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Nr. 254. 35. Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin".

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Sm. 63, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Amt Morisvlas, Rr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 15. September 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Arx Morisplas, Nr. 151 90-151.97.

Ein öfterreichischer Friedensfchritt.

Einladung zu vertraulichen Verhandlungen.

Die österreichisch- ungarische Regierung hat an alle trieg führenden Mächte eine Note gerichtet, in der sie vorschlägt, in ein neutrales and Delegierte zu ent­senden, die vertraulich und unverbindlich über die Grundprinzipien des tommenden Friedens verhandeln sollen. Während dieser Verhandlungen foll tein Waffenstillstand eintreten, die friegerischen Handlungen sollen. weitergehen, so daß beide Verhandlungsteile noch während der Verhandlungen selbst imstande find, ihre militärische Lage zu verbessern. Sollten die Verhandlungen nicht zum Ziele führen, so ist die österreichisch ungarische Regierung ent­schlossen, ihren Schritt im geeigneten Zeitpunkt zu wieder­holen.

Es handelt sich um eine Aftion Desterreich un­garns, nicht des gesamten Vierbundes. Ueber das fach­fiche Ziel, das von Desterreich- Ungarn angestrebt wird, können feine Meinungsverschiedenheiten bestehen, hat doch auch Graf Hertling   schon vor Monaten in einer seiner Reichstags­reden den Ruf nach einer Besprechung im engeren Streife ertönen lassen, wie es Graf Czernin   schon früher getan hatte. Von diesen früheren Versuchen unterscheidet sich der neue österreichische dadurch, daß er in der Form nicht einer redne­rischen Anregung, sondern eines offiziellen diplomatischen Borschlags erfolgt, auf den die Gegenseite die Antwort nicht Ichuldig bleiben fann.

angenichts der vorhandenen sachlichen Lebereinftimin ng mutet es fonderbar an, daß dieser wichtige Schritt von Desterreich Ungarn allein unternommen wird. Ueber die Gründe dieser folierung kann man nur Vermutungen hegen, bielleicht hält man es in Deutschland   für besser, eine ver bündete Macht allein vorgehen zu lassen, vielleicht hegte man gegen dieses Vorgehen taftische Bedenken. Hierdurch entsteht jedoch der doppelt ungünstige Eindruck, als ob Defterreich­Ungarn friedensbedürftiger und friedenswilliger sei als Deutschland  , und als ob auf der inneren diplomatischen Front ein Bruch eingetreten sei.

Heftige Kämpfe bei Moeuvres und Havrin- prüfen. Der erste Schritt, den Desterreich- Ungarn   einvernehmlich

court

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Feindliche Vorstöße gegen Etain Dertliche Kämpfe östlich Thiancourt. Berlin  , 14. September 1918, a bends. Amtlich. Bei Havrincourt örtliche Kämpfe. Zwischen Ailette und Aisne   find starke Angriffe des Feindes gescheitert. Zwischen Maas   und Mosel auch heute ruhiger Tag.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 14. Sep­tember 1918.( WEB)

Weftlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Bochn.

Nordöstlich von Bitschoote machten wir bei eigener unternehmung und bei Abwehr eines feindlichen Teilengriffes Gefangene.

Am Kanalabschnitt führten eigene und feindliche Borstöße zu heftigen Kämpfen bei Moeuvres und Savrincourt. Teil­angriffe des Gegners gegen Gouzeaucourt, nördlich von Vermand und beiderseits der Straße Ham St. Quentin wurden abgewiesen.

Seeresgruppe Dentimer Rronbring. Angriffe, bie der Feind am Rammisage zwischen Milette und Misne nach starter genervorbereitung führte, scheiterten vor unseren Linien. Ostpreußische Regimenter schlugen am Abend eruente Angriffe ab. Artillerietätigkeit zwischen Aisne  und Vesle.

