Reicherat.
Viktor Adler über das Ereignis in Deutschland . Die Verhandlungen des österreichischen Abgeordnetenhauses
Das Friebensprogramm des Präsidenten Wilson als geeignete für heute nur dem Wunsch Ausdruck geben, daß efes not- 1 Der Nationalitätensturm im österreichischen Grundlage für die Friedensverhandlungen angenommen hat, find wendige Ereignis sich so rajch wie möglich vollziehen möge. mach unserer Auffassung Tatsachen von solch welt historischer Eines freien Staates, der Deutschland seit dem heutigen Tage Tragweite, daß unmöglich der Reichstag ohne sofortige fein will, ist es unwürdig, in Buchthäusern und Gefängnisfen eingehende Diskussion darüber himiveggehen kann.( 3uftimmung bei den 1. Soz.) Ich will nur hervorheben, daß unter Männer und Frauen zu beherbergen, deren ehrenhafte Geden Wilsonschen Friedensbedingungen sich insbesondere auch die sinnung von aller Welt anerkannt ist. Ein friedliebendes befindet, daß ein unabhängiger polnischer Staat Deutschland kann Menschen, die ihre leidenschaftliche Friedens. über die Regierungserklärung und über die Friedensanträge gleichen errichtet werden soll, der alle polnischen Länder mit liebe in Konflikt mit den bestehenden Gesezen gebracht hat, dem mächtigen Aufsprengen eines lange gesperrten Ventils. In eigenen Meeresküsten umfapt. Indem die deutsche Ne- nicht als Verbrecher behandeln. Es soll vermieden werden, allen Reden ist Stoß und Sturm. Die alte Form des Staats foll gierung auch diesen Buntt zur Grundlage von Friedensverband in diesem Zusammenhang Ramen zu nennen, um nicht den aus den Fugen, weil sie die Kräfte, die sich in ihr drängen, bedrückt Jungen akzeptiert, erkennt sie zum ersten Male an, daß die Be- Anschein zu erweden, als ob unbekannte dieses Artes der und unfrei macht. Eine neue erweiterte Form soll aus der endlich strebungen der polnischen Nation auf Bereinigung aller polnischen Gerechtigkeit weniger würdig wären als Männer, deren berstenden Hülle heraus. Landesteile zu einem unabhängigen Staate berechtigt find. Namen in aller Munde sind. ( Sehr wahr! bei den Bolen und Unruhe.)
Präsident Fehrenbach: Die Worte, die ich dem Abg. Haase entgegengehalten habe, gelten für Sie noch in erhöhtem Maße. Ich bitte, fich zur Geschäftsordnung furz zu fassen.
Abg. Seyda( Bole)( fortfahrend): Ich komme sofort auf den Zusammenhang dieser Tatsachen( Heiterfeit) und auf die Gründe, die für eine Diskussion sprechen. Allseitig wird das Bedürfnis für einen dauernden Frieden anerkannt. Der Reichstag muß es
Die rebellische, haßvolle Auflehnung des Tschechen Stanek entfeffelte auch weiterhin deutschnationale Proteste. Pacher wies Stanets Schmähungen verächtlich ab und sagte dann:
Su den Unbekannten möchten wir ganz besonders auch die Opfer des Januarffreifs zählen, wieder nicht, um andere zurüdzujeßen, sondern um einem Gefühl der Die Deutschen Oesterreichs verlangen ihr Recht auf Selbst Solidarität Ausdrud zu geben, das bei der Zeitung bestimmung und Selbstverwaltung wie die übrigen Völker und dieses Blattes nur allzu verständlich ist. Bekanntlich hat es stellen feft, daß von tschechischer Seite unter dem Schlagwort Selbst. an einem Saar gehangen, daß auch zwei Nedakteure des 3 Millionen Deutsche in den neuen tschechoslowakischen Staat aufbestimmung Eroberung und Raub getrieben werden, indem jener Landesverräter" in auf
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als feine Aufgabe betradyten, die Bedingungen für einen folden geworden wären. Unser Wunsch, nicht nur fie, aber ganz genommen werden sollen. Die Deutschen in Desterreich wollen
uns eine sofortige eingehende Erörterung der Kanzler rebe unbedingt nottvendig.( Bravo ! bei den Boken.)
