Nr. 248. 85. Jahrg.
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Montag, den 9. September 1918.
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In den neuen Stellungen.
Anzeichen neuerlicher feindseliger Haltung. Wien , 7. September. Der deutschen Nachrichten zufolge hatte das Mitglied der österreichischen Delegation, Abgeordne ter Dr. v. Langenhan, mit dem Minister des Aeußern Grafen Burian Besprechungen, worin er an den Minister die Frage stellte, wie er sich zur Wiederaufnahme der Delegationsberhandlungen verhalte. Der Minister des Aeußern antwortete, daß es sein Wunsch sei, möglichst bald vor den Delegationen erscheinen zu können, er hoffe, daß dies in der zweiten Hälfte des Monats September möglich sein werde und erklärte, falls dies unmöglich sein sollte, werde er zu dem angedeuteten Zeitpunkt bestimmt Gelegenheit nehmen, die Delegierten vertraulich über die aktuellen Fragen der Außenpolitik zu unterrichten. Im Laufe der Besprechung fragte der Delegierte Dr. Langenhan, ob es richtig sei, daß im Aufenthaltsorte des rumänischen Königs und in einflußreichen rumänischen Kreisen Anzeichen für neuerliche feindselige Haltung gegen die Mittelmächte wahrnehmbar seien. Der Minister entgegnete, daß die Regierung allerdings Anlaß habe, gewisse Vorkommnisse in den von den Mittelmächten nicht bejetten Gebieten Rumäniens mit größter Aufmerksamkeit zu verfolgen und daß sie nötigenfalls derartigen Machenschaften mit aller Energie entgegentreten werde.
Die Frage des Diplomatenaustauschs zwischen Rußland und der Entente.
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Feindliche
Die neuen Stellungen eingenommen Nachhutgefechte vor diesen Angriffe nördlich der Aisne abgewiesen. Berlin , 8. September 1918, abends. Amtlich. Von den Kampffronten nichts Neues. Amtlich. Großes Hauptquartier, 8. Sep. tember 1918.( WTB)
Westlicher Kriegsschauplah. Infanterieabteilungen brachten aus belgischen Linien östlich von Merkem Gefangene zurück. Nördlich von Armen tières wiesen wir erneute Angriffe der Engländer ab.
An der Schlachtfront stehen wir überall in unseren neuen Stellungen. Der Feind suchte gestern südlich der Straße Péronne - Cambrai mit stärkeren Kräften an sie heranzukommen. Nachhuten stellten ihn zum Kampf, wichen überlegenem Gegner kämpfend aus und schlugen am Abend westlich der Linie GouzeaucourtEpehy Templeug heftige Angriffe ab. Beiderseits der Somme ist der Feind auch gestern nur zögernd gefolgt. Wir stehen mit ihm in Linie Vermand- St. Simon und am Crozat- Kanal in Gefechtsfühlung. Nördlich der Aisne hat sich der Artilleriekampf verschärft. Westlich von Premontre Brancourt scheiterten starke Teilangriffe des Gegners. Südlich der Ailette hat sich der Feind an unsere Linien öftlich von Baugaillon herangearbeitet. Starke Angriffe zwischen Baugaillon und westlich von Bailly, die sich bis zum Abend mehrfach wiederholten, wurden abgewiesen.
Zwischen Aisne und Besle ließ die Kampftätigkeit nach. Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
Der österreichische Bericht. Wien , 8. September. Amtlich wird verlautbart: Italienischer Kriegsschauplag.
Sehr rege Fliegertätigkeit. Sonst nichts von Belang. Der Chef des Generalstabes.