Heeresgruppe Gallwik. Südlich von Ornes und an der Straße Verdun­Etain wurden Vorstöße des Feindes abgewiesen. An der Kampffront zwischen der Cotes Lorraine und der Mosel   verlief der Tag bei mäßiger Gefechtstätigkeit. Der Feind hat seine Angriffe gestern nicht fortgefeßt. Destlich von Combres und nordwestlich von Thiau court fühlte er gegen unsere neuen Linien vor. Dertliche Kämpfe östlich von Thiaucourt. Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

MMK

mit seinen Bundesgenossen zur Herbeiführung des Friedens em 12. Dezember 1916 unternommen hat, führte nicht zu dem gehofften Ende. Die Gründe hierfür lagen wohl in den damaligen Verhältnissen. Um die im steten Abnehmen begriffene Kriegsluft ihrer Völker aufrechtzuerhalten, hatten die alliierten Regierungen bis zu jenem Zeitpunkte jede Erörterung des Friedensgedankens mit den strengsten Mitteln unterdrückt, und so kam es, daß der Boden für eine friedliche Verständigung nicht entsprechend vorbe­reitet war. Es fehlte der natürliche Uebergang von her wildesten Kriegshette zur Bersöhnlichkeit. Es wäre aber verfehlt, zu glauben, daß unser damaliger Friedensschritt dennoch ganz ergebnislos blieb. Seine Früchte bestehen eben in jener nit zu übersehenden Er­scheinung, daß die Friedepofcase seither nicht mehr von der Tagesordnung verschwunden ist.

Und wenn auch die por dem Tribunal der Oeffentlichkeit ge­führten Diskussionen geichzeitig Beweise von Sen nicht geringen Gegenfägen find, welche die gegeneinander fämpfenden Mächte in ihrer Auffaffung über die Friebensbedingungen heute noch trennen, so hat sich doch eine Atmosphäre gebisset, welche die er örterung des Friedensproblems nicht mehr aus­fchlicht. Ohne übertriebenen Optimismus fann wohl que den Aeußerungen verantwortlicher Staatsmänner mindestens soviet fonstatiert werden, daß

bet Wille zu einer Betändigung

zu gelangen ab den icy nias   ausschliest bit Waffen zur Entscheidung zu bringen, auch bei den alliierten Staaten bis auf einige gewiß nicht gering einzuschägende Aus­allmählich doch durch nahmen von verblendeten Kriegsheyern zubringen beginnt.

Die A. u. A. Regierung ist hh deffen bewußt, daß nach dent tiefgehenden Erschütterungen, die im Leben der Völker durch die verheeresden Wirkungen des Weltkrieges verursacht wurden, die ins Wanten gebrachte Weltordnung nicht mit cinct Silage wird aufgerichtet werden können. Mühsam und langwierig ist der Weg, der zur Herstellung friedlicher Beziehungen zwischen den durch Hai und Erbitterung getrennten Bölkern führt. Doch ist es unsere Bilicht, den Weg der Verhandlungen zu bc­treten. Und wenn es auch heute noch solche verantwortlichen Fals toren gibt, die den Gegner militärisch niederringen und ihm den Willen des Siegers aufzwingen wallen, so fann doch kein Zweisef

Tattische Bedenken werden aber gegenstandslos, wenn Desterreich zu seinem Schritt entschlosseu war. Dann war es ein Gebot der politischen Klugheit, ihn mitzumachen. In einer inneren und äußeren Atmosphäre, die mit Mißtrauen geladen ist, durfte sich die deutsche Regierung nicht dem Verdacht aus­fegen, sie spiele mit verdeckten Starten, lasse andere voran nähmen, haben sie doch auch die Aussprache von Bolt mehr darüber bestehen, daß diefes Ziel, angenommen, daß es übers gehen und handle in Furcht des Herrn Tirpit, der erklärt, zu Bolf, wie sie auf einer internationalen Sozialistenfonfe- haupt erreichbar ist, ein weiteres bintiges und bom Frieden dürfe nicht mehr geredet werden. Sie mußte renz geplant war, durch Baßverweigerung gewaltsam berhin- wieriges Ningen zur Vorausserung hätte. Die für sämtliche auch den falschen Anschein vermeiden, als sei durch dert!. Und sollten sie die Meinung äußern, daß solche Ver- Saaten und Rölker Europas   verhängnisvollen Folgen einer solchen Desterreichs starkes Friedensbedürfnis die Kraft des Bünd handlungen öffentlich geführt werden müßten, so würde politik würde aber auch ein späterer Siegfriede nicht mehr gut. nisses bedroht, ein Anschein, der den Kriegsverlängerern Desterreich- Ungarn seinen Vorschlag schwerlich daran scheitern machen können. Nur ein Friede, der die heute noch auseinander, drüben nur zur Ermutigung dienen kann.

