Einzelbild herunterladen
 

11

9

Wer hat zuerst geschoffen?

der Metallindustrie, wie Deutsche Waffen Fabriken, Jerschien iebknecht im Automobil und erfi eg das Dent- 1 Schließlich geht uns noch folgende WTB- Mittei Merkur Flugzeugbau, Schmagtopff usw. am mal Albrechts des Bären. Im Augenblick bildeten die De Iung zu: Zu der inzwischen vom Kriegsministerium für Sonnabend die Arbeit eingestellt und fich in der monstranten einen mächtigen Halbkreis, um den Worten des Red- falsch erklärten Meldung des WTB, daß der ganze Vorgang Siegesallee zu einem Demonstrationszuge ber- ners lauschen zu können. Gleichzeitig erflommen andere Redner in der Chausseestraße auf einen Befehl des Generalfomman der Spartakusgruppe die daneben gelegenen Denkmäler und hielten dos der Gardetruppen zurückzuführen fei..." wird festge cinigt. Gegen 1 Uhr sammelten sich vor dem Hindenburg - Stand- ebenfalls Ansprachen. Liebknecht führte etiva folgendes aus: Die Vorgänge des gestrigen Abends hätten die Regierung stellt, daß die bestrittene Darstellung dem WTB vom Poli bild am Königsplatz nach und nach mehrere tausend streikende Ebert- Haase endgültig gerichtet. Die Massen müßten ertennen, zeipräsidium, also von berufener Stelle zugegangen war, und Arbeiter und Arbeiterinnen und eine kleinere Menge Sol wohin die Politik dieser Kaisersozialisten triebe. Es sei gar nicht daß, wie in solchem Falle stets, ihre Veröffentlichung ohne daten an. Sie zogen mit roten Fahnen in stummem Zuge zu leugnen, daß der Butsch des gestrigen Tages von der Regierung weiteres erfolgte. die Siegesallee bis zur Charlottenburger Chaussee langsam inszeniert worden sei, denn es müsse doch auch dem Harmlosesten auf und ab; voraufgetragen wurde ein Schild mit der Auf- auffallen, daß die Ereignisse des blutigen Freitags alle miteinander Gefälschtes Telegramm. Bei der 5. Ersatz- Maschinen schrift: Wir protestieren gegen das Blutbad in der Chaussee- im Zusammenhang stehen. Zur gleichen Stunde habe man versucht, gemebr- stompagnie in Reinidenborf traf Freitag straße". Gegen 342 Uhr bestiegen Riebknecht, Dr. Dunder den Vollzugsrat zu verhaften, Herrn Ebert zum Präsidenten der abend ein Telegramm ein:" Alarmbereitschaft aufgehoben. Stell und ein dritter Spartakist die drei ersten Denkmäler redits Republik auszurufen und zur gleichen Zeit hätten irregeleitete vertretendes Generalfommando, im Einverständnis mit Komman Soldaten wehrlose Demonstranten niederfartätscht. Die deutschen dantur." Da das Telegramm ein falches Stichwort enthielt und und hielten von dort aus Ansprachen. Liebknechts Rede Broletarier müßten mit allen Mitteln versuchen, die Macht, die sie nicht von Zentrum", sondern von NO." aufgegeben war, so fragte mar eine Sette von lächerlichen Anschuldigungen und Be- am 9. November mit ihrem Blute erkauft, wieder zu gewinnen. man beim Generalfommando an und es wurde festgestellt, daß schimpfungen der Regierung Ebert- Haase, deren Parole sei: Man fönne unmöglich noch Vertrauen zu den Männern der jebigen auch dieses Telegramm gefälscht war. Schuß dem Geldschran f!" Sie seien die Play Regierung haben, diesen Arbeitermördern, denen die Schreďmittel halter der zurüdkehrenden Hohenzollern.