Einzelbild herunterladen
 

Nr. 285. 35. Jahrg.

Bezugspreid:

Bierteljabri.5,40 L, monatl, 1,50, frei ins Baus, borauszahlbar. Einzelne Rummern 10 Pfennig. Bostbezug: Monatlich, vom Bosschalter abzuholen 1,80 R, bom Briefträger ins Haus ge bracht 1,94 L Unter Kreuzband für Deutschlard und Desterreich- Ungarn 4, ML, für das Abrige Ausland 5,50 M. monatlich. Berland ins Felb bei birefter Beftellung monatl. 2,-. Boftbestellungen nehmen an Däne mart, Holland  , Luxemburg  , Schweden  und die Schweis. Eingetragen in die Bolt- Rettungs- Breisilfte, Ericheint täglich.

Telegramm.breffe

.Sozialdemokrat Berita  ",

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

10 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die fiebengespaltene Solonelzeilefoflet 80 Big. Sleine Anzeigen", das fettgebrudte Wort 30 Pig.( aufäffig 2 fettgebrudte Worte), jedes weitere Bort 15 Bfg. Stellengesuche und Schlafftellenanzeigen das erste Bort 20 Big., jedes weitere Bort 10 Bfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für ginei Borte. Teuerungszuschlag 30% Familien- Anzeigen. polififche und gewertschaftliche Vereins- Anzeigen 70 Bfg. die Beile. Anzeigen für ble nächste Nummer müssen bis 5 thi nachmittags im Hauptgeschäft. Berlin  8.68, Lindenstraße 3, abgegeben werden, Geöffnet von 8 1hr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Vernsprecher: Amt Mozisolas, Nr. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 16. Oftober 1918.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Wernsprecher: Amt Merisples, Nr. 151 90-151 97.

Neue Note Wilfons.

Washington  , 14. Oftober.( Deuter.) Der Staatssekretär hat heute nachmittag dem interimistischen Geschäftsträger der Schweiz   und Bertreter der deutschen   Interessen in den Ver­ einigten Staaten   folgende Note bekanntgegeben:

Staatsdepartement bom 14. Oftober.

Das Ergebnis der Wahl in Berlin   I.

Stichwahl zwischen Kempner und Heimann. Wahlkreis gestaltete sich folgendermaßen: Das Ergebnis der geftrigen Reichstagserfahwahl im ersten Kempner( Fortschr. Volkspartei)

Mein Herr! In Beantwortung der Mitteilung der deut­ schen   Regierung vom 12. Oftober, welche Sie mir heute über- Berliner  geben haben, habe ich die Ehre, Sie um die Uebermittlung folgender Antwort zu ersuchen:

**** Heimann( Soz.)

2294

1720

Müller( Unabhängiger)

513

Gellert( tons. sog. Angestelltenpartei). Bersplittert

180

49 2373

Absolute Mehrheit.

Die uneingeschränkte Annahme der von dem Präsidenten der Bereinigten Staaten in feiner Botschaft an den Kongreß der Vereinigten Staaten   vom 8. Januar 1918 und in seinen folgenden Botschaften niedergelegten Bedingun­gen von seiten der jetzigen deutschen   Regierung und einer großen Mehrheit des Deutschen   Reichs- Stichwahl tags berechtigen den Präsidenten, eine offene und di refte Erklärung seines Entschlusses hinsichtlich der Mit­teilungen der deutschen   Regierung vom 5. und 12. Oftober 1918 abzugeben. Es muß Klarheit darüber bestehen, daß die Durchführung der Räumung und die Bedingungen eines gen wird, welche in diefer grundlegenden Waffenstillstands Angelegenheiten find, welche dem ragegegeben werden können. Es ist unumgäng­Urteil und dem Nat der militärischen Berater der lich, daß die gegen Deutschland   assoziierten Regierungen un­Regierung der Vereinigten Staaten   und der alliierten Regie- zweideutig wiffen, mit wem fie verhandeln. rungen überlassen werden müssen, und der Präsident fühlt sich berpflichtet zu erklären, daß keine Regelung von der Regie. rung der Vereinigten Staaten   angenommen werden kann, die nicht

böllig befriedigende Sicherheiten und Bürg­fchaften für die Fortbaner der gegenwärti.

