Nr. 249 ♦ ZS. Jahrgang
Seilage des vorwärts
Dienstag, 10. September 101 S
GroßSerlLn Ein albernes Machwerk. Vor uns liegt ein Flugblatt, das in verschiedenen Gemeindeschulen verteilt worden ist und eine Werbung für die nächste Kriegsanleihe darstellen soll. Das Titelbild stellt den bekannten Soldaten mit dem Sturmhelm dar, der dem Arbeitsmann an der Drehbank die Hand reicht. Dar- unter aber steht—:„Fritze Bollmann und sein Onkel Max". Dann kommt ein Gedicht, dessen„Gehalt" in der Wirkung etwa der Kolik gleichkommt. Onkel Max fragt nach dem Frieden: „Sobald wir jefiegt ha'm!*— Erwiderte Fritze— „Bor allem kriegt England noch eertS uff die Mütze! Denn England hat doch blofe Schuld daran, Det ick nich bei Muttern bleiben kann!— Aber et wird schon jeschafftl Und et wird ooch jesiegt! Bis die janze Bande am Boden liegt!'— Onkel Max aber sagt:„Nich so hitzig, mei Lieberl Warum lägen wir denn die Waffen nich nieder? Wir führen ja doch bloß Krieg for de Reichen I Und da soll ich noch Kriegsanleihe zeich'en??'— Die weitere Entwicklung dieser Disharmonien bis zum grandiosen Schlug, dag Onkel Max ganz begeistert doch Kriegsanleihe„zeich'et", wollen wir dem Leser und dem Setzer nicht zumuten. Die gleiche Rücksicht möchten wir auch den Schulbehörden gegen die geistig wehrlosen Kinder an- empfehlen. ' Der Kriegsanleihe isi mit solchem Humbug nicht ge- dient; von der Arbeiterschaft wird eine solche blöde Auf- fassung vom Kriege, wie sie ihr durch„Fritze Bollmann und Onkel Max" untergeschoben werden, nur als Beleidigung empfunden- Aufklärung des Raubmordes in der Karlstrahe. Verhaftung des Raubmörders und seines Spießgesellen. Am Sonntag ist eS gelungen, den fahnenflüchtigen Matrosen Roman BrhweghnSki in Posen zu verhaften, deS- gleichen dessen Spießgesellen Anton KulawSki. der während der Ausführung deS Raubmordes Schmiere gestanden haben soll. Nach Bekanntwerden der Festnahme der beiden Täter auf dem hiesigen Polizeipräsidium wurde sofort aus telegraphischem Wege amtlich in Posen nachgefragt, jedoch steht der Bescheid hierauf noch aus. Wie seinerzeit ausführlich berichtet, wurde am 14. August gegen ll'/z Uhr nachmittags der am 21. Januar 1863 zu Luckenwalde geborene Schankwirt Hermann Bennewitz von einem Soldaten in seiner in der Karlstraße 27 gelegenen Schankwirtschaft in einer großen Blutlache neben dem Schanktisch liegend tot aufgefunden. Dem Wirt war mit einem leeren Bierseidel die Schädeldecke zertrümmert worden. Der Mörder hatte ihm dann die Briestasche mit einer größeren Geldsumme aus der inneren Westen tasche geraubt und dann unerkannt die Flucht argrisfen. Die sofort eingeleiteten Ermittelungen der Berliner Krimtnalpolizei ergaben, daß der am 3. April 1895 zu Posen gebütige Schlächter Roman Brywezynski als Mörder in Frage kam. Er hatte vorher mit anderen fahnenflüchtigen Matrosen in der Schankwirtschaft von Bennewitz verkehrt und war, während es gelang, die Freunde wegen verschiedener Straftaten festzunehmen, verschwunden. Er hatte sich besonders durch Aeußerungen, die er vor dem Morde mehreren Personen gegenüber getan, verdächtig gemacht. So hatte er unter anderem zu einer Frau gesagt, daß„Alfred", sein