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Nr. 279. 35. Jahrg.

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S

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Wernsprecher: Am Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Donnerstag, den 10. Oftober 1918.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Bernioremer: Am: Morisplas. Nr. 151 90-151 97.

Drei Rückfragen Wilfons.

Günftige Husfichten für den Frieden.

Washington  , 8. Oftober. Der Staatssetretär hat zeigt, daß die deutsche Regierung diese Rüd­dem schweizerischen Geschäftsträger folgende Antwort auf die fragen in einer Weise beantworten deutsche Note übergeben: zu fönnen glaubt, die die Fortführung des Friedensschrittes ermöglicht.

ob der Kanzler nur für diejenigen verfassungswürdigen Ge walten des Reiches spricht, die bisher den Krieg geführt haben. Darauf ist schon durch WTB halbamtlich geantwortet worden: Nein, der Kanzler spircht nicht ,, nur" für diese Ge­walten, sondern spricht im Namen des deutschen  Volfes, wofür die Erklärung des Reichstagspräsidenten Fehrenbach als Beweis angeführt wird. Wort, das mit" nur" übersetzt wird, heißt aber ,, merely" Das englische und dieses hat auch den Sinn von ,, böllig" ober ,, durchaus". Der Sinn von Wilsons Frage fönnte daher auch sein, ob der Kanzler durchaus( ganz im Sinne) derjenigen verfassungs­mäßigen Bewalten gesprochen habe, die bisher den Krieg geführt haben.

Staatsdepartement vom 8. Oktober 1918. Mein Herr! Ich habe die Ehre, im Namen des Prä- Gegenüber ungeduldigen Erwartungen wird jedoch noch fidenten den Empfang Ihrer Note vom 6. Oktober zu be- eines hervorgehoben werden müssen. Von der Antwort auf die ftätigen, die die Mitteilung der Dentichen Regierung an den drei Rückfragen wird unmittelbar nur die weitere Haltung Präsidenten einschloß, und ich bin von dem Präsidenten beauf- Wilsons selbst abhängen, aber nicht die der mit ihm ver­tragt, Sie zu bitten, dem deutschen   Reichskanzler folgende bündeten Ententemächte. Streng genommen ist es noch Mitteilung zu machen: immer möglich, daß Wilson nach einer ihn befriedigenden Beant­Ehe er auf das Ansuchen der Kaiserlich Deutschen   Regie- wortung seiner Rückfragen den erwünschten Friedensschritt rung antwortet und damit die Antwort so aufrichtig und unternimmt, aber damit bei seinen Verbündeten auf Wider­gradsinnig erteilt wird, wie die wichtigen Intereffen, die stand stößt, sei es in dem Sinne, daß sie den Frieden überhaupt darin eingeschlossen. sind, erfordern, hält der Präsident der Ver- ablehnen, sei es, daß sie ihn durch Stellung unerträglicher Be- In diesem Fall hätte die Anfrage Wilsons den Zweck, einigten Staaten es für notwendig, sich des genanen Sinnes dingungen zu vereiteln suchen. Gegen das Eintreten eines festzustellen, ob nicht nur die neue Macht, das deutsche   Volk, der Note des Reichekanzlers zu versichern. folchen Falles wirft aber wohl die ungeheure Autoritat, die sondern auch die alte, die Militärmonarchie, mit dem Schritt Meint der Reichskanzler, daß die Kaiserlich Dentsche Re- Wilson in den Ententeländern genießt und die Unterstügung, der neuen Regierung einverstanden sei. Diese Frage fönnte gierung die Bedingungen, die vom Präsidenten in seiner Bot- die ihm von Seiten der dortigen Friedensfreunde, namentlich aus der Besorgnis entstanden sein, daß die alte Macht, wenn schaft an den Kongreß der Vereinigten Staaten   vom 8. Jannar der französischen   Sozialisten und der englischen Arbeiterpartei, sie mit dem Friedensschritt nicht einverstanden wäre, ihn und in den folgenden Botschaften niedergelegt worden sind, zuteil wird. widerrufen könnte, indem sie zugleich wieder die ganze annimmt, und daß ihr Zweck beim Eintritt in die Dis­Gewalt an sich risse. Darauf wäre dann zu erwidern, daß kussion nur der sein würde, sich über die praktischen Einzel­erstens die vollzogene innere Umwandlung nach der Er­heiten ihrer Anwendung zu verständigen? klärung des Kanzlers und dem Willen des Bolles nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, und daß sich zweitens die alte Macht mit ihr und mit dem vollzogenen Friedensschritt der neuen Regierung in Erkenntnis der Notwendigkeit voll­fommen einverstanden erklärt hat.

