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Nr. 284. 80. Jahrs.

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Telegramm.breffe

.Sozialdemokrat Berlin  ,

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

10 Pfennig

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Die flebengespaltene Kolonelzettefoftet 80 Big. leine Anzeigen", das jettgedruckte Bort 30 Big.( guläffig 2 fettgedruckte Borte), jedes weitere Wort 15 Bfg Stellengesuche und Schlafitellenanzeigen das erite Wort 20 Big., jedes weitere Wort 10 Bfg. Borte über 15 Buchstaben zählen für awet Worte Teuerungszuschlag 30% Familien- Anzeigen, politische uno gervertschaftliche Vereins Anzeigen 70 Bfg die Zetle. Anzeigen Mit die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags im Sauptgelehäft Berlin  SW.68, Lindenttraße 3, abegeben werden. Geöffnet von 8 lthr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Hernivrecher: Amt Whorisolas, Rr. 151 90-151 97.

Dienstag, den 15. Oftober 1918.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. #ernsprecher: mt Wtorisvlag, Nr. 151 90-151 97.

Neuer Anfturm in flandern  .

Londoner   Echo der deutschen   Antwortnote.]

Schärffte Waffenstillstandsbedingungen.

London  , 13. Oktober. Reuter erfährt: Das britische auswärtige Amt erhielt die deutsche Note heute früh durch den britischen   Ge­fandten im Haag. Balfour   und Bonar Law   haben London   ver­Lassen, um sich mit Lloyd George   zu besprechen. Weiter erfährt Reuter, daß es bei dem gegenwärtigen Stand der Dinge unwahr scheinlich sei, daß ein verantwortlicher Minister irgendeine insj einzelne gehende Erklärung über die Lage abgeben werde. Der nächste Schritt für den Präsidenten Wilson wird sein, sich mit den Alliierten zweds einer allgemeinen Beratung über die deutsche Antwort zu verständigen. Beim ersten Anblid erscheine die deutsche Not als Annahme nicht nur der Puntte in Präsi­dent Wilsons Erklärung bom Januar, sondern auch feiner späteren Erklärungen. Ga förine daher gesagt werden, es scheine, daß die Deutschen   es mit der Annahme ernst meinten. Der Wortlaut der Note gebe teine endgültige Klarheit barüber, ob Wilsons Bedingungen vorbehaltlos angenommen oder lediglich als Grundlage für die Erörterung betrachtet werden. Klar sei, daß eine bloße unbestimmte Erklärung dieser Art nicht genügend ist. Selbstverständlich fann teine Rede davon sein, bie militärischen Operationen einzustellen. Rein Waffenstillstand sei möglich außer unter den schärften Sicherungen dagegen, daß der Feind die 8wischenzeit nicht nur benußen wolle, um später wieder anzu­fangen.

Der Inhalt dieser Reutermeldung wird in einer weiteren Brühlung von geficen wiederhof. Die Sem nodout- Stand­punkt entsprechenden Stellen erscheinen darin noch unterstrichen:

London  , 14. Oktober. Das Reutersche Bureau erfuhr gestern bor autoritativer Stelle, daß teine Aussicht auf einen raschen Waffenstillstand bestehe und daß, wenn die Zeit gelommen sein werde, um einen Waffenftillstand zu gewähren, er nicht gewährt, oder auch nur in Erwägung gezogen werden würde ohne gleichzeitige Garantien zu Wasser und zu Lande, daß Deutschland   nicht nur bereit sei, das Schwert in die Scheide zu fheden, sondern auch völlig außer stande, die Feindselig feiten wieber aufzuneh men. Obwohl in dem Augenblid teine amtliche Erklärung zu er­warben sei, ftebe feft, daß diese beiden fundamentalen Buntte nicht nur die Ansicht der Engländer, sondern auch die der Alliierten wiebergäben. Man glaubt, daß einige Zeit vergehen wird, ehe Wilson antworten wird, und daß Wilson die Alliierten zu Rate ziehen werde, che die Antwort in ihre endgültige Form gebracht wird. Bezüglich der Garantien gehe die Ansicht der hiesigen maßgebenden Streise dahin, daß sie derart sein müssen, daß tein Schatten eines 8 weifels übrig bleiba

Feindliche Vorftöße bei Donai, Vorftöße bei Donat, nord  . Die Briefaffäre des Prinzen Max

östlich Cambrai   und nördlich der Oise  - Glatte Durchführung der deutschen   Be­wegungen Franktireurkämpfe in

-

Serbien  .

