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Unterhaltungsblatt des vorwärts
Nr. 265 1618
Die Men. »Herr Schäfer, es ist Zeit Frühstück zu machen/ rief die Witwe Simon ihrem einzigen Arbeiter zu. Es ist sogar schon halb durch. Sie haben wohl noch keinen Hunger?* «Vonwegen nicht. Aber ich wollte nur noch rasch den een Deckel fertig machen. Wenn ich wieder zurück bin, häng' ich das Buch ein. Wenn Sie nämlich gestatten, geh' ich auf eene paar Stunden weg. Gleich nachdem ich meine Stullen auf habe." .Fortgeh'n wollen Sie? Jetzt schon? Am frühen Morgen?* .Jawoll, Frau Simon; aber bloh auf eene paar Stunden, antwortete Schäfer, ein graubärliges, kahlköpfiges Männchen, das einem Spittelinsassen sehr ähnlich sah. Gleich vielen anderen alten und auch jungen Leuten, halte er in der Kriegszeit das Aus- sehen eines Armenhäuslers angenommen. Wohin wollen Sie denn," fragte die Witwe wieder. Sie nahm ihre Brille db und legte sie auf das Buch, in da? sie einige kleine Eintragungen gemacht hatte. Wollen Sie sich vielleicht nach was anderem umsehen?" Gefällt's Ihnen nicht bei mir V .Ganz gut gefällt's mir. Een bifzchen zu ruhig ist's ja, aber zu viel Trubel in eener Bude, das ist ooch nischt." .Wenn sich das Geschäft ivieder ein wenig bebt, werde ich ein junges Mädchen einstellen. Das kann Ihnen dann helfen beim Heften. Dann sind Sie nicht mehr ganz allein. Mit mir kann man sich nicht mehr viel erzählen. Früher bin ich anders gewesen; fc>» noch mein Mann gelebt hat und ich mich nicht um das Geschäft h«b' sorgen müsicn und" .Kaja, früher. Ich bin ooch mal'n anderer Kerl gewesen. Heut sieht'S mir freilich keener mehr an. Aber ich will doch erst mal essen und dann gehn. Sonst schaff ich's nicht. Ich mach den Deckel nachher fertig." Er entnahm einem Tischkasten sein kleines Stullenpaket, setzte sich auf einen Schemel und begann zu essen..Heut Hab ich wieder mal Pierdewurscht auf die Stullen," sagte er..Sie schmeckt nach jar nischt." .Das glaub ich gerne," nickte Frau Simon..Aber warum wollen Sie mir denn nicht sagen," fragte sie,.was Sie vor- haben? Und wie lange wollen Sie wegbleiben? Ein paar Stunden?" Bis auf'n Mittag bin ich wieder zurück," antwortete der Alte mit vollem Munde. Frau Simon seufzte, setzte ihre Brille wieder auf die Nase und stand aui, um aus der aiüche den Kaffee zu holen, den sie immer am Morgen und am Nachmittag für sich und ihren Arbeiter auf- brühte. Schäfer, der nicht mehr viel Zähne hatte, kaute sehr laiigsam. und als die Wi'.we mit dem Kaffee kam, schob er erst den drillen Bissen in den Mund. Einen ordenilichcn Topf voll setzte sie ibm vor. Er war ichwar z und bitter, aber gehörig heiß, und dem Alien tat's wohl, xlwas WaimsS in den Leib zu kriegen. Es fror ihn immer ein wenig. .Jetzt weih ich auch," neckte ihn die Witwe,.warum Sie frisch rasiert sind." .Sie sind aber jut," lachte der Alte..Allens sehn Sie." Die Wilwe ging wieder an ihren Schreibtisch und begann auch zu frühstücken. Sie atz fast ebenio langsam wie ihr Arbeiter. Ab und zu lehnte sie sich zurück in ihrem Lederfauteuil und schlox die kieinen graublauen Augen. Nachdem Schäfer seine Stulle verlnackt und den Topf bis auf den Grund geleert hatte, zog er sich seine Stiefel