Gegen den Schuhwucher in Holland . Die holländische Regie- rung hat die Ablieferung von Schuhen an die Bevölke- rung so lange verboten, bis die Rationierung von Schuhen durchgeführt fein wird. Zum Streit um die Zaserstoff- Vertriebs-Hefellschast. Von Hermann Krätzig. Die„Frankfurter Zeitung " brachte kürzlich in Nr. 229 von interessierter Seite einen Artikel„Ein Kapitel aus der Kriegswirtschaft der Textilindustri e", der eine an sich sehr wichtige Frage aufrollte, der aber, wie nähere Prü- fung ergab, die Lcffentlichkeit über die tatsächlichen Zusammen- hänge falsch unterrichtete. Nach den Angaben des Blattes schrieb den Artikel ein„führender Mann" der deutschen Tertil- induftrie. Der Artikel beschäftigt sich mit der Beschlagnahme der Sonnenvorhänge und der damit zusammenhängenden Gründung der Deutschen Faserstoff-Vertriebs-Gesell- 1 ch a f t m. b. H. und verfolgt die Absicht, in der Oeffent- lichkeit die Annahme zu erwecken, auf krummen Wegen und durch Hintertüren geleitet, sei zwischen der Reichsbeklcidungs- stelle und einer kapitalistischen Gruppe aus der deutschen Textil- Industrie eine geschäftliche Aktion zustande gekommen, durch welche die nach Wäsche und Kleidung hungernde Bevölkerung im allgemeinen und die Papiergarnspinnerei im besonderen ge- schädigt werden solle. Das waren sehr schwere Vorwürfe. Es war nun möglich, durch Einblick in die Akten, über die ganze Angelegenheit sich ein zutreffendes Bild zu machen und zu der Ueberzeugung zu gelangen, dah es sich bei dem Einsender des Artikels in der „Franks. Ztg." nur darum gehandelt hat, eine im I n t e r- esse der Allgemeinheit liegende Wirtschaft- liche Aktion zu zerstören, weil durch sie den Gewinn- interessen der Papiergarnspinner Abbruch getan werden konnte. Durch diese Aktion der Reichsbekleidungsstelle sollte zweier- lei erreicht werden: Erstens sollte durch die Beschlagnahme der vielen Millionen Meter Sonncnvorhänge, Gardinen usw. dem großen Man- gel an Kleidern und Wäsche für die Zivilbe- völkcrung abgeholfen, Zwestens durch die Erzeugung der Ersatzstoffe für die beschlagnahmten Vorhänge der in schlech- ter Beschäftigung befindlichen Papicrgarnindustrie geeignete Beschäftigung zugeführt werden., Nun sind aber die Erzeugnisse aus Papiergarn unerhört teuer. Da die beschlagnahmten Stoffe zum Preise der dafür gelieferten Ersatzstoffe abgenommen werden, so mußte unter- sucht werden, ob es möglich sein würde, die Ersatzstoffe unter dem bisher üblichen Preise für Papiergarngewebe zu liefern. Mit einem Papicrgewebepreis von 7 M. pro Meter war die Sache nicht zu machen: denn man kann doch für eine Windel keine 6— 7 M. bezahlen. Tie Reichsbekleidungsstelle ergriff daher gern eine An- regung, welche ihr der Papierindustrielle Hofrat Hartniann ge- bracht hatte und die ihr die Wege zeigte, auf denen die Liefe- rung des Ersatzes sichergestellt werden konnte. Hierbei mußte sie aber sehr vorsichtig zu Werke geben. Denn wurde vorher bekannt, welch großer Auftrag in Papiergewebe in Aussicht stand, so wußte sie, war der ganze Plan gescheitert, weil dann die Jnteressenvcrbändc alles getan haben würden, um