Berlin  , 14. Oftober 1918, a bends.

Amtlich.

In Flandern   griff der Feind auf breiter Front zwischen Diksmuide und der Lys an. Wir fingen den Stoß arf. An der Oise   und Aire und westlich der Maas find Angriffe der Frans zofen und Amerikaner gescheitert.

Amtlich. Großes Hauptquartier, ben 14. Dl tober 1918.

Westlicher Kriegsschauplah.

eeresgruppe Kronpring Rapprest Borstöße des Gegners gegen die Kanalfront beiderseits von Douai   wurden abgewiesen. Der Feind, der vorübergehend in Aubigny au Bac' eindrang, wurde im Gegenstoß wieder hinausgeworfen. Nordöstlich von Cambrai   sind startere eng­ lische   Angriffe zwischen Bouchain und Haspres gescheitert. Süd­lich von Solesmes   säuberten wir ein aus den legten Kämp[ en noch verbliebenes Engländernest.

Heeresgruppe Deutscher Kronprins Nördlich der Dise wurden ernente Angriffe der Fran­zosen bei und südlich von Aisonville abgewiesen. Nörblich von Laon   und an der Aisne   stehen wir in unseren neuen Stellungen. Die erfolgreichen Kärryje der letten Sage am Chemin des Dames und in den Stellungen an der Suippes, vor denen der Feind in fast täglich wiederholtem vergeblichen Anfturm schwere Verluste erlitt, haben hier ebenso wie auf dem Schlachtfelde in der Champagne die glatte Durchführung der Bewegungen ermöglicht.

Seeresgruppe Gallwit

Beiberseis der Waas teine größeren Rampfhand­lungen. In erfolgreichen Angriffeunternehmungen nahmen wir kleinere nach Abschluß der Kämpfe des 12. Oftober noch bem Feinde besetzt gehaltene Stellungsteile wieder.

Der Erfte Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der öfterreichische Bericht. Wien  , 14. Oftober. Amtlich wird verlautbart: Italienischer Kriegsschauplag. Stellenweise Artillerie- und Patrouillentämpfe, Südöstlicher Kriegsschauplatz. Unsere zurüdgehenden albanischen Truppen hatten Nachhut­und Bandentämpfe zu bestehen.

Im Raume nördlich Risch banern die Rückzug stämpfe fort, an denen sich auch die Zivilbevölkerung beteiligt. Besonders starter feindlicher Drud macht sich im Morawa­Tal fühlbar.

Weftlicher Kriegsschauplah. Bei ben L. und L. Truppen keine größeren Kampfhandlungen. Der Chef bes Generalstabes.

Nach Neuter ginge also die Absicht der englischen   Regie­rung auf eine Hinauszögerung des Termins des Waffenftill­standes, und man hofft in London  , daß Wilson an diesem Spiel teilnehmen werde. Daß die englischen Knockoutler, sofern Wilson einen anderen Weg vorziehen sollte, das Nad mit Kraft­aufwand in ihrem Gleise zu halten versuchen würden, ist für den Augenblick anzunehmen; aber die Bedeutung der Kriegs­teilnahme Ameritas war für die Ententemächte so eigentümlich groß, daß daraus auf ein Machtmaß geschlossen werden kann, das wohl imstande sein dürfte, bei den jetzt von London   aus Militärs gehört. Das Echo de Paris" sagt, daß gewiffe not gewünschten Verständigungsberatungen gegen etwa nicht ge- wendige Wirkungen nur auf dem Schlachtfeld erreichbar feien. Rod nehme Verschleppungsversuche aufzukommen.

Abkehr von der Zerschmetterungsparole

in Frankreich  ?

mehr als für Deutschland   gelte das für Desterreich, deffen Dualis mus durch den Waffenstillstand nicht gebrochen werden lönne.

