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Nr. 316. 35. Jahrg.

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.Sozialdemokrat Berlin ".

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3.

Fernivrecher: Amt Moriuples, Str. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 16. November 1918.

Expedition: GW. 68, Lindenstraße 3. #erniprecher: Am: Morisplas, Str. 151 90-15197.

Prinz Max zur Vorgeschichte der Revolution.

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Die Lebensmittelversorgung.

Der frühere Reichskanzler Prinz Mar von Baden hatte p Ich habe den Reichskanzler bert als einen Mann die Absicht, in der Ersten Badischen Kammer, deren Vorfizen- fennen gelernt, der reinen Willens ist und dem es Ueberzeu der er war, über seine Führung der Reichsgeschäfte Rechen- gungsfache ist, daß Deutschland nur seinen internationalen Pflichten Deutsche Dankesnote nach Washington. schaft abzulegen. Da der Landtag nicht mehr einberufen genügen fann, wenn es sich als Volkseinheit erhält. Die Berlin , 15. November. Die deutsche Regierung hat wurde, fonnte der Prinz die Rede nicht mehr halten. Sie Regierung fann uns vor dem Bürgerkrieg bewahren, wenn sie demo­wird soeben von der Redaktion der Preußischen Jahrbücher" fratisch regiert, und ihre erste, nicht aufzuschiebende Pflicht ist es, eine Note nach Washington gesandt, in der mit Dank davon Kenntnis als Flugschrift veröffentlicht. fich durch genommen wird, daß Präsident Wilson gewillt ist, die Sendung Bring Mor erklärt, er sei sich bei Uebernahme des Reichs­eine verfassunggebende Nationalversammlung von Lebensmittelu nach Deutschland in günstigem Sinne zu er­fanzleramts deffen bewußt gewesen, daß der Krieg berbie Rechtsgrundlage für ihre Macht geben zu lassen. ufurpierte wägen. Es wird darauf hingewiesen, daß größte Gile Ioren war. Er habe Deutschland , jowiet dies noch möglich macht erträgt das neue befreite deutsche Bolt not tut und daß die Annahme der drückenden Waffen­war, durch demokratische Umgestaltung und Völkerbundpolitik nicht. Es hat sich durch die Bildung der Volksregierung am 3. O still standsbedingungen mit ihren Folgen die Lage au retten versucht, habe aber dieses Biel nicht erreichen können. tober von der Diktatur Ludendorff befreit; es wird keine andere bei uns täglich unerträglicher mache. Die Gefahr Den Hauptgrund dieses Mißerfolges gibt er folgender- Diktatur einer Minderheitsgruppe ertragen. Aber eine Schande maßen an: nur bei schnellster Hilfe be anarchischer Zustände könne wäre es. für Deutschland , wenn uns die Feinde, die nur mit einer rechtmäßigen deutschen Regierung unterhandeln wollen, erst seitigt werden. die Einberufung einer tonstituierenden Versammlung anbe. fehlen müßten.

Meine Friedenspolitik tourde entscheidend gestört durch das Waffenstillstandsangebot, baß mir fertig borgelegt wurde, al3 id) in Berlin cintraf. Ich habe es bekämpft aus Gründen der praktischen Politif. Ge schien mir ein schwerer Fehler, den ersten Friedensschritt der neuen Regierung durch ein so überraschen tes Gingeständnis deutscher Schwäche zu begleiten. Weber das eigene Wolf, noch das feindliche Ausland schätzte unsere militärische Lage damals jo ein, daß ein derartiger Verzweiflungsschritt not­mendig wäre.

Ich machte den Gegenvorschlag, die Regierung sollte als ihre erste Handlung sin detailliertes Kriegsgielprogramm aufstellen, das vor aller Welt unsere Webereinstimmung mit den Grundsäßen des Bräsidenten Wilson deutlich machte und unsere Bereitwilligkeit, diesen Grundsäten auch schwere nationale Opfer zu bringen.

Hier darf die Regierung sich nicht die Initiative nefnten laffen; wenn sie demokratisch handelt, dann fann sie sicher sein daß ihr die freiwilligen Kräfte aus allen Lagern suströmen werden um ihr bei der übermenschlichen Aufgabe zu dienen.

