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alldeutschen Idee ist nicht die U>ee des Cntentesiegs, sondern die des Verständigungsfriedens. Nur ihre Verwirklichung kann den Chauvinismus aus der Welt schassen und den Krieg besiegen. Dann wird der Krieg als ein Geschäft erwiesen sein, das für niemanden mehr lohnt. Endet aber der Krieg mit dem Triumph der einen Partei und mit der demütigenden Niederlage der anderen, so wird er auch in Zukunft vielen als Mittel der Politik geeignet erscheinen, sei es, um gewonnene Macht zu erweitern, sei es, um verlorene wiederzugewinnen. So kommt man zu dem Ergebnis, daß sich Lord Cecil zwar als Gegner der Alldeutschen bekannt, aber nicht als solcher bewährt hat. Lord Cecil unterscheidet nicht mit Unrecht zwei Deutschland , aber an der Front werden bedeutend mehr Gegner der Alldeutschen totgeschossen als Alldeutsche. Wenn der feindliche Heeresbericht große deutsche Verluste meldet, so kann man sicher sein, daß d a S Deutschland, mit dem Lord Cecil zu sympathisieren scheint, damit eine große Anzahl seiner Anhänger verloren hat. Niemand kann darum von uns verlangen, daß wir Cecils Methode, die Alldeutschen zu bekämpfen, indem man ihre Gegner totschießt, richtig finden. Die endgültige Abrechnung mit dem Chauvinismus kann nicht an der Front erfolgen, sondern nur hinter ihr und auch dort erst dann, wenn es keine Front inehr gibt. Der deutsche Reichskanzler, Graf Hertling , hat sich nun beeilt, die Aeußerungen, die Lord Cecil getan hat, zu beantworten. Leider können wir seine Antwort nicht glück- lich finden. Graf Hertling hatte die beste Gelegenheit, seinem Gegner die Waffen aus der Hand zu winden, indem er sich für den Kanzler der Reichstagsmehrheit erklärte, die im Gegensatz zu den Alldeutschen steht und indem er sich selber darüber hinaus als Anhänger einer Politik zu erkennen gab, die der alldeutschen entgegengesetzt ist. Statt dessen hat er ein tiefes Konchliment vor dem Thron gemacht, das noch innen seine Wirkung nicht verfehlen wird, nach außen hin aber keineswegs als durchschlagendes Beweismittel dafür gelten wird, daß in der deutschen Politik alldeutsche Einflüsse nicht maßgebend sind. Graf Hertling , der gestern die Vollendung seines 75. Le- bensjahres feierte, war offenbar schlechter Geburtstagslaune, wenn er dieN e i g u n g zur Kritik" als Ausfluß der deutschen Krieg Lp sychose bezeichnete. ES ist eine grenzenlose Verkennung der tatsächlichen Verhältnisse, wenn der Reichskanzler meint, die Neigung bestehe nur hier zulande. Sie ist überall vorhanden und sie ist überall ein Moment nicht der Schwäche, sondern eines kräftigen Lebensgefühls. Die kritik- lose Hinnahme aller Regierungshandlungen ist das naive Ideal von Staatsmännern, die ihre Zeit nicht mehr verstehen, vor dessen Verwirklichung aber ein gütiges Geschick das Volk be- wahren möge. Graf Hertling fürchtet, die Parteikämpfe könn- ten den Gegner in seiner Hoffnung auf den inneren Zusammen- brück bestärken. Wo ist aber in Deutschland der Narr, der von der Malvy-Affäre oder von den bevorstehenden Neuwahlen jen- seits des Kanals den Zusammenbruch Frankreichs und Eng- lands erwartete? Wenn sich Graf Hertling durch die Kritik, die an der Rc- gierung geübt wird, beschwert fühlt, warum verteidigt er sich nicht gegen sie, statt sich über sie zu beklagen? Wenn die Gegner wirklich so sehr darauf aus sind, nach Zeichen der Schwäche im Innern Deutschlands zu spähen, als Zeichen der Stärke werden sie diese Angst vor Kritik nicht betrachten können. Da sich Graf Hertling nach längerem Schwelgen zum erstenmal wieder politisch geäußert hat, empfindet man die trockene