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Nr. 288. 35. Jahrg. 35.Jahrs.

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Blerteabc5,40 XL monatl, 1,80, fret ins Haus, borauszahlbar.inzelne Rummern 10 Pfennig. Bolbezug: Ronatich, bom Boftichalter abzuholen 1,80 1, bom Briefträger ins Haus ge bracht 1,94 Mt Unter Streusband für Deutichlar b und Defterreich Angarn 4,- Mt. für das übrige Ausland 5,50 L. monatlich. Berlanb ins Felb bei direfter Bestellung monatl.2,- Bostbestellungen nehmen an Däne­mart, Solland, Buxemburg, Schmeben und die Schwetz. Eingetragen in die Boft- Beitungs- Breisliste. Erichetni täglich.

Xelegramm bree

.Gozialbemotrat Berite,

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

10 Pfennig

Anzeigenpreis:

Deflebengelpaltene Rolonelzeiletoflet 80 g leine Anzeigen", bas fettgebrudte Wort 30 Big.( guläfftg 2 fettgebrudte Borte), jedes weitere Bort 16 Big. Stellengesuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wort 20 Big, jedes weitere Bort 10. fg. Borte über 15 Buchstaben zählen für mei Borte. Leuerungsquilag 30%- Samilien- Anzeigen, politische und gewerfichaftliche Bereins- Anzeigen 70 Big die Seile. Angeigen für bie nächste Nummer müssen bis 5 th nachmittags im Hauptgeschäft. Bertin 8.68, Lindenstraße 3, abegeben werden, Geöffnet bon 8 1hr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: GW. 68, Lindenstraße 3.

Wernbrecher: Ami Morinvias, Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 19. Oftober 1918.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Wernibrecher: Am: Morisblag, str. 151 90--151 97.

Rückzug in Mordfrankreich und Belgien .

Die deutsche Antwort an Wilson.

Der Text der deutschen Antwort an Wilson wird im Laufe des heutigen Lages seine Schlußredaktion erfahren. Ueber den Inhalt tann noch nichts Bestimmtes gemeldet werden, da endgültige Entschlüsse noch nicht gefaßt sind. Die bisherige Haltung der Regierung in der Friedensfrage läßt bermuten, daß man über Meinungsverschiedenheiten mit den Gegnern das Ziel, den Frieden, nicht aus den Augen berlieren wird. Es dürfte weder die Neigung bestehen, sich den Wünschen der französischen Chauvinistenpresse bedingungs­Ios zu fügen, noch die Absicht, den mit Festigkeit beschrittenen Weg aufzugeben.

Die Kriegszeitung" bes Lokalanzeigers läßt sich von militärischer Seite sagen, daß fein 8wang zur Liquidation" bestehe. Die Ausdrücke Zwang" und Liquidation" find rcichlich unbestimmt und geben weiten Auslegungen Spiel­raum. Statt bon so unbestimmten Dingen zu sprechen, ist es besser, sich an das vorliegende Konkrete zu halten, und das ist der Friedensschritt der Regierung vom 5. Oftober. Diefer ist, sobiel uns bekannt, von der obersten Heeresleitung nicht bloß nachträglich gebilligt, sondern befürwortet und angeregt worden.

Keine Antwort an Oesterreich .

Washington, 17. Oftober.( Reuter.) Amtlich wird mitgeteilt, daß an Oesterreich keine Antwort geschickt werden wird, bis Deutschland endgültig auf die Note Wilsons vom Montag geantwortet hat.

Lord Milners Hauptziel. Bernichtung des Militarismns- Bestrafung aller Wer­antwortlichen- Die Waffe der englischen Gerechtigkeit. Nach dem Hollandsch Nieuwsbureau hatte ein Mitarbeiter des pening Standard" eine Unterredung mit dem Kriegsminister 2ord Milner, in der dieser unter anderem sagte:

Der vollkommene Sieg ist jetzt bevorstehend. Es ist die Auf­gabe der Diplomatie und der Völker selbst, festzustellen, was durch den Endsieg erreicht werden kann. Diefer Endsteg bedeutet bie, Vernichtung des preußischen Militarismus und die Bestrafung aller verantwortlichen Personen. Die Wiederherstellung der berwüsteten Gebiete und die Grenzfragen find Nebensache. Die Erreichung des Hauptzieles geht vor, alles andere folgt automatisch nach."