Auf alle Fälle zeigt sich, daß die deutsche Regierung bat­tisch richtig operiert hat, indem sie sich an den Präsidenten der Vereinigten Staaten   wandte. Der Präsident der Vereinigten Staaten   fühlt sich ver- Von den drei Nüdfvogen Wilsons find die erste und die pflichtet, zu dem Vorshlage eines Waffenstill dritte politischer, die zweite ist militärischer Na­stands zu erklären, daß er sich nicht berechtigt fühlen würde, tar. Daß die beiden politischen Fragen feine Schwierig den Reg erungen, mit denen die Regierung der Bereinigten feiten bieten, fann nach unserer Meinung nicht zweifelhaft sein. Staaten gegen die Mittelmächte verbunden( assoziiert) ist, Die erste Frage geht dahin, ob die deutsche Regierung Von der zweiten Frage ist schon gesagt worden, daß sie einen Waffenstillstand vorzuschlagen, so lange die Heere dieser die Bedingungen, die von Wilson in seiner Botschaft bom vorwiegend militärischer Natur ist, was soviel be­Mächte auf ihrem Boden stehen. Der gute Glaube bei 8. Januar und in den folgenden Botschaften niedergelegt deutet, daß fie insoweit in diesem Augenblick noch der öffent­jeder Diskussion( the good faith of any discussion) würde worden sind, annimmt und ob ihr Zwed beim Eintritt in lichen Diskussion entzogen ist. Bom politischen Standpunkt offensichtlich von der Zustimmung der Mittelmächte ab- die Diskussion nur der sein würde, sich über die prakti- aus stellt sich die Sache aber so: Da Deutschland   erklärt, von hängen, sofort die Truppen überall aus dem ichen Einzelheiten ihrer Anwendung zu ver- den befepten Gebieten nichts behalten zu wollen, so ist ihre befesten Gebiet zurückzuziehen. ftändigen. Die Antwort auf diese Frage bat die deutsche Räumung nur eine Frage des Beitpunktes und der Der Präsident glaubt auch zu der Frage berechtigt zu Note, richtig verstanden, schon enthalten. Wenn man fagt, Modalitäten. Es ist nicht leicht anzunehmen, daß sich fein, ob der Kanzler nur für diejenigen Gewalten des Reiches daß man ein Brogrammn als Verhandlungsgrundlage an an diesem Punkte unübersteigbare Schwierigkeiten für das spricht( constituted authorities of the empire), die bis- nimmt, so ist damit auch schon ausgesprochen, daß man sich begonnene Friedenswerk erheben könnten. Auch die kurze her den Krieg geführt haben. Er hält die Antwort auf dieses Programm grumdiäßlich zu eigen gemacht hat und balbamtliche Mitteilung, die in die Absichten der deutschen  diese Frage von jedem Standpunkt aus für außerordentlich daß es nur noch auf die Einzelheiten seiner Ausführung an- Regierung einen ersten Einblid gestattet, scheint hier keine wichtig. fommt. Gefahr zu sehen, da sie in Kenntnis der amerikanischen   Note Empfangen Sie, mein Herr, die ernente Versicherung belt erit geflärt ist, auf alle Fälle eine befriedigende Ant- den sichrittes ermöglichen wird. Auch die dritte Frage wird, wenn ihr eigentlicher In- versichert, daß sich eine Weiterführung des Frie­meiner Hochschäßung. wort finden können. Die deutsche Uebersehung gibt diese Frage folgendermaßen wieder:

Robert Lansing.

Anmerkung des WTB. Die Antwort des Präsidenten Wilion liegt hier in einem amtlichen Tegt noch nicht vor. Eine genaue Prüfung des Wortlautes ist vorerst noch nicht möglich. Immerhin ergibt sich aus dem Tegt, daß weitere Erklärungen von feiten der Deutschen   Regierung notwendig werden. Dazu sind sorg­same Erwägungen der Regierung erforderlich. Die Antwort auf die Schlußfrage ist durch die Rede des Präsidenten Fehrenbach in der Reichstagsfitung vom 5. dieses Monats gegeben, der im Namen des deutschen   Boites und des Reichstages er­flärte, daß der Reichstag   das Friedensangebot billige und sich zu eigen mache.

Zu dieser Meldung, die wir gestern 8 Uhr nachmittags durch eine Sonderausgabe unseres Blattes verbreiteten, be­mertt die, Norddeutsche Allgemeine Zeitung":

Die Antwort des Präsidenten der Vereinigten Staaten   auf den deutschen   Friedensschritt ist bei den hiesigen amtlichen Stellen heute bekannt geworden und wird in Kürze mitgeteilt werden. Wir haben Grund zur Annahme, daß sich eine Weiterführung des Friedensschrittes ermöglichen wird.

Die deutsche Note vom 5. Oftober hatte den Präsidenten der Vereinigten Staaten   ersucht, die Herbeiführung des Frie­dens in die Hand zu nehmen. Englische Jingos und französi­ sche   Chauvinisten haben dagegen gewettert, von Frieden könne feine Rede sein, erst milsse Deutschland   gänzlich geschlagen und vernichtet werden. Es war ein unfreundlicher Auftakt. Hätte sich das Gerücht bewahrheitet, das gestern mittag in Berlin   ver­breitet war, Wilson habe das Friedensangebot rundweg ab­gelehnt, so würde das nur den Auffassungen und Erwar­tungen der westeuropäischen Kriegstreiber entsprochen haben.

