Einzelbild herunterladen
 

im eigenen SfffftSc bringen! Noch bedeutsamer fft die Be merkung, daß der Frieden England denWegins schwarze Meer öffnen wurde. TaZ sei eine unentbehrliche Bedingung für den möglichen Frieden mit Bulgarien . Man beabsichtigt offenbar, das unterworfene Land zur O p e r a t i o n s b a s i s gegen Konjtaulinopel zu machen und den Schlüssel zum Schwarzen Meer in die englische Hand zu nehmen. WaS nor den Dardanellen und bei Gallipoli mißlang, daS soll auf dem Landweg über die Tschataldscha-Linie gelingen! Das Reutertelegramm folgert ganz richtig, daß durdh diese gewissen Dinge", die mit der Türkei geschehen sollen, die Streitkräfte in Palästinn und Mesopotamien frei werden wür- den. Nicht ebenso ersichtlich ist, wie man zugleich auch die Salonikiarnree freibekommen will, es wäre denn, daß man vor- ussetzt, die Mittelmächte würden jede Gegenaktion auf dem Balkan als aussichtslos von vornherein aufgeben. Unzweifelhaft richtig aber ist es wieder, wenn man von ncr so weitgehenden Wendung auf dem Balkan eine tiefgreifende .renderung in Rußland erhofft oder von unserem Stand- vunkt aus befürchtet. Plan hätte hinzusehen können, zunächst auch in Rumänien , in dessen nicht befthtem Teil sich die �lriegspartei wieder aufs stärkste regt. In Jassy und in Galatz sind, wie man voraussetzen darf mit Hilfe von Ententegeldern, neue Blätter gegründet worden, die gegen die Mittelmächte und Bulgarien die wildeste Sprache führen. Eines davon wird vom General Timitra Cocomsru geleitet, der sich selbst einen Schüler des großen Patrioten Nicolas Filipescus nennt", und als sein Losungswort:Li viu pacem. para bellum!" Wenn du den Frieden willst, rüste zum Krieg!" aufstellt. Rußland wird aber infolveit in Mitleidenschast gezogen, als eine Wendung der gesamten Weltlage zugunsten der Entente den Parteien neue Kraft zu rühren müßte, die eine .lendcrimg deS Brester Friedens durch Wiederherstellung des Bündnisses mit der Entente und durch Wiederaufnahme des Krieges gegen Deutschland anstreben. Nicht übersehen werden darf dabei, daß weite Gebiete des ehemaligen Zarenreichs von Truppen Oesterreich -Ungarns besetzt sind, das als nächster bei der Dalkankrise in Mitleidenschaft gezogen ist. M daS zeigt. WaS von der angestrebten Wiederherstellung aer Lage in Bulgarien für Deutschland abhängt und erklärt die Spannung, mit der wir hier weitere Nachrichten über die Ent­wicklung der Ding« dort unten erwarten. ES handelt sich dabei > u erster Linie um eine politische, nicht um eine militärische Entwicklung, denn wenn Bulgarien wirklich endgültig entschlossen si, mit der Entente Frieden zu machen und wenn hinter diesem Entschluß die breiten Massen der Bevölkerung stehen, so würde d) daraus ei« politischer Schaden ergeben, der militärisch viel- eicht verringert, aber nicht ganz repariert werden kann. Für daS Friedensbedürfnis Bulgariens fthlt xm5 nickt das i eiste Verständnis. Bulgarien steht seit sechs Jahren fast un- unterbrochen im Kampf. Zu dem militärischen Unglück der letzten Tage gesellt sich eine furchtbare wirtschaftliche Not. Tie WienerNeue Freie Presse" schildert die Lage folgendermaßen: War schon die vorige Ernte ein« sehr schwache, so ist die beurige infolge dreimonatiger Trockenheit sehr dürftig, die Weiden sind verbrannt und das Vieh schon jetzt ohne 'Nahrung. Die Dürre ist eine so furchtbare, daß selbst die Hailptstadt Wochen hindurch fast ohne Wasser blieb und demzufolge auch unter anderem die elektrische Straßenbahn und Stadtbekeuchtimg fast ganz stillstand. Wegen der schlechten Ernte und �der imgünstigen ZliiSsichten der Volk?