Freund, sich nicht wundern solle, wenn er einen großen Kra« keel in den Zeitungen lesen und er nicht wiederkommen würde Er ließ dann aber später von sich hören. Bon einer anderen Frau hatte er sein Bild unter der Begründung zurückverlangt, daß er sich mit dem Freunde gezankt habe und sie daher kein Bild mehr von ihm brauche. Auch bei feinen anderen Bekannten konnte, als sich der Verdacht gegen Brywezynski verstärkt hatte und die Kriminalpolizei nach einem Bilde suchte, diese zunächst auffallender weise nirgendwo einS finden, obwohl sich Brywezynski kurz vorher mit seinen Freunden hatte photographieren lasten. Dennoch gelang eS, ein Bild aufzutreiben, das dann sofort in großer Menge ver« vielfältigt und überallhin versandt wurde. Ein besonderes Augenmerk wurde seiner Heimatstadt Posen zugewandt, wohin auch sofort ein Beamter der Berliner Kriminalpolizei mit dem ganzen Material fuhr. Der Gesuchte war dort aber zunächst nicht zu finden, jedoch kam man auf seine Spnr, die erkennen lieb, daß Brywezynski sich auf dem Lande umhertrieb und mit Speck. Ziegenfleisch und anderen Lebensmitteln Schleichhandel trieb. Auch war er auf kurze Zeit nach Berlin gekommen, sofort aber wieder abgereist. Nach Posen wies auch der in der Schank- Wirtschaft zurllckgelastene Dolch, der in eine Ausgabe der Posener „Neuesten Nachrichten" vom 23. Juli 1918 eingewickelt war, die wiederum hier in Berlin in eine Nummer der„B. Z. am Mittag vom Mordtage eingeschlagen war. Wie auö Posen mitgeteilt wird,•'gelang es der dortigen Polizei, den Brywezynski in einem Stallgebäude zu ermitteln und sestzw nehmen. Der gleichfalls verhaftete Anton KulawSki soll bei dem Raubmord nicht nur Schmiere gestanden, sondern sich auch direkt daran beteiligt haben. Beide sind geständig und'werden sofort von Posen abgeholt, um hier eingehend verhört zu werden. Wäsche und Kleidung für Minderbemittelte� Zur Versorgung der ärmeren Bevölkerung für den kommenden Winter wird die Reichsbekleidungsstelle allen Kommunalverbänden Waren folgender Art überweisen: 1. Oberkleidung für Frauen und Mädchen: Jackenkleider, Röcke. Blusen, Mädchenkleider; 2. Wäsche stücke«0 für Erwachsene: Männerhemden, Frauenhemden, Männer Unterhosen, Frouenunterhosen, Unlerröcke, Wöchnerinnenunterlagen; d) für Kinder: Knabenhemden, Mädchenhemden. Unterröcke, Trikot, wasche; c) für Säuglinge: Jäckchen, Hemdchen, Windeln, Unter, lagen. Nabelbinden, Wickeltücher. Im Monat September werden alle Kommunalverbände Zw teilungSbescheide erhalten, in denen die Mengen der ihnen zuge, teilten Waren enthalten sind. Bei der großen Knappheit der Web- und Wirkwaren ist eS der Reichsbckleidungsstelle bis auf weiteres unmöglich, größere Mengen als die im Zuteilungsbescheide ge« nannten zu liefern. Sie muß daher ersuchen, die überwiesenen Mengen so sparsam wie möglich zu verwenden. Weitere Papicrpreiserhöhung in Sicht! Der Verein deutscher Zeitungsverleger hat zu Mittwoch, den 11. September, nach dem WeinhauS Rheingold eine allgemeine Zeitungsverleg'er-Versammlnng einberufen. Der einzige Punkt der Tagesordnung lautet: Papieiprcis und Tagespresse. In-
I ein bedeutender Aufschlag auf ven Papierfabrikanten beabsichtigt sei.
