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Sozialdemokratie dem Zwingenden dieses Gedankenganges| Boffe verantwortliche Zivilreglerung. Die Ver- Imen, also auch weder nach der einen noch der anderen Richtung entziehe. Aber es kommt nicht nur darauf an, daß die Kräfte sammlung fordert die sofortige Auflösung des preußischen hin sich entscheiden können. Die in der Buschrift weiter ent­zusammengefaßt, sondern noch viel mehr darauf, wohin sie Landtags und eine tiefgreifende freiheitliche Um- haltene Angabe, Graf Hertling   würde der Fraktionssitung des dirigiert werden. gestaltung der preußischen Verfassung und Ver- Sentrums beiwohnen, ist unzutreffend. Richtig dagegen ist, daß Wenn die Sozialdemokratie einmal in die Regierung ein- maltung, eine Umgestaltung, die mit der Junkerherrschaft völlig der Reichskanzler an der Sitzung des Hauptausschusses am tritt, und dieser Tag kann kommen, dann tut sie es zur aufräumi. Dienstag teilnehmen wird." Erfüllung ihrer großen geschichtlichen Mission, den Frieden In der äußeren Politik verlangt die Versammlung von herbeiführen zu helfen. Ob die Dinge zu einer erfolgreichen der deutschen   Regierung ein offenes und entschiedenes Friedenspolitik heute schon reif sind, muß man leider nach der Gintreten für einen Verständigungsfrieden, für Haltung der Gegner bezweifeln, vor allem aber wäre es nof- einen Frieden ohne Annegionen und Entschädi­wendig, die Hindernisse, die sich einer fonsequenten Friedens- gungen, planmäßige Förderung des Gedankens des Völker­politif im Innern entgegenstellen, ein für allemal aus dem bundes, eines Bundes der Völker, nicht der Monarchen und Wege zu räumen. Ob dies heute schon möglich ist, ist eine Rabinette, der für die Zukunft ein Wölfermorden unmöglich macht, Frage der Tatsachen. allgemeine Abrüstung zu Wasser und zu Land und inter­nationale Schiedsgerichte.

Die Sozialdemokratie fann weder heute noch später in die Regierung eintreten, um die Politik, wie sie bisher ge­trieben wurde, mitzuverantworten, fie fann es nur tun zu dem 3med, sie entsprechend ihren Ueberzeugungen von dem, was dem Volfe not tut, zu ändern.

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Mit dem Thema des Tages setzt sich die Fränkische Tagespost" in einem längeren Artikel auseinander, dem wir folgende Stellen entnehmen:

Es ist auch ein gar glattes artett, auf das die Sozial­demokratie tritt, wenn sie ihre Vertreter in die Regierung ent­sendet. Wäre Genosse Scheidemann   drei Tags vor der Rede des Kaisers an die Kruppschen Arbeiter ins Amt getreten, so hätte er wahrscheinlich nach dieser Rede auf seine Stellung verzichten müssen. Hätte er aber, wie das bisher bei allen Sanglern, Staats­sekretären und Ministern üblich war, die Verantwortung für die faiserlichen Gedanken übernommen, so hätte er den Zusammenhang mit der Arbeiterschaft verloren und seine Bedeutung als Staats­sekretär hätte damit aufgehört. Wer weiß, welche Reden der Kaiser noch halten wird! Er weiß es selbst nicht, denn er ist von seinem Temperament und von seinen Stimmungen abhängig, und er wird sich auch durch die Rücksicht auf einen sozialdemokratischen Staats­jefretär nimmermehr binden lassen.

Diese Forderungen durchzusehen ist die vornehmste Aufgabe der Sozialdemokratie; für deren Erfüllung sind die schärfsten politischen Mittel anzuwenden.

verbürgt.

Tagores Sekretär verhaftet.

