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Nr. 307. 35. Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernitrecher: Ami Morispins, Str. 151 90-151 97.

Donnerstag, den 7. November 1918.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Am: Morisvlag, Nr. 151 90-151 97.

Das Ende des Weltkriegs.

Beschluß der Reichstagsfraktion und des

Parteiausschusses.

Eine neue Note Wilfons.

Reichstagsfraktion und Parteiausschuß der Sozialdemo­fratischen Partei haben gestern in gemeinsamer Sigung fol­genden Beschluß gefaßt:

Mahnung des Reichskanzlers Seiten besiegen boch verflucht ernſt find, weiß jebermann.

an das deutsche Volk.

Berlin , 6. November 1918. Amtlich.

Der ersehnte Frieden ist gani Greifen nahe. Aber daß die Sie fordern von denen, die für die Zukunft des Volkes die Ver antwortung tragen, flare Ueberlegung und festen Willen. An der Wasserkante haben sich Ereignisse abgespielt, die in aller Welt Munde sind, wenn auch noch ein zusammenhängen. der, erschöpfender Bericht über sie fehlt. Reiner, dem die Gedanken der neuen Beit aufgegangen find, wird sich in sei­nem Empfinden von den Massen trennen, er wird es auch dort nicht tun, wo er nicht jedes einzelne Vor­kommnis zu billigen imstande ist. Keine Furcht darf ihn be­schleichen, und keine andere Richtschnur darf es für ihn geben als das Wohl des Volkes selbst, dem er mit seiner freien Ueberzeugung dient. Wir stimmen als Sozialdemokraten aus Friedens- und Waffenstillstandsverhandlungen ganzem Herzen dem Saße zu, den wir in einem Aufruf der gleichzeitig geschaffen. Um dem Blutvergießen ein Ende zu Schleswig- Holsteinischen Volkszeitung" finden: Was die Ar­machen, ist die deutsche Abordnung zum Abschluß beiter und Soldaten wollen, ist nicht das Chaos, fon­des Waffenstillstandes und zur Aufnahme der Friedern die neue Ordnung, ist nicht die Anarchie, sondern densverhandlungen heute ernannt worden und nach dem die soziale Republik ." Um nichts anderes handelt es sich für Westen abgereist. uns als darum, zu dieser ersehnten neuen Ordnung einen Weg Die Verhandlungen werden durch Unruhe und diszi- zu finden, der nicht über Berge zerschmetterter und verhungerter Proletarierleiber führt. Wir wollen, da das entsetzliche Blut­plinloses Verhalten in ihrem erfolgreichen Verlauf ernstlich bergießen draußen endet, fein neues Blutvergießen drinnen, gefährdet. und wir wollen nicht tiefer ins Hungerelend hinein, sondern endlich aus ihm heraus.

Fraktion und Parteiausschuh fordern, daß der Präsident Wilson hat heute auf die deutsche Note ge­Waffenstillstand ohne jeden Verzug durch geführt wird. Die Fraktion und der Parteiausschuß for- antwortet und mitgeteilt, daß seine Verbündeten den geführt wird. Die Fraktion und der Parteiausschuß for- 14 Punkten, in denen er seine Friedensbedingungen im dern weiter die Amnestie für militärische Ber - 14 gehen und Straffreiheit für Mannschaften, die sich gegen die Januar dieses Jahres zusammengefaßt hatte, mit Ausnahme Disziplin vergangen haben. Sie fordern die unverzüg- der Freiheit der Meere zugestimmt haben, und daß die liche Demokratisierung der Regierung sowie Waffenstillstandsbedingungen durch Marschall der Verwaltung Preußens und der anderen Bundesstaaten. Foch mitgeteilt werden. Damit ist die Voraussetzung für Die Reichetagsfraktion und der Parteiausschuß beauftragen die Parteileitung, dem Reichstanzler mitzuteilen, dah Fraktion und Parteiausschuß den von der Parteileitung in der Kaiserfrage unternommenen Schritt entschieden billigen und unterstüßen und eine schnelle Regelung dieser Frage erwarten.

Berlin , 6. November. Die deutsche Delegation zum Abschluß eines Waffenstillstandes und Ueber vier Jahre hat das deutsche Volf in Einigkeit zur Aufnahme der Friedensverhandlungen ist heute und Nuhe die schwersten Leiden und Opfer des Krieges getragen. nachmittag von Berlin nach dem Westen abgereift. Wenn in der entscheidenden Stunde, in der nur unbedingte Die Abordnung besteht aus General b. Günbell, Einigkeit des ganzen deutschen Volkes große Gefahren für war, dem früheren deutschen Militärattaché in Paris , General find die Folgen nicht abzusehen. der militärischer Delegierter auf der Haager Friedenskonferenz seine Zukunft abwenden kann, die inneren Kräfte versagen, so b. Winterfeldt, dem Stapitän Vanse low, dem Grafen Aufrechterhaltung der bisher gewahrten Oberndorf und dem Staatssekretär Erzberger . Die Zusammenkunft mit den Gegnern dürfte am Freitag erfolgen.