(!) der alten Regierung eben recht seien, zur Aufrechterhaltung ihrer Das Blutbad jei veranlaßt worden nicht von dem General Macht. Der Soldat Rothe vom Gardefüsilierregiment hat dem kommando der Garde, sondern von der Kommandantur Ber - Während der Rede Liebknechts erschien ein Baftautomobil Lokal- Anzeiger" folgende Darstellung gegeben: Ich ſtand nach lin, von dem Kommandanten Wels persönlich(!!) und der Deutschen Waffen und Munitionswerke, das mittag mit den anderen Kameraden alarmbereit an der Ecke Jn folle deshalb der Regierung Ebert- Scheidemann zur Last. an der Ecke der Siegesallee und der Charlottenburger Chauffee auf validen- und Chauffeestraße. Nach Ausgang der Versammlung wir wollten die Menge nach dem Lehrter Nieder mit den Bluthunden Wels, Ebert und fuhr und mit einem provisorisch installierten Maschinen- in den Germaniajälen Scheidemann !" Nicht eine Stunde länger dürften Ebert und 24 Uhr ordneten sich die Demonstranten, die unterwegs starken Zu­gewehr die Straße nach allen Richtungen beherrschte. Gegen Bahnhof abdrängen, nachdem wir sie aufgefordert hatten, sich ruhig zu verhalten erscholl der Ruf, daß von Richtung Friedrichstraße Scheidemann auf ihren Plätzen bleiben. Im Anschluß an lauf durch Neugierige erhielten, zu einem starken Zug, der die Straße her ebenfalls ein Zug Demonstranten nahte. Ich stand mit fünf die Reden vereinigten sich die drei Gruppen zu einem Zuge Unter den Linden zum Schloß entlang zon. Stameraden zusammen, und wir baten wiederholt die Menge, ruhig durch das Brandenburger Tor und unter die Plötzlich fielen aus der Menge Schüsse. Mein rechter Die Arbeiter von Daimler, Werner, Stod und feineren Be- zu sein. Linden. Es mochten etwa 2500 Teilnehmer sein. In Kamerad stürzte verwundet zusammen, ebenso gleich darauf trieben nahmen gestern mittag zu den beklagenswerten Vorkomm­befter Ordnung, mit roten Fahnen, gelegentlich Protestrufe nissen am Freitagabend Stellung. In einer zur Annahme gelangten mein linker. Ich trug beide zur Seite.. Ich felbst hatte einen gegen Wels, Scheidemann und Ebert ausstoßend, zogen fie Resolution ersuchten die Angestellten, Arbeiter und Arbeiterinnen Schuß ins Bein erhalten. Erst nach diesem Vorfall wurde von Unter den Linden " entlang. Ein Rastauto mit vier der Daimler- Motoren- Gesellschaft die Regierung um eine strenge unserer Seite geschossen. Von unserer Seite ist nicht provoziert schußbereiten Maschinengewehren begleitete den Zug. An untersuchung der Ursachen, die zu jenem Blutvergießen ge­dem Plaz neben dem Opernhaus, wo sich im alten Bibliothek- führt haben und fofortige exemplarische Bestrafung der gebäude eine Wache befand, die bei Ankunft des Buges her. Schuldigen. Eine Niederlegung der Arbeit wurde austrat, fam es zu einer Stockung. Es sah aus, als ob ein von den Versammelten nicht für zwedmäßig erachtet. Zusammenstoß folgen würde. In Marienfelde tamen bon 12 000 Arbeitern nur 500 zur Streifparole. Massenstreitversammlung, und nur 300 stimmten für die

