Nr. 324. 35. Jahrg.
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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernfbrecher: Am: Morisolas, Rt. 151 90-151 97.
Montag, den 25. November 1918.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3.
fernfvrecher: Amt Morisvlas, Nr. 151 90-15197.
Baldige Delegiertenversammlung der A.- und 5.- Räte.
Einladung zur Delegiertenverfammlung Sozialdemokratischer Wahlfieg in Dresden Die Schuld der deutschen Macht
der Arbeiter und Soldatenräte.
An die Arbeiter und Soldatenräte Deutschlands . Genossen! Kameraden!
Vor zwei Wochen habt Ihr der Freiheit eine Gaffe geöffnet. Guer Mut, Euere revolutionäre Tatkraft hat das alte System, die Militärdiktatur und den mittelalterlichen Monarchismus zertrümmert. Jebt gilt es, die Errungenschaften der Revolution zu sichern und auszubauen. Jebt gilt es, die Mächte der GegenrevoIution, die nach dem ersten Schrecken aus ihren Winkeln herborkriechen, niederzuhalten.
Dresden , 24. November 1918.( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) Hier fanden am Sonntag die allge. meinen Wahlen zum Arbeiter und Soldatenfomitees das endgültige Resultat steht noch aus, dürfte aber rat statt. Nach den bisherigen Feststellungen des Wahldas Gesamtstimmverhältnis nicht wesentlich ändern fielen von den abgegebenen Stimmen:
ent
88 473 auf die fozialdemokratische Mehrheitspartei 5500 auf die Unabhängige Sozialdemokratie. Wahrscheinlich wird die Mehrheitspartei 47, die Unabhängige Partei 3 Size im Arbeiter- und Soldatenrat er
Der Vollzugsrat der Groß- Berliner Arbeiter und Soldatenräte erblickte in dem Sturm und Drang der ersten Revolutionstage seine Aufgabe darin. eine Regierung halten. bon Volksbeauftragten zu schaffen, die die Leitung und
haber am Kriege.
Bayerische Veröffentlichungen.
Berwaltung des neuen republikanischen Staatswesen i Der Protest des deutschen Waffenstillstands- Belgrad zu unternehmen, und der in der Ueberreichung einer
land und Preußen zu übernehmen hatte Der Vollzugsrat der Groß- Berliner Arbeiter- und Soldatenräte maßt sich aber
einen erdrückenden Beweis für die Schuld der früheren deutDie bayerische Regierung veröffentlicht Dokumente, die schen Machthaber am Weltkrieg darstellen. Es befindet sich darunter folgender Bericht des bayerischen Gesandten in Berlin , Grafen Lerchenfeld, vom 18. Juli 1914: " Auf Grund von Rücksprachen, die ich mit Unterstaats. sekretär Rimmermann, ferner mit dem Balkan - und Dreibundreferenten im Auswärtigen Amt und mit dem österreichischungarischen Botschaftsrat dahier hatte, beehre ich mich, zu berichten: Der Schritt, den das Wiener Kabinett sich entschlossen hat, in Note bestehen wird, wird am 25. d. M. erfolgen. Die Sinausfeine Diktaturgewalt über die Arbeiter- und Soldatenräte schiebung der Aktion bis zu diesem Zeitpunkt hat ihren Grund darDeutschlands an. Er ist vielmehr der Meinung, daß nur durch in, daß man die Abreise des Herrn Poincaré und Vi= eine feste 8usammenfassung aller deutschen Ar- Der Protest, den in der Sitzung der Waffenstillstands- bundmächten eine Verständigung über eine etwaige Gegenaktion au viani von Petersburg abwarten möchte, um nicht den Zweibeiter und Soldatenräte Sie Errungenschaften der Re- kommission in Spaa am 21. November der Vorsitzende der erleichtern. Bis dahin gibt man sich in Wien durch die gleichzeitige bolution gesichert werden können. Mißtrauen und Mißverständ- deutschen Kommission, General von Winterfeld, noch einmal Beurlaubung des Kriegsministers und des