Sunüesrat und auswärtige Politik. Offiziös wird gemeldet: Unter dem Vorsitz des bayrischen Ministerpräsidenten Dr. von Dandl wird der Bundesrats- ausschuß für auswärtige Angelegenheiten am Montag nach- mittag zu einer Sitzung zusanimentreten. Dieser berühmte Ausschuß ist bekanntlich dazu da, um seine vollständige Uebereinstimmung mit allem, was geschieht, osfziös melden zu können. Der Hauptausschuß des Reichs- tags ist von weniger sanfter Gemütsart, also wird er auch nicht einberufen._ Die Vaterlandspartei annektiert lluxetnburg Während man sich noch auf der Jagd um die im Osten zu vergebenden Königskronen und Herzogshüte befindet, macht der Oberstleutnant a. D. E. v. S o m m e r f e l d in der Nr. 23 der Mitteilungen der Deutschen Vaterlandspartei einen neuen Vorschlag für Eroberungen im Westen. Unglaublicher- weise handelt es sich diesmal nicht um einen mit uns im Krieg befindlichen Staat, sondern um das Großherzogtum Luxemburg . Zu schwach zur Gegenwehr, mußte es, wenn auch, wie Sommerfeld selbst zugibt, in weiten Kreisen viel- leicht mit der geballten Faust in den Taschen den deutschen Ein- und Durchmarsch sowie die Anlage und Ausrechterhal- tung der erforderlichen Etappenlinien chulden, damit ihm das Schicksal Belgiens erspart blieb. Trotzdem werden seiner Meinung nach die politischen Verhältnisse dieses.Zwischen- landes beim Abschluß des Krieges einer gründlichen Aende- rung unterzogen werden müssen. In dem Artikel heißt es: „Di« Einverleibung des ErzbeckenS von L o n g w y und B r i e h in das Deutsche Reich darf wohl als unumstößlich feststehendes KriegSziel betrachtet werden. Das Schicksal von Verdun ist dabei jedenfalls insoweit entschieden, als zum mindesten seine Festungswerke geschleift werden müssen. Eine Festung unmittelbar vor den Toren Deutschlands , di« mit den weittragenden Geschützen der Neuzeit die industriellen Anlagen in den neuerworbenen LandcSteilen in großer Ausdehnung zusammenschießen kann, ist eine undenkbare Ungeheuerlichkeit. Indes die deutsche Grenz« hat schon jetzt bei Metz die un- günstige Gestaltung einer vorspringenden, südlich von Frankreich , nördlich von Luxemburg umfaßten und umklammerten AuSbuch- tung. Nach der Hinzufügung von Longwy und Brich wächst sich dieser Vorsprung zu einer staatlichen Unmöglichkeit auS, der Frank- reich geradezu zu einem Ucberfall herausfordert. Der Grenze des Deutschen Reiches muß hier unbedingt eine andere, größere Sicher- heit gewährende Linienführung gegeben werden. Am weitgehendsten würde dieser Ausgleich erreicht werden, wenn zunächst der deutschredende Teil von Bel- g i sch- L u x e m b u r g zum G r o h h er z o g t u m Luxem - bürg geschlagen und das so vergrößerte Land, welches vor 18 SS bereit« dem Deutschen Bunde angehört hatte, wiederum als Bunde» st aat in das Deutsche Reich aufgenommen und angegliedert würde. Unzweifelhaft neigt die Bevölkerung Luxemburgs in ihrer überwiegenden Mehrzahl z u Frankreich hin. Sie ist in dieser Hinsicht� vor der Hand kein erwünschter Zuwachs zur deutschen Ein- Wohnerschaft. Auf der anderen Seite aber werden ihr die Vor- gänge bei Ausbruch des Krieges di« Augen wohl darüber geöffnet haben, daß ihr nur der Anschluß an Deutschland die Gewähr bietet, von den Leiden des Krieges verschont zu bleiben. Auch daS deutsche Herrschertum der Nassauer wird ohne sonderliche Mühe den An« schluß an das alte Heimatland finden und sich dadurch vor falschen Fehltritten bewahrt fühlen, wie sie der verblendete Hohenzoller auf dem rumänischen Thron sich hat zuschulden kommen lassen. Zudem sind bereits zwei