Gehaltlosigkeit seiner Ansprache doppelt peinlich. Jeder Versuch, sich mit den großen Problemen der Zeit, der Demokratie und dem Völkerbundgedanken auseinanderzusetzen, fehlt. Kein Wort zur brennenden preußischen Wahl- r e ch t s f r a g e ist in ihr enthalten. Sie klingt fast wie ein Bekenntnis zu jenem konservativ gefärbtenBurgfrieden". Gedanken, nach dem die Rechte ruhig im Besitz ihrer Privi- legien verbleiben muß, damit die innere Eintracht nicht ge- stört wird. Kein Versuch ist gemacht, die Umrisse jenes neuen Teutschland zu zeichnen, für da? draußen die Tausende und Abertausende fallen. Wir sahen sie einst noch schattenhaft auf- tauchen in den Reden Betbmann HollwegS, der sich in schweren inneren Kämpfen vom Alten losriß. Graf Hertling aber ist mit allen Fasern leine? Wesens in diesem Alten verwurzelt, in ihm fühlt er sich wohl, und alle Erkenntnis deS werdenden Neuen ist ihm innerlich fremd. Er hat sein Schweigen einst mit dem Ausspruch begründet, daß jetzt die Zeit zu Taten, nicht zu Worten sei, er hat vergessen, daß auch Worte Taten fein können seine Worte aber waren keine! »» Berlin , 31. August. Ter Reichskanzler empfing heute die Vertreter des Ver- bandes katholischer Studentenvereine Deutschlands , welche ihm anläßlich seines 7 5. Geburtstages eine Glückwunsch- adresse überreichten. Nachdem er den Herren gedankt und einige Worte der Erinnerung an die katholischen Studenten- vereine, deren Mitglied er gewesen, gesprochen hatte, fuhr der Reichskanzler fort: Weichs Anforderungen der furchtbare Weltkrieg im Laufe der verflossenen vier Jahre an den Verband gestellt hat, wie viele Mit- glieder der Aktivita? und der alten Herren bereit? den Heldentod erlitten haben, ist mir bekannt. Sie konnten und wollten nicht zu- rückbleiben hinter den Tausenden von Söhnen unsere? Vaterlandes, die freudig ihr Leben zum Opfer brachten. Aber nicht nur mit der Waffe gilt e?, da? Vaterland zu verteidigen und den Sieg erringen zu helfen. Auch in der Heimat find große und wichtige Aufgaben zu erfüllen, und gerade die akademisch gebildeten Kreise sind in erster Linie dazu berufen. Di« Last de? Kriege? liegt drückend auf unserem Volk, ich will sie nicht durch Worte zu verkleinern suchen. Zu den Opfern von Blut und Leben, von denen kaum eine Familie ganz verschont geblieben ist, kommen die Schwierigkeiten der Ernäh- rung und Bekleidung, alle die mannigfachen Entbehrungen in der Gegenwart und der sorgende Ausblick in die Zukunft. Der Krieg ist das größte Gesamterlebnis für ein Volk, er befähigt zu ungeahnten Leistungen, aber er stellt auch gewaltige Anforderungen an die Nervenkraft. Nicht umsonst spricht man von der Kriegs- pshchoie und bezeichnet damit die seelischen Erscheiungen. welche der Krieg auszulösen pflegt. Kriegspsychose zeigt sich daher bei sämtlichen am Kriege beteiligten Völkern, aber sie tritt je nach der «Eigenart der letzteren verschieden auf. Bei unseren Feinden tritt sie auf in Form eines an Wahnsinn grenzenden Hasses gegen die Zentralmächte, vor allem gegen Deutschland , ein Haß, der durch eine ununterbrochene Kette der un- gehcuerlichsten Verleumdungen genährt wird und sich in unerhörten Schmähungen alle? dessen Luft macht, was uns wert und heilig ist. Bei uiiS dagegen äußert die Kriegspsychose ihre Wirkung vor allem nach innen, in der Verstärkung der Reiguug zur Kritik, die nun einmal den Deutschen eigen ist, und die sich mit Vorliebe gegen die Regierung und ihre Maßnähmen wendet, und fit der