Milner sagte auch, daß es in Deutschland viele Leute gebe, bie nicht viel vom Militarismus halten. Die große Masse des Volfes fei gegen den Militarismus, weil er das Volk zur Nieber­lage geführt und ihm Erniedrigung gebracht hat. Das Bolt werde, genau wie die Alliierten es tun, darnach streben, den Militarismus zu vernichten. Das Ziel sei nur durch den vollkommenen Sieg zu erreichen, der Deutsch­ Land zur Kapitulation führe oder zu einem Waffenftill. stand unter Bedingungen, die die militärische Ueberlegenheit der Alliierten nicht schwächen, sondern nur stärfen können. Milner schloß:

Wir dürfen die Gerechtigkeit nicht außer acht laffen. Bern aber der Krieg durch Besprechungen mit den Deutschen beendet werden soll, dann muß erst erklärt werden, daß die IIiierten recht haben, wenn sie das Breußentum als den Feind Deutsch­ lands bezeichnen. Das Volk muß seine Belehrung, ehe die Entente davan glaubt, beweisen."

Nach einem Amsterdamer T.- Bericht erflärte Lord Milner es für möglich, daß der Widerstand der deutschen Armee und des deut­ schen Volkes gestärft werden könnte, wenn die Alliierten nicht ein greifende Aenderung der Regierung in Deutschland forderten. Wei­ter erinnerte Milner daran, daß die Deutschen das Regierungs. system bereits mit neuen Personen reformiert hätten und daß eine gänzliche Revolution des deutschen Regierungs­systems im Gange sei. Man müsse nicht voreilig an Betrug glauben; diejenigen, welche augenblicklich die Macht in Deutschland besigen, seien dem Reichstag verantwortlich. Es liege im In­teresse der Alliierten, abzuwarten, welche Regie rungszustände fommen werden. Deutschland sei fein bolschemistisches Chaos Die englische Politik bezwede einen mili­tärischen Sieg, um die Deutschen zur bedingungslosen Untertoer­fung oder zu einem Waffenstillstand zu zwingen, dessen Bedingun gen den preußischen Militarismus machtlos machen würden.

Nene

Räumung von Ostende , Tourcoing , Roubaix , Lille und Douai Schlacht zwischen Oise und Le Cateau Schwerer Kampf bei Alisonville. Berlin , 18. Oftober 1918, abends. Ami Itd. Zwischen Le Catean und der Oise find er nrute Durchbruchsversuche des Feindes gescheitert.

Auch in Flandern nördlich der 2ys und au der Aisne beiderseits von Ronzier 8 und westlich von Grandpré wurden lebhafte feinds liche Angriffe abgewiesen. An der Maas ruhiger Tag.

Atlig. Gretes aptquartier, ben 18. Dt­tober 1918.

Weftlicher Kriegsschanplay.

In den letzten Tagen haben wir Teile von Flandern umb Nordfrankreich mit den Städten Oftende, Touresing, Roubaix , 2ille und Donai geräumt und rückwärtige Linien bezogen. Zwischen Brügge und der 2 y fieß der Feind gefter n vielfach mit stärkeren Kräften nach. Er wurde abgewiesen. Englische Kompagnien, die nördlich von Rostrit über die 2y8 bordrangen, warden im Gegenangrif wieder zurid geworfen. Deftlich von Lille and Denai besteht nur lose Gefechts­falang mit dem Geguen.

Zwischen Le Catean amb ber Dife IR bie Schlacht bost nenem entbrannt. Engländer, Franzosen und Amerikaner suchten wiederum unter Einfaz gewaltiger Rampfmittel unsere Front an burchbrechen. Beiderseits von Le Catean find Angriffe bes Feindes vor unseren Linien gescheitert Dertlige Ein­bruchstellen wurden im Gegenstof wieber gesäubert. Zwischen Le Cateau und Aisonville drang der Gegner an einzelnen Stellen in unsere Linien ein. Nach wechselvollem Kampf brachten wir den Feind vor unserer Artillerie an der von Le Catean und Waffigny führenden Straße bei 2 a Ballée Rulatre mnd Mennevret, sowie nordöstlich von Aisonville zum Stehen. Wo der Feind darüber hinaus vordrang, warten ihn unsere Gegenstöße wieder zurüd. Aison. ville und die südlich anschließenden Linien wurden gegen mehrfachen Ansturm des Feindes gehalten. Auch am Nachmittage find vor ihnen erneute Angriffe gescheitert. Ebenso blieben die gegen die Difefront nördlich von Oriany gerichteten feind­lichen Angriffe phne Erfolg.