an, band die Schürze ab und machte sich fertig zum Gehn..Also auf'm Mittag," sagte er,.biu ich dicke wieder zurück." .Wenn Sie mir doch blotz sagen wollten, was Sie so Wichtiges vorbaben. Ich bin nicht neugierig, möcht aber doch gern wissen, wozu Sie Ihren guten Rock angezogen haben." .Was heitzt jutsn Rock," lächelte er..Jut ist'r nicht mehr. ober eS ist der beste, den ich Hab'. Na und wenn Sie durchaus wissen wollen, was ich vorhabe. Schön! Dann will ich's Ihnen sagen. Nach der Bahn will ich gehn. Meinen Jüngsten erwarten. Der kommt heute auf Urlaub." »Also kommt er doch?" /_ .Ja. Auf sechs Tage. Das ist nicht viel, aber die Hauptsache ist. daß wir ihn noch mal zu sehen kriegen, eh' er rauslommt an die Front. Gestern abend ist eine Depesche von ihm gekommen. Wir haben die Nacht nicht schlafen können vor Freude." .Das glaub' ich Ihnen. Aber warum wollten Sie mir denn nicht lagen, was Sie vorhaben?" Ein Weilchen blickte der Alte zur Seite und zupfte an seinem altmodischen Rock. Wie ein Kind stand er da, das nicht lügen will, und die Wahrheit zu sagen, fich ängstigt und scheut.Ich dachte
!o»z. "] Das gelobte Lanü. Roman von W. St. Reymont. .Herr Steimann," sagte der Bmikier familiär..Setzen Sie sich, Sie sind müde." .Ich danke. Herr Rat, ich muß gleich wieder weg. ich habe einen Haufen Arbeit." Sie wird Ihnen nicht weglaufen. Setzen Sie sich. Ich sag' Ihnen was. Warten die da sehr auf die Gratifikation?" Sie haben sie sich redlich verdient." .Das weiß ich, was brauchen Sie mir das zu sagen?" Verzeihung. Herr Rat, ich bitte Sie um Entschuldigung," flüsterte er, sich demütig und schüchtern verneigend. Wir wollen mal freundschaftlich reden. WaS könnte ich geben?" .Das werden der Herr Rat schon selbst entscheiden können." Also angenommen, ich gebe tausend Rubel, mehr kann ich nicht. Wir werden das Jahr mft großem Verlust ab- schließen, das sehe ich schon." .Bis jetzt haben wir einen doppelten Umsatz, im Ver- gleich zum vorigen Jahr." Still, wenn ich sage mit Verlust, dann ist eS so. Also angenommen die runde Ziffer von tausend Rubel. Wieviel Leute haben wir im Kontor?" Wir sind fünfzehn." Wie viele in der Filiale?" Fünf." Zusammen also zwanzig Personen. Was kann jeder von diesem Geld kriegen? Etliche dreißig bis fünfzig Rubel, weil man doch einen gewissen Prozentsatz für die Strafen abziehen muß. Jetzt frage ich Sie, was hat jeder von dieser kleinen Summe? Was kann sie ihm nützen?" Bei den kleinen Gehältern, die bei uns üblich sind, würden auch diese paar Rubel sehr angenehm sein." Dumm sind Sie, und Sie verslehn nicht zu rechnen I" Pj ichrie Großglück zornig und begann rasch im Zimmer auf und ab zu gehen.Wir werfen das Geld in den Treck, wenn wir es so verteilen. Ich werde Ihnen gleich sagen, was mit dem Gelde gemacht wird. Sie werden es in der Lotterie anlegen. Sie spielen, das weiß ich. Perlmann kauft sich einen neuen Anzug, um den Webermädels zu ge- fallen. Blumenseld kaust sich blöde Musikstücke, kugelmann