VersHärfttng Lör Uarkergegenfätze. lknd darin, m.H., liegt zweifelos ein« Gefahr. Nicht, daß von da eine wirkliche Erschütterung im Staatsleben zu befürchten wäre, dazu ist unser deutsches Volk in seiner weit überwiegenden Mehrheit zu einsichts- voll und verständig, wohl aber durch den Eindruck, der bei unseren Feinden hervorgerufen wird. Sie träumen von einem bevor- stehenden inneren Zusammenbruch, sie bauen daraus ihre SiegeShoffnung und verlängern um deswillen den Krieg. Hier ist darum ganz besondere Hilfe notwendig. WaS wir brauchen, ist ein einheitliches festes Zusammenstehen von Kaiser und Reich, Re- gierung und Volk, und zwar so, daß es auch nach außen deutlich in die Erscheinung tritt und nicht durch den Nebel der Mei- nungsverschiedenheit und ihre Aeußerungen in Wort und Schrift verhüllt wird. Und hierzu beizutragen durch Beispiel und Belehrung, ist Pflicht eines jeden, der durch Beruf, Bildung und Stellung dazu in der Lage ist. Helsen also auch Sie, wo Sie können, eine solche einträchtige Stimmung herbeizuführen, die E i n- heitsfront in der Heimat zu verstärken und weit- hin sichtbar inS Licht zu setzen. Und nun noch zum Schluß ein ganz kurzes Wort über die militärische Lage, vor allem ein Wort rückhaltloser Bewunderung für die fast übermenschlichen Leistungen der Armee in der vergangenen Woche. Sodann aber darf ich sagen, daß unsere Oberste Heeresleitung die Lage mit voller Ruhr und Zuversicht ansieht, auch wenn sie sich aus strategischen Gründen veranlaßt gesehen hat, unsere Linien an mehreren Stellen zurückzuverlegen. Wir haben den Krieg vom ersten Tag an als Verteidigungskrieg geführt, wir haben ihn in Feindesland getragen, um dort unsere Grenzen zu verteidigen und ine heimatlichen Fluren zu schützen. Wir werden dort weiterkämpfen, unsere herrlichen Truppen werden fortfahren, den gewaltigen Ansturm feindlicher Massen zurückzuschlagen, bis die Gegner einsehen, daß sie uns nicht vernichten könen und daher auch ihrerseits zu einer Verständigung bereit sind. Und dieser Tag wird kommen, weil er kommen muß, soll nicht Eu- ropa verbluten und die europäische Kultur in Elend und Barbarei versinken. Wir flehen zu dem Allmächtigen, der uns bisher so sichtbar beigestanden hat, daß dieser Tag nicht allzu lange mehr aus sich warten lassen möge. Meine Herren! Soeben kommt mir das Interview zu Ge- ficht, da? Lord Cecil einem Korrespondenten vonStockholms Tidningen" gegeben hat. Ich kann mich heute auf Einzelheiten seiner Rede nicht einlassen und übergehe absichtlich alle anderen von ihm geäußerten verkehrten Anschauungen und schiefen Urteile. Nur zwei Punkte greife ich heraus. Lord Tecil begründet feine Zuversicht auf den militärischen Endsieg mit dem ständigen Zuströmen amerikanischer Truppen. Abgesehen von diesem offenen Bekenntnis zum Mili­tarismus, den uns die Entente nun seit KriegSbeginn vorwirft, erinnert mich dieses Hoffen an die vergangenen Jahre des Krieges, in denen zuerst da? treulose Italien , dann Rumänien den Endsieg bringen sollte. Lord Cecil vergißt aber dabei, daß wir inzwischen mit Rußland und Rumänien Frieden geschlossen haben und somit unsere Streitkräfte im Westen ganz erheblich stärken konnten. Der andere Punkt ist die Behauptung CecilS, die Entente könne nicht Frieden schließen, solange Tcuffchalnd von den Alldeutschen regiert werde. Meine Herren! In Deutschland regiert bekanntlich Seine Ma­jestät der Deutsche Kaiser im verfassungsmäßigen Zusammen­wirken mit Bundesrat und Reichstag. Für die Beschlüsse des Reichs- tagS ist noch niemals eine einzelne Partei, sei es die alldeutsche oder eine andere Partei, maßgebend gewesen. Ich kenne auch als .Kanzler de? Deutschen Reiches lediglich deutsche Parteien und eine dentsche Politik. Diese zu vertreten ist meine Pflicht und wird eS bleiben.