Paris , 5. November. ( Havas.) Der Oberste Kriegs­rat in Versailles hat gestern seine Arbeiten mit einer bollen Verständigung zwischen allen daran teil­nehmenden Mitgliedern abgeschlossen.

Der legte Schuß im Weltkrieg wird wohl in dieser Woche noch verhallen. Die deutsche Regierung hält Wort, sie macht Frieden. Dieser Frieden wird hart sein für das deutsche Bolt. wie die folgende Note Wilsons zeigt, aber er ist not­wendig geworden, nachdem die wahnsinnige Gewaltpolitit der früheren Machthaber elend zusammengebrochen ist.

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In diesem Sinn faßt die sozialdemokratische Partei in der gegenwärtigen schweren Zeit ihre Aufgabe auf, und fie toets fur in diefer Auffassung von Millionen arbeitenden Bollsgenossen unterstützt. Sie weiß auch, daß die Arbeiter müde find der An­feindungen, mit denen die einzelnen politischen Gruppen inner­und Anarchie in ihren eigenen Reihen zurückschrecken halb der Bewegung einander bedacht haben, daß sie vor Chaos Ordnung in freiwilliger Mannes zucht ist in und ehrliche Verständigung zu den gemeinsamen Zielen der dieser Entscheidungsstunde eine unerläßliche neuen Ordnung wollen. Nicht Terror, sondern Freiheit! Forderung, die jede Volksregierung stellen Richt Diftatur, sondern Demokratie! Nicht stümperndes mu B. Experimentieren am lebendigen Leib der Gesellschaft, sondern Mag jeder Staatsbürger fich der hohen Verantwortung be- planvoller auf wissenschaftliche Erkenntnis und praktische Er­wußt sein, die er in Erfüllung dieser Pflicht seinem Volfe gegen- fahrung gegründeter Aufbau einer neuen sozialistischen Wirt­über trägt. schaftsordnung! Das ist der Sturs, den unser Parteischiff steuert, und den es trot Sturm und Bogendrang festhalten wird, weil nur in seiner Richtung glückliches Friedensland liegt. Frieden, Freiheit, Brot! Der Frieden kommt, die Frei­heit fann uns feiner wehren vergeßt nicht das Brot!

Der Reichskanzler May Prinz von Baden.

tärlaften wegfällt. Durch das Verbot geheimer diplomatischer Abmachungen soll der Frieden dauernd gesichert werden.

Damit beginnt für Deutschland und die Welt eine neue Beit. Sie fordert ein gründliches Umdenken auf allen Ge­bieten.

Die Entente hat von den vierzehn Punkten Wilsons einen gestrichen und einen neuen hinzugefügt. Gestrichen ist der Punkt über die Freiheit der Meere, da sich offenbar das Heer und Flotte sind bisher durch die Notwendigkeit der fiegreiche England die Seegewalt nicht aus der Hand nehmen andesverteidigung zusammengehalten worden. Im lasien will. Hinzugefommen ist ein Bunft, der von Deutsch Kampf gegen eine Welt haben unsere Volfsgenossen in Waffen land verlangt, daß es für alle Schäden, die der Zivil- hre Aufgabe glänzend gelöst. Jetzt aber haben sie ein Recht bevölkerung der Verbündeten durch den Angriff Deutschlands darauf, als gleichberechtigte Staatsbürger behandelt zu werden. zu Lande, zu Wasser und in der Luft zugefügt wurden. An die Stelle des Begriffs der kriegerischen Disziplin tritt der Entschädigung leiste. Bei den Friedensversandlungen Begriff der gesellschaftlichen Ordnung, die erfordert, wird die Höhe dieser Entschädigungen ziffernmäßig feftge- daß jeder Mann den richtigen Blas im wirtschaftlichen Leben ftet werden, und Die Gegner werden dann findet. Diefe gesellschaftliche Ordnung zu diesem Bwed auf­Gelegenheit haben, zu überlegen, ob sie ein Intereffe rechtzuerhalten oder neusufchaffen, fordert das Intereffe des daran baben, Deutschland wirtschaftlich zugrunde zu richten. Boltes felbst.

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Die Stellung der Entente zum Wilsonprogramm.