"

*

*

In den A.E.G.- Werken Hennigsdorf haben die Arbeiter einen Proteststreif gegen die Vorgänge am Freitag beschloffen. Wer hat den Befehl gegeben? Das Generalkommando des Garbekorps gibt uns folgende Mitteilung:

über­

Auf Grund des§ 11 des Presse- Gefches ersucht das General­Tommando Garde um Richtigstellung der heute veröffentlichten Dar­ftellung über die Borgänge in der Chauffeestraße. Die Abriegelung der Chauffeestraße erfolgte auf Befehl der Kommandantur, weil nur diese Sicherheitsmaßnahmen für Groß- Berlin treffen darf. Ledig rich die Weitergabe des Kommandanturbefehls erfolgte über das Generalkommando. Bon seiten des Generalkommandos.

Der Soldatearat. Müller.

Der Chef des Generalstabes. b. Bok.

worden."

-

-

Der friedliche" Spartakus . Gegenüber den Versicherungen der Spartakusgruppe, daß ihre Demonstrationen am Freitag ganz friedliche Ab sichten gehabt hätten, teilt uns ein zuverlässiger Zeuge, der die Versammlung in den Sophiensälen besucht hat, noch folgende Episode mit: Als die Versammlung alarmiert wurde, stand ein ihm unbekannter Mann auf und hielt folgende Ansprache:

Genossen, wir wollen nach der Schöneberger Sicher heitswache gehen. Die steht auf seiten der Spartakusgruppe und wird uns sicher Waffen geben.

Ob der Inhalt der Rede zutreffend ist, daß die Schöne berger Sicherheitswache auf seiten der Spartakusgruppe stehe, fönnen wir im Augenblid nicht nachprüfen. Sicher aber ist der Vorschlag gemacht worden, sich bei der Schöneberger Sicherheitswache Waffen zu holen. Er wurde auch durchaus beifällig aufgenommen.

Junge Soldaten, Anhänger der Spartakusgruppe, sprachen erregt auf die Wache ein und nahmen zwei dort aufgestellte Maschinengewehre fort, so daß das Auto nun mit sechs dieser Waffen ausgerüstet war. Die Erregung der Menge war sehr groß. Durch die Dazwischen­funft des Polizeipräsidenten Eichhorn , der die Zusicherung gab, es werde nicht geschossen werden, trat wieder Beruhi­gung ein. Der Bug sette seinen Weg fort. Vor dem Kom­mendanturgebände ward Halt gemacht. Liebknech t- stieg auf das erwähnte Auto und forderte die Beseitigung der Bluthunde, die Schuld an dem Blutvergießen vom Abend vorher seien. Vor allem müsse els entfernt werden. Aber auch die Regierung Scheidemann Ebert sei nicht länger zu ertragen. Dasselbe Thema wurde noch von einigen Rednern, wie Bied, Eberlein usw. variiert. Eberlein Rundgebung der Unteroffizier- Regierungsschuhtruppe. trat mit der Behauptung hervor, es feien am Tage vorher Die Unteroffizier- Regierungsschußtruppe( Führer Suppe) er­achtzig Matrosen entwaffnet und gefangengengesetzt worden, läßt folgende Kundgebung: weil sie der Spartakusgruppe angehörten. Er schlug die Bom Polizeipräsidenten Eichhorn erhalten wir Wir sind keine weiße Garde aus Unteroffizieren, die ahl einer Deputation vor, die eventuell die Be folgende Nichtigstellung: Das Kriegsministerium gibt gegen freiung dieser Leute bewirken sollte. Als die über einer Meldung des WTB die Versicherung ab, von seiten des mit dem Popang des Bolschewismus eine wahre Bogromatmosphäre Abgesandten zurüdfamen, mußten sie allerdings mitteilen, Generalfomamndos des Gardekorps sei ein Befehl an die Berliner m Berlin geschaffen haben, sondern wir sind treue Anhänget daß die Matrosen wegen Diebstahls