Der frühere Reichskanzler jagt dann weiter, daß mili­tärischer Widerstand unmöglich sei, aber moralischer geleistet werden müsse. Der uns zugedachte Friede sei viel schlimmer, als der wahrlich nicht nachahmenswerte" Frieden von Brest­Litomst. Würden die Waffenstillstandsbedingungen bleiben, wie sie sind, so sei der Völkerbund tot vor seiner Geburt. Kein Bolf aber dürfe in Retten an den Verhandlungstisch geführt werden. Der Prinz schließt mit den Worten eines Soldaten briefes : Gebe der Himmel, daß Deutschland nicht cha rafter los aus diesem Kriege hervorgeht."

Die militärischen Autoritäten erwiderten mir darauf, auf die Birfung einer solchen Kundgebung Tönne nicht mehr gewartet wer­den; die 2age an der Front erfordere binnen 24 Stunden ein Waffenstillstandsangebot. Wenn ich es nicht abgäbe, jo müßte es Die Hauptbedeutung dieser Schrift des Kanglers der bie alte Regierung herausbringen. Darauf entschloß ich mich, die awischenrevolutionären Epoche liegt in der Klarlegun der neue Regierung zu bilden und das nunmehr unvermeidlich gewor- Umstände, unter denen das Waffenstillstandsangebot zustande dene Waffenstillstandsangebot mit dem Namen der neuen, unbe gefommen ist. Die alldeutsche Lüge, die Politik der demo­lafteten Regierung zu unterstüben. Nach einer Woche eröffneten fratischen Regierung hätte dem gerühmten Militarismus das mir die militärischen Autoritäten, daß sie sich in der Einschätzung Rüdgrat gebrochen, wird schonungslos enthüllt. Der Mili­der Lage an der Front am 1. Oftober getäuscht hätten. tarismus ist in sich selbst aufammengebrochen, Ludendorff Brinz Mar schildert nun die Wirkung des Waffenstill- hat zum Abschluß des Waffenstillstands und damit zum standsangebots. Bei der Entente wurde der Siegesübermut Frieden um jeden Preis gedrängt. gestärkt, die Sonderaktionen der Verbündeten wurden be­schleunigt, weiterer Widerstand bot keine Aussicht auf Er­folg, es mußte nur vor den Feinden die Möglichkeit aufrecht­erhalten bleiben, daß es bestimmte Grenzen gab, gegen die Deutschland selbst einen hoffnungslosen Kampf aufnehmen Die alliierte Kommission in Spaa.- Freilaffung von

würde.

Der Waffenstillstand.

Geifeln. Oesterreich an Wilson.

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Bring Mar geht dann auf die Ursachen des Zusammen- Saag, 15. November.( Hollandsch Nieuwsbüro.) Aus bruchs in der inneren Politik ein. Die Ausschaltung aller Paris wird gemeldet: Das alliierte Oberkommando hat den Nebenregierungen war im besten Gange, bei dem ersten deutschen Oberbefehl drahtlos davon verständigt, daß die Konflikt gab 2udendorff nach, bei zweiten nahm er alliierte Kommission der internationalen perma feinen Abschied. Da fam die Aufrollung der Abdan- nenten Waffenstillstandskommission am 15. Novemberin fungsfrage durch Präsident Wilson. Der Prinz habe Spaa eintreffen wird. Die Stelle, wo die Kommission den Kaiser dauernd orientiert, dessen freiwilliger Entschluß, die Linien überschreiten wird, wird drahtlos durch jede der das Reich vor schweren Erschütterungen bewahren fonnte. alliierten Armeen den Kommandanten der ihnen gegenüber Man dürfe das Zögern des Kaisers nicht faflch verstehen, es stehenden Armeen bekanntgegeben werden. feien gewichtige Einflüsse am Werk, die ihn davon über­zeugten, daß seine Abdantung das Signal zur Auflösung der Front wäre. Dann fährt Prinz Max wörtlich fort:

