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Nr. 300-1918

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Maschinkes Entwicklung.

Donnerstag, 31. Oktober

draußen steben. Eine Säule übrigens für rücksichtslose Ausnüßzung Ede mit Bändern berieben. Jbr oberer Rand wird über den der Machtverhältnisse. Rasenriden gelegt, ihr unterer unter das Kinn. Die Binde wird Gestern geht mir Herr Maschinke doch auf der Straße ent- hinter den Ohren gebunden. Die Binde muß dicht an die Wangen Herrn Maschinte fenne ich seit Jahren. Vor dem Kriege wohnten gegen, ohne Zylinder, im Schlappbut. Gibt mir strablend die anschließen. Sie wird höchstens zwei bis drei Stunden getragen wir in einem Hause. Er im Gartenhause, ich vorne. Damals be- Hand und redet fröblich: Lieber Doktor, wie ich mich freue, Sie und dann in Waiter gelegt, gefocht und wieder in Gebrauch ge­trieb er mancherlei Geschäfte, verfaßte Bittichriften, Klagebeant au sehen. Warum trafen wir uns denn eigentlich so lange nicht? nommen. wortungen, holte Inferatenaufträge ein und reiste auf Wäsche gegen Und was sagen. Sie? Endlich kommen wir zu dem, was wir Der Mund wird tüchtig ausgespült, wenn die Binde ab. 26zahlung. Mitunter traf ich ihn in der Kneipe an der Ecke, wo immer gewollt haben. Sie waren zwar stets etwas bedenklich genommen ist! er mit Lebhaftigkeit Stat zu einem halben Pfennig spielte. Politis und ängstlich, aber einem alten Demokraten wie mir Die Papierbinde wird aus Crepepapier gemacht( 50 Zentimeter fieren war eine Leidenschaft von ihm. und man muß fagen, er fönnen Sie es nicht verdenken, wenn sein Herz lacht. Was breit), der Länge nach gefaltet( bis zu ein Drittel Breite) und dann fonnte rubige Gemüter erschreden mit Ausbrüchen von wildem brauchen wir Groberungen, haben wir nicht genug im eigenen Lande vor Nafe und Mund befestigt. Die Binde wird rings um den Radikalismus, die er gegen Behörden, Staat und Kirche, nicht zu tun? Freies Bürgertum, dazu müssen Sie sich auch befennen, Stopf mittels eines feinen Gummibandes befestigt, das Awei in den minder aber gegen alle Barteien, von rechts nach links, von lints freie Entwicklung für jeden Stand, feinerlei Vergewaltigung, das Papierenden eingefeßte Kravattenbalter vereinigt. Gebrauchtes nach rechts schleuderte. Es war ihm niemand entschieden genug. ist die Forderung der Stunde. Befuchen Sie mich einmal, recht Papier wird verbrannt oder ins Wasser geworfen. Nach Beginn des Krieges wurde Herr Maschinte feltener. bald, ich babe mir ein fleines Haus gekauft. Ja, ja, eine neue Schließlich verschwand er ganz. Es war wohl zu Anfang des Zeit bricht an, da muß man mitgehen. Auf Wiedersehen, auf zweiten Kriegsjahres, als mich meine Frau beauftragte, eine Rinder- Wiedersehen!" Heinrich Goeres. aunge einzulaufen. Damals gab es große Schlächtereien für Militärbedarf, Zungen, Köpfe und dergleichen brauchte man nicht au Heereszwecken. So standen die nabrhaften Dinge dem Privat­publifum zu billigen Preisen zur Verfügung. Fast sah es aus wie Verschleuderung. Wer dachte an einen langen Krieg? Als ich in den Laden trat, tver stand δα an einem Stebpult und überwachte mit Generalsblid, die dampfende Zigarette in der Herr Maichinte. Er begrüßte mich freundlich, ohne Herablaffung, ließ mir eine besonders feine Bunge aussuchen und sprach: Na, sehen Sie, was habe ich immer ge­jagt? Unsere unüberwindliche Armee, unsere herrlichen Führer!