die gute Konjunktur durch hohe Preise und womöglich noch minder- wertige Ware auszunutzen. Sie schwang daher nicht die große Glocke, um das Unternehmertum wegen dieser Sache um sich zu sammeln, sondern ließ durch Hartmann zusanimcn mit zwei Großbanken eine Organisation vorbereiten, deren Verfassung von ibr genau geprüft wurde und die unter der Aufsicht der Reichsbekleidungsstelle stehend, die Lieferung übernehmen sollte, sofern sie die Gewähr nachstehender Bedingungen zu über- nehmen bereit war: � 1. Die Organisation verpflichtet sich, die erforderlichen Men- gen an Ersatzstoffen in brauchbarer Beschaffenheit zu liefern. 2. Der Preis für die Ersatzstoff« muß dergestalt- festgesetzt werden, daß der Eigentümer in der Lage ist, sich den Ersatz auS der ihm gezahlten Entschädigung ohne jede Zuzahlirng zu beschaffen. 3. Die Organisation unterwirft sich in näher zu bestimmen- der Art der Aufsicht des Leiters der Reichs beklei- dungSstelle. Dieser behält sich das Recht vor, einen Kam- m i ff a r i n d i« L e i t u n g der Organisation zu entsenden. In allen Fällen einer Meinungsverschiedenheit hat der Leiter der Reichsbekleidungsstelle die endgültige und dem Rechts- Wege entzogene Entscheidung. 4. Die Organisation ist gehalten, jedem Papiergarn- industriellen, welcher sich zur Mitwirkung an der Lieferung der Ersatzstoffe bereit erklärt und fähig erweist, Teilnahme in dem vom Leiter der Reichsbekleidungsstelle für notwendig gehaltenen Umfange offen zu halten. 5. Die Beschaffung der Bereitstellung der für die Organi- sation erforderlichen Mittel liegt ausschließlich Herrn Hofrat' Hart mann ob. Als Kommissar in die dann gegründete Deutsche Faserstoff- Gesellsckiaft m. b. H. wurde Herr Dr. Hölscher von der Reichsbekleidungsstelle gesandt. Um der Faserstoff-Vertriebs- Gesellschaft den Charakter einer gemeinnützigen, d. h. einer Ge- sellschaft zu sickfern, die nicht den Gewinnintcressen einzelner dient, wurden nach erfolgter Gründung die Geschäftsführer der an der Herstellung von Vorhangstoffen beteiligten Kriegsaus- schüssc aufgefordert, zur Wahrung der Interessen ihrer Industrien dem Aufsichtsrat beizutre- ten, dem noch Vertreter der beiden finanzierenden Banken angehören. Nachdem der Hofrat Hartmann die ihm angetragene Mission übernommen hatte, mußte er sich natürlich auch um- sehen nach Papiergarn zu Preisen, die die Herstellung von Pa- viergarngewcbe in der Preislage ermöglichten, welche dieLteichs- bekleidungsstelle in Aussicht genommen hatte. In dem§ 7 des zwischen der D-F.V.G. und der R.B. St. abgeschlossenen Vcrtnms heißt es hierüber: „Als Preislage ist in Aussicht genommen 3,75 bis 4 M. per Ouadratmeter." Daß dies keine so einfache Sache war, und wie recht die Reichsbekleidungsstelle daran tat, daß sie bei der Sichcrstellung der Lieferung von Ersatzstoffen vorsichtig zu Werke ging, das bewiesen die fünf Papiergarnspinner-Ver- bände, die natürlich die Sorgen uni daS Gemeinwohl hinter ihre Gewinnintcressen stellend, sofort übereinkamen, ihre Mit- glieder anzuweisen, Garne für Vorhangersatz st offe nicht oder höchstens mit einem Nachlaß von 10 Proz. anzubieten.