nämlich," begann er zögernd,.daß es Ihnen weh wn könnte, wenn Sie hören, daß mein Junge auf Urlaub kommt, wo doch Ihrer damals keen mehr gekriegt hat." Das war gut gemeint von Ihnen. Freilich, weh tut's mir schon, wenn ich daran erinnert werde. Aber darüber, daß Ihrer auf Urlaub kommt, kann ich mich doch nur freuen. Hoffentlich hat er Glück dravßen. Zwanzig lvär meiner im nächsten Monat alt geworden. Sie schüttelte den Kopf, der im dritten Kriegsjahr vollends weiß geworden war. Jaja," seufzte der Arbeiter,.eS ist das schon eine Not. Man hat nicht Gutes auf die allen Tage. Die Kinder werden einem ge- nommen, eins nach dem andern, man muß wieder arbeiten gehn und hungern muß man obendrein." .Das ist wabc. Machen Sie nun aber, daß Sie zur Bahn kommen. Wann trifft denn der Zug ein?" Een paar Minuten nach elf." Und da wollen Sie mittags schon wieder hier sein?" Naja." .Bringen Sie denn Ihren Sohn nicht nach Hause?" Nee. Zu viel Zeit darf ich mir nicht versäumen. So dicke Hab ich's nicht. Ich will nur auf dem Bahnhos sein, wenn er an- kommt." Sie müssen ihn nach Hause bringen und dürfen heute nicht wieder kommen. Ich werde Ihnen keinen Pfennig abziehn für ver- säumte Zeit." Das ist aber nett von Ihnen," freute fich der Alte und er« griff die Hand der Witwe. Sie ließ sie gerne drücken. Und dann schob sie den Alten zur Tür hinaus.Los," sagte fie,.sonst schaffen Sie's nicht. Und grüßen Sie Ihren Jungen von mir." Der Alte ging, und voll freudiger Erwartung begann ibm daS Herz im Leibe zu klopfen. Die Witwe aber wankte in ein Zimmer, darin auf einem Nachttisch das Bild eines jungen, bartlosen Studiosus stand. Sie nahm es in beide Hände und drückte eS an ihr Gesicht, das naß war von Tränen. _ Joseph Adler.
DerMrüstungsgeöanke in öerGestbichte. Der Gedanke der Abrüstung wird gegenwärtig im Zusammen- bang mit den Plänen über eine Neugestaltung der völkerrechtlichen Beziehungen beim Friedensschluß viel erörtert. Er gehört geschicht- lrch zu den jüngsten Gesichlspunkren. die von den Friedensfreunden vorgebracht sind; er konnte ja erst bervortreten, als mit der Durch- führung der allgemeinen Wehrpflicht die stehenden Heere außer- ordenrlich erhöht worden waren und die Völker selbst in Waffen standen. So lange es keine siehenden Heere gab, war ja dieAb- riistung" nach Friedensschluß elwas Natürliches, und im 16. und 17. Jahrhunderl pflegte man nach Beendigung der Kriege beider- seitigabzudanken", d. h. die Heere zu entlassen. In, 19. Jahr« hundert aber bildeten die stehenden Heere die Grundlage für die militärische Erziehung des ganzen Volkes und sind so zu einem organischen Faktor geworden. Deshalb mnßke die Idee der Abrüstung als besonders kühn und schwierig erscheinen. Zuerst trat mit diesem Vorschlag 1856 nach dem Krimkrieg der Franzose Patrice Larroque in seinen, WerkDer Krieg und die stehenden Heere" hervor; er erklärte eS für einen großen Fehler, daß man nicht schon bei», Zusammenbruch der Macht Napoleons I. die Heere abgeschafft habe, und forderte nun die Durchführung dieses damals Versäumten. Drei Jahre später setzte sich der be- kannte Schriftsteller Enrile de Girardin für die.europäische Entwaffnung" ein und gab das Schlagwort aus:Kein Feuer ohne Brennmaterial, kein Krieg ohne Armee!", eine Phrase, die logisch recht anfechtbar ist, aber weithin wirkte. Noch drei Jahre vor dem deutsch  -sranzösischen Kriege wurde die allgemeine Entwaffnung der Völker wieder viel erörtert. Es hatte