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Nr>zs«> ZZ. Jahrgang Lreltag.».NovemteelchlS

GewerffchasisbewMng Ter«eue Vertrag der Berliner Damenhntarbeiter und-arbciterinuen. Seit längerer Zeit standen die Berliner Damenhntarbeiter und Arbensrinnen in einer Lohnbewegung, die nunmehr als abge» f-Mossen gelten lann. Zwischen dem Arbeitgeberbund der Hut« ind'istrte und dem Verband der Hut» und F'Izwarenarbeiter und -tubeiterinnen, OrtSvcrwaltung Berlin , find für die Sommersaison l9l8/1S Vereinbarungen getroffen worden, wonach auf alle vor« jährigen Wochen-Zeitlöhne ein Teuerungszuschlag von 45 Pro,, gezahlt wird, ftür Männer abgerundet auf 100 M. wöchentlich. Die Wochen-Zeitlöhne der Hilfsarbeiter und«arbeite« rinnen, welche leine Facharbeiter find, werden den Zeitverhältnisien entsprechend aufgebessert. Bei eventuell verkllrzter Arbeitszeit, so« wie auch in Wochen, in welchen Feiertage fallen, ist der Wochen« lohn unverkürzt voll zu zahlen. Dort, wo bereit» höhere Löhn- und Zuschläge bestehen, werden dieselben weiter gezahlt. Auf alle vorjährigen Aikordstücklöhne wird ein Lohn« aufschlag von 20 Proz. gezahlt. Alle Arbeilerinnen, gleich welcher Teilarbeit fie zugeteilt sind, haben denselben AHordsiücklohn zu er« Kalten, wie er für gleiche Arbeit für die männlichen Arbeiter ge- zahlt wird. Werden Akkordstücklohnarbeiter oder«arbeiterinnen während der Saison vorübergehend auf Zeitlohn beschäftigt, so ist ein dem Durchschnitt der letzten 4 Wochen ihres bisherigen Stück« lohnverdienfteS entsprechender Zeitlohn zu zahlen. Auf alle Akkord- stücklöhne wird der bestehende Teuerungszuschlag von 26 Prozent weiter gezahlt. Dort, wo bereits höhere Akkordstücklöhne oder Zu« schläg« bestehen, werden dieselben weiter gezahlt. Die Nähzutaren find an alle Arbeiterinnen kostenlos zu liefern, wie auch an Maschinennäherinnen die Maschinennadeln und Haken. Die Arbeitszeit' ist eine neunstündige; da bereits für Berlin die achtstündige Arbeitszeit üblich rst, bleibt dieselbe besteben. Sie dauert von früh 8 Ubr bis nachmittags ö Uhr einschließlich einer Stunde Pause. An Sonnabenden und den Tagen vor den gesetz« lichen Feiertagen erfolgt der Arbeitsschluß' 2 Stunden früher. Arbeitsstunden, welche über diese Zeit hinausgehen, find Ueber- stunden und find für dieselben ein Zuschlag von 76 Pf. für männ­liche und bv Pf. für weibliche pro Stunde zu zahlen. Die wöchent- liche Lohnzahlung hat Freitags zu erfolgen. Für alle Betriebe bzw. Beschäftigten gilt die tägliche Kündigungsfrist. Alle Sonder« «bmachungen, Saison« oder Einzelverträge find unzulässig. Während der Musterzert ist der Wochenlobn unverkürzt zu zahlen, wenn nicht die Arbeiter oder Arbeiterinnen selbst eine Per- kürzung der Arbeitszeit verschulden. In letzterem Falle erfolgt dt« Kürzung deS Wochenlohnes wie deS TeuerungSzuschlageS prozentual der verkürzten Arbeitszeit. In den Betrieben, in denen die Muster in Akkord gefertigt werden, wird außer dem bisher schon gezahlten Munerzuschlag der Teuerungszuschlag von 45 Proz. gezahlt. Wird zuzüglich der Zuschläge in der Musterzeit nicht der vorjährige Wochenlohn plus 45 Proz. verdient, ist die Differenz bis zu diesen Sätzen draufzuzahlen. Die Musterzeit endet mit dem 81. Oktober. Bei nicht genügender Arbeitsmöglichkeit