Chefs des Generalstabs nisse drohen in das Gefüge der deutschen Arbeiter und Soldaten feierlich gegen die unmenschliche Durchführung des Waffenräte einen Steil zu treiben. Bestrebungen sind im Gange, das den Anschein friedlicher Gesinnung, Reichsgebiet zu zerschlager und die unheilvolle stillstandes erhob, wurde, wie Wolffs Bureau von gut unter- und auch auf die Presse und die Börse ist nicht ohne Erfolg einmittelalterliche Oleinitanterei in never form wieder richteter Seite erfährt, von dem franzöfifchen Vorsißenden mit gewirkt worden. Daß das Wiener Kabinett in dieser Beeinzuführen. Die Verwirklichung der großen bemokratischen und den Worten entgegengenommen: Il n'y a pas réponse e gelidt borger, mito bi ur sum. sozialistischen Biele verlangt aber die Erhaltung eines großen deut à donner! Bu deutsch : Eine Antworterübrigtsich! dauert nur, daß Graf Tisza, der anfangs denen ein fajarferes schen Wiirtschafts- und Sprachgebietes. Der Vollzugsrat der GroßBerliner Arbeiter- und Soldatenräte will teine feindselige Genf , 24. November. Der Temps" billigt in feiner heutigen Borgehen gewesen sein soll, durch eine Erklärung im ungarischen Abgeordnetenhaus den Schleier schon etwas gelüftet Trennung zwischen Nord und Süd. Er will, daß das Nummer die rücksichtslose Ablehnung aller von deutscher hat. befreite Deutschland der Schwierigkeiten, die mit dem Friedens- Seite gestellten Anträge auf Geleichterung oder Verlängerung des schlusse verbunden sind, Herr werde; er will, daß die Demobilis Waffenstillstandes. Das Blatt berechnet nach älteren Angaben fierung sich in geordneten Bahnen vollzieht, daß die der Kölnischen Beibung", daß Deutschland noch über NahrungsGefahren, die der Voltsernährung drohen, glatt und ohne mittel bis zum Frühjahr verfüge und daß es den Machthabern in Berlin offenbar nur darauf ankomme, neue Vorräte zu sammeln, um für das Frühjahr die Armee wieder schlagfertig zu machen. Wenn Deutschland den Frieben wolle, so müsse man die führenden Männer, die unter allen Regimen die selben waren, unbedingt beseitigen.
Diese Aufgaben können nur erfüllt werden durch ein harmonisches Zusammenarbeiten aller Arbeiter und Soldatenräte Deutschlands . Die bisherige Tätigkeit des Vollzugsrates von Groß- Berlin stellt ein Provisorium dar, das so schnell als möglich auf eine breitere Grundlage gestellt werden soll. Solange eine gefeggebende Bersammlung nicht das letzte Wort über die Verfassung und Neuordnung des republikanischen Deutschland gesprochen hat, müssen die Arbeiter- und Sc datenräte den Willen des deutschen Volkes zum Ausdruck bringen.
Wir fordern Euch deshalb auf, so schnell als möglich zu einer Delegierten- Versammlung in Berlin Es ist daher zusammenzutreten. Schnelles Handeln tut not. nicht möglich, ein einheitliches, allgemein gültiges Wahlsystem borzuschlagen. Wir empfehlen vielmehr aus den zurzeit bestehenden Arbeiter und Soldaten- Räten Delegierte zu wählen und nach Berlin zu senden. Die Delegierten- Versammlung darf, wenn sie arbeitsfähig sein soll, im Höchstfall nur 500 Mitglieder um faffen. Unter zugrundelegung der Volkszählungsergebnisse vom Jahre 1910 würde auf rund 200 000 Seelen ein Delegierter fommen. Für die noch bestehenden großen Heeresverbände ist auf je 100 000 Mann ein Delegierter zu wählen. Die Wahlen müßten, um zu einem schnellen Ergenis zu fommen, auf territorialer Grundlage erfolgen. Wir empfehlen bei den Wahlen die Verhältniszahlen der in dem Bezirk vertretenen Arbeiter und Soldaten zu berücksichtigen.