Bindeglieder in der Zollvereinigung und der deut- fchen Verwaltung der luxemburgischen Eisenbahnen vorhanden, deren nutzbringende Wirkung allseitig erkannt worden ist. » Schließlich aber spricht da? entscheidende Wort lediglich das Wohl Deutschlands . Daß aber die Vorteile der Wiederaufnahme Luxemburgs in das Deutsche Reich di« etwaigen damit verknüpften Nachteil« erheblich überwiegen, werden diese kurzen Auseinander- setzungen schon einwandfrei dargetan haben." Herr Sommerfeld kümmert sich wenig um die Frage, wo das Selbstbestmmungsrecht der Völker bleibt, woher wir das Recht nehmen sollen, über das Schicksal eines anderen Staates zu verfügen. Wenn Sommerfeld schreibt:„Schließlich aber ipncht das entscheidende Wort lediglich das Wohl Deutsch- lands." so muß diese Auffassung auf das entschiedenste be- stritten werden. Nicht um das Wohl Deutschlands , sondern um das Recht handelt es sich hier. Was dieser Vaterlands- parteiler empfiehlt, sind die Methoden des Raubkriegs.
Strafgesetz gegen tzetzprefle? Ein Vorschlag Prof. Schüctings. In der soeben erschienenen Schrift„Internationale Rechts- garantien"(Hamburg 1918, Broschek u. Co.) macht der bekannte Lehrer des Völkerrechts in Marburg Professor Schücking u. a. den Vorschlag, folgende internationale Vereinbarung zu treffen: Di« Staaten verpflichten sich sämtlich, in ihr nationales Straf- gesetzbuch eine Bestimmung einzuführen, wonach beleidigende Aeußerungen gegen fremde Völker oder Staa- ten�in einer Druckschrift strafbar sind. Sollten die zuständigen Behörden eS pflichtwidrig ablehnen, wegen solcher Prcßvergehen auf den Antrag des betreffenden Staates bzw. seines diplomatischen Vertreters die Verfolgung«in- zuleiten, so kann dieser Staat eine Entscheidung der Cour de „�justice arbitrale im Haag darüber herbeiführen, ob in dem frag- lichen Fall«in« Strafverfolgung zu geschehen hat. Außerdem legen die Staaten sich wechselseitiU die Verpflichtung aus, daß sie tatsächliche Berichtigungen auf An- trag eines Staates in gewissen vorher festzusetzenden Presseorgane» ihres Landes amtlich mitteilen wollen. Die Zuferligung dies«: Berichtigung erfolgt im Streitfalle nach eingetretener Vorprüfung durch ein« Haager Instanz an die einzelnen Regierungen. Di« BerichtigungZpfsicht gilt auch im Kriege. Schücking begründet seinen Vorschlag mit folgenden treffen- den Sätzen: Eine besondere Gefahr für den Weltfrieden bildet ohne Zweifel die völkerverhetzende Tätigkeit zahlreicher Prcßorgane. Auf zwei Wegen arbeiten sie, oft durch frivole Politiker oder sogar kapita- listische Interessenten, wie di« Rüstungsindustriellen, gekauft, der Völkerverständigung entgegen. Einmal wird durch beschimpfende und beleidigende Aeußerungen über fremde Völker und Staaten gegen diese planmäßig Stimmung gemächt, dann werden fortgesetzt falsche oder entstellt« Nachrichten verbreitet, um bei der Ncaierung und dem Volk des einen Staates gegen den anderen zu wühlen. Nach den bitteren Erfahrungen dieses Weltkrieges gilt eS. für die Zukunft nach beiden Richtungen hin vorzubeugen. Der Vorschlag Schücking« weist uns auf die ungeheure Angmalie hm, daß vor dem Kriege die friedensfrepndliche Presse