Unter Anklage der Aufwiegelung, Berlin  , 21. September. Stockholms Dagblad" meldet: Zagores englischer Sekretär unter Anklage der Aufwiegelung verhaftet." Zimes of India" erhielt von seinem Korrespondentex. aus Rangun   folgende Mitteilung:

Die britische Behörde verhaftete in Peking   Herrn W. Pear­ion, einen Engländer, der seit Jahren Rabindranath Zagores bei seiner Lehrtätigkeit in Bolpur assistiert und Die Versammlung erklärt, daß sich die deutschen   Arbeiter nicht während Tagores Reisen in Japan   und Amerika   als sein Sekretär für dynastische und flaffenstaatliche Interessen opfern, sondern für fungierte. Laut Pefing Times" wurde Pearson wegen Auf­den Gebanken eines freien Baterlandes, das allen Deutschen beider- wiegelungsversuche unter Anflage gestellt, verhaftet und nach lei Geschlechts volle politische, wirtschaftliche und geistige Freiheit Shanghai   gebracht. Wie erinnerlich, wurde vor kurzem Zagores Namen im Zu­Da zur Durchführung dieser wichtigen Forderung einmütiges sammenhang mit dem indischen Verschwörungsprozes und geschlossenes Handeln der gesamten politisch geschulten Arbeiter von San Franzis to genannt. Wie der Staatsanwalt damals klasse und der sonstigen werftätigen Kreise unbedingt erforderlich mitteilte, soll Tagore   in geheimer Verbindung mit dem Indi. ist, verurteilt die Versammlung aufs schärffte alle Bestrebungen, die schen. Romitee gestanden sowie die leitenden Staatemänner geeignet sind, diese Geschlossenheit zu hemmen oder zu durchkreuzen. Japans   und Chinas   aufgesucht haben, um fie für die Befreiung Zahlreiche sozialdemokratische Blätter machen sich durch Indiens   zu interessieren. fommentarlosen Abdruck die Ausführungen eines Korrespon­denz- Artikels zu eigen, in dem ausgeführt wird:

neues geworden ist.

Europäisches Zentralfomitee der Indischen Nationalisten. Rabindranath Tagore   ist der mit dem Nobelpreis ge­frönte indische Dichter. Interessant ist, daß die Verhaftung in Beting- also auf chinesischem Gebiet- erfolgte. Eng­land kann sich das gestatten.

Vernunftstimmen aus Frankreich  .

Bern  , 22. September.  ( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) Journal des Débats  " schreibt über die Zustellung des Officiel" mit der Clemenceau- Rede als Antwort an Oesterreich  : Offenbar ist das geistreicher und bequemer als eine Antwort zu redigieren, die gleichzeitig für das Wiener   Kabinett und für die österreichisch­ungarische Bevölkerung bestimmt ist. Dieser gute Wiz wird die zahlreichen Leute erheitern, welche glauben, daß es genüge, die Manöver des Feindes durch Verachtung zu erwidern. Unseres Gr­achtens zeigt er eher die Manövrierunfähigkeit der alliierten Diplo­matie. Man verschtvendet Riesensummen für eine zusammenhang­lose Propaganda und stößt mit dem Fuß unerhoffte Gelegenheiten weg, die feindlichen Bevölkerungen über die Verantwortung ihrer Fortschritt der Schiedsgerichtsidee auch bei den Staatsmännern Regierungen aufzuklären." der Mittelmächte hin und schließt: Das einzige Problem für die