ent. Truppen, Straßendemonstrationen aufzuhalten, nicht ergangen. der Regierung Ebert- Haase, die mit ihrem Blut für die maffnet und verhaftet worden seien. Diese Behauptung ist unrichtig. Ich habe eine Stunde nach den Wolfsbeauftragten dort einzutreten gewvillt sind, wo diese Regie Inzwischen hatten sich das armierte Lastauto und der blutigen Vorgängen in der Chauffeestraße folgendes in der Kaserne rungsmänner bedroht sein sollten. Unser Umzug am 5. d. M. des Garde- Füfilier- Regiments festgestellt: Nachdem gegen abend der durch Berlin sollte dies und nichts mehr öffent Demonstrationszug nach dem Lustgarten weiterbegeben. Befehl zu erhöhter Alarmbereitschaft eingetroffen, tam vom Stell- I ich bezeugen. Wir haben von der sogenannten Festsetzung Dort wurde abermals eine Versammlung unter freiem Him- vertretenden Generalfommando der durch Herrn Krebs übermittelte des Bollzugsrates erst erfahren, als sie schon längst erfolgt war. mel improvisiert. Liebknecht bestieg wiederum den Kraft- telephonische Befehl an den Kommandanten der Garde- Füsiliere, ein magen, um die Versammelten zur ,, Rettung der Revolution" Kommando nach der Kreuzung Chauffee- und Invalidenstraße zu Wir mißbilligen jede Art von Bolschetvismus, auch Eingriffe in die aufzufordern. Ein anderer Redner forderte die schiden, um den aus den Germaniasälen heranziehenden Demon- Breßfreiheit aufs schärfste. Wir sind für Ruhe, Freiheit, Arbeit, Arbeiter auf, ständig Waffen mit sich zustrationszug zu zerstreuen und in die Seitenstraßen abzulenten. Ordnung, Brot. Der Kommandant der Garde- Füfiliere versicherte mir, ohne diesen führen, damit sie jeden Augenblid bereit seien, im Inter - ausdrücklichen Befehl des Stellvertretenden Generalfommandos des Eine Erklärung des 53er Ausschusses der Marine zu den Bor effe der Revolution einzugreifen, sobald der Ruf an Gardekorps würde er niemals Soldaten auf die Straße geschickt gängen am 6. Dezember in Berlin wurde von der Bollversamm fie ergehe. Nach einigen weiteren Ansprachen, woran haben. Serr Krebs sei ihm außerdem als Mitglied des Soldaten- lung am Sonnabend im Reichsmarineamt wie folgt beschlossen: fich auch eine Frau beteiligte, fand die Demonstration ihr rates bekannt. Nachdem der Befehl vorgelegen, habe er sich ver- Der 53er Ausschuß berurteilt auf das schärffte, daß in Soldaten Ende. Die Teilnehmer gingen ruhig auseinander. pflichtet gefühlt, seine Leute auch für alle Fälle gehörig auszurüften, und Arbeiterfreisen gegenseitige Hebe nach den verschiedensten Die Soldaten rüdten mit Maschinengewehren und Handgranaten sozialistischen Richtungen mit Mitteln betrieben wird, die zu aus. Befehlsgemäß wurde der Zug aus den Germaniajälen nach solchen bedauerlichen Vorgängen führen, wie sie sich am 6. Dezember der Lehrter Straße abgelentt; erst als später der Zug aus den in Berlin gezeigt haben. Keine fozialistische Richtung verfolgt Sophiensälen die Chauffeestraße aufwärts heranrüdte, fam es zu Biele, wie sie mit dem Wort Bolschewismus" in die Oeffentlich der Schießerei, in deren Verlauf nach der Aussage des Kommando- feit hineingetragen und womit weite Kreise graulig gemacht wer­führers von den Soldaten etwa 500 Schüsse abgegeben wurden. den sollen. Alle sozialistischen Massen vereinen sich in der Wahr

