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Nr. 231. 35. Jahrg.u

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Sozialdemokrat Berlin".

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3.

Fernsvrecher: Amt Moritplat, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 23. August 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferufbrecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Gewaltiges Ringen an der Ancre und Somme.

Die Selbstausschaltung

des Reichstags.

Aus der gestern veröffentlichten amtlichen Melbung über die Parteiführerfonferenz beim Vizekanzler geht hervor, daß die Einberufung des Hauptausschusses wie des ganzen Reichs­tags an dem Widerstand der bürgerlichen Parteiführer ge­scheitert ist. Genosse Ebert, der Vorsitzende des Haupt­ausschusses, ist bei dieser Besprechung sehr entschieden für die Einberufung eingetreten, fand aber nur bei dem Vertreter der Fortschrittspartei Dr. Wiemer eine gewisse, immer noch sehr bedingte Unterstügung. Der Vertreter des Zentrums, Herr Gröber, sprach sich gegen die Einberufung aus, und dasselbe taten auch Graf West arp und Dr. Strese­mann. Die kleinen Parteien, Deutsche Fraktion, Polen   und Unabhängige, waren nicht vertreten.

Die Ginberufung des Hauptausschusses war bekanntlich von einem fortschrittlichen Blatt, dem Berl. Tageblatt", ge­fordert worden, und auch die Zentrums- Parlaments- Korre­spondenz" hat sich zu dieser Forderung sympathisch gestellt. Es ergibt sich also eine gewiffe Divergeng der Anschauungen in diesen Parteien selbst.

Diese Meinungsverschiedenheiten über die formale Behand­lung der Dstfragen lassen den Schluß auf sachliche Meinungs­verschiedenheiten zu. Wer mit den geplanten Zusagverträgen zum Brester Frieden sachlich einverstanden ist, für den wird es mit der Einberufung des Hauptausschusses teine Eile haben. Wer umgekehrt in diesen Verträgen einen Fehler sieht, der wird sich bemühen, ihn noch rechtzeitig zu forrigieren, der wird sich nicht vor vollendete Tatsachen stellen lassen wollen. Wenn nun über die Zweckmäßigkeit einer Einberufung des Hauptausschusses im Zentrum und in der Fortschrittspartei verschiedene Meinungen vorhanden sind, so dürften auch die fachlichen Meinungen über die Ostpolitit im allgemeinen und die Zusatzverträge im besonderen dementsprechend ausein- l andergehen.

Der Vorsitzende kann nicht die Einberufung des Haupt­ausschusses verfügen, wenn die Parteien, die den Haupt­ausschuß bilden, seinen Zusammentritt nicht wünschen. Als Vorsitzender ist er nicht Parteimann, sondern vollziehendes Organ der Gesamtheit. So muß die Einberufung des Haupt­ausschusses unterbleiben, und man fann sagen, unter diesen Umständen ist es auch kein Schaden, denn etwas Gescheites hätte dabei doch nicht herauskommen fönnen.

Unter den Teilnehmern an der Konferenz herrscht Ueber­einstimmung darüber, daß diese Zusagverträge selbstverständ­lich der Zustimmung des Reichstages bedürfen und dem Reichstag   sofort nach seinem Zusammentritt vor­gelegt werden sollen. Die Zustimmung wird aber dann nur noch eine bloße Formalität sein.

Die Deputation mit der Königskrone.

Helsingfors  , 21. August. Zur Vorbereitung der Kö­nigswahl ist eine von der Regierung ausersehene Deputa= tion nach Deutschland   abgereist. Der Deputation ge= hören Senator Talas, die ehemaligen Senatoren Freh und Nevan­linna, sowie Freiherr A. vsn Bonsdorf an.

Die Einführung der Monarchie fonnte bekanntlich im finnischen   Parlament nicht durchgesezt werden, die Depu­tation stützt sich auf den Staatsstreich. Wer hat Lust, sich auf die Bajonette zu fezen?

Russischer Kriegsbericht.

Moskau  , 21. August. Im Bezirk von Kasan   finden für die Sowjettruppen erfolgreiche Kämpfe statt. Wir haben das Dorf Wassiliewha eingenommen.