Der Präsident wird eine besondere Antwort an die Kai­ferlich- Königliche Regierung von Defterreich- Ungarn absenden. Empfangen Sie, mein Herr, die erneute Bersicherung meiner Hochschätung. Robert Lansing.

aber stellten diese Regierungsmethoden, die jett ja auch, in Deutschland   tatsächlich abgeschafft find, seit dem Sturz des russi­schen Barismus eine gänzlich vereinzelte und darum unhaltbare Regelwidrigkeit im Bölferleben dar. Dem Namen nach unterscheidet man amischen Republiken und Monarchien. Die Republiken haben sich den größten Teil der Welt erobert. Wo aber noch Monarchien bestehen, wie z. B. auch in einigen der gegen uns verbündeten Länder, ist der Krone lediglich die Aufgabe der äußeren Repräsentation verblieben, während die eigentlichen Regierungsgeschäfte in die Hand einer aus der Boltsvertretung hervorgegangenen obersten Behörde gelegt find.

Deutschland   befindet sich in diefem Augenblick im Ueber­gang zum demokratischen Regierungssystem, der in seinem zwischen Kempner und Heimann am 29. d. m. wesentlichsten Teil schon vollzogen ist, während an seinem Aus­bau rüftig gearbeitet wird. Noch ehe die neue Note Wilsons Wetteres stehe Beilage. in Berlin   bekannt war, hatte der Bundesrat beschlossen, dem Reichstag   eine Wenderung des Artikels 11 der Verfassung vorzuschlagen, wodurch die eigentliche Entschei­dung über Krieg und Frieden der Boltsvertretung überlassen wird. Das von der Regierung angenommene Brogramm der Mehrheitsparteien fordert Unterstellung der Militärgewalt unter die Zivilgewalt und Beseitigung aller militärischen Stellen, die der Beeinflussung in politischen Angelegenheiten dienen. Ein weiterer Schritt, der nötig fein wird und der nicht erst von den Gegnern gefordert zu werden braucht, weil er b schen Volke selbst verlangt wird, ist die Ernennung und Verabschiedung der Offiziere durch einen dent Reichskanzler Die neue Note des amerikanischen   Präsidenten unter- minister. Der unverantwortliche Einfluß des Geheimen Mili­unterstellten und der Boltsvertretung verantwortlichen Kriegs­gen militärischen Ueberlegenheit scheidet sich von ihrer letzten Vorgängerin dadurch, daß fie feine tärkabinetts, der von den Parteien der Linken, ganz besonders der Armeen der Vereinigten Staaten   und der Alliierten an der genauen Fragen stellt, deren Beantwortung unmittelbar ge- bon der Sozialdemokratie, schon vor dem Kriege bekämpft wurde, Front schafft. Er hat das Vertrauen, daß er als sicher an- fordert wird, sondern vielmehr eine Darstellung der weiteren würde dadurch ausgeschaltet werden. nehmen kann, daß dies auch das Urteil und die Entscheidung Absichten des Präsidenten gibt, die natürlich forgfältige Das deutsche Bolt büßt heute bitter die politischen Fehler, der alliierten Regierungen sein wird. Der Präsident hält es Ueberlegung erfordert. auch für seine Pflicht, hinzuzufügen, daß weder die Regierung Auch die neue Note Wilsons zerfällt in einen militäri- verliehen, die Demokratifierung aller Staatseinrichtungen die es begangen hat. Hätte es der Sozialdemokratie die Kraft der Vereinigten Staaten   noch er defen ganz sicher ist, daß die ichen und in einen politischen Teil. Was den ersten be- schon vor dem Kriege durchzusetzen, dann wäre ihm wer Regierungen, mit denen die Bereinigten Staaten als Strieg- trifft, so ist zunächst zu sagen, daß die Wünsche, die er bor- weiß wieviel erspart geblieben, zum mindesten dies, daß eine führende assoziiert sind, einwilligen werden, einen Waffen- bringt, am raschesten und sichersten durch den sofortigen von den eigenen Wolfsgenossen bertretene Forderung nun als stillstand in Erwägung zu ziehen, solange die Streitkräfte Eintritt des Waffenstillstandes Erfüllung finden eine Forderung der Gegner im Kriege erscheint, und daß der Deutschlands   fortfahren, die würden. Mit dem Waffenstillstand hört der unbeschränkte Bersuch gemacht wird, ihm von außen her aufzuerlegen, was