laffen.

gehenden Auffassungen der Gegner in einer gerechten

Eine Diskussion über die Zeitgemäßheit des österreichischen In den weitesten Kreise auch des deutschen   Volkes wird eise ausgleigen Innte, würde der von allen Völkern Schrittes hätte jetzt gar keinen Sinn mehr. Nachdem er unter der Schritt Desterreich- Ungarns   willkommen geheißen werden, ersehnte dauernde Friede sein. In diesem Bewußtsein und nommen worden ist, ohne daß die deutsche Regierung ihn und manche Hoffnungen werde sich an ihn knüpfen. Da ist unentwegt bemicht, im Interesse des Friedens tätig op feir, net gleich mitgemacht hat, bleibt dieser nur noch übrig, ſich es notwendig, vor boreiligem Friedensoptimismus zu nun die österreichisch- ungarische Monarchie neuerlich mit einer warnen. Durch Schuld von beiden Seiten sind die Friedens- Anregung hervor, um hindernisse bergehoch gehäuft. Solange man nicht auf deut­scher Seite begreift, daß ein militärisch nicht bis zum Sieg

nachträglich ihm anzuschließen.

Das ist das einzige Mittel, schädliche Wirkungen zu verhindern, die guten aber zu voller Entfaltung kommen zu lassen.

1916 unternommen worden ist.

ihr Eindruck auf die Völker ein möglichst nachhaltiger sein

möge.

eine direkte Aussprache

die allgemein versöhnlichere Atmosphäre scheinen der 1. u. f. Re

Diese guten Wirkungen werden desto stärker sein, ie durchgeführter Krieg den Zwang zu Berzicht auf jede Macht- amischen den einander feindlich gegenüberstehenden Mächten herbei. mehr das Ausland genötigt ist, die österreichische Attion erweiterung in West und Ost in sich einschließt, und solange anführen. Der ernste Friedenswille breiter Bevölkerungsschichten ernst zu nehmen. Und tatsächlich stellt sie ja auch den man nicht auf der Gegenseite erkannt hat, daß die von ihr affer durch den Krieg in Mitleidenfshaft gesegoner Staaten, die ernstesten Friedensversuch dar, der seit dem 12. Dezeniber errungenen neuesten Waffenerfolge weder entscheidend noch unleugbare Annäherung in einzelnen tentresceses eagen fossic Es ist zu wünschen, daß nach Belieben fortsetzbar sind, bleiben sie unüberwindlich. Niemand weiß heute, wie weit noch der Weg zum Frieden sierung eine getuiffe Gewähr dafür zu leisten, daß ein im Inter­nicht über den Zusanimen­Der Kriegswille der feindlichen Bölfer wird durch den bruch Deutschlands   führen darf. Ihn zu vermeiden, hat das auf diesem Gebiete gemachten Erfahrungen Rechnung trägt, in österreichischen Vorschlag einer starken Belastungsprobe ausge- deutiche Bolf die höchsten Opfer gebracht und bringt sie noch gegenwärtigen Augenblick die Möglichkeit eines Er sett, und sehr lebhaft werden die Meinungen darüber anein- alltäglich. Auf der anderen Seite steht die gebieterische Pflicht folges bieten tönnte. andergeraten, ob man ihn annehmen soll oder nicht. Die lei- der Regierung, alles zu tun, um dem Bolf die Glenbestrede ab. Die österreichisch- ungarische Regierung hat daher bes tenden Staatsmänner, die auf den Gedanken eines zerschmettern- autürzen, und dazu gehört, jetzt vor allem, daß sie den öfter- ſchloſſen, allen Kriegführenden, Freund und Feind, einen den Sieges über Deutschland   eingeschworen sind, geraten da- reichischen Schritt mit Entschiedenheit unterstützt. von ihr für gangbar gehaltenen Weg zu weisen und ihnen