wegen ihrer sonstigen radikalen Tendenzen vielfach gerichtlich verfolgt wurde, während die„national zuverlässige" Hetzpress: lieb Kind im Hause war. Zweifellos ist aber die Erhaltung des Weltfriedens ein wichtigeres Gut als der gute Ruf deS einzelnen Bürgers oder einer hochwohlweisen Behörde. Wenn wir den Vorschlag trotzdem ablehnen, so geschieht das aus dem Grunde, weil wir uns von einer Regulierung der öffentlichen Meinung durch das Strafgesetz überhaupt nichts versprechen. Nützlicher als die Strafjustiz ist ein gerichtliches Feststellungsverfahren, das an das öffentliche Gewissen appel- liert, der Wahrheit die Ehre gibt, den Verleumder aber, ohne ihn durch Strafe zum Märtyrer zu machen, entlarvt und der all- gemeinen Verachtung preisgibt. Stellt man sich jedoch auf den Standpunkt, daß Redakteure in Gefängniszellen zum besseren Verständnis ihres Berufs er- zogen werden können, dann ist es ganz selbstverständlich, daß Leute, die zum Kriege Hetzen, als erste dahineingehören.
tzafernährmitte! eine dringende Forderung für das kommende Wirtschaftsjahr. Man schreibt uns: Die Haferernte wird viel besser werden als im Vorjahr. Der Wirtschaftsplan für diese Getreideart wird demnächst festgelegt werden. Es ist eine dringende Forderung, die im Interesse der VolkScrnährung erhoben werden muß, daß für das kommende Wirtschaftsjahr an Hafer für die menschliche Ernährung, insbsonder« für unsere Kinder, bereitgestellt wer- den mutz, was sich nur irgendwie ermöglichen läßt. Der Grundsatz: der Hafer zuerst den Pferden, dann erst den Menschen, hat keine Gültigkeit mehr. Wie wir unseren Or- ganismuS an die veränderte Lebensweise gewöhnt haben, so haben sich auch die Pferde an di«„KriegSkost" gewöhnt. Man hat in schwcrarbeitenden Betrieben die Erfahrung gemacht, daß sich die Pferde an daS Mischfutter, an d'e Rübenschnitzel und an daS Strohkraftfutter ganz besonders gut gewöhnt haben und bei ge- steigerter Leistung wohlgenährt und gesund geblieben sind. Wir haben heuer eine Rekordstrohernte; auch die Rübenernte verspricht gut zu werdest. Wenn dann der zu Hafernährmitteln nicht so sehr geeignete leicht« Hafer den Pferden auch noch zugute kommen wird, so würde, für die menschliche Ernährung eine solche Menge Hafer frei, daß von einer ganz gewaltigen Verbesserung unserer Leben?- Haltung, insbesondere unserer Kinder und Kranken für das kommende Wirtschaftsjahr gesprochen werden könnte. Reichs- und Landesstellen haben die Wichtigkeit der Hafernähr- mittel für die menschliche Ernährung wohl erkannt, sie haben auch in den Jahren ISIS und 1916 die Industrie zur Erbauung und Vergrößerung der Hafernährmittelfabriken nach jeder Richtung hin ermuntert und unterstützt, so daß wir jetzt— gegen 30 Fabriken vor dem Kriege— über 150 Hafernährmittelfabriken in Deutschland zählen. Es fehlt nur der H a s e r. Wenn eine Körnerfrucht als BolkSnahrungSmittel anzu- sprechen ist, so ist eS der Hafer ob seiner Bekömmlichkeit und seiner hohen Nährkraft. In anderen Ländern, England und Amerika , sind die Haferprodukte seit alterSher VoltSnahrungsmittcl. Wir können daher verlangen, daß auch in unserem Ernährungsplan auf dieses Nahrungsmittel mehr Rücksicht genommen wird wie bisher, daß vor allem der für den Hafer bisher geltende Grundsatz: zuerst das Vieh und dann der Mensch, umgekehrt wird. Dabei muß verlangt werden, daß in erster Linie der zur Nährmittelfabrikation geeignete Hafer— gerade der beste Hafer ist hierzu gut genug— für die menschliche Ernährung sichergestellt wird. Versenkungen. Berlin , L8. August. Im Sperrgebiet westlich England wurden von unseren U-Booten 18 000 B.-R.-T. versenkt. Ter Chef des AdmiralstaoeS der Marine. Protest gegen Malvy« Verurteilung. Dg» Exekutivkomitee der sozialistisch-radiialen Partei erhob sehr energisch gegen die Ver- nrteilung MalvbS Einspruck und sprach in- der Tagesordnung den Wunsch auS, alle wahren Republikaner möchten sich«m Kampfe gegen die Verleumdung und den reaktionären Pressefeldzug einigen.