bleibt der Begriff der Musterzeit bis zum Eintritt der vollen Beschäftigung bestehen. Diese Vereinbarungen treten am 1. November in Kraft. Wenn auch nicht alle Forderungen bei den Verhandlungen durchgesetzt werden konnten, so sind durch den Abschluß de« Ver- träges doch ganz erhebliche Vorteile für die Berliner Hutarbeiter- schaft zu verzeichnen. Mögen nun alle, die bisher den Weg zur Organisation nicht gefunden, gleichwohl aber an dem Errungenen teilnehmen, sich nunmehr ihrer Berufsorganisation anschließen. Aufgabe der Hutarbeiterschaft Berlin « wird eS sein, darüber zu wachen, daß der Vertrag in allen seinen Teilen voll zur Geltung kommt. In der Generalversammlung des Verbandes der Brauerei- nnd Mühlenarbeiter �Zahlstelle Berlin ) erstattete der BezirkSleiler Tröger den Geschäfts« und Kaffenbericht vom 8. Oartal 1Sl7. Die Erhöhung der Teue« rungSzulage habe wiederum zu vielfachen Verhandlungen mit den Unternehmern Veranlassung gegeben. ES wurden für die männ- lichen Arbeiter in den Brauereien eine weitere Erhöhung um 10 M. pro Woche und für die weiblichen um S M. erzielt, mit der Maßgabe, daß diese Erhöhung ab 2. August nach- gezahlt wird. Die Zuschüfie zu den Ueberstundensätzen werden für männliche Arbeiter auf 61 Pf. und für weib« liche auf 87 Pf. erhöht. Für die weiblichen Arbeitnehmer wurde auch ein Abkommen geschaffen, das diese des Urlaubs und eines Teil« der für die männlichen Arbeitnehmer getroffenen Ab« machungen über ß SIS B G.B. teilhaftig werden läßt. Die ring» fteien Brauereien haben fich den Vereinbarungen angeschlossen.

Lodz . 134] Das gelobte£anö. Roman von 23. St. R e y m o n t. Was sagen Sie zu meinem Plan?" unterbrach ihn Moritz. »Ihre Frau Mutter war eine Kusine don mir, wiffen Sie das?" Baumwollreste hat sie in der Piotrkowerstraße derkanft. Und bißchen auf Pfänder geliehen... Sie sind ihr sehr ähnlich. Sie war eine schöne Frau. umfangreich, große Frau. Ich werd' Ihnen was sagen, Sie haben einen Kopf, Sie gefallen mir... und weil ich rS gern Hab', wenn junge Leute Verstand haben, weil ich gern Hab', Klugen zu helfen, so werd' ich Ihnen helfen. Ihr Plan gefällt mir." Wüßt' ich doch, daß Sie ein kluger Mann find." Wir machen's zusainmen." Geben Sie Geld her?" Ich fleb's Ihnen." Großen Kredit?" ..Verschaff' ich." Eingehend besprachen sie nun die einzelnen Punkte des zukünftigen Kompagniegeschäfts und legten ein Programm fest, wie sie vorgehen wollten. Das war' das eine Geschäft, jetzt kommt das zweite, ich geh' mich verloben," sprach Moritz. .Mitgift?"> Mela Grünspan." Warten Sie. bis die Sache mit Großmann erledigt ist." Jetzt werden wir grab schneller einig, ich iverde ihnen Helsen ." Du gefällst mir sehr. Moritz, du gefällst mir so. daß ich dir meine Marry geben würde, wenn sie erwachsen wäre, und sie hat zweihunderttausend." Zu wenig." Zwcihundertvierzig würd' ich geben, warten Sie ein Jahr." Kann nicht, in einem Jahr dreihundert, billiger kann ich nicht warten." .IS' schon gut, kommen Sie Sonntags zu mir zum

