Nr. 245. 35. Jahrg.
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„ Sozialdemokrat Berlin".
Vorwärts
Berliner Volksblatt.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
Fernivrecher: Am: Moritplas, Nr. 151 90-151 97.
Freitag, den 6. September 1918.
Expedition: 60. 68, Lindenstraße 3. Bernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.
Kämpfe im Vorgelände neuer Stellungen.
Die Wahlreform im Herrenhause.
Der amtliche Bericht.
Aus der Dunkelkammer des Herrenhauses werden der Deffentlichkeit folgende dürftiga Angaben übermittelt:
In der Fortsetzung der Generaldiskussion erörterte zunächst der Finanzminister die Bedenken, die gegen die vorgeschlagene Durchzählung der in beiden Kammern abgegebenen Stimmen und die völlige Gleichstellung des Herrenhauses mit dem Abgeordnetenhaus im Etatsrecht sprächen. Er erklärte aber die Bereitwilligkeit der Regierung, auf diesem Gebiet den Wünschen des Hauses nach Möglichkeit entgegenzukommen, um einen Weg zur Verständigung zu finden. Sodann kam erneut klar zum Ausdruck, daß die ganze Neue Fraktion einstimmig auf dem Boden des gleichen Wahlrechts steht, allerdings unter der Bedingung, daß die erforderlichen Sicherheiten gewährt werden. Auf Anfrage aus der Kommission, ob die Staatsregierung auch heute noch im Falle einer Ablehnung des gleichen Wahlrechts zur Auflösung des Abgeordnetenhauses
schreiten werde, entgegnete der Vizepräsident des Staatsministeriums, daß er auf die Erklärung, die die Staatsregierung zu dieser Frage im Abgeordnetenhause abgegeben habe, berweise, die noch heute maßgebend jei. Von fonservativer Seite wurde die Forderung aufgestellt, daß neben den Sicherungen in der Zusammensetzung des Herrenhauses und der Erhöhung seines Einflusses auch beim Wahlrecht zum Abgeordnetenhause Garantien gegen eine zu radikale Entwickelung des Staatslebens gegeben werden müßten. Auch die Sorge um die Erhaltung des Deutschtums im Osten fam zum Ausdrud. Der Wunsch nach einer Verständigung wurde allerseits betont und dabei auf die großen Bedenken hingewiesen, die gegenüber einer etwaigen Auflösung des Abgeordnetenhaufes während des Krieges beständen.
Der Vizepräsident des Staatsministeriums führte aus, daß auch die Regierung diese Bedenken würdige, und daß sie gerade deshalb nach einer Verständigung strebe, die allerdings das Prinzip des Erlasses vom 11. Juli 1917 nicht berühren dürfe. Daß eine Parlamentarisierung der Regierung die notwendige Folge einer Erweiterung des Wahlrechts sein werde, glaube er nicht. Die Auswahl der Minister sei das Recht der Krone, so werde es auch in Zukunjt bleiben.
Herrn Dr. Friedbergs Beruhigungsversuche hinsichtlich des parlamentarischen Systems scheinen etwas voreilig. Ganz abgesehen davon, daß die allgemeine politische Entwicklung zur Barlamentarisierung drängt, muß diese die selbstverständliche Folge wenn nicht der Wahlrechtserweiterung, so doch der Einschränkung der Parlamentsrechte sein, die mit den sogenannten„ Sicherungen" beabsichtigt ist. Diese Sicherungen zwingen die Parlamentsmehrheit zu einem rücksichtslosen Machtfampf, in dem eine unparlamentarische Regierung die Linie
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Loslösung vom Feinde in der Gegend Zur Frage der Internationalen
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von Rohe Feindliche Angriffe füdlich der Ailette gescheitert
Zurückverlegung
der Verteidigung von der Vesle. Berlin , 5. September 1918, abends. Amtlich. Die Gefechtstätigkeit blieb auf kleinere Kämpfe im Vorgelände unserer neuen Stellungen beschränkt. Amtlich. Großes Hauptquartier, 5. September 1918.( WTB)
Westlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Boeh it.
Zwischen Ypern und La Bassée drängte der Feind gegen unsere neuen Linien nach. Im Borgelände belassene Abtellungen widen dort befehlsgemäß auf diese zurück. Bei Wijtschate wurden Zeilangriffe des Feindes abgewiesen.
Zwischen Scarpe und Som me fühlte der Gegner gegen unsere neuen Linien vor. Infanteriegefechte mit unseren Sicherungsabteilungen. An der Somme Artillerietätigkeit. Zwischen Somme und Dise haben wir die am 26. August aus der Gegend von Roye begonnenen Bewegungen fortgeführt und uns in vorletter Nacht ohne Kampf vom Feinde losgelöst. Die am Feinde belassenen Nachhuten sind gestern nachmittag langsam gefolgt; der Feind hatte am Abend etwa die Linie Boyenne 3- Guiscard- Appilly mit schwächeren Teilen erreicht. In der Ailette- Niederung wurden Borstöße des Feindes abgewiesen. Ebenso scheiterten starte feindliche Angriffe dicht füdlich der Ailette, bei Terny- Sorny, Clamech und Bue le long. Bizewachtmeister Schoele der 9. Batterie Feldartillerie Regiments Nr. 92 hat hier bei den letzten Kämpfen 8 Panzerwagen vernichtet.
