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Nr. 271. 35. Jahrg.

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.Sozialdemokrat Berlin ".

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Berniurecher: Am: Morisblas, Rr. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 2. Oktober 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fern brecher: Am: Morisolas, Nr. 151 90-151 97.

Auf der Kanzlerfuche.

Die Verhandlungen über die Nachfolgerschaft des Grafen Hertling haben bisher nur ein negatives Ergebnis gehabt, nachdem der Reichstagspräsident Fehrenbach und der Bizekanzler v. Bayer die Annahme des Amtes definitiv a b- gelehnt haben. Als dritte Kandidatur ist nunmehr die des Prinzen Mar bon Baden aufgetaucht, der in Berlin eingetroffen ist. Die Parteiführer werden sich im Laufe des heutigen Tages mit ihm besprechen.

Die Lage ist um so schwieriger, da sie zu raschen Ent­schlüssen drängt. Man muß nur an die Vorgänge im Osten, die Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrags zwischen Bulgarien und der Entente, an den be­drohten Zustand der Türkei und andere besorgniserregende Erscheinungen denken, um zu erkennen, daß das Reich nicht lange im Uebergangszustand zwischen zwei Regierungen hän­gen kleiben darf. Auf der anderen Sete ist aber der Ent­schluß, den die Parteien zu treffen haben, von verhängnis­bolle Schwere.

Der Reichskanzler foll, entsprechend dem vorwiegend bür­gerlichen Charakter der Mehrheit aus nicht sozialdemokrati­schen Streisen genommen werden. Die Erfahrungen der legten Tage zeigen, daß dort die Auswahl geeigneter Persön­lic feiten nicht allzu groß ist. Gegner des parlamentarischen Systems fönnten daraus den Schluß ziehen, daß das alte System beffer wäre, doch hat auch diefes feinerzeit durch die Ernennung des Herrn Dr. Michaelis gezeigt, daß dort erst recht nur mit Wasser gekocht wird. Mögen sich die Parteien am heutigen Tage; der vielleicht schon die Entscheidung brin­gen wird, dessen bewußt sein, wieviel nach innen und außen bon dem Gelingen ihres Versuches abhängt. Der Reichstag ist vor die Aufgabe gestellt, aus sich selbst heraus eine starke, einheitliche, aus tatkräftigen Persönlichkeiten bestehende Wolfsregierung zu bilden. Möge ihn die große Stunde nicht klein finden!

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Vergeb­

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Die neue Front in Flandern liche feindliche Angriffe Angriffe beiderseits von Cambrai und beiderseits Le Catelet Kämpfe an der Veslefront und an neuen deutschen Linien in der Champagne Viele feindliche Panzerwagen vernichtet.

Berlin. 1. Oftober 1918, abends. Amtlich. Heftige Angriffe des Feindes in Flandern, beiderseits von Cambrai und in der Cham pagne wurden abgewiesen.

Amtlich. Großes Hauptquartier. Berlin, 1. Oktober 1918.

Weftlicher Kriegsschauplas. Geeresgruppe Kronprinz Ruppre& t Nahe an der Küste nahmen wir bei einem erfolgreichen Vorstoß einige hundert Belgier gefangen.

Unsere neue Front in Flandern verläuft im Zuge der in der vorjährigen Flandernschlacht ausgebauten rückwärtigen Stellung von dem Hadzame Abschnitt- westlich an Roeselare vorbei über Lederem- Geluwe nach Wervik und dann in der Lys Niederung nach unserer alten Stellung bei Armentières. Der Feind griff gestern nachmittag zwischen Roeselare und Wervit an. Er wurde vor unseren Linien abgewiesen. Neben Belgiern und Engländern nahmen wir gestern hier auch Franzosen gefangen.

Borstöße des Feindes zwischen Fleur baig and Hulluch und Teilangriffe gegen die Höhen von Fromelles und Aubers scheiterten.

an

Beiderseits von Cambrai sette der Ensländer tagsüber seine heftigen Angriffe fort. Am Nachmittage gelang es einer neu eingefesten tanadischen Division, vorübergehend nördlich Cambrai vorbei auf Ramillies vorzustoßen. Unter Füh­rung des Generalleutnants v. Fritsch warf die in den Kämpfen zwischen Arras und Cambrai besonders bewährte württembergische 25. Reserve Division den Feind wieder auf Tilloy zurück. Auch füdlich von Cambrai haben wir unsere Stellungen gegen den mehrsachen Ansturm des Feindes restlos behauptet.

Heeresgruppe Boehn.

Beiderseits von Le Gatelet nahm der Feind am Nach­mittag seine Angriffe zwischen Bendhuille und Jon­court wieder auf. Auch südlich von Joncourt und südlich der

Somme entwickelten sich am Abend heftige Kämpfe. Angriffe des Feindes wurden überall abgewiesen.

Heeresgruppe Deutscher Kronprins.

