Die Kriegsschauplätze öer Gegen- revolution. Moskau , 2ö. August.<P. T. A. ) Engländer und Franzosen führen auf dem nördlichen Kriegsschauplatz starke Er- kundungen durch Wasserflugzenge bei dem Leuchtturm Sedericher aus. Im Bezirk Kasan führt unsere Infanterie einen hartnäckigen Kampf um den Besitz des KraSnoj Berges, welcher don unseren Batterien und der Wolgafloliille beschossen wird. Unsere Heeres« abteilung auf dem rechten Wolgaufer rückte nach Kampf auf die Linie der Dörfer Spahkaja, GrotschuschinSkoja, Wiselki und Junatem vor. Unsere Kundschafter stiehen biö Nischnij Uflam vor, nachdem sie die feindlichen zurückgedrängt hatten. Auf dem nordkaukasischen Kriegs- schauplay haben wir im nördlichen Bezirk die Wolgadörser PtlschuschinSkaja und P i ss o w atk a besetzt. Im süd- lichen Bezirk haben die Unsrigen eine Reihe von Ortschaften nach Kampf besetzt. Im Bezirk der Stationen NowochopeS und Pon« junzewa Artilleriefeuer. Au» dem Gouvernement Tschernigow wird über Kiew vom 2l. d. M. mitgeteilt, dah die Anfständischen eine große Brücke bei Lokotj, östlich von Gluchow, verbrannt haben. Ebendort wurden beim Wasierpumpwerk drei Telegraphenstangen herausgerissen. Bei Chochlowka wurde da» Eisenbahngleis« an fünf verschiedenen Stellen gesprengt. Nördlich von Gluchow wurden zwei Brücken gesprengt und eine große Brücke verbrannt.
Der Irkutsker Sowjet gestürzt? Stockholm , 2S. August. Die von Reuter verbreitete Nachricht, daß eS den Tschechoslowaken schließlich gelungen sei. die schon oft heiß umstrittene Stadt JrkutSk zu nehmen, wird trotz offizieller, für die Oeffentlichkeit bestimmter Dementis von allen Seiten bestätigt. Die Bolschewiki leisteten einen hartnäckigen Widerstand. Der Kampf tobte eine Woche hindurch in den Straßen der Stadt. Als den Bolschewisten schließlich die , Munition ausging und sie hinterlistig auch von der Bevölkerung angegriffen wurden, begann die Lage für fie sehr kritisch zu werden. Trotzdem wehrten sie sich im BerzweiflungSkampfe zwei Tage und noch zwei Nächte. Die Tschechoslowaken haben die Einnahme der Stadt sehr teuer bezahlen.müff-n; mehr al» bOV Leichen liegen auf den Straßen umher, über 2000 ihrer Soldaten sind schwer ver- wundet. Der frühere Sowjet wurde gestürzt und ein neuer ge« bildet. Die Tschechoslowaken erhoben über JrkutSk sofort den Kriegs- zustand. WaS auS Stockholmer Quellen stammt, ist bekanntlich mit äußerster Vorsicht aufzunehmen. Das gilt zunächst auch von der weiteren Meldung vom gestrigen Tage, wonach die Tschechosiowaken in Jrkutsk eine neue Regierung gebildet haben, die den Namen„Zentralregierung der Republik Sibirien" führen und deren Vorsitz G u t s ch k o w, der Kriegsminister der Miljukow -Epoche der Revolution, über- nehmen soll. Aufstände. M.Skau, 2!. August. sP. T. A.) Die Sowjet- Macht e n t- Waffnet« die Brianski schen Offiziere, welche zu- sammen mit den Menschewiki einen Aufstand vorbereiteten. Petersburg, 24. August. (P. T.