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Nr. 261. 35. Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin".

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

10 Pfennig

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Die fiebengespaltene Rolonelzeile foftet 80 Bfg. Kleine Anzeigen", das fettgebrudte Wort 30 fg.( zuläffte 2 fettgedruckte Borte), jedes weitere Bort 16 Bfg. Stellengefuche und Schlafftellenanzeigen das erste Bort 20 Big., jebes weitere Bort 10 Bfg Borte über 15 Buchstaben zählen für wei Borte. Teuerungszuschlag 20% Familien- Anzeigen, politische und gewerkschaftliche Vereins Anzeigen 60 Bfg. die geile. Anzeigen für die nächste Nummer müffen bis 5 Uhr nachmittags im Sauptgeschäft. Berlin 63.68, Lindenstraße 3, ab tegeben werden. Geöffnet von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Am: Morisplat, Str. 151 90-151 97.

Sonntag, den 22. September 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplat, Nr. 151 90-151 97.

Пeue englische Grossangriffe gefcheitert.

Scheidemann zum öſterreichischen Vorschlag. Südlich der Somme Effigny- le- Grand Ein deutscher Vorschlag zu einem

Gegen die Scharfmacher der Kriegsverlängerung.

Genosse Scheidemann erklärte einem Vertreter des Kopen­hagener Blattes" Politiken " auf seine Frage, wie er sich zum österreichischen Friedensvorschlag stelle, das folgende:

Der österreichische Vorschlag ist und bleibt vernünftig, auch wenn er zehnmal abgelehnt wird. Und er wird nur noch ver­nünftiger, wenn er nach jeder Ablehnung erst recht wiederholt wird. Bei jedem Streit halten es die verständigen Leute für selbst­verständlich, daß man den Streitfall so rasch wie möglich zu schlichten bestrebt sein muß. Die Partei, die nicht verhandeln will setzt sich vor den Augen aller Welt ins Unrecht. Wenn jetzt, wo es um millionenfach mehr geht, eine Mächtegruppe jede Verhandlung ablehnt, so handelt sie nicht anders als scharfmacherische Unternehmer, die jede Unterhandlung mit ihren Arbeitern ablehnen und Unterwerfung auf Gnade und Ungnade ver­Iangen. CES ist zu bedauern, daß keine völkerrechtliche Institution besteht, die die Regierung in der Kriegführung a wingt vom ersten Tage des Krieges an Einigungsverhandlungen einzuleiten und fie so lange fortzufezen oder zu wiederholen, bis sie zu einem pofitiven Ergebnis geführt haben. Der sogen. Abbruch der diploma­tischen Beziehungen" ist der größte Blödsinn, der von menich lichen Gehirnen erfonnen worden ist. Der österreichische Vorschlag forderte die Wiederanknüpfung diplomatischer Beziehungen, d. 5. die Wiederanknüpfung von Beziehungen aur menschlichen Bernunft. Kein Wunder also, daß er alle Kriegsphantasten, alle Eroberungs­fawäger und Vernichtungspolitiker an Schreibtisch und Stamm­tisch, furz alle, die gehängt zu werden verdienen, gegen sich hat. Desto sicherer hat er die Soldaten aller Fronten, die blutenden Völker aller Länder und Weltteile für sich, und darum muß er, wenn nicht schon jetzt, so doch bei seiner zweiten oder dritten Wiederholung zum Ziel fommen.

Attentat auf Trotki .

Leipzig , 20. September. Wie der Sonderberichterstatter der Leipziger Abendzeitung" ans Kiew meldet, wurde auf Trotti in Rnr st ein Attentat unternommen. Ein Soldat schoß auf Trotti, verfehlte ihn aber.

Der Korrespondent meldet weiter, daß die ukrainische Regierung eine Verschwörung zur Ermordung des Leiters der russischen Friedensdelegation Natowsky aufgedeckt habe.