Abg. Ebert( Soz.):
Der Ernst der Stunde gebietet der Boltsvertretung, alles au tun, was den Frieden fördert.( Sehr wahr!) Wir haben durch den Mund des Präsidenten zum Ausdruck bringen lassen, daß wir dem Friedensschrit, den die Reichsleitung unternommen hat, unfere Zustimmung geben. Nun wird die Aufmerksamkeit und das Interesse unseres Volkes und der ganzen Welt darauf gerichtet sein, welches Ergebnis dieser Schritt hat.( Sehr richtig!) Ich glaube, alle die, die es ernst meinen mit dem Frieden, dürfen nichts tun, was geeignet ist diesen Schritt zu gefährden. Der Vorschlag des Herrn Präsidenten sagt mur, daß unsere Berhandlungen auf einige Tage ausgesezt werden, um sehen zu fönnen, welche Wirkung der Friedensschritt der deutschen Regierung auslöft. Ich bin fest überzeugt, draußen in unserem Volfe wird jeder einzelne verstehen, daß das Interesse des Volkes gebietet, nun alles zu tun, um den Frieben herbeizuführen,( Lehhafte Zustimmung bei der Mehrheit. Unruhe bei den U. Soz.). Der Vorschlag des Präsidenten wird hierauf gegen die Stimmen der II. Soz. und Bolen angenommen. Schluß: 6% Uhr.
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Der geschichtliche Tag.
Es war gestern seit dem 4. Auguft der größte geschichtliche Tag bes deutschen Reichstags. Die Sorge, von der Präsident Fehrenbach in seiner einleitenden Nede sprach, ließ freilich freudige Stimmungen nicht aufkommen. Aber über der Versamintung, die in bunklen Massen das ganze Haus von den Abgeordnetenfiben bis zu den obersten Rängen füllte, lag die feste Zuversicht, daß es nun zu Ende geht und daß unser Volk den schweren Aufgaben der kommenden neuen Zeit gewachsen sein würde.
Die Nede bes neuen Reichskanzlers läßt in jedem Wort den überzeugten Anhänger einer freiheitlichen inneren Entwidlung und eines auf Demokratie gegründeten Weltfriedens erkennen. Der neue Mann der neuen Zeit führt sich als ein Mann fefter Sachlichkeit und nicht der Klingenden Nedensárt ein. Das rebnerische Pathos Itegt ihm nicht, und die Bedeutung feiner Borte zwingt ihn, sich eng an seine Aufzeichnungen zu halten. Sum erstenmal spricht ein Rangler, ber eine erbrüdende Wiehrheit der Boltsbertretung geschloffen hinter sich weiß, dies und ein gut Teil fac licher llebereinstimmung läßt auch bei der Minderheit hörbaren Widerspruch nicht aufkommen. Als ein schlichter Mann steht ber Prinz" vor uns, währens seine Rede aus einem dunkel gefärbten Organ hervorströmt, nicht als Herrenmensch, der in Kommandoton das Recht einer angeborenen Autorität verkündet.
Hinter ihm stehen die neuen Staatssekretäre, die Genoffen Scheidemann und Bauer, die Zentrumsabgeordneten Gröber und Erzberger , neben ihm siben Sie bekannten Gestalten v. Paher und der Kolonialstaatssekretär Dr. Solf, der feit gestern auch dem Herrn v. Hinge die schwere Bürde des Auswärtigen Amtes abgenommen hat. Dann Friedberg und andere altbekannte Gestalten. Tausend Blide heften sich an die neuen Männer, denen der schwere Beruf geworden ist, unser Volt aus seiner furchtbarsten Beit einer besseren Zukunft entgegenzuführen!
Nach dem Reichstanzler ergreift wieder der Präsident das Wort, einer der besten Sprecher des Hauses. Namens des Reichstages billigt er den von der Regierung unternommenen Friedensschritt und schlägt dem Reichstag vor ihm die Ginberufung der nächsten Eihung anheimzustellen. Dem widerspricht Haase, der die nächste. Sigung auf den Montag festlegen will, und der Pole Seyda, der die sofortige Aufnahme der Debatte fordert und auf bie Bedeutung hinweist, die die Annahme der 14 Punkte Wilsons für den Often Breußens haben kann. Mit überzeugenden Worten weist Genosse bett nach, daß es das Gebot der Stunde sei, die Wirkung der Aktion abzuwarten und sie nicht in vorschneller Debatte zerflattern zu lassen. Gegen die Unabhängigen und die Polen wird nach dem Vorschlag des Präsidenten beschlossen.