fich unterdessen in Paris   eine Liga der Entwaffnung" gebildet, und ihre Forderungen wurden von führenden deutschen   Männern aufgenommen. Arnold Rüge verlangte, daß Frankreich   mit der Abrüstung vorangehe, während Schulze-Delitzsch   riet, man möge zunächst in den Parlamenten der verschiedenen Länder Anhänger für den Gedanken gewinnen. So trat denn am 21. Oktober 1869 Rudolf V i r ch o w im Nord­ deutschen Bund   mit dem Antrage bervor,.durch diplomatische Ber- Handlungen eine allgemeine Abrüstung herbeizuführen". Der An- trag wurde mit überwältigender Mehrheit abgelehnt. Während des deutsch  -franzöfischen Krieges stockte die Bewegung, aber schon zwei Jabre nach dem Frankfurter   Frieden veröffenilichte die im Haag versammelteGesellschaft für Reform und Kodifikation des Völkerrechtes" eine Erklärung, daß eS die Pflicht der Regie-
kauft seiner Frau einen Frühjahrshut, Schulz verjubelt's mit den Chansonetten, Wilezek, na, das ist der einzige, der es nicht verschleudert. Er leiht's jemand gegen hohe Zinsen. Und die übrigen? Die vergeuden's alle Ms zum letzten Groschen. Und ich soll mein Geld zum Verschleudern geben? Ich kann das nicht machen als anständiger Bürgerl" rief er, sich in die Brust schlagend. Steimann lächelte ironisch. Der Bankier merkte es, setzte sich an sewen Schreibtisch und rief: Na, übrigens, was soll ich da viel reden; ich mag nicht und ich geb's auch nicht. Für dieses Geld kauf ich mir eine schöne Einrichtung sürs Eßzimmer. Die Herren werden das Vergnügen haben, in der Stadt zu erzählen: unser Chef. Herr Großglück, hat eine neue Eßzimmereinrichtung für tausend Rubel. Das macht sich gut!" sagte er und lachte bösartig. Steimann blickte ihn mit seinen von der Arbeit ver- blaßten und geröteten Augen lange an, bis der Bankier sich unruhig umwandte, ein paarmal daS Zimmer durchmaß und sagte: Na also, ich gebe die Gratifikation. Ich gebe sie schon. Sie sollen sehen, ich weiß die Arbeit zu schätzen." Er begann rasch die Papierhaufen in der Kaste zu durch- wühlen, zog schließlich ein Paket vergilbter Wechsel heraus und sah sie aufmerksam durch. Hier sind Wechsel auf eintaufendfünfhundert Rubel, Herr Steimann." Von der Firma Wassermann u. Co., die sind auS- gerechnet einen ganzen Groschen wert," sagte Steimann. die Wechsel musternd. Das ist doch nicht sicher. Sie wisten, daß die Firma in Liquidation ist. sie kann noch mal auf die Beine kommen und wird dann zahlen hundert für hundert." Wenn sie fünf für hundert zahlen täten I Aber die zahlen doch keinen Groschen." Sie haben nun die Wechsel und ich wünsche Ihnen, daß Sie aus der Firma hundertsünfzig für hundert rauspresten. Ich werde die Wechsel gleich auf Sie zedieren." Ich danke Ihnen, Herr Rat," flüsterte Steimann leise und tvollte sich entfernen. Nehmen Sie doch Ihre Wechsel mit." Wir haben genug Papier im Kontor." Er nahm jedoch die Wechsel und ging hinaus. Der Bankier begann zu arbeiten, er nahm vor allem