Der„ Temps" kann nicht deutlicher sagen, daß ihm alles, was dem Chaos in Deutschland entgegenarbeitet, höchst unbequem im
Wege ist.
Die Sowjetregierung an die deutsche Regierung.
Es wird dann der Hauptinhalt des österreichischen Ultimatums an Serbien wiedergegeben und dann gesagt: " Daß Serbien derartige mit seiner Würde als unabhängiger Staat unvereinbare Forderungen nicht annehmen kann, liegt auf der Hand.
Die Folge wäre also der Krieg.
Hier ist man durchaus damit einverstanden, daß Oesterreich die günstige Stunde nüßt, selbst auf die Gefahr weiterer Berwicklungen hin. Ob man aber wirklich in Wien sich dazu aufraffen wird, erscheint Herrn v. Jago w wie Heren Zimmermann noch immer awweifelhaft. Der Unterstaatssekretär äußerte sich Sahin, daß Desterreich- Ungarn , dank seiner Entschlußlosigkeit und Berfahrenheit, iebt
eigentlich der franke Mann in Europa geworden sei, wie früher die Türkei , auf dessen Aufteilung Russen, Italiener, Numänen, Serben und Montenegriener warten. Ein starkes und erfolgreiches Einschreiten Serbiens würde dazu führen, daß die Oesterreicher und Ungarn sich wieder als staatliche Macht fühlen, würde das darnieder. liegende wirtschaftliche Leben wieder aufrichten und die fremden ufforderung zur Regelung der Beziehungen. Afpirationen auf Jahre hinaus niederhalten. Bei der Empörung, Die Rofta vom 19. November gibt die Mitteilung der deutschen die heute in der ganzen Monarchie über die Bluttat herrsche, fönne Regierung an die Sowjetregierung bekannt, daß augenblicklich die man wohl auch der slawischen Truppen sicher sein. In einigen Anwesenheit russischer Vertreter in Berlin nicht erwünscht sei. Un Jahren fei dies, bei weiterer Fortwirkung der slawischen Bropaterm 22. November teilt nunmehr die Rosta aus Moskau mit: Am sanda, wie General Conrad von Hözendorf selbst zugegeben habe, 20. November reisten die ehemaligen deutschen Generalfonfuln nicht mehr der Fall. von Moskau und Petrograd von Moskau nach Deutschl ind ab. Nach eine Schicksalsstunde handle, und aus diesem Grunde hat man hier, Man ist also hier der Ansicht, daß es für Oesterreich sich um dem Wechsel des Regimes in Deu ſchland gestattete die Sowjet- auf eine Anfrage aus Wien , ohne Rögern erklärt, daß man mit regierung nicht mehr, daß die alten Vertreter der Hohenzollern jedem Vorgehen, zu dem man sich dort entschließe, einverstanden weiter in ihrer Eigenschaft als Vertreter des deutschen Volkes am- fei, auch auf die Gefahr eines Krieges mit Rußland hin. Wir schlagen Euch vor, die Delegiertenversammlung tierten. Sofort als sie die Nachricht von der Errichtung des neuen Die Blankobollmacht, die man dem Kabinettschef bes .spätestens am Montag, den 16. Dezember d. Js. Regimes erhielten, bildeten die deutschen Arbeiter und Grafen Berchthold, dem Grafen Hoyos , gab, der zur Ueberim Sitzungssaal des Preußischen Abgeordnetenhauses zu Berlin Soldaten in Moskau und Petrograd Arbeiter und gabe eines allerhöchsten Handschreibens und eines ausführlichen zusammentreten zu lassen. Ihre Aufgabe würde sein, die Wahl Soldatenräte, die von der Sowjetregierung anerkannt wur- Promemorias hierher gekommen war, ging soweit, daß die öftereines provisorischen Zentralrates der Arbeiter den, und benachrichtigten die deutsche Regierung von ihrer Bildung. reichisch- ungarische Regierung ermächtigt wurde, mit Bulgarien und Soldatenräte Deutschlands vorzunehmen; die Ausmaßgebenden