«.) Am Abend des 15. August begann im Rayon Petersburg ein bewaffneter Aufstand lpter der Führung weißgardistischer Ossi- ziere. Anfänglich gelang r» den Aufständischen, einige Stationen zu besetzen, zeitweilig die Verbindung mit Jam- bürg und Gatschina zu stören. Eiligst wurden Gegen- maßregeln gelroffen. Eine auS Jamburg ausgerückte Abteilung besetzte nach heftigem Kampfe die Station Molosskowicy und marschierte weiter vor. Die Weißgardisten hatten sich im Walde vov Woloffowa verschanzt und versuchten von dort aus in Verbandlungen zu treten. Unsere Abteilungen entwaffneten die Gegenrevolutionäre. Aologda, 21. August.<P. T. A. ) DaS Komitee zur Unterdrückung der Gegenrevolutian hat strengste Maßregeln gegen die Konterrevolutionäre ergriffen. Alle Weißgardisten und verdächtigen Personen werden verhaftet. Alle Offiziere werden registriert, die verdächtigen unter ihnen verhaftet. Arbeiter-Offiztere.— Mobilifierung der Bourgeoisie. Moskau , 21. August. (P. T. A. ) In Petersburg wurde der neue Offiziersjahrgang in die Sowjet-Armce aufgenommen. Während einer feierlichen Sitzung übergah der Vorsitzende des Petersburger Sowjet», der Arbeiler Deputate Sinowew, dem ersten Jahrgang der Roten Offiziere»in herrliches rote» Banner. Bei diesen Offizieren handelt e» sich bekanntlich um Arbeiter. Die Sowjet» sind am Werk, sich, durch schlimme Ersahrungen ge- warnt, au« den Rechen ihrer sicheren Anhänger ein OsfizierkorpS heranzubilden. Daß die Sowjetregierung Anlaß hat, zu verhüten, daß ihr scharfe» Borgehen gegen die verräterischen Elemente zu einer Hätz im Heere führt, dürfte auS einem Befehl an die Rote Armee und Flolt« zu schließen sein, der laut P. T. A. vom VolkSkommiffariat für Heeresangelegenbeiten erlaffen worden ist. Er lautet: „In den mir erstatteten Berichten wird darauf hingewiesen, daß viele junge Generalstabsoffiziere der letzten Jahrgänge in den kürz- lich staltgeiundenen Kämpfen an der Ostfront heldenhaft gelänipft haben. Ich fühle mich veipflichtet, da» ganze Land davon in Kennt- nis zu setzen. Alw haben sich die alten Cadreosfiziere mcht sämtlich als Verräter erwieien: in ihrer Milte fanden sich viele, die die Re- volution mit der Arbeiterbevöllerung und der Sowjetmacht vereint hat. Ihnen Ehre und Anerkennung! Die Verräter werden ver« nichtel; sie aber sind berufen, im neugeborenen Rußland eine Rote Armee der Arbeiler und Bauern zu schaffen." Moskau , 25. August. fP. T. A.) Durch einen Befehl des KriegSkommlffariat« von Moskau ist die Mobilisierung der Bourgeoisie der Jahrgänge 1913—14, zwecks Verwendung für Arbeiten hinter der Front, angeordnet worden. • Moskau . 25. August.(P. T. A. ) Im drahtlosen Ve- richt„An alle" dementiert Genosse Trotzki die amerikanische � Lüge, welche besagte, daß die Sowjets eine allgemeine Bewaffnung aller deutsch-öster- reichischeu Kriegsgefangeueu zum Kampfe gegen die Tschccho- slowaken durchführen wollen. In der Sowjetarmee definden sich lediglich einige frühere Kriegsgefangene. welche russische Staatsbürger geworden sind.
Im östlichen und mittleren Mittelmrcr versenkten deutsche U-Boot« etwa 17 999 B.-R.-T. Schiffsraum, darunter-drei größere beladene Tankdampfer. Grenzstreit in Zentralainerika. �Ranagua, 29. August. iHavas.) Infolge eines zwischen Honduras und Nicaragua ausgebrochenen Grenzstreües willigte Honduras ein. die Frage dem Schiedsspruch de» Königs von Spanien zu unterwerfen. Trotzdem sandte es einen Teil seiner Streitkräfte cm die .Grenz« Nicaraguas ........