Gine Botalforrespondenz gibt folgende Schilderung von der Demonstration: Gegen 12 Uhr erschienen Arbeiter und Arbeiterinnen in langen Zügen an der Siegessäule und zogen fast anderthalb Stunden lang auf und ab. Kurz nach 1% Uhr ging eine Bewegung durch die Massen. Von stürmischen Hochrufen begrüßt,

Wir Muskoten ".

( Mein soldatisches Glaubensbekenntnis.) Rameraden, ihr ohne Treffen und Knopf, Jeht rect euch empor, tragt hoch den Kopf! Prahlen- nein, das liegt uns nicht,

nns Muskoten", die schweigend erfüllten die Pflicht, Und klagen um das, was vorbei und tot Alagen hat verlernt der Muskot!

Wer als Soldat seine Pflicht getan,

Ob Siebzehnjähr'ger, ob Landsturmmann,

Ob Pionier, ob Infanterist,

Ob Kanonier, Flieger, Kavallerist,

Ob Matrose, Trainsoldat, Maschinist.

Ob Armierungsfoldat, ob Telegraphift,

Jeder, der als braver Soldat

Im Feld gewirkt und geblutet hat,

Jeder, der tat, was die Pflicht gebot,

Der sich selbst bezwang in rid und Not,

Jeder, ja felbft der dümmste Trepf,

-

Soll freu'n sich, daß fiel der alte Schopf! Vieles war morsch und vieles war schlecht, War nicht mancher von uns nur ein feldgrauer Knecht? Galt mancher nicht als moderner Sklav', Und noch dazu als Esel" und Schaf"? Das war einmal vielleicht war's gut

Für den, der allzu dickes Blut... Brahlen und Klagen liegt uns nicht, Sprechen und wirken ifticut unfre Pflicht, Sft Pflicht und Recht und strenges Gebot, Geheiligt durch Kameradentov.

-

Wir sind schlichte Soldaten, teine Herr'n, Wir kämpften nicht für Band und Stern, Wir kämpften für Heimat Kind und Weib, Wir darbten für sie an Seele und Leib, Wir kämpften im groben Muskotenkleid Bier lange Jahr für die neue Zeit, Und Tausende gaben mit Stolz und Mut Für sie ihr rotes mustotenblut! Drum redt euch empor, tragt hoch den Kopf, Kameraden, ihr ohne Tressen und Knopf!

Heinrich Dellers, Ersatz- Reservist, Riga . Der Bürger und die Kunst.

Der Bürger ist die Verkörperung des Gewordenen. Kein Mehrer, sondern ein ängstlicher, aber getreuer Sachwalter ererbter oder vor langer Zeit einmal erarbeiteter geistiger und wirtschaft­licher Güter. In jeder Hinsicht ein Angelangter. Daraus ergibt

sich mit Notwendigkeit seine Stellung zur Kunst. Denn ist der Bürger ein Angelangier, so ist der Künstler ein Ringender oder, wenn man will, ein Klimmender. In ihnen beiden schuf der Welt­geist die reinsten Ausdrucksformen jener beiden Elemente, deren Kampf den Inhalt der Weltentwicklung ausmacht: des ewig Be­harrenden und des fich ewig Wandelnden. Als die Natur den Künstler schuf, schuf sie im Bürger seinen Gegenpol. Jener ist der Gestaltende, dieser der Erhaltende.

-

-

rauschen hören, weil er gleich ihm ein Feind des jeweils Be stehenden ist. Nie aber fann eine Brüde von ihm, dem Verkünder des Morgens, zu dem Vertreter des Heute führen. Für den jungen Künstler gibt es daher nur einen Platz: An der Seite jener Mächte, die heute eine neue Gesellschaftsform heraufführen wollen.

Notizen.

Heinz Michaelis.

Vorträge. Ueber Die neue Kunst"( Futurismus, Ru bismus, Expressionismus) hält Dr. Ernst Cohn- Wiener drei Licht­bildervorträge am 11., 18. un 21. Dezember, Uhr, im Saale der Berliner Seyession, Kurfürstendamm 232. In der Kant- Ge sellschaft spricht am 13. Dezember, 8 Uhr pünktlich, im Flugverband Haus, Schöneberger Ufer 40, Professor Frischeisen übe rden jüngst verstorbenen Soziologen Geord Simmel. Dr. Buchenau spricht über Pestalozzis Sozialphilosophie".

-

Dr. Archen hold spricht Dienstag in der Treptow­Sternwarte über die Vielheit der Welten".

Musit. Am 17. Dezember spricht der Musikhistoriker Siegmund Pisling über Beethoven im Lichte der mo dernen Musit", mit Erläuterungen am Flügel.