Mostau, 6. September. ( P. T. A. ) Eine Note des Volks. Yommissariats des Aeußeren an den dänischen und schwedischen Konsul vom 5. September 1918 lautet: Nach der Aufdeckung der Handlungsweise der französischen und englischen Diplomaten, die ihre Tätigkeit gegen die Sowjetmacht richteten, sah sich die Regierung der russischen sozialistischen föderativen Sowjet- Regierung gezwungen, die Isolierung verschiedener Agenten genannter Mächte vorzunehmen. Nichtsdestoweniger ist die Regierung der russischen sozialistischen föderativen Sowjet- Republik, wie früher geneigt, den Diplomatenaustausch in vinismus und von Ausrottungs- Sophismen entfernt hätten. Gs die Wege zu leiten, wenn die neutralen Mächte die Garantie sei Pflicht der Arbeiter und Bauern Frankreichs , durch ihre Werübernehmen, daß der Bevollmächtigte Bitwinow unb treter im Parlament und durch Anstrengungen in ihren polttischen alle russischen Bürger Freigeleit erhalten, das Ge- und wirtschaftlichen Organisationen nunmehr gleichfalls ihren Standpäd Litwinows und seiner Mitarbeiter ununtersucht durchgelassen punkt in dieser Frage zum Ausdruck zu bringen. wird und seinen Mitarbeitern keine weiteren Schwierigkeiten ge- Berlin , 8. September. Wie aus Genf berichtet wird, hat die Berlin , 8. September. Wie aus Genf berichtet wird, hat die macht werden. Diese Bedingungen müssen nebst der freien französische Regierung Mitte August ein Manifest in allen ArAusfahrt aus England und Durchfahrt durch Skandinavien durch beiterzentren Frankreichs verbreiten lassen, dessen Inhalt folHolland, Norwegen und Schweben garantiert werden. Von gender ist:" Die Regierung appelliert an die Einsicht der Arbeiterklasse, der stattgefundenen llebereinkunft wird Bitwinow telegraphisch be- die durch eine bedrohliche Agitation den Sieg der Alliierten, nachrichtigt. Nach Erhalt seiner Antwort, die feine Abreise bestätigt, erhalten Herr Lodhard und seine Begleiter das Recht, das Territorium Rußlands zu verlassen. Das Gebäude der englischen Botschaft wird alsdann dem Schuhe des holländischen Vertreters übergeben. In den anderen Streit fragen sollen die früheren Vereinbarungen maßgebend bleiben.
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der höchstens noch einige Monate auf sich warten lassen tann, ge fährdet. Die Arbeiter haben unrecht, wenn sie jetzt verlangen, daß tein Blut mehr vergoffen wird, und daß man in Friedensverhandlungen eintreten soll. Die letten Opfer, so schmerzlich sie auch fein mögen, müssen gebracht werden, um den end gültigen Sieg zu sichern. Wenn dieser erst erlangt ist, wird man die Strafen derjenigen mildern können, die ihre Pflicht Kopenhagen , 7. September. In Saparanda trafen am letz- dem Vaterlande gegenüber nicht ganz erfüllt haben. Eine ben Mittwoch der i apanische Militärattaché, der japa- andere Handlungsweise heißt das Vaterland verraten nische Generalkonsul und sieben andere japanische Konsulats. Jede Betätigung der Arbeiterklasse, die die Ruhe stört, die für den beamte aus Moskau ein, um über England nach Japan augenblicklichen Gang der Ereignisse unbedingt erforderlich ist, wird zurückzukehren. Gestern trafen in Haparanda 300 Ame- mit der größten Schärfe verfolgt werden." rikaner und Italiener ein, darunter das Botschaftsperso- Während Longuet die Abkehr der Arbeitermassen von der nal der beiden Länder in Rußland , sowie sämtliche Angestellten der Anodout- Bolitif eines Gompers und Havelock Wilsons fich vollAmerikanischen Bant in Mostau.
Burzew als Kriegspropagandist. Stockholm , 8. September. Russischen Blättern zufolge will der be. fannte Sozialrevolutionär Burze w sich nach Amerita begeben, um dort gegen die Räteregierung und für ein neues Gin treten Rußlands in den Krieg zu agitieren. Der„ New York Herald " hat Burzem seine Dienste angeboten.