Heeresgruppe Deutscher Kronprina. Destlich von Soiffons legten wir die Verteidigung von der Vesle zurück. Die Bewegungen wurden plangemäß und vom Feinde ungestört durchgeführt.
Wir schossen gestern 32 feindliche Flugzeuge ab. Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
Der österreichische Bericht. Wien, 5. September. Amtlich wird verlautbart: Italienischer Kriegsschauplag.
Jm Corno- Gebiet und östlich des Monte Pertica führten Unternehmungen unserer Sturmtrupps zu vollem Erfolg. In den Sieben Gemeinden und an der Piave wurden feindliche Erkundungsversuche vereitelt. Albanien.
Lage unverändert.
Der Chef des Generalstabes.
Konferenz.
Bon Frizz Ebert.
Ueber die Möglichkeiten einer Internationalen SozialistenKonferenz und die Haltung der deutschen Sozialdemokratie sind in der legten Zeit in der Presse widersprechende Mitteilungen gemacht worden, die mir eine Klarstellung geboten erscheinen lassen. Besonders gilt das gegenüber der Erklärung, die Artur Henderson nach der Morning- Post" einem Reutervertreter gegeben hat.
Die neuen Bemühungen für das Zustandekommen einer Internationalen Sozialisten- Konferenz knüpfen an die Denk schrift über die Kriegsziele an, die auf der Konferenz der Arbeiter und Sozialisten der alliierten Länder im Februar dieses Jahres in London beschlossen worden ist. Diese Denkschrift, die im Wortlaut der deutschen Sozialdemokratie erst am 8. Juni zugestellt worden ist, behandelt eingehend die Kriegs und Friedensfragen; sie ist seinerzeit in der Parteipresse besprochen worden. Im letzten Abschnitt, der sich mit den Möglichkeiten einer internationalen Konferenz beschäftigt, heißt es:
,, Die Konferenz betrachtet es als eine wesentliche Bedingung für eine internationale Stonferenz, daß die Organisatoren der Nonferenz sich vergewissern, daß alle zur Vertretung ge langenden Organisationen in einer öffentlichen Erklärung ihre Friedensbedingungen in stimmter Form in lebereinstimmung mit den Grundsätzen feststellen: Seine Annegionen
aller
ober Strafentschädigungen und Recht Völler auf Selbstbestimmung", und daß sie alles in ihren Kräften Stehende aufbieten, um von ihren Regierungen die notwendigen Bürgschaften für die ehrliche und vorbehaltlose Anwendung dieser Grundsäge auf alle bei irgendeiner amtlichen Friedenskonferenz zu erledigenden Fragen zu erlangen.
Im Hinblick auf die wesentlichsten Gegensäge zwischen den alliierten Ländern und den Zentralmächten ist die Konferenz der Ansicht, daß es äußerst ratsam wäre, daß die Konferenz dazu benutzt werde, eine Gelegenheit für die Delegierten aus den verschiedenen jetzt im Kriegszustand befindlichen Ländern zu schaffen, eine volle und offene Darlegung ihrer gegenwärtigen Stellung und ihrer aufünftigen Absichten zu geben und zu versuchen, durch gegenfeitige lebereinkunft ein Programm des Vorgehens für einen schnellen und demokratischen Frieden aufzustellen."
Am Schlusse der Dentschrift werden die Sozialisten der Zentralmächte um eine Antwort ersucht und die Hoffnung ausgesprochen, daß sie sich den gemeinsamen Bemühungen der Internationale anschließen werden.