In dem Kampf zwischen Tasso und Antonio hat Goethe dem undersöhnlichen Zwiespalt zwischen diesen beiden Menschheitstypen die ewig gültige Formung gegeben. Hat der Künstler aber alles, was in ihm war, aus sich herausgestellt, so pflegt er und das ist feine Tragit selber zum Bürger zu werden. Nicht mehr sicht er seine Aufgabe darin, auf den Altären der Kunst neue Opferflam­men zu entzünden, sondern er bescheidet sich damit, das Amt des Tempelhüters zu bersehen. Gegenüber jeder neuen Kunst gibt es für ihn dann nur die unbedingte Abwehr; denn da jeder neue Schöpfer ein neues Weltbild in sich trägt, führt sich der Künstler der hervorgehenden Generation durch ihn in seiner- geistigen Eri­stenz bedroht. Nur den Zerstörer seines Lebenswertes vermag er in dem jungen Künstler zu erbliden. Als Goethe Kleist gegenüber die bekannte ablehnende Haltung einnahm, folgte er nur den Not­Konzert- Verlegung. Die Weingartner- Konzerte wendigkeiten seines Wesens. Den Sinn seines Seins hätte er ver- am 8. und 9. Dezember müssen wegen Zugsperre verlegt werden. neint, hätte er in jenem den ebenbürtigen Nachfolger anerkannt. Die Karten behalten ihre Gültigkeit. Nur abgstempeltes Epigonentum, das sich fflabisch in den von ihm selbst gewiesenen Bahnen fortbewegt, das ist die Kunst, die dem zu Jahren gekommenen Künstler fördernswert erscheint; denn nur in ihr glaubt er die Reime, die er einst gejät, fortwirken zu sehen. Jede anders geartete neue Kunst, die aus ihm unzugänglichen Ur­gründen des Seins aufsteigt die ein neues Ethos, ein neues Lebensgefühl berkündet, erscheint ihm als Verneinung feines fünstlerischen Jch.

"

Die Frage, wie fich nun der Zeitgenosse, den man gemeinhin als Bürger" bezeichnet, zur Kunst verhält, bedarf demnach kaum noch einer Beantwortung Auch ihm ist jede neue Kunst natürlich von vornhercin ein Greuel. Nur zur Kunstübung der Angelang­ten und ihrer Nachtreter unterhält er Beziehungen persönlicher Natur. Das revolutionäre Element, dem jede neue Kunst ent­springt. scheint ihm nebenbei bemerkt, mit Recht den Bestand einer Gesellschaftsform zu gefährden, die er seinerzeit felbst mit geschaffen hat. Jeder junge Künstler ist der Prophet des Kommen den. Das fühlt der Bürger des Heute sehr wohl, eben weil er selber der Revolutionär von gestern ist.

-

-

-

Theater. Im Opernhause, Unter den Linden , wird der seit März 1917 nicht gegebene Ring des Nibelungen " wieder in Szene gehen und zwar das Rheingold " am Donners­tag, den 12. 5. M. ,,, Walküre " am Dienstag, den 17. b. M., Sieg­fried" am Freitag, den 20. d. M. und Götterdämmerung " am Montag, den 23. d. M.

-Das Deutsche Theater verzichtet auf die geplante Wiederaufnahme des Teddy, eines über 100mal gespielten Re pertoireſtüdes". Es proteftiert dabei gegen den beschränkten Stand­punkt des Goethebundes" und erklärt, in Dingen der Kunst keine nationalen Grenzen anzuerkennen".

Kenner des Teddy erklären, daß alle Barteien bei der Nicht­aufführung des fotanen Stüdes gewinnen.

Hundert Jahre Stille Nacht, heilige Nacht ". Am Weihnachtsabend dieses Jahres werden 100 Jahre verflossen sein, seitdem das Weiheited Stille Nacht" von Joseph Mohr ge­dichtet wurde. Der Lehrer Franz Gruber hat um die Verse die füße, vertraute Melodie geschlungen, und am 24. Dezember 1818 wurde in der St. Nikolauskirche in Oberndorf an der Salzach das Weihnachtslied zum ersten Male öffentligefungen.

-

Der natürliche Bundesgenosse des jungen Künstlers ist der Proletarier, der gleich ihm ein Ringender ist, nimmer der Danttagin Amerika. Präsident Wilson hat in einem fatte Bürgersmann, der fein Ziel mehr vor Augen hat. Liefert ihm Aufruf bekannt gegeben, daß der 26. Nov. von nun an als nationaler die Kunst aus, und er wird sie entgeistigen, wie er die Politik ent- Dank und Bettag in ganz Amerika gefeiert werden soll. Die Ameri geistigt hat. Jede lebendige Kunit ist ihrem Wejen nach anti- faner follen an diefem Tage Gott für die Wohltaten des Friedens bürgerlich; ihr Sinn ist es, den Bürger zu überwinden. In der danken. Hoffentlich wird der Friede so, daß man auch den Seele des Verbrechers kann der Künstler verwandte Quellen Menschen dafür danken bann.

-