Wahlsystems zu übernehmen. Entschließung über die konsuln nach Deutschland als Vorbedingung für eine Regelung der lande für die Donaumonarchie nicht erwartet zu haben, und In Wien scheint man ein so unbedingtes Eintreten Deutscharbeitung eines für alle deutschen Arbeiter- und Soldatenräte Die deutsche Regierung stellte die Rückkehr der ehemaligen General- wegen Aufnahme in den Dreibund zu verhandeln. künftige geseggebende Versammlung zu fassen und zu sonstigen Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland Herr Zimmermann hat den Eindruck, als ob es den immer ängstpolitischen Fragen Stellung zu nehmen. auf. Niemand hinderte sie daran, nur ihre Reisevorbereitungen, lichen und entschlußlosen Stellen in Wien fast unangenehm Genossen! Kameraden! Laßt uns schnell, laßt uns einmütig die unter der Kontrolle der deutschen Soldatenräte vorgenommen wäre, daß von deutscher Seite nicht zur Vorsicht und Zurückhaltung handeln. Nehmt unsern Vorschlag an und führt so schnell wurden, nahmen einige Zeit in Anspruch. Nach ihrer nun erfolgten gemahnt worden sei. als möglich die Wahlen durch. Ihr habt die Revolution Abreise erwartet die Sowjetregierung die Regelung der Beziehun gemacht, laßt uns auch gemeinsam ihre Früchte ernten. Die gegen mit Deutschland . naue Aufstellung des Wahlschlüssels wird schnellstens beröffentlicht werden.
Der Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldaten. rates Groß- Berlin. Rich. Müller.
Moltenbuhr.
Die amerikanischen Schlachtverluste. Haag, 24. November. Nach Meldungen aus Washington teilte General March mit, daß die Verluste der amerikanischen Truppen bis zur Unterzeichnung des Waffenstillstandes betragen: An Toten 52 169 Mann, an Verwundeten 179 625 Mann, an Gefangenen und Vermißten 3323 Mann. Die Amerikaner nahmen 44 000 Deutiche gefangen und erbeuteten 1400 Geschütze. March teilte weiter mit, Koblenz sei das Ziel des amerikanischen Vormarsches.
Man hätte es baber hier auch lieber gesehen, wenn mit der Aktion gegen Serbien nicht so lange gewartet und der serbischen Regierung nicht die Zeit gelassen Genugtuung anzubieten."
Englische Kriegsgefangenen- Versammlung. würbe, etwa unter ruffifch- französischem Drud von sich aus eine
Bernftein und Ledebour.
Es wird dann in diesem Bericht des Grafen Lerchenfeld In einer Versammlung englischer Kriegsgefangener im großen an den Grafen Hertling weiter über die diplomatische Aktion Saal der Philharmonie sprach gestern Eduard Bernstein für die Deutschlands geplaudert. Die Reichsleitung werde, mit Völkerversöhnung. Nach ihm tam Ledebour zu Worte, der die dem Hinweis darauf, daß der Kaiser auf der Nordgegenwärtige deutsche Regierung beftig angriff und die Engländer landsreise und der Chef des Großen Generalstabes joaufforderte, in ihrer Heimat dafür zu wirken, daß England nichts wie der preußische Kriegsminister in Urlaub feien, behaupten, gegen Rußland unternehme. An dieser Stelle unterbrachen die durch die Aktion Oesterreichs genau so überrascht Engländer Ledebour mit dem Nuf:" Are you a Russian ?"( Sind worden zu sein, wie die anderen Mächte". Sie ein Russe?)
Es geht daraus zweierlei hervor, erstens, dak Ledebour es für taftvoll hält, feine Streitigkeiten mit Haase und Dittmann vor den Engländern auszuframen, und zweitens, daß unter den englischen Striegsgefangenen durchaus teine Neigung besteht, die bolschewistische Weltrevolution mitzumachen.