Linfen , die Verkäuferinnen?

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machen?

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Reger- Konzert.

( In der Garnisonfire.)

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Dienstag stattgefunden hat.

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Bum Gedächtnis Mar Negers, des vor nun 2 Jahren allzu früh dahingerafften Komponisten, veranstaltet der Potsdamer Drgel. auch den Beiuchern unserer Arbeiter. birtuose Otto Bedr fonzerte kein Fremder zwei Reger- Abende", deren erster am Als Schöpfer moderner Orgelmufit batte Reger schwerlich seines Es geht vorwärts wie 1870. Noch ein paar Wochen und England gleichen. Wohl faum ein früherer, geschweige zeitgenössischer bittet um Gnade, Frankreich ist schon jetzt faput. ist Johann Sebastian Und Rußland Kirchenkomponist Bach geiftig so getommen, wie baben wir in der Taiche." Auf die Frage nach seinen geschäftlichen nahe Reger. Seine Bbantafie und Erfolgen, meinte er mit Würde: Gott, es geht, es lohnt sich ja, uge über ben Namen Bach ist ein bedeutendes Wért. aber auf die Dauer ist das nichts für mich. Ich habe gute In allen Registerfarben erflingt das an fich einfache Vier­Beziehungen nach oben, und die Herren brauchen tüchtige fauf- Buchstaben- Motiv, das sich ja jeder, der Roten fennt, sehr leicht vor­männische Kräfte der gefchidte Kaufmann gewinnt diesen Krieg." ſtellen fann, umrankt von unzähligen Figurationen, die die strenge Bei diesem Krieg", versuchte ich unüberlegt zu scherzen. Da Gothik des alten Thomas Kantors üppig umflechten., Es ist eine zogen sich in Herrn Maschinkes Gesicht ernste Falten und er er- Bach würdige Huldigung in Tönen. start in Erfindung. Gefühl und widerte scharf: Bitte sehr, ich bin Patriot. Sie doch hoffentlich Schwung der Phantasie. Machtvoll in der Zusammenfassung aller auch." Gefnickt schlich ich davon. Meine Frau mätelte nachher, Gedanken zur Fuge als Austlang. Das zweite Stüd: Variationen die Zunge sei etwas anrüchig, aber wer kann es einer Frau recht und Fuge über ein Originalthema" wirkt, so dankbar es für den Dr ganisten sein mag, durch seine Weitgesponnenheit etwas ermüdend. Ein Jahr später fam ich an einem schönen Morgen in eine ein durch den Krieg eingegebenes Produkt erweist sich die Café der inneren Stadt, um eine Stärkung zu nehmen. Die Schöpfung Trauernde zum Gedächtnis der Gefallenen". Ergreifende Stost an der Volksküche berdiente gewiß einiges Lob Klagerufe aus tiefftem Schmerz geboren, wie schwere Tränen auf doch schien sie mehr für zein beschauliche Tätigkeit eingerichtet zu Millionen Särge herniederrollend. Bis alles Web, aur sanften Melodie fein. Sturz und gut, mir war flau zu Mute, und so wagte ich trop gedämpft, in dem bekannten Choral Was Gott tut, das ist wohl moralischer Bedenten den fühnen Schritt. Vom Nebentisch, von getan" bibelgläubig zwar, doch nicht eben neu gedanklich, aus­einem Streise eifrig diskutierender Herren strichen wohlgefällige flingt. Havannadüfte an meine bescheidene Naie. Der Kellner, ein alter Die andere Seite Negers offenbarten verschiedene geistliche und Bekannter aus glücklicheren Zeiten, begönnerie mich: Was meinen balb weltliche Gefänge für eine Singstimme mit Orgelbegleitung. Sie wohl, was an dem Tisch dort umgeht? Mit 100 000 schaffen Unter ihnen möchte ich Am Abend und Trost", besonders aber Sie das nicht. Der Dicke da"- eine Daumenbewegung zielte Maria"," Wiegenlied" und" Aeolsharfe" hervor beben. Hier wird auf den in der Mitte thronenden Herrn Maschinke liefert die Begleitmusit wie ein Filigran von Harfentlang, Pfeifen, Bogel einen Waggon Zucker, eine Fubre Seife, einige Dußend stimmen und fäuselnden Lüften um die föstliche Melodie gebreitet. Schweine im Handumdrehen. Außerdem ist er an einer Granaten- In diesen Liedern erwies sich Frau Anna Erler Schnaudt breherei beteiligt. Sehr nobel, unter einem Taler Trinkgeld gibt( München ) als eine Sängerin und Vortragsmeisterin hoben Ranges. er nie. Aber die Geieße und Verordnungen," warf ich ein. Das Es war schade, daß der genußreiche Abend so wenig 8uhörer ist doch alles außer der Granatendreherei verboten." Mein Freund, fand. Hoffentlich erfreut sich das zweite Reger- Konzert( am 5. De der Kellner, lächelte geringschäßig: Für Sie vielleicht. Der gember) eines regeren Zuspruchs. läßt sich nicht triegen, der bat gute Beziehungen". Als ich auf­stand, bemerkte mich der behäbige, in funfeineuem Anzug und Zwanzig- Mart- Krawatte prangende Maschinke und winfte mich mit ringgeschmückter Hand heran:" Alio, wie geht's? Was denten Sie, wie die Kriegsanleihe ausfallen wird? Jcb babe 50 000 ge­zeichnet. Man fann ja schließlich nicht allzuviel festlegen. Standal bahen Sie den laumacher Artifel beute geleien? Das ist einfaa Lanor rea Jerle wage den Bee, yt auf die flandrimepote Grippenrituges empren Seüfte und auf Longwy und Brieh anzudeuten. Die sollte man hängen, nicht wahr?"

