Nr. 296. 35. Jahrg.
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.Gostaldemokrat Berlin".
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Berliner Volksblatt.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Bernierecher: Amt Moritblas, Nr. 151 90-151 97.
Sonntag, den 27. Oftober 1918.
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Nernibrecher: Amt Mortablas, Rr. 151 90-151 97.
Der Reichstagsbeschluss für Demokratie.
General Ludendorffs Abschied genehmigt.
Der Reichstag hat gestern in dritter Lesung die freiheitliche Aenderung der Reichsverfassung, entsprechend dem gestern hier wiedergegebenen Mehrheitsantrag, beschlossen.
General Ludendorff hat seinen Abschied eingereicht, der bewilligt worden ist.
Von allen Beschlüssen, die vom Deutschen Reichstag zur freiheitlichen Ausgestaltung unserer Verfassung gefaßt worden find, ist der gestrige zweifellos der am tiefsten einschneidende. Durch das Grundgesez des Reiches ist jetzt ausgesprochen, daß fein Reichskanzler im Amte bleiben kann, der nicht das Vertrauen des Reichstags besitzt, dieser hat es somit in der Hand, jeden ihm nicht mehr vertrauenswürdigen Kanzler zu beseitigen und ihn durch einen Mann seines Vertrauens zu erießen. Der Kanzler trägt die Verantwortung für alle Handlungen von politischer Bedeutung, die der Kaiser vornimmt. Die Ernennung und Verabschiedung von Offizieren jeden Grades, vom Leutnant bis zum Feldmarschall; kann fünftig mur unter Berantwortung der parlamentarischen Regierung erfolgen, in deren Hand somit die volle politische Macht übergeht. Daß weder Kriegserklärungen erlassen noch Friedensverträge geschlossen werden können ohne die Zustim mung des Reichstags, ist nur eine selbstverständliche Folge dieser grundstürzenden Renderung.
An dem Tage, an dem dieser Beschluß gefaßt wurde, trug der Heeresbericht nicht mehr die Unterschrift des Generalquartiermeisters, sondern war vom Chef des Generalstabs des Feldheers" unterzeichnet. Das bedeutet, daß Luden dorff geht und Hindenburg bleibt. Aus dem Persönlichen ins Sachliche übersetzt, es bedeutet die Entpolitifierung des Militärs. Ludendorff war der Typ des politischen Generals, Hindenburg ist es nicht, will es in Zukunft nicht fein. Wenn sein Name vielfach zu Dingen mißbraucht wurde, die nicht mehr zur Sphäre des rein Militärischen gehören, so leg das vor allem an seinem bisherigen ersten Ratgeber, der nicht nur ein Soldat, sondern auch ein heißblütiger, all deutsch - konservativer Politiker war. Fortab sollen aber die Soldaten nichts als Soldaten sein, und die Politik wird ausschließlich von der verantwortlichen Regierung geführt.
Man begreift, daß der konservative Redner des gestrigen Tages in die Worte ausbrach, der Antrag der Mehrheit bedeute den Umsturz alles dessen, was seiner Partei das Heiligste gewesen sei, und daß in der konservativen Presse derselbe Ton angeschlagen wird. Ja, es ist aus, wirklich aus mit der konservativen Parteiherrschaft, die im Namen der starken Monarchie ausgeübt worden ist, nichts wird bleiben von dem Glanz und Flitter, das alles liegt auf den flandrischen Schlachtfeldern begraben, und das Volk könnte glücklich sein, wenn dort nichts begraben läge als dies!
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Kämpfe bei Teinze und zwischen Schelde und Lys Schivere Verluste belgischer Bevölkerung Zwischen Schelde und Dise französischer Angriff 60 Kilometer Front Villers le Sec vom Feinde besetzt- Starke Panzergeschwader westlich der Aisne zerEinbruchstelle nordwestlich Herpy.
schossen
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Berlin , 26. Oftober 1918, abends. Amtlich.