den Papierkilopreis von
dem
zragesyrvnung tauiei: o"-•>•"> der Verkaussstelle Eiuleitungszirlular weist der Borstand des Vereins darauf hin, daß t vollendeten 7. Lebensjahr«
Die Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag wird sich u. a. mit den Lohn« und Arbeitsverhältmsten der städtischen Arbeiter, mit dem Bring- und Holsystem bei der Steuereinziebung, mit der Herabsetzung der Höchstpreise iür Kartoffeln, mit der Errichtung eines Wohlfahrtamtes, mit der Ernährung der Berliner Bevölkerung und mit der Bundesratsverordnung zum Schutz der Mieter be- schästigen. Ferner soll die Vorlage über die Gewährung von Ruhegeld und Hinterbliebenenversorgung für die ohne PensionS« berechtigung im Dienste der Stadt dauernd beschäftigten Personen, Beamte, Angestellte, Arbeiter usw., über Ergänzungsbestim« mungen zum Beamtenpensionsgesetz und zum Gemeindebeschluß über Ruhegeld und Hinterbliebenenversorgung verabschiedet werden. Außerdem kommen noch einige weniger wichtige Borlagen zur Beratung. Käscverteilung. Von heute bis Sonnabend, den 14., wird an diejenigen Kunden, die in die Speisefettkundenlisten der in den Bezirken der 140.— 144., 147., 148.. 150., 151., 205.. 213.. 238. und' 237. Brotkommission gelegenen Geschäfte eingetragen sind, pro Kopf 125 Gramm Käse verteilt. Lehrficvenvermittlllng. Den Familien, deren Söhne und Töchter in wenigen Wochen zur Schulentlassung kommen, bereitet die Wahl eine? geeigneten Berufes oft große Sorge. Besonders ist dies der Fall, wenn der Vater im Felde steht und die Mutter allein diese für die Zukunft des Kindes so wichtige Entscheidung zu treffen hat. Die Zentralstelle für Lehrstellenvermittlung, Am Köllnischen Park 3. bietet allen vor der Berufswahl stehenden Knaben und Mädchen kostenlos sachkundigen Rat und vermittelt Lehrstellen für alle handwerksmäßigen kaufmännischen und gewerblichen Berufe. Die Sprechstunden finden statt werktäglich von 9—12 Uhr, an Sonn« tagen von 10—1 Uhr.« Die PilzauSstcllung im Königlichen Botanischen Museum in Dahlem , Königin«Luise»Str, 6— 8, ist vom 12. Bis 18. September täglich von 10 bis 5 Uhr geöffnet. An den Wochentagen wird Herr Dr. E. Ulbrich um 12 Uhr erläuternde Vorträge halten. Eintritt frei; für Sckmlcn muß für je 30 Kinder ein Begleiter gestellt werden. DaS Berühren der ausgestellten Pilze ist verboten. DaS Museum bleibt Mittwoch, den 11. 9. geschloffen. Zur Aufklärung drS großen BankbetrugeS bei der Preußischen Seehandlung wird berichtet, daß von den Beamten, die nach Frei- bürg gefahren waren, um das Geld dort sicherzustellen, 589 700 Mark beschlagnahmt worden sind. Unbckunnte Leiche. Am 17. Juli ist am östlichen Habelufer bei Schildhorn die Leiche einer weiblichen Person aufgefunden worden. Die Unbekannte ist 1,68 Meter groß. 25— 30 Jabre alt und hat dunkelblondes Haar. Bekleidet war sie mit dunkelblauem Gummi« mantel, weißer Bluie, schwarzem Tuchrock, weißer Untertaille. weißem Hemd, gez. 8., schwarz- und weißgestreiftem Unterrock. weißem Beinkleid, langen schwarzen Strümpfen und schwarzen Halbschuhen. Mitteilungen, die zur Feststellung der Toten dienen können, nimmt der Amtsvorsteher über Grunewald Forst im Amts haus Grunewald , die Nachrichtensammelftelle über Vermißte und unbekannte Tote, Berlin ZTO, Zimmer 46, und jedes Polizeirevier entgegen._ Neukölln. Winterversorgung mit Kartoffeln. Der Magistrat beabsichtigt lvie in de» Vorjahren eine Vorversorgung