5orü<tecil über Sie ßrieöensmö'glichkeit. Die beiden Richtungen in Teutschland. Stockholm , SO. August. AuS Anlaß der Friedensartikel in Allehcmda" undAfwnbladet", von denen der Stockholmer Korre- spondent derTimes" glaubte, daß sie direkt von deutscher Seite inspiriert seien, hat der Korrespondent vonStockholms Tidningen" Lord Robert Cecil , der augenblicklich den Minister de? Aeußcrn vertritt, um ein Interview für das skandinavische Publi- kum gebeten. Lord Cecil erklärte dabei folgendes: Die Entente hegt nicht den Wunsch, sich an dem deutschen Volke als Individuum zu rächen oder Deutschlands zukünftige Existenz und Blüte als Nation zu bedrohen; aber sie ist entschlossen, daß Deutschland völlige Genugtuung für das Böse, daS eS ge- tan hat, in erster Linie gegenüber Belgien , leisten mutz. Im übrigen wird die Entente, bis daS deutsche Volk klar gezeigt hat, daß eS jene RüstungS- und Weltmachtsstellung verwirft, die unter anderem durch die Hingabe an die unechört« Militär- Maschinerie ohnegleichen zum Ausdruck kam, die es geschaffen hat oder die es mit seinen Führern für die Terrovisierung Europa ? zu schaffen gestattete, keine Zeit mit Diskussionen ver- l i e r e n, die rair vergeblich wären, da sie notwendigerweise nur auf der Grundlage aufgebaut würden, daß der ganze Ursprung der Mißverhältnisse weiterbestehen würde. Obwohl Englands Bevölkerung nicht jenen Entbehrungen unter- worfen ist, die der Krieg unglücklicherweise für die Bevölkerung Skandinaviens mit sich brachte, muß eS sich in anderer Hinsicht un- endlich viel größeren persönlichen materiellen Opfern unterwerfen. England ist der letzte, der den Krieg unnötig verlängern will, aber eS hält, koste eS, WaS eS wolle, treu an seinen Grundsätzen fest, bis diese vollständig durchgeführt sind. Welches die Elemente in Deutschland auch sein mögen, die Unterhandlungen wünschen, so stehen sie doch augenblicklich offenbar unter dem Einfluß jener kraftvolleren Elemente, die in Uebereinstimmung mit General v. Fr�ytag-Loring- Hoven der Ansicht sind, die Geschichte lehre, daß weder in Europa , noch an einer anderen Stelle der Wclt die Politik, die sich nicht auf Macht gründe, dauernde Erfolge erzielen könne. Die Durchführung einer Politik, die sich ausschließlich auf Macht gründet, ist mit Unterhandlungen unver. « i n b a r, selbst wenn diejenigen, die solche Politik unterstützen, durch die Ereignisse der letzten Zeit zur Ueberzeugung gelangen, das? eS verständig sei, sich zu verbergen und die zu Unterhandlungen geneigten Elemente ihren Platz auf der Bühne einnehmen zu lassen. Würde man in höheren deutschen Militärkrefien fortfahren, den nächsten Krieg zu diskutieren, und die Männer der Machtpolitik würden nur einen Augenblick beiseite treten, dann würde sich ihre ganze Energie auf die Vorbereitung zu einer neuen Reihe erfolgreicher Feldzüge konzentrieren. Selbst wenn wir durch Unterhandlungen den Frieden erzielten, könnten wir daher denendgültigenKampfzwischenMachtund Recht nur aufschieben; wir würden nur einen zufälligen Waffen st ill st and zusammenflicken zwischen denjenigen, die der Ansicht huldigen, daß die Weltherrfchast jeder Macht gehöre, die ihren Willen mit Blutund Eisen erzwingen könne, und den- jenigen, die glauben, daß die Nationen friedlich und in Freundschaft in einem Verband leben können, der ein internationales System für Gesetz und Ordnung von der gleichen Art errichten soll, wie jenes, das innerhalb aller zivilisierten Lotionen zwischen Individuen herrscht. Zvifche« Vertretern dieser entgegengesetzten Standpunkte kann