ungefehlichen und unmenschlichen Brattiken U- Boot- Krieg, den wir Sozialdemokraten bekämpft haben, und längst seine eigene Lebensnotwendigkeit gewesen ist. auszuüben, bei denen fie noch verharren. Zu derselben Zeit, sicherung des deutschen   Generalstabs auf das militärisch Not- suchen der deutschen   Regierung, der Präsident möge die Her. hören die Zerstörungen des Rückzugs, die fich nach der Ver- Die Note Wilfons enthält nod) teine Busage auf das Er­wo die deutsche Regierung an die Regierung der Vereinigten wendige beschränken, von selber auf. Den Passagieren der auf beiführung des Friedens in seine Hand nehmen. Staaten mit Friedensvorschlägen herantritt, find ihre 11- See befindlichen Schiffe wird dadurch das Leben gerettet, die Offenbar schweben noch zwischen Wilson und seinen Berbündeten Boote damit beschäftigt, auf der See Bassagierschiffe zu ver- Bevölkerung der vom Kriege betroffenen Gebiete und die Berhandlungen, deren zu erwartendes Ergebnis durch die neue fenken, und nicht nur die Schiffe, sondern auch die Boote, in Kämpfer selbst werden vor unsäglichen Leiden bewahrt. Die Note in ihrer mutmaßlichen Richtung angedeutet wird. Die denen ihre Passagiere und Befagungen verfuchen, fich in gegenwärtige deutsche Regierung würde zudem mit dem festen Bause wird durch den mißtönenden Lärm franzöſiſcher und Sicherheit zu bringen. Die deutschen   Armeen schlagen bei Willen in die Verhandlungen eintreten, durch sie den dauern englischer Blätter ausgefüllt, der wahrlich nicht danach klingt, ihrem jebigen erzwungenen Rückzuge aus Flandern   und den Frieden der Welt zu sichern. Wenn die Gegenseite mit als ob ein Frieden der allgemeinen Weltversöhnung unmittel­Frankreich einen Weg mutwilliger Zerstörung ein, der gleichen Abficht zur Beratung fommt, verlieren weitere Ab- bar bevorstände. der immer als direkte Verlegung der Regeln und Gebräuche machungen über die fünftige Kriegführung ihre aktuelle Be­der zivilisierten Kriegführung betrachtet wurde. Die Städte und Dörfer, wenn sie nicht zerstört sind, sind von allem, was deutung. Die zum Teil überaus weitgehenden Forderungen der an­scheinend inspirierten englischen und französischen   Bresse machen fie enthalten, oft fogar ihrer Einwohner, beraubt. Es kann die Räumung der besezten Gebiete und die Bedin- spannen. Das deutsche Volt ist heute friedensgeneigt wie Präfident Wilson erklärt weiter, daß die Entscheidung über ben dringenden Rat nötig, den Bogen nicht an über­nicht erwartet werden, daß die gegen Deutschland   affo­ziierten Nationen einem Waffenstillstand zustimmen werden, gungen des Waffenstillstandes den Militärs der Gegenseite noch nie, es arbeitet an seiner demokratischen Erneuerung und ziierten Nationen einem Waffenstillstand zustimmen werden, vorbehalten bleibe. Ueber die Absichten der Gegenseite in dieser ist bereit, dem Gedanken eines durch den Völkerbund gesicherten folange die unmenschlichen Handlungen, Blün­derung und Verwüstung, fortgesetzt werden, auf die Beziehung Näheres zu erfahren, ist der Zweck der gemischten Friedens große Opfer zu bringen. Ein Rückschlag dieser Stim­fie mit Recht mit Schrecken und empörtem Herzen hinblicken. Militärkommission, deren Einsetzung Deutschland   vorgeschlagen mung ist nicht unmöglich, wenn sich der Eindruck verstärkt, daß Es ist auch notwendig, damit keine Möglichkeit eines Mißver- Trümpfe in der Hand zu haben und wollen fich diese nicht durch Wolfe einer legten Berzweiflungskampf zu erfaren. Ob diefer hat. Die Gegner glauben, für die weitere Kriegführung alle man auf der anderen Seite nicht geneigt ist, dem deutschen  ständnisses entstehen kann, daß der Präsident mit großem Nachdrud( very solemnly) die Aufmerksamkeit der Regie. Bedingungen für den Waffenstillstand, die für fie ungünstig Kampf dann unter der gegenwärtigen oder unter einer anderen rung Deutschlands   auf die Fassung und die flare Absicht find, aus der