In Flandern ruhiger Tag. Teilkämpfe zwischen Schelde und Oise . Von der Oise bis zur Aisne hat der Franzose seine Angriffe fortgefekt. Südlich der Oise wurden sie nach anfänglichem Geländegewinn zum Stehen gebracht, an der übrigen breiten Angriffsfront find sie gescheitert.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 25. Ot tober 1918. Weftlicher Kriegsschauplatz.
Ein gewaltiges dank der glänzenden Tapferfeit unferer Zruppen erfolgreiches Ningen an vielen Teilen der Front.
eeresgruppe Kronprins Rupore t
In der Lys Niederung füdwestlich von Deinze und zwischen der Lys und der Schelde brach der Feind nach heftigem Feuer zu starken Angriffen vor. Bom Nordflügel des Angriffs bis zu der von Kortrik auf Oudenaarde führenden Bahn wiesen wir ihn vor unseren Linien ab. Hierbei haben sich das 6. Garde- InfanterieRegiment unter seinem Kommandeur, Major Nadolny, an der Lys, die 40. fächsische Infanterie- Division am Spitaals Bosschen und das hessische Infanterie- Regiment Nr. 118 unter feinem Kommandeur, Major von Weyrauch, an der Schelde besonders erfolgreich geschlagen. Nördlich der Schelde brachten wir den Feind nach anfänglichem geringen Geländegewinn sehr bald zum Stehen; die ngare Linie zwischen Ingooigem und Avelgem wurde gehen wiederholte Anstürme am Nachmittage behauptet. Auf dem Kampffelde hielt die feindliche Artillerie tagsüber die hinter der Front liegenden vom Kriege bisher unberührt gebliebenen Ort. schaften unter Feuer. Zum großen Teil wurden sie hierSurch zerstört. Die belgische Bevölkerung hat schwere Ver. lufte an Toten und Verwundeten erlitten. Zwischen der Schelde und Oise beschränkte sich der Engländer gestern auf heftige Teilangriffe; füdlich von Fam ars warfen wir den Feind durch umfassend angesezten Gegenangriff in seine Ausgangsstellung zurüd; südwestlich von Le Quesnoy und
Aber es ist zuzugeben, daß der Beschluß des Reichstags nicht nur die parteiegoistischen Ziele der Konservativen, son- zweifellos richtig. Der Parlamentarisierung des Reichs muß dern auch die Empfindungen mancher Voltskreise schmerzlich die Barlamentarisierung Preußens, der Demotrifft. Denn er spricht aus, daß die Geschichte einer fratifierung Preußens die der andern Bundesstaaten folgen. Dynastie im wesentlichen zu Ende gegangen, ist und daß Vor allem, die an den Spigen vollzogene Wenderung muß mit die Geschichte des deutschen Wolf 3 states beginnt. eiferner Kraft nach unten hin durchgreifen, von lächerlichen Jene Kreise werden lernen müssen, fichit der unwider Polizeischifanen und fleinlichen Zensurverboten darf nicht mehr ruflichen Entscheidung der Geschichte abzufinden. Für die die Nede sein, in allen Zeitungsspalten, in allen Berjammlungen Masse des deutschen Volkes aber bedeutet der Beschluß keine Er- von Memel bis Konstanz und von Aachen bis Beuthen muß niedrigung sondern eine Erhöhung. Man erkennt die ganze man merken, daß. Deutschland ein freies Land geworden ist. Perversität des fonservativen Denkens daran, daß es ihm Wenn wir den Mut haben, ein freies Land zu sein, so Schmach und Schande ist, wenn das Volk die Zeitung seiner haben wir von der Verwirrung, der fleinere Kreise verfallen Geschicke selbst in die Hand nimmt. sind, nichts zu fürchten. Wir werden gewappnet land gefiegt hätte! Denn die deutsche Sozialdemokratie sowohl gegen die Allerältesten, die von vergangener Tage Herrwar entschlossen, den Sieg Deutschlands nicht zu einem Sieg lichkeiten träumen, als auch gegen die Allerjüngsten, die ihre bedes al n Systems werden zu lassen, jeder sozialdemokratische fonderen Heilsrezepte haben und die etwas, was sie für SoziaArbeiter hätte dann mit seinem Leben dafür einstehen müssen, lismus balten, dem demokratischen Volt wie einen Sad über daß solcher Mißbrauch unmöglich wurde. Konnten die Massen den Kopf werfen wollen. aus dem Felde heimfehren, um sich fnechten zu lassen? Die ungünstige Wendung des Krigees hat uns vielleicht wenigstens die allerschwersten inneren Rämpfe erspart!