rungen sei, über die Verminderung der Rüstungen in Verhand- lungen zu treten, und daS britische UnterbauS nahm gleichzeitig einen derartigen Vorschlag an. Im Jahre 1876 kam der Abrüstungs- gedanke im österreichischen Parlament zur Verhandlung, und 1879, zehn Jahre nach Virchows Abrüstungsantrage, brachte der Abgeord- nete von B ü h l e r im Deutschen   Reichstage wiederum den Antrag ein,der Reichstag wolle beschließen, einen europäischen  Staatenkonkongreß zum Zweck der Herbeiführung einer wirk- samen allgemeinen Abrültung etwa aus die durchschnittliche Hälfte der gegenwärtigen Friedensstärke der europäischen   Heere für die Dauer von 19 16 Jahren zu veranlassen." Der Antrag wurde abgelehnt, und Bismarck   äußerte sich damals in inreressanter Weise zu dem Plane. Er sagt in einem Briefe an Bühler vom 2. Mai 1879:Ich bin leider durch die praktischen und dringlichen Geschäfte der Gegenwart so in Anspruch genommen, daß ich mich mit der Möglichkeit einer Zukunft nicht befassen kann, die. wie ich fürchte, wir beide nicht erleben werden. Erst nachdem es Ihnen ge- lungen sein wird, unsere Nachbarn für Ihre Pläne zu gewinnen. könnte ich oder ein anderer deutscher Kanzler für unser stel« defensives Vaterland die Verantwortlichkeit für analoge Anregungen übernehmen. Aber auch dann fürchte ich, daß die gegenseitige Kontrolle der Völker über den Rüstungszustand der Nachbarn schwierig und unsicher bleiben und daß ein Forum, welches fie wirksam handhaben könnte, schwer zu beschaffen sein wird." Bismarck   ist in dieser Kritik dem Fehler aller Realpolitiker verfallen, die Tragweite und Zukunft der Idee unterschätzt zu haben. Ideen können freilich erst Wirklichkeit werden, wenn genügend starke Volkskräfte dahinter stehen. Dieser Moment scheint jetzt für den Abrüstungsgedanken gekommen zu sein, der seine Volkstümlichkeit und Massenbeherrschung der sozialistischen   Propaganda verdankt. Die letzten Uhus. Zu den in Deutschland   leider bis haut cm die Grenze des völligen Aussterbens abgeschossenen Vögeln gehört neben Fischreiher, Flamingo und Kormoran   auch die größte aller Eulenarten, der Uhu. Schon im Anfange des 19. Jahrhunderts wurde festgestellt, daß der Uhu in vielen Gegenden Deutschlands   ausgerottet war, nur im bayrischen Hochgebirge, im berühmten Elchrevier Jbenhorst lim Memeldelw) und längs der polnischen Grenze trat der große Nacht- vaubvogel noch häufig aus. doch wurden in Bayern   1963 auch nur noch etwa 10 Uhus nachgewiesen. In Böhmen   wurden 1858 noch an 266 Uhus erlegt, doch ist auch dort der Bestand zurückgegangen. Im schlesischen Gebirge ist der Uhu nur noch in der Umgegend von Landeshut   in einigen wenigen Exemplaren vorhanden, wenn diese nicht etwa während des Krieges stillschweigend weggeknallt worden sind. Um so bemerkenswerter ist es, daß nach zahlreichen ver- bürgten Beobachtungen der Uhu in den weiten Waldgebieten von Polen  , Kurland   und Samogatien noch in größerer Zahl vorhanden ist. Seine Horste wurden sowohl in der Gegend von Suwalki   und Grodno   wie auch an der Bzura   und am Bug sowie an anderen Orten festgestellt und selbstredend auch geschont. Wenn in Deutsch  - land selbst wieder gewürdigt wird, was unsere Waldesromantik ver- locen hat, indem der Vogel rücksichtslos abgeschossen wurde, so ist immerhin einige Aussicht, daß sich seine kleine Anzahl bei geeigneter Naturschutzgesetzgebung wieder vermehrt. i Notizen. Di« Kommissarin für Theaterwesen. Die Schauspielerin M. F. Andrejewa, die Gattin