Nach Ziffer 3 und 18 der Waffenftillstandsbedingungen ist die fofortige Durchführung der Freilassung von Geifeln, Als ich nach den Kieler Vorgängen die Gefahr des Bürger- Bivilinternierten, im Anklagezustand befindlichen Personen und Ber­frieges immer näherrüden fah, fuchte ich am Donnerstag eine urteilten notwendig. Die Ausführung dieser Bestimmungen liegt Unterredung mit dem Abgeordneten Ebert und teilte ihm mit, dem Kriegsministerium ob und ist von diesem bereits in die daß ich noch am gleichen Abend ins Hauptquartier reisen wollte. Er Wege geleitet. beersprach mir, das Seinige dazu zu tun, damit seine Partei und die Massen das Ergebnis meines Besuches abwarteten. Am Rachmittag desselben Tages aber überbrachten mir Herr Scheide . mann und Ebert das Ultimatum der Sozialdemokratie, das mich arang, meine Entlassung einzureichen, denn es bedeutete ben Zusammenbruch meiner Bolitif, nicht zu vergewaltigen, sondern zu überzeugen.

Sie werden es mir ersparen über die Schritte zu sprechen, die ich nach meinem Entlassungsgesuch unternommen habe. Sie hatten nur den einen Zwed, den unvermeidlich gewordenen Umfturz fich

ohne einen Bruberkampf

Washington, 15. November.( Deuter.) Oesterreich hat den Präsidenten Wilson ersucht, er möge eine Abänderung ber türkischen Waffenstillstandsbedingungen durchsetzen, damit es den Desterreichern und Ungarn ermöglicht würde, in der Türkei zu blei ben, anstatt nachhause zurüdzukehren und damit das Lebens mittelproblem noch zu erschweren. In der Note wird gesagt, daß Oesterreich nicht länger als friedenstörend zu betrachten fei, es bestehe auch nicht die Notwendigkeit, die Entfernung der Desterreicher aus der Türkei zu erzwingen.

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Die deutsche Regierung bittet deshalb, so schnell als möglich Vertreter nach dem Haag oder einem anderen Orte in entsenden, um dort mit deutschen Bevoll mächtigten die Einzelheiten zu beraten. Die Note regt an, daß die Angelegenheit vielleicht in die bewährten Hände des Herrn Hoover gelegt werden könnte.

Englische Arbeiterpartei, Koalitions­regierung und Weltarbeiterkongreß.

Der Termin der englischen Neuwahlen, Der Beschluß der Konferenz der Arbeiterpartei, die Beziehungen zur Koalitionsregierung abzubrecen, wurde mit sehr großer Mehrheit gefaßt. Der Beschluß hängt mit den bevorstehenden Neuwahlen zufammen, die eine neue Lage schaffen. Die Ar beiterpartei braucht absolute Gabogenfreiheit. Des weiteren aber hat bei der Aufgabe der Gemeinschaft die Weigerung der Re­gierung, die Arbeiterschaft zur Friedenskonferenz hinzuzuziehen, eine Rolle geipielt.

Aus einigen Mitteilungen über die Konferenz wird das deutlich. Thomas, der Führer der Eisenbahner, der den Antrag, aus der Regierung auszutreten, unterſtügte, erklärte, daß eigentlich die Ar­beiter den Krieg gewonnen haben. Wenn sie auf der Friedens­fonierenz nicht vertreten würden, würden sie die einzige bort nicht bertretene Slaffe sein. Die Arbeiter hätten durch das, was sie ge­Leistet, gas Recht erworben, ihre Stimme voll zur Geltung zu bringen und nicht nur als Teil der Koalition bei der Friedenskonferenz anwesend zu sein. Samsay Macdonald betonte, wenn auf der Friedenskonferens fein Vertreter ber Arbeiter sich befinde, fci es teine Friedens­onferenz. Die Weltarbeiterkonferenz sei vielleicht von noch den Frieden sichern wollen, müssen wir eine Konferens fordern, größerer Bedeutung. Ramsay Macdonald sagte meiter, wenn wir die die Stimme der Arbeiter derart ertönen läßt, daß sie nicht miß­berstanden werden fönnen. Der Präsident der Grubenarbeiter millie sagte, daß die Arbeiter bei der Konferens

müssen. Der Bebensmittelfontrolleur Clynes, der den jebigen Zeitpunkt für den ungünstigsten für die allgemeinen Wahlen er­achtete und der Meinung war, daß die Mitglieder bis zur Unter­zeichnung des Friedens bei der Regierung bleiben sollen, stand in der Frage der Beteiligung an der Friedenskonferenz auf Seiten Thomas. Er sagte: Bei den Friedensverhandlungen würden viele Probleme im Zusammenhang mit der Lebensmittelbersorgung zur Sprache fommen. Dabei müßten die Arbeiter Mitbestimmungs­recht in den Rationierungsverfügungen sowohl in England als auch den feindlichen Ländern haben.