nordwestlich von Landrecies scheiterten feine Angriffe vor unseren Linien.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Zwischen der Dise uns Aisne großer einheitlicher Angriff der Franzosen auf mehr als 60 Kilometer breiter Front. Seinen Hauptstoß richtete er gegen unsere Linie zwischen der Oise und Serre , sowie awischen Sissonne und der Aisne . Den Serre - und Souche- Abschnitt suchte er unter Aussparung der von Natur aus starken Geländeabschnitte zu gewinnen. Die am frühen Morgen zwischen Oise und Serre vorbrechenden Angriffe scheiterten vor unseren Linien. Am Nachmittage faßte der Feind in Villers le Sec und auf der Höhe östlich des Ortes Fuß. An der übrigen Front wurde er auch am Nachmittage abgewiesen und erlitt in unserem Feuer schwere Berluste, Am Serre- und Souche Abschnitt konnte der Feind nur bei Mortiers und Froidmont, bei Vesles und Pierrepont unsere Linien erreichen. Truppen des Generals Frhrn. v. Lüttwig nahmen in einheitlichem Gegenangriff zwischen Besles und Bierrepont ihre alte Stellung wieder. An der übrigen Front hat unser Feuer den Feind am Ueberschreiten der Abschnitte verhindert. We stlich der Aisne waren die Angriffe des Gegners von starken Panzerwagengeschwadern begleitet. Sie find öst I ich von Sissonne und beiderseits von La Selve hier trob fiebenmaligen Ansturmsvöllig gescheitert. Besonders starte Kräfte sette der Gegner zwischen Nizh le Comte und Ber Aisne an. Vor der westlich von Banogne impenden
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4. Garbe- Infanterie- Division liegen allein 23 zerfchoffenc Panzerwagen. Gefreiter Neuschkiet der 9. Batterie 6. Gorbe Feldartillerie - Regiments hat hiervon 8 Panzerwagen, Unteroffizier Brockmann derselben Batterie 10 Panzerwagen vernichtet. Auf den Höhen westlich der Aisne drang der Feins in unfere Stellung ein, um deren Besitz tagsüber schwer gekämpft wurde. Troy hohen Kräfteeinsatzes konnte der Feind hier von seiner Einbruchsstelle am Sachfenwalde( nordwestlich von Herpy) keinerlei Vorteile mehr erzielen. Nur Zeile unserer vorderen Linien bleiben in feiner Hand.
Teilkämpfe in der Aisne Niederung füdwelstich son Amagne. Der Feind, der bei Ambly vorübergehend auf das nördliche Aisne - nfer vorstieß, wurde im Gegenstoß wieder über den Fluß zurückgeworfen. Deftlich der Aisne lebte der Artilleriekampf nur vorübergehend auf. Tellangriffe des Gegners drückten unsere Besten auf den Nordrand der Höhe nördlich von Grandpré zurüd, im übrigen wurden sie abgewiesen.
Heeresgruppe Gallwig.