mir Kar. toffeln für die Haushaltungen auch für diesen Winter insoweit zur Durchführung zu bringen, als die Anlieferung der erforderlichen Kartoffeln von den zugewiesenen Ueberschußkreisen vor Beginn der Frostperiode einireten wird. ES werden zweierlei Bestell-Listen ausgegeben werden, und zwar für Belieferung„frei HauS" iListc A) und„ab Verteilungsstelle" (Liste B). Bei Eintragung in die Listen ist hierauf genau zu achten da spätere Umänderungen in der Art der Bestellungen nicht mehr möglich find. Sowohl die Festsetzung des Preises, welcher für die Selbst- abholer natürlich niedriger sein wird, als auch die für jede Person in Aussicht genommene Höchstmenge an Kartoffeln steht noch nicht fest; beides wird später bekanntgegeben werden. Desgleichen wird die Festsetzung der Verbrauchszeit, welche unter Zugrundelegung einer Wochenmenge von sieben Pfund und außerdem von ein Pfund Schwund erfolgen wird, noch veröffentlicht werden. Mit Rücksicht auf die durch den Krieg emgetretenen schwierigen Abfuhrverhältnisse wird ersucht, tunlichst von der Bestellung„ab Verteilungsstelle" Gebrauch machen zu wollen. Für die„frei HauS"« Lieserungen wird darauf aufmerksam gemacht, Saß die Anlieferung nur frei Keller oder Erdgeschoß erfolgen kann. Für weitergehende Leistungen sind besondere Vereinbarungen über die Entschädigung mit den Abträgern zu treffen. Es wird auch besonders hervor- gehoben, daß Beanstandungen bezüglich des Gewichts oder auch der Beschaffenheit der Kartoffeln nur sofort bei der Anlieferung dem Händler gegenüber vorgebracht werden können. Abmieter, Schlafburschen usw., welche von dem Rechte der Vor- bestellung Gebrauch machen, werden besonders darauf aufmerksam gemacht, daß der Magistrat bei � späterem Wegzuge oder hervor- tretenden Unstimmigkeiten grundsätzlich in keiner Weise eingreifen oder aber Ersatz durch Kartoffelkarten leisten wird. Für Kriegs« unterstiitzungSberechtigte wird in diesem Jahre die Abgabe der Kartoffeln ohne sofortige Bezahlung nicht wieder erfolgen; auch diese Besteller sind zur sofortigen Bezahlung verpflichtet. In Fällen, in denen ausreichende Mittel hierfür nicht vorhanden flild, ist besonderer Antrag auf Borschutzgewährung im Militärbureau zu stellen. Vorbestellungen sür Gast- und Schaukwirtschaften sowie Bäckereien und ähnliche Betriebe können in diesem Jahre nicht er- folgen._ Wilmersdorf . Eröffnung einer Freibank. Zum Verkauf bedingt tauglichen Fleisches von Schlachttieren(Sckiwein. Rind, Kalb und Hammel) wird demnächst eine Freibank eröffnet werden. Der Ver- kauf erfolgt an bedürftige Einwohner auf Grund einer besonderen Kundenliste zu ermäßigten Preisen in Mengen von 350 Gramm rohen oder 500 Gramm gekochten Fleisches auf eine Fleischkarte, für einen Haushalt jedoch nur bis zu 1 Kilogramm wöchentlich. Die Kundenliste wird in Zimmer? der städtischen Fleischversorgung, Brandenburgische Straße 1, 1 Treppe, in der Woche vom 16. bis 21. September, täglich von 8—3 Uhr. zur Eintragung aufgelegt. Die Eintragung erfolgt gegen Vorlage der Reichsfleischkarten und eines Ausweises, welcher durch den zuständigen Bezirksvorsteher, Armen- oder Kriegspfleger auf Antrag ausgestellt wird. Der Termin der Eröffnung der Freibank sowie die Reihe der in jeder Woche bezugsberechtigten Kunden wird noch bekannt ge- geben. Alles Nähere veröffentlicht der Mogistrat durch Säulen- anschlag._ KreiS Teltow. Ermäßigung des KartoffelpreiseS. Der Tel- tower Kreisausschutz �hat bestimmt, daß der Preis für 1 Pfund Speisekartoffeln, die für den Verbrauch in der Zeit nach dem 15. September bestimmt sind, im Kleinhandel zwölf Pfennig nicht übersteigen darf. Wcißensec. Lebensmittel. Vom 9. bis 14. September wird in C a s e l e r st r a ß e 2 für jedes Kind bis zum sine Büchse kondensierte