Raum eine Stunde dauert die Sizung, aber Stunden vergeben, ehe drinnen die Gruppen sich lösen, die das große geschichtliche Ereignis besprechen, und draußen die Maffen, die das Haus umlagern und zu denen rasch die Kunde von den Vorgängen drinnen ge= brungen ist. Spät verlöschen die Lichter in den Fenstern, aber biele Augen werden in dieser Nacht offen geblieben sein. Deutsch land hat gesprochen. Deutschland wartet auf Antwort!
Was wird Amerika antworten? Notterdam, 5. Oktober. Der Washingtoner Korrefponbent der„ New York Evening Post", der manchmal über die Auffassung der Regierung genau unterrichtet ist, weist darauf hin, baß der Präsident Wilson nicht nur in feiner legten Rede, sondern auty in seiner furzen Antwort auf die riebensnote Bu= rians forgfältig vermieden hat, etwas zu sagen, was das deutsche Volk zu der Auffassung verleiten könnte, daß er einen Ausrattungskrieg beabsichtige oder einen Frieden erstrebe, der die berechtig ten Wünsche des deutschen Volkes bereitein würde. Nach dem republikanischen„ Philadelphia Ledger, hofft man allgemein, daß die Alliierten bie Ginladung Wilsons annehmen. Das Blatt schreibt, die Vereinigten Staaten wün schen nicht, die Leitung in die Hand zu nehmen, aber es gilt hier eine sehr ernste praktische Arbeit.
Amnestie.
besonders auch sie, so rasch wie möglich wieder in Freiheit zu sehen, wird uns daher von feiner Seite verdacht werden. Erneute Angriffe gegen Sooglede nnb Roeselare Starke Kämpfe nm Le Catelet, Beaurevoir, Morcourt und am Damenweg Destlich von Reims rückwärtige Linien bezogen Amerikanische
Argonnenangriffe.
Berlin , 5. Ditober 1918, a bends. Amtlic. Nördlich von St. Quentin und in der Champagne wurden heftige feindliche Angriffe abgewiesen. Ebenso ist zwischen den Argonnen und der Maas ber mit starken Kräften fortgesette Austurm der Amerikaner gescheitert.
Amtlich. Großes Hauptquartier. Berlin , 5. Oftober 1918.
28eftlicher Striegsschauplah. Heeresgruppe Kronprins apprent
In Flandern wurben ernente Angriffe des Feindes gegen googlebe und Roeselare abgewiesen. Gegen unsere neuen Linien öftiid von Armentières ist der Feind über Bois Grenier- Fournes- Wingles und über die Bahn dicht& stlich von Lens gefolgt. Vor Cambrai zeitweilig auflebende Artillerietätigkeit.
Heeresgruppe Boehn.
Der Engländes segte beiderseits von Le Catelet felme starten Angriffe fort. Er nahm Le Catelet. Die Höhen nördlich und östlich der Stadt wurden gehalten. Der in Beanrevoir eindringende Feind wurde im Gegenstoß wieder geworfen. Nördlich von St. Quentin griffen die Franzosen zwischen Sequehart und Morcourt an. In Lesbind und Morcourt faßten sie Fuß. Lesdins nahmen wir wieber. An der übrigen Front und füdlich von St. Quentin scheiterten dic feindlichen Angriffe vor unseren Linien.
Qeeresgruppen Dent her ronprin und Gallwig.
Franzosen und Italiener griffen ernent in Zeilverfishen und im einheitlich geführten Angriff unfere Stellungen auf dem Rüden und an den Hängen des Chemin des Dame& zwischen Ailette und Aisne an. Saleswig- Holsteinische und Württembergische Regimenter brachten die Angriffe zum Scheitern. An der Aisne und Kanalfront sehr rege Erlundungstätigkeit. Deftlich von Reims haben wir in vorlegter Nacht unsere vordere Stellung zwischen Brunay und St. Marie à By vom Feinde unbemerft geräumt und ridwärtige Linien bezogen. Der Feind ist gestern über Prunay Dontrien- St. Souplet gefolgt.
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Auf dem Schlachtfelde in der Champagne nahmen wir im Gegenangriff die noch im Besty des Feindes verbliebenen Teile des Höhenzuges nordwestlich von Somme toieder. Nach stärkster Feuervorbereitung griff der Feind beiderseits der von Somme- By nach Norden führenden Straße in breiter Front an. Unter schweren Verlusten für den Feind sind seine Angriffe gescheitert. Brandenburger und Schleswig- Holsteiner, Garde- Füfiliere, Bommersche, Badische und Rheinische Regimenter zeichneten sich bei Abwehr des Feindes besonders aus.
Beiderseits der Aisne Artillerietampf ohne Infanterie
tätigkeit.