des geringsten Widerstandes bilden wird. Will sich die Mehr ternationalen Regimes, das auf der freien Gelb ft. in seiner Antwort erklärt, die Partei sei bereit, an einer heit gegen die mit Vetorecht ausgestattete Minderheit und gegen bestimmung der Völker beruht. Die Konferenz erklärt es wie sie während des das Herrenhaus durchsetzen, so muß sie danach trachten, zunächst bei allem Widerstand der Sozialdemokratie gegen jeden Er- ganzen Krieges alle darauf hinzielenden Bestrebungen leb. die Regierungsgewalt in die Hände zu bekommen, und das wird oberungskrieg für die unumgängliche Pflicht des Heeres haft unterstügt habe. Ueber unsere Stellung zu den der verhältnismäßig leichteste, Teil der Arbeit sein. Die ganze und der Bevölkerung, die Unabhängigkeit des Vaterlandes zu ver- Friedensbedingungen ist dabei Folgendes ausgeführt worden: Suche nach„ Sicherungen" beweist ja flar, daß die Rechte selbst teidigen, solange der Feind auf den Grenzen des Landes steht und " Ihr Brief wünscht nun weiter, daß die sozialdemokratische in die verfassungsmäßige Eicherung", die im königlichen das Land mit einem Einfall bedroht. Partei Deutschlands öffentlich eine Erklärung über ihre FriedensMinister ernennungs- und Sanktionsrecht gegeben ist, fein Vertrauen mehr setzt. 2. Die Konferenz erinnert an die Erklärung, die in stod bedingungen abgibt. Die deutsche Partei hat solche Erklärungen Im übrigen dürften die ersten Tage der Verhandlungen wurde, und fordert die Zusammenberufung eines in Reichstag und in öffentlichen Aufrufen stets zu einem Berholm im Namen der bulgarischen Sozialisten- Partei abgegeben bereits mehrfach abgegeben. Sie hat sich durch ihre Redner im der Regierung bewiesen haben, daß eine Aussicht auf Verſtändi- ternationalen sozialistischen Kongresses, um ständigungsfrieden bekannt, der ohne Anneriogung nicht vorhanden ist. Warum macht sie nicht Schluß? ein Programm der Versöhnung auszuarbeiten, in der Absicht, dem nen und ohne Kontributionen auf Grund des der Selbstbestimmungsrechts Kriege ein Ende zu machen. abgea Die Stockholmer Delegation der 3. Die Konferenz fordert eine Reihe von Reformen im schlossen werden soll. Bivit. und Militärleben, die eine Reinigung des Lan fozialdemokratischen Partei Deutschlands hat in ihrem Ihnen bezur Friedensfrage eingehend Stellung des und eine Vergrößerung feiner Widerstandskraft bezweden. Sie fannten Memorandum Der Würzburger Parteitag hat dieses Memorandum fordert außerdem energische Maßnahmen auf dem Ge- genommen. biete der Verpflegung des Landes joppie Verstärkung der gebilligt. Wir haben feine Ursache, uns von den in Stockholm parlamentarischen Kontrolle über Armee und Kriegführung. Die gegebenen, der Deffentlichkeit in ihrem Wortlaut übermittelten GrKonfrenz gibt ihre Ermächtigung zur Teilnahme der Partei an flärungen loszusagen."
Die Ziele der Vereinigten Sozialistischen Partei Bulgariens.
Demokratischer Frieden auf der Grundlage des Nationalitätenprinzips Landesverteidigung Teilnahme an einem Konzentrationskabinett der Linksparteien.
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Völker
Sofia, 4. September.( Meldung der Bulgarischen Telegraphen- den Regierungsverantwortlichkeiten unter gewissen Bedingun Um jedoch von vornherein Differenzen über die maAgentur.) Das Organ der reformierten Sozialisten, gen, indem sie in der Regierung des Landes eine Konzentrateriellen oder geschäftlichen Vorbedingungen der Konferenz Narod" beröffentlicht Beschlüsse, welche auf der Zusammenkunft tion der Linkspartei empfiehlt. vorzubeugen, gingen wir noch einen Schritt weiter und erder Vereinigten Sozialistischen Partei, die gestern und vorgestern Dieses Programm besagt sachlich, daß die bulgarische Sozial- flärten zu gleicher Zeit dem Genossen Troelstra, wir seien ihre Sigungen abhielt, angenommen wurden. Die Beschlüsse be- demokratie das Verbleiben der durch den Krieg unter bulgarische auch einverstanden, wenn die Stockholmer Denkschrift des fassen sich mit der Friedensfrage, einem internationalen soziali Hoheit gelangten Gebiete mit national- bulgarischer Holländisch- Skandinavischen Komitees zur Verhandlungsstischen Vorgehen und der Lage im Innern. Sie lauten: Bevölkerung beim bulgarischen Staate wünscht. Da neben grundlage der internationalen Stonferenz gemacht würde. 1. Die Konferenz verurteilt entschieden jedes imperalistische dem Nationalitätenprinzip aber auch der Grundsatz der Selbst- Dabei mußten wir allerdings zwei Vorbehalte machen. Bir Biel und erklärt es im gegenwärtigen Moment für die Hauptauf- bestimmung proklamiert wird, so wiirde dies Verbleiben von der haben uns nach wie vor für die Wiederherstellung eines ungabe der Sozialdemokratischen Partei, darauf hinzuarbeiten, einem Bustimmung der Betroffenen abhängig zu machen sein. Die abhängigen Belgiens erklärt, machten jedoch geltend, daß demokratischen Frieden auf der Grundlage des Nationalprinzips Forderung steht daber mit den internationalen Prinzipien durch über die darüber hinausgehenden Forderungen der neutralen näher zu kommen. Die Konferenz betont die Notwendigkeit der aus im Einklang und kommt ebenso den Wünschen des bulgari Denkschrift und unserer Stellungnahme Uebereinstimmung noch Schaffung einer Gesellschaft der Nationen, der Bedin- fchen Volkes nach Schaffung des nationalen Einheitsstaates nicht bestehe. Weiter haben wir erklärt, in der elsaßgung eines dauerhaften Friedens, und der Errichtung eines in- lentgegen. Lothringischen Frage an unseren Stockholmer