Nr. 235. 35. Jahrg.
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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3.
Fernivrecher: Amt Morisblas, Nr. 151 90-151 97.
Dienstag, den 27. August 1918.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.
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Großangriffe bei Bapaume gescheitert Vergebliches Andringen zwischen Carnoh und der Somme Der Feind in Cappy und Fontaine Deutscher Gegenstoß südlich der Ailette bei Crech au Mont. Berlin , 26. August 1918, a b ends. Amtlich. Ausdehnung der englischen Angriffe bis nördlich der Scarpe. Beiderseits von Bapaume und nördlich der Somme heftige Kämpfe. Die Angriffe des Feindes find im großen gescheitert. Teilweise find Gegenangriffe noch im Gange. Longueval und Montauban, vorübergehend verloren, wurden wiedergenommen. Zwischen Somme und Oise außer örtlichen Kämpfen nördlich der Avre ruhiger Tag. Teiltämpfe nördlich der Aisne .
Amtlich. Großes Hauptquartier, 26. August 1918.( W. Z. B.)
Westlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Boehn.
Borfeldkämpfe bei B'ailleul und nördlich der Scarpe. Westlich von Croisilles blieben feindliche Angriffe in unserem Fener liegen. Bizefeldwebel Göbel schoß mit seinem Maschinen gewehrzuge vier Panzerwagen, Unteroffizier Hene mit leichten Minenwerfern drei Panzerwagen zusammen.
Beiderseits von Bapaume sette der Feind zwischen St. Leger und Martinpuich seine Angriffe fort. Hoher Einsat an Infanterie und Panzerwagen sollte hier den Durchbruch durch unsere Front erzwingen. Wo der Feind im Feuer und durch Gegenstoß abgewiesen war, trugen frische Kräfte den Angriff immer wieder erneut vor. Seine Angriffe sind im großen gescheitert. Im einzelnen war der
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Verlauf der Schlacht
etwa folgender: Der Feind drang in unsere westlich von Mory westlich von Bapaume - Martinpuich verlaufende Linie ein. Nördlich von Bapaume brachten örtliche Bereitschaften und Reserven den Feind am Dstrande von Mory, Favreuil und westlich von Bapaume zum Stehen. Weitere Angriffe brachen vor diesen Linien zusammen. Südwestlich von Bapaume stieß der Feind zwischen Thilloy und Martinpuich auf Gueudecourt- Flers vor. Preußische Reserveregimenter und Marine- Infanterie warfen ihn in traftvollem Gegenangriff in die Linie Thilloy- Martinpuich zurüd; beide
Das Ringen um Bapaume. Unaufhörlicher Maffenanfturm an der Front von Arras ( Telegramm unseres Kriegsberichterstatters.) Im elde, am 25. Auguft.
bis zur Somme.
Die Engländerschlacht wütet fort. Bei brennender Hundstagshize am Tage und bei hellen Mondnächten ringen die Gegner erbittert an der ganzen Front von südlich Arras bis zur Somme . Der Feind hat seit gestern die Angriffslinie gegen die Armee von Below im Norden etwas verlängert; die Richtung des Hauptstoßes weist nach wie bor auf Baupaume. Sehr stark war der Drud gegen Gre villers, die Höhen von Grevillers, die Weinberge, die Bapaume beherrschen. Nicht weniger scharf wurde Miraumont bedrängt. Um acht Uhr abends schlug eine unserer tapferen Reservedivisionen den vierten Angriff an diesem Tage bei Grandcourt zurüd. Die Reste der Besabung von Miraumont wurden trot stärkster feindlicher Feuerwirkung auf das südöstliche Ancreufer zurückgenommen. Nachts wurde die Schlacht ein paar Stunden ruhiger.
Drte wurden wieder genommen. Zahlreiche Panzerwagen liegen zerschossen vor und hinter unseren Linien.
Gegen unsere von der Ancre Front abgesetzten Linien: Bazentin le Petit- Carnoy- Suzanne arbeitete sich der Feind im Laufe des Nachmittags heran; stärkere Angriffe, die am Abend zwischen Carnoy und der Somme erfolgten, wurden abgewiesen.
Südlich der Somme setzte sich der Feind bei mehrfachen Angriffen in Cappy und Fontaine feft. Beiderseits der Römerstraße schlugen wir seine Angriffe zurück. Zwischen Somme und Dise feine besondere Gefechtstätigkeit.
Südlich der Ailette griff preußische Garde den Feind westlich von Crecy au Mont an, gewann die Höhe südöstlich Pont St. Mard und schlug im Verein mit deutschen Jägern sehr starke Angriffe weißer und schwarzer Franzofen ab. Etwa 400 Gefangene wurden eingebracht. Auch nördlich der Aisne brachen am Abend starke feindliche Angriffe zufammen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprins. Teilgefechte an der Besle.
Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
Der österreichische Bericht. Wien , 26. August. Amtlich wird verlautbart: Italienischer Kriegsschauplatz.
Im Asolonegebiet erfolgreiche Vorfeldgefechte.- In der Nacht zum 25. dieses griffen bei der Verfolgung eines feindlichen Geschwaders unsere Flieger das Flugfeld bei Padua an and richteten beträchtlichen Schaden an.