Nach einer Stockholmer Meldung, die sich auf russische Blätter ftüßt, ist auch auf den Kriegskommissar Posern ein Attentat verübt worden und zwar in Petersburg . Posern blieb jedoch unverlegt. Die Attentäter sind ergriffen und auf der Stelle erschossen worden. Weiter wird von einem Atten­tat auf zwei Mitglieder des Kriegsrates, deren Namen nicht genannt werden, berichtet. Im Zusammenhang mit diesen beiden Attentaten sollen in Petersburg wieder 73 Mitglieder der Sozialrevolutionäre erschossen worden sein.

Wien , 20. September. ( Wiener Korresp.- Bureau.) In dem wichtigen Bahnfnotenpunkt oslom bor Woronesch wurde eine weitberzweigte Verschwörung entbedt, die vom Vorfizen­ben des Sowjets Jawrow und dem Kriegskommissar Koruchowitsch geleitet wurde. Die sogenannte eiserne Kompagnie der Roten Armee trat zu den Verschwörern über. 8wei Regimenter blieben jedoch der Regierung treu. Die Unterbrüdung des Aufstandes geht im ganzen Kreis vor sich.

geräumt

-

Franzöfifche Angriffe zwischen Vauxaillon und Jony.

Berlin , 21. September 1918, a bends. Amtlich.

=

Vor unserer Siegfried Front zwischen dem Walde von Gonzeancourt und Hargicourt find große einheitliche Angriffe der Engländer unter schwersten Verlusten für den Feind gescheitert.

Amtlich. Grokes Hauptquartier, 21. Sep­tember 1918.( WTB)

Weftlicher Kriegsschauplah. Seeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Deftlich von Mertem wurde ein belgischer Teilangriff ab­gewiesen. Rege Erkundungstätigkeit zwischen Lys und Scarpe. Bei Abwehr englischer Bataillone, die nördlich von 2a Bassée vorstießen, machten wir 50 Gefangene.

Heeresgruppe Boehn.

Zwischen Gouzeaucourt und der Somme zeitweilig starke Artillerietätigkeit. Ein englischer Teilangriff nordwestsich von Belicourt scheiterte vor unseren Linien. Südlich der Somme nahmen wir unfere noch weit vor der Stellung be­laffenen Bortruppen auf diese znrüd und räumten somit auch Effigny- le- Grand.

eeresgruppe Deutscher Kronprins.

Zwischen Baugaillon und Jony folgten am Abend heftigem Feuer feindliche Angriffe. Auf dem Höhenrücken westlich von Jony faßte der Feind Fuß; im übrigen wurde er ab­gewiesen. Bei den

Heeresgruppen Gallwig und Albrecht

keine besondere Gefechtstätigkeit.

Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der österreichische Bericht. Wien , 21. September. Amtlich wird verlautbart: Italienischer Kriegsschauplah.

Eine feindliche Unternehmung gegen Stellungsteile im Tonale Abschnitt wurde durch unser Vernichtungsfeuer im Reime erstickt.

In den Jubilarien, im Gonci- Tale, bei Meri und auf der Hochfläche örtliche Kleinkämpfe.

Zwischen Brenta und Piave beschränkte sich der Ita­liener nach den Mißerfolgen der letzten Tage auf schwächere Vor­stöße gegen unsere Tasson- Stellungen nordöstlich des Monte Pertica, die alle restlos abgewiesen wurden. Westlicher Kriegsschauplah. Bei den 1. u. 1. Truppen nichts von Belang. Albanien .

Keine nennenswerte Gefechtstätigkeit.

Der Chef des Generalstabes.

Völkerbund.

Der Zentrumsabgeordnete Matthias Erzberger bat soeben im Verlage von Reimar Hobbing in Berlin eine etwa 200 Seiten lange Schrift Der Völkerbund. Der Weg zum Weltfrieben" erscheinen lassen. Der Schwerpunkt dieser Schrift liegt in seinem Schluß, dem Entwurf der Verfassung eines Völkerbundes, zu dem die vorausgehenden Blätter die Begrün­dung liefern.