Zwischen den Argonnen unb der Maas hat ber Amerikaner gestern erfolglos angegriffen. In den Argonnen und am Ostrande des Waldes schlug württembergische Landwehr feinen mehrfachen Ansturm ab. Seftlich der Aire stieß er bis in die Höhe von Egermont vor. Der Ort selbst, der vorübergehend verloren war, wurde wiedergenommen. Beiderseits von Gesnes wiefen badische, elsas- lothringische und westfälische Regimenter jeden Ansturm vor ihren Stellungen ab. Desonders schwer waren die amerikanischen Angriffe, die sich beiberfeits der Straße Montfaucon Bantheville gegen das Wafdgelände südlich von Gunel richteten. Wo der Feind vorübergehend in unsere Linien eindrang, warf ihn sofortiger Gegenstoß wieder zurück. Das Jufanterie- Regiment 458 zeichnete sich hierbei besonders aus. Auch auf dem äußersten linken Flügel des Angriffsfeldes haben bayerische Reserve- Regimenter ihre Stellungen voll behauptet. Der Kräfteeinsatz des Amerikaners bei seinen gestrigen Angriffen an Banzerwagen, Infanterie und Artillerie war außerordentlich start, seine blutigen Berluste waren außergewöhnlich hoch.
Bei Abwehr feindlicher Panzerwagen zeich neten sich besonders aus:
In Flandern Leutnant Becker vom Felbartillerie- Regiment 16, die 3. Batterie vom sächsischen Fußartillerie- Regiment 19 unter Leutnant Pestrenedt, Vizefeldwebel" Witt der 2. Batterie vom Fußartillerie- Bataillon 127, Oberleutnant v. Glas und Leutnant Ender der 9. Batterie des bayerischen FeldartillerieRegiments 8.
In der Champagne und an der Maas Leutnant Nillaffen und Stehlin vom 4. Garde- Feldartillerie- Regiment, Leutnant Schaefer vom Felbartillerie- Regiment 104, Unteroffizier Ractowsli von der Minenwerfer- Kompagnie 173, Leutnant Grothe vom Feldartillerie- Regiment 229.
Wir schossen in den beiden letzten Tagen 65 feindliche Flugzeuge ab. Leutnant Bacumer errang seinen 40. und 41. Luftfieg. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
In unserm Leitaufsatz ist schon angedeutet, daß die im Buge befindliche Umwälzung der äußeren und inneren Ver- Konstantinopel, 5. Oktober. Seeresbericht vom 3. Dthältnisse auch die Befreiung derer mit sich bringen muß, die tober. An der Palästinafront herrschte Nuhe. Der eind ist bis während des Krieges wegen ihrer politischen Ueber- ber nicht über Damaskus hinaus vorgegangen. Auf den zeugungen in den Kerker gekommen sind. Wir möchten anderen Kriegsschauplägen ist die Lage unverändert.
Ordnung und Brot. Wenn der Staat nicht hilft, dann werden die 10 Millionen Deutsche in Desterreich zur Selbsthilfe greifen.
Leidenschaftlich schlug Daszynsky los. Er erklärte mit bem preußischen Militarismus müsse auch der alte österreichische Bureausfratismus und der magyarische Föderalismus versinken. Dieselben Verhältnisse, wie sie für den Waffenstilstand mit Bul garien maßgebend seien, herrschten auch in Desterreich. Es sei Zeit, daß man dem Beispiele Bulgariens auch in Desterreichs følge. ( Beifall bei Sozialdemokraten und Tscheschen.) Alle Böller hätten ihren Willen zum Frieden fundgetan. Der Nebrier fragte:
In welchem Sinne ist Berlin unser Berbündeter? Es ist nicht unser Verbündeter, es ist euer Berbünbeter, euer el. fershelfer aur Bedrückung und Beherrschung der Völker.