Vle amerikanischen Sozialisten gegen Wilsons Militarismus. Washington , 25. August.(Reuter.) Das Repräsentanten- haus nahm das Mannschaftsgesetz in der vom Kriegsdeparte- ment vorgeschlagenen Fassung an. Nur zwei Sozialisten stimmten dagegen. Fernbcfchießung von Dünkirchen. „Petit Pcrrisien" meldet aus Dünkirchen über die Beschießung durch ein weittragendes Ge- schütz in der Nacht vom 21. zum 22. August, daß ab 19 Uhr 49 abends acht Granaten in Abständen von je 5 Mi- nuten in die Stadt Dünkirchen einschlugen. Sieben Zivilisten wurden getötet und zwei verwundet, der Sachschaden ist beträchtlich. Amerikanische Schauergeschichten über Kriegsgefangene in Deutschland . Ter Chef des Stabes der amerikanischen Armee, General K e st o n March, hat sich nach einer Berner Meldung der„Köln . Ztg." vom 23. August über die angebliche grausame Be- Handlung der amerikanischen Gefangenen in Deutschland geäußert. Er erklärt die in den Bereinigten Staaten verbreiteten Schauergeschichten für unbegründet, da ihm der diplomatische Vertreter Spaniens in Deutschland mitgeteilt habe, die Amerikaner würden dort genau so behandelt wie alle übrigen Gefangenen.
Was ist's mit dem Reichstag! Am Sonntagmorgen meldete die„Germania", sie habe von durchaus zuverlässiger Seite erfahren, daß die Einberufung des Reichstags unmittelbar bevorstehe. Die„Germania" ist das Organ des Zentrums, dessen Mitglied, Herr Fehrenbach, Präsident des Reichstags ist und sie steht zum Vorsitzenden der Zentrumsfraktion, Herrn Gröber, in engsten Beziehungen. Dieser wiederum dürfte in der Lage sein, sich über die Absichten des Reichskanzlers, seines ehemaligen Fraktionskollegen, hin- sichtlich der Einberufung des Reichstags richtig informieren zu können. Man kann also, wenn man nicht etwa in der Meldung der „Germania " eine gewissenlose journalistische Sensationsmache erblicken will, nicht daran zweifeln, daß sich diese Meldung wirk- lich auf Informationen von„durchaus zuverlässiger Seite" stützte. Und diese„durchaus zuverlässige Seite" hatte gesagt, der Reichstag werde einberufen werden, um die auswärtige Politik zu besprechen, und der Reichskanzler werde über diesen Gegen- stand eine Rede halten. Am Abend desselben Tages aber wurde die Nachricht so offiziös und offiziell wie nur möglich als unrichtig be- zeichnet. Die„Germania" bringt diese offiziöse Bestreitung zur Kenntnis ihrer Leser, bemerkt aber dazu:„Richtig bleibt jeden- falls, daß«ach wie vor eine frühereBerufungdes Parla- ments als zu dem ursprünglich in Aussicht genommenen No- vember-Termin durchaus i'm Bereich der Möglich- k ei t liegt." Jedenfalls ist der ganze Vorgang recht seltsam und kein Zeichen von guter Regie. Wird morgens von durchaus zuver- lässiger Seite versichert:„Der Reichstag kommt I" und abends von noch zuverlässigerer:„Er koiymt nicht!", so entsteht dadurch daS Bild einer gewissen Unsicherheit in den oberen Regionen, und die Unruhe teilt sich nach unten hin weiter mit. Auch wir glauben, daß die Einberufung deS Reichstags noch vor dem Novembertermin nicht nur in den Bereich des Möglichen, sondern auch in den des Notwendigen rücken kann und daß diese Notwendigkeit durch Meldungen wie die der„Germania" nur noch vermehrt wird. Man soll das