Gleichzeitig unternahmen sie dann den Vorstoß in der „Franks. Ztg." gegen die Faserstoff-Vertriebs-Gesellschaft und ihren geistigen Urheber. Das war ein ganz kurzsichtiges Ma- növer, das für die Jnteressenverbände der Papiergarnspinner keinen Erfolg bringen konnte, weil durch die Gründung der Deutschen Faserstofs-Vertriebsgesellschaft sowohl die Interessen der Allgemeinheit, wie auch die berechtigten Interessen der Textiluntcrnehmer gewahrt worden sind: es ist j e d e m Papier - garnindustriellen, der sich fähig erweist und bereit ist dazu, die Mitwirkung in dem von Herrn Dr. Beutlcr für notwendig gehaltenen Urnfange offen gehalten. Mehr kann man nicht ver- langen. Der Reichsbekleidungsstelle sind schon oft schwere Vor- würfe gemacht worden, daß sie zu wenig tue, um dem un- verschämten Wucher mit Wäsche und Kleidung entgegenzu- arbeiten. Wenn sie es in diesem Falle mit Erfolg getan hat, so wollen wir ihr zur Ermunterung für spätere Taten gern unsere Anerkennung zollen, indem wir sie mit ihren Maßnahmen in Schutz nehmen, vor der irreführenden Tarstellung jenes„führenden Mannes" der deutschen Tertil- industric._ Graf Bertling und öie Sozialdemokratie. Das„Berliner Tageblatt" hat erfahren, daß Graf Hert- ling gegen den Eintritt von Sozialdemokraten in seine Re- gierung sei. Ist das richtig, so besteht in diesem Punkte zwischen ihm und unserer Partei volle Ueberein- stimmung. Die Möglichkeit eines Eintritts in die Regierung Hcrtlings ist in sozialdemokratischen Partcikrcisen unseres Wissens niemals in Erwägung gezogen worden.
die Bngft vor der Volksregierung. . Vor einigen Tagen brachte das„Leipziger Tageblatt " eine Sensationsmeldung über die angeblich bevorstehende Bildung einer parlamentarischen Regierung. Die Sozial- Demokratie hätte bereits ihr Einverständnis erklärt, dieser Regierung beizutreten, und zwar unter folgen- den Bedingungen: t. Aufhebung des§ 9 der Verfassung, 2. Eintritt von mindestens zwei bis drei Sozialdemokraten in die Regierung, 3. Be- setzung eines der wichtigsten politischen Ressorts— vermutlich des Staatssekretärs des Innern— mit einem Partciange- hörigen, wofür in erster Linie Ebert in Betracht kommt. Ferner werde der Reichskanzler zurücktreten und durch den bisherigen Gesandten in Kopenhagen , den Grafen Brockdorf- Rantzau ersetzt werden. Diese Meldung, die in das Gebiet deS reichlich wuchern- den parlamentarischen Klatsches der bürgerlichen Presse fällt, gibt der rechtsstehenden Presse Gelegenheit zu einer anmutigen Selbstenthüllung. Obwohl sie in ihren eigenen Kommen- tarcn davor warnt, die Meldung für bare Münze zu nehmen, erhebt sie doch ein großes Weh- und Angstgeschrei über die im Gange befindlichen„finsteren Machenschaften". In Grabeston wird verkündet, daß die Einsetzung einer Volks- regierung das größte Unheil für Deutschland bedeuten würde. In Wirklichkeit zeigt die rechtsstehende Presse damit nur ihren krassen. Parteiegoismus. Alle zurechnungS- fähigen Menschen sind sich darüber klar, daß der schwere Verteidigungskampf Deutschlands nur erfolgreich durchzu- führen ist, wenn er auf eine Volks t'ümliche Grund- läge