Magermilch oder 250 Gramm Halbmilchpulver ab- gegeben. Zugleich mit der Milch werden ssir Kinder bis zum vollendeten 2. Jahre die auf sie entfallenden 500 Gramm Nähr- mittel lZwieback oder Kindergerstcnmehl) verabfolgt. Für Kinder bis zum vollendeten 6. Lebensjahre sind die Milchkarten und für Kinder vom vollendeten 6. bis 7. Jahre die Ausweise, die ihnen in den Schulen ausgehändigt werden, vorzulegen. Es kostet: eine Büchse kondensierte Magermilch 1,20 M., 250 Gramm Halbmilch- Pulver 1,25 M., 500 Gramm Zwieback 2 M. und 500 Granu» Kindergerstenmehl 76 Pf. Britz. Lebensmittel. In dieser Woche gelangen in der Verkaufs- stelle der Gemeinde zur Abgabe: Auf die Britzer Lebens- mittelkarte Abschnitt 32 100 Gramm Nährmittel, Abschnitt 33 und gegen Vorlage der Karte für Jugendliche Vr Pfund Zwieback, Abschnitt 84 ein Hering. Abschnitt 35 eine kleine Flasche, 250 Gr. Speisewürze für Haushalte bis vier Personen, eine größere Flasche 460 Gramm für Haushalt über vier Personen soweit Vorrat. Ab- schnitt 36 und gegen Vorlage einer Bezugbescheinigung sür Personen von 70 Jahren und darüber 1 Pfund Sago je Person. Gültig ist dieselbe Bezugbescheinigung, auf welche ftr der vergangenen Woche schon verabfolgt wurde, Abschnitt 37 Sonderzuteilung. Mariendorf . Berkauf von Heringen. Die Gemeinde verlaust am 10. September auf Abschnitt 30 der Gemeinde-Lebensmittcl- karte Heringe, sofern die Belieferung von Nr. 3001 bis 17000 in Mariendorf und 401 bis 3500 in Südende bei der letzten Verteilung nicht erfolgt ist.— Gleichfalls auf Nr. 84 der Gemeinde- Lebensmittelkarte gibt es vom 11. September bis 16. September in Mariendorf , Chauffeestr. 283, für die Nrn. 1 bis 5000 und Chauffeestr. 37 für die Nrn. 5001 bis 10000 Heringe. In Südende im Gemeindeladen Steglitzer Str. 24 wird aus die Nrn. 1 bis 2000 am 11. und 12. September Hering verteilt. Auf jede Karte entlällt 1 Hering a 55 Pf. Wer die Ware bis zum 19. September nicht abholt, verliert da? Bezugsrecht. Oberschöneweidc. Die„JorwärtS"-Spcdition hat Anfang dieses Monats die Genossin Paul, Malhildenstr. 5, übernommen. Wir bitten, alle Bestellungen an sie zu richten.
Hroß-Serliner Partewachrichten. Spandau . Am Mittwoch, abends 8% Uhr, Mitgliederversammlung bei Steinmetz , BiSmarckstr. 8. Tagesordnung: „Die Frage des Wahlrechts". Referent: ReichStagsabgeordnetcr> Stahl. Alle Vorwärtslefer und Freunde der S. P. D. sind eingeladen.__ Genchtszeitung. Eine Anklage wegen Raubes führte den Dreher Alfred Pilz vor das Schwurgericht am Landgericht I. Bei der im Hause Friedrichstr. 