von M. Gorki  , hat die Leitung der Petrograder Staatstheater übernommen und wurde zum Kommissar für Theaterwesen ernannt. DaS Zentralin st itut für Erziehung und Unterricht veranstaltet vom Mondag, den 36. Sept., bis Sonn- abend, den 5. Okt., in Berlin   eine Pädagogische Herbstwoche, bei der 14 Vorlesungen und Einzelvovträge über Erziehungslehrc, Schulwesen und Unterricht albgehalten werden. Anfragen sind an die Geschäftsstelle zu richten. Das Verzeichnis über die Herbst-. Woche und das Wer sämtliche Vercmstalltungen des Instituts während des Winters ist erschienen. Preis 36 Pf. Prof. G. Gaffky, ein bekannter Schüler Robert Kochs und sein Nachfolger als Direktor des Instituts für Jnfektionskvank- heiten in Berlin  , ist im 69. Lebensjahre in Hannover   gestorben. Fünf Jahre im Polargebiet. Nach fünfjähriger Abwesenheit ist der Polarforscher Stefanffon nach Vancouver  (Brit. Columbia) zurückgekehrt. Er hat eine neue Insel, so groß wie Irland, entdeckt und erforscht. In einer Kolonie von 1666 Eskimos fand er 1 Proz. mit hellen Haaren und Augen. Einer seiner Mit- arbeiter sührt Stesanssons Pläne im hohen Nord mit vier Mann weiter durch.
das Kassabuch vor, strich die UeberschriftGratifikation" durch und trug unten die Summe eintausendsünfhundert als aus- bezahlt ein. Nach dieser Operation lächelte er lange und glättete selbst- gefällig seinen Backenbart. Bald erschien im Arbeitszimmer des Bankiers ein sehr eleganter Jude. Hoch, schlank, einen goldenen Kneifer auf der krummen Nase, mit einem kleinen, rötlichen Spitzbart. Durch sein Haar, das sich wie Wolle kräuselte, war ein gerader Scheitel gezogen. Seine olivgrünen Augen flattern unruhig von einem Gegenstand zum anderen. Beständig fuhr er mit seiner Zunge über seine wulstigen, aufgesprungenen, blau- roten Lippen und verzog sie verächtlich. Es war Klein, ein naher Vetter des Bankiers mtd sein Vertrauter. Er kam so leise herein, daß der Bankier es gar nicht merkte. Er spähte im Zimmer herum, warf seine Handschuhe auf einen Fauteuil, seinen Hut auf einen Stuhl und ließ sich lässig auf der Ottomane nieder. Wie geht's dir, Alter?" brummte er und steckte sich eine Zigarette an. Mir geht's gut. Aber, du, Bronek, hast mich erschreckt. Man kommt doch nicht so leise rein." Das wird dir nicht schlecht bekommen." Was gibt's Neues." Viel, sehr viel. Fischbein hat heute ausgeatmet." Wohl bekomm's! Was war daS, Fischbein? Das war ein Musikant, der auf zehn Instrumenten spielte, mit dem Kopf, mit die Ellenbogen, mit die Knie, mit die Hände und Beine. Was ist das für ein Geschäft? Der eine ließ ihn zehn Rubel verdienen, der andere warf ihn raus I" Man sagt, daß diese Woche Goldberg wird nötig haben abzubrennen," flüsterte Klein leise. So ein Unglück schadet auch dem Reichsten nicht." Was hört man von Motl?" Du. red' nicht von ihm, das ist ein Lump, das ist ein Dieb, ein Pleitemacher, er will zahlen dreißig Prozent!" Er muß doch auch leben." Du bist ein Dummkopf, Bronek. Lache nicht, wenn ich verliere an die dreitausend Rubel." So viel braucht er grab, um zu heiraten, ha, ha. ha!" Er begann zu lachen, und im Arbeitszimmer auf und ab gehend, warf er neugierige Blicke ins Innere der geöffneten Kasse.(Forts, folgt.)