gestellt wird. Alle Einsichtigen— auch Nichtdemo- kraten— erkennen, daß durch die Demokratisierung Deutsch - lands noch schlummernde und bisher ungenutzte geistige Kräfte für die Verteidigung im Volke zu wecken sind, Kräfte, an decken die Entscheidung hängt. Die rechtsstehende Presse aber will davon nichts wissen, denn sie fürchtet für ihre P a r t e i i n t e r e s s c n, die freilich den Interessen der Landesverteidigung entgegenlaufen. Tie Sorge um die Auf- rechterhaltung der konservativen Machtherrschaft drängt aber bei gewissen Leuten alle anderen Gesichtspunkte m den Hintergrund._
Eine Einigung in der Wahlrechtsfrage? Ucber die Aussichten der Wahlrechtsvorlage verbreitet die „Vossische Zeitung" Mitteilungen, für die wir ihr die volle Ver? antwortung überlasten müssen. Danach soll auch die rechte Seite des Herrenhauses„volles Verständnis für die Notwendigkeit zeigen, rasche Arbeit zu machen und das unvermeidlich Not- wendige in einer Form zu tun, die allen berechtigten. Erwartungen entsprich t". Weiter behauptet daS genannte Blatt, .�daß der Versuch zemacht wird, ein« zweite vlterö-Zusatz- stimme im Herrenhaus durchzusetzen. Sollte die Regierung auf diesen„VermicklungZ"-Vorschlag nicht eingehen und auf h ö ch- st e n s eine Z u s a tz.st i m m e bestehen, dann ist anzunehmen, daß diese eine Zusatzstimme weder dem Herrenhaus, noch dem Abgeordnetenhaus als besonders wichtig erscheint. I n diesem Falle ist es denkbar, daß Herrenhaus und Abgeordnetenhaus auf jede Zusatzstimme verzich- ten und den Artikel 3 in der ursprünglichen Fassung der Regierungsvorlage zum Gesetz erheben werden." Ob dieser Optimismus von der Regierung geteilt wirb, wissen lvir nicht: aber nach ihrem tatsächlichen Verhalten hat es den Anschein, daß sie der hier geäußerten Auffassung nicht allzusckrn steht. Wir halten die Beurteilung der Lage für falsch. Durch die bisherige Nachgiebigkeit der Regierung ist im Gegenteil den Wahlrechtsgegnern erheblich der Kamm geschwollen, und sie hoffen, durch weitere Resistenz der Re- gierung noch größere Zugeständnisse abpressen zu können. Aber selbst wenn die oben skizzierte Lösung zustande käme, so würde das nach den eigenen Worten des Vizekanzler? die a l l« r u n g l ü ck l i ch st e Lösung sein, nämlich die Lösung mit den Stimmen der WahlrechtSgegner gegen die der Wahlrechtsfreunde._ der parteivorftand zu den Köln -öerliner polizeifällen. Wie wir hören, hat der sozialdemokratische Parteivorstand durch den Abg. Genossen Ebert schon am Freitag beim Vizekanzler v. Payee gegen das über Genossen Haenisch ver- hängte Verbot, von der Wahlreform zu reden, wie gegen das Redeverbot für den Abg. Haase in den Berliner Wähler- Versammlungen die schärfste Beschwerde erhoben. In einem bumorislischen Brief an daS.Berl. Tagebl." erklärt Abg. Adolf Hoffmann , er habe.unbemerkt vom Feinde� einen strategischen Rückzug ausgeführt, befindet sich aber in Freiheit. Nach Ablauf von S4 stunden nach Begehung der„Tat" kann er aber nicht mehr verhaftet wprden, sondern eS müßte die Genehmigung zu einer Strafverfolgung erst beim Abgeordnetenhause nachgesucht werden. In verschiedenen bürgerlichen Blättern werden Unannehmlich- leiten geschildert, denen der Polizeihaupt»n«n» Schenck bei der miß