Wenn die Sozialdemokratie in die Regierung eintreten würde, so würde sie das nicht tun, um für eine Politik die Verantwortung zu übernehmen, die sie nach ihrer Ueberzeugung nicht übernehmen fann. Daraus folgt: Hält man den Eintritt der Sozialdemokratie in die Regierung für wünschenswert oder notwendig, so muß die Politik des Reiches so gestaltet werden, daß sie Bedingungen zu stellen für einen sozialdemokratischen sich mit der Ueberzeugung der Sozialdemokratic Staatssekretär liegt ja ungeheuer nahe, aber es wäre gar bieles, verträgt, die Teilnahme an der Verantwortung also kein bloß was ein Sozialdemokrat zuerst bereinigen lassen müßte, bevor er in die Regierung eintritte. Den Ost frieden fönnen wir nicht äußerlicher, sondern ein innerlicher, auf Ueberzeugung beruhender in die Regierung eintritte. Den Oft frieden können wir nicht Borgang wird. Dazu ist eine weitreichende Umgestaltung der vertreten, das finnische Abenteuer wird von den Sozial- Reichspolitik, ein tiefgreifender Systemwechsel not­demokraten als eine ungeheure Gefahr angesehen. Die Ausrottung wendig. Tritt ein Sozialdemokrat als Statssekretär oder Minister und Unterdrückung der Sozialdemokraten in Finnland   und in der in die Regierung ein, so muß auch der lekte Mann im letzten Ukraine   mit Hilfe deutscher Truppen muß den Widerspruch jedes deutschen   Dorf, muß das Ausland bis über das Meer hinüber be­Sozialdemokraten hervorrufen. Die antisozialistische Agrarpolitik in der Ukraine   war nur möglich durch die merken, daß in Deutschland   etwas anderes, etwas deutsche Otkupation und ist. durch einen sozialdemokratischen Staats­Nur wenn sich der Eintritt der Sozialdemokratie in die Ne­sekretär nicht zur billigen. Die polnischen Pläne wider­sprechen gar zu stark dem Selbstbestimmungsrecht der Bölfer, als gierung unter solchen Voraussetzungen vollziehe, fönne er die eintreten tönnte. Die ganze Steuerpolitif mit ihren in- rung unter der bestehenden Leitung und unter Beibehaltung des daß ein Sozialdemokrat von der Tribüne des Bundesrates für sie erhofften nüßlichen Folgen haben. Der Eintritt in die Regie­direkten Lasten und ihren Gebühren auf den Verkehr, die Beschrän- gegenwärtigen Sturses sei aber nicht in Erwägung zu ziehen, fungen der Presse und des Versammlungsrechtes, der Gingriff der rnd die Sozialdemokratie lehne alle Einladungen, die in solchem Sozialisten in Frankreich   und der Welt ist, ob sie die Revolu= Militärgewalten in die zivilen Verhältnisse- all dus lann ein Sinne an sie ergehen, mit höflicher Bestimmtheit ab. Sozialdemokrat nicht billigen und nicht rechtfertigen. Die Münchener Post" erflärt: Erst ein die Ber­fassung und Verwaltung wurzeltief ergrei­fender Systemwechsel ermöglicht die Mitarbeit an der Regierung." Dies sei die Meinung der gesamten Münchener Arbeiterschaft, wie das aus folgender am 20. September ange­nommenen Resolution Auer des Münchener Sozialdemo­fratischen Vereins hervorgehe:

Die außerordentliche Generalversammlung der Wahlfreise München I und II erhebt aflerschärften Protest gegen die ziellose Schaufelpolitik der deutschen   Reichsregierung. Die Ber­sammlung berlangt eine durch greifende lmgestaltung der inneren Bolitit, Beseitigung des persön lichen Regiments, Einfegung einer Regierung, die als wirtliche Repräsentantin des Volfes angesehen werden kann, parlamentarisches System, völlige Interordnung ber Militärgewalt unter die dem

Kleines Schauspielhaus: ,, Arbeit" von Sigfried Giedion  .

Dies Erstlingsdrama eines Schiveizer Dichters hat einen Mittel­aft, der, von der wunderbar naturhaften schlicht- herzlichen Dar­stellung der Hauptrolle durch Fräulein Pünkösd y getragen, ein startes Mitempfinden auslöfte, an die eindringlichen Seelenbilder des jungen Naturalismus gemahnte. Das ist eine Leistung, die heut auf Dankbarkeit und Anerkennung Anspruch erheben darf. Doch während sonst die allertrivialsten Theaterfabrikate bei der Premiere mit ungeteiltem lauten Beifall aufgenommen werden, demonstrierte hier nach einem freilich nicht sonderlich gelungenen Schlußaft ein Teil des Publikums mit 8ischen. Qoffentlich gelingt es dem Verfasser, die Grwartungen, die er erregt, in dem Enttrick­lungsgange seines weiteren Schaffens zu erfüllen.