Beiderseits der Maas blieb die Gefechtstätigkeit auf Störungsfeuer und kleinere Infanteriegefechte beschränkt. Auf östlichem Flußufer fäuberten sächsische Kompagnien ein aus den letzten Kämpfen zurückgebliebenes Amerikanernest. Heeresgruppe Herzog Albrecht. Südlich der Selle machten wir bei erfolgreicher Unternehmung Gefangene.. Der Chef des Generalstabs des Feldheeres.
sches Deutschland bekommen hätte. Die Erde isf von Blut satt, Opfer sind genug gefallen, und das Beispiel des unglücklichen Rußland fann keinen Verständigen locken. Wir widersetzen uns dem Wahnsinn von rechts und überlinks, der dem Volke zuschreit: Ihr habt noch nicht genug geblutet, Ihr habt noch nicht genug gehungert; nur weiter, hinter diesem Meer des Elends liegt Eure Insel des Glücks!" Nein, es ist genug! Wir wollen jetzt daran denken, daß unsere Kinder wieder rote Backen bekommen und zu einem freien Geschlecht aufwachsen, das sich von keiner Willkür blind ins Verderben treiben läßt.
was geformten fit, mußte fommen, auch wenn Deutic- fuche von rechts uno li ber links volifommen gembonet fein. Die deutsche Antwort an Wilson.
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Die Antwort der deutschen Regierung an Wilson ist gestern fertiggestellt und abgeschickt worden Sie ist, wie wir hören, sehr kurz und dürfte den Zweck haben, den angesponnenen Faden der Verhandlungen weiter zu spinnen Die Entschließung liegt zunächst bei den Gegnern, an denen es liegt, sich über die Be-bingungen eines Waffenstillstandes schlüssig zu machen. Die Veröffentlichung der Note dürfte Montag früh in der deutschen Presse erfolgen.
Vorbereitungen zur internationalen sozialistischen Konferenz.
Diesen Drängern wollen wir sagen: Wartet doch nur noch einige Monate, bis zu den ersten allgemeinen Friedens. wahlen, dann wird das Volk selbst aussprechen, nach Wir menden die praktische Lebensweisheit der Engländer welchen Grundfäßen es regiert zu werden wünscht. Wenn sich an, to make the best of it, das beste daraus zu machen, in- das Volk dann für den Sozialismus ausspricht- und dem wir aus der trüben auswärtigen Lage zunächst einmal die wir wollen alle Gründe der Ueberzeugung dafür geltend machen, notwendigen Folgerungen im Innern ziehen. Dadurch beweisen daß es das so radikal und eindeutig wie möglich tut dann wir der Welt, daß Teutschland kein Korea ist, fein Staat, wird Deutschland fozialistisch werden. Wollt Ihr auf diesem der im Unglück die Kraft der Weiterbildung verloren hat, daß Wege zum Sozialismus gelangen, so sind wir mit Euch. man mit ihm auch in Rukunft als einen lebensfräftigen Wollt hr aber das deutsche Volf durch Prügel, d. h. durch Branting an Troelstra . Faktor europäischer Volksgeschichte rechnen muß. Das ist Diktatur und gewaltfame Unterdrückung fremder Meinung Stodholm, 26. Oktober. In dem Blatt, Sozialdemo ein großer Gewinn für die Friedensverhandlungen und für zum Sozialismus erziehen, so find wir gegen Euch, denn wir fraten" teilt Branting mit, daß er an Troelstra telegraphiert unfere ganze fünftige Stellung in der Welt. wiffen, daß nichts Gutes daraus für den Sozialismus kommen habe, ob nicht unmittelbare Vorbereitungen Während die Konservativen über den Umsturz des Heilig- tann, wenn die Arbeiter nach unter manier regieren wollen. getroffen werden könnten, eine internationale sozialistische ften flagen, finden andere, es sei noch so gut wie nichts geschehen. Freibeit und Frieden haben wir auf unser Banner Konferenz jezt einzuberufen. Es sei Zeit, daß die ArbeiterDamit wird, mit einer gewiffen rednerischen Uebertreibung, ausgeschrieben. Die Freiheit wird auch den Frieden bringen, jeden- fchaft hervortrete und ihr schwerwiegendes Wort für einen gesprochen, daß noch sehr viel zu tun ist, und das ist auch falls immer noch einen besseren Frieden als ihn ein autokrati-| Frieden des Rechts und der Demokratie in die Wagschale lege.