- und Armee- rnährung diS zum kommenden Frühjahr mußte naturgemäß die Regierimg, beziehungsweise die Fürsorgcdirektion?»n rückendes Tparsystem einführen, das vom Hinter- �anöe mit Mißmut aufgenommen wird, denn die Bevölkerung will nicht versieben, daß sich in einem ackerbautreibenden Staate wie Bulgarien die Notwendigkeit ergeben konnte, eine Brat- ration von nur 550 Gramm per Kops und Tag zu verabreichen." Dazu kommt die außerordentlich schlechte Beschaffenheit des ms Mais hergestellten BroteS, die Tatsache, daß weite Gebiete. die mit Tabak imd Oliven bepflanzt sind, als schwer zu ver- 'orgende Zwischengediete zu detrackten sind. DennSch läßt sich schwer verstehen, daß Bulgarien jetzt den Frieden von der Gnade des Siegers anzunehmen bereit wäre. Denn es ist selbstverständlich, daß damit alle auf Erweiterung gegen Serbien und Rumänien gerichteten Pläne mit einem Schlage zusammenbrechen. Denkbar wäre, daß die Entente Bulgarien ein Stück Mazedonien lassen wollte, um Serbien auf österreichische Kosten zu entschädigen, ferner, daß sie die bulgari - schen Wünsche auf den Rest der europäischen Türkei , ausge- nommen natürlich Konstantinopel , selbst berücksichtigen wollte. Konstantinopel in den Händen Englands bedeutet aber das Ende türkischer Staatsherrschast nicht nur in Europa , sondern auch in Vorderasien. Der deutsche Staatsmann, der bei diesem Stande der Dinge nicht bereit wäre, mit der Entente einen V e r st ä n d i gungSfrieden unter ehrlichster Beachtung des Grundsatzes Keine Annexionen und keine Entschädigungen" zu schließen, der nicht mit Vergnügen auf alle östlicken Kartenhäuser ver- zichtete, um zu einem anständigen Abschluß zu kommen, dieser Staatsmann würde verdienen, gehängt zu werden. Wir sind fteilich davon überzeugt, daß es einen solchen Tummkopf über­haupt nickst gibt. Die Friedensfreunde in den Ententeländern können also davon überzeugt lein, daß wenigstens jetzt zur Her- stellung eines wirklichen VerständigungsfriedenS nichts anderes mehr notwendig ist als die Berertwilligkeit ihrer eigenen Staats­männer. Diese fehlt aber augenblicklich, die Leidenschaft, die den Krieg bis zur völligen Zerschmetterung Deutschlands fordert, feiert Orgien, und die Gegenwirkung ist erstaunlich schwach. Wenn die nächste Zeit zeigt, daß am Balkan und an der Westfront nicht alle Blütenträume zur Reife kommen, dürste der Umschlag nicht ausbleiben. Die deutschen Politiker des Verständigungsfriedens sind stet? von der Voraussetzung ausgegangen, daß sich die militärische Kraft Deutschlands bis zum Ende bewähren müsse, auf sieg- reiche Gegner haben sie nie ibre Hoffnungen gesetzt. Darum kommt alles darauf an, den Verteidigungswillen an der Front und im Lande mit allen Mitteln zu stärken. Die Lage ist von furchtbarein Ernst, sie kann nur gerettet werden, wenn jeder seine Pflicht tut in der Ueberzcugung, daß jetzt die kritischen Wochen deS Krieges gekommen sind und daß nur dann eine bessere Zukunft vor imS steht, wenn sie tapfer überstanden werden!_ Die fremden tzänöe in lthina. Ehma gegen Amerikas Bahnappetit. Lonbin, 28. September.Times" meldet aus Tokio vom 21.: An» Peking kommen wichtige Nachrichten über die Beziehungen CTHinas zu den Vereinigten Staaten und Japan . Der chinesische Gesandte in Washington berichtet, daß Amerika die Kon- trolle über die chinesische Ostbahn zu erlangen trachte. Die Regierung teilt mit, daß sie die Absicht habe, diese Konzesst» zu verweigern, wie sie sie auch Japan gegenüber bereits der- weigert habe. Die Schlacht in Zrantreich. Gngltsiber Heeresbericht vom 28. September. Unser gestriger Angriff an der Cambrai -Front wurde nachhaltig bis zu spä- ter Stunde fortgesetzt und zwar besonders am nördlichen Teile des Schlachtfeldes: eZ wurden weitere Gefangene gemacht, und Gc- schütze erbeutet. Die Truppen deS und 7. Korps machten an der Front zwischen dem Rücken von Flesguieres und den Höhen von Dourlon weitere gute- Fortschritte. Die erste kanadische Division gelangte