Gine

Die Erpofition tvedt in geschickter Weise das Intereffe für Helene, ein aufrechtes robustes Mädchen, das zum Kummer der bürgerlichen Mama bei ihren vierundgivangig Jahren sich mehr um ihr Universitätsstudium und Stipartien in den nahen Schweizer  Bergen als um eine mübliche Versorgungsche fümmert. willensstarke, auf Tätigkeit gerichtete, ganz und gar nicht pro­blematische Natur, unter Rünstlerkameraben lebend, deren raft­lojer Schaffenstrieb ihr mächtig imponiert, hat sie dabei ihr Herz an einen jungen Mann verloren, der, ohne Zipang zur Arbeit, seine Tage nuplos bertut. Bozu die Placerei, wenn man bei allen Gaben, die man mitbekommen, doch weiß, daß man in teinem Fache mehr als Mittelmäßiges erreichen wird, philosophiert er, fich ent­schuldigend. Berdroffen, luftlos, mit erfünfteltem Sochmut ge­wappnet, trottet er einher. Nur der Touristensport, die freie Berg­luft der Gletscher entreißt ihn zeitweilig seiner Apathie. In der Schilderung des liebenb- mütterlichen Instinkts, der das Mädchen zu diesem, ihrer eigenen Gefundheit so fremben Wesen mit un­begreiflich starkem 3wange zieht, lingen Ebne gang ursprünglichen Empfindens an. Helenes Resolutheit bäumt sich auf gegen das Aussichtslose einer solchen Leidenschaft. Nie wird er eine Position erlangen, die ihm die Ghe gestattet, und die Heimlichkeiten eines ungebundenen Verhältnisses widerftreiten ihrem Gefühle. Sätte er sie dazu gedrängt, sie würde wohl nicht widerstanden haben, aber sie dankt ihm, daß er's nicht versuchte. Die Brüden müffen end lich abgebrochen werden. In einem weitgedehnten Arbeitstreife, wie ihn ihr ein reicher Freier verspricht, hofft sie Bergessenheit jür alles andere zu finden. Ihre höchste Wirkung erreichte die Schauspielerin in der Szene, als Helene, in dumpfer Hoffnung, ein Wunder könne sich ereignen, das den Geliebten aufrütteln und einen Lebensbund ermöglicht, ihm hr geheimstes Empfinden offenbart. Der junge Mensch niet vor ihr nieder, birgt erschüttert sein Antlik in ihrem Schoß. Doch ein Wort fester Zuversicht, das sie hören wollte, dringt ihm nicht über die Lippen. In einer Novelle wäre es dem Dichter wohl nicht schwergefallen, die seelischen Borgänge in einem organisch fich angliedernden Schluß timmungs­

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In der Humanité" weist Edgard Milhaud auf den

tion begreifen, welche sich vollzieht und ob sie diese mit ihrer Gesamtenergie zu unterstüßen bereit sind. Mögen fie machen und sich die geringste Ablenkung versagen."