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Englischer Großangriff südlich Arras  20 Kilometer breite Offensive ab­geschlagen Rücknahme der Front süd­öftlich Noyon und bei Carlepont- Feind­liche Angriffe zwischen Oise   und Aisne  zurückgeschlagen.

Berlin  , 22. August 1918, a b ends. Amtlich. Teilkämpfe bei Bailleul und südlich der Lys. Gewaltiges Ringen an der Ancre und Somme. Auf dem geftrigen Schlachtfelde nordwestlich Ba­ paume   und an der Front zwischen Albert und der Somme brachten wir großangelegte Angriffe der Engländer durch Gegenangriff zum Scheitern.

Angriffe der Franzosen zwischen Oise   und Aisne   vor unseren neuen Stellungen. Amtlich. Großes Hauptquartier, 22. August 1918.( 28. 2. B.)

Weftlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Im Remmelgebiet wurden feindliche Teilangriffe beiderseits der Straße Loker- Dranoeter abgewiesen.

Südlich von Arras   hat der Engländer gestern mit neuen großen Angriffen begonnen. Englische Armeekorps und Neufee­länder waren zwischen Moyenville und der Ancre in Richtung auf Bapaume   in tiefer Gliederung angesetzt. Das englische Kavalleriekorps stand hinter der Front zum Einsatz bereit. Durch stärkeres Artilleriefeuer und mehrere hundert Panzerwagen unter­stüßt, stieß die Infanterie des Feindes auf der etwa 20 Kilo­meter breiten Front zum Angriff vor. Vor unseren Schlacht­stellungen brach ihr erster Ansturm zusammen. In örtlichen Gegenftößen nahmen wir Teile des dem Feinde planmäßig über­laffenen Geländeftreifens wieder. Der Feind setzte seine heftigen Angriffe den Tag über fort. Ihr Schwerpunkt lag auf den Flügeln des Angriffsfeldes. Sie sind völlig unter schweren Berlusten für den Feind gescheitert. Versuche des Gegners, bei Hamel die Ancre zu überschreiten, wurde vereitelt. Eine große Anzahl zerschossener Panzerwagen liegt vor unserer. Front.

Zwischen Somme   und Dise verlief der Tag ruhig. Süd­westlich von Noyon   haben wir uns in der Nacht vont 20. zum 21. tampflos vom Gegner etwas abgesett. Den ganzen Tag über lag das Artilleriefeuer des Feindes noch anf unseren alten Linien. Zögernd fühlten am Abend seine Erkundungs­abteilungen gegen das Tal der Divette vor. Die im Carlepont­Walde fämpfenden Truppen nahmen wir vom Feinde unbemerkt hinter die Dise zurück; Angriffe des Feindes, die sich hier gestern früh durch stärkstes mehrständiges Artilleriefeuer vor­bereiteten, tamen infolgedessen nicht zur Geltung. Zwischen Blerancourt und der Aisne   setzte der Feind seine Angriffe tags­über fort. Nur bei Blerancourt konnte er Boden gewinnen. Der gegen die übrige Front gerichtete und am Abend mit be­sonderer Kraft beiderseits der Morsain- Schlucht geführte An­fturm brach unter schweren Verlusten für den Feind zusammen. Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der österreichische Bericht. Wien  , 22. August. Amtlich wird verlautbart: Italienischer Kriegsschauplatz.

Auf dem Monte Cimone wurde ein italienischer Borstoß abgewiesen.

Albanien  .

Ein aus österreichisch  - ungarischen und deutschen   Landfliegern und K. u. R. Scefliegern zusammengesetztes Geschwader griff die feindlichen Fliegeranlagen bei Balona ab. Es wurden zahlreiche Brände beobachtet. Unsere Flugzeuge fehrten vollzählig zurück.

Der Chef des Generalstabes.

Die Fortdauer des Stellungs­

krieges.

Bon Richard Gädke.

