenzt sein, so ergibt sich doch aus der Vielheit dieser Gesellschaften eine Häufung von Gewinn. Noch weit wichtiger aber ist natürlich jene be- sondere Kenntnis der Interna, von der wir eben sprachen, und der große Einftuß der aus einer so umfassenden Organisation auf die behördlichen Maßnahmen erwächst. Man wird daher dem Industriellen, der mit seinen Klagen an die Oeffentlrchkeit flüchtet, darin zustimmen müssen, daß nicht nur die Höchst- preise für Papiergarn, sondern auch die für Spinn- papier herabgesetzt und die an die niederen Hoch st preise gebundenen Weber veranlaßt werden, die Verkaufspreise ihrer Gewebe einer gründlichen Nachprüfung zu unter- ziehen._ DaS Ende der Stoffuot? Der Leiter der ReichSbekleidungSstelle, Geheimrat Beutler. ist wegen seiner optimistischen Aeußerungen über die baldige Be- Hebung der Stoffnot lebhast angegriffen worden. Er setzt sich nun in einem Interview mit einem Vertreter des„Konfektionär" zur Wehr, erklärt, daß ein nochmaliger Appell an die Bevölkerung zur Abgabe von Kleidungsstücken wohl kaum erforderlich sein werde. und teilt mit, daß die KriegSrohstoffabteilung vor einigen Tagen der ReichSbekleidungSstelle mehrere Millionen Meter Stoffe für Ober- kleidung«nd weitere Millionen Meter Wcbstoffe für Unterzeug sowohl für das letzte Vierteljahr 1918, als auch für das erste Bierteljahr 1919 zur Bersügung gestellt hat. Gleichzeitig versichert Herr Geheimrat Beutler, daß Patentansprüche die Ausnutzung von Erfindungen, die für die Kriegswirtschaft eine Notwendigkeit seien, nicht hindern werden. Diese Ausblicke berechtigen tatsächlich zu einem starken Opti- miSmus, in den wir freilich nach den vielfältigen Täuschungen der 5kriegSzeit— man denke nur an den ukrainischen Brotfrieden I— als vorsichtige Leute einige WermutStröpfen Skeptizismus gießen wollen. Da zu einem Anzüge ungefähr 2 Meter Stoff nötig sind, so kömtten aus 1 Million Meter Stoff für Oberkleidung in jedem Viertel- jähr 330 000 Anzüge hergestellt werden. Da aber G-heimrat Beutler von mehreren Millionen Meter Stoff spricht, so besteht die Hoff- nung, daß ein Mehrfaches davon an Anzügen in jedem Vierteljahr sür die Zivilbevölkerung zur Verfügung gestellt wird. Der „Konsektionär" behauptet, einen Anzugstoff sür Herren zu kennen. dessen Qualität schlechthin nichts zu wünschen übrig lasse, und dessen Meterpreis etwa 14 M. betrage. Wenn der Stoff tatsächlich in dieser verhältnismäßig billigen Preislage geliefert werden könnte, so wäre eS unbedingt Ausgabe der ReichSbekleidungSstelle. zu verhindern, daß Großhändler. Detaillisten und Schneider unter AuSnützung der drückenden Stoff- not große Zwischenzewinne erzielen.
Letzte Nackrickten. Die Bedingungen der Sowjetregierung für die Freilassung der Ententegcsandten. Moskau , 20. August. Nach einer Meldung der„Jswestija" von heute hat der V o l k s k o m m i s s a r f u r a u S w ä r t i g e Angelegenheiten an den holländischen Gesandten in Peters- bürg folgendes Telegramm gerichtet: Folge-ndes sind die Vorschläge, die wir den Regierungen der Entente durch Vermittlung des neutralen Konsulatkorps gemacht haben und die per Radio an Herrn Lindleh nach Archangelsk geschickt wurden, die außerdem kollektiv gemacht wurden in Anbetracht dessen, daß die Vertreter der Entente erklärten, daß sie aus Rußland nur kollektiv ab- reisen wurden; den Bürgern der Entente mit diplomatischen und konsularischen Funktionen wird die Abreise aus Rußland unter der Bedingung gestattet werden, daß unser Vertreter L i t w i- now und alle russischen Bürger in offizieller Eigenschaft und mit offiziellen Aufträgen nach Rußland zurückkehren können. darunter unser Agent in Kristiania B eitler, welcher auf der Rückreise nach Rußland , auf dem Wege nach Mursanek, von den Engländern voni Schiff heruntergeholt und von ihnen fortgeführt wurde. � Die Offiziere und Soldaten der französischen M i l t t ä r m i s s i o n werden die Möglich- keit haben, Rußland zu verlassen, wenn Frankreich den russischen Soldaten, welche in diesem Land zurückgeblieben sind, die Möglich- keit gibt, nach Rußland anf jede nur mögliche Weife zurückzukehren unter Beihilfe des internationalen Roten Kreuzes und dreier Mit- glieder des russischen Roten Kreuzes, welche zu diesem Zwecke die Erlaubnis, nach Frankreich zu kommen, erhalten werden. Die englischen und französischen Bürger, welche in Rußland als Z i v i l g e f a n g c n e interniert werden und keine Verbrecher sind, werden freigelassen werden. Die anderen außer den Ver- blechern bleiben in Freiheit unter der Bedingung, daß keiner- lei Maßnamen politischer Repressalien gegen An- Hänger der Ratsgewalt weder jetzt noch später im Gebiet der anglo- französischen und tschccho-slowakischen Okkupation und in den En- tentelcrndcrn ergriffen werden, und daß alle etwa in dieser Rick- tung bereits ergriffenen Maßnahmen zurückgenommen werden. Ten Bürgern der Entente wird die Abreise aus Ruß- land gestattet werden, wenn die russischen Bürger die Er- laubnis zur Abreise aus den Ententeländern erhalten, einschließlich derjenigen, die in die englische Armee cwgestellt wurden.