Znöustrie und hanöel. Der Streit nm die Stapelfaser. Die„Franks. Ztg." und die„Deutsche Konfektion" ver- öffentlichen Artikel, in denen gesagt wird; Eine Versorgung der Zivilbevölkerung mit auS Stapelfaser hergestellten Stoffen ist heute noch nicht möglich. Einlr allgemeinen Auf- nähme der Stapelfaserproduktion ständen»chnische Schwierig- keiten entgegen, da die bis jetzt erprobten Erfahrungen erst nach jahrelangen Versuchen und Fehlschlagen zu ihrer heutigen Vollkommenheit gelangt seien. Schließlich bestände Mangel an den notwendigen Chemikalien. Mögen auch diese Artikel aus angeblich informierter Quelle stammen, so bleibt doch noch immer zu prüfen, ob diese Quellen nicht durch irgendwelche Ncbcnintercssen getrübt sind. EL wird versichert, daß Monopole pnd Patent- schwierigkeiten nicht bcsiänden. Aber eine Reihe der Schmie- rigkeitcn, die der Aufnahme einer allgemeinen Stappelfaser- Produktion entgegenstehen sollen, sind nicht ganz ernst zu nehmen, so daß doch der Eindruck entsteht, sie würden nur vorgeschützt. Vor allem gilt das von dem Hinweis darauf, daß die bestehenden Verfahren erst nach langen Mühen zu ihrer heutigen Voll- kommenheit ausgebildet worden und daß deS- halb alle Fabrikanten, die die Produktion der Stapelfaser aufnehmen, ein großes Risiko laufen. Das isflln dieser absoluten Fassung einfach lächerlich. Die gemachten Erfahrungen der Patentinhaber können sehr wohl verwertet werden, so daß den Neulingen in dieser Produttion Kinderkrankheiten möglichst erspart bleiben können. Auch mit der Not an Chemikalien ist es gar nicht so weit her. Ei werden,-wie wir erfahren, schon bedeutend mehr der notwendigen Hilfsstoffe bereitgestellt. Trotzdem bleibt eS natürlich wahr, daß die Produktion der Stapelfaser unter den Zwangsbedingungen der Kriegswirtschaft nicht schrankenlos sein kann. Aber sehr wohl darf man erwarten, daß sie die große Not an Textilstoffen mildern kann, wenn es auch natürlich ausgeschlossen ist, den Bedarf ganz zu be- friedigen. Ganz unabhängig von dem Schicksal der Stapelfaser- Produktion ist die von uns dieser Tage gebrachte Mitteilung, daß die Kriegsrohstoffabteilung für die nächsten Quartale der Reichsbeklcidungsstelle mehrere Millionen Meter Tuch und annähernd ebensoviel Unterzeug liefert. Die Reichsbelleidungsstelle bestätigt uns, daß ihr diese Lieferungen tatsächlich avisiert sind. Es handelt sich um einen weichen und elastischen Stoff von hoher Qualität. Der Umstand, daß auch Uttterzeug geliefert wird, das natürlich
gewaschen werden muß, beweist, daß die Herstellung eines waschbaren Textilersatzstoffes große Fortschritte gemacht hat.