In Begründung des polnischen Friedensanttages verwies Daszynsky sodann auf die Hoffnungen, mit denen Polen in den Krieg gezogen, und erklärte, daß diese Hoffnungen infolge Meinlicher Schikanen zunichte gemacht worden seien. Er erinnerte an die Verhaftung des Generalspilsudski, an den Prozeß in Marmoros Sziget, an die Behandlung Bolens in Brest Bitomst und bemerkte: Will man von den Polen Liebe, Anerkennung und Dant, will man, baß Bolen ruhig den Nacken unter den preußischen Fuß benge? Nicht einmal die Konservativen im Bolenflub wagen jebt, fich mit den deutschen Vertretern an den Konferenztisch zu sehen. Mit einer Macht, die gegen alle Wölfer ist, wollen und werden wir über das Schicksal unseres Volbes nicht verhandeln. Die Deutichen regieren genau jo in Polen , wie der Bar in Warschau regierte. Dieselben Spitel, die für die russische Ochrana in Warschau gearbeitet haben, arbeiten nunmehr für die faiserlich deutsche Feldpolizei in Warschau . Die Bolen hätten nicht das Berlangen, ihre Folgen innerpolitisch hier gelöst zu sehen. Es sei der größte Erfolg, daß sich gestern die Parteien des Polen . * lubs dazu entschlossen, der ganzen Welt zu sagen, daß sie eine einseitige Lösung der Polenfrage ableh nen, und daß die Bereinigung aller Bolen zur Unabhängigkeit auf dem Wege eines internationalen Weltfriedenskongresses ausgesprochen werden müsse.( Bebbaster Beifall bei den Barteigenossen.) Die politische Wichtigkeit seines Antrages liege darin, daß damit die auftro- polnische Lösung verurteilt werbe, und daß die Polen ihr Streben auf ein geeinigtes unabhäng giges Polen richteten.
Alle Nationalitäten Oesterreichs schidten für ihre Forderungen Redner vor. Auf die Wendung der Dinge in Deutschland ging Biktor Adler ein. Er führte aus: In Deutschland lehrt die Not beten. Es ist das neben der russischen Revolution wohl merkwürdigste Ereignis, daß sich in Deutschland heute ein Ministerium gebildet hat unter dem Vorsitz eines Prinzen aber mit dem gehörigen Einschlag von einem halben Dubend Sozialdemokraten. Die deutschen Sozialdemokraten, die das getan haben, bringen damit ein riesiges Opfer, fie haben sich nicht dazu gedrängt, Minister zu werden, aber haben geglaubt, ihre Hilfe bieten zu müssen, um das Steuer umzudrehen, um es im Moment der Not mit in die Hand zu nehmen und zur Vernunft, zum Necht und damit zum Frieden zu lenken. Das ist ein
deutliches Zeichen für die Demokratisierung Deutschlands .
Wenn hier mit reichlicher Ieberhebung und Selbstgefälligkeit über Deutschland und über das deutsche Volk geredet wurde, so gehört das zu jenen Erzessen, die schließlich in so aufgeregten Seiten begreiflich sind. Das deutsche Volt draußen ist über derartige Angriffe nicht erhaben, sondern sie treffen es einfach nicht. Aber die Völker sollten nicht das Pech haben, daß ihre Vertreter den ersten Moment, wo sie hier so frei von der Reber weg reden können, dazu benußen, um ihrerseits ein Unrecht zu begehen, je mehr sie geIränkt wurden durch preußischen lebermut, durch Nebensarten auch hier im Hause von Leuten, die mit Hilfe der preußischen Bajonette hier alles durchsehen wollen, um so mehe sollten fie empfinden, wie unangebracht taftlos unb schädlich es ist, in derselben Art fortzufahren."
Der Weg, der die Gesundung des Zusammenlebens der öster reichischen Völker zum ertragreichen Zusammenarbeiten anzeigt, ift von der gestern veröffentlichten sozialdemokratischen Resolution ge wiesen worden,
Die Entente und die österreichische Frage.
Bern , 5. Oktober. ( Eig. Drahtbericht des„ Borwärts".) Der Artikel des" Temps" über die Rede Hussarets zeigt eine auffallende Mäßigung gegenüber Huffaret, dem er hauptsächlich Unbestimmtheit vorwirft, ist aber von äußerster Schärfe gegen Tisza. Ueberhaupt scheint die Entente entschlossen, bei der österreichischen Frage die Front vornehmlich gegen Ungarn zu fehren. Diese Richtung unterstützen auch die Frredentisten und Albert Thomas .
Die Bulgaren räumen die besetzten Gebiete.
Lugano , 5. Oktober. Nach einer amtlichen Meldung aus Saloniki räumen die Bulgaren überall die besetzten Gebiete und siehen sich nach Bulgarien zurüd. Die Setben besetzten umanova und die Grenzlinie Obozno- MalecheZarini.
Genf , 5. Oktober. Nach einer Athener Depesche des Progres de Lyon" hat am 2. Oktober die Besehung Ost mazedo niens durch griechische Truppen begonnen. Die Verwaltungsstäbe unter Zeitung des Ministers des Aeußeren Nactivan sind bereits nach dorthin abgereift.