An der Ais ue seşte der Weguer feine heftigen Angriffe ßlich von Oligy sort. In hartem Kampf wurde er abge wiesen. Breußische Jäger führten westlich von Granbpré, Brandenburger und Sachsen auf dem Ostufer der Maas erfolgreiche Angriffsunternehmungen durch.

SHS

Bon Hermann Wendel

Wenn über einem ganzen Haus das Dach zusammen­stürzt, redet man nicht mehr über die Einrichtung eines ein­zelnen Zimmers, und darum fönnte eine Erörterung der Südslawenfrage in Defterreich- Ungarn in einem Augenblick müßig erscheinen, da die Eristenafrage aller Nationalitäten, auch der Deutschen , in der Donaumonarchie aufgerollt ist und die Ereignisse sich derart überhaften, daß auch die eilige Feder ihnen faum zu folgen vermag. Aber das Problem der Südslawen ist doch von ganz besonderer Bedeu­tung, denn aus seinem Chaos stieg nicht nur das blutige Ge­Stirn des Weltkriegs auf, sondern anders als die tschechische, polnische, italienische und rumänische greift die südslawische Frage auf beide Hälften des Habsburgerreichs über.

Wenn der deutsche Spießbürger am Stammtisch von un­serem Bundesgenossen an der Donau " ſchwadro­nierte, meinte er nur die Deutschösterreicher und die Ma­gyaren, und insbesondere die eineinviertel Millionen Slo­wenen in Kärnten , Strain, Küstenland und Steiermart, die drei Millionen Kroaten in Kroatien , Sildungarn, Bosnien Herzegowina und Dalmatien , die zweieinhalb Millionen Ser­ben in den gleichen auch von den Kroaten eingenommenen Landesteilen fable beichtlicy her bent sougen Maufefallenhändlernationen" aufammen, gerade weil er von Wert und Wesen dieser aufsteigenden und aufstrebenden Böl­ferschaften auch nicht einmal eine dunkle Ahnung hatte. Aller­dings erinnerte auch die staatliche Form, in die 1867 das Völkergemisch der habsburgischen Monarchie gegossen worden war, an jene berflungene Seit, da die armen und zurückge­bliebenen slawischen Bauernvölfer in allem und jedem Heloten und Hintersassen der entwickelteren geschichtlichen Nationen", der Deutschen und Magyaren gewesen waren; namentlich auf die politische Rechtsminderheit der Südslawen drückte der Dualismus sein Siegel, die, ob Kroaten , Serben oder Slo­wenen, an sich ein Volk bildeten und gleichwohl durch künft­liche Gitterstäbe voneinander ferngehalten wurden; feit 1878 lebten Südflamen in nicht weniger als acht verschiedenen Ver­waltungseinheiten, in Ungarn , in Kroatien , in Bosnien- Her­ zegowina und in fünf österreichischen Kronländern. Aber selbst wo innerhalb eines solchen Berwaltungsgebiets Süd­ slawen die Mehrheit oder eine starke Minderheit hatten, fam durch mittelalterliche Wahlverfassungen, geriffene Wahlkreis­einteilung und Aehnliches ihre Zahl nicht in entsprechendem politischem Einfluß zur Geltung. Bei den Wahlen zum Wie­ ner Reichsrat entfiel auf 43 000 Deutsche , aber erst auf 55 000 Südslawen ein Mandat, im ungarischen Reichstag hatten die nichtungarischen Völker nur 7 Prozent der Size inne, wäh­rend sie im Bande über die Hälfte der Bevöfferung ausmach ten, in Rärnten entsandte das slowenische Drittel der Be­völkerung nur zwei Vertreter in den Landtag, und in Arain mit 94 Prozent slowenischer Bevölkerung wählten ganze 53 deutsche Großgrundbesiber ein Viertel der Abgeordneten und verfügten so über das Einspruchsrecht in wichtigen Fragen. Diese Niederhaltung der Südflaten ging glatt von­ftatten, solange in ihre weltabgeschiedenen dörflichen Idyllen nichts vom Zugwind der neuen Zeit bineinblies; der IIy­ris mus in den dreißiger Jahren beschränkte sich auf die schwärmenden Köpfe der spärlichen Intelligenz, 1848/49 wur­den Serben und Kroaten als Kanonenfutter des Absolutis­mus verbraucht und nachher um ihren Lohn geprellt, und die augenscheinlich in der vorfäßlichen Abficht, auf diese Weise einen mayer lag mehr auf dem Felde kultureller Erneuerung. Als langjährige fruchtbare Wirksamkeit des Bischofs Stroh­Teil der wirtschaftlichen Frankreichs und Belgiens zu beseitigen, wobei fie schichtslosen Nationen" des Habsburgerreichs mächtig förderte Produktionstraft aber die kapitalistische Entwicklung das Erivachen der ge­auf die Vorteile zählen, welche dies der deutschen Textilindustrie und die Südslawen in breiteren Maffen zum nationalen nach dem Kriege bringen würde. Aber da ergäbe sich die Frage Selbstbewußtsein durchzustoßen begannen, müßten die Macht­der Rohstoffbeschaffung. Die Bürde des Wiederaufbaus haber in Wien und Best das altgewohnte: Teile und herrsche! der zerstörten Maschinenanlagen müßte auf jene noch einmal in raffinierter Weise; die große Partei, die erst fallen, die sie zerstörten. Es würde in der Macht der von Anton Startschewitsch und dann von dem schmieg­Alliierten liegen, Baumwolle und andere Güter von Deutschland fameren ofef& rant geführt wurde, hoffte inbrünstig auf fernzuhalten, bis der Feind den angerichteten Maschinenschaden ein streng fatholisches Großkroatien als Vormacht des ganzen wieder gut gemacht hätte.