Die Gegenoffensive des Generalobersten von Pflanzer- Baltin hat gestern zur
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Gewinnung von Fieri und Berat geführt. Damit find jene Dertlichkeiten wieder in unserer Hand, deren Befehung vor sechs Wochen die Italiener als entscheidende Fieri fiel nach Wendung in der Adriafrage begrüßt hatten. blutigen Straßen- und Häuserkämufen. Die Berfolgung des weichenden Gegners ist aufgenommen. In Berat drangen unsere braven, allen Mühsalen des Kriegstheaters gewachsenen Truppen gestern früh in umfassender Borrückung ein. Bald nachher wurde der Feind von den beherrschenden Höhen Spira gri und Sind a geworfen. Auch im oberen Devoli bauten wir unsere Erfolge weiter aus. Die Verluste der Italiener an Rämpfern und Kriegsgerät sind sehr groß.
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Der Chef des Generalstabes.
Freunde in der Not...
In seiner gestern erwähnten Verteidigung der alldeutschen Politik schreibt der Vorsitzende des Aldeutschen Verbandes, der auswärtige Kurs der Regierung vor dem Kriege habe Deutsch land an einen Abgrund geführt. Wir haben schon gestern unsere ausnahmsweise Uebereinstimmung mit diesem alldeutschen Urteil ausgesprochen. Zugleich schreibt auch Graf Reventlow in der Deutschen Tageszeitung", die Erkenntnis der vom Feinde drohenden Gefahren fehle in Deutschland in einem Grade, der nur mit Besorgnis erfüllen könne. Auch das ist richtig.
In den Berichten aus dem Westen lesen wir jetzt oft von der Uebermacht der Gegner. Wer hat uns, schon vor Jahr und Tag, gesagt, daß Frankreich ausgeblutet, Italien erschöpft, England durch den U- Boot- Krieg nahe am Ende sei? Wer hat den Eintritt Amerikas in den Krieg mit„ Erleichterung" und einem ,, Gott sei Dank!" begrüßt? Wer hat uns gesagt, dieses Amerika werde keinen Mann und fein Schiff nach Europa herüberbringen können? Wer hat dem Volk durch Vorspiegelung uferloser Eroberungsziele den Glauben eingeimpft, man werde allerdemnächst mit dem Feinde so vollständig fertig sein, daß die Frage, wieviel man nehmen wolle, eigentlich nur noch eine innere Streitfrage zwischen Deutschen sei?
Jetzt auf einmal sprechen die Route, die on keine andere Gefahr zu kennen schienen, als einen Sieg der„ Verzichtmehrheit", von Abgründen und Gefahren. Bis jetzt haben sie den Anschein zu erwecken versucht, als ob es im Grunde für Deutschland gar nichts Gefahrloseres gebe, als so einen fleinen Weltkrieg. Damit haben sie die Erkenntnis der einfachen Wahrheit zu verhindern gesucht, die hier stets, in bösen und guten Tagen, gepredigt worden ist, daß das deutsche Volk für sich und seinen Ruhm schon genug getan hat, wenn ihm das Ungeheure gelingt, sich gegen eine Weltkoalition erfolgreich seiner Haut zu wehren.
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Ueber den Grund, warum die deutsche Politik vor den Kriege und auch noch später das schärffte Urteil verdient, werden wir uns mit den Amdeutschen wohl nie einigen fönnen. Wir erblicken ihn darin, daß es diese Politik nicht verstanden hat, das kostbarste Rapital zu erwerben, das ein Volk besitzen fann: Freunde in der Not! Und neidboll müssen wir in dieser Beziehung nach dem Ausland hinüberschauen.
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Belgien ist ein kleines Band, auf sich selbst gestellt, gegen eine Großmacht wie Deutschland vollkommen ohumächtig. Es hat sich aber noch nicht zu einem Frieden verstanden, weil ihm in der Zeit der Not Freunde aus allen Weltteilen zuströmten. Frankreich war uns militärisch untericgen, aber es hat
hinter der Ailette schwer beizukommen ist, versucht der Fran- vier Jahre lang widerstanden und seine Hauptstadt vor dem 30se durch Mulden und Schluchten nördlich von Sois- drohenden feindlichen Angriff schützen können, weil es über fons vorzubringen. Seine mit Feuerüberfall vorbereiteten
Massenangriffe westlich von Chavigny wurden durch unsere starke Bundesgenossen verfügte. England ist auch für sich allein eine gewaltige Macht.
Reserven aufgefangen, ebenso heftige Angriffe aus dem Tal von Aber, als es in Gefahr fam, fand es in der ganzen englischen Baurrezis und gegen die Höhen von Rasly. Ein weiteres Stoß- Welt lebhafteste Unterstüßung und schließlich sprang ihm auch zentrum ist la Vallé, wo unsere nene Linie von der Ailette gehalten. Angriff auf Gegenangriff nehmen an dieser Front nach Süden abbiegt. Der Ort wurde nach wechselvollem Kampf zeitweise völlig die Formen des Bewegungskrieges an.