Volk nicht allzulang an der Orakelblume zupfen lassen, ob„er" kommt oder nich� kommt. /lllüeutsche propaganüa in üer Schule. Noch immer benutzen die Alldeutschen die öffentlichen Schulen mit einer Ungeniertheit für ihre Propagandazwecke, die nur bei Leuten erklärlich ist, die sich in naiver Dreistigkeit einbilden:»Der Staat , das sind wir!" So wurde am 2l. August durch die Lehrer des Realghm- nafiums in Friedrichshagen an sämtliche Schüler der Lehranstalt ein Flugblatt verteilt, das an innerpolitischer Verhetzung und Brunnenvergiftung einen Rekord aufstellt. Bezeichnenderweise trägt die» Hetzblatt kein« Unterschrift de» Verfasser», Herausgeber» oder Verbreiter» sondern nur die Angabe einer Friedrichshagener Druckerei, in der es hergestellt ist. Der Sinn de« Flugblatte« ist der, jedermann, der nicht mit, den Zielen der„Vaterlandspartei ' einverstanden ist. al« vom Feinde bestochen hinzustellen. Am Anfang heißt eS in Riesenlettern: Mehr a(3 2 Milliarden Mark, also mehr als 2900 Millionen Mark, haben die Feinde für Bestechungen in Deutschland »nd Oesterreich bereitgestellt. Dann weiter unten: Mit diesen gewaltigen Summen sind Agenden besoldet und mit Geld versehen worden, um in unserer Rüstungsindustrie Streiks und Unruhen hervorzurufen und dadurch unser Heer lahm zu legen. Zeitungsmänner, Parlamentarier, RcgierungS- bcamte und sonstige einflußreiche Männer sollen beein- flußt, wie überhaupt alle» mögliche getan werden, den SiegeSwillen unseres Volkes niederzuringen und uns dadurch einem uns ungünstigen Frieden geneigt zu machen. Man hat sich gar nicht gescheut, da» in breitester Oeffentlickikeit zu er- öcteni, wohl in der Hoffnung, daß sich innerhalb unserer Grenzt» noch genug Schurken aufhalten, die sich freiwillig melden werden, um für einen Judaslohn unser Vaterland zu ver- raten. Man sollte meinen, daß ein angeblich»patriotisches' Flugblatt einem solchen Ansinnen der Feinde kräftig entgegentritt— keine»- weg», daS Flugblatt läßt durchblicken, daß es solcher verräterischer Schurken,„Zeitungsmänner, Parlamentarier, Regierungsbeamte und sonstige einflußreiche Männer' in Hülle und Fülle bei uns gebe, nämlich alle, die nicht in die Forderung der BatcrlandSpartei nach einer Kriegsentschädigung einstimmen. Alle Einwendungen da- gegen werden nämlich als„schurkische Lügen" abgetan; und für den unbefangenen Leser, der daraus noch immer nicht den Schluß zieht. daß Scheidemann , Erzberger usw. im Solde England» stehen müßten, brüllt der Schluß deS Flugblattes nochmals in Riesen« lcttern: Denkt an die 2090 Millionen Bestechungs- gelber nnd helfet, daß der schändliche Plan der Feinde zu- schänden werde. ES ist beschämend, daß Leute, die.Pädagogen' zu sein glauben, zu dieser Vergiftung und Verhetzung der Jugend die Hand bieten! Doch dieser Fall steht keineswegs vereinzelt da. Ein anderer Leser unseres Blattes übersendet unS ein Flugblatt, das sein Sohn au» der Schule mitgebracht hat und das eine gehässige und verlogene Polemik gegen die ReichStagSresolution vom 10. Juli 1917 zum Inhalt hat. Die Polemik baut sich auf der albernen Unterstellung auf, die ReichStagSresolution hätte zwar eine wirtschaftliche und finanzielle Vergewaltigung der Gegner ab- gelehnt, lasse aber eine solche Absperrung und Verzewaltigung
