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Nr.340a. 35.Jahrg.

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.Gostaldemokrat Berlin".

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 63, Lindenstr. 3.

Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 13190-15197.

Mittwoch, den 11. Dezember 1918.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morisplay, Mr. 11 753-54.

Die Beseitigung des Achtſtundentags.

Weil die französischen Bergarbeiter noch

10 Stunden arbeiten müssen.

Die französische Besatzung des Saargebietes hat den Achtstundentag für Bergarbeiter aufae hoben, mit der Begründung, daß sowohl in Frankreich wie in Deutschland Kohlennot herrsche, namentlich aber, weil die französischen Bergarbeiter auch 10 Stunden arbeiten müßten. Auf den Einwand, daß in der Pfalz die Achtstundenschicht bereits eingeführt sei, erwiderte der französische Befehlshaber, daß sie abgefchafft würde, sobald die Fran zosen in der Pfalz eingerüdt feien. Er fönne die Achtstundenschicht nicht einmal in Aussicht stellen, wenn jedoch die Bergleute Kohlen lieferten, würde auch die Ver. forgung mit Lebensmitteln für die Bergleute gut werden, die unter der Lebensmittelnot sehr leiden.

Man sieht auch daraus, daß die Maßnahmen der Be­Jazungstruppen ganz von der Sorge um die Ruhe der fran­ zösischen Herren- im- Hause" diktiert ist.

Forderungen der französischen Arbeiter.

Revolitionsverhot des fors.

Die Frage Deutschböhmen.

Kantonale Verfassung.

Um die Nationalversammlung.

Termin und Aussichten.

Wie uns aus Prag gemeldet wird, soll der tschechoslowakischen Nationalversammlung in der nächsten Beit eine Verfassung der neuen Republit vorgelegt werden, die eine tantonale liebe- terung eingetreten. Mag man sich auch dort noch der Hoff­In Spartakuskreisen ist seit Sonntag eine starke Ernüch­rung vorsieht. Es sollen etwa 25 Rantone gebildet werden, wo nung hingeben, nach monatelanger Berrüttung des Reichs von 4 oder 5 das deutsche Sprachgebiet umfassen würden. Den durch Hunger und Arbeitslosigkeit die politische Macht erobern Kantonen soll weitgehende Selbstverwaltung berliehen werden, und zu fönnen, so sieht man doch wohl ein, daß in diesem Augen­nur die Angelegenheiten, bei denen eine Trennung nicht möglich blick nichts zu erreichen ist. Berlin hat allem Anschein nach ist- Eisenbahnen, Post usw. sollen gemeinsam sein. Auf diese die Krise überstanden, und die Regierung Ebert­Weise hofft die tschechische Regierung die Deutschen mit ihrem Haase bekommt die Zügel immer fester in die Hand. von der Entente angeblich schon beschlossenen- Becbleiben im tschechischen Staatenverbande verföhnen zu können.

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Man wird den Entwurf der tschechischen Regierung abwarten müssen, bevor man sich ein Bild von seiner voraussichtlichen Wir fung auf die Deutschböhmen machen fann. Aber viel ist dabei nicht zu erwarten, denn die Deutschböhmen wollen nicht gur tschechoslo­wakischen Republik sondern streben mit aller Straft zu Deutsch österreich und damit zu Deutschland . Dazu haben sie, wie objektiv urteilende Tschechen zugeben, nach den Wilsonschen Grund­sähen auch das Recht, nur wenden die Tschechen dagegen ein, daß ihre Republik durch die Abtrennung Deutschböhmens ein lebens­unfähiges Gebilde wäre, so daß fie nicht dem Recht, aber den Tat­fachen nach ihr eigenes Selbstbestimmungsrecht dadurch verlieren mirden.

Sure

Indes, in Zeiten wie diesen kann es nicht anders sein: Tritt eine Sorge in den Hintergrund, so treten zwei, zehn andere in den Vordergrund. Immer bedrohlicher flingen die Nachrichten von einem bevorstehenden Entente­ultimatum über die Bildung einer ordentlichen, auf eine Willenskundgebung des Volkes gestützte deutsche Zentralge­walt, ohne daß man zunächst unterscheiden kann, was an ihnen Wahrheit und was bloße Tendenz ist. Jedenfalls nützt die Rechte diese Nachrichten weidlich aus, um für eine Wieder­ein berufung des Reichstags Stimmung zu machen, wie sie auch vom Kölner Oberbürgermeister Adenauer ge­fordert wird. Hajtz

Nuneifteen chtig, daß der Reichstag , der vor sieben erung des schabhaftes veraltetareife ehliyfiems cne ählt Sachfen Bährend diefer Beu rupter werteyr nay vend zent wurde, bura) Die resolutionare bejeniging ver unh Abschnürungspolitik gegen Deutschösterreich treiben Mährisch- Oftrau, das Wien bisher mit Kohlen versorgte, auch nie ein Sehl daraus gemacht, daß auch wir hier den berfassung sein Eristenzrecht verloren hat. Wir haben aber sei in den Händen der Polen Das Brüg- Duger Gebiet werde feine Ueberschüsse abliefern, sobald der Bedarf des eigenen Landes schwächsten Punkt des durch die Revolution entstandenen Pro­gebedt sei; mit der Lebensmittelversorgung sei aber Innerböhmen bisoriums empfinden, und daß wir die schleunigste Einbe­nicht besser gestellt als irgendein anderer Teil des ehemaligen rufung einer ordentlichen Volksvertretung für dringend not­Desterreich- Ungarn . wendig holten.