lungenen Verhaftung HoffmannS ausgesetzt gewesen sein soll. Di« Verantwortung dafür trifft in erster Reihe jene übergeordneten Stellen, die ihre Beamten mit unmöglichen Aufträgen versehen und sie auf diese Weise in einen Konflikt mit der Bevölkerung hineintreiben. Stimmenthaltung der Konservativen ' in öerlin I. Der Berliner Deuts ch-konservative Wahlverein hat nach einer Mitteilung der„Kreuz-Zeitung " beschlosien, bei der bevorstehenden Ersatzwahl im I. Berliner ReichitagSwahlkreis von der Aufstellung eines eigenen Kandidaten abzusehen. Da jedoch keiner der aufgestellten Kandidaten den konservativen Anschauungen über.einen starten deutschen Frieden" genügt, so empfiehlt der konservative Wahlverein seinen Anhängern Stimmenthaltung. — Dennoch werden die konservativen Wähler am Tage der Wahl nicht gänzlich ratlos dastehen, denn inzwischen meldet sich ein ersatz« konservativer Kandidat an: Herr Christian Gellert , Vorsitzender der „Deutschen Arbeiter- und Angestelllenpartei", einer neuen anti- semitisch-mittelständlerischen Firma, die außer ihrem Vorsitzenden sogar auch einige Mitglieder— man spricht von weit über 7■~- umfassen soll. llohnbewegungderHuchbindereiwerkmeifter Die Werkmeister in Buchbindereien, Geschäftsbücher-, Album-, Mappen-, Karton- und LuniSpapierfabrifen hatten sich vor einigen Wochen an die in Frage kommenden Arbeitgeberverbände mit der Forderung gewandt, mit dem Werkmeisterverband ein Tarif- Verhältnis einzugehen, welches für Berlin ein Mindestge- halt von 3ckk> M. monatlich festsetzt. Außerdem wird eine Teuerungszulage von bl) Prcz. des Mindestgehalts gefordert.� In einer gestern abend abgehaltenen Versammlung der Werk- meister wurde berichtet, daß bis jetzt erst ein Teil der Arbeit- geberverhände geantwortet haben. Die Antworten find nicht ge- rade ablehnend, aber auch nicht zustimmend. Einige Arbeitgeber- verbände erkennen an, daß eine Ausbesserung der Gehälter begrün« det ist. Einen Tarif«bschluh zwischen den beiderseitigen Organi- sationen halten die Arbeitgeberverbände nicht für angebracht.� Sie stellen den Werkmeistern anHeim, sich an die einzelnen F i�r- m e n zu wenden und sich mit ihnen wegen einer GehaltSaufbesse- rung zu verständigen. Die Versammlung sprach ihr Bedauern darüber aus, daß die Arbeitgeberverbände sich nicht entgegenkommender gezeigt haben. Die Werkmeister erwarten, daß ihre durchaus berechtigten Forderungen anerkannt werden. Die Versammlung beauftragt« die Verbandsleitung, den einzelnen Firmen die Forderungen zu unterbreiten, damit die aufgestellten Mindestsätze bereits bei der Gehaltszahlung am 30. September zur Anerkennung gelangen. Der Richtige gewählt! Bei der LandtagS -Ersatzwahl des KreiseS Stolp-Lauenburq wurde der konservative Pastor Philipps auS Charlottenburg mit 339 Stimmen ohne Gegenkandidaten gewählt. — Der Mann, der einst von der Kanzel Gott für den Krieg ge- dankt hat, gehört« auch unbedingt zur Verzierung der konservativen Fraktion deS TrcikliaffenhauseS.»