Deutschlands durch die Feinde ruhig zu. Im Zusammenhang mit dieser Darstellung fällt dann da» Wort»BaterlandSberrat'. Das Flugblatt enthält dann u. a. folgende Sätze:„Es darf daher der Beschluß der ReichStagSmehrheit vom 19. Juli 1917, die Feinde wirtschaftlich nicht zu vergewaltigen, unter keinen Um- ständen ausgeführt werden.. ferner:»Der Krieg ist also durch den Beschluß der ReichStagSmehrheit nicht ver- kürzt, sondern unbedingt verlängert worden.' (Dieser Satz ist durch Fettdruck und besonder» große Lettern hervor« gehoben.) Natürlich wird auch hier eine KriegSentschädi- gung gefordert und am Schluß verlangt, daß man die Gegner bei Friedensschluß»nicht als ehrliche und anständige Leute behandeln dürfe'. Interessant ist, daß auch dieses Flugblatt keinen Verfaffer und Verleger, sondern lediglich einen Drucker benennt. ES ist schon ein starkes Stück, erwachsenen Leuten solche un« sinnige Leklüre zuzumuten, noch stärker aber ist eS, sie an die Kinder in der Schule zu verieilen, wie der Direktor der Ohm städtischen höheren K n a b e n s ch u l e in Ohmstädte eS getan hat. Ist der Herr Kultusminister damit einverstanden. daß in den Schulen in dieser Weise politische Agitation getrieben wird?
Znöuftrie und Handel. Glänzender Verlauf der Leipziger Messe. Unterstützt durch günstiges Welter. nahm der Geschäftsverkehr auf der eben eröffneten Leipziger Herbst-Mustermesie weiter einen außerordentlich regen Verlauf. Die Musterkollektionen sind vielfach reicher zusammengestelll als auf der diesjährigen FrühjahrS-Messe. Dementsprechend tritt daS Angebot aui einer Reihe von Gebieten dringlicher in die Erscheinung, was für die Einkäufer den Vorzug einer erleichterten Eindeckung hat. Gleichwohl können keineswegs alle Wiiniche der Einkäufer Befriedigung finden, wobei freilich. zu berücksichtigen ist. daß Aufträge infolge der erschwerten Herstellung und Lieferung von Waren häufig weit über den Bedarf hinatts erteilt werden. Der Besuch der Meßpaläste ist sebr lebhaft, doch können die Verbandlnngen über GcswästSabichlnss« zwischen Ausstellern und Einkäufern bequemer al» früher geführt werden, weil daS Meßamt dafür Fürsorge getroffen hat, daß abs gesehen von Vertretern der Behörden und der Presse, nur dem Meßamt angemeldete Aussteller und Einkäufer, nicht aber Schau- lustige die Kaufhäuser betreten können. Die Feststellung, daß zur diesjährigen Herbstmesse etwa 199 909 wirkliche Interessenten ge» kommen sind, hat eine feste Grundlage in den Bescheinigungen, die für die Fahrpreisermäßigung auf den Eisenbahnen aufgestellt worden sind, an solchen Bescheinigungen, die den Geschäftsleuten gewährt werden dürfen, sind bis heute vormittag 92 199 herausgegeben worden. Dazu kommt eine erhebliche Anzahl von Ausstellern bzw. Ein- käufern aus der näheren und wetteren Umgebung Leipzigs , die die Vergünstigung für die Fahrpreisermäßigung nicht in Anspruch nehmen. Einen gleich regen Besuch hat. besonder« wenn man die Art der zahlmäßigen Erfaffung der Interessenten belücksichligt, nie zuvor eine in- oder ausländische Messe gehabt. Englands Außenhandel im Kriege. Ueber die.Statistik des Außenhandels eines kriegführenden Landes zu sprechen, ist außerordentlich