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Hertling und die Sozialdemokratie. Bemerkenstvert ist, daß Milhaud, der auf solche Weise die terri­Göln. a. Rh., 22. September. Die Kölnische Zeitung  " torialen Fragen zurüdstellt, der zur Minderheit gewordenen frühe­bringt in ihrer heutigen Morgenausgabe folgende Meldung ihres ren Mehrheit angehört. Der Lyoner Progres" lehnt geheime Friedensverhand. Berliner   Vertreters: Dem Berliner Tageblatt" geht von par­lamentarischer Seite eine Zuſchrift zu, in der unter Fort- lungen ab, verlangt aber eine öffentliche gemeinsame Erklärung spinning der risengerüchte u. a. behauptet wird, seit der Ententeregierungen über ihre Kriegsziele. Jm Journal du Peuple" schreibt der Pariser radikale Gr­gestern höre man, daß Graf Hertting e3ablehne, So. zialdemokraten in die Regierung aufzuneh- deputierte La Foher: Jeder gutgläubige Mensch muß zugeben, men. Falls dieses Gerücht sich bestätige, würde der Reichskanz- daß das Programm Bayers feine Gewalt- und Annegionspolitik ler allerdings das Vertrauen der Mehrheitsparteien vollständig enthält, jedoch 2 üden bezüglich der belgischen Wiedergutmachung, verloren haben. Diese Mitteilung wird mir von unterrichteter der Revision des Brester Friedens und Elsaß  - Bothringens. Eben­Seite als reine Rombination bezeichnet. Graf Hertling barum sei eine Disfuifion nötig. Solange die elfag- lothringische Frage der Gewalt hat noch feine Gelegenheit gehabt, zu der Frage der Aufnahme von Sozialdemokraten in lösung anheimgegeben sei, bleibe sie unlösbar. Wenn die Regierung überhaupt Stellung zu neh- Deutschlands   das Elsaß   behält, wird Frankreich   einen zehn­boll ausflingen zu lassen. Auf der Bühne geht es ohne einige| Fuchsteufelswild schickt er dem Ausreißer einen Büchsenschuß nach. fragwürdige Gewaltsamfeiten nicht ab. Der offiziell erforene Jm dritten Aft sieht man ihn sein Weib zum Kreuze schleppen Bräutigam, der erst nur einen Stich ins Fade hatte, soll da( was bei feiner sonstigen Art recht wenig glaubhaft anmutet) von der Berlobten in einer sehr verfänglichen Situation überrascht worden sein und wird von ihr endgültig abgeschüttelt. Ihr Glaube an die erlösende Macht der Arbeit, an dem sie sich flammerte, ist ins Banken geraten. Immer steht das Bild des einen, den sie nicht vergessen fann, ihr vor den Augen. Schließlich muß die Perspek­tive auf einen Selbstmordplan des jungen Menschen in den Bergen und auf eine Rettung durch das nachreisende Mädchen herhalten, einen Schein von Handlung borzutäuschen.

Die beiden arbeitsfrohen Architekten waren durch Otto Ge­ bühr   und Hermann Thimig   lebensvoll verkörpert. Der junge Sportsmen ohne sonstigen Beruf in seiner muskelstarken und melancholischen Schönheit erhielt in Johannes Riemann  einen sehr eindrucksvoll- dekorativen Repräsentanten. Margarete Aupfer charakterisierte diskret und fein die bürgerlich konven­tionelle Mutter.

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und sie dort anschnüren. Singend haucht Annina alsbald ihr Leben aus. Worauf der Duddelsackmann den Schmied erdolcht und feige verduftet. Sterbend kann dieser noch den herzueilenden Leuten bekennen, daß er die Frau getötet. Da liegen sie, die beiden zarten Pflanzen, sie liebten sich im einzeln und im ganzen," könnte man mit Restroh in seiner Tannhäuser- Parodie fagen.

Diesen trassen Stoff hat Oberleithner bertont". Es läßt sich nicht behaupten, daß man es hier mit einem original schaffender Musiker zu tun habe. Die ganze Partitur zeigt zwar das löbliche Streben nach Volkstümlichkeit und Selbständigkeit, man verspürt aber genug Anflänge von woandersher. Es ist gewissermaßen Musik, die mittendurch" geht, dabei sangbar und klangvoll ge­staltet ist. Manchmal läßt sich sogar wirkliche Schönheit vernehmen; zeitwveilig wieder ists Kapellmeisteroperei und Liedertafelei.