Marschall Foch hat in unmittelbarer Aufeinanderfolge zwei große Versuche gemacht, aus dem Stellungskriege im Westen hinaus und in einen entscheidenden Bewe­gungstrieg zu gelangen. Er hat zu diesem hohen Ziele starte Kräfte eingeseßt, die er sich während des Frühjahres aufzusparen oder wieder neu anzusammeln wußte. Man kann auch nicht leugnen, daß er Gelegenheit, Zeit und Ort gut auszunußen und sich den wichtigen Straftzufchuß der Ueber­raschung zu sichern verstand. Daß er betbe Male Großes an­strebte, geht aus dem Verlauf der Ereignisse hervor. Bei dem Angriffe des 18. Juli bot ihm die weit vorgetriebene deutsche Flanke zwischen Soissons   und Chateau Thierry   zum ersten Male in diesem Kriege die Möglichkeit eines gewaltigen Umfassungsangriffes mit Massen. Sein auf Soissons   gerichteter Stoß konnte, wenn er rechtzeitig gelang, die deutschen   Heere südlich der Aisne   in eine recht schwierige Sage bringen. Der erste, gut vorbereitete und geschickt in einer neuen Stampfesweise durchgeführte Angriff glückte; der feindliche Feldherr mochte hoffen, beträchtliche Teile des deutschen Heeres südlich der Aisne   in verhängnisvolle Kämpfe zu verstricken und im weiteren Verlaufe hier eine breite Lücke zu schlagen, durch die er die deutsche Front zwischen Soissons   und Reims   zerbrach und damit den Be­wegungskrieg begann.

und

Auch bei seinem zweiten Versuch, der mit großer Schnelligkeit einsetzte, als der erste teine entscheiden­den Ergebnisse geliefert hatte, warf er sich auf die Flante eines deutschen   Stellungsvorsprunges, nordöstlich Amiens  , zwischen Ancre und Avre. Auch dort konnte ein schnell errungener Fortschritt im weiteren Verlaufe Erfolge Der zeitigen, die ihm zum Bewegungskriege verhalfen. Stoß, der wieder in breiter Front angesetzt war, zielte schließlich auf das Hinterland unserer Aisnestellung; die Unternehmung stand also in strategischem Zusammen­hange mit seinent ersten Schlage sollte dessen Wirkung vervollständigen. Man hat gemeint, daß ein Stoß bei Arras   uns unangenehm wäre. Das weiß ich nicht, er hätte in jedem Falle weiter ausgeholt, nicht die nahe Be­rührung mit der Aisnefront gehabt und war im Falle an­fänglichen Glüdes seinerseits deutschen   Flankenangriffen von Nordosten her ausgefeßt. Er hätte schwerlich mehr erreicht als der Angriff auf der Front Albert- Amiens. Eine wohl­begründete lleberlegung war es auch, die Foch den rechten Flügel der Heeresgruppe Haig zwischen Avre und Dise an­fänglich zurückhalten ließ. Gelangte ihr linker Flügel über die Front Roye  - Chaulnes hinaus, so mußte die deutsche Armee Hutier   einen übereilten Rückzug über die Linie Lassigny- Noyon antreten- und der Bewegungs­frieg trat in die Erscheinung.

Man wird Foch  . die Gerechtigkeit widerfahren lassen müssen, daß er in den vier Wochen von Ende Juli bis Mitte August mit gutem Feldherrnblick und kräftigem Entschluß sein Bestes getan hat, um in dem vierjährigen, entscheidungs­losen Stellungsfrieg einen neuen Gedanken zu verwirklichen, der Striegslage im Westen einen vielleicht entscheidenden Um­schwung zu geben.