J. V.: Kaltschmidt, Kriegsberichterstatter.
Die Zusatzverträge zum Brester Frieden. Loslösung von Estland und Livland . Ueber die Zusatzverträge zum Brester Frieden ist schon viel geschrieben worden, ohne daß dabei auf ihren Inhalt eingegangen worden wäre. Jezt teilt Georg Bernhard in der Boff. 8tg." mit, daß die 2o8lösung Estlands und Livlands von Rußland einen Hauptpunkt der Zusatzverträge bildet.
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England den Krieg erklärte, ein verhältnismäßig Deutschland war von dem Tage ab, an dem ihm auch kleines Land, das gegen eine ungeheure Uebermacht um seine Existenz kämpfte. Wenn auf der Straße ein kleiner Junge bon einem großen geschlagen wird, wenden sich die Sympathien der Vorübergehenden unwillkürlich dem kleineren zu. Diese alte psychologische Erfahrung hat man bisher auch stets in der Weltgeschichte machen können, wir begeistern uns heute noch für die Schweizer im Kampf gegen Desterreich, für die Griechen im Rampf gegen die Perser, so wie wir uns für die Buren begeisterten, bloß aus dem Grunde, weil sie jo wenige waren und ihre Feinde, die Engländer, so viel.
Warum haben wir aus der Tatsache, daß wir an Menschen und Material von vornherein die Schwächeren waren, nicht den Nach dem Brester Frieden hat Rußland bekanntlich die geringsten moralischen Vorteil gezogen, und warum ist dieser In der Nacht vom 23. zum 24. August sette früh ein hef- berhoheit über Estland und Livland behalten. Diese Vorteil nur den Gegnern, jedem einzelnen non ihnen, zugute tiger Angriff des Feindes südlich von Grandcourt ein, Gebiete sollten nur solange von Deutschland besetzt bleiben, gekommen, obwohl sie doch alle zusammen viel stärker waren als durch Trommelfeuer vorbereitet. Er drang mit Hilfe von bis wieder geordnete Zustände hergestellt ſeien. Das hätte wir? Das erklärt sich aus den verschiedensten Gründen, vor Flammenwerfern in unsere vordere Linie ein, wurde jedoch aber eine Abtrennung Kurlands von diesen beiden Ländern allem aber doch aus dem, daß die herrschende Theorie jedes durch unseren Gegenstoß wieder hinausgeworfen. Am 24. vor- zur Folge gehabt, d sich die Kurländer entschieden wider- Beichen sogenannten„ Schwäche gefühls" verbönte, daß sie mittags, acht Uhr, begannen bei starkem Bodennebel die Andarauf ausging, auffeimende neue Feindschaften nur furch griffe des Feindes auf der ganzen Front von neuem. Be Macht beweise" zu ersticken, werdende Bundesverhältnisse sonders schwere Tankstöße famen am Walde bei Grenur durch Machtbeweise" zu festigen. Diese Theorie hat in ihrer praktischen Anwendung dann unweigerlich die Folge, daß neue villers zum Stehen. Auch weiter füdlich bis Albert wirft der Feindschaften in die Höhe schießen und alte Bundesverhältnisse Gegner jetzt unermüdlich Tankgeschwader über das Ancretal. Gestern wurde der Sturm zwischen Albert und der erschlaffen, wenn der angestrebte Machtbeweis" als nicht vollständig geglückt betrachtet wird. Somme sechsmal erneuert. Einzelheiten über die
äußerst aktive bewegliche Abwehr
fegten. Sie, oder ihre Oberschichten, wollten sich zwar an Deutschland „ anlehnen" und sogar den Deutschen Kaiser zum Herzog machen, aber nur unter der Bedingung, daß auch Estland und Livland mit dazu genommen würden.
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In Fortsetzung ihrer Randstaatenpolitik war die deutsche Regierung nun darauf bedacht, von der russischen Regierung die Erklärung zu erreichen, daß sie auf ihre Rechte an Estland und Livland verzichte. Mit einem solchen Das sollen nicht bloße Vorwürfe sein über Dinge, an Verzicht hätte sich auch die bolschewistische Regierung viel- denen nichts mehr zu ändern ist, sondern es soll ein Hinweis der Armee Marwit sind noch nicht zu erlangen. Im Bereiche leicht unter bestimmten Bedingungen abgefunden. Von diesen sein auf die brennende Notwendigkeit, einen Wandel in der Armee Below wurden bisher elf britische Infanteriedivi- Bedingungen ist aber eine durch den Gang der Ereignisse diesen Dingen eintreten zu lassen, soweit es noch möglich ist. sionen sowie eine Kavalleriedivision festgestellt. Auch Fran- hinfällig geworden, so daß auf einen Abschluß der Troß allen Hohns, der im preußischen Herrenhaus über dieses zosen haben gestern in Massen zwischen der Ailette 8usazverträge in nächster Zeit taum zu Wort ausgeschüttet worden ist, wir brauchen moralische und der Aisne angegriffen. Da unserer Widerstandslinie lrechnen ist. lEroberungen, wir brauchen sie außen und innen.