kekne Verständigung erzielt werben. Die» sieP man auch In Deutschland ein, wo im Hinblick auf Gedanken und Gefühle eine tiefe Kluft zwischen den Alldeutschen und dem einsichtige« T-il de» Volkes besteht, der verstanden hat, den Geist der Zeit zu erfassen und die mittelalterlichen Ideen zu verwerfen. So schreibt Delbrück in denPreußischen Jahrbüchern" vom August:Mißgeleiteter Patriotismus ist immer der gefährlichste Feind einer guten natio- nalen Politik, folglich kann niemand uns Frieden bringen, der nicht zuerst dem Alldeutfchentum den Krieg er- klärt hat. Man kann nicht von den Engländern verlangen, daß sie an die Aufrichtigkeit unseres Friedenswillens glauben sollen, wenn man zugleich die Alldeutschen hoffen läßt, daß man.deren heimlicher Freund und vertrauter Kamerad ist." ES ist daher klar, daß Deutsch land zwei Elemente be- sitzt, von denen das eine die Meinung der Alliierten über die Alldeutschen teilt und daher einsehen muß. daß die Alliierten mit Sicherheit nicht mit Leuten einen Waffenstillstand schließen können, die entschlossen sind, ihre ehrgeizigen Wünsche ohne Rücksicht darauf zu verwirklichen, WaS dies dem deutschen Volk und der ganzen Welt kosten würde. Tatsachen sind beredter als Worte. Alle Tatsachen in Deutsch - land beweisen dies überall, wo die Alldeutschen ihre Wünsche ver- wirklichen dursten. Die deutsche Regierung hat die Herrschaft über di« Ostseeprovinzen durch Bedrohung Rußlands gefordert und erlangt und dadurch ein offen eingestandenes all- deutsches Ziel verwirklicht, das jahrzehntelang gepredigt wurde. Die­modern dankenden Männer in Deutschland haben sich dem wider- setzt, aber die mittelalterlichen Männer gewannen Ueberhand. Dr. Solf hat erklärt, daß Deutschlchands Feinde keinen Frieden durch Unterhandlungen wünschen; er hätte hinzufügen müssen, solange die deutsche Politik von mittelalterlichem Geist diktiert wird. Hätte Eolf diesen Zusatz gemacht, so hätte er in seinem Urteil ganz recht gehabt. Unterhandlungen mit den Mittelalter- lichen würden ebenso unwirklich und ergebnislos werden, wie Unterhandlungen mit Napoleon waren. Mit der deutschen Nation, di« sich von dem Alldeuischentum gesäubert und nicht nur in Worten, sondern auch durch Taten bewiesen hat, daß sie ihre Missetaten in der Vergangenheit bereut und bereit ist, ein ge- sundeS und friedliches L«ben im Bund der Nationen zu leben, könnten die Alliierten ehrlichen Frieden schließen, aber mit denjenigen, die daran festhalten, daß die nationale Politik auf Machtgegründet sein müsse, und die Möglichkeit leugnen, das Recht zur Grundlage der Weltordnung zu macheu, kann man keine-Verhandlungen führen.