über Havnecourt hinaus und erreichte bei Nacht die Straße T o ü a i C a m br a i. Die 11. Division stieß an den Kanadiern vorbei, brach über einen Abstand von mehr als zwei Meilen vor und nahm Ecinch und Oishse-Berger. Zu gleicher Zeit sprang die 56. Division längs des Kanals nach Nor- den vor und nahm über 566 Gefangene in den VerteidigungSstellun- gen nordöstlich von Sauchy-Gauchh. Diese Operation wurde durch die ausgezeichnete Arbeit der Pioniere sehr unterstützt, denen ?S in weniger als vier Stunden nach Beginn des Angriffs und trotz des feindlichen Geschützfeuers gelang, eine Anzahl von Brücke« über den Nordkanal zu legen, die für den sortgesetzt werden konnte. Die Operationen machten heute früh an der ganzen Schlachtfrvnt befmKgende Fortschritte, über zehn­tausend Gefangene wurden gemacht und über 200 Geschütze erbeu­tet. Die Operationen der britischen Armee in Flandern im Berein mit der belgischen Armee haben heute früh begonnen. Französischer Heeresbericht vom 2 8. September nach« mittags. Heute morgen setzte der Angriff um 5 Uhr 30 Mi­nuten wieder ein. Die französischen Truppen bemächtigten sich de? Dorfes Somme-Py und nahmen die Höhen nördlich von Fontaine-en-Dormois. Die Franzosen machten neue Gefangene und erbeuteten Geschütze. Die Schlacht geht weiter. Zwischen Ailette und Aisne hielt der Druck der Franzosen heute Nacht und heute Morgen an. Nordösl» lich von S a n c y brachte uns eine lebhaft durchgeführte örtliche Unternehmung Geländegewinn und 250 Gefangene, darunter 4 Ost- siziere, ein. Ein deutscher Gegenangriff nördlich von Allemant scheiterte völlig. Weiter südlicki drangen die Franzosen in dis Schlucht zwischen I o u y und Aizy ein, besetzten diese beide« Dörfer. Französischer Heeresbericht vom 28. September abend?, Die wieberholten Angriffe unserer Truppen aus den nördlichen Hochflächen haben den Feind schließlich genötigt, gegen die Ailette zurückzugehen. Oestltch I o u y haben unsere die deutschen Nachbutcn verfolgenden Truppen daS Dorf und die Rän- der des Pinonwaldcs besetzt. Baude sson, Chavignon unb das Fort de Malmaison sind gleichfalls in unserer Hand. Weiler südlich war der Tag gekennzeichnet durch heftige, von den Deutschen gegen die rechte Flanke unserer Schlachtfront gerichteten Gegenangriffe. Erbitterte Kämpfe sind im Gange in der Gegend von Bouconville, aus der Höhe nördlich Fontaine-en- T o r m o i S und nördlich F r a t e u i l. In der Mitte und auf dem linken Flügel setzen unsere Truppen ihren Vormarsch fort, besonders nördlich der Eisenbahn von E Hallerange, Wir haben Ma n r e S genommen und die Ostränder von St. Mari« an Py erreicht. Unsere Verluste sind leicht. Kriegsgeöanken Georg Simmeis. Georg Simmel , der nun aeftooben ist, dies« Gefell - schastSdcnver, der in den Kulturcrrbeitvjahren vor dem Kricye«in durchgeisrigenber Förderer oorsühtcnrtwr sozio- logischer Tagungen iv«, ging immer daraus aus, den ideell«» QuarschluiZ» grsellschastlicher Vorgänge und Zei- ten herwuszu�ewinnon. Wa» er an solchem Ideengehalt in dem erschütternden Ereigm« unserer letzten Jahre in Bewegung sah, steht gedrängt zusammengestaßt in der SchriftDer Krieg und die gesttigen Errtsch-tduirgen" lMüncheei. Duitcker«, Humöiot). Die« schmale Buch ist ungemoin bezeichnend für Simmel« Art, in der beste deutsche denkerische Veagangende-t ernstgei'ichtct fort- wstrktc. Wir schneiden einige Sätze auS und fügen ein Black ans dem unlängst veröffentlichten Göschenbändchen Grundfrage» der Soziologie" hinzu, in km Gimmel au? dem Znsamnmnhang vo«Individuum und Gesellschaft" «ine gedankenreiche Einführung in die Wissenschaft, der sein Lekv« ftewdig gedient hat, entwickelt. Für uns Aeltete, die wir st, der ganzen Epoche seit 1870 unser lieben geformt haben, liegt«in Abgrund von kaum abschätzbarer freite