Die Bresse des Inlandes und des Auslandes beschäftigt fich angelegentlichst mit der Lage, die durch das Bekanntwerden des Briefs des Reichskanzlers, Prinzen Mag von Baden, an den Prinzen Alexander v. Hohenlohe vom 12. Januar d. J. ent standen ist. Daß Bring Mag in diesem Brief die Friedens­resolution des Reichstags höchft abfällig kritisiert und erklärt, er lehne den westlichen Barlamentarismus für Baden   und für Deutschland   ab, wäre an sich noch fein Unglück, denn es ist jedem erlaubt, aus den Tatsachen zu lernen. Zu einem Un­glück wird der Brief erst dadurch, daß Prinz Mar in seiner Antrittsrede am 5. Oftober versicherte: Was mich selbst betrifft, so müssen meine früheren, vor einem anderen Hörerkreise ge­haltenen Reden bezeugen, daß sich in der Vorstellung, die ich von einem fünftigen Frieden hege, feinerlei Wandlung in mir vollzogen hat, seitdem ich mit der Führung der Reichsgeschäfte beauftragt bin."

Man steht or einem Rätsel und kann sich der Tatsache nicht verschließen, daß das Ansehen, das sich der neue Reichskanzler durch seine erste Rede gewann, durch diese Briefaffäre einen Stoß erhalten hat. Gerade weil unser bisheriger Regierungs­furs an Sweideutigkeit litt, die vom Auslande als beabsichtigte Unwahrhaftigkeit gedeutet wurde, erscheint es als ein außer­ordentliches Mißgeschick, daß das Bild, das man sich vom Leiter der neuen Regierung machte, eine solche Trübung erfahren hat. Der Brinz hat zu dieser peinlichen Affäre Erklärungen ab­gegeben, die darin gipfeln, er miniche auf feinen al dak seine Person zu einem Hindernis für den abzuschließenden Frieden werden könne. Er hat manches andere hinzugefügt, was den Sachverhalt psychologisch erklärt. Der fatale Brief ist an einen Mann gerichtet, der lebhaft für den Frieden eintrat, dabei aber Methoden wählte, die ihn in den( leicht zu erwerbenden) falschen Verdacht brachten, er nehme gegen Deutschland   für die Entente Partei. Am 17. Dezember hatte Bring Mag von Baden eine biel beachtete Nede über das Moratorium der Bergpredigt", die Ausschaltung christlicher Grundsätze durch den Weltfrieg, gehalten, die ihm die lebhaftesten Glückwünsche des Brinzen Hohenlobe einbrachte. Um diesem mun zu zeigen, daß er feineswegs sein Mann sei, aus dem Widerspruchsgeist heraus, vielleicht auch in der Abficht, den Adressaten tüchtig von den Stopf zu stoßen, fchrieb Bring Mar jenen Brief, ohne zu be-. denken, welches Unheil später einmal durch seine Veröffent­lichung angerichtet werden konnte. Der Prinz glaubte offenbar sehr politisch zu sein, indem er zwischen sich und seinen un­willkommenen Anbeter einen möglichst dicken Trennungsstrich war es aber nicht.

zog

So hat sich aus der Veröffentlichung des Briefes eine un­gemein schwierige Lage ergeben, weil man auf alle Fälle awischen zwei Uebeln steht, und es sich nur darum han­delt, wodurch größerer Schaden angerichtet wird: dadurch, daß der Bring bleibt, oder dadurch, daß er geht.

Die bürgerlichen Parteien stehen auf dem Stand­punkt, daß die schädlichen Folgen überwiegen würden. Durch einen neuen Ranzlerwechsel in so furzer Zeit würde die Un­ficherheit nach innen und außen nur noch vermehrt werden.