Hand nehmen lassen. Es handelt sich dabei ganz Regierung geführt werden würde, jedenfalls kämen durch ihn, ( to the language and plain intent) einer der Friedens. offensichtlich um Fragen, die nur in Besprechungen von An- ganz abgesehen von der neuen unermeßlichen Bernichtung von bedingungen lenkt, welche die deutsche Regierung jebt ange- gesicht zu Angesicht erledigt werden können. Diese Besprechum- Menschenleben, auch zwei ideelle Güter in Gesagt, deren Er­nommen hat. Sie ist enthalten in der Botschaft des Präfi- gen so bald wie möglich herbeizuführen, müßte eine reichung nach den Versicherungen der Gegner der eigentliche denten, die er am 4. Juli d. J. in Mount Bernou ge- dringende Angelegenheit für jeden sein, der eine überflüffige Sinn des Krieges fein soll: die Demokratisierung Deutschlands  halten hat. Sie lautet wie folgt: Die Verlängerung des Bölfergemegels vermeiden will. und die Errichtung eines Bölferbundes zur dauernden Siche In politischer Beziehung glaubt Wilson noch einmal auf rung des Friedens. Das Scheitern der gegenwärtigen Friedens­Vernichtung jeder willkürlichen Macht jenen Bunft seines Friedensprogramms hinweisen zu müssen, bestrebungen fönnte vielleicht wieder die alten Mächte zur Herr­überall, die für sich, geheim und nach eigenem Belieben den der die sichere Ausschaltung des persönlichen Ste- schaft bringen, denen die Volfsregierung ein Greuel ist und die Frieden der Welt stören kann, oder, wenn sie jest nicht giments verlangt. Da die neue Regierung des deutschen  ( ganz wie Clemenceau   und die Londoner Morningpost") die bernichtet werden kann, mindestens ihre Herabminderung Volkes bereits erklärt hat, daß fie fich die Grundsätze Wilsons dee eines Wölferbundes als utopie berlachen. zu tatsächlichem Invermögen und( folgt eine Tele- ganz zu eigen mache, ist es klar, daß sich die Annahme auch auf grammberstümmelung)." Die Macht, welche bisher diesen Punkt bezieht. Großes fann jetzt werden, wenn bald Waffenstillstand bie deutsche Nation beherrscht hat( controlled) wird, wenn die Verhandlungen beginnen und einen allgemei­Die Ausschaltung des persönlichen Regiments ist eine For- nen Bustand herbeiführen, mit dem das deutsche Volt sich ab­ist von der Art, wie sie hier beschrieben wird. derung, die dem deutschen   Volte keineswegs erst bon außen finden kann. Großes fann aber auch vernichtet werden, wenn Die deutsche Nation hat die Wahl, dies zu ändern. aufgedrängt zu werden braucht. Die sozialdemokratische die Prediger der rücksichtslosen Zerstörung, der unversöhn­Die eben erwähnten Worte des Präsidenten bilden natürlich Partei, die bei der letzten Wahl mehr als ein Drittel des lichen Unterwerfung drüben die Oberhand behalten. Jetzt eine Bedingung, die vor dem Frieden erfüllt werden deutschen   Volkes unter ihren Fahnen vereinigte, hat diese For- wird über die Zukunft der Menschheit für Jahrhunderte ent­muß, wenn der Frieden durch das Vorgehen( by the action) berung stets aufs eindringlichste vertreten. Ueber ihre unbe- fchieden. Mögen alle, die auf den Gang der Ereignisse Ein­des deutschen   Volkes selbst kommen soll. Der Prä- dingte Notwendigkeit dürfte aber heute in feinem nennens- fluß haben, die Neutralen, die Sozialisten, Arbeiterparteiler fident hält sich für verpflichtet zu erklären, daß die ganze werten Teil des deutschen   Volkes noch irgendein Zweifel bestehen. und ehrlichen Friedensfreunde des Auslandes das Ihre dazu Durchführung des Friedens feiner Ansicht Denn erstens einmal ernten wir jegt die Früchte des alten tun, daß das von der neuen deutschen   Regierung angenom­nach von der Bestimmtheit und bem befriedi- Systems, erhalten wir Lehren von eindringlicher Schärfe über mene Programm Wilfons nicht in sein Gegenteil verkehrt und genden Charakter der Bürgschaften abhän- das gänzliche Versagen veralteter Regierungsmethoden. Dann laur Frage entstellt wird. Die deutsche Sozialdemokratie, un­