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Ich fand angesichts dieser mächtigen Persönlichkeit nicht den Am zu widersprechen und zog mich zurüd. Dann sab ich Herrn Maschinfe noch einmal auf dem Sattel­platz beim großen Rennen, zu dem ich ein Freibillett erhalten hatte. Er stand im Zylinder und hellen Gamaschen zwischen Offizieren und Monofelträgern. Der Sportredakteur vom Abendblatt flärte mich auf: Ach der! Feine Nummer, dider Millionär. Viel Geld vers dient im Kriege. Eine Villa im Grunewald mit angeblich echtem Bismarckbild von Lenbach, Ehrenvorsigender eines Vereins negen die Friedensentichließung, wird wohl nächstens einen höheren Orden belommen, fleinere hat er schon. hat das beste Auto heute noch

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Lodz. Das gelobte Land.

Roman von W. St. Reymont .

.. in der Ziegelei von Raczmaret. In der Früh

tomm' ich immer rüber."

,, Was soll man mit ihm anfangen?" Jns Spital," entschied der Dottor. Der Junge erschrat furchtbar, flammerte sich wieder an Antas Rock und wurde ohnmächtig.

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Herr Jaskulski, lassen Sie ihn zu uns bringen, in das leere Zimmer oben," befahl Anfa lebhaft. Hab teine Angst, wirst zu Haus gepflegt, bei uns!" sagte sie zu ihm, als er zur Besinnung fam.

Verklärt und erstaunt blickte er zu ihr empor, ohne ein Wort zu sagen. Er wurde untergebracht, wie fie es an geordnet hatte. Wysocki verband ihn und stellte fest, daß auch drei Rippen gebrochen waren.

ek.

Sprich so wenig wie möglich, wenn die Binde angelegt ist! An der Außenseite der Binden baftet die ansteckende Materie, die Hustentröpfchen. Man darf deshalb die Binde an dieser Seite nicht berühren.