In den Mühlen hat eine Lohnbewegung stattgefunden, die gleich« falls weitere Lohnaufbesserungen zeitigte. So in der Salomon- mühle um 5 M.. in der Viltoriamühle um 3 M. pro Woche. Die Humboldl« und Bertheimmühle machten ebenfalls weitere Zu« aeständnifie; nur in der Schüttmühle ist es noch nicht gelungen, die Belriebsleitung davon zp überzeugen, daß auch ihre Arbeiter ein Recht haben, als Menschen zu leben. Diese Ueberzeugung wird ihr beigebracht werden, sobald die Arbeiter auch dort von der Pflicht, sich zu organisieren, ergriffen sind. Von dem Direktor Köhler der Deutschen Bierbrauerei Pichelsdorf wird gesagt, daß er die Frauen von Kriegsteilnehmern zwingen will, in seinem Betriebe zu ar- beiten, gleichgültig, ob dieselben in Berlin wohnen und zu ver« sorgende Angehörige haben oder nicht. Betont wurde aber, daß dies der einzige Betrieb sei, in welchem den Frauen der Kriegs« teilnehnier die paar Mark Unterstützung in dieser Weise vorenthallen werden sollen. Der Mitgliederbestand ist seit dem 2. Quartal um 172 auf 17S8 gestiegen. Der Einnahme von 14 823,70 M. steht eine Ausgabe von 12 344,16 M. entgegen. Der Hauptkaffe wurden 2476.54 M. überwiesen. Gegen 1613 sind die AuSgaben für Krankenunter- stützung um 33Vk Proz. gestiegen, sie betrugen im BerichtSquartal 5271,26 M. In der Lokalkasse stehen 4524,46 M. Einnahme 3431,56 M. Ausgabe gegenüber; das Lokalkaffenvermögeu beträgt einschließlich der 1662,86 M. Mehreinnahme 46 808,41 M.

Jnöustrie und Handel. Die Berliner Elettriz'tötSwcrke A.-G. verteilt auf die Stamm- aftien 16 Proz. gegen 8 Proz. im Porjahre und auf die Vorzug«- aktien wie bisher 4'/, Proz. Der Reingewinn ist von 4,6 auf 5,5 Millionen Mark gestiegen. Im Geschäftsbericht heißt es: Wir überließen zum EinstandSwerte nom. 566 666 M. Aktien der Braun« kohlenwerke und Dampsziegeleien Grube Auguste bei Bitter- feld an die Grube Leopold bei Edderitz A.-G. zum Zweck einheit« licher Verwaltung. Unserem im wesentlichen unveränderten Besitz an Effekten traten 4 666 666 M. Aktien der Felten«.Guil- leaume Carlswerk A.- G. hinzu, die wir von einer der All« gemeinen ElektrizitätS« Gesellschaft nahestehenden Gesellschaft zu mäßigem Preise erwarben, und 566 666 Kr. Aktien der Tramway- und ElektrizitätS« Gesellschaft Linz-Urfahr, eines gesunden Unternehmens, das für 1617 8 Proz. Dividende verteilt«. Unsere Beteiligung am Konsortium Bayerische Stickstoffwerke A.-G. ist mit Nutzen begeben; wir übernahmen Konsortialbeteili- gung an Straßenbahnen und EleftrizitätS-Gesellschaften in Brüx und T r i e st zum Buchwert von 275 615 M. Durch Abstoßung des Elektrowerkegefchäfts waren wir in den Besitz von 16 666 666 M. AEG-Aktien gelangt, die einem Konsortium über- laflen wurden, weil es nicht in unserem Plane lag, dauernd Groß« aktionärin der AEG zu bleiben. Im Berichtsjahr wurde ein Teil- betrag abgerechnet. Die ElektrizitätS-LieferungS» Gesellschaft und die Sächsisch« Elektrizität«- LieferungS-Gesellschaft haben Tariferhöhungen erlangt. Sie haben für 1617 wieder 16 Proz. Dividende verteilt. Der Ge- schäftSgang deS lausenden Jahres entspricht dem deS Vorjahres. Die in guter Entwicklung befindliche Grube Leopold bei Edderitz. Aktiengesellschaft, erhöhte die Dividende von 8 Proz. aus 16 Proz. Der Aufschluß de» zweiten Tagebaus, der Ausbau der Britettfabrik und der Kraftstation in Holzweißig werden den Ertrag de» laufenden Geschäftsjahres günstig beeinfluffen. Die Elektro« chemischen Werke m. b. H. konnten ihre Dividende von 12 Proz. auf 15 Proz. erhöhen und arbeiten mit gutem Erfolg.