Wohnungsnot und Einheit Groß- Berlin.
Dem Groß- Berliner 8wedverband ist, soweit die Regelung des Wohnungswesens in Frage kommt, durch Gesez lediglich die Beteiligung an der Feststellung der Fluchtlinien und Bebauungspläne für das Verbandsgebiet und die Mitwirkung an dem Erlasse von Baupolizeiverordnungen überwiesen; soweit er sich darüber hinaus mit der Wohnungsfrage beschäftigt, handelt es sich um freiwillig übernommene Aufgaben. Die sozialdemo tratische Forderung, ihm die Regelung des Wohnungswesens ganz allgemein zu überweisen, stieß sowohl bei der Regierung als auch bei der großen Mehrheit des Abgeordnetenhauses auf lebhaften Widerstand.
Wie schwer fich die gefeßgebenden Körperschaften Preußens dadurch gegen das Interesse der Groß- Berliner Bevölkerung vergangen haben, hat die Folgezeit gelehrt. Wenn heute die Wohnungsnot in Berlin und seinen Vororten einen solchen Grad erreicht hat, daß selbst eingefleischte Hausagrarier die Gefahr einer völligen Untergrabung der Volksgesundheit durch die jammervollen Wohnungsverhältnisse nicht mehr zu leugnen wagen, so trifft die. Schuld in weit höherem Maße als die Verwaltungen und Vertretungen der einzelnen Gemeinden die Regierung und die Gesetzgebung. Zu einer richtigen Wohnungspolitik gehört eine von sozialen Gesichtspunkten geleitete Sied. lungspolitit. Eine solche aber können die einzelnen Groß- Berliner Gemeinden bei der kommunalpolitischen Zerriffenheit Groß- Berlins aus sich heraus nicht betreiben, weil die notwendige Vorausseßung hierfür fehlt; innerhalb ihres eigenen Weichbildes steht ihnen der nötige Raum nicht zur Verfügung und darüber hinaus reicht ihre Zuständigkeit nicht.
Der Erkenntnis, daß es so wie bisher nicht weiter gehen kann, haben sich auf die Dauer auch die Organe des Zweckberbandes nicht verschließen können. Es ist den Vertretern der Sozialdemokratie im Ausschuß des Verbandes und in der Verbandsversammlung zu danken, daß sie wie überall so auch hier das vorwärts treibende Element gewesen sind und schon seit Jahren immer und immer wieder auf die Notwendigkeit einer umfassenden Wohnungsfürsorge für das sind und schon seit Jahren immer und immer wieder auf die Verbandsgebiet Groß- Berlin hingewiesen haben. Vor fast drei Jahren hat unser Genosse Heimann die jeder sozialen ändereien um Groß- Berlin durch das LandwirtschaftsEmpfindung bare Verwertung der forst fistalischen ministerium in der Verbandsversammlung zur Sprache gebracht und die Gefahr einer drohenden Kleinwohnungsnot nach dem Kriege geschildert.