Der Wert des Buches wird in diesem Fall dadurch erhöht, daß es nicht von einem Sozialdemokraten, sondern von einem einflußreichen Mitglied einer großen bürgerlichen Partei her­rührt. Der Anschluß der Sozialdemokratie an den Gedanken des Bölkerbundes ist bekannt, er kommt in seinem Reime schon im Erfurter Programm und später in weiteren programma­tischen Erklärungen der Partei zum Ausdruck. Außerhalb der Sozialdemokratie waren es aber bisher nur einzelne deutsche Völkerrechtslehrer und Pazifisten, die sich zu der Idee des Böllerbundes bekannten und ihre Gedanken über diesen Gegen­stand näher formulierten. Die Schrift Erzbergers beweist, daß der Völkerbundgedanke auch außerhalb der Sozialdemokratie und der kleinen bürgerlich- pazifistischen Kreise in Deutsch . Iand eine politische Macht geworden ist.

Der Entwurf Erzbergers zerfällt in 7 Rapitel und ins. gejanit 40 Artikel. Das erste Kapitel behandelt die Organi­sation des Bölferbundes, der definiert wird als ein ewiger und zur friedlichen Erledigung aller zwischen den Staa­ten entstehenden Streitfragen und zur gemeinsamen Pflege des Rechtes und der Wohlfahrt aller Bölfer". Der Anschluß an den Bund soll durch Parlamentsbeschluß erfolgen, und der Bund soll als zustandegekommen gelten, wenn mindestens das Deutsche Reich, England, Frankreich , die Ber­einigten Staaten von Nordamerika und Rußland ihren Beitritt erklärt haben. Jeder Staat soll in der Boll­sigung des Bundes einen Delegierten haben. Die gemeinsamen Verwaltungsangelegenheiten werden von einem ständigen Ber­waltungsrat im Haag geführt. Dieser Bund soll den terri­torialen Besitz eines jeden Bundesstaates sowie den ungestörten Besiz seiner Kolonien gewährleisten, jeder Bundesstaat soll in seinen innerpolitischen Angelegenheiten völlig unabhängig, in außenpolitischen es insoweit sein, als dies der Rahmen der Bundesverfassung zuläßt. Beleidigungen fremder Völker durch die Presse sollen strafbar sein, auch soll zwischen den Staaten ein Berichtigungsgtvang für die Presse geschaffen werden.

Das zweite Kapitel behandelt die ewig neutralen Staaten, deren Neutralität unter Bundesschutz gestellt wird, das dritte sehr wichtige führt die näheren Bestimmungen über die Schaffung eines obligatorischen Schiedsge­richts aus, dem alle Streitigkeiten, die nicht durch Diploma­tie oder Vermittlung erledigt werden können, zu unterwerfen sind. Außer dem Schiedsgericht soll noch ein Oberschiedsgericht gebildet werden. Jede Partei wählt einen Schiedsrichter, beide Schiedsrichter wählen einen Obmann. Einigen sie sich über den Obmann nicht, so bezeichnet jede Partei eine andere Macht als ihren Vertreter, diese beiden baben dann eine Einigung zu bersuchen; gelingt auch diese nicht, so entscheidet unter näher ausgeführten Modalitäten das Los. Für die Vollziehung der vom Schiedsgericht resp. vom Oberschiedsgericht gefällten Ur­teile übernimmt der gesamte Bund die Garantie. Ebenso greift er gegen jeden Staat ein, der, statt das Urteil des Schiedsge­richts anzurufen, abzuwarten und anzunehmen, friegerische Handlungen vornimmt.