zwischen ehemals und künstig, vor dem wir stehen wie vor " r Entscheidung: noch einmal ein Leben ans neuen BorauSsetzun- t?,l und in neuer Atmosphäre aufzubauen, oder, wenn die Kraft cazu nicht reicht, in Desorientiertheit und alS unbrauchbares Ueber- ,-bsel zugrunde zu gehen. Wir wissen nur. daß auch der glücklichste Erfolg den unsäglich vielgliedrigen, in unsägliche Kompliziertheiten verfeinerten Aufbau des bisherigen Deutschland nicht einfach wieder erstehen lassen kann; sondern ia6 unbekannte Deutschland , das er verspricht, wird in jedem Kall ein andere« sein. Und diese« mehr! oder weniger Veutiiche Bewußtsein, daß Deutschland von neuem i» den kchmetytiigel geworfen ist, hat die maßlose ErschütternnQ dieser Tag« vielleicht von noch tieferen Schichten her motiviert, gl» die unmittelbare kriegerische oder po- litische Gefährdung, Werm l«eu«>«d hvui« pevphezeiru Um«, i«e d»<« andere Deutschland aussehen wich, sondern nur, daß es anders aus- chen wird, so ist gerade diese« nichtwissende Wissen da« erste seichen davon, daß wir a» emez Wende der Zeiten stehon. Denn Bcrechenbarkeit der Zukunft bedeutet, daß sie schon irgendwie makro- Evpisch in der Gegenwart liegt oder aus deren Stücken gleichsam mechanisch konstruierbar ist. Wo aber die Zeit wirklich neu werden will, da liegen die Elemente der Zukunft unerkennbar tief in der Gegenwart, da steht ain nur dem Metamorphosen des Leocns vor- behaltener Umschlag m Frage, den niemand errechnen kann. Darum auch fühlen wir alle so stark, daß wir jetzt Geschichte erleben, das heißt, ein einmaliges; alle Sergleiche davon mit Vergangenheiten haben alle etwas Schiefes. Di« Idee, unter der Deutschland 1870 kämpfte und siegte, war der Gewinn der deutschen Einhoit, und wir haben ihr jetzt keine zur Seite zu stellen, die mit einem so einfachen, durchschlagenden Worte zu benennen wäre. Der Taffache nach aber ist, was wir jetzt er- Üben, erst die Vollendung von 1870. Von neuem gilt es, das Reich zu gewinnen, nur wie auf einer höheren Stufe, in einem böheren Sinn« des Gewinnens, dessen äußere Erscheinung nur ist, daß es gilt,«V zu schützen. Stat schöpferische Leben erzeugt dauernd etwas, was nicht selbst wieder Leben ist, etwas, woran eS sich irgendwie totläuft, erwa«, was ihm einen eigenen Rechtsanspruch entgegcinsetzt. Es karm sich nicht aussprechen, es sei denn in Formen, die etwa? für sich, unabbängig von ihm, sind und bedeuten. Dieser Widerspruch ist die eigentliche und durchgehende Tragödie der Kultur.... In den allermeisten Fällen ist solcher Widerspruch unvermeidlich, und wo die Aeutzerung deS Lebens, um ihn doch zu vermeiden, sich sozusagen in fvrmfteier Nacktheit biete« will, kommt überhaupt nichts eigentlich Verständliches heraus, sondern ein unartikuliertes Sprechen, aber kein Aussprechen, an Stelle des freilich Widerspruchs- vollen und fremd Verhärtetem einer Einhoitsform fchließlicki doch nur ein EhaoS atomtsierter Formstücke. Zu dieser extremen Kcmse- quenz unserer künstlerischen Lage ist der Futurismus vorge- drungen: leidenschaftliches SichauSsprcchenwollen eine? LebenS, das in den überlieferten Formen nicht mehr unterkommt, neue noch nicht gefunden hat. und deshalb in der Verneinung der Form oder in� einet fast tendenziös abstruson seine reine Möglichkeit finden' will ein Widerspruch gegen das Wesen des Schöpfertums, began- gen, um km anderen in ihm gelegenen Widerspruch zu entgehen. Nirgend« vielleicht zeigt sich stärker als in manchen Erscheinungen des Futurismus, daß dem Leben wieder einmal die Formen, die -« sich zu Wohnstätten gebaut hatte, zum Gefängnis geworden sind. * Wie es da? Wesen des Lebens ist, über das Leben hinauszu- greift», wie der Geist am vollsten er selbst ist, wenn er daS berührt, was mehr als Geist ist, so scheint daS Sich strecken über