Heimanns Befürchtungen sind durch die Wirklichkeit weit übertroffen worden, die Wohnungsnot ist nicht erst nach dem Seriege zu erwarten, sondern sie ist jetzt schon da und sie hat einen Umfang angenommen, wie ihn selbst die schlimmsten Bessimisten nicht vorausahnten. Wenn nach der legten Statistik, um nur wenige Bahlen zu nennen, im Mat dieses Jahres in Schöneberg nur noch 266 Wohnungen ohne Gewerberäume, darunter nur 266 Kleinwohnungen, in Char lottenburg nur 535, in Lichtenberg nur 260, in Wilmersdorf nur 173 Wohnungen, darunter nur 62 Kleinwohnungen bis zu 2 Zimmern leer standen, so sind das Zahlen, die eines Kommentars nicht bedürfen, zumal da in den seither verfloffenen 4 Monaten die Anzahl der verfügbaren Leerwohziehen sieht, erkennen wir in dem Manifest der Clemenceauschen nungen noch weiter zurückgegangen ist. Sogar die SachwalRegierung einen berzweifelten Versuch, die Arbeiterschaft für ter des privaten Grund- und Bodenbefizes geben unummundie Politik des Krieges bis zum Endfieg einzufangen. Natür- den zu, daß Groß- Berlin vor einer erheblichen Knappheit lich wird auch hier prophezeit, daß der Endsieg. dicht vor der nicht nur an fleinen, sondern auch an mittleren und großen Tür stände und nur noch eine kleine Kraftanstrengung nötig Wohnungen steht. Wenn sie sich trotzdem, wie z. B. der bekannte sei, ihn zu erringen. Aber auch in Frankreich werden dergleichen Kommerzienrat Georg Haberland in seiner neuesten Schrift Voraussagen nach mehr als vier Kriegsjahren kaum noch Wir- Die Wohnungsversorgung nach dem Kriege", gegen die Abfung erzielen. Unzähligemal ist vordem schon das gleiche be- fichten der behördlichen Instanzen wenden, durch eine Herabhauptet worden, traf dann die Prophezeiung nicht ein, so wußten zonung der geltenden Bauordnungen das Groß- Berliner Wohndie Propheten plößlich von nichts mehr. Ihre Blamage hin- und Siedlungswesen auf neue beffere Grundlagen zu stellen, derte sie aber nicht, sofort wieder mit neuen Prophezei- so ist das ein Standpunkt, der zwar dem Interesse des TerrainEin Manifeft Clemenceaus an die Arbeiter. ungen herauszukommen. Schließlich muß doch selbst der gewerbes entspricht, der aber im Interesse der Allgemeinheit Bern, 7. September. Der Deputierte 2onguet pro- Dummste dieses Spiel der Gewalt- und Endsiegspolitiker nicht scharf genug bekämpft werden kann. Die Verbandsvertestiert im Bopulaire" energisch gegen die Knockout- Aeußerun- durchschauen. fammlung, ber man doch wahrlich nicht bodenreformerische oder gen Tafts und Churchills, die das Todesyrteil gegen die Clemenceau arbeitet nach dem Rezept: Buderbrot und gar sozialistische Anipandlungen nachsagen kann, hat denn auch ganze Jugend der Welt seien. Dagegen müsse das inter - Peitsche Folgen die Arbeiter feiner Kriegsverlängerungs. im Gegensaß hierzu in ihrer Versammlung vom 25. März dieses nationale Proletariat mit allen Kräften Stellung nehmen. Die politit, so stellt er nach dem Endsieg wann wird das sein?! Jahres mit Dant anerkannt, daß die staatlichen Behörden sich englischen Gewerkschaftler hätten der kriegsverlängern- gnädigst eine Amnestie für Kriegsvergehen in Aussicht. Für vielfach bemüht haben, bestehende Bauordnungen, insoweit ste ben Politik Havelock Wilsons, Lord Roberts ' und son- die Gegenwart aber ist sein Mittel die größte Schärfe". Die mit den derzeitigen Anforderungen der Volksgesundheit in ftiger Kriegsverlängerer eine flägliche Niederlage bereitet. französische Arbeiterschaft aber weiß ebenso wie die deutsche, daß Widerspruch stehen, zu verbessern und gefordert, daß diese MendeDies gehe auch daraus hervor, welchen Weg die Arbeiterklassen das jetzt vergoffene Blut noch lange nicht das legte" ist, wenn rungen nach einem einheitlichen Plane tatkräftig fortgesetzt im vergangenen Jahre zurückgelegt, wie sie sich vom blinden Chau- fie sich von den Gewaltfriedenspolitikern einfangen läßt. a werden.
Longuet gegen die Knockout- Politiker.
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