Der Kampf üer Sowjets mit üer Gegen- revolution. Maffcnverhaftungen in Moskau . Moskau , 31. August. Die heutig«Prawda" meldet: Zwischen dem 24. und 26. August hat die außerordentlich« Kommission über 106 Teilnehmer an einer gcgenrevolutionären Verschwörung ver- haftet. Es wurde eine Menge von Dokumenten und Korre- spondenzen vorgefunden. Aus dem Untersuchungsmaterial geht hervor, daß die w e i ß e n Gardisten von den mit falschen Pässen umherreisenden Agenten der anglo-französischen Re- g i e r u n g gvoße Summen erhalten. Auch di« Angelegenheit der Expropriation der 5 Millionen Rubel in der Zentral-Konsum-Genoffenschaft beginnt sich aufzu- klären. Sie war das Werk der weißen Gardisten und rechten Sozialrevolutionäre, wie aus den Dokumenten und den Verhören hervorgeht. Dieselben Kreise bereiten auch eine E xpropriation im Zentralkollegium für Kriegs- gefangene und Flüchtlinge vor, wobei beabsichtigt war, die Wache umzubringen und 3 Millionen Rubel zu rauben. Die nächste Absicht der Verschwörer war Verschärfung der Ver- pflegung»krisis in Petersburg und Moskau durch Schädigung des Eisenbahnverkehrs durch Brücken sprengungen, Zer- störung von Zügen mit Lebensmitteln und militärischen Ladungen. Durch Erschwerung der inneren Lage sollt« die Stellung der Räte. truppen an der tschechoslowakischen und der Nord-Front geschwächt werden. Es wurde festgestellt, daß die Verschwörer gut« Ver- bindung mit anderen Städten sowie mit Räte- institutionen hatten. In einem aufgefundenen Befehl heißt es, man muß sich zu baldigem Aufftand in Moskau vorbereiten. Die weißen Regimenter bestanden fast ausschließlich aus Offizieren. Zivilisten dienten nur als Hilfspersonen, z. B. Gymnasiasten als Aufklärer oder Wachtposten. An Mitteln fehlte eS nicht. Moskau , 3L August. Ter Vorsitzende der außerordentlichen Kommission BeanffchinSki reiste gestern nach Petersburg anläßlich der Ermordung des Vorsitzenden der dortigen außerordentlichen Kommission Uritzki ab.

Die Zrontverlegung bei Sapaume. Berlin , 31. August. Die planmäßige Rückverlegung unserer Front beiderseits von Bapaume war seit längerer Zeit gründ- lich st vorbereitet. Während unseve Truppen zwischen Longueval über Bapaume und CroisilleS hinauf bis zur Scarpe den Großangriffen des Gegners seit dem 21. einen eisernen Wall entgegensetzten, so daß es ihm nicht gelang, unsere Linien auch nur an irgendeinem Punkt zu durchbrechen, wurde im alten Somme - gebiet alles durchgeführt, um unsere Hauptkampflinie zurückverlegen zu können. Die LoSlösung vom Feinde, die Aufgabe von Bapaume und CroisilleS fft befehlsgemäß und ohne Einbuhe von Gefangene« und irgendwelchem Material vor sich gegangen. Noch am 29. vor- mittags wurde Bapaume vom Feinde, der die Räumung nicht be- merkt hatte, beschossen. Schon sett vielen Tagen wurden die De- pot» in aller Still« nach rückwärts verlegt, um dem Feinde in dem schon verwüsteten Sommegebiet nicht? zu überlassen, was ihm in seiner Kriegführung von Nutzen sein könnte. Wir gaben einen Geländestreifen auf, welcher für die Sommerzeit trotz der Verwüstungen während der früheren Sommekämpfe durch neu- angelegte Eisenbahnlinien, durch Umladebahnen, durch die Anlage von großen Magazinen, Munitionsdepots, Arttlleriewerkstätten, Wagenparks, Wasser, und Elektrizitätswerken, durch rastlose Müh« und eisernen Fleiß in ein Operationsgebiet verwandelt worden war, in welchem unsere Truppen den Sommer über fechten konnten. Seit Tagen ist mit dem Abbau aller dieser Anlagen begonnen worden. Der Feind wird für die Winterzeit einen vollkommen verlassenen, verwüsteten Landstrich vorfinden, in dem er sich einrichten muß. Englischer Bericht vom 36. August nachmittags. Trotz Zerstörung der Brücken überschritten unsere Vortruppen die Somme südlich und westlich von Peronne . Wir nahmen Ciery für Somme und CombleS. Allein auf diesem Abschnitt machten wir gestern über 266 Gefangene und erbeuteten einige Geschütze. Nördlich von Bapaume machten Londoner und West Laneashire-Tcuppen gestern nachmittag östlich de? Sensee-Flusse? bedeut«itt>en Fort- .schritt und nahmen Bullecouvt und Hedecourt bei Tagacourt nach