Das Haar wird in einer Müße von Gaze oder in Bapier ein­gewickelt. Den Stranfen ist es verboten, mit ungeschüßtem Munde zu busten!

Großes Gewicht ist auf allgemeine Reinlichkeit und Unschäd= lichmachung des Auswurfes und Nasenschleims zu legen. Weiter empfiehlt der schwedische Arzt:

Sat die Epidemie sich schon an einer Stelle festgesetzt, so tun temporäre Fürsorgestellen nach meiner Meinung die besten Dienste. Diese Fürsorgestellen arbeiten nach denselben Prinzipien wie die Fürsorgestellen für Tuberkulöse, und wenn es eilt, fönnen die letzteren an ihre Stelle treten.

Notizen.

Spielplanänderung. In der Bolfsbühne wird Freitag, abends 7% Uhr, Merlin( anstatt Komödie der Liebe) gegeben. Einen Goethe- benb veranstaltet Friedrich Mayßler am 4. November im Blüthner - Saal. Der Künstler wird Gedichte und aus Werther" zum Vortrag bringen. Einen Dostojewski Aben veranstaltet Alfred Beierle am 1. November, 8 Uhr, im Meistersaal. Er trägt den Traum eines lächerlichen Menschen" frei vor. Die Solidarität der Bühnenleute. Der Ge­neralausschuß des deutschen Bühnen-, Orchester- und Varieté- Mit­gliederfartells( Bühnengenossenschaft, Allgemeiner Deutscher Mu­fiferverband, Allgemeiner Deutscher Chocfänger- und Ballettverband, Artiſtenloge) hat von der Bewegung der Berliner Bühnenangehö rigen Kenntnis genommen und nach eingehender Prüfung der Sachlage die aufgestellten Forderungen als durchaus berechtigt und maßvoll anerkannt. Es steht mun bei den Direktoren, diese be­rechtigten Forderungen der bedrängten Schauspieler zu verwirk­lichen.

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Gine neue Beitschrift. Im Berlage von Eugen Diederichs ( Jena ) gibt der" Quadriga " freis( der Bund der Werk­Teute auf Haus und Nyland) eine neue Vierteljahrsschrift.Nyland" heraus, die Gedichte, Prosa und Dramen umfaßt. Dem Bunde haben sich jetzt u. a. die Arbeiterdichter Barthel, Bröger und Lersch angeschlossen. Abbau der Rensur. Das Biel " und Tätiger Geist", bie von Sturt Hiller herausgegebenen Jahrbücher der Aktivisten, die von der Benjur verboten und beschlagnahmt waren, sind jett freigegeben worden.

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Schuhmasien gegen Grippeansteckung. Kohle und Beton. Es dürfte nicht allgemein bekannt Oberarzt Arnold Josefson, Dozent der inneren Medizin sein, daß sich Kohle und Beton nur schlecht vertragen. Mit dieser in Stodholm, fendet uns eine längere Zuschrift, worin er uns zum Tatsache macht die Zeitschrift Der Schiffbau" bekannt. Sie beruft Nugen für die deutschen Wärterinnen und Aerzte, denen wir fich auf Erfahrungen, welche zeigen, daß Beton für Kohlenlager­chweden so viel dat ichidig fin, ein neues Schutzmittel aegen räume ungeeignet ist. Bor einigen Jahren wurde in einem großen sa ug maste, die Herr Josefion und andere mit Erfolg bei den Teil der Fläche wurde Anthrazit gelagert. Dieser Teil ist unbe besonders bon der Anstedung bedrohten Krankenwärtern verwendeten. Schädigt geblieben und befindet sich auch heute noch in der besten Die damit geschüßten Personen sollen durchweg vor der Ansteckung Verfassung. Auf dem übrigen Teil der betonierten Fläche aber bewahrt geblieben sein. wurde gewöhnliche bituminöie Stoble gelagert, und schon nach neun Herr Josefson gibt von der Maske und ihrer Anwendung folgende| Monaten war der Beton so zertreffen und zerfeßt, daß er nicht Darstellung: mehr taugte. Er war bis zu beträchtlicher Tiefe so weich wie Ton geworden.