Bern , 10. Dezember. Buriser Blätter teilen mit, daß Sonntag riche nachmittag eine große Versammlung im Bariser Gewert. fchaftshause stattgefunden hat, in der der Achtstundentag, De mobilisierung und allgemeine Amnestie gefordert wurde. Bo pu­Iaire", bas als einziges Blati weitere von der Benjur start ge türzte Mitteilungen macht, berichtet ferner, daß die Versammlung Gerechtigkeit und allgemeine Verbrüderung verlangte und die Not­wendigkeit einer Aktion zugunsten der sozialen Revolution immer wieder betonte. Der Journalist Paul Faure bezeichnete den Sapi. talismus als Urheber des Krieges und verurteilte die Intervention der Alliierten aufs schärfste. Der Wortlaut der einstimmig angenommenen Resolution wurde von ber Bensur vollständig unterdrückt.

Huysmans über das belgische Friedensziel. London , 10. Dezember. Reuter. Das in London erscheinende Belgische Blatt ,, La Metropole" teilt mit, daß der belgische Minister des Aeußern Huysmans am 2. Dezember in Beantwortung einer Anfrage erklärte, von Deutschland werde in erster Linie die Rüd erstattung des Milliardenschadens verlangt werden. Bezüglich der territorialen Beränderungen, tönne er teine Erklärungen abgeben.

Die Entente und die Polenausschreitungen. Eine Untersuchungskommission.- Der Standpunkt der deutschen Regierung.

London , 11. Dezember. Das Reutersche Bureau erfährt, daß die britische Regierung eine Miffion nach Bolen schiden wird, um den Alliierten über die Verhältnisse in diefem Lande zu berichten. Der Militärattaché in Kopenhagen , Oberst leutnant Wadi, wird als Kommissar auftreten.

Straßenkämpfe in Deutsch böhmen.

Der Termin für die Wahlen zur Nationalversammlung ift auf den 16. Februar festgelegt worden, vorbehaltlich der Bestätigung durch die Reichsversammlung der A.­Prag, 11. Dezember. In Aussig fam es geftern nachmittag und S. Räte, die am nächsten Montag in Berlin zu­und abends zu umfangreichen Plünderungen. Große Men sammentritt. Diese Reichsversammlung hat es also in der sajenmengen drangen in die Räufläden ein, zerstörten und Hand, den Termin innerhalb des technisch Möglichen noch plünderten sie. Die Polizei und die Volkswehr waren völlig ohn- etwas früber zu legen, und sie würde hohe politische Ein­mächtig gegen die tobenden Massen. Gegn 8 Uhr abends zog der ficht betätigen, wenn sie sich zu einer solchen Verlegung ent­Soldatentat Berstärkungen heran, doch vermochten sie den Blunde- schließen wollte. Eine entsprechende Anregung ist vom A.- und rungen keinen Einhalt zu tun. Es wurden Gewehre und Maschinen- S.- Rat in Cassel ergangen. gewehre in Tätigkeit gefeßt und bis in den späten Abendstunden Die Stellung der sozialdemokratisch- unabhängigen Regie­start geschossen, wobei bisher drei Tote und fünf Schwerverletzte zu rung fönnte nach außen und innen nur wesentlich gestärkt berzeichnen sind. Die Zahl der Leicht verlegten ist sehr groß. werden, wenn man sich darauf berufen könnte, daß sie den Bis 11 Uhr nachts duuerten die Plünderungen noch an. Auch in Wahltermin so früh als möglich angesezt hat. Damit erledi­dem benachbarten Schön wiejen fam es bereits nachmittags gen sich alle ausländischen Beschwerden über den ufurpatori­zu Ausschreitungen, wobei das Militär von der Waffe Gebrauch schen Charakter der gegenwärtigen Regierungsgewalt ebenso machen mußte. Mehrere Personen wurden dabei verletzt. wie alle Bestrebungen, den toten Reichstag zu galvanisieren. Die Tschechen beschten nunmehr auch Leitmerig.