Kgl. Schausplelhaus: ,vie Iuüasglocke�, van Hau» Knobloch. Ein grob Kus<Anm«ig«ziinmerte» Stück, da« den Eindruck hör- borruft, als fei es wach einem Ro-man oder einer Romanide« fertig- gestellt. Nach einem Roman, in dem die Motive, die bei der Dra- matisierung wie Kraut und Rüben durchvinander gehen, zu einer verständlichen Entwicklung gelangen. Die ethischen Wendungen, um die es ihm in erster Reihe zu tun war, sind leider mit dem Makel einer, künstlerisch gesprochen, argen Skrupellosigkeit behaftet, die der momentanen Theaterwirkung zuHebe vor offenkundigen Spi�elfechteroien und psychologischen Unmöglichkeiten nicht zurück- Der Gedanke, der den» Autor vorschwebt, hat mancherlei Be- ziehungen zu dem in Ibsens RoSmersholm nrit solcher Meister-

Mittagessen, ich werd' Gäste auS Warschau haben, und dann werd' ich Ihnen auch von einem kleinen Plan erzählen, der nach Millionen riecht." Sie umarmten sich herzlich und freundschaftlich, was den Bankier aber nicht störte, Moritz an den Schuldschein über die Dreißigtauscnd zu erinnern. Sie gefallen mir so, daß ich schon ganz in Sie verliebt bin." rief der Bankier strahlend und steckte den Schuldschein in die Kasse. xn. Fest wollen, und eS muß gelingen I" dachte Moritz, als er die Straße betrat. Er wollte eS und hatte jetzt dreißigtcrnsend Mark in der Tasche. Wohlgefällig berührt« er mit der Hand da» Wachs- leinwandkuvert. Borowiecki will«r auffressen, Appetit hat«r ans sein Geld und seine Arbeit und wird ihn ausfressen. Mela will er heiraten: er wirb sie heiraten, ganz sicher wird er sie heiraten. Nichts erschien ihm jetzt unmöglich. Der erste große Sieg blähte ihn auf vor Stolz und grenzenlosem Selbstbewußtsein. Man muß nur den Mut haben, etwas zu wollen," dachte er und lächelte die Sonne an, die jetzt die Wolken zerrissen hatte und sich über die Stadt neigte. Von der Heiratsvermittlerin, die im stillen seine Sache bei der Familie Grünspan vertrat, hatte er von dem Bruch mit Wysockl erfahren und auch davon, daß Bernhard Endel- mann sich brieflich erklärt, einen Korb bekommen hätte, de»- halb zum Protestantismus übergetreten wäre und jetzt irgend- ein französisches Mädel heiraten sollte. Ferner wußte er, daß einige Söhne der besten Firmen auf Mela reflektierten ohne die geringste Aussicht. Warum sollte sie mich nicht wollen?" Unwillkürlich besah er sich in einem Au»lagefenster und lächelte seinem eigenen Spiegelbild zu. Er sah gut auS. Seinen schwarzen Bart glättend und den Kneifer fester klemmend, ging er weiter und überlegte seine Chancen. Etwaö Geld hatte er, durch Großglück großen Kredit, keine Skrupel, also konnte er auf die glänzendste Zukunft hoffen. Mela tvar eine gute Partie, und seit langem schon fühlte

schaft behandelten Thema der Seelen läuternng, die von reinen Menschen ausstrahlt. Doch dieses von einem ein paar Jahrzehnte älteren Profefforen-Bräuttgam als Geme bewunderte Fräulein Ottilie, die in der Schule eines weltfernen GcbirgSdvrfeS unter dem Lehrer Prandtner ihr Probejahr absolvieren soll, entpuppt sich als ein Geschöpf von unerträglich«aktloser Arroganz und schadenfroher Bosheit. Auch ihr Intellekt, von dem sie soviel Rühmens macht, zeigt einen Grad von Grünheit, der kaum bei einem Backfisch denkbar wäre. Man sieht sie mit dem jungen, blind in