Um einer Ansteckung vorzubeugen, foll der Bärter eine Rafen­mundbinde während seines Aufenthaltes bei den Stranten tragen. Dadurch werden ansteckende Speicheltröpfchen verhindert, in die Nase und den Mund des Gesunden einzubringen.

Die Binde wird aus einer doppelten Lage von Gaze, Leinen, ( ein Taschentuch. taugt auch) oder Bapier( für zufällige Besuche) verfertigt. Die Gazebinde wird vieredig geschnitten und in jeder

Man gebt wohl mit der Annahme nicht fehl, daß diefe Ber­fegung des Betons auf eine chemische Wirkung der weichen Kohle zurückzuführen ist, zumal ja dieselben Erscheinungen bei der harten Die Wechsel­Anthrazitkohle nicht beobachtet werden konnten. wirkungen zwischen Beton und Kohle tönnten unter Umständen für betonierte Sciffe von großer Bedeutung sein.

,, Glauben Sie mir, daß ich es auch empfinde, aber Sie| tochenden Samowar. Nach seines Vaters Ankunft war Starl tönnen nicht von mir verlangen, daß ich über jeden Krüppel wieder in seine frühere Wohnung gezogen, obwohl ihm die in Rührung verfalle, über jeden lahmen Hund, jede welfe weite Entfernung von der Fabrik sehr lästig war. Blume und jeden zertretenen Schmetterling."

Herr Horn war abends hier und hinterließ einen Zettel Scharfe, bösartige Fronie fladerte in seinen Augen auf. auf dem Schreibtisch für den Herrn Direftor", meldete Drei Rippen sind ihm gebrochen, der Stopf ist zerschlagen, Matthias. ein Blutsturz. Er leidet... " Mag er verreden, in Gottes Namen," gab Karl schroff zurück.

Sie sind mitleidslos," flüsterte sie vorwurfsvoll. " Ich habe Mitleid, bloß tann ich mir feine Philanthropie leisten. Schade, daß Sie nicht alle in unsere Wohnung haben bringen lassen."

"

wäre, hätte ich ohne mich zu befinnen es sicher, getan." Es war nicht nötig... Wenn es aber nötig gewesen

In ihren Augen leuchteten scharfe Blize auf. Sie biß die Lippen zusammen, um ein nervöses Bittern zu unter­drücken. Sie wollte es nicht glauben, daß seine Seele so grausam sein fonnte und so verschlossen für menschliches Leid. Das schmerzte sie tief. Furchtsam und zweifelnd sah fie zu ihm herüber, er mied aber ihren Blid, unterhielt fich mit Moritz und seinem Vater und erhob sich bald, um sich zu verabschieden. Als er ihr die Hand füßte, fragte sie zaghaft: Sie blieb ziemlich lange weg und fam sehr erschüttert wieder. Die Hände zitterten ihr, als sie den Tee einschenfte. Sind Sie mir bös?" Eine stumme Bitte lag in ihren Sie wollte gerade Karl von dem Jungen erzählen, als dieser Augen. mit Nachdruck leise begann:

Der Tag verging wie gewöhnlich. Abends, beim Essen, bei dem auch Moritz zugegen war, ging Anfa hinauf, um nach dem Kranten zu sehen, der start fieberte.

Eigentümliche Ideen hast du, Stranke hier ins Haus zu

bringen!"

"

Er fürchtete sich vor dem Spital, Familie hat er nicht, was sollte ich machen?"

Jedenfalls solltest du aus unserm Haus nicht ein Spital für Landstreicher machen."

,, Das Unglück hat ihn doch... hat ihn doch.. deiner Fabrik betroffen, also.