Es ist bekannt, daß der Mitte- Februartermin e in Rom­promiß ist zwischen dem Mitte- Sanuartermin, den die So­zialdemokratie gewünscht hat, und den Mitte- Apriltermin, den Verschuldung Englands gegenüber Amerika . ber Barteivorstand der Unabhängigen in Vorschlag brachte. London , 10. Dezember .( Reuter.) Churchill sagte in einer Wir denken aber, daß sich die Unabhängigen mit einem Be­Rede, die er in Dundee über die finanziellen Fragen hielt, unter schluß der A.- und S.- Räte, den Termin früher zu legen, leicht anderem, England sei an die Vereinigten Staaten schwer ver- befreunden könnten. Denn wenn es auf der einen Seite voll­schuldet; es habe für 8 Milliarden Mart Gold und 16 bis 20 mil- fommen flar ist, was durch die Versäumnis von vier Wochen liarden Wertpapiere nach Amerika geschickt. Die Binszahlung für aufs Spiel geicht wird, so ist es auf der anderen ebenso unklar, die Schulden und der Binsverlust für die Wertpapiere würden was damit gewonnen werden soll. während der folgenden Jahre England eine sehr ernste Bürde auferlegen.

Um den Völkerbund.

Gegenüber den polnischen Breffeagenturen, die fort­fahren, die Schuld an den Pogromen in Bolen und Man darf ohne weiteres zugeben, daß unsere früheren Galizien abzustreiten, und sie als Ausschreitungen von Genossen, die sich im Frühjahr 1916 von uns trennten, in einer Banditen und Plünderern darzustellen, wird mit allem Nach­üblen Lage sind. Sie sehen, als abgesondertes Parteigebilde, druck auf die Berichte der Augenzeugen hinzuweisen sein, die den Wahlen nicht mit denselben hochgespannten Erwartungen bejagen, daß die Bogrome in den meisten Fällen von den entgegen wie wir. Ihr Wunsch, die Entscheidung noch etwas polnischen Regionären borbereitet und von den Be- Verbandes ber Bölkerliga hat der französischen Regierung fönnen, ist begreiflich. Aber die Erwägung muß sich da Bern , 10. Dezember. Der Generalrat des französischen hinausschieben und inzwischen für ihre Sache arbeiten zu hörden geduldet wurden. Die jüdischen Selbstwehren wurden eine Vorlage zugehen lassen, wonach die alliierten Regie zwischen drängen, daß mit dem Ende des Streits über die von den polnischen Legionen auf Befehl der Behörden vor dem Beginn der Pogrome entwaffnet. In rungen nach und vor dem Zusammentritt der Friedenskonferens Kriegspolitik der Sozialdemokratie die politische Kon­Lemberg war den Truppen bekanntgegeben worden, daß sie feierlich bekunden sollen, daß sie die Grundfäße und Bedingungen junktur für die Unabhängigen vorüber ist. 48 Stunden lang das jüdische Viertel plündern dürften, wie für den Völkerbund festlegen und sich verpflichten, diese Abmachungen Ihr Rekrutierungsgebiet waren diejenigen Kreise der sozial­denn auch die Verhängung des Standrechts erst am dritten immerdar einzuhalten. Vor allem müsse der Friedensvertrag demokratischen Partei, die mit unserer Kriegspolitik unzu­Lage der fürchterlichen Ausschreitungen erfolgte. In Lemberg bas obligatorische Schiedsgerichtsverfahren und die Beschränkung frieden waren, und darum war die einseitige Kampffront wurde die Wasserleitung während des Brandes der Rüstungen enthalten. Die Alliierten sollen sich ferner ver- gegen die alte Partei die gegebene. Die läßt sich aber nicht des jüdischen Viertels gesperrt. pflichten, sofort nach Friedensschluß eine Konferenz abzuhalten, in mehr aufrecht erhalten, seitdem sich die Unabhängigen mit uns

Daß deutiche Untriebe an den Bogromen schuld sein sollen, der alle den Wörterbung betreffenden Fragen von allen Staaten vie polnische Presseagenturen behaupten, ist eine so unsinnige gemeinsam besprochen werden sollen, die in den Bölferbund ein­Unterstellung, daß ihre Widerlegung sich erübrigt. Solange die treten. Diese Konferenz foll dann auch beschließen, welche Nationen deutsche Besatzung in Bolen bestand, find die auch damals unter- in den Bölkerbund aufgenommen werden sollen. nommenen Versuche zu Pogromen jedesmal fofort unterdrückt

worden.

Die englische Schiffahrtskommission in Hamburg ist gestern nach Die deutsche Regierung verurteilt die fürchterlichen Pogrome Bremerhaven abgereift. Die Vereinigte Buafter und Fracht aufs schärffte und weiß sich darin eins mit der öffentlichen Mei- ichiffahrtsgefellfchaft wurde beauftragt, für möglichst schnellen Ab­nung der gesamten Welt. transport der Fahrzeuge zu sorgen.

auf dieselbe Regierungsbank gesetzt haben. Stärker als Worte wirken Eaten, und die Tat der Unabhängigen zeigt den Maffen, daß der so hißig geführte Streit um die Kriegskredite etwas geschichtlich Erledigtes ist, und daß das Bedürfnis nach einer Sondergruppierung innerhalb der Arbeiterbewegung nicht mehr besteht.

Das sind Umstände, die der alten Mehrheitspartei ohne weiteres zugute fommen müssen. Sie ist heute die Hoff­nung des deutschen Proletariats, sie ist, rund herausgesagt,