Zur Begründung dieser früher viel angefochtenen Jdee der obligatorischen Schiedsgerichtsbarkeit macht der Verfasser in längeren Ausführungen die, heute wohl allgemein als treffend anerkannte Bemerkung, ein ungünstiges Urteil sei immer noch besser als ein verlorener( wir möchten sogar fagen: auch als ein

wärtige Anstrengung der alltierten Regie rungen, dem russischen Volke Beistand zu leisten, nur bon bent aufrichtigen Wunsche geleitet Die interalliierte Arbeiterkonferenz. werden darf, Freiheit und Demokratie zu Der Nieuwe Rotterdamsche Courant" meldet aus London : erhalten, um den Frieden der Welt zu schüßen, Der Nieuwe Rotterdamsche Courant" meldet aus London : in dem wertvolle Ergebnisse der Revolution dauernd gefichert Der frühere französische Minister Albert Thomas fagte werden können." in der interalliierten Arbeiterkonferenz über die rasche Verwerfung der österreichischen Note durch phrase dem ungweideutigen Für oder Wider zur Frage der gewonnener) Krieg. Die Konferenz ist also mit einer nebelnden Freiheits­Amerika: Wir ehren und bewundern zwar die raschen Intervention ausgewichen. Sie hat sich für Wilsons Attion Das vierte Stapitel behandelt die Abrüstung. Die Methoden unserer amerikanischen Freunde, vor allem auf dem erklärt und zugleich mit demokratischer Schönrednerei dar- Bundesstaaten sollen sich verpflichten, ihre Streitfräfte nach Gebiete der Industrie, sehr, aber in der Diplomatie ist doch getan, wie fie's in der Braris mit dem Selbstbestimmungs- einem Schlüffel, deffen Aufstellung einem besonderen Abkom die Zeit, die man anwendet, teine vergeudete Zeit, und wenn recht der Bölfer halten will. Obendrein aber muß das Welt- men vorbehalten bleibt, stetig zu vermindern und sie zu feinem die Alliierten einige Tage miteinander ber- friedens herhalten, das faule Spiel zu verdecken. handelt hätten, hätte das sehr nüzlich sein tönnen. Ramsay Wi a cdonald fagte: es mag zwar London , 21. September. ( Reuter.) Die Arbeiterkonferenz großartig aussehen, wenn man in einer halben Woche ant- nahm zum Schluß den Bericht der Kommission über die wortet, aber im Kriege ist das keine Methode. Kriegsziele in der durch die Konferenz verbesserten

Nach langer Erörterung wurden die beiden Ent. Fassung an und vertagte fich. schließungen der Konferenz bezüglich Rußlands an den Ausschuß zurückver- wiefen. Die Konferenz hat alsdann unter Vorsitz von Droudere( Belgien ) nachstehende abgeänderte Resolution mit großer Mehrheit an. genommen:

Die Einnahme von Baku . Auch die Naphthaquellen besetzt. Konstantinopeler Blätter weisen zur Einnahme von Batu Die Konferenz ist der Meinung, daß in Ueberein- darauf hin, daß der Feind keine Zeit hatte, die Naphtha­stimmung mit Artikel 6 von Wilsons 14 Punkten die gegen- lquellen und Anlagen, die gleichfalls besetzt sind, zu zerstören.

Bwed als zur Aufrechterhaltung der inneren Ordnung, der Verteidigung gegen einen Angriff auf ihr Territorium und der gemeinsamen Erefutive des Bölkerbundes zu gebrauchen.

Kapitel 5 behandelt die wirtschaftliche Gleichbe. rechtigung und das Prinzip der offenen Tür. Es fordert freie Durchfuhr und gegenseitige allgemeine Meistbegünstigung, so daß jede Begünstigung, die ein Staat dem andern gewährt, fzugleich auch allen andern zufällt. Für die ersten zehn Jahre soll der Ueberschuß an Roherzeugnissen nach einem Schlüssel verteilt werden, der entsprechend der Einfuhr von 1913 unter Berücksichtigung besonderer Bedürfnisse festgelegt werden soll.

In sechsten Kapitel, das die Freiheit des Melt­