sie verschossenen Unterlehrer und dem älteren, der ihre innere Hohlheit doch auf den ersten Bleck durchschauen müsse, aufdringlich herumkokettieren. Daß eS ihr nicht gelingt, auch diesen zu ihrem gehorsamen Vasallen zu machen, reizt ihren kindisch unbeherrschten Eigensinn zu abstoßendstem Ausbrüchen. In dem Revancheplan, den sie darauf entwirft, wetteifern Niedertracht und Dummheit. Dich ihr Plan versagt, der aufgehetzte Bauernbursch läßt sie im Stich. Eine Usbervaschung, die von der anderem, daß, als die zer- knirscht« Sünderin um Vergebung bittet, der Lehrer plötzlich etwas von seiner großen Liebe stammelt, noch überboten wird. Auch ihre Rachbegier war nur ein Ausfluß der geheimen Liebessehnsucht. Zum Glück bewahrt ihn seine entsagende Tugend vor dem gewagten Experiment einer Heirat. Das durch sein hohes Beispiel beschämte und bekehrte Fräulein bleibt dem benoidenSwerten Professor auf. gespart. Der Dorflehrer SommevstorffS, der gerade Schlichtheit mit durchgeistigter Feinheit verband, gewann sich die Herzen schon in der ersten Szene. Fräulein Steinsieck setzte eine große Bühmenroutine für die fatale Dame om. In kleinerem Rollen wirkten die Herren Vefpermann Mannstädt, Zimmerer und Frag Dora._ dt. �Sterne, die wieder leuchten�. s Erstaufführung im Berliner Theater.)' Die unter diesem etwa» schmalzigen Titel am Mittwoch aus der Taufe gehobene Operette hoben die Herren Bernauer und C ch a n z e rnach einer Idee des Michael Klapp", eines öster- reichifchen Publizisten aus der zweiten Hälfte deS vorigen Jahr« Hunderts, verfaßt. Es handelt sich um eine gar nicht so üble Ge- schichte. Ist da in Bvasilien ein reicher Onkel, den zu Hause zahl­reiche V er» sandte zu beerben hoffen. Eines TageS läßt er sie wissen, baß er hennzukehren gedenke. Aber da der Brasilianer Schelmerei im Nacken und Lebensweisheit im Herzen hat, reizt c» iffrn, unerkannt unter die Vevwandtensipp« zu treten. Und zwar in der Maske eines Freunde», während er von sich selbst verbreiten läßt, er wäre mit dem Schiff untergegangen. Nun hat er Ge- leyenheit, die Zlnsichten seiner mehr oder weniger habgierigen Erben über sich zu erfahren. Eigentlich hat aber schon Ko tz e b u e das gleiche Mottv in einem Lustspiel-Einaktsrchen, das Hermann Kienzl entdeckte. Die Handlung spielt 1863. Trachten, und Möbelmode: Empire. Reichlich viel Harnckosigkeiten, getaucht in Humor und Sentt- Mentalitäten vongestern". Manche» kurzweilig oder langstielig und schleppend. Zumal auSeinandergezerrt durch Musik-Ueherfülle. Walter Kollo hat diesmal seine Aufgabe etwas ernster ge­nommen. Er strebte eine Art neuem Stil an, zwischen musika» lischem Lustspiel und derberer Operette hin und her pendelnd. Hier Arien, schmachtende Duette, dort pathettsche Deklamation und melodramatisch behandelte Partien, hier prickelnder Tanz- oder Marsch-RhythmuS, dort drastische Eoupletkrmik und herkömmliche Plattitüden. Es sind aber doch auch originelle Anläufe darin, so- wohl in mottvistischer als orchestraler Hinsicht. Der Sprung vom feineren Genre zu TrivialitAen ist freilich oft unvermittelt. Den- noch ein Fortschritt zum Besseren hm, zumal nach der Richtung logischer Perbnüpfung. Die Neuheit, hübsch ausgestattet, flott gesungen und gespielt, trug liebhast applaudierte Teilerfolge davon. elc.