schwer, weil die Grundsätze, nach denen diese Statistiken gewonnen werden, überall von den im Kriege üblichen abweichen und weil die sprunghasten Preis- Veränderungen von vornherein sowohl einen Vergleich mir den Friedensjahren, wie ein Urteil über das Quantum der ein- und ausgeführten Güter unmöglich machen. Ganz besonder» treffen diese kritischen Schwierigkeiten auf den englischen Außenhandel zu. Lange Zeit hindurch wurden die Waren, die auf Order de» Kriegsministerium» ein- oder ausgeführt wurden, nicht in die Statistik aufgenommen, und seitdem das geschehen ist, sind wieder Zweifel darüber aufgetaucht, ob die Statistiken nicht zur Erziclung falscher Eindrücke beim Feinde frisiert worden sind. Rur ein Faktum ist unbestreitbar von großer Wichtigkeit: da» rasche Wachstum de» Einfuhrüberschusse». Er erhöhte sich von 134 Millionen Pfund im Jahre 1913 auf 329 Millionen Psund im ersten Kriegsjahre und auf 686 Millionen Pfund im letzten Kriegsjahre. Im Frieden konnte es sich England leisten, mehr Waren vom Auslände dauernd zu beziehen als dahin auSzusühreu. ohne bankrott zu werden, weil eS zur Deckung der passiven Handels- bilanz die immensen Gelder verwerten tonnte, die aus der An-. läge seiner Kapitalien im Auslände auS Fracht- und Handels- diensten, au» Pensionen seiner Beamten in den Kolonien zuflössen. Mit anderen Worten: Die passive Handelsbilanz ist durch eine sehr aktive Zahlung» bilanz mehr al« ausgeglichen worden. In den vier KriegSjahren hat nun der Tinfuhrübetschuß England» mindestens 86 Milliarden Mark betragen. Die Einnahmen aus Fracht- diensten und Provistonen verminderten sich aber rapid. Die KapitalSanlagen im Auslände wurden zu einem Teile entwertet, zu einem anderen zur Deckung de» Einfuhrüberschusse« abgestoßen, so daß dieser größte ständige Posten der Zahlungsbilanz ebenfalls eine sehr erhebliche Verminderung erfahren Hai. Zu- sammensaffend kann also festgestellt werden, daß der gewaltige Ein- fuhrüberschuß Englands in den vier KriegSjahren zum größten Teil aus dem Erlös der abgestoßenen Kapitalanlagen im Auslände oder im Auslände aufgenommener Anleihen gedeckt wurde. In beiden Fällen ist er ein Maßstab der enormen Verarmung dieseSehe in alSreich st en Landes.
Lekte Nachrichten. Französischer Heeresbericht vom 26. August nachmittag». Ziemlich lebhafte Lrtilleriegc fechte in der Nacht in der Gegend von Roy« und B e u v r a i g n e» und zwischen A i l e t t e und A i» n e. Zwei Handstreiche des Feinde» in den Vogesen hattten keinen Erfolg. Wir haben Gefangene gemacht. An dcr übrigen Front war die Nacht ruhig.' Auch amerikanische Truppen in ArchangcsKk. Amsterdam , 26. August.„Algemeen HandelSblod" meldet aus London : Die Amerikaner haben jetzt ebenso wie di« Fran- zosen und Engländer in Archangelsk Truppen gelandet. Nach Sibirien wird eine aus allcn Waffen gemischte kanadische Brigade geschickt werden. Der Streit um das Dongebiet. Kiew , 26. August.„KiewZkeja Mysl" schreibt über die Bc- ratung der DongebictSfrage in der russisch -ukrainischen Friedenskonferenz: Die Sitzung trug einen sehr erregten Charakter. Die Reden nahmen zum Teil derartig« Schärfe an, daß mehrmals während der Sitzung Gefahr war, daß«in Abbruch der Berhand- lungen eintrat.