Der Erste Generalquartiermeister.

Bubendorff.

Der österreichische Bericht. Bien, 18. Oftober. Amtlich wird verlantbart: Italienischer Kriegsschanplatz.

Westlich des Garda Sees schingen Abteilungen bes Tiroler Landsturm- Bataillons 163 einen italienischen Borstoß ab. Auch sonst vielfach lebhaftere Gefechtstätigkeit.

Balkan - Kriegsschauplas.

Ja Albanien teine größeren Kampfhandlungen. Un ber westlichen und im Tale der südlichen Morawa scheiterten serbische Angriffe.

Der Chef bes Generalfabes.

Südslawentums und bekämpfte die orthodoren Serben bis aufs Blut; umgefehrt waren die Serben unter der huen­Der Haager Nientve Courant" schreibt: Es muß für Bra Sederbaryschen Gewaltherrschaft in Kroatien die ber­Was die Wiederherstellung der verwüsteten Gebiete, die Borb Was die Wiederherstellung der verwüsteten Gebiete, die Lord libent wilson doch wohl ein eigenartiges Gefühl hätschelten Lieblingsfinder der Regierung und blieben den Milner als Nebensache bezeichnet, anbetrifft, so sagte Dr. Addi- sein, daß seine Antwort an Deutschland von der Jin- Kroaten nichts schuldig. Aber auch dieser Krug ging solonge Milner als Nebensache bezeichnet, anbetrifft, so sagte Dr. Addi gopresse jubeln begrüßt wurde, denn diese Presse bat zum Brunnen, bis er brach. m ersten Jahrzehnt unferes son, der Minister für den Wiederaufbau, laut Reutermeldung vor und während des Krieges bewiesen, alles andere lieber als Jahrhunderts streckten fich die feindlichen Brüder die Hände im Verlauf einer Rede in der City hinsichtlich der Bestrafung von eine Bölferbersöhnung zu wünschen. Die Northcliffe- Breffe, die entgegen, unter dem Einfluß des radifal und national ge­Deutschlands Verbrechen", es gäbe nur einen Weg, auf dem vor dem Kriege bereits alles tat, um die Atmosphäre zwischen sinnten jungen Geschlechts fam 1905 die serbisch - kroatische die wirtschaftliche Waffe gegen Deutschland als Schwert der Ge- Deutschland und England zu verschlechtern und während des Koalition im Agramer Bandtag zustande, und nachdem die rechtigkeit Krieges den Haß gepredigt hat, jubelt demjenigen Mann zu, der füdslawische Sozialdemokratie zum erstenmal gebraucht werden könnte. Die Deutschen entfernten entweder Müh- der Kriegsverwirrung ein Ende machen will. Darum muß sich 1909 auf der Laibacher Tagung eine Fahne aufgepflanzt hatte, len und Maschinen, den Groß- und Kleinhandel aus Frankreich Wilson doch wohl fragen, ob fein Ton jest so glücklich wie bei der auf der die nationale Einigung der Serben, Kroaten und und Belgien und schaffen sie nach Deutschland oder zerstörten fie ersten Antwort an Deutschland gewesen ist. Slowenen als Tatsache, ihre nationale Ginigung als Forde­