nur gefagt foerden, daß fie in erster Linie für die eigenen Was die Sozialdemokratie betrifft, so soll heute Parteigenoffen in der Regierung verantwortlich ist, zu denen bekanntlich der Bring Mar nicht gehört. 13 eine außerhalb der Parteien stehende, im Ausland angesehene, im Inland Ein Entrefilet des Gelair", betitelt. Ein Wort Elemen einflußreiche Bersönlichkeit ist er von den bürgerlichen Bar­ceaus", erzählt, daß Clemenceau   am Dienstag in den Couloirs teien, besonders aus den Kreisen der Fortschrittlichen Volks­der Kammer von Journalisten über die Entscheidung Bilions be- partei angelegentlichst empfohlen worden, und nach kurzer Bern  , den 14. Oktober.  ( Eig. Drahtbericht des Borwärts".) fragt wurde. Dann folgt ein großer leerer Fled. Stehen geblieben Ueberlegung trug auch die sozialdemokratische Fraftion fein Der Washingtoner Korrespondent des Petit Barisien" depeschiert: find nur die Schlußworte: und entfernte fich. Der 8enfor Bedenken, sich an der Konstruktion einer demokratischen Regie­Es widerspräche der Wahrheit, zu behaupten, daß die Note Wilfons strich das Wort Elemenceau 3. in Washington   nicht überraschte. Aber übertrieben sei es, mit rung unter Führung eines Prinzen zu beteiligen. Die erften Senator Lodge zu behaupten, daß sie überall lebhaftes Havas veröffentlichter Bericht über die Aufnahme der denn die Antrittsrede des neuen Reichskanzlers machte überall Neben diese Aeußerungen sei gestellt, was ein von Erfahrungen sprachen auch durchaus für dieses Experiment, vergnügen hervorgerufen habe. Es geschieht nicht zum ersten­mal, daß der Präsident der allgemeinen Meinung deutschen   Antwort an Wilson in Frankreich   den besten Eindruck. Nun ist aber durch die Veröffent­entgegenhandelt, aber schließlich sich als derjenige erweist, fagt. Er lautet nach der Nordd. Allg. 8tg.": Die Pariser lichung jenes Briefes, von dessen Eristenz natürlich niemand eine der den Intereffen des Landes und der Zivilisation am besten diente. Bresse stellt einmütig feft, daß die Antwort Deutsch   Ahnung hatte und den der Prinz selbst vergessen zu haben Es wäre unrichtig, zu behaupten, daß der Präsident gestern den lands eine Stapitulation bedeute, die dura die schien sonst hätte er die Beständigkeit seiner Auf­diplomatischen Verhandlungen das Tor geöffnet habe, Straft der Truppen der Alliierten hervorgerufen wurde. Sie fassungen nicht so hervorgehoben, wieder einmal ein unbe­

denn tatsächlich war das Tor nie geschlossen. früht, die Note Wilsons jetzt zu interpretieren.

Es wäre verift aber auch der Anficht, daß diese Annahme geeignet set, rechenbarer Faktor in die Politik eingetreten, eine jener unbeim­welche man Wilfon allzuschnell zuschreibe, würden gewöhnlich direkt fordern eine glatte und einfache Unterwerfung. Die Alliierten Streiche gespielt haben. Die Absichten, die Distuffion mit Wilson zu verlängern. Die Zeitungen lichen Schicksalstücken, die der deutschen   Politik schon so viele durch Ereignisse widerlegt. Die vorstehende Weldung des offiziösen Blattes scheint das find in jeder Hinsicht imstande, dies zu erzwingen. Wir Was immer nun auch werden mag, notwendig bleibt auf Publikum vorbereiten zu wollen, daß die Regierung werden die Ergebnisse eines vollen militärischen Steges er alle Fälle, daß der volkstümliche Charakter der neuen Regierung. von der durch die Chauvinisten preffe festgehaltenen balten, wenn die Operationen fortgesetzt werden. Die die ja nicht nur aus einer Person, sondern aus einem Kol­Berichmetterungsparole abridt. Entente ist nicht geneigt, ihre Anstrengungen legium besteht, und die unbedingte Aufrichtigkeit

Bern  , den 11. Oktober.  ( Eig. Drabtbericht des Vorwärts", einzustellen, bevor sie das höchstmaß ihrer ihres Strebens gegen alle Anzweiflungen sichergestellt wird. verspätet eingetroffen.) Während der Petit Parifien" die Ant militärischen Anstrengungen erreicht hat. Dazu gehört vor allem, daß der in Angriff genommene Aus­wort Wilfons Wilfons ein äußerst gefchidies Gegen Foch   ist überdies einzig berechtigt, über diesen Waffenstillstand bau der demokratischen Steformen rasch und mit manöver nennt, bezeigt die Chauvinisten- und Finanzpresse zu entscheiden, den die Deutschen   so schnell nötig haben, fräftiger Entschiedenheit durchgeführt wird. Wir rechnen dazu einen faum ber boblenen erger. Temps" und Journal" wenn es Wilson für geeignet hält, dieses Verlangen Deutsch  - u. a. die. Alenderung des Artikels 11 der Reichsverfassung in weisen darauf hin, daß der Waffenstilstand zur Kompetenz des lands zu übermitteln. dem Sinne, daß der Seichstag über Krieg und Frieden ent­