durch in eine schwierige Lage, denn sie müssen sich der Ver­antwortung bewußt sein, die sie vor ihren Völfern tragen, wenn fie unter Ablehnung aller Friedensvorschläge der Gegenseite den Krieg weiter fortiegen, ohne das angestrebte Ziel zu er­reichen.

Der Wortlaut der Note.

borzuschlagen, im freien Gedankenaustausch gemeinsam zu untersuchen, ob jene Voraussetzungen gegeben sind, melche die baldige Einleitung von Friedensverhandlungen als aus­fichtsvoll erscheinen lassen. Zu diesem Behuse hat die f. n. k. Regierung die Regierungen aller kriegführenden Staaten zu einer

Wien  , 14. September. Amtlich wird verlautbart: Die österreichische Note schlägt den Weg der vertraulichen Eine objektive gewissenhafte Prüfung der Verhältnisse aller und unverbindlichen diplomatischen Aussprache vor, befindet sich friegführenden Staaten läßt keinen Zweifel mehr darüber be­also in einer Beziehung im Gegensatz zu den demokratischen stehen, daß alle Bötter, auf welcher Seite fie auch fämpfen vertraulichen und unverbindlichen Aussprache Friedensbestrebungen, die eine öffentliche Aussprache von Volf mögen, das baldige Ende des blutigen Kampfes herbeisehnen. an einem Orte des neutralen Auslandes eingeladen und an zu Volt fordern. Sie geht dabei von der Voraussetzung aus, Trotz diefes natürlichen und begreiflichen Wunsch es nach fie eine in diesem Sinne verfaßte Note gerichtet. Mit einer daß die Unterhändler, die auf offener Szene arbeiten, zu fehr Frieben ist es bisher nicht gelungen, jene Vorbedingungen zu Note wurde dieser Schritt zur Kenntnis des heiligen Stuhles genötigt find, auf die chauvinistischen Strömungen ihres Landes schaffen, die geeignet wären, die Friedensbestrebungen ihrer Ber  - gebracht und hierbei an das dem Frieden zugewendete Inter. Rücksicht zu nehmen, von deren Bresse   den Verhandlungen wirklichung näher zu bringen und die Kluft, die die Kriegführenden esse des Papstes appelliert. Herner wurden auch die ernste Störung droht. In Bien meint man offenbar, daß der gegenwärtig noch voneinander trennt, zu überbrüden. Es müssen Regierungen der neutralen Staaten von der Dr. nüchtern wägende Berstand im stillen Kämmerlein mehr Aus- daher marge verständigt. Des cts enge Ginternehmen, welches ficht hat durchzudringen als auf der öffentlichen Tribüne. Dar­zwischen den vier verbündeten Mächten besteht, bietet über fann man verschiedener Meinung sein. Die Ententeregie- in Erwägung gezogen werden, durch die den verantwortlichen Fal- die Gewähr dafür, daß die Berbündeten Desterreich­rungen werden aber nicht sagen fönnen, daß sie aus demokra- toren aller Länder Gelegenheit geboten werden könnte, die gegen- Ungarns  , an welche der Vorschlag gleicherweise ergeht, die tischen Gründen an dem vorgeschlagenen Modus Anstoß wärtig vorhandenen Möglichkeiten einer Berständigung zu über- lin der Note entwidelte Auffassung teilen.

wirtjamere Mittel und Wege