mindestens die Hälfte der Delegation ausmachen

Die politische Stimmung der Konferenz wird durch folgenden Vorgang scharf beleuchtet: Wiederholt wurde die Forderung ge­ftellt, John Maclean , der ehemalige bolichemistische Stoniul in Glasgow , der noch interniert ist, follte freigelassen werden; ein diesbezüglicher Antrag wurde einstimmig ana genommen.

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wo die Arbeiter

Der Beschluß der Konferenz, die Verbindung mit dem Koali tioneministerium, die auf den letztjährigen Kongreffen der Arbeiter­partei umlämpft worden ist, nunmehr abzubrechen, scheint aber bei ben Arbeiterministern auf Widerstand au stoßen. Wenigstens berichtet Reuter: Die acht Arbeitermitglieder der Regie­Budapest, 14. November. Minister Bela Binder, den die rung werben demnächst zufammenkommen, um zu dem Beschluß vollziehen zu lassen. Ich will mit denen, die den Umsturz herbei ungarische Regierung zur endgültigen Festlegung des Waffenstill der Arbeiterfonferenz, daß sie nach Auflösung des Parlaments aus­geführt haben und ihn unterstüßten, nicht rechten. Ich glaube noch standes nach Belgrad gesandt hatte, berichtet von einer besonders treten sollen, Stellung zu nehmen. Es verlautet, daß diese Minister heute, daß sich dr Bolfswille ohne Gewalt hätte durchsehen können lebhaften Diskussion über folgenden Punkt: Die Serben wolten nicht einsehen, warum sie aus der Regierung in auf dem Wege der gefeßgebenden Versammlung, die nach dem Zer nämlich den Umstand, daß ihre Truppen vor der definitiven Aus dem Augenblid australen follen, fall Defterreichs eine Ehrenpflicht geworden war. Ich kann den fertigung der, Waffenstillstandskonvention auf ungarischem bollen Einfluß auf die Verwaltung haben follen, Gebanfen nicht loswerden, daß vielleicht doch unsere Arbeiter und Gebiete vorrückten, dazu auenüßen, daß sie auf den befesten Ge- zumal da fie mit voller Zustimmung ihrer Gewerkschaften in die Soldaten noch 24 Stunden Geduld gehabt hätten, wenn Führer aus bieten eine[ erbije militärische Administration in Regierung eingetreten wären." ihrer Mitte ihnen die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung der Hei- stallierten. Schließlich gelang es, fie von der Unrichtigkeit ihres Man wird Näheres über die Haltung der Arbeiterminister ab matfront so deutlich gemacht häten, wie dn Soldaten an der Front Standpunktes zu überzeugen. So bleibt auf dem besetzten Gebiet zuwarten haben. In einer fritischen Stunde während des Krieges, es deulich war, daß die Schlachtfront halten mußte. Dann wäre überall die ungarische Verwaltung im ganzen Umfange aufrecht. als die Regierung in der Wehrpflichtfrage einen energischen Schritt nicht der Zusammenbruch gefommen einen Tag bor ber Waffenruhe. Mit der Unterfertigung der Stonvention hörten seit tat, haben die damaligen drei Arbeiterminifter jedenfalls anerkannt, Der Umsturs hat sich unwderruflich vollzogen. In die Sände gestern a bend auch formell zwischen Ungarn und der En- daß die Entscheidung der Partei für ihr Verbleiben der neuen Regierung ist eine ungehure Verantwortung gelegt. Eie tente die einbfeligkeiten auf, welche Ungarn bereits im Amt oder ihren Rüdtritt maßgebend fei. Cie zeigten fann uns als Nation retten, und sie fann uns als Ration zerstören. am 1. November eingestellt hatte. zuvörderft ihren Nüdtritt an und behielten dann ihre Posten, als