Aber seine Pläne sind nicht geglückt. Auch er hat die gleiche Erfahrung machen müssen, die alle seine Vorgänger ge­macht haben. Die Schwierigkeiten, aus dem starren Stellungstriege in den Bewegungs­trieg zu gelangen, sind ungeheure und viel­leicht unlösliche. Solange der Angreifer nicht mindestens Mächte, und zwar sowohl Diplomaten und Konsuln als auch in eine seiner eigenen Flanken frei bekommt und mindestens Rußland   internierte Bürger, die Erlaubnis, Rußland   zu verlassen, eine feindliche Flanke überflügeln und einwickeln kann, so­Südlicher Frontabschnitt. 35 Werst südlich von Glan   nur in dem Fall bekommen würden, wenn gleichzeitig dem russischen lange bleibt er felbft in die Fesseln des Stellungstrieges wurde das Dorf Berejowska von einer feindlichen Kavallerieabtei- Vertreter in England Litwinow  , allen russischen Bürgern, dem verstrickt, und alle Anfangserfolge fönnen daran nichts ändern. lung eingenommen, doch wurde der Gegner durch einen Ansturm russischen Agenten in Kristiania  , Beusler, der von den Engländern Die schwere Aufgabe ist Hindenburg   einmal in der Mafuren­unserer Kavallerie vernichtet, aus diesem Dorf verdrängt, und nach auf dem Schiff festgenommen wurde, allen in Frankreich   geblie- schlacht geglückt, seitdem in vollkommenem Maße niemand der Ansiedlung Wulgarinsk und nach Betatschen zurüdgeworfen. benen russischen   Soldaten und anderen, die Möglichkeit gegeben mehr. Selbst der Stoß bei Gorlice   im Mai 1915, ſelbſt Hier haben wir Gefangene gemacht. wird, in die Heimat zurückzukehren. der glänzende Angriff bei Karfreit   Ende Oktober 1917 er­starrte frühzeitig wieder zum Stellungsfampfe.

Burafrieden in der Ukraine  .

Nordöstlicher Abschnitt. In der Richtung von Ka­tschman, südöstlich von der Station Oboserni, ist der Gegner von der Das schließliche Scheitern auch des englisch  - französischen Station Ewingst zurückgeschlagen worden. Die Kiewer   Preffe meldet, daß sich die ukrainischen politischen Angriffes bei Amiens  - Montdidier   ist für die Schwierigkeit Nord- Kaukasischer Abschnitt. Der Gegner hat die Parteien und Berufsorganisationsen zweds gemeinsamer Arbeit des militärischen Problems, vor dem die Feldherrn und ihre Dörfer Pitfouga und Ersanta eingenommen und den Anmarsch auf unter zeitweiliger Burüdstellung der Ginzelprogramate zu einem Heere stehen, um so bezeichnender, als hier die Erfolge die Ansiedlung Orlowfa, nordöstlich von Tschumrat, begonnen. Unser Utrainischen Nationalbund zusammengeschlos- der beiden ersten Lage, wie wir offen eingestehen Kommands hat alle Maßregeln zur Abwehr des Gegners ergriffen, fen haben. Beigetreten find bisher die ukrainischen Sozialrevs- müssen, recht beträchtliche waren. Aber sie waren gleichwohl der an demselben Tage in der Richtung von Wolikotniajiza die An- lutionäre, der Bauernbund, die ukrainische sozialdemokratische Ar- nicht groß genug und dämmten bereits die Hoffnungen der siedlung Bestschanij verloren het. beiterpartei, die Sozialisten- Föderalisten, die Samostyjniki- Sozia- feindlichen Heeresleitung wesentlich ein. Sie bekam die Flanken listen, der Hauptrat des Verkehrsverbandes, der Post- und Tele- nicht frei, diese blieben vielmehr vor graphenverband, die rechtswissenschaftliche Gesellschaft, der Haupt- deutschen Stellungen fleben. Schon der verfrühte Einsay der rat der galizisch- bukowinischen Utrainer. Noch nicht angeschlossen Armee Humbert am dritten Schlachttage zwischen Avre und haben sich der Verband der Landwirte, die Genossenschaften, die Dise war ein Anzeichen dafür. daß der Flügelangriff nicht Lehrerverbände und Bildungsorganisationen. zum erwünschten Ziele geführt hatte; man ging zum

Scharfe russische   Repreffalien.

Moskau  , 21. August.  ( P. T. A.  ) Der Kommissar für auswär­tige Angelegenheiten, schitscherin, teilte den Ententemächten burch den holländischen Botschafter mit, daß Bürger der Entente

ungenommenen