Gegen unsere Linien zwischen Aisne und Besle und über die Besle zwischen Breuil und Jonchery richtete der Franzose heftige Angriffe. Trotz mehrmaligen An­sturms sind sie bis auf einen Teilerjolg, der den Feind auf die Höhen nördlich von Breuil führte, gescheitert.

In der Champagne beschränkte sich der Feind auf Teil­angriffe östlich der Suippes, gegen St. Marie à By, nördlich von Somme- Py und gegen unsere neuen Linien, die wir in der Nacht nördlich von Aure und Marvang bezogen hatten. Sie wurden abgewiesen; bei St. Marie à Py nahmen wir hierbei zwei französische Kompagnien gefangen.

Mit stärkeren Kräften griff der Amerikaner östlich der Argonnen an. Brennpunkte des Kampfes waren wiederum Apremont und der Wald von Montrebean. Wir schlugen den Feind überall zurück. Er erlitt auch gestern wieder besonders schwere Verluste.

Geeresgruppe Gallwig. Auf dem westlichen Maasuser blieb die Gefechts­tätigkeit auf Störungsfener beschränkt.

Infanterie, Pioniere und Artillerie haben an der Ber­nichtung zahlreicher feindlicher Panzerwagen gletajen Anteil. In den legten Kämpfen taten fich hierbet be sonders hervor:

die Leutnants Suhling und Burmeister vom Reserve- Jn. fanterie- Regiment 90,

die Bizefeldwebel Jolkmann vom Garde Reserve Schüßen­Bataillon und Rauguth vom Reserve- Jufanterie- Regiment 27,

die Leutnants Keibel vom Feldartillerie- Regiment 40, Schrepler vom Feldartillerie- Regiment 74, Ribbelt vom Feld­artillerie- Regiment 108, Mayer und Bräuer vom Referpe- Feld­artillerie- Regiment 241, Berninghaus vom Neferve- Feldartillerie­Regiment 63 und Unteroffizier Thele vom Feldartillerie­Regiment 40. Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der öfterreichische Bericht.

Wien, 1. Oftober. Amtlich wird verlautbart: An verschiedenen Stellen der albanischen Front örtliche Sonft teine besonderen Ereignisse.

Kämpfe.

Der Chef des Generalfiabes.

Die rechtsstehenden Parteien suchen auch jetzt noch den Systemwechsel, den immer weitere Kreise als notwendig er­Eennen, mit allen Mitteln zu verhindern. Sie geben das Schlagwort der Koalitionsregierung aus und beginnen mit Eifer eine Regierung zu empfehlen, die möglichst alle Bar­telen von rechts nach links umfaßt. Die fonservativ- partei­offiziöse treuzzeitung" dementiert in feierlichster Form die Weldung, daß die Bildung einer Koalitionsregierung am Wider­Spruch der Rechten gescheitert sei, und gibt damit zu erkennen, daß die Konservativen sehr gern von der Partie gewesen wären. In eifrigster Weise sekundiert hierbei der freikonservative Führer Ottavio v. Bedlig, der es ebensowenig fassen kann, daß neuer- monaten zu Gesicht gekommen ist und beweist, daß noch manches dings Mehrheitsvereinbarungen ohne seine Vermittlertätigkeit gefchehen muß, um gewisse Leute von dem Hoch muts- Front, wenn diese Front eine bulgarische ist, in der ein zustande kommen, wie daß er von diesen Mehrheitsbildungen teufel zu furieren, der sie trotz allem noch immer reitet. Truppenteil auf den anderen losschlägt?! Man ausgeschlossen sein soll. Am Montag hatte der tüchtige Herr allerdings noch der Ansicht Ausdruck gegeben, daß es sich bei der ganzen Krise um leinfrämerci" handele!

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Im übrigen bestreitet niemand den Konservativen, daß sie auch ein Teil des Volkes sind. Sie sind der kleinere Teil des Volkes, der bisher über den weit größeren geherrscht hat. Das erschien ihnen böllig gerecht und in der Ord­nung. Die neue Wendung der Dinge bedeutet, daß fortan in Deutschland der Wille der großen Volts mehrheit über den einer fleinen Minderheit gebieten soll. Das plöglich soll nach konservativer Ansicht eine Vergewalti gung sein. Und weil ihre Alleinherrschaft doch unwiderruflich dahin ist, wollen sie die Trümmer wenigstens in der Form retten, daß sie jetzt erklären: Beide Teile sollen ausammen regieren.

Kurz und gut: Worin liegt der Wert einer möglichst langen

träume doch nicht davon, daß die Gegensätze zwischen links und rechts sich auch nur eine Woche lang überfleistern ließen. Bei der ersten Notwendigkeit politischen Handelns würde die müh­sam errichtete Front der Koalitionsregierung in nichts ger­fallen, fich statt eines Bollwerts als gemalte Ruliffe erweisen.