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Für den Erfolg kann der Komponist der Theaterleitung danken. Wenn es der Regie auch nicht gelingt, richtig lebendige Volfsszenen auf die Beine zu bringen die Inszenierung ist dafür lobenz­tverter. Beispielsweise über der Gebirgslandschaft im Schlußaft Der eiserne Heiland. lag feine Stimmung. Die Darstellung war gleich gut. Einen besseren Dorfschmied als Julius vom Scheidt wird man sich zurzeit ( Erstaufführung im Deutschen   Opernhaus  .) Hier faum zu wünschen haben. Mafaldo Salvatini ist erst recht Man erinnert sich noch der Hügelmühle", wie im Schlußaft eine wurzelechte Annina, schauspielerisch sowohl als gesanglich. Be­die Holländerin, in Flammen auflodernd, wie rasend die Flügel wundernswert verstand sie die Kraft ihrer glänzenden Stimmittel dreht, bis sie zusammenstürzt. Das ist ein gewöhnlicher dekorativer su steigern bis sie diese am Kreuze mählich ersterben ließ. Paul Effett. Auf ähnliche Reizungen scheinen es manche neuere Rom  - Hansen sang mit leinen Ausnahmen nie volltöniger als diesmal. ponisten besonders abgesehen zu haben. Auch im Eisernen Hei. Die Herren Börgeson und Bilt erwiesen sich als tüchtige Neben­land", einer tragischen Oper des Oesterreichers Mag Oberrollenberireter. Rudolf Kraffelt holte aus dem Kriegsorchester bloß einen Erdolchungs- und was möglich war. leithner, gib Schießeffekt der Schlußaks mit der Kreuzigung ist einzige Theatralit nach südländischem Muster. Damit sei schon das Haupt­merkmal des auf äußerliche Borgänge aufgebauten Tertes bezeich net. Die Verfasser werden elleminski laffen die Handlung in einem dolomitischen Grenzdorf spielen, too angeblich sübflatrisch- italienischer Nationalitätenhas oft bis zu Mord und

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Totschlag aufeinanderprallt.

Neue Theaterspiele für das Volk.

( Im Zentraltheater.)

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Der Verband zur Förderung deutscher Theaterkultur hat im Einbernehmen mit dem Verband der freien Wolfsbühnen ein neues Unternehmen ins Leben gerufen, dessen Segnungen dem Volf im Der Schmied von St. Gertraud hat eine Italienerin ge- allgemeinen, der Arbeiterschaft im besonderen zugute kommen sollen. heiratet. Daran nehmen die Dörfler ein großes Aergernis; fie Es besteht in mustergültigen Aufführungen Klassischer und moderner hassen in ihr die Walsche und trieben sie am liebsten von dannen. Dramen, die allsonntäglich nachmittags stattfinden werden, Dadurch Als nun ein italienischer Dubbeljackpfeifer erscheint und gar der vornehmlich die Jugend, doch auch jedes Lebensalter vom Tingel­Jugend zum Tanz aufspielt, lobert der Haß empor. Man will tangel einer mehr und mehr jegliche Kunst zum Geschäft er­dem Musikanten an den Rangen. Die Frau stellt sich zum Schub niedrigenden Gegenwart abdrängend, einem veredelten Genusse das ist der hohe vor ihn. Wie man dann gegen fie selber aufbegehrt, tritt der alles Guten und Schönen entgegenzuführen: Schmied mit dem drohend erhobenen Bossetel dazwischen. Des- Zweck dieser Veranstaltungen. Mit Leffings Soldatenstück Minna bon Barnhelm" haben halb Feindschaft zwischen ihm und den Dörflern. Der Schmied beschließt, mit feiner Frau fortzuziehen, bleibt aber doch wohnen. gestern im Zentral- Theater die Borstellungen eben des Verbandes Dann friegt ers mit der Reue und hämmert, um seine Schuld zur Förderung für Theaterkulter eingesetzt. Zunächst war die zu fühnen, einen riesigen eisernen Chriftus für die Rreuzwegstation Arbeiterjugend bedacht. An fünf weiteren Wiederholungen broben im Gebirg. Jener Italiener treibt sich aber auch umher; dieses frühesten, wahrhaftigen Lustspiels der deutschen   Literatur und einmal fieht der Schrieb gerade, wie der feine Frau füßt. werden eingeine gewerkschaftliche Verbände teilnehmen. Andere

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