Die Antwort aus Washington  , die mittlerweile in Berlin  eingetroffen war. zeigt im Gegenteil, daß Präsident Wilion dem deutschen   Ersuchen unter be­stimmten Voraussetzungen zu entsprechen geneigt ist. Um sich darüber zu vergewissern, ob diese Boraussetzungen gegeben sind, hat er drei Rückfragen an die deutsche Regierung gerichtet, von deren Beantwortung das weitere abhängt. Schon die kurze Notiz der Nordd. Allg. 3tg."

Der Präsident glaubt auch zu der Frage berechtigt au sein,

Die neue Schlacht zwischen Cambrai   und St. Quentin  : Einbruch in die Mitte der deutschen   Front aufgefangen Cambrai geräumt In der Champagne heftige Kämpfe bei St. Etienne, östlich der Maas   zwischen Brabant   und Ornes.

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Berlin  , 9. Oftober 1918, a bend 8. Amtlich. An der Schlachtfront zwischen Cambrai   und St. Quentin   haben wir rückwärtige Stellungen bezogen und damit auch Cambrai   geräumt. Teilfämpfe in der Champagne.

Auf beiden Maasufern haben sich erneute Angriffe des Feindes entwickelt.

Amtlich. Grokes Hauptquartier. Berlin  , 9. Oftober 1918.

Weftlicher Kriegsschauplan.

Zwischen Cambrai   und St. Quentin   ist die Schlacht von neuem entbrannt. Unter Einfas gewaltiger Artilleriemassen und unter Zusammenfassung von Panzerwagen und Flieger­geschwadern griff der Engländer im Berein mit Franzosen und Amerikanern unsere Front von Gambrai bis St. Quentin   an. Auf dem nördlichen Angriffsflügel war der Ansturm des Feindes nach bartem Kampf gegen Mittag westlich der von Cambrai ant Bohain führenden Straße gebrochen. In den Abendstunden find hier erneute Angriffe des Feindes gescheitert. Zu beiden Seiten der n Richtung Le Cateau führenden Römerstraße gelang dem Gegner ein tieferer Einbruch in unsere Linien. Wir fingen seinen Stoß in der Linie Walincourt- Elincourt und westlich von Bobain auf. Auf dem Südflügel des Angriffs fonnte der Gegner nur wenig Gelände gewinnen; die südlich von Montbrebain tämpfenden Truppen schlugen alle Angriffe des Feindes in ihrer vorderen In anteriestellung ab. Durch den Einbruch in der Mitte der Schlachtfront in ihrer Flanke be­droht, mußten sie am Abend ihren Flügel an den Westrand von Fresnoy le Grand zurücknehmen.

Die franke Welt gleicht in diesem Augenblic einem Ge­nefenden, dem die Hoffnungssonne freundlich durchs Fenster blickt. Aber noch muß man sich auf Rückschläge gefaßt machen!

In der Champagne nahmen Franzosen und Amerikaner zwischen der Suippes und westlich der Aisne   unter großer Kraftentfaltung ihre Angriffe wieder auf. Auch sie erstrebten nach aufgefundenen Befehlen erneut den Durchbruch durch unsere Front. Nur beiderseits von St. Etienne brach der Feind in unsere Linien ein. In den Nachmittagsstunden angefester Gegenangriff warf den Gegner hier wieder zurüd. An der übrigen Front find die Angriffe des Feindes völlig gescheitert. Dertliche Einbruchsstellen wurden im Gegenstoß wieder gesäubert. Teilangriffe an der Aisne   und sehr heftige Angriffe der Ameri­faner am Ostrande des Argonner Waldes und im Aire Tale wurden abgewiesen.

Auf dem Ostufer der Maas   griff der Feind zwischen Brabant   und Ornes nach starker Artifferiewirkung an. Der in den Wald von Confenvoye eindringende Gegner wurde, dort zum Stehen gebracht. An der übrigen Front schlugen wir ihn vor unferen Kampflinien ab.

Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der österreichische Bericht. Wien  , 9. Ottober. Amtlich wird verlautbart: Italienischer Kriegsschauplas.

Das italienische Artilleriefener erfuhr an der ganzen Gebirgs­front beträchtliche Steigerung. Im Daonetal, an der Etich und unmittelbar östlich der Brenta   tam es zu Infanterie­tämpfen, die für uns günstig verliefen.

Balkan  - Kriegefchanplat.

In Albanien   sind Franzofen und Serben in das von uns geräumte Elbassan eingerückt.

Jm südlichen Alt- Serbien feine besonderen Er. eignisse.

Westlicher Kriegsschauplatz.

An den gestrigen schweren Abwehrkämpfen bei Verdun baben die österreichisch- ungarischen Truppen des Feldmarschall­Leutnants Metzger rühmlichst Anteil genommen.

Der Chef des Generalstabes.