Ablehnung deS ZwangösyndikatS in der Ziegeliudustrie. Seitens des Reichöwirtschaftsamts sind die beiden von der Ziegelindustrie gestellten Forderungen auf Gründung eines Zwang«- I'yndikatS und auf GenehmigungSpflicht von Neugründungen ab- gelehnt worden. UnterstaaiSfekretär Göppert vom Reichswirt- schaitSamt äußert sich in d« ablehnenden Mitteilung wie folgt: .Räch eingehender Prüfung bin ich nicht in der Lage, der An- regung Folge zu geben, die Neugründung oder Erweiterung von Ziegeleien an eine behördliche Genehmigung zu knüpfen. Ausschlaggebend für diese StellungSnahme ist der Umstand. daß der Wohnungsbau dadurch erschwert oder weiter verteuert werden würde, waS unier allen Umständen vermieden werden muh. ES mag richtig sein, daß die LeistuiigSsähigkeit der vorhandenen Ziegeleien auch den größten Bedarf, mit dem gerechnet werden muß, zu decken vermöchte, jedoch nur unter der Voraussetzung, daß bie Entfernung zwischen E r z e u g u n g S o r t und Bauplatz nicht berücksichtigt wird. Daß jeder Ort, an dem ein größere» Bedürfnis nach neuen Bauten entstehen wird, über Ziegeleien in solcher Nähe verfügt, daß er mit Ziegeln leicht und ohne größere Beförderungskosten und Schwierigkeiten schnell und voll versorgt werden kann, ist nicht an- zunehmen und auch nicht festzustellen, da daS Baubedürfnis vorher nicht übersehen werden kann. Die schwierig« Lage in der Ziegelindustri« rührt eben daher, daß daS Gebiet, da»«in Betrieb wirtschaftlich versorgen kann, zwar je nach den zur Verfügung stehenden Beförderungsmitteln größer oder kleiner, immer jedoch recht beschränkt ist, daß aber daS Baubedürfnis stark wechselt. Immer wieder wird durch ein Baubedürs- ni«, das an anderen zu den älteren Ziegeleien ungünstig liegenden Orten neu auftritt, die Entstehung neuer Ziegeleien notwendig. während da» abflauende BaubedürfnjS an den früheren Stellen den älteren Ziegeleien den Absatz entzieht. Ebensowenig bin ich in der Lage, mich mit einer Zwang?- shndizierung der Ziegelindustrie einverstanden zu erkläre», selbst wenn eS sich nicht um ein allgemeines, ganz Deutschland um« fassendes Zwangsshndikat, sondern um örtlich begrenzt«, kleinere Syndikate handeln sollte. Jeder Versuch einer zwangsweisen Syn- dizierung wird an der Flüssigkeit der Verhältnisse scheitern. Dazu kommt, daß sich die zahlreichen kleineren Betriebe nicht für eine Zusammenfassung eignen. Endlich würde eine ZwangSsyndizierung auch im Falle der Bildung örilicher Syndikate eine weitere Verteuerung der Ziegel st eine bedingen, die mit Rück- ficht auf die Förderung des KleinwohnungSbaueS vermieden werden muß." Lette Nachrichten. Streit um das deutsch -cnglische Gefangenenabkomme». Berlin , 28. August. (WTB) In einer Reutermeldung vom 23. August wird behauptet, daß die großbritannische Regierung der deutschen Regierung sofort ihre Berei! Willigkeit erklärte, die am 14. Juli im Haag unterzeichnete Vereinbarung über Krieg«- gefangene und Zivilpersonen mit einer Ginschränkung zu ratifizieren, daß die deutsche Regierung indes noch nicht geantwortet habe und somit di� Verantwortung für die Verzögerung