» Notizen. Der Kleistprei«, eine unabhängige literarische Ehrung, die jedes Jahr auch einen von der Berwalttmg erkorenen Schrift- steller verteilt wird, fiel diesmal auf Leonhard Ztrank und Paul Zech . Q. Frank hat durch ein paar Romane, die ein starkes und tiefes soziales Gefühl atmen, feine Eigenart und Bedeutung erwiesen. Er begann mit der Geschichte seiner Jugend(die Räuber- bände), schrieb dann im Geiste Dostojewskis die Psychologie eine» Mörders und rebellierte gegen den Krieg in seinem BucheDer Mensch ist gut". Paul Zech ist unseren Lesern als kraftvoller lyrischer Neutöner und Novellist bekannt. Seine Darstellungen aus dem westdeutschen Industriegebiet künden eine neue Art der sozialen Schilderung an. Die Preise verteilte als Vertrauensmann der Kleiftsttftung Heinrich Mann . er eine gewisse Neigung zu ihr. Wohl hatte sie ihre polnischen Verrücktheiten, ihre edelmütigen und philosophischen An« Wandlungen, aber das kostete nicht viel und machte sich gut im Salon. Er überlegte das alles und lächelte, weil er plötzlich wieder das erschrockene Gesicht Großglücks vor sich sah. Moritz, warte doch auf mich." Moritz wandte sich rasch um. Ich such' dich in der ganzen Stadt," sagte Keßler, ihm die Hand drückend. »Geschäft?" »Ich wollte dich für heute abend zu mir bitten. eS kommen paar Freunde zu mir." »Ein kleines Gelage, wie im vorigen Jahr. waL?" »Nein, ein freundschaftlicher Tee, Plausch und einige Ueberraschungen." »Hiesige Ueberraschungen?" »Import, aber auch hiesige, für Liebhader. Kommst du?" »Gut. Hast den Kurowskt auch gebeten?" Hab' schon genug von dem polnischen Vieh in der Fa- brik, will eS wenigstens zu Hause los sein. Er reizt mich mit setner Miene etneS großen Herrn, der sich einbildet, es sei eine Gnade, wenn er einem die Hand reicht. Verfluchter Kerl I Wo gehst du denn hin? Ich kann dich hinfahren, mein Wagen wartet hier." Nach der Drewnowerstraße." Soeben Hab' ich Großmann gesehen. Gegen Kaution ist er freigekommen." Oh. das ist interessant, ich geh' nämlich grab' zu Grün» fpan." Ich fahr' dich hin, muß nur vorher noch auf einen Augenblick in die Fabrik.. Werden die Ueberraschungen auch aus deiner Fabrik stammen?" Grad möcht' ich etwa« auswählen in der Spinnerei." Sind, die denn sogleich zum Appell bereit..." Pressiert sind sie schon, und übrigens gibt'S ein Mittel; wenn nicht dann rauS auS der Fabrik." Moritz lachte auf. Sie bestiegen den Wagen und fuhren nach einigen Minuten vor der Fabrik Endelmann u. Keßler vor. Warte einen Augenblick." (Forts, folgt.)