Die gesamte fonservative Presse vom Dienstag sucht bereits mit auffälliger Einmütigkeit nachzuweisen, daß der Kaiserliche Erla an Hertling gar nichts anderes gemeint habe, als die von den Konservativen geforderte Roalitionsregierung In Wirklichkeit glauben auch die Konservativen nicht ernst­Was die Mehrheitsparteien jegt täten, das verstieße gegen Sinn haft an irgendeinen Nuzen, den die Koalitionsregierung uns und Absicht des Erlasses. Dabei wirft es dann allerdings reich bringen fönnte. Ihnen ist der Plan einer Koalitionsregierung lich komisch, wenn der Reichsbote" in den Seufzer ausbricht: nur ein legtes verzweifeltes Mittel, um in Es ist nicht das erftemal, daß einer Willensmeinung des zwölfter Stunde den verbaßten Systemwechsel, den Monarchen bei der Verwirklichung Gewalt geschieht" Uebergang zum reinen parlamentarischen Aber Teines der konservativen Blätter, die diesen Gedanken System zu verhindern. Er ist die letzte ist einer Hat der eichsbote" vielleicht das Schicksal der propagieren, erzählt uns, wie ein solches Roalitionsministerium Herrscherkaste, die sich mit Macht nicht mehr zu erhalten ver­Königlichen Wahlrechtsbotschaft im Auge? aftionsfähig gemacht werden soll. Die Deutsche Tages- mag. Um noch irgendwelche Dummen einzufangen, stellt man In Wirklichkeit sind es auch jetzt wieder die rechtsstehenden zeitung" richtet heute an uns die Frage, wie wir uns die Mög- die Koalitionsregierung fühn der Volksregierung gleich, wäh­Parteien, die den Sinn des Kaiserlichen Erlasses zugunsten lichkeit einer nationalen Verteidigung vorstellen, wenn auch alle rend im Gegensatz hierzu die jetzige Lösung als Barteiregierung ihrer Parteiintereffen verfälschen möchten. Wenn der Erlaß anderen Parteien, wie wir es von sozialistischen Ver- verschrieen wird. von Männern redet, die vom Vertrauen des Volkes getragen tretern in der Regierung fordern, mit leidenschaftlicher Energie Das Spiel ist zu durchsichtig, um täuschen zu fönnen. In find", so find damit die Männer der Rechten ohne für ihre Auffassungen eintreten und ihren Weg bis zu Ende Volte besteht ein durchaus richtiges Gefühl dafür, daß der weiteres ausgeschlossen, denn zu ihnen hat auch gehen? Darauf antworteten wir mit der Gegenfrage: Wie Gegenfaz zur Volksregierung nicht Barteiregierung ist, sondern nicht der zehnte Teil des Volkes Vertrauen, im ftellt sich die Deutsche Tageszeitung" die Organisierung der die Herrenregierung, d. h. die Regierung fleiner, über Gegenteil, die breiten Massen der Bevölkerung stehen ihnen mit nationalen Berteidigung durch ein Ministerium vor, unter das Volk sich erhaben fühlender Schichten, mit der wir unglück­dem unverhohlensten Mißtrauen gegenüber. Wir dessen Mitgliedern über die ersten Vorausseßungen feligerweise in den Krieg hineingegangen find. Von dieser stets führen das nicht aus, weil für uns der Wortlaut des Kaiser- der Verteidigung die klaffendsten Gegensäße nur mit Unwillen ertragenen Regierung hat uns jetzt der Krieg lichen Erlasses von entscheidender Bedeutung wäre, sondern um beste ben? Wie soll Scheidemarin mit Westarp zusammen befreit. Eine Bolfsregierung fann fich gar nicht anders zu zeigen, wie diese Monarchisten den Sab auffaffen, an eines arbeiten, wenn Scheidemann als eine der wichtigsten und ausdrücken als in der Herrschaft der Parteien, denen das Raisers Wort soll man nicht drehen noch deuteln". dringendsten Aufgaben die Einführung des gleichen Volk durch die Abstimmung bei der Wahl das meiste Ver­Run Hagen allerdings die Konservativen: Wir sind doch abIrechts in Preußen bezeichnet, während Westarp trauen schenkt, und durch die Niederlage jener Parteien, auch ein Teil des Volfes, wenn auch der fleinere. Und Herr die Nichtaufrollung innerpolitischer Fragen für durchaus die nur durch den Druck und Einfluß der Herrenschichten leben. b. Zedlig hat sogar die Unverfrorenheit hinzuzufügen, daß die notwendig hält?! Genau ebenso steht es mit der nach Das ist die jetzige Situation, fie soll durch kein Aoalitions. Minderzahl vielfach ausgeglichen werde durch höhere bater- außen gerichteten Kriegszielpolitik, mit unserer Politik gegen- minifterium der Welt verschleiert, sondern im Gegenteil so ländische Qualitäten der Gegner des linken Blocks". über den ehemals rusfifchen Bölfern, mit der Bolitik gegenüber deutlich wie nur irgend möglich gemacht werden. Das ist ungefähr das Dreift e ft e, was uns in 50 Kriegs- Belgien usw. usw.