trage. Tiefer Vorwurf ist völlig unbegründet. Bis in die allerletzte Zeit war der deutschen Regierung keinerlei Mitteilung der grotzbritannischen Regierung über deren Stellung zu der Vereinbarung zugegangen. Erst am 22. August hat der deutsche Gesandte im Haag eine Erklärung der groß- britannischen Regierung erhalten, wonach diese zur Ratifikation der Vereinbarung bereit sei. wenn die deutsche Regierung einer Aenderung der getroffenen Verabredungen in einem wesent- lichen Punkte zustimme. Auf die Frage einer befriedigenden Regelung der Lage der Ehinadeutschen, von der bekanntlich deutscherseits die Genehmigung zu der Vereinbarung abhängig ge- macht wird, ist die grohbritannische Regierung in dieser Erklärung mit keinem Worte eingegangen. Hiernach kann die Reutermeldung nur als eine gröbliche Entstellung der Wahrheit bezeichnet werden.
Ententcsozialisten und Bolschewiki. Genf . 28. August. Im„Populaive" kritisiert L o n g u e t die Absicht verschiedener Kreis«, die Bolschewisten von der Teilnahme an der Konferenz der Ententesozialisten auszuschließen. Die französischen Sozialisten würden sich weigern, an einer Konferenz teilzunehmen, von der die Bolsche- wisten ausgeschlossen sind.
Tic bolschewistische Flußflotille zersprengt. London , 28. August. Meuter meldet au» Archangelsk vom tS.: Amtlich wird mitgeteilt, daß die Streitkräfte der Alliierten die Flußflotill« der Bolschewisten zersprengten. Stockung der finntsch-russischrn Verhandlungen Berlin , 28. August. Von finnischer Seite wird mitgeteilt: Nachdem bei den finnisch-russischen Friedensverhandlungen in den Hauptfragen bisher kein Einverständnis zwischen beiden Parteien zu erreichen war, haben die finnischen Bevollmächtigten vorgeschlagen, die Verhandlungen auf einige Wochen zu vertagen. Bei Wiederaufnahm« der Verhandlungen werden die finnischen Bevollmächtigten den russischen durch Vermitt- lung der deutschen Regierung weiter« Vorschläge unterbreiten. In«wem Schreibe» vom folgenden Tage haben die Vertreter Ruhwnd» der finnischen Delegation einen mit dem oben- erwähnten in den Hauptpunkten ü b: r e i nsst i m m e n d e n Vor- schlag auf Vertagung der Verhandlungen zugestellt. Daraufhin wurden die Verhandlungen vorläufig vertagt.
Amcrikanisch-mexikauischrr Grenzzwischenfall. New Aork, 28. August. Reuter. Au» NagaleS in Arizona wird gemeldet: Ein amerikanischer Posten versuchte, Mexikaner daran zu hindern, gegen di« Vorschriften die Grbnze zu über- schreiten. Die Mexilancr eröffneten daraufhin von jenseits der Grenze das Feuer auf die Amerikaner und verwundeten den Posten. Das Schießen wurde bald all- gemein. Eine Anzahl Amerikaner wurde getötet und verwundet. Die Verluste der Mexikaner werden auf hundert Tote und doppelt soviel Verwundet« geschätzt. Feuersbrunst in Konstantinoprl. Kvnstantinopel, 28. August. Stambul wurde wiedex von einem großen Brand heimgesucht, der am 27. morgens in der Mitte der Stadt nahe dem alten Bvandfeld ausbrach. Ein starker Wind begünstigte die Ausbreitung, so daß gegen 2S0 Häuser vernichtet wurden. Um 2 Uhr' nachmittag? war der Brand be- Säft-Lt.