233 domizilierten Werkzeugsabril von Busch ist als Kontoristin ein junges Mädchen, augestellt, zu dessen Aufgaben eS gehörte, des Sonnabends das zu Lohnauszahlungen erforderliche Geld von der Bank zu holen. Als sie Sonnabend, den 11. Mai, mit einer Summe von 4150 M. zurückkehrte und den Hausflur des zweiten Hofes betrat, erschien hinter ihr plötzlich ein aus dem Abort kommender auffallend großer Mann, warf dem Mädchen Sand ins Geficht und entriß ihr die Aktenmappe nebst Inhalt. Ms da? Mädchen laut um Hilfe rief, warf der Räuber die Tasche weg und rannte davon. Er wurde auf der Straße von mehreren Per- foncn verfolgt, rannte in die Marktballe hinein und entkam im Augenblick. Einer der Verfolger sah ihn aber bald wieder und er wurde zur Polizei gebracht. Er bestritt, der Täter gewesen zu sein. ES stellte sich aber heraus, daß der Angeklagte früher bei Busch beschäftigt gewesen war, mit den Verhältnissen Bescheid wußte, nach feiner eigenen Angabe an jenem Tage im Hause Friedrichstraße 233 gewesen war und angeblich nach Arbeit gefragt hatte. Dazu kam, daß von mehreren Personen sowohl nach seiner ©tawr als auch nach einem bestimmten Merkmale an seiner Kleidung auf das bestimmteste als der Täter wiedererkannt wurde. — Die Geschworenen sprachen den Angeklagten des Raubes schuldig und billigten ihm mildernde Umstände zu. Das Gericht berück- sichtigte die Frechheit, mit der der Angeklagte diesen Uebcrfall am hellichten Tage in der so belebten Fricdrichstratze ausgeführt hat und verurteilte ihn zu 2 Jahren Gefängnis und 3 Jährest Ehrverlust. Zu dem Goldhandelprozeß, über den wir am vergangenen Sonnabend berichtet hatten, werden wir von verschiedenen Seiten um die Mitteilung gebeten, daß der darin als Polizeispitzel er- wähnte„Flieger Cohn" nach amtlicher Auskunft ein Flieger Rudolf Cohn ist._ Mus aller Welt. Liebe und Schleichhandel. Folgender Beitrag zur Kulturgeschichte der großen Zeit ver- dient aus die Nachwelt gebracht zu werden. Eine Frau P. aus Charlottenburg unternimmt«ine Reise und lernt auf der Eisen. bahn einen Landwirt aus Ottorowo, Kr. Samter, kennen, dessen ent, gegerikommendes Wesen sie ermutigt, in einem Brief an ihn die Anknüpfung geschäftlicher Beziehungen zu versuchen. Sie erhält darauf folgende Antwort, die uns der entrüstete Ehemann zuschickt: Ottorowo. Kr. Samter, den 2. 9. 18. Sehr geehrte Frau P..., ihren werten Brief erhalten, u. daraus ersehen, da« sie sich ettvas Lebinsmittel gern holen wollen. Nun will ich auch ihnen entgegenkommen. Und können sie nach Samtcr kommen u. zwar muffen sie Morgens um 6 Uhr dasein. Wfo sie fahren Donnerstag Abend ich weis die Stunde nicht. fort bis Kreuz, dort umsteigen. Ich hin auch da aber werde erst um 8 Uhr dort sein, drum fragen sie wo der Weg hingeht nach Ottorowo. alsdann muffen wier uns treffen. Ich bringe ihnen 20 Stk Eier 15 Pfd Mehl Yz Ctr. Kartoffeln etwas Gurken und 2 Pfd Fleisch auch 3 Pfd Käse. Ich will für die Sachen kein Geld. Mus ihnen aber gestehen, icb will mal gut L i b e n. A l s o s i e w i s s e n w a S i ch w i l I. Wenn wir uns erst kennen, können sie alle Monat kommen u. ich werde sie schon immer was besorgen. Also bestimmt Freitag. Wenn nicht bitte um Antwort. ES grust unter einem süssen KusS ihr H. S..... Eine vollkommenere Form der Naturalwirtschaft bei der be- kanntlich verschiedene Bedürfnisgüter in bargeldlosem Verkehr mi einander ausgetauscht werden. läßt sich nicht gut denken. Ist das die Stufe innerafrikanischer Negerstämme? Oder schon etwas tteser? Bon Einbrechern ermordet. Görlitz . 9. September 1918. Am Sonnabend wurde in Jagen 13 des Reviers Langenau der Görlitzer Heide der 19jährige Hilfssörster Hüsemann ermordet aufgefunden. Hüsemann ist vermutlich von Einbrechern ermordet worden, die er beim Teilen der Beute aus einem Einbruch über- raschte. Die Staatsanwaltschaft hat die Untersuchung eingeleitet. Die OKuktiog der Leiche findet morgen statt,