das Deutschtum hinaus gerade zum Wescn des Doutschtums ft lbst zu gehören. * Di« Folgen, die die unbeschränkte Konkurrenz und die arbeits- teilige Vereinseitigung der Individuen für deren innere Kultur er- gebcn haben, lassen sie nicht gerade als die geeignetsten Mchrcr dieser Kultur erscheinen. Vielleicht aber gibt es über der wirt- schaftlichcn Form der Zusammenwirksamkeit der beiden großen soziologischen Motive der einzigen bisher voalisierten- noch «ine höhere, die das verhüllte Ideal unserer Kultur ist. Lieber aber möchte ich glauben, daß die Idee der schlechthin freien Persönlichkeit und die der schlechthin einzigartigen Person- lichkeit»och nicht die letzten Worte des Individualismus find; daß die Arbeit der Mcnschhcit immer mehr, immer mannigfaltigere Formen ausbringen wird, mit denen die Persönlichkeit sich bejahen und den Wert ihres Daseins beweisen wird. Und wenn in glück- lichcu Perioden diese Mannigfaltigkeiten sich zu Harmonien zu- sammenordnen, so ist doch auch ihr Widerspruch und Kampf jener Arbeit nicht nur ein Hemmnis, sondern ruft si« zu, neuen Kraft- enisaltungen auf und führt si« zu neuen Schöpfungen. Volksbühne: paftoralmusik aus alter Zelt. Mit dem gestrigen, zweiten MittagSkonzert in der Volksbühne wurde eine ganz aparte Gabe dargeboten, der man ein lückenlos volles, statt mäßig besetztes Haus von aufmerksamen Zuhörern ge- wünscht hätte. Das Ungewöhnliche daran äußerte sich in zwie- sacher Hinsicht. Es gab Hausmusik unserer Altvordercn in ihrer Wiedergeburt durch ein dem Klavier vorausgegangenes Tasten-- instrument: daS Cembalo, zu hören. Man erlebte hierbei ein Stück längst entschwundener Zeit: wie da zwischen zwei Jahrhunderten dem siebzehnten und achtzehnten gefühlt und gedacht wurde. Groß ist der umschriebene Kreis alles Denkens und Empfinden? nicht. Das Leben damals wickelt sich in einfachsten Formen Es stand der Natur insofern besonder» nahe, als Stadt und Lanv noch keine schärferen Unterscheidungsmerkmale trugen. Es war nicht reich verästelt, eher primitiv zu nennen. Dem entsprachen alle künstlerischen Regungen und Manifestationen. So rein da? VolkSgemüt sich in der Volkspoesie jener Tage offenbarte noch harrte die Ergießung der Empfindungen für Sie eigentlich- Natur» schönheit ihrer Erfüllung. So hat denn alle» in jener Musik einen gegenständlichen und idyllischen, oder sagen wir Pastoralen Eha- taktet. Es ist ein unschuldig artiges Streifen durch Wälder, Wielen und Felder. Da ertönen die Lockrufe der Vögel. Man hört den Kuckuck, die Nachtigall. Ueber Bauimvurzcln und Gestein rieseln die Bäche, manchmal mit sanftem oder stärkerem Gefälle. Draußen auf grüner Flur weiden Schaft, führt der Hirte flötend sein« Herde. Aus dem Hose gackern die Hennen. DaS sind im wesent­lichen die Naturstimmen und tierischen Sprachlaute, die, nicht ohne sanften Hmnor, in den Instrumentalmusiken jener zeitgenössischen Komponisten aufgefangen wurden. Hier und da hört man auch schon Prunkstücke, wie etwa dieKönigSiagd" von John Bull , der bloß noch das große Orchester fthlt. Im Dorfe wieder laden die Glocken zum Kirchgang, locken Geige, Klarinette, Flöte und Dudelsack zum Tanz unter der Linde oder auf kr Wirtshausdiele. Tänze (BranSle") von Francisque, ChambonnicreS. Bach, Couperin , lassen erkennen, wie alte Leute. Sochzeiter. Dienstboten und hin- wiederum, wie diese gewissermaßen sozial unterschiedlichen Stände beim KirmeS sriedsam zusammen und kunterbunt durcheinander bopston. Jahrmarkttrubel, �nämlich Dudelsackpfeifer. Bettler. Gaukler, Hanswurste und Seiltänzer, Bären- und Affenführer stoßen gleichwohl schon bei Couperin , zubenanni der Große, recht gut charakterisiert, hervor. Da sind knn Flöte und Eembal willfährige Gesellen. T-e» Tasteninstrument hat doch auch seine intimen Klangreize, welche