Note Lanfings an die deutsche Negierung. Staatssekretär ansing hat in einer Note vom 5. No­bember durch Vermittlung des schweizerischen Geschäftsträgers der deutschen Regierung Mitteilung autommen lassen, die nac hier eingegangenem Funkspruch folgendermaßen autet: In meiner Note vom 23. Oftober 1918 habe ich hnen mitgeteilt, bak ber Bräfident feinen stenwechsel den mit den Bereinigten Staaten verbundenen Regierungen Abermittelt hat, mit dem Anheimtellen, falls diefe Regierungen geneigt find, den Frieden zu den angegebenen Bedingungen anb Der Gedanke, als Ergebnis des Weltkriegs ein verhungerndes, Folgen, die fich für die Mannschaften aus der Kriegerischen Grundsäsen herbeizuführen, ihre militärischen Ratgeber nud verwilderndes Volk zurückzulassen, muß fie bei ruhiger Ueber- Disziplin ergeben haben, müssen beseitigt werden. Darum for- die der Bereinigten Staaten zu erfuchen, den negen Deutsch­legung schreden. Denn Staatsbanferott, Auflösung und derte die sozialdemokratische Reichstagsfraktion und der Partei- land verbundenen Regierungen die nötigen Bedingun Revanchepatriotismus find ansteckende Krankheiten. Würde ausschuß in dem oben wiedergegebenen Beschluß volle Am- gen eines Waffenftillandes zu unterbreiten, der dem Völkerbund, der auf der Friedenskonferenz begründet wer- ne stie für militärische Vergehen. die Interessen der beteiligten Bölfer in bollem Maße wahrt den soll, ein von vornherein zu hoffungslosem Siechtum ver- Die Demokratifierung im Reich und in den Bundesstaaten und den verbundenen Regierungen die unbeschränkte Macht urteiltes Glied eingefügt, so wäre der Todesfeim in das Ganze vom Haupt bis zu den legten Gliedern stedt noch in ihren ersten sichert, die Einzelheiten des von ber deutschen Regierung an­gelegt. Anfängen. Es muß in beschleunigtem Zem po weiter genommenen Friedens zu gewährleisten und zu erzwin­Solche Erwägungen könnten dazu führen, daß die dem gearbeitet werden, wenn die Demokratie, die einzig mögliche Ben, wofern sie einen solchen Waffenstillstand vom militäri­deutschen Bolt vorzulegende Kostenrechnung hinter den Befürch- dauernde Regierungsform, das nötige Gleichgewicht erhalten schen Standpunkt für möglich halten. Der Präsident hat jetzt ein Memorandum der alliierten tungen, die man zunächst hegen muß, wesentlich zurückbleibt. foll, um im Sturm der Zeit zwischen Klippen von rechts und Dahin, nicht nur im deutschen , sondern im Solidarinteresse des links hindurchzusteuern. Regierungen mit Bemerkungen über diesen Notenwechsel er­Bölferbundes zu wirken, wird eine Aufgabe der deutschen Frie- Das erfordert aber auch eine schnelle Regelung der halten, das folgendermaßen lautet: densdelegation sein. Das gleiche Solidarinteresse wird geltend Raiferfrage. Die Fraftion und der Parteiausschuß haben gemacht werden müssen, wo es sich um die Regelung der e Ifa B- fich gestern nachdrücklichst zu dieser Auffassung bekannt und die lothringischen und der polnischen Frage handeln wird. Barteileitung beauftragt, dem Reichskanzler eine ent­Auch in ihrer veränderten Fassung enthalten die vierzehn sprechende Mitteilung zugeben au laffen. Im interesse der Buntte illons nicht nur Bassiven, sondern auch wertvolle äußern wie der innern Politik darf der entscheidende Aktiven für das deutsche Volk, die nicht ihren Sänden ent- Schritt nicht länger hinausgezögert werden. Deutschland darf aleiten zu laffen eine weitere Aufgabe der deutschen Friedens- fich eines einzigen Mannes wegen weder die Friedensverhand­delegation sein wird. Die Staaten sollen fich in ihren Handels- lungen erfchweren noch im Bürgerfrica zerfleischen. Der Krieg, Beziehungen gegenseitig auf dem Fuße der Gleichheit behandeln, der dem Bolt fo unfagbare Opfer gekostet hat, fordert nun auch wodurch jeder Wirtschaftsfrieg nach dem Striege unmöglich wird. ein Opfer von diesem einen Mann, der mit seinen sechs Söhnen Die Rüstungen sollen allgemein auf das niederfte mit der inne- unverfehrt heimgekehrt ist. Er wird immer noch lange nicht ren Sicherheit zu vereinbarende Maß herabgesetzt werden, womit der Bedauernswerteste unter den deutschen Familienvätern sein, jede gegenseitige Bedrohung und die Notwendigkeit neuer Mili- wenn er diefes notwendige Opfer leistet!

,, Die alliierten Regierungen haben den Notenwechsel zwischen dem Präsidenten der Vereinigten Staaten und der deutschen Regierung forgfältig in Grwä gung gezogen. Mit den folgenden Einschränkungen er flären fie ihre Bereitschaft zum Friedensfluß mit ber bent schen Regierung auf Grund der Friedensbedingungen, die in der Ansprache des Präsidenten an den Kongres vom 8. Januar 1918, fowie der Grundsäte, bie in seinen späte­ren Ansprachen niedergelegt find. Sie müssen jebsch darauf Hinweisen, daß der gewöhnlich sogenannte Begriff der Freiheit der Meere perschiedene Auslegung( Bestimmungen?) einschließt, von denen sie einige nicht annehmen fönnen. Sie müssen sich