"

,, Er arbeitete nicht umsonst," sagte Karl ärgerlich. Erstaunt blickte Anka ihn an.

Gute Nacht! Komm, Morit! Ift Matthias wegge­gangen?" Ich habe ihn nach deiner Wohnung geschickt," sagte der alte Borowiecki, weil Anfa verärgert sich aus dem Eßzimmer auf die Veranda zurückgezogen hatte.

Kämpfe und siege in Lodz , wenn man dir zu Haus Sentimentalitäten als Snippel zwischen die Beine wirft," in begann Start auf der Straße.

Ist das dein Ernst? Jd sollte ihn also auf der Straße Tassen oder ins Spital schicken, wo er vor Angst gestorben wäre. Er wurde ohnmächtig, als er bloß davon hörte, wo er hin sollte."

..Sentimentalitäten sind sehr schön, aber völlig un­

nötig."

..Das hängt davon ab, wie einer menschliches Leid empfindet."

Morig schritt schweigend und schlecht gelaunt neben ihm her.

Das ist Frauenlogit. Heute sich von dem Geschick einer trepierenden Dohle hiureißen lassen und morgen ohne Be­sinnung in einer momentanen Laune die Familie opfern. Die Frauen beglücken gerne die Menschheit auf Kosten ihrer nächsten Pflichten." Starl sprach sehr erregt.

" Ich glaube, du... du haft fein Geld. Ich schließe es aus deiner guten Laune, Karl."

Borowiceti lädjelte melancholisch und widersprach nicht. Die Wohnung war erhellt. Matthias wartete mit dem

Horn teilte mit, Großmann, der Schwiegersohn Grün­spans, sei nachmittags wegen Verdachts der Brandstiftung berhaftet worden. Er teilte es deshalb mit, weil er mußte, daß Großmann in geschäftlicher Verbindung mit Moritz stand. Hier ist eine Nachricht für dich)," rief Karl, zu Morik ins Zimmer eintretend.

" Ist nicht schlimm. Mit solchen Sorgen tann man ruhig schlafen. Wer will es ihm nachweisen!" flüsterte Moriz, als er den Bettel gelesen hatte.

der

Und was denfst du darüber?"

" Ich weiß, daß er rein ist wie ein Perkalstück direkt aus Bleiche."

,, Aus der Appretur," verbesserte ihn starl und ging in sein Zimmer zurück.

Stille herrschte jetzt in der Wohnung.

Karl schrieb und rechnete, Moris schrieb und rechnete ebenfalls in seinem Zimmer. Mar ging seit dem Tode der Mutter abends nicht aus, sondern kam direkt vom Abend­essen bei seinem Vater nach Hause zurück, legte sich ins Bett und las die Bibel oder ließ seinen Vetter fommen, einen Theologen, mit dem er eifrig über theologische Dinge dis­futierte und sich beim kleinsten Anlaß stundenlang stritt.

Von Zeit zu Zeit reichte Matthias Tee in den Zimmern herum, fehrte dann an den Dfen im Eszimmer zurück, schlummerte ruhig und wartete auf Befehle.

,, Donnerwetter!" Karl fluchte, warf die Feder weg und ging im Zimmer auf und ab.

Seit einigen Tagen schon drückten ihn die ewigen Geld­sorgen, die Schwierigkeiten mit den Lieferanten, die scheinbar absichtlich die abgemachten Lieferungstermine nicht einhielten. Eine Maschine hatten ihm die Arbeiter ruiniert und un­geheuren Schaden verursacht.

Zu allem lebel stieß man noch beim Legen der Funda­mente fürs Lager auf Wasser, und zwar in so großer Menge, daß die Arbeiten eingestellt werden mußten. Dann noch das heutige Unglück, und der Streit mit Anfa verstimmte ihn gänzlich, um so mehr, als er sich ihr gegenüber schuldig fühlte und auch immer ärgerlicher über si wuide.

Sie störte ihn.

( Borts. folgt.)