Lekte Nachrichten. Clemenceaus Reüe war öie offizielle französische Antwort. W i e,, 21. September. lMeldg. d. Wiener t. f. Tel.-Eorr.. Bur.) Ter schweizerische Gesandte in Wien hat hcnte dem Mi- mster de? Acußeren auf Grund einer Mitteilung seiner Regie. rung zur Kenntnis gebracht, daß der f r a n z ö s i s ch e M r- nister deS Aeußeren mit einer an den schweizerischen Gesandten in Paris gerichteten Zuschrift vom 13. September den Empfang der Rate der österreichlsch-ungarischen Regierung vom 14. September bestätigt und hierin bemerkt hat, die französische Antwort ans die Eröffnungen deS Grafen Burian fei in der am 18. September vor dem Senat gehaltenen Rede des französischen Ministerpräsidenten Herrn Clemenceau enthalten, deren Text dem ftan» zösischen Journal offiziell vom 18. September zu entnehmen sei. DaS Wiener Korrespondenzburean fügt hinzu: Es wird nicht leicht, sich zu dieser Antwort zu äußern, welche nach ihrer Form von den bisher selbst im Verkehr zwischen Regierungen kriegführender Staaten beobachteten Gepflogenheiten in ver- blüffender Weise absticht.___ Ter Hergang der Einnahme von Laku. M»sr»u, so. September. Die„Jswestija" bringt folgende Ein- zekheiten ü&er di« Einnahme von Baku auf Grund von Aussagen von Augenzeugen: In der Nacht auf den 14. begann starke? Bom» baroement, Geschosse krepierten im Zentrum der Stadt; im Der- lauf« des ganzen TageS fanden hartnäckig« Kämpfe in de r Stadt selbst statt, woran sich Arbeiter und Bevölkerung be- tciligten. Die Armee der Engländer, 30 000 Mann stark, saß schon auf Dampfern und wurde von der Artillerie der Angreifer im Hasen beschossen, wo die Bevölkerung, Frauen und Kinder, einge- schifft wurden. Behälter mit Naphtha und Benzin waren getrof- fcn worden, ein Dampfer mit weichenden Truppen der Bäsch- nacken ist vernichtet. In den Reihen der regierenden Diktatur herrscht« vollkommene Verwirrung. In der letztenZeit v-o r der Einnahme war die ganze Gewalt in den Händen der„Pier" konzentriert, bestehend au? zwei Vertretern des englischen Söldner» PitscherachowS, auS einem Engländer und einem Vertreter von Zenlrokekpi; mit dem Rat wurde nrcht gerechnet und ein Teil seiner Mitglieder, Kommu» nisten und linke Sozialrevolutionäre, wurde in Hcffi gehalten trotz der Vorstellung des Rates und der Forderung aller Arbeiter, sie zu befreien. Am 1ö. September, 3 Uhr früh, begann im Krieg!, Hafen die Einschiffung der gesamten in Panik fliehenden Arme« und Bevölkerung; um b Uhr früh am Sonntag drangen die Eroberer in die an allen Ende» brennende Stadt ein. In der ersten Kampfnacht kamen einige baltische Seeleute- an das Boilonschi-Gefängni», welches von Bafchnakken-Soldaten be, wacht wurde, heran und baten, 30 Rätearbeiter zu befreien. In der zweiten Kampfnacht wurden die verhafteten Mttglie- der des Bakuer Rates der Volkskommissare von der Diktatur aus dem Gefängnis auf einen Dampfer gebracht und mitgenommen. Bei der Evnkuation forderten die Engländer, daß alle Kampfschiffc, die ganze Armee und die KviegSauZrüstungZ- gegenstände nach Enscli evakuiert wurden. Es kamzum Zwie- s P a l t und schließlich zogen die Engländer nach En. f e l i, tn« Matrosen, die Anhänger PitscherachowS und die Bevöl- kerung jedoch nach PetrowSk-Port ab. Es ist bekannt geworden, daß die Engländer in Enfeli viele Hanidrlsdampfer haben und sie eiligst mit weittragenden Marine» geschützen ausrüste». Auf den Dampfern„Ardogan",„KarS " und „Leutnant Schmidt", welche ssth jetzt in Petrowsk befinden, sind dig Kommandeure und Artillericosfigtere Engländer. Die ganze Zeit über ist die Baku « MegierungSgewalt mit«nS nicht in VerHand, lung getreten und nimmt sie auch nicht auf. st« hält sich gl»»W Kriege mit hex russischen Ae»tr«ls«walt stehentu